Genau in jenem Moment, als ich einen Schluck Wein zu mir nehmen wollte, betrat ein mir bis dato unbekannter Mann das Triclinium. Nein, eigentlich mußte es heißen, ein besonders gutaussehender Mann.Aber hallo! Wer war denn das? Meine Blicke hafteten an ihm und beobachteten jede seiner Bewegungen. Aber offensichtlich war er auch ein erwartetes Mitglied dieser Familie, sonst hätte er wohl kaum so zwanglos die Kline angesteuert, auf der er sich schließlich nieder ließ. Schade eigentlich!
Ich nickte ihm dennoch freundlich zu. Offenbar wartete dieser Abend doch noch mit so mancher Überraschung auf, auch wenn diese ganz unbeabsichtigt war.
Mein Blick fiel wieder zurück zu meinem Onkel, der es sich sicher nicht nehmen ließe, uns miteinander bekannt zu machen. Wenigstens dieses mal sollte Onkel Gracchus seinen Spaß ausleben dürfen, wenn er mich vorstellte!
Beiträge von Flavia Celerina
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Na, dann konnte ich ja wirklich beruhigt sein! Wieso beschlich mich das seltsame Gefühl, dass dies nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Streitgespräch zwischen den beiden war? Nun, wie auch immer, dachte ich, zurück zum eigentlichen Zweck des Abends!
Ich lächelte meinem Bruder freundlich zu. Es war wirklich angenehm, solch nette Komplimente zu hören! So etwas war ich gar nicht gewohnt! Ob er sich wirklich freute, eine neue Schwester gefunden zu haben oder nicht, würde sich mit der Zeit noch erweisen. Spätestens dann, wenn eine Beziehung auf die Probe gestellt wurde, zeigte sich letztendlich, wie stark oder wie schwach sie war. Doch davon, so hoffte ich, waren wir an diesem Abend noch weit entfernt. Da sah es eher schon anders aus, wenn ich daran dachte, was passieren würde, begleitete mich mein Bruder zu einem ausgedehnten Einkaufsbummel.
"Ach Lucanus! Auch ich danke den Göttern, mit einem solchen Bruder, wie du es bist, beschert worden zu sein!" Ich erhob meinen Becher und wollte einen Tost ausbringen. "Auf die Familie und daß sie uns ewig verbinden möge!" -
Puh! Gefahr gebannt! Das war wirklich nochmal gut gegangen. Eines wußte ich jetzt, über meine Zukunft mußte ich mir wirklich keine Gedanken mehr machen! Würde es mit einem neuen Ehemann nicht klappen, hätte ich auf jeden Fall gute bis sehr gute Chancen beim Theater!
Langsam setzt sich unser Tross wieder in Bewegung. Mein Bruder steuert direkt eine Taverne an, die über ein Angebot bequemer Sitzgelegenheiten im Freien verfügte. Ich humpelte tapfer hinterher. Seine Frage wollte ich indes nicht sofort beantworten, schließlich war man sich ja verpflichtet! Zuerst besah ich mir die Klientel der Taverne, bevor ich mich entscheiden wollte. Dieses Etablissement wurde offensichtlich eher von der jüngeren, aber trotzdem besseren Gesellschaft genutzt. Gut, gut! Gut genug…. für mich!
"Ich denke, dieser Ort ist ausreichend für mich!" antwortete ich ihm lächelnd und ließ mich auf einem Stuhl nieder. -
Eigentlich hatte ich darauf gefreut, im Kreise meiner neuen Familie einen netten Abend zu verleben. Gerade noch hatte ich mir eine Komposition aus Austern, Venusmuscheln und Garnelen auf meinem Teller zusammen gestellt. Mit den verschiedenen Tunken rundete ich das Bild ab. Meine Geschmacksknospen verfielen bereits in freudiger Erwartung des köstlichen Mahls. Doch was sich nun zwischen Gracchus und meinem Bruder hier auftat, ließ mich vorerst nicht mehr an Nahrungsaufnahme zu denken. Das Gespräch ging immer hin und her und wurde von mal zu mal immer schärfer. Ich fragte mich schon, ob ich nicht eingreifen sollte, damit der Abend, der so hoffnungsvoll begonnen hatte, nicht zu kippen drohte. "Äh...!" Zu mehr sollte es nicht kommen. Zu sehr waren die beiden ineinander verbissen. Gespannt folgte ich der Diskussion.
