Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Verwundert hob ich die Augenbrauen, als ich Calenus Worte vernahm. Was war los? Die Frau sollte schlechte Zähne haben? Ich sah meinen Kameraden immer noch an. Da hörte ich, wie die Frau uns etwas fragte. Scheinbar war sie durch das Lachen von Calenus auf uns aufmerksam geworden. Ich drehte mich zu ihr um und sah, was mein Kumpel gemeint hatte. Die Schönheit der jungen Frau erfuhr ein jähes Ende. Denn sie lächelte mich an und entblößte dabei Zähne, die zum Himmel stanken.


    „Verzeihung, ...ich habe... dich... mit jemanden...verwechselt.“, stotterte ich.


    Dann drehte ich mich schnell um und ging von ihr weg. Dann blieb ich stehen und sah Calenus aus funkelnden Augen an. „Das hättest du mir aber auch früher sagen können. Bei den Göttern. Was für Zähne.“ Ich schüttelte mich bei der Erinnerung daran. Doch dann grinste ich ihn wieder an. „Meine Herren. Wie kann man in so jungen Jahren so schlechte Zähne haben. Da hatte ja meine Großmutter bessere Beißerchen. Lass uns bloß schnell weitergehen. Ich glaube, die sieht uns immer noch hinterher.“ Was für eine Pleite, dachte ich und versuchte, so schnell wie möglich zu verschwinden."Nun beeile dich doch ein bisschen, Calenus!", fuhr ich meinen Kameraden an. Nicht, dass die uns noch einholen würde.

    Als ich den Namen von dem Unbekannten hörte, schaute ich Lupus überrascht an. Ich wusste von Primus. Denn Lupus hatte mehrmals über ihn gesprochen. Ich erinnerte mich, zuerst von ihm gehört zu haben, als mein ehemaliger Stubenkamerad den Gersteneintopf gekocht hatte. Ich nickte, als mir Lupus auf die Schuler klopfte. Dann sah ich, wie er von seinem Cousin mit leuchtenden Augen sprach. Nun wusste ich, dass Lupus wirklich seine Bestimmung bei den Equites gefunden hatte.


    „Nun, jetzt wo du mir gesagt hast, dass er dein Cousin ist, wird mir einiges klar. Ich hätte auch gerne so ein Vorbild wie ihn, glaube ich zumindest. Für mich sind meine Vorfahren meine Vorbilder. Die meisten von ihnen haben in der Legio gedient. So sind wir auch zu unserem Namen gekommen. Aber jemanden wie deinen Cousin als lebendes Beispiel zu haben, ist schon eine ganz andere Sache. Und ich kann dich jetzt wirklich verstehen, warum du zu den Equites gehen wolltest. Und ich weiß jetzt auch, woher du deine schlauen Sprüche hast.“, sagte ich grinsend zu ihm. Es war nicht böse gemeint. Aber nun fiel mir auf, dass Lupus in dieser Hinsicht mit seinem Cousin eine Menge gemeinsam hatte.

    Während ich so da stand, sah ich, wie sich uns drei Reiter näherten. Die Pferde, auf denen sie saßen, waren riesig. Ich war sofort froh darüber, dass sie nicht für die Übung verwendet worden waren. Denn auf diese wäre ich bestimmt nicht rauf gekommen. Und sie waren schön. Im Gegensatz zu den Übungspferden. Sie blieben vor uns stehen und einer der Reiter stieg ab, nachdem er Lupus gegrüßt hatte. Die beiden schienen sich zu kennen. Dann wandte sich der Unbekannte an mich und hatte ein paar tröstende Worte für mich übrig. Leider erreichten sie genau das Gegenteil. Denn ich merkte, wie mein Kopf noch roter wurde und sah beschämt zu Boden. Scheinbar hatte jeder auf dem Campus mein kleines Missgeschick bemerkt. Dann war er wieder weg und Lupus sprach mich an.


