Beiträge von Flavia Celerina

    ...ein übler Schurke, der sich in den Gassen Roms herumtreibt...
    und der harmlosen Patrizierinnen das Fürchten lehrt... und nebenbei ihren custodes ein wenig Bewegung verschafft :D


    Anforderungen:
    NPC oder dein eigener Char ist für mich nebensächlich.
    Schön wäre es, wenn du über den gepflegten Dreizeiler hinaus kämst und in einer gewissen Regelmäßigkeit postest ( mindestens 1-2 mal die Woche).


    Ausgleich:
    Bei Bedarf, die Möglichkeit auf elegante Weise einen ungeliebten Char loszuwerden.
    Regelmäßige Postings, die über den gepflegten Dreizeiler hinausgehen.
    Jede Menge Spielspaß! :]


    Falls du dich angesprochen fühlst, PN an meine Wenigkeit! :D

    Die junge Nigrina, sie imponierte mir! Eine hübsche intelligente junge Frau! Es war mir eine Freude, ihr zuzuhören, wie sie diesem Möchtegern Kontra gab.
    "Dem kann ich dir nur beipflichten, liebste Nigrina! Ein schönes Fleckchen Erde und eine noch schönere Villa darauf gestellt, hat etwas. Und unsere Familie hat ein Gespür für schöne Fleckchen." Wenn ich da an Ostia oder Baiae dachte, ging mir das Herz auf. Leider hatte ich bislang Nigrinas alter Heimat Ravenna noch keinen Besuch abgestattet. Aber was nicht war, konnte noch werden.
    Unserem Gegenüber schien es nicht zu schmecken, was er von uns zu hören bekam. Und dann sah er mich auch noch auf diese Weise an, als er vom Geld verprassen sprach! Was glaubte der eigentlich? Zugegebenermaßen machte es mir viel Freude, Geld für schöne Dinge auszugeben, Schmuck, Kleider, Kosmetik, Bücher und exotische Sklaven. Aber weshalb tat man das eigentlich?
    "Was hat man davon, wenn man zu Hause sein Geld hortet, bis man alt und grau ist? Carpe diem sage ich nur! Nutze den Tag, gestalte ihn dir so angenehm, wie möglich. Schicke dein Geld auf die Reise, damit es wieder zu dem zurückkommt, dem es gehört!", meinte ich mit einem leichten Schultern zucken.
    "Im Übrigen gehört das auch dazu, sich für einen Mann schön zu machen. Und ich liebe Männer, die mir etwas bieten können," antwortete ich mit einem gewissen lockenden Blick, völlig außer Acht lassend, daß meine liebe Verwandte neben mir saß, die dazu noch unverheiratet war. Natürlich war es nicht meine Absicht, mich mit diesem Parvenü einzulassen, doch ich liebte es zu spielen. Und dies war ein netter Zeitvertreib.

    "Seit April erst?", bemerkte ich, ihr zulächelnd. Die Gute, wie stolz sie auf ihren Status war, endlich verheiratet zu sein! Dabei stand sie erst am Anfang ihrer Karriere als Matrona. Wenn sie erst einmal schwanger war und ihre ersten Kinder gebar und sich dann ihr Gemahl dann nach einem Ersatz für sein Bett umschaute, ja dann wäre es vorerst einmal mit ihrem Stolz vorbei. Daß ich diese Probleme bereits hatte, ohne schwanger, geschweige denn Mutter geworden zu sein, wußte ich zu diesem Zeitpunkt nur punktuell. Vom Betthäschen meines Mannes hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Und das war auch besser so! Außerdem war mir nicht nach Austausch von Vertraulichkeiten, weder über meinen ersten Mann , noch über meine jetzige Ehe. Wenn man so etwas überhaupt Ehe nennen konnte. Katastrophe wäre die weitaus passendere Vokabel dafür gewesen!
    Da bot es sich wirklich an, daß sich unser kleines Grüppchen sich der nicht mehr ganz so frischen Dame näherte, die sich mit der Vestalin zu unterhalten schien. Einige Brocken ihrer Unterhaltung konnte ich noch aufschnappen, bevor wir direkt vor ihnen zum stehen kamen.
    "Salvete!" grüßte ich freundlich zurück, doch dem Alter gebührte der Vortritt! Oder sollte ich sagen Alter vor Schönheit? "Germanica Laevina! Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Deine überaus freundliche Enkelin durfte ich ja bereits kennenlernen. Und Sacerdos Vestalis Claudia Romana! Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!"Germaniacas Frage nach einem gewissen Verwandten, namens Aulus Flavius Piso, ließ mich für einen Augenblick unsicher werden. Was hat denn die Trantüte jetzt schon wieder angestellt? Das war mein erster Gedanke.
    Nun, meine Beziehung zu diesem aufstrebenden jungen Politiker, der es mit Sicherheit einmal weit bringen würde, sofern er sich entschloß, mit dem Singen in aller Öffentlichkeit aufzuhören, war nicht die allerbeste. Unsere letzte Begegnung hatte nur so von Feindseligkeiten gestrotzt. Nun, wie sollte ich reagieren? Natürlich stellte ich mich der Konfrontation mit meiner Familie!
    "Ja, ich gestehe! Er ist mit mir verwandt! Aber nur entfernt..."... sehr entfernt, meinte ich in einem scherzhaften und unverfänglichen Ton und war darauf gespannt, was ich nun noch zu hören bekam.

