Genüßlich löffelte ich meinen Haferbrei. Ein Tag, der mit einem solchen kulinarischen Hochgenuß begann, mußte einfach ein guter Tag werden, wäre da nicht mein verehrter Bruder und sein seltsames Problem anwesend gewesen.
Die Antwort, die er auf meine Frage folgen ließ, hätte mich beinahe das Leben gekostet. Da ich mir, an nichts böses denkend, den Löffel mit dem Haferbrei zum Mund führte, als diese ominöse Entgegnung an mein Ohr drang, geriet ein Teil der gesunden Leckerei in meine Luftröhre und ein schrecklicher Hustenanfall war die Folge.
"Oh Iuno! Steh´mir bei! Wie bitte, was hast du getan?"
Hatte ich soeben wirklich richtig gehört? Wie widerlich! Geradezu absoßend! Mit einem Blick voller Abscheu sah ich eindringlich meinen Bruder an. Das Frühstück hatte sich für mich erledigt! Mein Appetit, sofern er noch vorhanden war, war auf einmal mehr als verflogen.
Beiträge von Flavia Celerina
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Bin wieder da!
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Unter anderen Umständen, hätte ich mich vielleicht mit einer Freundin, die mit bei der Cena lag, an einen ruhigeren Ort verdrückt, wenn die Männer langweilten. Doch hier war das nicht möglich! Denn schließliech war es ja meine Ankunft, die diese gemeinsame Cena veranlaßt hatte und zum anderen, war ich mit Claudia Antonia noch nicht so vertraut, um sie bereits eine Freundin nennen zu können.
Doch glücklicherweise lagen wir nicht weit voneinander entfernt, so daß eine Unterhaltung möglich war.
"Ja, heute Nachmittag bin ich in der Villa eingetroffen und bin sehr glücklich, so freundlich empfangen worden zu sein." Ich lächelte ihr freundlich zu und sprach weiter. "Nun, ich muß gestehen, dies ist mein erster Aufenthalt in Rom. Ich bin in Hispania aufgewachsen und lebte dort in Tarraco. Nach meiner Vermählung zog ich dann mit meinem Gemahl nach Lutetia. Nach seinem Tod vor einigen Wochen, beschloß ich, nach Rom zu reisen, um meine Familie kennenzulernen. Ich selbst erfuhr erst vor wenigen Monaten von meiner Herkunft. Das ist eine sehr mysteriöse Geschichte!" Ich griff nach einigen Oliven und ließ sie nacheinander in meinem Mund verschwinden.
"Ich bin sehr froh, jetzt hier zu sein! Die Zeit in
Lutetia war ein Graus!" Zum ersten mal hatte ich mich ansatzweise mit einer anderen Person über meine Ehe unterhalten. Vielleicht war es ja möglich, ihr noch mehr anzuvertrauen. -
Lucanus machte mir den Eindruck, als könne er Ylvas Anwesenheit nicht einfach ignorieren. Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu und schon wußte sie, was zu tun war. Wortlos verließ sie mein Zimmer und ich konnte mich wieder voll meinem Bruder widmen. Doch nun war erst einmal Frühstückszeit! Ich konnte es schon gar icht mehr erwarten, und griff hastig nach der Schüssel mit dem Haferbrei-mit-Trockenobst-Gemisch. Einfach lecker!
Nach einigen Bissen versuchte ich, das Gespräch wieder anzukurbeln.
"Wo waren wir denn stehengeblieben? Ach ja, dieser Kerl! Lucanus, was hat dieser Tassio mit dir angestellt?" Mir war die Ernsthaftigkeit des Themas durchaus bewußt und so sprach ich ruhig auf ihn ein und wollte ihm mein Vertrauen schenken. Schließlich war ich ja seine Schwester, wenn auch erst seit kurzem. Aber er konnte mir alles anvertrauen und wir könnten gemeinsam Lösungen finden. Für alle Problemchen gab es letzlich eine Lösung und ich würde schweigen, wie ein Grab! -
Bin ab morgen bis voraussichtlich zum Wochenende nicht da.
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Achtung! Achtung! Korrektur!
Das hier angekündigte Geburtagskind hat genau in 24 Stunden und 23 Minuten Gebutrstag.Also nochmal zum mitschreiben:
26.02.1978, 22 Uhr 23, 3060g, 50cmÜbrigens, ich war definitiv nicht dabei!
