Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Ich lag auf meiner Schlafstätte. Mein Mantel diente mir als wärmende Decke, während ich auf dem Stroh lag. Noch immer gingen mir die Worte von Lupus durch den Kopf.


    Da tauchte der Optio auf einmal auf und befahl Lupus und mir mit ihm mitzukommen. Etwas mürrisch stand ich von meinem Lager auf. Ich hatte mich schon so auf ein wenig Schlaf gefreut. Doch nun wurde nichts daraus. Schöner Mist! Ich nahm meine Lorica auf und pellte mich schnell hinein. „Lupus, kannst du mir kurz helfen?“ Ich hätte es auch alleine gekonnt. Allerdings hätte es dann wesentlich länger gedauert. Und der Ton des Optio machte mir klar, dass wir uns beeilen sollten. Nachdem mir Lupus geholfen hatte, die Verschlüsse zu schließen, schnappte ich mir den Rest meiner Kampfausrüstung bis auf die Pila. Ich dachte, dass wir diese wohl nicht brauchen würden. Dann trat ich vor das Zelt zum Optio.

    Ich schaute Lupus genau zu. Die erste Variante sah elegant aus. Die würde ich probieren. Über seinen Spruch mit dem Mädchen musste ich grinsen. „Na sag das doch gleich. Dann wäre ich sofort über das Pferd gesprungen.“, erwiderte ich lachend. Danach trat ich an das Pferd und tätschelte es am Hals, um es etwas zu beruhigen. Dann griff ich mir das Sattelhorn und stellte mich mit dem Rücken zum Pferd. Nachdem ich Lupus zugenickt hatte, starrte ich auf den Boden und konzentrierte mich. In Gedanken ging ich den Bewegungsablauf durch. Dann drehte ich mich, nahm einen kleine Schritt Anlauf, stieß mich kräftig aus den Knien vom Boden ab und zog das rechte Bein hoch. Ich flog durch die Luft und landete einen Augenblick später schwer im Sattel. Scheinbar hatte ich es mit dem Schwung leicht übertrieben, denn ich drohte auf die andere Seite aus dem Sattel zu fallen. Und leider stand da kein schönes Mädchen. Doch ich hielt mich mit beiden Händen an den Sattelhörnern fest und konnte mich in den Sattel ziehen, so dass ich aufrecht auf dem Pferd saß. Mit leuchtenden Augen sah ich Lupus an. Ich entschloss mich, einen weiteren Versuch zu unternehmen. Ich stieg vom Pferd ab, so wie mir Lupus es gezeigt hatte. Bei meinem zweiten Versuch nahm ich etwas zu wenig Schwung. Mein rechter Oberschenkel schrammte schmerzhaft am Sattel entlang, so dass ich stark nach vorne gebeugt auf dem Pferd landete. Haltsuchend umarmte ich dessen Hals. Das war wohl nichts. Also nochmal. Beim dritten Versuch klappte es fast ohne Korrekturen. Aber bis ich es so elegant wie Lupus könnte, müsste ich noch eine Menge üben. Ich stieg wieder vom Pferd ab und sah meinen Kameraden an. „Nun, ich hoffe, dass das gut genug für den Anfang war.“

    Bei Lupus Bemerkung mit dem Hund musste ich grinsen. Wenn es nur einer wäre, dachte ich. Doch das Grinsen verging mir. Denn nun hieß es rauf auf den Gaul. Skeptisch schaute ich Lupus zu und versuchte mir alles zu merken. Elegant schwang er sich auf das Pferd und stieg wieder ab. Das sah eigentlich nicht so schwer aus. Als er mich aufforderte, es ihm gleichzutun, ließ ich die Zügel los und ging zum Sattel. So wie Lupus griff ich mir eines der vorderen beiden Sattelhörner mit der linken Hand. Dann stellte ich mich leicht schräg zum Hinterteil des Pferdes hin, holte mit dem rechten Bein schwung und versuchte in den Sattel zu kommen. Alles was ich zustande bekam war, das mein Bein auf dem besagten Hinterteil zum liegen kam. Aber im Sattel saß ich nicht mal ansatzweise.