    In Erwartung einer Antwort sah ich ihm direkt ins Gesicht und ich merkte schon allein an seinen Augen und an jeder seiner Regungen, wie er sich dagegen zu sträuben begann. Schließlich kam sie und sie war fast so, wie ich sie mir erwartet hatte.
    Natürlich forderte mein Wunsch etwas von seiner Loyalität ab gegenüber seinem Herrn, jedoch wenn er mir dafür loyal war, dann war dies doch eine Art Ausgleich. Oder etw nicht? Natürlich war auch mir bewußt, wie schwierig es sein mußte, zwei Herrn gleichzeitig zu dienen. Aber wenn es erst einmal um die pure Existenz ging… um seine Existenz, fiel die Entscheidung oftmals um ein Vielfaches leichter.
    "Ach sag doch nicht so etwas! Du sollst ihn nicht ausspionieren!" Ich winkte mit der Hand ab, um seine Bedenken hinunter zu spielen.
    "Du sollst einfach nur ein Auge auf ihn und dieses Flittchen haben und aufpassen, daß er sich auch an seine Abmachung hält. Mehr nicht!" Die Frage nach dem warum ergab sich doch wohl von selbst! Aber vielleicht kannte mich Brix noch nicht richtig. Vielleicht mußte ich ihm einfach eine Gelegenheit geben, mich richtig kennenzulernen!
    "Nun, weil du der Sklave bist und ich deine Herrin und weil ich unter Umständen über die Mittel verfüge, die dein Leben angenehm gestalten könnten oder es dir zum Tartarus werden lassen. Du weißt doch, was der Tartarus ist, Germane?" Ob er es wußte oder nicht, war mir letztlich herzlich egal, dennoch wollte ich ihn damit unter Druck setzen. Und was schon einmal mit dem Parther geklappt hatte, würde ein zweites Mal sicher auch mit einem Germanen klappen. Und der Germane dürfte dann noch zufrieden sein, wenn er nur mit einer Kreuzigung davon kam.

    "Natürlich kannst du das nicht! Wie solltest du auch?", meinte ich, warf ihm einen abschätzigen Blick zu und wandte mich dann von ihm ab.
    Ich trat zum Fenster hin und sah hinaus. Von hier aus hatte man einen wundervollen Blick auf den Garten. Man konnte bis an dessen Ende sehen, ganz weit hinten erahnte man bereits die Nachbarhäuser. Auch dieser Garten war begrenzt, genauso wie es mein Leben in diesem Haus war. Ich würde erst wieder glücklich sein können, wenn ein Kind geboren war - mein Kind!


    Als ich mich wieder zu Brix hinwandte, sah ich ihn zum ersten Mal nachdenklich. Auch seine Frage kam eher etwas zögernd. Mich belustigten die Gedanken des Sklaven, die doch in seinem Verhalten beinahe offensichtlich geworden waren.
    "Ich kann dich beruhigen, nicht in dem Maße, wie du vielleicht geglaubt hast," antwortete ich grinsend, jedoch wurde mein Ausdruck sogleich wieder ernst.
    "Du sollst sie für mich im Auge behalten! Ich möchte über alles informiert werden, was sie sagt, was sie tut und vor allen Dingen, mit wem sie es tut! Halte deine Augen auf und berichte mir regelmäßig, wenn sie ihn in seinem cubiculum aufsucht, oder er sie in ihrem! Ich denke, das wird nicht allzu schwierig für dich sein, nicht wahr?!" Mehr erwartete ich nicht von dem Sklaven. Und er mußte zugeben, daß man dies von einem guten Sklaven erwarten konnte!