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Wohlwollend beobachtete ich die Szenerie, die freundliche Aurelia, die einen netten Eindruck machte, ihre kleine Sklavin, die eigenartige Bewegungen mit ihren Händen machte und die man ohne Zweifel noch etwas zurechtschleifen musste, mein Bruder der das Sklavenmädchen bereits kannte und der schon wieder seine Wortspielchen zum Besten gab. Lucanische Würstchen? Da ich tagtäglich mit einem Lucanischen Würstchen zu tun hatte, war derzeit kein Bedarf für diese Wurstspezialität.
"Oh, für mich bitte einen verdünnten Wein! Etwas Käse und Oliven sind ausreichend für mich."
Ich lauschte der Unterhaltung und konnte mir nicht helfen, da ich nur die Hälfte verstand. So wandte ich mich interessiert an meinen Bruder. "Woher kennst du eigentlich das Mädchen und wer ist diese Caro Mioben?"
Mich interessierte natürlich auch brennend, was die Aurelia hierher geführt hatte. Vielleicht wollte sie sich ja auch modetechnisch auf den neuesten Stand bringen. Vielleicht könnte man sich ja dann zusammen tun (gegen meinen Bruder :D).
"Aurelia Minervina, welche Pläne hast du für den heutigen Tag?" -
Ich wußte gar nicht, daß jüngere Brüder so anstrengend sein konnten! In der Familie, bei der ich aufgewachsen war, mußte ich mich immer mit zwei größeren Brüdern herumschlagen. Ehrlich gesagt, war das auch nicht viel besser und kostete mich auch so manchen Nerv.
Aber dies war ein offensichtlicher Fall permanenten an einander vorbei Redens in Perfektion!
"Natürlich küsst man sich zur Begrüßung auf die Backen! Keine Frage! Das ist wohl überall so, zumindest im Imperium, denke ich!" Ich hatte keine Ahnung, was die Barbaren außerhalb des römischen Machtbereiches so trieben und es war mir auch ziemlich egal!
Letztendlich meinte ich ja auch etwas völlig anderes!
"Was ich damit sagen will, es ist nichts dabei, wenn man sich freundschaftlich küsst. Auch dann nicht, wenn es zwei Männer tun! Doch du sagtest gerade dieser Tassio, oder wie auch immer, hat dich auf deinen Mund geküsst. Und was hat er gemacht? Sein Ding? Welches Ding?" Jetzt musste sogar ich erröten! Oh ihr Götter, wo blieb nur Ylva mit dem verdammten Frühstück!
Oh nein! Jetzt weinte er auch noch! Ich sah mich nach etwas um, daß mit einem Taschentuch vergleichbar war! Oh, ein Königreich für ein Taschentuch! Passend in diesem Augenblick öffnete sich die Tür ohne Vorwarnung und meine Sklavin brachte das langersehnte Frühstück herein. Sie stellte es auf einem Tisch ab und ich konnte bereits erahnen, daß sie ihre Ohren schon für allerlei Neuigkeiten aufgesperrt hatte. Ich, für meinen Teil störte mich nicht daran und tat so, als sei sie nicht anwesend.
"Oh du Ärmster! Das ist ja schrecklich, was dir wiederfahren ist! Hat er dich noch für andere, nun ja, Dinge mißbraucht?" Nun, offenbar hatte er den Kuß nicht Genießen können! Welch ein Glück! Es bestand also noch Hoffnung für ihn! Ylva indes, blickte zu meinem Bruder als wolle sie fragen Was ischen bassiert? -
Zähfließend begannen erneut die Informationen aus seinem Munde zu fließen. Hoffentlich würde Ylva noch eine Weile, sonst würde er gleich wieder unterbrochen werden. Langsam und schwerfällig begann seine Geschichte gestallt anzunehmen und ich konnte mir ein Bild dessen machen, was sich zugetragen hatte. Meine seltsamen Gedanken, die ich noch vor wenigen Minuten verworfen hatte, weil sie mir zu frivol erschienen waren, wurden mit einem Mal bestätigt.
"Er hat dich geküsst?", rief ich entrüstet. „Er hat dich geküsst“ wiederholte ich, nun allerdings in einer dezenteren Lautstärke. Ich bemerkte sofort, wie peinlich ihm das sein mußte und sofort drängte sich in mir die Frage auf: Hat dich denn niemand aufgeklärt? Was ist denn mit deiner…ähm mit unserer Mutter? Aber ich sah schon, dieser Kelch würde nicht an mir vorüber gehen! Nicht verzagen, Celerina fragen! Das war doch mal wieder typisch! Eine Frau mußte sich spätestens ab dem Tag, an dem sie verheiratet wurde, mit solch einem Zeug herumschlagen und was war mit den Herren der Schöpfung? Nun gut, es brachte uns jetzt auch nicht weiter, würde ich mich noch mehr darüber entrüsten.