    Ich stellte mich wieder auf den Boden vor den Sattel und schnaufte ärgerlich durch. Irgendwie musste das doch klappen. Der zweite Versuch endete so ähnlich wie der erste. Langsam wurde das Pferd unruhig. Ich probierte es ein weiteres Mal. Diesmal kam ich mit meinem Bein schon weiter rum. Aber wieder hatte es nicht funktioniert.


    Frustriert sah ich Lupus an. „Was mache ich falsch, Lupus?“, fragte ich ihn.

    „Freut mich dich kennenzulernen, Calenus. Dann bist du mit dem Alten verwandt?“, fragte ich ihn. Der Alte war der Spitzname für den Primus Pilus unter den Legionarii. Egal, wer und in welchem Alter diesen Posten innehatte, wurde so genannt.


    Calenus schien ein freundlicher Zeitgenosse zu sein. Ich war schon gespannt darauf, wie er sich in unserer Stubengemeinschaft eingliedern würde. Bei seiner Frage, wie lange ich schon dienen würde, grinste ich ihn an. „Ach. So lange ist das noch nicht. Genau genommen bin ich noch Probatus. So wie du. Aber ich hoffe, dass ich meine Grundausbildung demnächst beenden werde.“ Wieder musste ich mich an meinen Anfang in der Legio erinnern. Wieviel sich in so kurzer Zeit doch ändern kann, dachte ich erstaunt.


    „Bevor wir aber anfangen, ein nettes Pläuschchen miteinander zu halten, suche lieber den Optio auf. Danach haben wir noch alle Zeit der Welt, um uns kennenzulernen.“, riet ich ihm.

    Ich hörte Lupus aufmerksam zu, während ich die ganze Zeit das Pferd betrachtete. Zögernd nahm ich die Zügel in die Hand, die mir Lupus entgegenstreckte und lächelte ihn zweifelnd an. Ich atmete tief durch. Wie er es mir gesagt hatte, klopfte ich dem Pferd vorsichtig auf den Hals. Seine Fell fühlte sich komisch an. Irgendwie rau und weich zugleich. Und da stupste mich das Pferd wirklich mit seinem Kopf sanft an meine linke Schulter. Ich wurde kurz starr vor Schreck. Doch das verging sogleich. Denn ich hatte den Eindruck, als würde mich das Pferd freundlich aus seinen dunklen Augen ansehen. So griff ich zur Mähne und kraulte sie. Das Pferd stand ruhig da und ließ es sich gefallen. So weit, so gut!


    Dann zog ich vorsichtig an den Zügeln, um es herumzuführen, wie Lupus es mir gesagt hatte. Das Pferd sah mich nur an, aber rührte sich kein Stück. Wie hatte Lupus gesagt, der Reiter sagt, wo es lang geht. Also verstärkte ich langsam den Zug. Und tatsächlich setzte sich das Pferd in Bewegung. Ich begann es an den Zügeln über den Campus zu führen. Bei Lupus wieder angekommen, sah ich ihn stolz an. Und meinetwegen hätte damit die Übung auch beendet sein können. „Wie war das?“, fragte ich ihn.

    Zitat

    Original von Appius Petronius Calenus
    "Nun,wenn dies das Contubernium III ist,dann bin ich hier richtig.Ich wurde von Centurio Artorius hierher beordert."entgegnete Calenus und warte auf die Bestätigung.


    Ich sah den neuen Rekruten grinsend an und nickte mit dem Kopf. „Na dann, herzlich willkommen im Contubernium III!“, sagte ich freundlich und streckte ihm die Hand zum Gruß entgegen. „Mein Name ist Germanicus Probus....Wie schon gesagt, suche dir einfach eine Pritsche aus und lass den ganzen Kram erstmal hier. Und dann meldest du dich am besten noch schnell beim Optio. Muss ja alles seine Ordnung haben.“

    Ich schaute interessiert Matrinius Begleiter an. Also hatte er in Mogontiacum Anschluss gefunden. Das war sehr gut. Denn er hatte bei unserem ersten und gleichzeitig letzten Treffen einen komischen Eindruck auf mich gemacht. Aber scheinbar war dies wirklich auf die damaligen Umstände zurückzuführen.