    Ich konnte nicht recht nachvollziehen, wie Brix selbst nach meiner Drohung so ruhig bleiben konnte. Er ließ sich durch nichts beirren, was mir doch zu denken gab. Machte er sich am Ende über mich lustig oder war es einfach nur die Resignation eines Sklaven, der alles über sich ergehen ließ und ihm somit die Größe gab, über allen Dingen zu stehen.
    "Ich glaube nicht, daß er mich wegen meines Aussehens geheiratet hat. Wohl eher wegen meines Namens und meiner Familie. Auch wenn ich anfangs glaubte, es gäbe da noch etwas, was uns verbindet." antwortete ich ganz offen, was gegenüber dem Sklaven wohl eher ungewöhnlich war. Vielleicht war es meinerseits eine Art von Resignation. Was sollte ich vor ihm verbergen, was er nicht schon selbst wußte.
    Wieder beantwortete er nicht meine Frage, die ich mit einem gewissen Hintergedanken gestellt hatte. Er drohte, all meine Pläne zunichte zu machen, doch daß was er zu antworten begann, schürte wieder meinen Zorn. Was erdreistete sich dieser Sklave! Und doch hatte ich ihm doch befohlen, offen zu sprechen.
    "Was erlaubst du dir! Wie kannst du es wagen?", begann ich. Und doch wußte ich, daß er nicht Unrecht hatte, mit dem was er sagte. Zwar sah ich nicht die Zusammenhänge mit Phraates, was Brix´ und Charis´ Glück war, dennoch wußte ich insgeheim, daß ein Teil dieser Schuld auch auf meinen Schultern lastete. Natürlich hätte ich dies nie zugegeben.
    "Ich soll die Schuld bei mir selbst suchen? Du spielst mit deinem Leben, Sklave! Was habe ich nicht alles erduldet und getan?" Erregt von solchem Gerede sah ich mich hektisch um, als suchte ich nach einem Ausweg, einem Schlupfloch. Und das vor dem Sklaven.
    Dieser hatte es indessen auf den Punkt gebracht! Es machte mir schwer zu schaffen, immer noch nicht schwanger geworden zu sein. Und wie! Wenn es das war, was Marcus wieder in die Arme dieser Hure getrieben hatte, wenn es das war, dann gab es nur eins!
    "Du hast recht! Ja, das ist es, was mich schier in den Wahnsinn zu treiben scheint," sagte ich dann ganz ruhig nach einer Pause.
    "Ich möchte, daß du mir behilflich bist, damit ich mich nur noch auf diese eine Sache konzentrieren muß! kannst du das für mich tun?"

    Mir gefiel es nicht, wie Marcus meinen Sklaven betrachtete, wohl darauf bedacht, einen Mangel an ihm festzustellen. Zu allem Übel nahm er dann auch noch Platz! Hatte dieser Mann nichts zu tun? Keine Arbeit, keine Liktoren, die auf ihn warteten? Mußte er mich jetzt auch noch stören, wo ich doch gerade meinen neuen Sklaven näher kennenlernen wollte? Natürlich steckte hinter diesem gespielten Interesse eine gewisse Absicht, vermutete ich.
    Was blieb mir also anderes übrig, als mich ebenfalls wieder zu setzen und zu lächeln…
    Sogleich machte er diverse Vorschläge, wie man ihn und seine Fähigkeiten einsetzen konnte und bombardierte den armen Kerl gleichzeitig mit unwichtigen Fragen. Der Ägypter hatte scheinbar große Mühe, die richtigen Worte zu finden.
    "Du mußt Griechisch mit ihm sprechen! Er spricht kaum Latein!", ermahnte ich meinen Gemahl. Warum wohl hatte ich mich vorher mit ihm auf Griechisch unterhalten? :rolleyes: Daß Männer immer so schwer von Begriff sein mußten
    Da der Sklave immer noch vor uns stand, gebot ich ihm, sich wieder neben meine Kline auf den Boden zu setzen.
    "Spiel uns etwas vor! Das Lied, mit dem Wanderer! Vielleicht gelingt es dir, auch meinen Mann von deiner Kunst zu überzeugen!", sagte ich ihm mit einem sarkastischen Unterton und auf Griechisch natürlich.

