Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

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    Original von Tiberius Iulius Drusus
    Aufmerksam und ehrlich interessiert lauschte Drusus den Ausführungen seines Optios. "Ah, in Mantua?", fragte der Iulier schließlich nach. "Bei der Legio Prima? Ich habe dort nämlich einen Verwandten. Auch Centurio." Der Centurio grinste leicht und nahm einen großen Schluck aus seinem Weinbecher.


    "Ja, ich habe zwei Verwandte hier", erklärte Drusus nun dem Germanicer. "Bei sind Optiones." Der Iulier grinste erneut. An beiden war Drusus eigentlich vorbeigezogen... "Gaius Iulius Oktavianus, der Optio Statorum ist mein Onkel und Marcus Iulius Sparsus, auch Optio ist ein entfernter Verwandter von mir. Sonst allerdings habe ich keine Verwandte mehr hier. Meine Mutter ist schon vor langer Zeit weggezogen und ein anderer Onkel, der hier mal Medicus Ordinarius hat sich zu den Cohortes Urbanae versetzen lassen."


    Ich blickte erstaunt den Iulier an. War mein Bruder bei der Legio? Ehrlich gesagt, ich wusste es nicht? Und waren diese Iulier eigentlich überall? Selbst in der Prima gab es also einen Centurio aus dieser Gens. Scheinbar war sie sehr militärisch orientiert. Ich zuckte mit den Schultern.


    "Ich weiß nicht, ob mein Bruder in der Prima dient. So, wie ich ihn kenne, wohl eher nicht. Ich denke, die Verwaltung ist eher seine Sache.", antwortete ich ihm.


    Den Optio Statorum kannte ich. Den anderen nicht. Scheinbar hatte Drusus seine Frage doch anders verstanden. Ich nickte und lächelte. "Deinen Onkel kenne ich. Guter Mann. Und wenn du mich so fragst, so habe ich hier doch noch einige Verwandte vor Ort. Immerhin ist meine Gens eng mit Mogontiacum verbunden. Oder war es zumindest." Ich führte dies allerdings nicht weiter aus. Denn ich wollte nicht großspurig erscheinen.


    "Sag mal, gibt es eigentlich eine Legio oder eine Militäreinheit, in denen nicht ein Iulier dient und mindestens Optio ist?", fragte ich schmunzelnd. Ich wusste nicht, ob ich mit der Frage zu weit gegangen war. Aber es war nicht nur der Centurio, der vor mir saß, sondern auch der alte Waffenkamerad Drusus.

    Gespannt wartete ich auf die Reaktion des Iuliers. Wer wusste schon, wie er die Nachricht aufnehmen würde? Zu meiner Erleichterung schrie er nicht. Er schien sich nicht einmal darüber zu ärgern, sondern nickte nur. Herrlich, dachte ich und musste fast lächeln. Leichter Dienst für vier Tage. Das hatte was.


    "Vielen Dank, Centurio.", antwortete ich ihm und wartete auf meine Krücken gestützt darauf, dass er mich entlassen würde.

    Angestrengt lauschte ich den geflüsterten Worten des Centurios. Mit einem Nicken quittierte ich seine Frage, ob ich verstanden hätte. Es klang für mich riskant, was der Iulier vorhatte. Aber wenn es klappen würde, wäre es mit Sicherheit ein für die Reiterei gefährliches Manöver. "Verstanden.", sagte ich knapp.


    Dann befahl der Vitisträger, die Testudo aufzulösen und wieder die normale Formation einzunehmen. Ich ging wieder an das Ende der Kolonne. Aufgeregt und mit dem Blick über die nächste Umgebung schweifend wartete ich auf den Befehl zum Abmarsch. Es war mein erster Kampfeinsatz als Optio. Gut, es war ein Manöver. Aber ich hatte vorher noch nie selbständig eine Gruppe von Soldaten angeführt. Hoffentlich würde ich niemanden enttäuschen, dachte ich.



    edit: inhaltliche Fehler bereinigt

    Nachdem ich das Contubernium verlassen hatte, ging ich zum Habitatio des Centurio. Denn ab heute befand sich meine Unterkunft dort. Ein eigener, kleiner Raum. Nur für mich alleine. Wer nicht jahrelang mit sieben Mann ein Zimmer in der Größe eines Contuberniums verbracht hatte, konnte sich nicht vorstellen, was das bedeutete.