    Ich blickte ihn an und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe keine Fragen zu der Übung. Mich würde aber interessieren, wer das eben gewesen ist? Da er dich angesprochen hat, denke ich, dass du ihn kennst.“, fragte ich neugierig Lupus. Erst dann fiel mir auf, dass der Fremde Lupus nicht mit seinen Rangbezeichnung angesprochen hatte.

    Zitat

    Original von Appius Petronius Calenus
    Calenus konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und entgegnete:
    "Wer würde das nicht wollen, Probus !Aber...obwohl. Warum dürfen Soldaten ,die den ganzen lieben langen Tag im Castellum schuften auch nicht mal Spaß haben. Wir können ja mal unbemerkt zu ihr gehen .Mal sehen wen sie mehr Interesse entgegen bringt." Calenus grinste etwas versaut und fügte nochmal hinzu"Vielleicht ist sie ein leichtes Mädchen".......


    Mit einem breiten Grinsen hörte ich Calenus auflachen. „Meinst du?“, fragte ich. Ich blieb stehen und schaute sie mir genauer an. Die Verlockung war groß. Sie war wirklich hübsch. Und wie lange hatte ich kein weibliches Wesen mehr reden hören. Geschweige denn war einer Frau irgendwie näher gekommen. Nicht, dass ich dachte, dass sie wirklich ein leichtes Mädchen wäre. Das würde sogar noch mehr Schwierigkeiten bringen, als gut sein konnte. Aber ein nette Konversation konnte nicht verkehrt sein. Und er wusste schon, was sich daraus ergeben könnte.


    „Na dann. Lass uns mal schauen, was so eine Rüstung bei dem Mädchen bewirkt. Zu irgendwas muss dieser Eisenkrempel doch gut sein.“, sagte ich zu Calenus und lachte. „Aber wir müssen aufpassen. Ich weiß nicht, wie der Centurio oder der Optio die Sache auffassen. Nicht, dass wir nachher die Latrinen sauber machen können. Darauf habe ich keine Lust.“ Ich sah mich kurz um, aber konnte niemanden von den zwei Genannten entdecken. “Sieht so aus, als wäre die Luft sauber.“, sagte ich zu Calenus mit einem Augenzwinkern. Dann ging ich zu der jungen Frau. Mein Herz schlug dabei immer schneller vor Aufregung und meine Hände fingen an zu schwitzen. Hinter ihr blieb ich stehen und räusperte mich.


    Sim-Off:

    Welche junge Frau in Mogontiacum möchte sich auf dem Fest von einem Probatus anbaggern lassen? :D ;)

    Wie hatte ich mir den Arsch abgefreut, als ich erfahren hatte, dass unser Contubernium als Wache für das Fest eingeteilt worden war. Die Götter mussten ein Einsehen mit mir gehabt haben. Denn erst vor kurzem hatte ich von Matrinius und seinem Freund bei ihrem Besuch im Castellum von dieser Vergnügung erfahren. Und nun war ich hier an der Seite von Calenus und wir gingen langsam durch die Massen, während unser Blick über die Menschenmenge glitt. Ich war bester Laune. Natürlich wäre es schön gewesen, etwas von dem Essen und von dem Trinken abzubekommen. Aber wir waren im Dienst. Und es konnte meine Laune nicht verderben. Denn endlich war ich mal aus dem Castellum rausgekommen. Schmunzelnd musste ich daran denken, wie die Kameraden der Contubernia geflucht hatten, die nicht mit hierher kommen durften. Ja, ja. Manchmal musste man eben einfach mal Glück haben.


    Bevor wir uns zu zweit als Streife unter die Leute gemischt hatten, hatte der Legat noch eine kleine Rede gehalten, während der die halbe Centuria noch zusammen in der Nähe der Bühne gestanden hatte. Dann hatten wir uns aufgeteilt. Es schien ganz Mogontiacum und alles mit Rang und Namen versammelt zu sein. Irgendwie fand ich es befremdlich, soviele Zivilisten auf einem Haufen zu sehen. Scheinbar war ich es nicht mehr gewohnt.