    "Dann sieh zu, daß es so bleibt!" entgegnete ich schnell und das war auch alles, was ich hierzu noch sagen wollte. Sollte es mir zu Ohren kommen, daß die Sklaven untereinander darüber tratschten, dann würde es Brix als erster zu spüren bekommen, danach die Sklaven selbst, die ihren Mund nicht halten konnten.
    Als nun Brix mir seine Sicht der Dinge unterbreitete, sah ich ihn nur verständnislos an. Was sollte das? Sie ist hübsch und sie ist gescheit? Damit war ich nicht zufrieden. Die Antworten an sich befriedigten mich nicht. Hübsch und gescheit - war ich etwa nicht hübsch und gescheit? Meine Wut drohte wieder Oberhand zu gewinnen und sich an dem Sklaven auszulassen. Inzwischen war ich aufgestanden und umkreiste ihn, wie die Katze die Maus zu bedrängen versuchte.
    "Hübsch und gescheit? Bin ich etwa nicht hübsch und gescheit?", fauchte ich ihn an. Ich rang mit mir, nicht außer mich zu geraten.
    "Es muß doch etwas geben… ! Was hat sie, was ich nicht habe? Antworte, sonst werde ich dich eigenhändig…"
    Allmählich begann ich vor dem Sklaven die Fassung zu verlieren. Die letzten Tage waren einfach zu viel für meine Nerven. Und dann heute Morgen auch noch dieser Sklavin ins Angesicht blicken zu müssen, brachte mich langsam an meine Grenzen.
    "Bitte, sag es mir! Ich bitte dich!", schluchzte ich. Sofort kam mir Charis zu Hilfe, um mich zu stützen, da sie wohl befürchten mußte, daß ich nicht nur die Fassung, sondern auch der Standhaftigkeit verlustig ging.
    "Laß mich!", befahl ich ihr abweisend und sie wich wieder zurück.
    Meine Brust bebte, ich schluckte meinen Kummer hinunter, um wieder aufrecht und selbstsicher vor dem Sklaven zu stehen.
    "Man sagt euch Germanen nach, ihr wäret treu bis in den Tod. Selbst Kaiser vertrauten euch schon ihr Leben an. Sag mir, kannst du auch mir die Treue schwören?" fragte ich, scheinbar völlig unabhängig davon, wovon wir soeben noch gesprochen hatten. Doch ich verfolgte einen bestimmten Gedanken, den ich noch nicht aussprechen wollte.

    Die besorgten Gesichter der Sklaven, das beklommene Flüstern derselben, ob man nicht besser doch einen Arzt holen solle, das ständige hin und her, derer ,die mich mit Erfrischungen und diversen Hausmittelchen versorgten. Mir wurde es langsam zu viel! Ich war gewillt diesem Treiben ein für allemal ein Ende zu setzen. Nur ein Machtwort, ein einziges Wort…. Doch selbst dazu war ich zu kraftlos. Wie einfach war es doch, in seinem eigenen Selbstmitleid zu ertrinken! Bei jedem Seufzer, den ich tat, stachelte ich die Sklaven aufs Neue an, sich noch besorgter zu zeigen, doch keiner von ihnen traute sich, Eigeninitiative zu zeigen. Sicher wäre ihnen dies auch schlecht bekommen, denn wie für jeden ersichtlich, befand ich mich in einer äußerst schwierigen Stimmung, die von Minute zu Minute von einem zum anderen Extrem hin umschlagen konnte.