Als Lucanus nun unser erstes aufeinander treffen beichtete, wollte ich einen zweiten Versuch wagen. "Äh, bitte..!" Doch vergebens! Gegen diese maskuline Streitfreudigkeit konnte ich nichts ausrichten.
Als ich nun endlich wieder etwas Beachtung fand nutze ich die Gunst der Stunde!
"Aber bitte streitet euch doch nicht! Natürlich schmerzt uns die Vergangenheit! Doch ist nun nicht die Gegenwart und Zukunft viel wichtiger! Ich werde nie vergessen können, was passiert ist und warum es passiert ist. Doch letztlich ist liegt es nun an uns, eine freudigere Zukunft zu gestalten!"
Onkel Gracchus´ Wunsch, die Familie zu überraschen, war vorerst nach hinten losgegangen. -
Wenn ich eines am Morgen haßte, dann war es bei der Morgentoilette gestört zu werden! Einem glücklichen Unstand war es zu verdanken, daß mich meine gute Ylva schon früh am Morgen geweckt hatte und mich bereits vollständig angekleidet hatte, nur ein wenig Farbe fehlte nun noch in meinem Gesicht.
Die Stimme, die dort vor der Tür erklang war unverkennbar, die meines Bruders. Ich gab Ylva ein Zeichen, sie möge zur Tür gehen und nach demSinn und Zweck seines Besuches fragen.
Das tat sie dann auch. "Gude Morsche! Was ischen los, die Herrin isch noch ned ferdisch!"
Eigentlich hätte ich sie zum tausendsten mal dafür tadeln müssen, da sie sich noch immer dieses schrecklichen Dialektes bediente, doch fand ich es auch sehr amüsant und mußte schmunzeln. -
Zitat
Original von Cnaeus Flavius Lucanus:
Warum man - so das zutrifft - aber eine fremde ID nicht aus dem Besitz der eigenen ID freigeben möchte, wenn das absehbar zu SimOFF-Verstimmungen zwischen den Akteuren führt, kann ich argumentativ allerdings gar nicht nachvollziehen.Da bist du wirklich nicht der Einzige!
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De arme Ylva hatte alles für bare Münze genommen und schaute meinen Bruder ganz ängstilch an. "Ach Goddele!" war alles, was sie nun noch hervorbringen konnte. Eigentlich hätte sie nach all den Jahren unseres gemeinsamen Weges wissen müssen, daß all dies nur reinste Schauspielkunst war! Allerdings schmeichelte mir ihre Reaktion auch ein wenig, zeugte sie doch von meinem Können!
"Ach laß nur Lucanus. Schau, so schlimm ist es gar nicht", beschwichtigte ich schnell meinen Bruder, bevor ich noch beim Medicus landen würde. Um ihn davon zu überzeugen, trat ich vorsichtig auf meinem Fuß auf und bewies ihm somit, daß ich durchaus noch in der Lage war, selbst zu gehen. "Siehst du, ich kann wieder laufen! Ich bin geheilt! Durch wundersame Weise bin ich wieder geheilt!" Ich rief nicht zu laut, sonst kam vielleicht nuch jemand auf den Gedanken, hier wären Christianer zu Gange!
Ylva hingegen konnte es kaum glauben. Wie ein kleines Kind freute sie sich bei meiner wundersamen Genesung. "Ach was ä Glick, du kannschd widder laafe!"
Glücklich, einer Gehbehinderung entgangen zu sein, lächelte ich meinen Bruder tapfer an. "Ach Lucanus, etwas Ruhe würde mir nun gut tun. Außerdem dürstet es mich!"
Mein Blick wanderte zu einer in der Nähe befindlichen Garküche, die es in Rom zu hunderten gab. Diese hier schien sogar etwas über das normale Maß hinaus exklusiver zu sein. Ein Platz also, in dem ich mich nun von all den Strapazen erholen konnte! -
Hocherfreut blickte ich den Speisen entgegen, die man kredenzte. Die Speisenauswahl ließ mich erfreulicherweise stark an meine hispanische Heimat erinnern. Wie sehr hatte ich doch die Früchte des Meeres vermißt, als ich noch in Lutetia weilte! Mein Gemahl konnte derlei Delikatessen nichts abgewinnen.