    Es fiel mir schwer, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Denn es gab soviel zu sehen. Insbesondere vom weiblichen Teil der anwesenden Personen schien eine fast magische Anzeihungskraft auszugehen. Ich hoffte nur, dass ich nicht zu sehr durch die Gegend starrte. Wieder sah ich eine junge, hübsche Frau, die sich angeregt mit ihrem Tischnachbar unterhielt. Ich stieß meinen Ellbogen in die Seite von Calenus und wies mit meinem Kopf in die Richtung der Frau. „Also die würde ich gerne mal auf meinen Schoß sitzen haben.“, sagte ich zu ihm grinsend.

    Stolz schwellte meine Brust an. Ein Lob von Lupus war schon eine Menge wert, denn es kam nicht alle Tage vor. Ich hatte zwar erwartet, dass die Übung nun zu Ende wäre. Aber das ich sie noch zweimal üben sollte, sollte mich nicht davon abhalten, Legionär zu werden. Ich sah Lupus zu, wie er mir die Übung nochmals vorführte. Bewundernd bemerkte ich sein Können. Es war für ihn scheinbar doch die beste Entscheidung gewesen, zu den Equites zu gehen. Zumal ich ihn noch nie so zufrieden gesehen hatte.


    Nachdem Lupus zurück an den Anfangspunkt gekommen war, begann ich mit der Wiederholung der Übung. Das Aufsitzen klappte schon ganz gut, auch wenn es mir immer noch schwer fiel, den richtigen Schwung abzuschätzen. Dann drehte ich das Pferd an den Zügeln Richtung Parcour und gab ihm die Fersen. Der Gaul verfiel in einem leichten Trab. Langsam und konzentriert umrundete ich die Pfähle, während ich die Waffenübung durchführte. Dann kam der Ritt über den Hals des Pferdes gebeugt und der Abstieg.


    Dann beschloss ich, die Übung etwas schneller durchzuführen. Kaum wieder im Sattel, gab ich dem Pferd kräftig die Fersen. Erst als es in einen leichten Galopp fiel, hörte ich damit auf. Schnell kamen die Pfähle näher. Es gelang mir nur mit äußerster Mühe die Pfähle zu umrunden. Das war schon was anderes in dem Tempo. Man musste in Gedanken immer zwei Bewegungen voraus sein, damit es funktionierte. Die Quittung für mein selbstbewusstes Tempo bekam ich bei dem Stich mit dem Gladius gegen einen der Pfähle. Ich hatte nun keine Zeit mehr, das Schwert herauszuziehen. So musste ich es loslassen, während es noch im Pfahl steckte. "Scheiße!", entfuhr es meinen Lippen. Mit hochrotem Kopf bremste ich das Pferd etwas ab, lenkte es zurück zum Pfahl und zog den Gladius heraus. Dann steckte ich ihn in die Scheide, gab dem Pferd ordentlich die Fersen und ritt schnell zu Lupus. Hart an den Zügeln zerrend, hielt ich das Pferd an und sprang ab.


    Ich sah Lupus verlegen mit rotem Kopf an und hoffte, dass die Übung trotz meines kleinen Missgeschicks gelungen war.

    Ich sah Matrinius kurz mit gerunzelter Stirn an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in meiner langen Abwesenheit nichts weiter in Mogontiacum passiert sein sollte. Aber vielleicht hatte er so viel zu tun, dass er es wirklich nicht besser wusste. Bei der Erwähnung des Festes leuchteten meine Augen auf.


    "Ein Fest, sagst du? Wie gerne würde ich dahin gehen. Aber wie schon gesagt, komme ich erst hier raus, wenn ich meine Grundausbildung beendet habe. So langsam bekomme ich ein Lagerkoller, kann ich euch sagen. Fast vier Monate eingeschlossen in diesen Mauern. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es da bedeuten würde, mal wieder ein weibliches Wesen zu Angesicht zu bekommen.", erwiderte ich Matrinius grinsend.