    "Aaaaah", hauchte ich voller Schmerz, der tief in meiner Brust loderte und der mich verzehrte, als ich wieder an die Peinlichkeiten im Tempel dachte. Was nur alle von mir denken mußten, die mich gesehen hatten, als mich eine Handvoll Sklaven zum Tempel hinaus getragen und mich sorgsam in meine Sänfte gebettet hatten. Mochte sich doch einfach über alle die Zeugen geworden waren, der feingesponnene Schleier des Vergessens legen, auf daß sich hernach niemand mehr zu erinnern wußte.
    Wohl im rechten Moment, um nicht noch tiefer in den Sumpf der Schmach einzusinken, hörte ich plötzlich jemand meinen Namen rufen. Auch das noch, dachte ich. Meine schwachen Arme versuchten den Oberkörper nach oben zu drücken, doch dies gelang nur unzulänglich. Oh, welch ein jämmerliches Bildnis ich abgeben mußte!
    "Äh, ja, alles bestens!", log ich, obwohl es offensichtlich war, daß nichts in Ordnung war. Darüber hinaus besann ich mich krampfhaft auf den Namen des jungen Mannes, der so unerwartet erschienen war. Quartus, Quintus, Sextus oder doch Septimus? Herrje, immer diese Namen!
    "Sextus Lupus, nicht wahr?", fügte ich noch schnell an. Ein gutes hatte sein Erscheinen, die Sklaven um mich herum suchten das Weite, nachdem er sie wie lästige Fliegen fortgejagt hatte. Nur Charis blieb mit stoischer Ruhe neben meiner Kline stehen.

    "Er tut gut daran, wenn er deiner Bemerkung folgt!" meinte ich, verbittert darüber. Es würde meine Schmach nur noch in unvorstellbare Höhen treiben, wüßte bereits die ganze aurelische Sklavenschaft darüber Bescheid.
    "Dann bist du der einzige, der davon weiß?" Was sich allerdings am Ende die Sklaven in Sachen Siv zusammenreimten, war eine ganz andere Frage, schließlich waren sie nicht blind und manche unter ihnen schienen auch ganz intelligent zu sein, so daß sie sich alles zusammenreimen konnten. Das beste Beispiel hierfür war Brix selbst, der nach eigenen Angaben niemals mit eigenen Augen beobachtet hatte, was er wußte.
    "Sorge dafür, daß es unter den Sklaven kein Gerede gibt. Jedem der offen darüber spricht, droht die Peitsche! Verstanden?" Ich schätzte den maiordomus allerdings bereits so ein, daß er alles dafür tun würde, damit es soweit nicht kam. Als er sich jedoch weigerte, mir auf meine Frage zu antworten, verfinsterte sich mein Gesicht auf neue.
    "Das laß nur meine Sorge sein! Also, was findet er an ihr? Antworte, oder ich schwöre bei allen Göttern, du wirst es bereuen!", antwortete ich streng, doch ruhig und bedacht.

    Eine Weile! Obwohl ich es bereits vermutet hatte, traf es mich, wie ein Hieb. Die Wut drohte wieder, in mir aufzusteigen. Ich spürte es ganz deutlich. Zugleich wollte ich den Sklaven anschnauzen, weshalb er mir gegenüber geschwiegen hatte. Doch dann besann ich mich wieder. Die verdammte Treue der Germanen war es wieder, die dies verhindert hatte. Er würde wahrscheinlich seinem Herrn noch treu zur Seite stehen, wenn dieser ihn bereits mit den schlimmsten Folterungen bestraft hätte, selbst dann, wenn diese ungerechtfertigt gewesen wären.
    "Es wurde nie offen erwähnt?", fragte ich erstaunt, während sich meine Gedanken nur noch um das Eine drehten. Mein nächster Gedanke widerte mich selbst an, doch ich sprach ihn aus. "Warst du jemals Zeuge dessen, was zwischen den beiden passiert ist?" Es war anzunehmen, daß der Sklave das uneingeschränkte Vertrauen seines Herrn besaß. Und wenn es so war… dann gab es bestimmt einen Weg… sich dieses Vertrauen… zunutze zu machen…
    "Kannst du mir sagen, was er an diesem Weib findet?" Irgendetwas mußte es doch sein. Vielleicht konnte Brix es mir sagen, er als unbeteiligter Beobachter. Außerdem wollte ich seine Meinung hören, auch wenn diese höchstwahrscheinlich progermanisch ausfiel, was niemand wundern würde.