"Oh welch deliziöse Gaumenfreuden auf uns warten!" rief ich erfreut. "Für mich bitte Wein!" Meinem abstinenten Bruder, der es offiziell noch gar nicht war und der neben mir Platz genommen hatte, zwinkerte ich zu. Sogleich kam auch schon ein Sklave, der mir einen Becher mit dem gewünschten Getränk reichte.
Als Gracchus nun begann, von Überraschungen zu sprechen, wandte ich mich wieder aufmerksam zu ihm, und kräuselte amüsiert die Lippe. Als er schließlich auch noch den Namen meines Vaters nannte, bebte ich innerlich und fragte mich noch im gleichen Augenblick, was Lucanus nun tun würde? Meine Anspannung wuchs ins unermessliche. Als schließlich die prompte Antwort meines Bruders kam, hätte ich beinahe laut loslachen müssen. Nur meine gute Erziehung hielt mich davon ab! Gaius Celerinus Maximus! Wirklich köstlich! -
Eigentlich hatte ich es mit meiner Aufforderung, er solle nur weiter machen, nicht wirklich ernst gemeint. Sein Elan kannte auch keine Grenzen. Bei der Erwähnung der columna des Trajan und der Bibliotheken war ich wirklich hin und her gerissen. Doch diesmal überwog ein Anfall von Hunger und Durst die Liebe zu den Schriftrollen. Zumal dieser Ausflug eigentlich ja nur einem Zweck dienen sollte, nämlich der Entdeckung der römischen Luxusläden und deren Angebot.
In diesem Fall konnte nur noch eines helfen! Meine schauspielerische Begabung war bereits meiner Pflegemutter schon während meiner Kindheit aufgefallen. Auch später, als ich verheiratet war, konnte dies oftmals hilfreich sein.
In meinem Gesicht spielgelte sich meine gespielte Begeisterung wieder. So, als könne ich es kaum erwarten, wollte ich ihm schon folgen. Während er mir von seiner Vorliebe für Silbergeschirr berichtete, hörte ich aufmerksam zu und achtete nicht so genau auf den Weg. Dummerweise strauchelte ich über einen imaginären Stein und schrie kurz auf vor Schmerz. "Au, mein Fuß, mein Fuß! Ah, wie dumm von mir!"
Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute ich zu Lucanus. Ylva war natürlich auch aufmerksam geworden und war zu mit hergeeilt, um mich zu stützen.
"Lucanus, es tut mir leid! Ich fürchte, ich muß mich nun erst etwas setzen und ausruhen. Ich hoffe, mein Fuß wird sich wieder erholen! Laß uns doch bei dieser Gelegenheit etwas essen und trinken!"
Nach einer kleinen Erfrischung wäre dann mein Fuß auf wundersame Weise wieder geheilt! -
Lucanus war unmittelbar nach mir eingetroffen. Er hatte sich seit unserem ersten Zusammentreffen doch sehr zu seinem Vorteil verändert. Auch er hatte, ähnlich wie ich, eine Metamorphose hinsichtlich seines äußeren Erscheinungsbildes durchgemacht.
Onkel Gracchus stellte uns einander vor. Natürlich! Woher hätte er auch erahnen sollen, daß wir uns bereits begegnet waren und geklärt hatten, in welcher Beziehung wir zueinander standen. Doch wollte ich ihm den Spaß nicht verderben, war mir doch das aufblitzen in seinen Augen aufgefallen. So zwinkerte ich Lucanus unauffällig zu, damit auch er sich dem Spiel der Unwissenheit hingeben mochte.
"Cnaeus Lucanus, Sohn des Gaius Maximus! Ich bin sehr erfreut, dich endlich kennenzulernen!" entgegnete ich lächelnd. Dann nahm ich auf einer der mir und meinem Bruder zugewiesenen Klinen Platz. Wunderbar, dachte ich bei mir. Nun waren wir ja fast vollzählig. Aber nein! Hatte Gracchus nicht noch einen anderen Bewohner erwähnt? Ja richtig, Aquilius! Auch ein Onkel! Auch ein Familienmitglied des hispanischen Zweiges, so wie ich es in der Biliothek unserem Stammbaum bereits entnehmen konnte. -
Eigentlich war mein Bedarf an Kultur bereits mehr als gedeckt. Doch wollte ich mir nicht die Blöße geben und vor all der kulturhistorischen Pracht kapitulieren.