    Noch etwas niedergedrückt vom Abschied von meinen Kameraden trat ich in die Baracke des Vitisträgers ein. Ohne weitere Umschweife ging ich zu meiner künftigen Bleibe. Ich machte die Tür auf und trat in den Raum. Er war klein und kam mir doch irgendwie groß vor. Eine Pritsche, daneben ein kleiner Beistelltisch, eine Truhe, ein Tisch und ein Stuhl bildeten das Mobiliar. Eine kleine Feuerstelle, auf der ich mein Essen zubereiten würde, rundete das Ganze ab.


    Ich schmiss meine Ausrüstung auf die Pritsche und machte dann das Fenster auf. Dann drehte ich mich um, während ich deutlich die Geräusche des Lagers von draußen hören konnte. Das würde also mein neues Zuhause sein. Ich freute mich darüber. Aber ich wusste jetzt schon, dass ich die gemeinsamen Abende mit meinen Kameraden vermissen würde. Nun war ich derjenige gewesen, der hatte Abschied nehmen müssen. Ich dachte an all die Kameraden, die ich in meiner Zeit bei der Legio hatte kommen und gehen sehen. Valerius, gleich am Anfang, zu den Prätorianern. Dabei fiel mir ein, dass ich ihm schon seit Ewigkeiten einen Brief schreiben wollte. Vielleicht schaffte ich es heute abend. Lupus, zu den Equites. Drusus, der nun Centurio war. Und all die anderen.


    Ich atmete tief durch und begann meine Ausrüstung ordentlich zu verstauen. Während dessen wurde mir meine Beförderung zum Optio immer bewusster. Als ich fertig mit dem Wegräumen war, nahm ich die Schriftrolle, die ich auf den Tisch gelegt hatte, in die Hand und las sie mir durch. In der Aufregung hatte ich das ganz vergessen. Tatsächlich, da stand es schwarz auf weiß. Optio! Drusus, alter Kamerad, ich danke dir, dachte ich. Denn mir war klar, dass ich meine Beförderung zu einem guten Teil seiner Fürsprache zu verdanken hatte. Ich lächelte und verstaute die Rolle vorsichtig in der Truhe.


    Danach machte ich mich auf den Weg zum Officium des Centurio.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus


    Drusus nickte seinem Optio freundlich zu und holte eine Flasche Falerner aus einem der Schränke in seinem Officium hervor. Nachdem er den edlen Wein in zwei Becher gegossen hatte und einen Becher dem Germanicer gereicht hatte, setzte er sich auf seinen Sesell hinter dem großen Schreibtisch. "Setz dich doch", meinte er und bedeutete dem Germanicer sich auf dne zewiten Stuhl zu setzen.


    "Hast du hier eigentlich Familie, Germanicus?", fragte er schließlich interessiert.


    Ich sah dem Centurio zu, wie er zu einem Schrank ging, eine Flasche Wein herausholte und diesen in zwei Becher goss.


    "Gratias ago.", bedankte ich mich höflich bei ihm und folgte seiner Einladung, mich zu setzen. Noch etwas steif von der ungewohnten Situation nahm ich Platz. Dabei hielt ich den Becher in der Hand und wartete darauf, dass der Centurio zuerst trinken würde. Da fragte er mich nach meiner Familie. Ich schüttelte den Kopf.


    "Nein. Aus nächster Verwandtschaft ist niemand aus meiner Familie hier in Mogontiacum. Mein Bruder ist in Mantua. Allerdings habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört." Nachdenklich blickte ich auf den Becher. Ihm war doch hoffentlich nichts passiert sein? Vielleicht sollte ich ihm demnächst mal einen Brief schreiben. Dann blickte ich Drusus an.


    "Und du selbst?", fragte ich zurück. Ich wusste, dass es in der Legio einige Verwandte von ihm gab. Aber ob darüber hinaus noch Familienangehörige von ihm in Mogontiacum waren, war mir nicht bekannt.

    Da hörte ich die Aufforderung zum Eintreten. Ich öffnete etwas unbeholfen die Tür, weil ich das Gleichgewicht halten musste. Dann humpelte ich in das Officium und blieb etwas entfernt vor dem Centurio stehen. Bei dem Versuch zu salutieren wäre ich fast auf die Fresse geflogen. Nur mit Mühe konnte ich einen Sturz verhindern.


    "Salve Centurio Iulius! Legionarius Germanicus. Ich melde mich aus dem Valetudinarium zurück. Aufgrund einer Verletzung, die ich mir gestern bei meinen Übungen zugezogen hatte, habe ich die Nacht dort verbracht. Desweiteren soll ich dir dieses Schreiben überbringen." Ich humpelte das letzte Stück auf ihn zu und reicht ihm die Tabula.