    Der Sklave hatte sich Zeit gelassen. Das war sein Glück, denn als es schließlich klopfte und Charis die Tür öffnete, war meine Wut vom Morgen bereits etwas verflogen. Auch wenn es mir schwer gefallen war, hatte ich mich der Kurzweil hingegeben und hatte dem Kitharaspiel meines neuen Ägypters gelauscht. Dennoch war es mir nicht gelungen, den Gedanken an diese widerliche Germanin zu unterdrücken. Selbst Okhatons Erzählungen vermochten es nicht, ihr Bild aus meinem Kopf zu verdrängen. Irgendwann hatte ich ihn entlassen, um zu lesen und für mich zu sein. Nur Charis verblieb still in einer Ecke meines cubiculums, um jeden meiner Wünsche zu erfüllen, den ich aussprach.
    Nun trat der maiordomus, auch ein Germane, ein. Ich hatte nie einen Hehl daraus gemacht, daß ich nicht das geringste für diese Barbaren übrig hatte, auch wenn sie im Allgemeinen für ihre Treue und Zuverlässigkeit bekannt waren. Im Grunde hätte ich nichts gegen Brix vorbringen können. Er verrichtete seinen Dienst sorgfältig und offenbar hatte er auch die Sklaven gut im Griff. Jedenfalls war mir nichts anderes zu Ohren gekommen.
    Als der das Wort an mich richtete, sah ich zu ihm auf und ließ die Schriftrolle sinken.
    "So ist es!", meinte ich gebieterisch und sah ihn einen Moment sehr eindringlich an.
    "Seit wann bist du darüber im Bilde? Das mit deinem Herrn und dieser Schlampe?", begann ich schließlich ohne Vorwarnung. Es hätte mich sehr verwundert, hätte er nichts von dieser Beziehung gewußt.

    Der neue Sklave hatte sich schnell in die Beschützerrolle eingefunden, obwohl ich ihm dies gar nicht befohlen hatte. Das imponierte mir außerordentlich. Vielleicht hatte ich ihn doch etwas unterschätzt und ich war gut beraten, seinen Aufgabenbereich noch einmal zu überdenken. Doch vorher mußten die Wogen geglättet werden, damit mein Mann nicht auf dumme Gedanken kam. Am Ende glaubte er nämlich noch, jetzt da Okhaton hier war, sei unser Abkommen hinfällig. Das war es ganz und gar nicht!
    Der Ägypter hatte schnell begriffen, daß es für ihn besser war, gegenüber dem Hausherrn seine Abwehrhaltung nicht länger aufrecht zu erhalten. Man sah ihm förmlich an, wie der stolze, kampfbereite Körper in sich zusammenzusacken begann und eine demütige Haltung einnahm, wie ein Hund, der den Schwanz einzog, weil er den Worten seines Meisters gehorchen mußte. Jammerschade, daß sein Körper nun wieder unter der Tunika verschwand. Doch im gleichen Moment nahm ich mir vor, demnächst etwas mehr Zeit mit meinem Geschenk zu verbringen, um dann vielleicht auch noch die letzten Geheimnisse des Ägypters ergründen zu können.
    Marcus spielte das Spiel der Unbekümmertheit mit. Als wäre es das Normalste auf der Welt, drückte er mir einen Willkommenskuß auf die Wange. Gestern noch hätte ich alles erdenkliche dafür getan, um eine solche Geste zu vermeiden. Nun aber reihten wir uns ein, in eine Reihe von unzähligen römischen Ehepaaren, die sich zwar nicht liebten, aber ihrer Umgebung vorgaukelten, glücklich zu sein.
    "Ja, das tun sie!", antwortete ich bestätigend Marcus´ Feststellung und untermauerte dies indem ich meine Hand ganz besirzanzeigend auf die Schulter des Sklaven legte.
    "Nun, Graeceia kennt meine Vorliebe für alles Ägyptische. Wir kennen uns ja bereits seit Kindestagen. Und da er mich mit seinem Kitharaspiel so verzaubert hatte und sie mir eine Freude machen wollte, hat sie ihn mir kurzerhand geschenkt," erklärte ich ganz unbeschwert und deutete auf das Instrument, welches am Boden neben der Kline lag.
    "Wenn du möchtest, kann er dir später eine Kostprobe darbieten."