"Oh ja! Mach nur weiter! Zeig mir alles, was dir wichtig und interessant erscheint!" Und schon ging es weiter zu noch mehr Sehenswürdigkeiten und Hinterlassenschaften unserer Ahnen.
In der Tat! Nun fühlte ich mich nicht nur wie gerädert, ich war es auch! Eigentlich wäre es das nun für mich gewesen, hätte sich da nicht noch etwas in meinem Gehörgang verirrt, das sich wie Silber angehört hatte.
"Nun also mal ehrlich! Deine Führung durch die Stadt war wirklich mehr als formidabel, doch gewiss auch sehr anstrengend, mein Lieber. Da wäre eine kleine Pause äußerst agreabel! Und dann laß uns zu Tiffanius gehen!" Ich zwinkerte ihm freundlich und anerkennend zu und hoffte inständig, daß nun kein Palast, Tempel oder Säulengang mehr unseren Weg kreuzen würde. Ab jetzt hätte ich nur noch Augen, Ohren und ein Näschen für teuren Schmuck, edle Gewänder und exorbitante Düfte.
"Ich persönlich habe eine besondere Vorliebe für Silberschmuck, besonders dann, wenn er sich mit edlen Steinen paart! Wo liegen denn deine Vorlieben?" -
Glücklicherweise hatte mir mein Gatte eine erhebliche Summe seines Vermögens vermacht, als er das zeitliche segnete. Dadurch war ich in der Lage, auch weiterhin meinen hohen Lebensstandard zu halten. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ich auf viele schöne Dinge verzichten müssen. Notfalls hätte ich sogar meine Ylva verkaufen müssen! Doch daran wollte ich in diesem vollkommenen Moment keinen Gedanken verschwenden.
Die selbstlose Art meines lieben Bruders bewundernd wandte ich mich wieder lächelnd Lucanus zu, um seine Frage zu beantworten. Oh, wie zuvorkommend er doch war! Wollte er mich wirklich durch die Stadt führen und deren Sehenswürdigkeiten zeigen? Normalerweise interessierte mich ja dieser kulturelle Schnickschnack gar nicht so sehr! Mein Augenmerk galt doch in erster Linie den bunten und glänzenden Tempeln der Glückseligkeit, über deren Pforten Namen wie Guccius, Dolce & Gabbanus oder Versaceanus. Doch um ihn nicht zu enttäuschen und seinen Ansporn zu drosseln, log ich ein wenig.
"Oh, du möchtest mir die Schönheiten dieser Stadt zeigen? Wunderbar! Ich liebe es, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen!" Wie gut, daß ich nicht sah, wie Ylva ihre Augen verrollte!
"Später möchte ich mich dann gerne davon überzeugen, inwiefern die römischen Modeschöpfer ihren gallischen Kollegen etwas vormachen können!" Diese Bemerkung war natürlich als Scherz gemeint! Keiner konnte es mit den römischen Designern aufnehmen! -
Endlich war es soweit! Ich hatte es kaum abwarten können. Bereits am frühen Morgen hatte mich Ylva geweckt. Auf gar keinen Fall wollte ich auch nur eine Minute des heutigen Tages verplempern. Mein Frühstück hatte ich aus diesem Grund noch vor der Morgentoilette eingenommen, um mich dann anschließend von Ylva waschen und ankleiden zu lassen. Natürlich hatte sie für die anstehende Einkaufstour eine geeignete Tunika aus feinem lachsfarbenem Tuch ausgesucht.
In meinem neuen, lieben Bruder hatte ich ein williges Opfer gefunden, meiner absoluten Lieblingsbeschäftigung zu frönen. Deshalb wollte ich ihn auch nicht warten lassen. Wahrscheinlich ging es ihm ja ähnlich. War doch ein netter, gemütlicher Einkaufsbummel doch die Gelegenheit, die neue Schwester noch besser kennenzulernen.
