Besorgt kniete Minervina neben ihrer Cousine und hoffte, dass diese die Augen aufschlug. Es dauerte nicht lange, da wurde Prisca auch schon wieder munter. Den Göttern sei dank, sie war nicht bewusstlos! Minervina fiel ein Stein von Herzen. Doch wie nannte ihre Cousine sie? Leonita? Wer um alles in der Welt war das? "Liebes, ich bin es, Minervina. Erkennst du mich denn nicht?" Anscheinend war sie vom Sturz noch etwas benommen. Immerhin schien sie keine Verletzungen davon getragen zu haben, denn sie kam schnell wieder auf die Beine, wenn auch ein wenig zittrig. Plötzlich jedoch packte ihre Hand und war drauf und dran wie von Sinnen wegzurennen. Was war denn nun schon wieder los? Minervina war jetzt vollends verwirrt.
Obendrein erklang urplötzlich auch noch eine Frauenstimme aus dem Dunkeln, die sie fürchterlich erschrecken lies. "Keine Panik, ich bin’s nur!" Haha, das würde sie auch sagen und dabei in einer stockfinsteren Ecke stehen bleiben. Hm, Caelyn? Wer war das noch gleich? In ihrem Kopf ratterte es. In dieser Villa lebten so viele Menschen, da konnte sie sich beim besten Willen nicht alle Namen merken. Schon gar nicht diese ausländischen. Aber dann fiel es ihr doch wieder ein. Sicher, Caelyn war doch die vorlaute Sklavin von ihrem Bruder. Moment mal, warum schlich sie sich mitten in der Nacht durch die Villa? Argwöhnisch blickte Minervina sie an. "Sag mal, was machst du eigentlich hier? Bist du etwa für diesen Lärm verantwortlich?" Wobei diese merkwürdige Stimme von eben nicht ganz wie die von Caelyn geklungen hatte. Aber wer weiß, vielleicht konnte sie auch einfach nur sehr gut Stimmen imitieren. Den Sklaven in diesem Haus war ja alles Mögliche zuzutrauen! Prisca schien dagegen ganz andere Sorgen zu haben. Hatte sich die Aurelia eben verhört oder hatte sie Caelyn gerade ernsthaft Mama genannt? Als sie schließlich auch noch nach deren Hand griff und loslaufen wollte – wohin war Minervina schleierhaft – hielt sie ihre Cousine fest. "Augenblick, was soll die ganze Aufregung? Und von wem redest du überhaupt? Wer ist er?" Fragend blickte sie erst Prisca, dann Caelyn an. Vielleicht hatte die Sklavin ja eine Ahnung, von wem oder was hier die Rede war.