    "Was erzählt man sich denn in Mogontiacum über den Caesar? Hier bekommt man ja nichts neues zu hören. Die letzten Information habe ich aus der Acta entnommen. Wisst ihr irgendetwas Neues?"

    Endlich hatte ich es geschafft, den Brief an Valerian zu schreiben. Ich war etwas aufgeregt, war es doch mein erster Brief, den ich jemanden aus der Legio schickte. Gespannt trat ich in das Officium und gab den Brief ab. Hoffentlich würde er ankommen. Aber da war ich mir ziemlich sicher.



    Ad
    Lucius Quintilius Valerian
    Castra Praetoria
    Roma
    Provincia Italia



    ANTE DIEM IV NON MAI DCCCLVIII A.U.C. (4.5.2008/105 n.Chr.)




    Salve Valerian,


    Entschuldige bitte, dass ich dir erst jetzt antworte. Aber der Centurio und der Optio halten einen ganz schön auf Trab. Ich brauche dir sicher nicht zu schreiben, wie gut sie das können, kennst du doch beide nur zu genau. Doch jetzt am Ende meiner Grundausbildung habe ich endlich mal die Zeit, auf deinen Brief zu antworten. Jedenfalls habe ich mich über deinen Brief sehr gefreut.


    Es freut mich, dass es dir in Rom so gut gefällt. Und das du kaum aus der Castra herauskommst, klingt ja fast so, als ob du wieder ein Probatus wärst. Die Ausbildung scheint enorm hart bei euch zu sein. Eigentlich kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, wie anstrengend sie in der IIten schon ist. Ich bin mir sicher, dass du es schaffst. Zeige denen, was ein ehemaliger Legionarius aus der II. leisten kann. Ich drücke dir alle Daumen. Auch die Kameraden aus dem Contubernium, von denen ich dich übrigens ganz herzlich grüßen soll.


    Lupus ist vor kurzem Legionarius geworden. Kaum war er mit seiner Grundausbildung fertig gewesen, hat er sich zu den Equites gemeldet. Ich war nicht so begeistert davon. Aber er hatte mir erzählt, dass es schon immer sein Wunsch gewesen wäre. Stell dir vor! Er hat mir in der Grundausbildung das Reiten mehr oder weniger erfolgreich beigebracht. Das war schon irgendwie komisch. Aber ich hatte mich gefreut, ihn wiederzusehen.


    Drusus macht seinem Posten als Optio alle Ehre. Der Centurio lässt ihn schon einige Übungen bei uns Probati durchführen, die er mit Erfolg leitet. Ich hatte auch schon einige Mal das Vegnügen mit ihm. Du wirst es kaum glauben, aber seine Stimme ist mittlerweile fast genauso laut wie die des Centurios.


    Schade, dass es bei euch so verknöchert zu geht. Vielleicht sollte mal dein altes Contubernium dort auftauchen und denen mal zeigen, wie man feiern sollte. Jedenfalls hoffe ich, dass du dich davon nicht anstecken lässt. Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Nicht, dass du dich nicht mehr schmutzig machen willst. Falls du es dir je überlegen solltest, weißt du hoffentlich, dass du jederzeit in dein altes Contubernium zurückkehren kannst. Denn du fehlst uns hier wirklich!


    Das mit dem Kaiser und dem Palast hört sich spannend an. Wenn ich mir vorstelle, dass du den Caesar siehst, könnte man schon neidisch werden. Bei uns kursieren ja die wildesten Gerüchte, über den Gesundheitszustand des Caesar. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die Leute selbst verrückt machen. Zum Glück ist in Montagniacum alles bisher ruhig geblieben. Nicht so, wie damals auf dem Marktplatz.


    Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten. Alles geht seinen gewohnten und alltäglichen Gang. An der Grenze gibt es auch nichts. Die Germanen sind sowieso erstaunlich ruhig. Aber ich habe auch nichts dagegen.


    Also, lass es dir gut gehen. Und du schaffst es schon. Mögen die Götter auch über dich wachen!