    „Salve Maecenas!“, grüßte ich seinen Freund und lächelte. Ich wandte mich wieder an Matrinius. „Nein, ihr kommt nicht ungelegen. Auch wenn man in diesem Laden ständig irgendetwas zu tun hat. Aber die Übungen für heute sind vorbei, so dass ich etwas Zeit für euch habe....Das nenne ich wirklich eine Überraschung! Was wollt ihr denn machen? Wir können uns im Contubernium unterhalten. Oder ich kann euch das Castellum zeigen. Oder wir können uns einfach hier draußen hinsetzen. Viel kann ich euch nicht anbieten, aber eine Flasche einfachen Wein habe ich immer vorrätig.“

    Nachdem ich Lupus genauso kräftig wie er die Hand geschüttelt hatte, schaute ich zweifelnd auf das Pferd. „Naja. Ich bin so bereit, wie man nur sein kann, wenn man keine Ahnung vom Reiten hat. Also wäre es bestimmt besser, wenn wir ganz am Anfang beginnen würden.“, anwortete ich ihm grinsend. Ich hatte da so meine Zweifel, was die ganze Sache betraf. Doch ich musste da durch. Egal wie. Denn ich wollte schließlich Legionarius werden.

    Die Probati schauten an diesem Morgen nicht schlecht aus der Tunika. Sie sahen die Pferde und die Equites und fragten sich, was das wohl zu bedeuten hätte. Das Gemurmel erstarb schnell, als der Centurio zum Antreten rief. Zu meinem Erstaunen hörte ich, dass wir heute das Reiten erlernen sollten. Und ich entdeckte Lupus unter den Equites. Ich freute mir den Arsch darüber ab, ihn so unerwartet schnell wieder zu sehen. Hatte er bei dieser Übung, die zweifelsohne auch Bestandteil seiner Grundausbildung gewesen war, seine endgültige Entscheidung getroffen? Jedenfalls brauchte der Centurio in dieser Hinsicht bei mir keine Angst haben. Ich spürte keine Ambitionen zu den Reitern zu wechseln. Ich fand Pferde schön. Aber das war es auch schon, denn ansonsten hatte ich nicht allzuviel mit ihnen im meinem bisherigen Leben zu tun gehabt.


    Als der Centurio den Befehl gab, sich einen Eques samt Pferd auszusuchen, ging ich schnell zu ihm und grinste ihn an. „Salve Lupus! Schön dich so schnell wiederzusehen.“ Ich streckte ihm die Hand entgegen.

    Kaum war ich in den Reihen angekommen, gab der Centurio schon die nächsten Befehle aus. Mit Entsetzen sah ich, dass die Gesamtzahl der Legionäre stark abgenommen hatte. Ich hoffte, dass die meisten der fehlenden Legionarii sich noch auf der Verfolgung der Banditen befanden oder schon weiter vorne im Wald waren. Die Erschöpfung spürte ich vor Aufregung kaum, denn nun würden wir in das Lager der Räuber vordringen. Mein Herz pochte wieder schneller und die Angst stieg in mir hoch. Doch dieses Mal mischte sich auch Wut dazu. Ich musste an das blutverkrustete Gesicht des toten Legionarius denken. An die anderen toten Kameraden. Dafür sollten sie büßen. Die Bilder des Kampfes traten vor meine Augen. Das Gewühl, das Chaos, das Entsetzen. Aber der Zorn spülte sie hinweg. Grimmig entschlossen marschierte ich mit meinen Kameraden dem nächsten Kampf entgegen.