Ich räusperte mich kurz, bevor ich gedanklich zu Lektion 1 im Handbuch "Spielarten der Liebe", welches erst kürzlich, nach dem Ableben unseres geliebten Kaisers von dem populistischen Reißer "Caesar in 30 Tagen" von Platz eins der Acta-Bestsellerliste, der 10 besten?, beziehungsweise der nützlichsten Sachbücher, auf Platz zwei verdrängt wurde, überging.
"Nun, Lucanus, das muß dir jetzt ganz und gar nicht peinlich sein! Weißt du, es gibt Dinge die erscheinen uns beim ersten Blick vielleicht als unnatürlich. Doch diese Art von, ich nenne es nun einmal 'Verschwendung', gibt es immer wieder in der Natur." Oh ja! Das war meine vollste Überzeugung! Eine Verschwendung war es, wenn die gutaussehendsten Kerle sich als Bewohner vom anderen Ufer herausstellten.
"Was hast du denn bei dem Kuß empfunden?" fragte ich interessehalber, um dann ganz geschwind mit Lektion 2 weiterzumachen. -
Mein Blick haftete wieder an der Tür. Ob Ylva sich herein trauen würde? Man hörte das stumme zusammenklauben von Scherben. Dann drang doch dein "Au!" herein. Ein Fluch folgte. Sie mußte sich geschnitten haben! Meine Gedanken kreisten um meine Sklavin und das, was ihr blühen würde, käme sie jetzt zur Tür herein.
Doch Lucanus fuhr fort und ich schenkte ihm wieder all meine Aufmerksamkeit! Ach ja! Das vermaledeite Frühstück! Nein! Ich wollte jetzt endlich wissen, was es mit der Stimme auf sich hatte!
"Wie bitte? Der Kerl ist dir hinterhergelaufen?... Ja und? ...Ein netter Bursche? Inwiefern nett?...Ja äußerst seltsam!" Das war ja wirklich eigenartig! Mir kamen da so seltsame Gedanken, die ich aber lieber gleich wieder verwarf!
"Die Stimme, war die des Burschen, nehme ich mal an! Was hat er zu dir gesagt?" Wie konnte er nur wieder ans Frühstück denken, jetzt da es so spannend war?! Na los erzähl weiter! Na schön, das Frühstück!
"Ylva, komm rein!", rief ich leicht säuerlich in Richtung Tür. Und dann....Stille! Kein klapperndes Geschirr mehr, Kein fluchen mehr, kein Geräusch von Scherben, nichts! Doch dann, ein leises, gnadenloses Knarren! Die Tür öffnete sich einen Spalt. Ylvas Gesicht war zu sehen. Es mußte ihr unendlich peinlich gewesen sein und etwas Furcht lag auch in ihrer Miene.
"Ylva, wo bleibt das Frühstück???" Natürlich wußte ich, daß das Frühstück auf dem Flur lag. Ylva schwieg. Das war auch besser so!
"Na, los! Mach dich auf den Weg und besorge uns ein neues Frühstück!!!" Sie hatte wirklich Glück, daß ich momentan anderweitig beschäftigt war! Ylva nickte nur und verschwand wieder.
"Es kann sich nur noch um Stunden handeln!", beschwichtigte ich seufzend meinen Bruder. -
"Ja?!" Wißbegierig hing ich an Lucanus Lippen, um endlich hinter das Geheimnis der mysteriösen Stimme zu kommen. Na los, komm schon, erzähl´s mir endlich!!!
"Was Frühstück? Wie kannst du nur jetzt ans Essen denken?",fragte ich ihn vorwurfsvoll. Aber gut! Mit leerem Magen sah alles so schrecklich aus!
"Komm rein, Ylva!" rief ich und starrte wieder zur Tür, die sich gleich öffnen würde. Doch weit gefehlt! Statt dem Geräusch einer sich öffnenden Tür, drang der Krach eines herunterfallenden Tabletts an mein Ohr.
"Oh, das war wohl unser Frühtsück!", kam es fast automatisch, doch irgendwie auch erstaunt aus meinem Mund. Lächelnd sah ich zu meinem Bruder. -
"Oh, wie schön! Ein Mann der Wert auf einen exquisiten Badezusatz legt! Das ist formidabel!" Das war ich wirklich nicht gewohnt. Mein geliebter und zum Glück verblichener Gatte tangierte diese Frage nur peripher.
