Beiträge von Caius Decimus Scaurus

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    Original von Marcus Aurelius Corvinus
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    Plötzlich umringten uns - meine Gesprächspartner, meine Sklaven und mich - einige Fremde, und noch jemand trat hinzu. Der Mann war mir gänzlich unbekannt, und was er sagte, ließ mich skeptisch die Augenbraue hinaufziehen. Vermeintlich feindlich? Brix runzelte bereits drohend die Stirn, beließ es aber vorerst dabei. Und dann ergriff Lucilla das Wort und veranlasste meinen Mundwinkel dazu, sich belustigt hinaufzubiegen. Ich konnte mir Lucilla prima als alte Matrone vorstellen, die jeden aus den Sandalen hauen würde. "Mit wem haben wir die Ehre?" wiederholte ich Lucillas Forderung in etwas ruhigerem Tonfall. Wie jemand, der sogleich überrannt werden würde, sah ich nun wahrhaftig nicht aus, und zudem war ich schließlich nicht allein auf dem forum, sondern in Sklavenbegleitung.


    Ich bemerkte, wie peinlich ich mich da eigentlich aufführte. Entschuldigend blickte ich zu der Frau und wandte mich dann an den Aurelier vor mir.


    Entschuldige mein harsches Auftreten, es sollte auch keine heroische Tat werden, um mich bekannt zu machen. Ich dachte bloß, in dem Getümmel ist jede helfende Hand gebraucht., antwortete ich rasch.


    Bisher hatten nur die Prätorianer an der Seite des forums Stellung bezogen und ich fürchtete etwas um meine eigene Gesundheit, wenn schon andere scheinbar keinen Wert darauf legten.


    Aber abgesehen davon... ich schätze mal, euer Wissensstand ist derselbe wie der meisten hier...

    So langsam bildete sich ein großer Mob um die rostra herum und alles redete wild durcheinander. Überall wurde das Gerücht skandiert, der Kaiser sei tot. Einen der Sklaven, der mit mir ging, wies ich rasch an:


    Lucullus, du musst zur Castra Praetoria. Die Urbanen müssen hier für Ordnung sorgen, bevor der Mob das Wort an sich reißt.


    In der Menge machte mein nomenclator auch die Aurelier aus. Sofort lief ich mit fünf meiner Sklaven zu ihnen und ließ den Pöbel beiseite schieben, um die Patrizier dort zu schützen.


    Ich hoffe, es ist genehm, wenn ich meine helfende Hand anbiete. Scheinbar wird der Mob immer wilder, und da ist der Dolch gegen einen vermeintlich feindlichen Patrizier schnell gezückt.

    Ein Sklave der Decimer kam die via zur castra der Urbanen hinauf gelaufen und kam rasch zur Torwache.


    Schnell, wir brauchen die Hilfe der Urbanen, bevor das Chaos auf dem Forum ausbricht. Ihr müsst das Forum abriegeln!, stieß er panisch hervor und merkte gar nicht, dass er es hier mit Soldaten zu tun hatte, die bestimmt schon längst wussten, was zu tun war.

    Also meines Wissens gab es keinen Gruß in unserer heutigen Sicht. Es gibt da solche Abbildungen bei Connoly, wo die Rekruten bei ihrer Vereidigung mit ausgestrecktem Arm den Adler grüßen (dort haben es sich Mussolini und Hitler abgeschaut), aber das ist eben speziell bei der Vereidigung.


    Aber das ist nur mein Kenntnisstand, ich hoffe, jemand kann das Rätsel lösen.


    Und ganz nebenbei, wenn du authentisches Wissen haben willst, lies Bücher, aber schau dir nicht diesen (durchaus unterhaltsamen) Schund wie Rome an, das führt nämlich schnell dazu, dass die Leute scheinbares Wissen vermittelt bekommen, das absoluter Humbug ist.

    Als das Gespräch auf meine Mutter fiel, nahm ich Meridius' Einladung, Platz zu nehmen, dankend an. Kurz zogen dunkle Wolken über meinem Gemüt auf, doch ich musste sie beiseite schieben. Mutter hätte es sicher so gewollt. So versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, das Zittern meiner Stimme war aber merklich.


    Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber so kann man sich in der Trauer beistehen, das hat etwas Gutes, findest du nicht?


    Ich musste an etwas anderes denken. Die Tagespolitik Tarracos kam mir wie gerufen. Und ich stürzte mich wie ein hungriger Geier darauf.


    Nun, einerseits scheint er sehr tüchtig zu sein, jedenfalls im Gegensatz zu Agrippa, andererseits macht er seiner Herkunft alle Ehre und spielt sich Gerüchten zufolge wie ein Diktator in der Regia auf. Aber genaues weiß man wie immer nicht. Erst kürzlich hat er ein Edikt erlassen, das den Duumviri erlaubt, ihre Magistrate und anderen Mitarbeiter eigenständig zu ernennen. Man wird sehen, wo das hinführt. Wohin es in Corduba geführt hat, ist ja bekannt.


    Ich wusste, dass Meridius verstand, worauf ich hinaus wollte. Ich traute einem Flavier durchaus zu, sich als Alleinherrscher aufzutun. Zumal er Proconsul einer Provinz war, die ohnehin schon recht autark arbeitete.

    In meinem Gesicht zeigte sich ein lange nicht mehr gesehenes von Glück beseeltes Lächeln. Ich nickte.