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    Original von Appius Petronius Calenus
    Calenus sollte sich nun bei Tiberius Iulius Drusus melden.So marschierte er durch die Kaserne um sich an jenem Ort zu begeben,an den er schlafen und leben wird.


    Er klopfte dreimal und trat ein.Er fragte eine Person ,die sich gerade im Raum befand.
    "Salve.Entschuldige.Ich suche einen gewissen Tiberius Iulius Drusus.Ich wurde von Centurio Artorius hierher entsandt.Bin ich hier richtig ?



    Wie immer hatte jeder von uns was zu tun. Ich kontrollierte die Hülle für mein Scutum auf Schäden, als es mehrmals an der Tür klopfte. Dann ging die Tür auf und ein mir unbekannter Mann betrat das Contubernium. So wir er aussah, mit all dem Kram in seinen Armen, war bestimmt ein neuer Rekrut. Lächelnd musste ich an meine Ankunft im Castellum damals denken. Es schien mir eine halbe Ewigkeit seitdem vergangen zu sein. Hatte ich den selben wie dieser Frischling abgegeben? Ich grinste ihn an.


    „Salve! Bist ein Neuer oder?....Also wenn du den Optio suchst, bist du hier falsch. Der hat im ersten Contubernium seine Unterkunft. Bist du uns zugeteilt worden? Wenn ja, dann kannst du dir eine Pritsche aussuchen und deinen Krempel hier lassen.“

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    Original von Lucius Germanicus Matrinius
    Nun standen Maecenas und ich vor der Unterkunft der Soldaten.
    Da wir nicht genau wussten ob es angemessen war einfach reinzuschneien, klopften wir einfach an die Tür.


    Ich war gerade dabei, Weizenkorn zu spelzen, als es an der Tür klopfte. Welcher Idiot macht denn so was? Ich hörte auf mit meiner Arbeit und ging zur Tür und öffnete sie. Vor Staunen wäre mir fast die Kinnlade runtergefallen. Da stand doch tatsächlich Matrinius mit einem mir unbekannten Mann vor der Tür. Ich erinnerte mich an unser letztes Treffen. Da es mir immer noch leid tat, wie ich damals ihm gegenüber realgiert hatte, nahm ich mir vor, freundlich zu sein.


    „Salve Matrinius. Welch eine Überraschung. Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn erstaunt.

    Bei den unseren angelangt, traf ich auch gleich auf den Centurio. Etwas verschämt, versuchte ich, ihn nicht anzuschauen. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich geweint hatte. Scheinbar hatte er nichts bemerkt oder war so freundlich nichts zu meinen verquollenen Augen zu sagen. Knapp gab er mir und meinem Kameraden den Befehl, den Toten an den Waldrand zu bringen. Ich nickte nur und machte ich auf den Weg. Je näher wir dem Waldrand kamen, desto stiller wurde es um uns rum. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. An der besagten Stelle konnte ich einige tote Legionäre liegen sehen, die man schon hierher gebracht hatte. Schweigend gingen wir zu ihnen und legten das Scutum mit dem Leichnam auf den Boden. Vorsichtig, als wäre der Mann noch am Leben, hoben wir ihn vom Schild und legten ihn neben seine Kameraden. Einige von ihnen schienen nur zur schlafen. Es waren diejenigen, die von dem Pfeilhagel der Banditen getötet worden waren. Ihre Wunden konnte ich nicht sehen. Nur bei einem konnte man erkennen, dass ihn der Pfeil im Hals getroffen haben musste. Pech musste der Mensch haben, dachte ich und erinnerte mich, an den Pfeiltreffer, der von meiner Lorica abgefangen worden war.