    Vale
    Probus



    Sim-Off:

    Auf die Legio II Wertkarte

    „Ging so.“, antwortete ich Lupus und hörte ihm zu, während sein Kamerad die nächsten Übungen beschrieb. Dann sah ich ihm zu, wie er mir die beschriebenen Dinge vorführte. Bei ihm sah das Ganze mal wieder ganz einfach aus. Ich nickte ihm zu, als er mich auf die Schwierigkeiten hinwies. „Ich werde daran denken.“, antwortete ich ihm. Zum Glück kannte ich aus meinen Fechtübungen schon Holzpfähle und wusste, was Lupus meinte.


    Ich schwang mich auf mein Pferd, führte es in Richtung Pfähle und gab ihm die Fersen. Kurz bevor ich bei ihnen ankam, verlangsamte ich wie Lupus das Tempo und vollführte den Schlag. Bei mir trennte sich zwar kein so großer Spalt vom Pfahl. Aber es klappte schon ganz gut. Ich musste aufgrund meines kürzeren Gladius näher heranreiten, so dass ich mich mehr auf das Lenken meines Gauls konzentrieren musste. Danach wendete ich mein Pferd, ritt langsam auf den Pfahl zu und stach mit meinem Schwert zu. Es war ungewohnt. Denn das Pferd bewegte sich weiter vorwärts. Beinahe hätte ich mein Gladius los lassen müssen. Doch mit viel Kraft zog ich es gerade noch rechtzeitig aus dem Pfahl.


    Nachdem ich diese Übungen durchgeführt hatte, gab ich dem Gaul wieder die Fersen und ritt im schnellen Trab auf Lupus zu. Dabei beugte ich mich über den Hals des Pferdes. Dabei fiel es mir nicht leicht, dass Gleichgewicht zu halten, da ich meine Schenkel noch stärker als vorher gegen das Pferd pressen musste, um nicht plump im Sattel zu sitzen. Bei Lupus angekommen, bremste ich meinen Gaul ab. Da ich nicht im Galopp geritten war, gelang mir das Abbremsen ziemlich gut. Nachdem das Pferd stillstand, sprang ich aus dem Sattel und stand wieder vor Lupus. “Ich hoffe, dass das soweit in Ordnung war.“, sagte ich zu ihm, im Bewusstsein, dass ich bisher eher gelernt hatte, mich auf dem Rücken eines Pferdes festhalten zu können. Aber Reiten, so hatte ich es bei Lupus sehen können, sah noch ein bisschen anders aus. Doch schließlich wollte ich zur Infantrie.

    Ich folgte Lupus. Ohne das ich es groß merkte oder etwas tun musste, umritt ich die Hindernisse. Dann ritt Lupus schneller. Ich versuchte, ihm zu folgen. Dadurch, dass er sein Pferd mal nach links, mal nach rechts herum zog, war es nicht leicht ihm hinterher zu reiten. Manchmal schaffte ich es kaum. Dann verfiel er ihn einen schnellen Galopp. Ich gab meinen Pferd die Fersen, damit es schneller lief. Ich konnte mich kaum auf es halten. Plötzlich bremste Lupus sein Pferd scharf ab und sprang von es ab. Ich zerrte an den Zügeln und versuchte meinen Gaul ebenso scharf abzubremsen. Glücklicherweise gelang es mir nicht so schnell wie Lupus. Denn sonst wäre ich bestimmt vom Pferd gefallen. Kaum stand der Gaul, schwang ich mich aus dem Sattel.