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    Für die kommende Woche werde ich meine Präsenz etwas einschrenken müssen, welche allerdings dann zum Ende der Woche hin wohl ganz zum erliegen kommt. ;)



    Sooo, ich melde mich mal gaaaanz laaaangsam wieder zurück. :D
    Die schlimmsten Trümmer sind beseitigt.... :D

    Mein verträumter Blick und das wohlige Gefühl, welches ich dabei empfand, wurde jäh gestört, als mir ein Geräusch zu Ohren kam, welches seinen Ursprung untrüglich am Eingang hatte. Als sei eine Herde Wilder Wasserbüffel direkt aus Campania hierher ins atrium unterwegs. Schnell zog ich meine Hand zurück und ließ von den Narben des Sklaven ab. Dieser wiederum fuhr ganz plötzlich herum, wie ein wilder Löwe, zum Angriff bereit. als er jedoch die Übermacht an Gegnern erkannte, wich sein Mut. Ich hingegen konnte nichts von alledem sehen, denn Okhaton versperrte mir mit seinem entzückenden Rückenansicht die Sicht. Im Übrigen war sein knackiger Po auch nicht zu verachten!
    "Marcus!" rief ich und erhob mich von meiner Kline, damit auch ich endlich im Bilde war.
    "Sieh nur, was mir Graeceia geschenkt hat! Einen waschechten Ägypter!" fuhr ich, den Tatbestand überspielend fort. Natürlich war mir nicht sein düsterer Blick entgangen und auch seine Begleiter hatte ich bemerkt, jedoch ignorierte ich sie gekonnt.
    "Sieh nur was er für einen wohlgestalteten Körper hat! Ich dachte mir, wir könnten mit ihm und dem neuen Gallier einen Schaukampf veranstalten." Dazu lächelte ich natürlich unschuldig, denn ich hatte ja einen Tag zuvor etwas geschworen. Und außerdem gab es nichts, weswegen ich mich schuldig gemacht hatte, auch wenn es vielleicht den Anschein hatte.

    Für einen kurzen Augenblick war ich sogar gewillt gewesen, ihm zu befehlen, sich ebenfalls von dem Lendenschurz zu befreien, um so auch noch dem letzten Geheimnis auf den Grund zu gehen. Aber dem Sklaven schien das Ganz schon peinlich genug, schließlich befanden wir uns im atrium, sozusagen dem Herzstück des Hauses, wo für gewöhnlich auch ganz plötzlich jemand ungebetenes dazu stoßen konnte. Jenes letzte Geheimnis also, wurde auf später vertagt, an einen Ort, der weniger publik war. Im großen und ganzen konnte ich wahrlich zufrieden mit meinem Geschenk sein, auch wenn es einige Kratzer aufzuweisen hatte, dennoch war dieser Tag auf ganzer Linie ein Lichtblick gewesen. Zuerst die alte Freundin, die ich nach unzähligen Jahren wieder getroffen hatte und dann der Sklave, der mich auf eine seltsam betörende Weise an meinen Geliebten erinnerte, der nun in sicherer aber unbekannter Ferne weilte.


    Nachdenklich nickte ich wieder, bei den Erklärungsversuchen des Sklaven.
    "So, so, wenn man Pech hat!" Meinem Forscherdrang folgend, berührte ich meinen Fingerkuppen ganz leicht eine Stelle an der die Narbe etwas größer war, seine Reaktion in Kauf nehmend. Oder sollte ich besser sagen, seine Reaktion herausfordernd?
    "Nein, nein, ganz und gar nicht stört mich das. Ich bin sehr zufrieden, mit dem, was ich sehe," antwortete ich ihm grinsend.

    Ja, ja ein Lichtblick, in dieser dunklen Zeit…

    "Vom Steinbruch? Aha! Große Brocken? Meine Güte!" Mein Blick wanderte von den Oberschenkel zum Arm, bis hin zu seiner Schulter. Nachdenklich nickte ich, doch nicht lange!
    "Nun damit ist es ja jetzt vorbei!" Mein gütiges Lächeln war wieder zurückgekehrt.
    "Und das da unten? An deinem Oberschenkel? Woher stammt das?" fragte ich voller Neugier. schließlich war dieser Teil des männlichen Körpers noch ein wenig mehr attraktiver, ja geheimnisvoller.