    Plötzlich hörte ich eine mir bekannte Stimme. Verwundert sah ich in die Richtung, aus der sie zu kommen schien. Erstaunt blickte ich in das Gesicht von Drusus und konnte er erst nichf fassen, ihn unter den Lebenden zu sehen. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit befürchtet, dass er tot wäre. „Drusus!“, rief ich laut. „Drusus! Ein Glück, du lebst!“ Am liebsten hätte ich ihn vor Freude umarmt. Aber ich streckte ihm nur die Hand zum Gruß entgegen. Dann fiel mir der Verband an seinem Arm auf. „Mir geht es gut. Soweit es geht. Aber du scheinst etwas abbekommen zu haben. Ist es schlimm?“, fragte ich besorgt.


    Kaum hatten Drusus und ich uns kurz das Wichtigste gesagt, erschallte die Stimme des Centurios durch den Wald. Ich nickte nur auf Drusus,Bemerkung, nahm mein Scutum auf und rannte ihm hinterher. Wieder war da ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Aber ich dachte nur an meine Kameraden. An die toten und an die lebenden. Die Toten galt es zu rächen. Und die Lebenden galt es zu schützen. So reihte ich mich kurze Zeit später neben Drusus in die Linie unserer Centuria ein und wartete auf seine Befehle.

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus ließ Siv daraufhin links liege, als er genug gehört hatte. "Das reicht, Männer. Bringt sie mir zum Officium von Tribunus Aurelius, den Rest nehme ich in die Hand.". Die Frau erkannte nicht, was gut und was schlecht für sie war.


    Ich hielt die Gefangene immer noch fest an ihrem Arm gepackt. Als ich hörte, wie der Optio erzählte, dass die Sklavin ihm in sein Gesicht gespuckt hätte, musste ich fast grinsen. Ich fragte mich, wie häufig dem Iulier das in seinem Leben als Optio wohl schon passiert wäre. Doch diese lustige Frage vergaß ich schnell wieder, denn die Gefangene fing wieder an, sich zu wehren. Ich riss an ihrem Arm. Also entweder war diese Germanin mutig oder sie hatte soviel Angst vor der Betrafung durch ihren Herrn für ihren Fluchtversuch. Ich hatte schon davon gehört, dass sich Sklaven lieber selbst umbrachten, als von ihren Herren ausgepeitscht zu werden.


    Dann näherte sich der Centurio der Sklavin. Seine Miene verhieß nichts gutes. Immer wenn er dieses Gesicht machte, hieß es für uns Legionarii, dass wir lieber unsere Köpfe einziehen sollten. Die Germanin hatte scheinbar den selben Eindruck gewonnen, denn sie versuchte, ihm nach hinten auszuweichen. Ihr Kauderwelsch, mit welchem sie antwortete, war schrecklich. Man verstand kaum ein Wort. Hatte sie soviel Angst vor dem Centurio, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte? Allen Grund hätte sie jedenfalls dazu gehabt. Doch sie blieb standhaft, wie ich erstaunt feststellte. Der Artorier befahl daraufhin, sie zum Tribunen zu bringen. Mir sollte es recht sein. Ich wollte sie jedenfalls so schnell wie möglich los werden. Was der Tribun mit ihr anstellen würde, war mir egal.

    Der Rückweg zum Horreum hatte sich scheinbar endlos hingezogen. Hatte man auf dem Weg zum Campus noch aus Aufregung nicht so auf die Belastung geachtet, so schienen jetzt, da wir sie nur zurückbringen sollten, jeder Passus doppelt so lang. Doch wie alles auf der Welt hatte auch diese Tortur glücklicherweise irgendwann ein Ende. Prustend und schnaufend kamen wir an dem Horreum Tertium an. Die Scorpiones wieder an ihre Plätze zu bringen dauerte eigentlich nicht lange. Aber so kurz vor dem Ziel schien es trotzdem viel zu lange zu dauern. Aber schließlich war auch das geschafft. Die Probati atmeten aus und begaben sich zu ihren Unterkünften, um sich Wechselkleidung für den Thermenbesuch zu holen. Auf dem Weg dachte ich an schönes heißes Bad, dass auf mich wartete.