    Ich musste lachen, als ich die Worte von Maecenas hörte. “Vielleicht wäre es gerade deswegen nötig. Aber wenn ihr nicht wollt, zwingen kann ich euch wohl kaum dazu.“ Ich nahm wieder einen Schluck Wein. “Wie ist es dir seit unserem letzten Treffen ergangen, Matrinius?“

    Ich atmete erleichtert auf, als mir Lupus sagte, dass ich es nicht lernen musste. Doch dann wurde ich wieder leicht nervös. Denn seine Aufzählung, was noch so auf dem Programm stand, wollte einfach kein Ende nehmen. Sogar Waffenübungen sollte ich noch machen. Dann war er auch schon wieder weg. Ich sah ihm hinterher. Dann gab ich meinem Pferd die Fersen und trabte mit ihm hinterher. Die Ratschläge, die mir Lupus gegeben hatte, zeigten sofort Wirkung. Meine Beine fest um das Pferd geklammert konnte ich mich leicht aus dem Sattel drücken und saß somit nicht mehr wie ein nasser Sack auf dem Gaul. Und so ritt ich Lupus hinterher.

    Ich prostete den beiden zu und nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Becher. Der beste Wein war es nun wirklich nicht. Aber durchaus trinkbar.


    "Na, nun erzählt mal. Was gibt es für Neuigkeiten?", fragte ich neugierig. " Ich bin ja für die gesamte Zeit meiner Grundausbildung mehr oder weniger im Castellum eingesperrt. Das soll heißen, dass ich solange keinen Ausgang bekomme. Oder wollt ihr irgendetwas von mir wissen? Ich könnte euch auch eine kleine Trainingseinheit anbieten.", sagte ich grinsend zu ihnen. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie darauf Lust haben würden.

    Wir waren nicht allzuweit gegangen, als ich eine kleine Stadt vor uns hatte liegen sehen. Verwundert fragte ich mich, warum wir nicht in dieser übernachteten. Aber ich behielt meine Frage für mich. Alles denken, aber nicht alles sagen, ermahnte ich mich selbst. Vielleicht würden wir heute in der Stadt in einem bequemen Bett übernachten statt auf einem Strohlager. Diese Aussicht hatte meine Laune wieder steigen lassen.


    Am Tor angekommen wurden wir problemlos durchgelassen. Die Frage des Optio lüftete endlich das Geheimnis, wohin es gehen sollte. Zur Stadtwache also! Ich warf Lupus einen triumphierenden Blick zu. Hatte ich doch recht mit meiner Vermutung gehabt, dass wir zu wenig Männer für die Aufgabe waren. Nachdem wir das Gebäude der Stadtwache erreicht hatten, schlug der Optio gegen das Tor und wir warteten darauf, dass uns jemand die Porta öffnen würde. Ich wunderte mich, dass keine Wache an der Porta stand. Aber das war nicht mein Problem. Hoffte ich jedenfalls.

    Ich erwiderte Lupus vielsagenden Blick. Aber ich verkniff mir eine Bemerkung. Denn erstens hatte ich die Worte meines Kameraden nicht vergessen. Und zweitens hatte der Optio nicht gerade die beste Laune, aus welchen Gründen auch immer. Ich wunderte mich noch, dass Lupus eines seiner Pila mitgenommen hatte. Aber es war zu spät für mich, es ihm gleich zu tun. Denn der Optio setzte sich sogleich in Bewegung. Wohin es nun gehen sollte, wusste ich nicht. Aber Befehl war Befehl. So folgte ich ihm einfach, wobei ich nochmals kurz an die Wärme meiner Schlafstätte denken musste.

    Mehr stolpernd als laufend folgte ich dem Centurio in der Formation. Ein Reiter führte uns zum Lager der Banditen. Je näher wir diesem kamen, desto deutlicher konnte ich den Kampflärm hören. Scheinbar hatte die Reiterei den Kampf schon aufgenommen. Ich konnte nicht ahnen, wie weit er bereits fortgeschritten war.