    Ein zweiter Chimerion, war mein erster Gedanke, nachdem der Stoff seinen Körper frei gab. Ein von Muskeln bepackter Körper, jedoch wohl temperiert. Die leicht getönte Haut rundete den Anblick ab. Ebenso wie seinerzeit der Thraker fiel es dem Ägypter nun schwer, sich vor meinen Augen zu entkleiden. Doch anders wie bei Chimerion verlangte ich nur, er möge sich von der Tunika trennen. Nicht etwa den Lendenschurz. Obwohl, wenn er schon dabei war….
    Was nun in Okhaton vorgehen mochte, war mir zu diesem Zeitpunkt einerlei. Schließlich würde er in den Genuß einiger Vergünstigungen in dieser Villa kommen. Dafür hatte er nun einiges zu erbringen.
    "Einen herrlichen Körper hast du! Vielleicht sollte ich mir deinen Verwendungszweck noch einmal überdenken." Vielleicht würde er als Leibwächter doch noch eine bessere Figur machen. Nur schade dann, um sein Kitharaspiel! Oder vielleicht konnte man auch beides haben.
    Langsam doch unaufhörlich spürte ich, wie wieder die Sonne für mich aufging, die Sonne Ägyptens. War nicht Aton einst ein Sonnengott? In Okhaton lebte er wieder auf.
    "Doch was ist das?", bemerkte ich plötzlich mit einem leichten Entsetzen. "Was ist das für eine Narbe, dort am Arm und an deinem Oberschenkel? Tritt näher, ich möchte mir das näher ansehen!" Ohne ihm einen Ausweg lassend, winkte ich ihn energisch her zu mir. Nun ja, die Narben taten dem Rest keinen Abbruch. Sie ließen ihn nur noch verwegener aussehen.

    Ich entgegnete ihm ein gütiges Lächeln und verwies sofort auf meine Leibsklavin Charis, die bereits dabei war, auch Aedan, dem Gallier, das Lesen und Schreiben beizubringen.
    "Nun, dann wirst du es lernen! Meine Sklavin Charis wird es dir beibringen." Die Makedonierin hatte die ganze Zeit im Hintergrund verharrt und hatte ich sie nun nicht erwähnt, wäre sie womöglich übersehen worden.
    "Geschichten! Das hört sich interessant an! Ich liebe Geschichten! Auch auf Griechisch!", meinte ich und zwinkerte ihm dabei zu. Und daß er nun selbst den Wunsch äußerte, mit dem Gallier zu trainieren, stellte mich auch zufrieden. Vielleicht konnte man die beiden Sklaven in einem Schaukampf aufeinandertreffen lassen. Ein privater Kampf nur für mich und vielleicht für einige mir nahestehenden Personen. Welch wunderbare Aussicht!
    Genau im rechten Moment verrutschte die Tunika des Sklaven so, daß seine Oberarme zum Vorschein kamen.. und auch eine Narbe. Noch interessanter! Woher diese nur stammte?!
    "Zieh deine Tunika aus! Ich möchte dich nackt sehen!", kam es überraschend aus meinem Mund, der Ton befehlsgewohnt, wie immer!

    Gute Miene zum bösen Spiel! Genau das war meine Taktik gewesen, als ich mich zur cena begab. Vorher hatte ich für eine gefühlte Ewigkeit einen Frisier- und Schminkmarathon über mich ergehen lassen. Auch wenn ein Tag zuvor dieses germanische Frauenzimmer in die Villa eingezogen war, gab es keinen Grund, sich gehen zu lassen. Flagge zeigen hieß die Devise! Zeigen, wer hier die Herrin im Hause war. Auch wenn es schwer werden würde, auch wenn es mir den Appetit verderben würde, weil ich neben meine Mann liegen würde, auch wenn ich mich übergeben müßte, würde er es wagen, ihren Namen auch nur ein einziges Mal auszusprechen.


    Zu meinem Unglück hatte sich außer ihm noch niemand sonst im triclinium eingefunden. Niemand, der es mir erspart hätte, einige Worte unter vier Augen zu wechseln. Dieser Mann widerte mich so an! Allein sein Anblick verursachte mir Magenschmerzen.
    "Salve Marcus…" Ein flüchtiger Blick traf ihn. Nichtssagender small talk war wohl das Beste, um einem erneuten Streit aus dem Wege zu gehen. Um das Platz nehmen noch etwas hinauszuzögern, besah ich mir penibel die Klinen und den Tisch. Eine nicht zu überladene Dekoration schmückte den Tisch. Erst die Speisen, nachdem sie von den Sklaven aufgetragen worden waren, würden den Schmuck noch perfektionieren.
    "Schöne Dekoration! Vielleicht fehlen noch ein paar Blumen!" Ganz wunderbar, ein göttliches Thema, um nicht das auszusprechen, was auf der Zunge parat lag.