Unsere Unterhaltung fand jäh ein Ende, als wir, mein Bruder mehr und ich weniger angerempelt wurden! Wer erdreistete sich? Etwa die Bedienung, deren Erscheinen ich bereits herbeigesehnt hatte, da es mich dürstete. Sicher mußte man sie bestechen, um mit ihrem Erscheinen rechnen zu dürfen! Kann sie nicht aufpassen, dummes Ding?, wollte es schon aus mir heraussprudeln. Doch ich beherrschte mich und das war auch gut so! Nicht die vertrottelte Bedienung war es, jedenfalls nicht direkt. Nein, der Podex einer stattlichen jungen Dame war der Übeltäter. Natürlich trug der Wirt die Schuld daran. Warum mußten auch die Tische und Stühle so eng beieinanderstehen? Mein Bruder, charmant wie immer, erhob sich sofort und sprach die junge Dame an. Dabei vergaß er natürlich nicht, auch mich vorzustellen. Mein Blick fiel auch auf das junge Anhängsel der Dame. Kam es mir nur so vor oder kannte Lucanus jenes junge Mädchen, welches sich nun hinder der Dame versteckte?
"Oh, aber bitte, setz dich doch zu uns! Es wäre auch mir eine Freude! Im Übrigen handelt es sich hier um meinen Bruder Flavius Lucanus. Wie ist dein werter Name?"erwiderte ich freundlich lächelnd und deutete auf die noch freien Plätze am Tisch. Vielleicht erhöhte sich ja nun die Wahrscheinlichkeit, von der Bedienung heimgesucht zu werden. -
Endlich! Die Geschichte näherte sich ihrem Höhepunkt! Gespannt hörte ich weiter zu, was Lucanus zu berichten hatte. Und tatsächlich, er war jenen halbnackten Priestern über den Weg gelaufen und ja, er hatte einen Schlag mit dem Riemen abbekommen. Einer, der normalerweise nur dem weiblichen Publikum zustand. War das nun sein Problem? War es gar schlimm? Ehrlich gesagt, kannte ich mich in diesen Dingen nicht so genau aus! Na ja, so ein wenig Fruchtbarkeit schadet sicher niemandem!
Meine Güte, machte er es aber spannend! Er hatte eine Stimme gehört? Die Spannung stieg ins unermessliche! Das wollte ich jetzt genau wissen!
"Eine Stimme? Du hast eine Stimme gehört? Wessen Stimme war das und was hat sie gesagt?"Genau jetzt mußte es an der Tür klopfen! Das war garantiert Ylva, die das Frühstück brachte! Wie immer im ungünstigsten Augenblick! Eigentlich hatte ich Hunger wie ein Bär aber alleine meine Wißbegier hielt mich davon ab, Ylva hereinzubitten. Schließlich wollte ich meinem Bruder die Gelegenheit geben, ungezwungen seine Geschichte zu Ende zu erzählen. Ylva mußte ja nicht alles wissen! Sobald ein Sklave etwas aufschnappt hatte, wußte es bald das ganze Haus.
"Einen Moment bitte!" rief ich zur Tür gewandt. und blickte wieder erwartungsvoll zu Lucanus. -
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Es waren nun schon einige Tage vergangen, seitdem Ylva mit ihrer Herrin in der Villa eingezogen war. Noch hatte sie nicht allzu viel von ihrem neuen Zuhause gesehen. Verglichen mit dem Haus des Ehemanns ihrer Herrin in Lutetia, war die Villa um ein vielfaches größer und auch unübersichtlicher. Die ersten Tage hatte sie eigentlich nur in Celerinas Nähe verbracht. Das Cubiculum hatte sie nur selten verlassen. Da Celerina darauf bestanden hatte, ihre Sklavin ständig zu jeder Tages-und Nachtzeit in der Nähe zu wissen, hatte sie einen Schlafplatz in der Kammer gefunden, die an das Cubiculum ihrer Herrin angrenzte. Aus diesem Grund hatte sie bislang auch noch keinen Kontakt zu den anderen Sklaven des Hauses gefunden.