    Ich danke dir vielmals. Wann darf ich anfangen?


    Ich konnte es erst gar nicht fassen. Macer schien mir ein harter, aber vor allem fairer, Arbeitgeber zu sein, denn er prüfte die Bewerber ausgiebig.


    Ich musste nicht lange warten. Mein Onkel war aber auch eine imposante Gestalt, das musste man ihm lassen.


    Ich freue mich, Meridius.


    Ich möchte dir zuerst mein tiefes Beileid aussprechen..., hob ich an und schwieg dann etwas. Um die peinliche Stille nicht zu lange werden zu lassen, antwortete ich schnell.


    Die Reise war gut und ich bin sicher in Ostia gelandet. Nun, was gibt es Neues? Vielleicht hast du es von Seiana bereits gehört... unsere Mutter ist im letzten Frühling gestorben.
    Ein gewisser Flavius Furianus ist zum Proconsul ernannt worden, eine Fehlentscheidung wie ich meine. Einen Patrizier auf solch ein wichtiges Amt... aber ich bin nicht befähigt, mir ein Urteil zu erlauben.

    Lass mich kurz überlegen.


    Ich stützte den Kopf in meine Hände und dachte angestrengt nach. Dann war es wieder da. Natürlich konnte ich mit beiden Dingen umgehen, aber ohne Übung rostete sowas schnell ein.


    Um den Umfang eines Rohres zu bestimmen, multipliziert man den Durchmesser mit der Zahl Pi. Hat man nur den Radius, nimmt man den zusätzlich noch doppelt.

    Ich nahm den kleinen Seitenhieb zur Kenntnis.


    Ich danke Dir für den Rat, in Zukunft werde ich ihn gern beherzigen. Zu meiner Verteidigung kann ich eben nur vortragen, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte und dabei nicht auf die Hilfe populärer Verwandter angewiesen sein will.


    Ja, mit beidem kann ich wohl umgehen.

    Ich sah, dass meine Antwort auf Gegenliebe stieß und atmete merklich auf. Nun lächelte auch ich etwas lockerer und antwortete auch nicht mehr so verkrampft.


    Ja, ich möchte später politisch aktiv werden. Und dazu ist es meiner Meinung nach vonnöten, dass ein Mann sich von unten nach oben durcharbeitet, und das möglichst nicht auf dem Ruf irgendwelcher Verwandter. Ich bitte dich also, bei denen Überlegungen und auch bei unserem potentiellen Arbeitsverhältnisse meinen Onkel außer Acht zu lassen. Ich möchte hier arbeiten und meine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

    Ich ließ mich von dem ältlichen Türsklaven ins atrium führen und wartete dort gespannt ab. Meridius' Sohn war gestorben. Das fing ja gut an. Ich kannte meinen Onkel nur von Berichten meiner Mutter und auch das war nicht gerade ein befriedigendes Wissen. Und nun war sein Sohn gestorben, vermutlich ein Mann in meinem Alter. Was sollte ich dazu sagen? Am besten war es wohl, nur mein Beileid auszudrücken und sonst dezent zu schweigen. Ohne Wissen war es nur heiße Luft, die ich produzierte.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Mit einem freundlichen Gesicht lehnte Macer sich zurück. "Nun, dann erzähle doch mal ein wenig. Wer bist du, wo kommst du her, was hast du bisher gemacht, wie bist du auf die Idee gekommen, dich hier zu bewerben?"


    Ich grübelte etwas und legte mir die Worte sorgsam zurecht, bevor ich anhob zu antworten.


    Ich bin Caius Decimus Scaurus, Sohn des Decimus Silanus und damit Neffe des Decimus Meridius. Ich komme aus Tarraco und habe dort bis vor kurzem mein gesamtes Leben im Elternhaus verbracht. Ich erfuhr eine umfassende und gründliche Ausbildung. Durch regelmäßigen Briefwechsel mit Verwandten in Italia und Roma kenne ich mich mit den politischen Gegenheiten durchaus gut aus.


    Wie bin ich auf die Idee gekommen, vor Dich zu treten und meine Bewerbung vorzutragen? Nunja, vielleicht erscheint dem einen oder anderen der Beruf des aquarius nicht als würdig genug; das bezweifle ich aber, schließlich ist doch das Wasser unser kostbarstes Gut. Ich denke ganz einfach, dass es ein handfester Beruf ist, in dem man für die Menschen und nicht gegen sie arbeitet. Schließlich sind es die aquarii, die sicherstellen, dass jeder Bürger dieser Stadt täglich und auch in Zukunft Zugang zu frischem Trinkwasser erhält.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Einer der Männer meldete sich zu Wort. "Wir haben ganz viele Stellen für Aquarii und du hast Glück, es sind auch welche frei. Aber da musst du schon den Curator persönlich fragen."


    Er erhob sich, bedeutete dem Mann ihm zu folgen und ging vom Büro der Schreiber nach nebenan zum Büro des Curators. Er klopfte an, trat ein und stellte den Besucher und sein Anliegen kurz vor.


    Macer saß hinter seinem Schreibtisch und blickte zu dem Bewerber. "Ja, dann mal herein, bitte. Nimm' Platz. Du bewirbst dich also um eine Anstellung als Aquarius?"


    Ich nickte dem curator freundlich zu und nahm dann dankend Platz.


    Ja, das stimmt.