    Diesmal war der Optio zufrieden mit unserer Leistung. Einerseits freute ich mich darüber. Aber andererseits hätte ich gerne noch ein parr Schüsse mit diesen Scorpiones abgegeben. Es hatte mir Spaß gemacht, mit diesen todbringenden Maschinen zu schießen. Die letzte Bemerkung des Optio entlockte mir ein breites Grinsen. Ich konnte mir vorstellen, dass wir nicht gerade frisch rochen. Kein Wunder bei dem Geschleppe!


    Die Probati machten sich schnell an das Einsammeln der Bolzen. Kurze Zeit später schleppten sie die Scorpiones im Schweiße ihres Angesichts vom Campus. Den kurzen, aber doch so langen Weg zurück zum Horreum Tertium. Wie freute ich mich schon auf die Thermen. Doch bis dahin hieß es erst noch einmal kräftig schwitzen.

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    Original von Tiberius Germanicus Probus
    Unterwegs sah ich die Toten, die teilweise in fast lächerlichen Posen auf den Boden lagen. Gliedmaßen, die abgehackt worden waren. Legionäre, die sich verzweifelt bemühten, ihre verletzten Kameraden am Leben zu erhalten. Mein Hochgefühl wich immer mehr einer inneren Leere. Mit Entsetzen erkannte ich langsam, woran ich beteiligt gewesen war. Und je mehr sich diese Erkenntnis in mein Hirn fraß, desto unfassbarer, unbegreiflicher kam es mir vor. Ich fing an zu zittern und mir wurde schlecht, so dass ich mich übergeben musste. Etwas wankend suchte ich weiter nach Drusus. Doch kurze Zeit später versagten mir die Beine und ich sackte auf den Boden. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich um mich und fing an bitterlich zu heulen. Ich warf mein Gladius und mein Scutum von mir. Mit vor das Gesicht geschlagenen Händen weinte ich hemmungslos, wie ein altes Waschweib.


    Ich wusste nicht, wie lange ich dort gesessen und stumm vor mich hin geweint hatte. Irgendwann waren die Tränen versiegt und eine große innere Leere machte sich in mir breit. Das war es also, dachte ich. Das war die Quintessenz eines Lebens als Legionär. Töten oder getötet werden! Dafür trainierten wir jeden Tag hart. Würde ich mich damit abfinden können? In diesem Moment wusste ich es nicht. Alles war so unwirklich, so unfassbar. Ich starrte über das Schlachtfeld. Das Jammer und Klagen war abgeebbt. Scheinbar hatte man die Verwundeten weitestgehend versorgen können. Doch ich sah immer noch vereinzelte Legionäre den Platz nach Kameraden absuchen, die ihre Hilfe benötigten. Ich wischte mir an meiner Tunika die Tränen aus meinem Gesicht und rotzte auf den Boden. Natürlich würde man an meinen verquollenen Augen erkennen können, dass ich geweint hatte. Aber sollte sich jemand darüber lustig machen, würde er von mir eine geballert bekommen. Ich nahm mein Gladius wieder in die Hand und steckte es in die Scheide. Danach stand ich auf, nahm mein Scutum und ging zu einen der Legionäre, die suchend über das Schlachtfeld gingen. Während ich mich ihm näherte, kniete sich dieser auf den Boden. Scheinbar hatte er einen verwundeten Kameraden gefunden. Bei ihm angekommen, sah ich ihm über die Schultern. Für unseren Waffenbruder kam jede Hilfe zu spät. Sein Gesicht war nur noch eine dunkle, blutverkrustete Masse. Es sah so aus, als wäre es von einem Treffer mit einer Axt zermatscht worden. Ich musste bei dem Anblick ein Würgen unterdrücken. Der Legionär hatte mich bemerkt und bat mich ihm zu helfen, den Toten wegzutragen. Ich nickte nur matt und wollte die Füße des Toten greifen, als mir die Idee kam, ihn auf dem Scutum zu transportieren. Der Legionär war mit meinem Vorschlag einverstanden und so trugen wir den armen toten Kameraden auf dem Schild in Richtung zu unseren Reihen. Je näher wir ihnen kamen, desto deutlicher konnte ich Kampflärm weiter vor uns im Wald hören.