Nachdem es in der Villa dann doch zu einer kleineren Wartezeit von gut zwei Stunden gekommen war, konnte es endlich losgehen! Mit einigen gut motivierten Sklaven, die hinter uns her trotteten, hatten wir uns auf den Weg zu den Märkten der ewigen Stadt gemacht. Selbstverständlich hatte ich auch meine Ylva mitgenommen! Sie kannte mich und meinen Geschmack am besten und hatte sich bereits des Öfteren als gute Einkaufsberaterin herausgestellt.
"Mein Lieber, du erahnst wahrscheinlich gar nicht, wie glücklich du mich machst, indem du mich heute begleitest!" Das Kompliment war an Lucanus, meinen Bruder gerichtet, der sich scheinbar völlig selbstlos sofort bereit erklärt hatte, mich zu den exklusivsten Läden der Stadt zu begleiten. -
Das passiert, wenn man das Schutzgeld an die Mafia nicht gezahlt hat!
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*tippt ungeduldig mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte herum*
Junge Dame, das wollen wir nicht einreißen lassen, nicht wahr?! -
Beschwingt eilte ich zu meinem Cubiculum, um mich für den heutigen Abend vorbereiten zu lassen. Gebadet hatte ich ja schon. Meinen Körper hatte man mit feinstem Rosenöl einmassiert. Es war äußerst entspannend gewesen und ich wußte jetzt schon, daß ich das Bad der Villa auf jeden Fall den öffentlichen Thermen vorziehen würde! Der Bibliothek hatte ich auch schon einen Besuch abgestattet und dabei zufällig meinen Bruder kennengelernt.
Ich betrat meinen Raum und das was ich sah, verwunderte mich nicht im Geringsten. Wie ich es bereits erwartet hatte, war Ylva mit allem fertig geworden. Sie hatte meine Sachen ordnungsgemäß untergebracht. Sogar an die kleine Truhe hatte sie sich herangewagt! Wohlwollend nickte ich ihr zu und begann sogleich zu delegieren.
"Ylva, wie du ja gehört hast, werde ich heute Abend an einer Cena mit der Familie teilnehmen. Dafür möchte ich eine ansprechende Tunika tragen. Etwas Besonderes, Ausgefallenes aber nichts Schrilles! Dann müssen wir natürlich noch einen passenden Schmuck aussuchen. Ach ja und Ylva, du mußt mich auch noch frisieren!"
Meine Sklavin nickte nur geduldig und machte sich gleich an die Arbeit. Da sie nicht erst seit gestern bei mir war, sondern mich nun nahezu acht Jahre begleitete, wußte sie genau, was ich wollte. Doch hatte sie leider auch in all den Jahren Bekanntschaft mit meinen Launen machen müssen. Deswegen ging sie auch heute wieder auf Nummer sicher und suchte gleich mehrere, in Frage kommende Gewänder aus.
"So, do hab isch des ääne Blaue mit de Perlscher, oder des Griene oder ebbes Rodes!" Ylva war sich ihrer Sache sicher gewesen. Alle drei Tuniken waren von bester Qualität und ohne Frage passend für den Anlaß gewesen. Doch rümpfte nur die Nase.
"Ach nein Ylva, die mag ich heute nicht. Weder die blaue, noch die grüne und schon gar nicht die rote Tunika möchte ich heute tragen. Habe ich nicht noch etwas Besseres, etwas Neueres? Was hatten wir denn letztens in Lutetia gekauft?"
Ylva seufzte kaum hörbar. "Määnscht du die lila Tunika?"
Noch bevor ich ja oder nein antworten konnte, zog sie auch schon die betreffende Tunika heraus, die allerdings nicht lila, sondern violett war. Doch das war für Ylva ein und dasselbe. Es war ein sehr edles Stück aus orientalischer Seide. Mit goldenen Fäden hatte man Blätter und Blumen darauf gestickt. Es war sündhaft teuer gewesen und die letzte Tunika, die ich noch zu Lebzeiten meines Gemahls erstanden hatte. "Genau die muß es sein!" rief ich entzückt aus. "Dazu der Perlenschmuck und die neuen Schuhe!" Damit war die Auswahl perfekt. Den Rest würde ich Ylva überlassen. Sie hatte immer die raffiniertesten Ideen, was man aus meinem Haar machen konnte. -
Über seine Antwort war ich hocherfreut und ließ meiner Freude auch verbal freien Lauf. "Oh fein! Das freut mich. Es ist immer von Vorteil, einen Experten an seiner Seite zu haben."Aufgeregt wie ein kleines Mädchen, flatterte ich mit meinen Armen und wäre ihm beinahe um den Hals gefallen. Ob mein Bruder da wußte, worauf er sich eingelassen hatte? Ein Einkaufbummel mit mir, war sehr zeitintensiv uns artete ab un an in Schwerstarbeit aus. Ylva konnte ein Lied davon singen!
