Scheinbar war das Ganze nicht zur Zufriedenheit des Optio verlaufen. Denn er brüllte die Probati zusammen, dass sie es wiederholten sollten. Mir sollte es recht sein. Denn es bedeutete, dass wir diese mörderischen Maschinen nochmals abfeuern durften. Während ich mich zusammen mit den anderen Probati an das Einsammeln der Bolzen machte, wusste ich, was der Optio meinte. Erstaunlich wenige der Geschosse hatten die Ziele getroffen. Viele waren entweder zu kurz oder zu weit geflogen. Das hatte allerdings den Vorteil, dass die Probati relativ schnell mit dem Einsammeln der Bolzen fertig waren. Denn die Geschosse, die in den Zielen gelandet waren, saßen so fest, dass zwei Probati an ihnen zerren mussten, um sie herauszuziehen. Wieder musste ich daran denken, welch fürchterliche Wucht diese Waffe besaß. Nachdem auch diese eingesammelt worden waren, liefen die Probati zurück an die Scorpiones und fingen wieder mit der Übung an.
Ich überlegte kurz, wie sich die Gruppe vielleicht besser aufteilen könnte. „Also Kameraden. Ich habe mir folgendes überlegt. Wir sollten uns aufteilen und jeder von uns nimmt eine Funktion war. Einer spannt das Teil, einer legt den Bolzen ein, einer richtet den Scorpion auf das Ziel aus und einer löst das ganze Ding schließlich aus. Was haltet ihr davon?“, fragte ich in die Runde. Auch wenn mich ein parr mit skeptischen Augen anblickten, waren alle damit einverstanden. Ich war zuerst am Auslöser. Als alle soweit fertig waren, gab ich den Schuss ab. Er traf das Ziel am Rand, aber immerhin. Dann wechselten wir wie besprochen die Positionen. Diesmal war ich mit dem Einlegen des Bolzens dran. Das war bei dessen Größe garnicht so einfach. Aber schließlich war alles fertig für den nächsten Schuss. Dieser saß auf dem Ziel genau auf der anderen Seite des vorherigen Treffers. Verdammt, dass musste doch irgendwie besser gehen. Dann ging ich an das Rad zum Spannen. Ich drehte diesmal nicht ganz soweit wie vorhin, da der Bolzen sonst zu weit fliegen würde. Wieder war alles fertig zum Schuss. Gespannt sah ich auf das Ziel. Der Bolzen traf ziemlich gut schräg oben, nur wenig von der Mitte der Scheibe entfernt. Erstaunt fragte ich den Probatus, wie er das gemacht hätte. Der zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass er es auch nicht wüsste. Nun war ich mit dem Ausrichten des Scorpions dran. Ich hielt nicht genau auf die Mitte der Scheibe, sondern etwas darüber. Mein Kamerad gab auf mein Zeichen den Schuss ab. Leider musste ich feststellen, dass der Bolzen das Ziel am unteren traf. Verflucht! Das war alles schwerer, als es von außen aussah. Die richtige Spannung, die Windverhältnisse, der Bolzen, die Abnutzung der Sehnen, der Winkel. Alles spielte irgendwie eine Rolle. Wir machten wieder die Runde durch. Als ich dran war, zielte ich noch höher. Und tatsächlich traf ich jetzt das Ziel besser. Zwar immer noch zu tief und diesmal zu weit rechts. Aber eine Verbesserung. Jeder aus meiner Gruppe wurde von Schuss zu Schuss besser. Leider traf keiner die Mitte des Zieles. Aber wenigsten trafen alle Bolzen die Zielscheibe. Und einige waren relativ nahe am inneren Kreis eingeschlagen. Nachdem alle Probati ihre Bolzen verschossen hatten, warteten sie wieder an den Scorpiones auf weitere Befehle des Optio. Ich schaute kurz auf die Zielscheiben. Fast alle sahen so aus wie unsere. Einige waren schlechter und bei einer waren die Bolzen fast alle nahe an der Mitte des Zieles. War da etwa wieder der Meisterbogenschütze am Werk gewesen?