    Ad Centurio Iulius Drusus
    II. Cohorte
    IV. Centurie


    Legionarius Germanicus vom III. Contubernium darf in den nächsten vier Tagen seinen verletzten Fuß nicht belasten. Er ist daher nur für sitzende Tätigkeiten einzusetzen, wobei ihm die Möglichkeit eingeräumt werden muß, den Fuß hochzulagern.


    Capsarius Marcus Acilius Faustinus


    ID AUG DCCCLVIII A.U.C. (13.8.2008/105 n.Chr.)

    Es kam mir eine halbe Ewigkeit vor, bis ich in das Habitatio des Centurio gelangte. Zu meiner Überraschung hatten sich auf dem Weg keine Milites über meinen Gang an den Krücken lustig gemacht. Somit war auch meine Laune wieder gestiegen. Zumal es da noch das Schreiben mit der Anweisung zum leichten Dienst gab.


    Ich suchte einigermaßen Halt auf meinen Krücken, während ich an die Tür zum Officium des Centurio klopfte.

    Nun da die Suppe unserer ganzen Aufmerksamkeit bedurfte, wurde unser Gespräch abrupt durch das Essen unterbrochen. Mir schmeckte die Suppe außerordentlich gut. Wie lange war es wohl her, dass ich Fisch gegessen hatte? Hin und wieder nahm ich mir ein Stück vom Brot und ließ es sich mit der Flüssigkeit vollsaugen, wonach ich es geräuschvoll auszutschte. Schließlich war dieser Genuss zu Ende und ich schob den Teller beiseite, um mir sogleich einen Schluck Falerner zu gönnen. Danach nahm ich einige Oliven und blickte Lupus an, der mir meine Frage erklärte.


    Ich konnte sehen, wie er in seinem Element war. Diese Begeisterung! Ich schmunzelte. Nicht, um ihn auszulachen. Nein. Sondern es war irgendwie ansteckend, wie er versuchte, diesen parthischen Schuss auf dem Stuhl sitzend darzustellen. Von dieser Mission wusste ich nichts. Aber das dieses Können Opfer beim Gegner gekostet hatte, konnte ich mir gut vorstellen.


    "Das hört sich nach einer hohen Disziplin an, die ein enormes Können erfordert. Der parthische Schuss. Ich werde ihn mir merken." Dann grinste ich und machte eine abwehrende Handbewegung. "Keine Angst. Ich werde ihn ganz bestimmt nicht ausprobieren. So, wie ich auf einem Pferd sitze." Ich musste lachen.


    "Aber ich muss dir sagen, falls ich es nicht schon gemacht hatte, ich verstehe deine Entscheidung nun vollkommen. Das du zu den Equites gegangen bist. Am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Doch heute auf dem Campus und deine Vorführung von eben zeigen mir, dass du mit Herz und Seele ein Eques bist." Ich nahm einen Schluck Wein und steckte mir eine Olive in den Mund.


    "Du wärst sicher auch ein guter Legionarius geworden. Aber es wäre schade um dein Talent gewesen, was dabei versauert wäre.", fuhr ich fort, die Olive zerkauend. "Bei deiner Begeisterung sollte ich vielleicht dem Schreihals den Rat geben, dich nicht in die Nähe der Legionarii zu lassen. Nicht, dass nachher die halbe Centurie zu den Equites will." Ich grinte über beide Ohren.

    Immer deutlicher merkte ich, wie die Nässe durch meinen Mantel kroch. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er völlig durchnässt sein würde. Aber da wir uns ziemlich schnell bewegten, war mir nicht bange, dass mir kalt werden würde. Die ständige Angst davor, von einem Blitz erschlagen zu werden, würde für den Rest sorgen. So lief ich schnell mit den anderen durch die Stadt. Auch hier hatten sich durch die Regenmassen kleinere Flüsse auf den gepflasterten Straßen gebildet, so dass ich das Gefühl hatte, durch kleine Bäche zu rennen. Da befahl der Optio plötzlich den Halt des Trupps. Hastig atmend blieb ich stehen und beugte mich etwas nach vorne, um besser Luft zu bekommen. Außerdem ging es mir langsam auf die Nerven, wie das Wasser vom Regen ständig über mein Gesicht und in meine Augen lief. Mit der rechten Hand fuhr ich über mein Antlitz. Für einen winzigen Moment brachte es etwas. Doch gleich darauf rann das Wasser wieder an mir herab. Dann ging es weiter zum Forum.