Beschwingt erhob ich mich und zwinkerte Lucanus noch einmal zu.
"Nun dann sehen wir uns später!"
Aus diesem Tag war doch mehr geworden, als man hätte erwarten können.
Ich verließ die Bibliothek und ging gutgelaunt zu meinem Cubiculum, wo Ylva sicher schon auf mich wartete. -
Nach einem erholsamen Bad, bei dem mir der letzte Staub der langen Reise weggewischt worden war, dem Besuch der Bibliothek, bei dem ich auf meinen Bruder gestoßen war und der besonderen Hingabe meiner lieben Ylva, die mich in eine vorzeigbare Dame der Gesellschaft verwandelt hatte, begab ich mich zum Triclinium.
Ich konnte es kaum erwarten, endlich den Rest der Familie kennenzulernen! Für den heutigen Abend hatte ich mir eine meiner neuesten Errungenschaften in Sachen Mode ausgesucht- eine violett-farbene Tunika aus feinster orientalischer Seide, die noch mit Goldfäden bestickt war. Der absolut letzte Schrei in Lutetia. Trotz der Ferne zu Rom, mußte man den Modeschaffenden der gallischen Metropole doch ein gewisses Quäntchen an Exklusivität und Sinn fürs Außergewöhnliche zubilligen.
Natürlich hatte ich Ylva auch gewähren lassen, als es darum ging, mir eine passende Frisur zu kreiren. Um dem Haar einen gewissen Halt zu geben, versah sie die Frisur mit goldenen Haarnadeln, die außerdem noch mit Perlen versehen waren. Als passenden Schmuck wählte ich ein Perlencollier und die dazu gehörigen Perlenohrringe aus, welches mir mein Gemahl einst zu meinem Geburtstag schenkte.
Ansonsten hatte ich ein dezentes Make-up gewählt. Um dem Duft des Rosenöls treu zu bleiben, mit dem man meinen Körper nach dem Bad eingeölt hatte, benutze ich als Parfum daher nur ein schlichtes Rosenwasser. Da ich ja nur in der Familie aufgenommen worden war, konnte ich mir gewiss sein, mir auch in Zukunft solche sündhaft teuren Dinge leisten zu können.
Offenbar war ich nicht die Erste, die den Weg zum Tricilinium gefunden hatte. Ich hörte Stimmen von mindestens zwei Personen, ein Mann und eine Frau. Bei der Frau mußte es sich aller Wahrscheinlichkeit um Claudia Antonia handeln, die Gemahlin des Gracchus. Die männliche Stimme erkannte ich sofort. Gracchus selbst war als Gastgeber und Familienoberhaupt bereits zugegen.
"Salvete! Oh, bin ich zu früh oder zu spät?" rief ich erfreut bei meinem eintreten und blieb vor der Dame neben Gracchus stehen. Daß es sich hierbei um Claudia Antonia handeln mußte, verstand sich von selbst.
"Meine Liebe, du mußt Claudia Antonia sein. Nicht wahr? Mein Name ist Flavia Celerina. Ich freue mich sehr, dich endlich kennenzulernen." -
Ich habe schon viel von eurer Fasnacht gehört! Leider war ich um diese Zeit noch nie in Basel! Aber Freunde von mir waren um diese Zeit schon des öfteren dort.
Aber Basel ist immer und zu jeder Zeit eine Reise wert! -
Noch ein belletristischer Buchtipp:
Maria W. Peter: Fortunas Rache
BLT 92269
ISBN 3-404-92269-7Dieser interessante und spannende historische Roman spielt im 3.Jhd. n. Chr. in Trier und bietet u. a. einen guten Einblick in das Leben der damaligen Zeit. Protagonistin ist eine Sklavin, die sich ihrer Vergangenheit stellen muß, um ihre Unschuld zu beweisen.