Doch nun hatte ihre Herrin angeordnet, sie solle sich mit den Gegebenheiten der Villa vertraut machen. Den ganzen Nachmittag hatte sie ihr dafür zur Verfügung gestellt. Ylva hatte sich natürlich gefreut, auf Entdeckungstour gehen zu dürfen und hoffte natürlich auch, auf andere Sklaven zu stoßen. In einem solch großen Haus gab es doch immer viele Neuigkeiten und Tratsch. Wo sonst, als unter den Sklaven erfuhr man mehr über die Herrschaften und das, was in der Villa so vor sich ging?
So schlenderte sie gemütlich durch die Gänge und sah sich überall um. Sie versuchte sich die einzelnen Wege einzuprägen. Bald kam sie sich vor, wie in einem Labyrinth. Sollte sie sich etwa verirrt haben? Irgendwo mußte doch das Atrium sein! Aber wo nur?
"Ach nää!" sagte sie leise zu sich selbst und ärgerte sich, weil sie nicht mehr wußte, wo sie war.Sim-Off: Wer möchte?
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Herrje, wie die Zeit verging! Tatsächlich, gestern war ja jenes, offenbar schicksalshafte Datum. Ich müßte mir unbedingt bei unserem nächsten gemeinsamen Einkaufsbummel so etwas wie eine Agenda zulegen oder Ylva dahingehend ausbilden lassen!
Doch wieder zurück zum Problem meines Bruders. Kam es mir so vor, oder war er heute Morgen wieder etwas ausschweifend, oder war es im schlicht und ergreifend einfach nur peinlich, mit mir darüber zu sprechen?
Mein Magen knurrte. Ich sehnte mich nach einem Stück frischen Brot, einem Ei und meinen Frühstückscerealien, bestehend aus Haferbrei, Nüssen und Trockenobst. Wirklich deliziös! Diese Zusammenstellung wird sicher einmal ein Hit, in einigen Jahren vielleicht!
Ach ja, mein Bruder! So langsam kam er auf den Punkt, oder war er davon doch noch meilenweit entfernt? Ich versuchte zumindest aufmerksam zuzuhören. Offenbar war er jenen, mit Riemen um sich schlagenden, halbnackten Priestern begegnet? Meine Phantasie begann mit mir durchzugehen, was passiert sein könnte. Trotzdem regte sich in meinem Gesicht nicht das kleinste Anzeichen von Amüsement. Ich wollte mich doch lieber auf seine Geschichte konzentrieren. -
Ein wirklich nettes Plätzchen hatte da mein Bruder gefunden! Ideal, um etwas Frühjahrssonne zu tanken. Zufrieden seufzte ich, während ich mich interessiert umsah. Wie mir schien, war ich nicht die einige Dame, die sich entschlossen hatte, hier ein Päuschen einzulegen. Mein Blick kehrte schließlich wieder zu Lucanus zurück. Ich war ja über alle Maßen erfreut, einen solch aufmerksamen Bruder zu haben. Wie aufopfernd er doch war und dabei nicht einmal seinen Humor verlor.:D Ahhh, ich war im siebten Himmel! Endlich ein Mann, auch wenn es sich dabei nur um meinen Bruder handelte, der sich darum scherte, was ich wollte. So etwas muste ich unbedingt ausnutzen. Aber nicht Hals über Kopf hineinstürzen! Nein, einem Mann mußte man das Gefühl der Freiheit lassen, selbst dann, wenn er gefesselt und geknebelt neben einem herlief. Gib ihm das Gefühl der Macht über dich und er ist dein Sklave. Das müßte auch bei Brüdern funktionieren!
"Ach weißt du, da richte ich mich voll und ganz nach dir! Sagtest du nicht, du wolltest noch bei Tiffanius reinschauen? Also, da hätte ich sicher auch Interesse! Ansonsten möchte ich mir gerne mal ein Bild über die aktuelle Frühjahrskollektion der einzelnen Modehäuser machen. Du hast doch sicher genug Zeit für mich eingeplant?" Der Ärmste, ob er wußte, was er sich da aufgeladen hatte? -
Ich nickte Ylva auffordernd zu, sie möge doch bitte das Frühstück für uns richten.
"Für mich bitte das übliche!" fügte ich noch geheimnisvoll hinzu.Ylva kannte meine allmorgentlichen Vorlieben bereits in und auswendig. Daher mußte ich mich nicht konkretisieren. Kommentarlos machte sie sich sofort auf den Weg und nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, wandte ich mich wieder meinem Bruder zu und schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit. Es mußte eine äußerst delikate Sache sein, die ihn beschäftigte.