    Bisher hatten wir keine Verletzten oder ein vom Unwetter in Mitleidenschaft gezogenes Haus sehen können. Zum Glück!

    Da der Capsarius nickte, konnte ich mich nicht allzu dämlich angestellt haben. Ich hörte ihm aufmerksam zu, während er mir noch einige Dinge erklärte. Ich grinste zurück, als er mir viel Spaß beim leichten Dienst wünschte.


    "Vale!", rief ich ihm hinterher. In diesem Moment war ich dankbar, dass die Legio so gut ausgebildete Leute hatte. Denn in der Stadt hätte mich eine vergleichbare fachkundige Behandlung sicher einiges gekostet. Immer noch etwas unbeholfen, humpelte ich mit den Krücken unter den Armen zur Pritsche und ließ mich auf sie nieder. Ich musste noch das Schreiben das Capsarius mitnehmen. Dann stand ich wieder auf und machte mich langsam auf den Weg Richtung Habitatio des Centurio.



    edit: link eingefügt

    Als der Centurio mir erklärte, was er darunter verstand, ging mir ein Licht auf. Ich nickte und lächelte leicht.


    "Nun, das sollte kein Problem darstellen." antwortete ich ihm. "Und danke, dass du mir in dieser Hinsicht freie Hand lässt." Denn das war nicht selbstverständlich.


    Natürlich war mir klar, sollte ich solche Maßnahmen ergreifen, ich dem Centurio Bericht erstatten musste. Aber so war das in der Legio. Selbst hier konnte ein der Papierkram erschlagen, wenn man nicht aufpasste.


    "Somit habe ich keine weiteren Fragen." Jedenfalls im Moment, ergänzte ich in Gedanken.


    Sim-Off:

    Ein eigener Thread für die Unterkunft von Probus wäre toll :)

    Nachdem der Centurio meine Meldung entgegen genommen hatte, gab er den Befehl zum Antreten. Dann hörte ich, wie Decurio Terentius den Equites Anordnungen gab. Als sie an uns vorbei ritten, grüßten uns die Decurionen. Ich grüßte zurück. Kurz danach fiel mein Blick auf Lupus und ich nickte leicht. Ich wusste nicht, ob er mich gesehen hatte. Ich ging zu einer der Holzkisten und nahm mir ein Übungsgladius heraus. Dann ging ich zu den Milites unseres Centurie und reihte mich ein. Kurz danach ging es im Gleichschritt los. Es verursachte mir wie immer eine leichte Gänsehaut, wenn die Soldaten im Gleichschritt anfingen zu marschieren. Es hatte etwas von Kraft, von Können und von Selbstbewusstsein. So ging es zur Porta Praetoria.

    Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich hörte, dass ich heute nur zuhören sollte. Auf die letzten Worte des Iuliers nickte ich und schmunzelte ebenfalls.


    "Eine kleine Auffrischung schadet mir sicher nicht.", entgegnete ich ihm. Da trat Drusus ein und meldete sich wie immer korrekt. Ich nickte ihm zu und wartete bis er sich gesetzt hatte. Ich drehte mich wieder dem Centurio zu. "Dann auf ein gutes Gelingen.", wünschte ich ihm. Dann ging ich an die Seite und stellte mich mittig neben den Bänken auf. So hätte ich alle Probati im Blickfeld und könnte sofort sehen, wenn jemand Blödsinn machen sollte. Nach und nach trudelten die restlichen Männer ein und der Unterricht konnte beginnen. Aufmerksam hörte ich dem Centurio zu, während ich immer ein Auge auf die Schützlinge hatte. Es war schon einige Zeit her, als ich das letzte Mal Theorie hatte. Daher merkte ich, dass ich tatsächlich einige Dinge vergessen hatte.


    Da meldete sich Drusus und wollte eine Frage stellen. Warum überraschte mich das nicht? Gespannt wartete ich auf die Reaktion des Centurio. Aber wie ich ihn kannte, würde er die Frage zulassen und korrekt darauf antworten.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Optio Germanicus, zu mir!", beorderte er seinen Stellvertreter noch zu sich, es galt schließlich das weitere Vorgehen zu besprechen...