    Ich hatte mich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten. Lupus hatte alles im Griff und der Optio hatte festgestellt, dass die Frau Sklavin der Gens Aurilia war. Das sie daraufhin so grob behandelt worden war, hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Zufrieden hatte ich zugesehen, wie sie gefesselt worden war. Warum sollte ich Mitleid mit einer Frau haben, die sich uns gegenüber so bescheuert benahm? Zudem sie noch eine Sklavin war. Auf dem Weg zur Castra war mir das mit ihren Händen nicht weiter aufgefallen. Aber Lupus hatte schon recht gehabt. Wir sollten die Sklavin nicht noch mehr verletzen. Schließlich hatte sie schon ein paar saftige Ohrfeigen einstecken müssen, die ihre Spuren hinterlassen hatte. Bei den Sprüchen der Wachen am Tor zum Castellum hatte ich grinsen müssen. Ich konnte mir gut vorstellen, welche Zuneigung sie der Frau zukommen lassen würden.


    Auf dem Weg zum Officium des Centurios hatten sich die meisten Legionarii, die uns über den Weg liefen, verwundert nach uns umgedreht. Ja, ja. Eine Frau im Castellum war eine Seltenheit. Eher fließt der Rhenus bergauf. Am Officium angekommen griff ich den Arm der Gefangenen fester. Man konnte ja nie wissen. Der Optio donnerte an die Tür, als hätten wir eine Eilmeldung zu machen. Kurz darauf stand auch schon der Centurio in der Türöffnung und sah unsere Truppe etwas irritiert an. Bei seinen Worten fiel es mir schwer, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Ich spürte, wie sich die Sklavin anspannte und griff um so fester zu. Schließlich hatte sie uns schon mehrmals bewiesen, dass sie sich uns gegenüber wenig freundlich verhielt. Na warte, dachte ich, der Centurio wird dir schon Manieren beibringen.

    Scheinbar war das Ganze nicht zur Zufriedenheit des Optio verlaufen. Denn er brüllte die Probati zusammen, dass sie es wiederholten sollten. Mir sollte es recht sein. Denn es bedeutete, dass wir diese mörderischen Maschinen nochmals abfeuern durften. Während ich mich zusammen mit den anderen Probati an das Einsammeln der Bolzen machte, wusste ich, was der Optio meinte. Erstaunlich wenige der Geschosse hatten die Ziele getroffen. Viele waren entweder zu kurz oder zu weit geflogen. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Probati relativ schnell mit dem Einsammeln der Bolzen fertig waren. Denn die Geschosse, die in den Zielen gelandet waren, saßen so fest, dass zwei Probati an ihnen zerren mussten, um sie herauszuziehen. Wieder musste ich daran denken, welch fürchterliche Wucht diese Waffe besaß. Nachdem auch diese eingesammelt worden waren, liefen die Probati zurück an die Scorpiones und fingen wieder mit der Übung an.