Und ja, in einer gewissen Weise war sie delikat, die Sache an sich! Die Lupercalia! Ich vermied es, zu grinsen, um ihn nicht zu verunsichern. Trotz allem war Lucanus zwar ein sehr belesener junger Mann, doch in anderen Dingen war er noch immer mehr als unerfahren. Seiner Umschreibung zu urteilen, hatte er mit dem Fest ein Problem. Sollte er etwa einer der Protagonisten sein? Nein, bitte nicht lachen!
"Ja die Lupercalia sind mir ein Begriff" , antwortete ich und sah ihn dabei forschend an. "Lucanus, was hast du auf dem Herzen?" -
Kaum hatte ich meinen Blick erwartungsvoll zu Gracchus gerichtet, vernahmen meine Ohren auch schon die Stimme meines Bruders. Er hatte Gracchus wieder vorgegriffen, indem er mich Aquilius vorstellte. Doch hatte er wenigstens nicht alles verraten! Zwar hatte er preisgegeben, welchen Zweig ich entstammte, daß ich allerdings seine Schwester war, behielt er vorläufig für sich.
Aquilius indes lächelte mir freundlich zu und richtete einige begrüßende Worte an mich.
"Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!" entgegnete ich ebenso freundlich.
Doch dann begann sich allmählich das Tischgespräch auf Lucanus Zukunftspläne zu konzentrieren. Sicher war das interessant, doch mit der Zeit auch etwas fad. Mein Blick fiel auf Claudia Antonia und mich überkam der Gedanke, daß es ihr nicht anders erging. Ich lächelte ihr aufmunternd zu. Eine erste Kontaktaufnahme! -
Ich hatte kurzfristig umdisponiert. Da ich nicht genau wußte, wer vor der Tür stand, hatte ich mich dazu entschlossen, die einfache umbrafarbenen Tunika gegen ein farbenfroheres orange-rotes Gewand zu tauschen. Schnell hatte Ylva mich noch zurecht gemacht. Noch ein wenig Farbe ins Gesicht und dann noch die Haare! Meine Haare stellten sich heute allem quer. Ylva hatte ihre Not, sie zu bändigen. Doch nach einigen Handgriffen hatte sie doch eine passable Frisur zustande gebracht.
Als dann die Tür aufging und Ylva meinen Besucher einließ, war ich nicht überrascht, meinen Bruder zu erkennen. Er schien etwas Bestimmtes auf dem Herzen zu haben. Bemerkte ich bei ihm ein Anflug von Panik? Es mußte schließlich einen Grund haben, weswegen er so früh bei mir angeklopft hatte.
"Oh, Lucanus, mein Lieber! Guten Morgen! Frühstücken? Das ist eine ausgezeichnete Idee!" Das war es wirklich, denn ich hatte noch nichts zu mir genommen. Daß er nicht nur deswegen zu mir gekommen war, entnahm ich seinem letzten Satz. Ein Problem? Nicht nur ein Problem. Nein, ein echtes Problem!
"Von welchem Problem sprichst du?" Ich war eine Frau der klaren Worte und wollte nicht groß um den heißen Puls herum reden. Wenn es um ein echtes Problem ging, dann war wahrscheinlich eile angebracht! -
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Ylva schaute ganz perplex! Wer war das denn??? Keine Frage, es war jemand, der den lächerlichen Versuch unternommen hatte, ihren Dialekt, den sie nach all den Jahren in der Fremde nicht ablegen konnte, nachmachte. Netter Versuch!
Pikiert von der Unfreundlichkeit des Fremden, wäre sich beinahe zickig geworden.
„Isch werd´s der Herrin mit-teilen! Abber isch wääs net, ob se disch jetzt sehe will!“ Sprachs, verschwand sie wieder im Cubiculum, die Tür hatte sie fast hinter sich geschlssen, nur ein Spalt weit war sie offen geblieben. Ausreichend genug, um zu hören, was im Inneren vor sich ging.
Man hörte zwei weibliche Stimmen, die eine eher gebieterisch, panisch, die Andere eher beschwichtigend.
Wer ist da? Isch glaab, es is ääner vun do! Wie bitte, ein Mitglied der Familie! Ylva, wie seh ich aus? Soll ich nicht lieber… ach nein…ach doch! Ylva schnell, die andere Tunika! Nur mo langsam, der rennt net fort! Nach einer Weile kehrte Ylva wieder zur Tür zurück.
"Gut, kannschd roi kumme!" Mit einer auffordernden Geste, bat sie den Unbekannten herein.