    Ich lief am Ende der Marschkolonne, um darauf zu achten, dass keiner der Milites schlapp machte und vielleicht sogar noch zurückfiel. Da wir aber noch nicht allzu weit marschiert waren, hatte es keine Ausfälle gegeben. Die Soldaten hatten sogar noch genügend Luft für ein Liedchen. Dann konnte es ihnen nicht schlecht gehen. Hin und wieder ließ ich meinen Blick über die Landschaft schweifen. Es war weniger die spätsommerliche Schönheit dieser als die Sorge um die Reiterei. Was hätte ich dafür gegeben, dass wir selbst einige Reiter als Kundschafter hätten. Aber leider war dies nicht der Fall und so marschierten wir auf der Straße gen Borbetomagos. Das Geräusch der gestiefelten Caligae hatte mit der Zeit fast etwas beruhigendes. Wieder stimmten die Legionarii ein Lied an und hatten kaum die ersten paar Strophen gesungen, als sie verstummten. Da erst hörte ich den Grund dafür, da ich am Ende der Kolonne marschierte. Das dumpfe Getrappel von Pferdehufen!


    Da waren sie auch schon über uns. Pfeile schwirrten, die Milites ließen ihr Marschgepäck fallen und rissen wie ich die Schilder hoch, um sich zu schützen. Hier und da hörte man einen erschrockenen Aufruf. Scheinbar von Milites, die von einem Pfeil getroffen worden waren. Mit einem lauten, hohlen Geräusch prallten die Pfeile von den Scuta ab. Dann waren sie hinter uns und ich drehte mich in ihre Richtung. Immer wieder hörte ich ein Horn tönen. Die Männer der Centurie riefen sich laut irgendwelche Dinge zu. Was nun? Da hörte ich die Stimme des Centurio über den Lärm und kurz darauf das Signal zur Testudo. Gute Idee, dachte ich. Während dessen griffen uns die Reiter wieder an. Dann rief mich der Iulier zu sich. So schnell es die Umstände zuließen, rannte ich zu ihm.


    "Zur Stelle!", rief ich laut, als ich vor ihm stand. Für Formalitäten fehlte die Zeit. Dabei beobachtete ich die Reiter und deckte mich gleichzeitig mit meinem Scutum.

    Endlich erzählte uns der Centurio, was Sache war. So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht. So ein Mist! Bei dem Wetter raus, dachte ich. Der Artorier hatte gut reden. Nur Wasser und ein paar Blitzeinschläge! Nun, dass Wasser war mehr als reichlich vorhanden. Und die Blitze für meinen Geschmack mehr als genug. Aber wenn die Leute in der Stadt unsere Hilfe brauchten, war das nebensächlich. Denn es war meine Heimatstadt und ich kannte nicht wenige Leute.


    Dann gab der Optio Anweisungen. Durch meinen Wachdienst an der Porta Praetoria hatte ich alles an mir, was ich brauchen würde. Also machte ich mich gleich auf den nassen und schlammigen Weg zur Porta. Brutus hatte scheinbar ebenfalls alles bei sich und ging auch los. Schweigsam ging ich Richtung Tor, nach Möglichkeit immer nahe an einer Hauswand entlang. Auf einmal krachte es ohrenbetäubend. Ich zuckte zusammen und blickte erschrocken. Was war das? Da bemerkte ich, dass der Blitz in einen der Türme eingeschlagen hatte. Bei den Göttern, betete ich stumm, mein Gesicht war bleich. Lasst mich diesen Einsatz unbeschadet überstehen. Ich sah, wie andere Milites sich um den Schaden und um die eventuell Verletzten kümmerten. Dann ging ich weiter zur Porta. Dabei wäre ich am liebsten zurück ins Contubernium gelaufen, denn bei diesem Wetter draußen zu sein, war mir nicht geheuer.

    Da hielt der Decurio eine kleine Ansprache, der ich aufmerksam folgte. Wald- und Nachtkampf? Diese Worte erinnerten mich an das Scharmützel bei Borbetomagus. Meine Miene versteinerte sich. Damals hatte die Reiterei auch im Wald bei Nacht gekämpft und empfindliche Verluste dabei hinnehmen müssen. So war das, was der Decurio vor hatte, richtig. Neue Dimensionen des Nahkampfes? Das hörte sich interessant und gefährlich zugleich an. Scheinbar hatte sich der Terentier ähnliche Gedanken gemacht. Denn sogleich verwies er darauf, unnötige Härten zu vermeiden. Dann wandter er sich zum Centurio und tuschelte wieder mit ihm. Danach gab der Vitisträger den Befehl an die Milites, sich die Übungsgladii zu holen. Ich trat nach vorne zu den Kisten, um dafür zu sorgen, dass alles so verlief, wie der Centurio es wollte. Dabei erblickte ich natürlich auch die alten Kameraden aus meinem Contubernium und nickte ihnen leicht zu. Diszipliniert folgten die Soldaten seinem Befehl und kurze Zeit später waren alle Milites wie gewünscht ausgestattet. Als dem so war, ging ich zum Centurio und salutierte.