    Ich überlegte kurz, wie sich die Gruppe vielleicht besser aufteilen könnte. „Also Kameraden. Ich habe mir folgendes überlegt. Wir sollten uns aufteilen und jeder von uns nimmt eine Funktion war. Einer spannt das Teil, einer legt den Bolzen ein, einer richtet den Scorpion auf das Ziel aus und einer löst das ganze Ding schließlich aus. Was haltet ihr davon?“, fragte ich in die Runde. Auch wenn mich ein parr mit skeptischen Augen anblickten, waren alle damit einverstanden. Ich war zuerst am Auslöser. Als alle soweit fertig waren, gab ich den Schuss ab. Er traf das Ziel am Rand, aber immerhin. Dann wechselten wir wie besprochen die Positionen. Diesmal war ich mit dem Einlegen des Bolzens dran. Das war bei dessen Größe garnicht so einfach. Aber schließlich war alles fertig für den nächsten Schuss. Dieser saß auf dem Ziel genau auf der anderen Seite des vorherigen Treffers. Verdammt, dass musste doch irgendwie besser gehen. Dann ging ich an das Rad zum Spannen. Ich drehte diesmal nicht ganz soweit wie vorhin, da der Bolzen sonst zu weit fliegen würde. Wieder war alles fertig zum Schuss. Gespannt sah ich auf das Ziel. Der Bolzen traf ziemlich gut schräg oben, nur wenig von der Mitte der Scheibe entfernt. Erstaunt fragte ich den Probatus, wie er das gemacht hätte. Der zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass er es auch nicht wüsste. Nun war ich mit dem Ausrichten des Scorpions dran. Ich hielt nicht genau auf die Mitte der Scheibe, sondern etwas darüber. Mein Kamerad gab auf mein Zeichen den Schuss ab. Leider musste ich feststellen, dass der Bolzen das Ziel am unteren traf. Verflucht! Das war alles schwerer, als es von außen aussah. Die richtige Spannung, die Windverhältnisse, der Bolzen, die Abnutzung der Sehnen, der Winkel. Alles spielte irgendwie eine Rolle. Wir machten wieder die Runde durch. Als ich dran war, zielte ich noch höher. Und tatsächlich traf ich jetzt das Ziel besser. Zwar immer noch zu tief und diesmal zu weit rechts. Aber eine Verbesserung. Jeder aus meiner Gruppe wurde von Schuss zu Schuss besser. Leider traf keiner die Mitte des Zieles. Aber wenigsten trafen alle Bolzen die Zielscheibe. Und einige waren relativ nahe am inneren Kreis eingeschlagen. Nachdem alle Probati ihre Bolzen verschossen hatten, warteten sie wieder an den Scorpiones auf weitere Befehle des Optio. Ich schaute kurz auf die Zielscheiben. Fast alle sahen so aus wie unsere. Einige waren schlechter und bei einer waren die Bolzen fast alle nahe an der Mitte des Zieles. War da etwa wieder der Meisterbogenschütze am Werk gewesen?


    Ich hörte Lupus Worte, aber verstand sie nicht ganz. Wie konnte man freiwillig zur Reiterei gehen wollen? Ich hatte nie viel mit Pferden zu tun gehabt. Und vielleicht rührte daher mein Unverständnis. Denn meiner Ansicht nach war die Legionäre die Herren der Schlachtfelder. Vor uns rissen die Feinde aus, nicht vor den Euqites. Aber wenn er es so wollte, würde ich nicht dagegen reden.


    „Ich merke, dass du dir das lange überlegt hast, Lupus. Und ich verstehe dich zum Teil. Wenn es dein Wunsch ist, zu den Equites zu gehen, will ich nicht versuchen, dich zum Bleiben zu überreden.“ Ich musste dabei an meinen Wunsch denken, Legionarius zu sein. Und niemand hätte mich nach dem Tod meines Vaters davon abhalten können. So wusste ich, dass auch ich Lupus nicht davon abbringen könnte.


    Ich ging zu meinem Marschgepäck, zerrte die Leinentunika hervor und machte mich auf, um mich anständig zu waschen. "Falls jemand nach mir fragen sollte, ich gehe mich frischmachen." Und verließ das Zelt.


    Vor dem Zelt blieb ich stehen und schaute mich um. Da sah ich, was ich suchte. Einen Eimer voll Wasser. Ich ging zu ihm, entkleidete mich und fing an, mich gründlich zu waschen. Nach kurzer Zeit trocknete ich mich mit der Wolltunika ab und zog die neue Leinentunika an. Die durchgeschwitzte spülte ich in dem restlichen Wasser durch und hing sie zum Trocknen an eine Leine, die zwischen zwei Zelten gespannt worden war und auf der sich schon einige Kleidungsstücke befanden. Danach ging ich wieder in das Zelt, um mich schlafen zu legen.