    Dann kamen wir endlich an . Als erstes sah ich den Feuerschein leuchten und kurz danach die Palisade. Der Kampflärm hatte mittlerweile nachgelassen und einem Schreien und Jammern von Menschen Platz gemacht. Der Centurio trieb uns zur Eile an. Schnell rannten erreichten wir das Innere des Lagers. Was ich dort sah, erschien unglaublich. Überall lagen Tote. Aber es waren nicht nur Männer. Auch Frauen und Knaben waren unter ihnen. Was war hier für ein Wahnsinn passierte, fragte ich mich entsetzt. Meine grimmige Entschlossenheit war verflogen. Mit großen Augen sah ich, wie die Equites eine Menschenmenge in eine Koppel zu treiben versuchte. Was hatten Kinder und Frauen hier zu suchen? Sie hätten sich irgendwo im Wald verstecken sollen. Waren die Banditen völlig irre geworden? Dieser Kampf hatte dadurch jegliche Ehre in meinen Augen verloren. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinen Mund breit.

    Zitat

    Original von Marcus Terentius Lupus
    Wieder ritt er an Probus´Seite und meinte,
    Die Zügel brauchen wir eigendlich nur zum wenden des Pferdes und zum abbremsen,...sprich Zügeln...wir Equites lernen das Pferd mit den Beinen zu lenken, da wir beim Kampf beide Hände brauchen...


    Lupus kam zu mir zurück geritten. Er erklärte mir, dass ich mich dem Gangrythmus des Pferdes anpassen müsste. Nach seiner Anweisung führte er es mir vor und lüftete somit ein weiteres Geheimnis der Reiterei. Dann kam er zu mir zurück. Was er mir erzählte, erschien mir fast unglaublich.


    „Ihr reitet ohne Zügel? Nicht schlecht.“, sagte ich anerkennend. „Aber das muss ich doch nicht etwa auch können?“ Ich hoffte auf eine verneinende Antwort von Lupus. Ich hatte schon so genug zu lernen.

    Ich grinste Lupus an, als er auf die Bedeutung der Motivation hinwies. Dann kam das, was kommen musste. Reiten! Ich schwang mich wieder auf das Pferd. Dann sah ich zu Lupus hinüber, der sich auf sein Gaul schwang und losritt. Ich gab meinem Pferd die Fersen. Langsam setzte es sich in Bewegung. Da der Abstand zu Lupus immer größer wurde, schnalzte ich mit den Zügeln, um mein Pferd zum schneller Laufen anzutreiben. Doch nichts geschah. Dann drückte ich nochmals die Fersen in seine Flanken, woraufhin es endlich schneller lief. Wie ein nasser Sack hing ich im Sattel und wurde ordentlich durchgeschüttelt.

    Zitat

    Original von Lucius Germanicus Matrinius
    Nachdem Maecenas nickend zustimmte, drehte ich mich wieder zu Probus um.
    Nun denn, dann zeig uns mal was du so auf Lager hast.
    Meinte ich grinsend.


    "Na dann werde ich mal die Flasche holen. Aber wie gesagt, erwartet kein edlen Tropfen. Bei meinem Sold kann ich mir nur die einfachsten Weine leisten.", sagte ich grinsend zu den Beiden. "Kommt kurz mit in die Stube. Schließlich brauchen wir noch Stühle." Ich ging in die Stube. "Tja, hier seht ihr mein kleines Reich, welches ich mir mit sieben weiteren Kameraden teile. Nicht groß, aber ein Dach über den Kopf.", sagte ich zu ihnen.


    Ich holte die Flasche Wein und nahm mir einen Becher und einen Stuhl. Ich wartete bis die beiden sich auch jeweils einen Stuhl und einen Becher genommen hatten und ging dann wieder raus. Draussen stellte ich ihn gegen die Wand und setzte mich. Ich öffnete die Flasche und goss erst den beiden und dann mir ein. "Prost!" Ich nahm einen Schluck.


    "Na dann erzählt mal die neuesten Gerüchte aus Montagniacum.", sagte ich zu den beiden.

    "Vale!", rief ich ihm noch schnell hinterher. Ich war etwas verwundert darüber, dass seine Grundausbildung heute noch anfing. Aber um so besser für ihn. Ich machte mich wieder an meine Arbeit. Wir hätten noch mehr als genügend Zeit, um uns näher miteinander bekannt zu machen.