    "Centurio Iulius! Ich melde alle Milites sind mit einem Übungsgladius ausgerüstet und zum Abmarsch bereit." Mein Holzschwert wollte ich mir nach der Meldung aus einer der Kisten holen.

    Ich war aufgeregt. Denn es war mein erster Tag als Optio. So hatte ich die Nacht über kaum schlafen können. Aber mein morgendliches Ritual einer kalten Dusche mit Wasser aus einem Eimer hatte die Müdigkeit schnell verscheucht. Und die Aufregung tat ihr übriges. Nach einem eher dürftigen Frühstück mangels Appetit, machte ich mich auf dem Weg zur Schola. Ich war extra etwas früher losgegangen, um vielleicht als erster dort zu sein. Doch der Centurio wartete bereits.


    "Salve, Centurio Iulius!", grüßte ich ihn. "Was werden heute meine Aufgaben sein?" Ich hoffte, ich müsste nicht allzuviel sagen. Am besten nichts. Aber sollte sich der Iulier das anders vorgestellt haben, wollte ich wenigstens vorbereitet sein.

    Mann, drückte sich Drusus gewählt aus, seitdem er Centurio war. Jedenfalls im Moment. Ich nickte.


    "Jawohl, Centurio. Ich habe mich bereits in der Unterkunft einquartiert.", antwortete ich ihm auf seine Frage. Dann erklärte mir der Iulier, was meine Aufgaben waren. Das mit der Grundausbildung kannte ich schon aus meinen Zeiten als Probatus. Da war Drusus noch Optio gewesen und hatte ab und an die Ausbildung geleitet. Die Stubenkontrollen gingen auch so weit in Ordnung. Aber...


    "Was meinst du mit ähnliches?", nahm ich sein Angebot für Nachfragen an. Denn darunter konnte ich mir nichts vorstellen.

    Zitat

    Original von Appius Decimus Drusus
    Dann aber grinste er zurück.


    "Und übrigens, in meinem verlängerten Rückgrat steckt schon lange kein Stock mehr, den brauche ich jetzt, daß es mir eben dieses geradehält!


    Auf alle Fälle, ich werde mich bessern, und für alle Fälle habe ich den Brutus, optio."


    Zitat

    Original von Faustus Duccius Brutus
    "Mach dir mal keine Sorgen um den Jungen. Den erzieh ich noch zu nem angemessen lockeren Legionär. Und er mich zu nem angemessen korreken, hoff ich mal." plichtete Brutus Drusus bei. Sie würden das schon schaukeln. Ebenso wie Probus seinen neuen Posten schon bewältigen würde..



    Da hatte Drusus, was die Erziehung betraf, nicht mal so unrecht. Auch ich hatte noch etwas vom früheren Händler in mir. Zu meiner Erleichterung nahm er mir meinen Rat nicht krumm. Im Gegenteil! Er machte sogar einen Scherz, auf seine Weise. Ich lachte und nickte, als Brutus meinte, dass die beiden das schon machen würden. Ich schüttelte den Kopf. Denn die beiden würden ein komisches, aber sicher erfolgreiches Gespann abgeben.


    "Na, das hört sich doch schon besser an.", sagte ich zu Drusus, reichte ihm die Hand zum Abschied und klopfte ihm auf die Schulter. "So. Jetzt aber los. Sonst bekomme ich nachher noch Ärger mit dem Centurio." Ich lächelte, obwohl mir eigentlich nicht danach zu mute war. Dann kramte ich nach und nach meine Sachen zusammen und kontrollierte nochmal, ob ich nichts vergessen hätte. Nachdem ich sicher war, alles dabei zu haben, schulterte ich meinen Kram und blickte nochmal in die Runde. Die meisten waren wieder bei ihren alltäglichen Beschäftigungen.


    "Also dann. Ihr werdet mir fehlen, ihr Arschgeigen.", sagte ich und lachte. Mit einem letzten Blick auf die alten Kameraden drehte ich mich um und verließ das Contubernium. Ich war traurig und aufgeregt zugleich.