Dann sind wir jetzt quitt!
Für Feste aller Art war ich schon immer empfänglich gewesen, gleich welcher Sinn und Zweck dahinter steckte. Wenn nun der Sinn darin lag, einen neuen Ehemann für mich zu finden, warum nicht! Ich würde meinen Spaß haben und konnte aus der bunten Vielfalt wählen. Das Heiraten an sich, hatte für mich längst seinen Schrecken verloren. Ich wußte, was auf mich zu kam und dieses Mal würde ich nicht so unwissend und ahnungslos ins Blaue tappen. Diesmal würde auch ich die Fäden in Händen halten. Und ich wußte genau, was ich wollte.
"Die Trauben schmecken vorzüglich, nicht wahr?" Ich hatte die Früchte speziell aus Campania kommen lassen. Dort waren sie am Fuße des Vesuvs gewachsen. Diese Sorte bevorzugte ich am liebsten, denn keine andere Sorte konnte es mit ihrer Süße aufnehmen. Meinem Onkel mußten sie wohl auch schmecken, denn er schien sie wahrhaft zu genießen. Dieses Obst war nicht dazu bestimmt, einfach achtlos hinuntergeschluckt zu werden.
Von der anstehenden Hochzeit hatte ich bereits gehört. Ich wußte nur nicht mehr, wann genau sie stattfinden sollte. Den Termin hatte ich wie üblich einmal wieder vergessen.
"Oh ja, das erscheint mir auch als eine sehr gute Gelegenheit dafür! Weißt du zufällig, wer alles eingeladen worden ist?" Diese Frage hatte ich natürlich nicht ohne einen gewissen Hintergedanken gestellt. In Erwartung, einen bestimmten Namen von ihm zu hören, haftete mein Blick an meinem Onkel. Eigentlich war es ja anzunehmen, daß man den Aurelier eingeladen hatte. Schließlich verband unsere beiden Familien mehr als nur Freundschaft.
Seine Ankündigung, angemessen versorgt in eine neue Ehe zu gehen, ehrte mich. Zwar war ich immer noch im Besitz, eines Großteils des Vermögens meines verstorbenen Mannes. Doch wie das Leben so spielte, würde auch dieses einmal zur Neige gehen. Als Frau von Welt war man ja stets darauf bedacht, sich modisch und effektvoll zu kleiden und gute Qualität hatte nun mal ihren Preis!
"Das ist wirklich sehr zuvorkommend von dir, lieber Onkel!" Es war immer wichtig, zu wissen, man konnte auch in der Ehe einen gewissen Standard halten, schließlich konnte es oftmals anders kommen, als man dachte! Diesmal würde ich mich nicht wie ausgeliefert fühlen! Nein, diesmal war alles anders. Mit diesem Wissen, hatte ich allen Grund, fröhlich zu sein.