Irgendwas störte mich in meinem Traum. Ich brummelte unverständlich vor mich hin und wälzte mich ein paar Mal auf meiner Lagerstatt hin und her. Seid doch ruhig, dachte ich im Halbschlaf und öffnete langsam widerwillig die Augen. Ich schloss sie wieder. Da hörte ich das Signal zum Aufstehen. So ein Scheiß. Konnten die einen nicht einmal ausschlafen lassen? Aber es half ja alles nichts. Ehe ich noch Ärger bekam, setzte ich mich auf, reckte und streckte mich, wobei ich herzhaft gähnte. Mit einem leisen Seufzer rieb ich mir die Augen und blickte dann blinzelnd durch das Zelt. Die meisten meiner Kameraden waren schon aufgestanden und mit irgendwelchen Dingen beschäftigt.
Ich musste gestern abend irgendwann eingeschlafen sein, während ich den Gesprächen meiner Kameraden über die Verstärkung und über den Fortgang der Mission gelauscht hatte. Und trotzdem war ich hundemüde. Ich war noch nie ein Frühaufsteher gewesen. Und kurz nach dem Aufstehen ließ man mich erstmal am besten in Ruhe. Im ungünstigsten Fall würde der Störenfried einen Anraunzer bekommen. So saß ich noch kurz da, die Hände auf meine Beine gelegt und starrte vor mich. Na dann los, dachte ich und stand auf. Noch leicht vom Schlaf benommen torkelte ich aus dem Zelt. Die helle Sonne blendete mich, so dass ich mit den Augen kneisterte. Da war ja das Objekt meiner Begierde. Ein Waschtrog. Langsam ging ich zu ihm. Angekommen entkleidete ich mich, nahm mir einen Eimer, der neben dem Trog stand, füllte ihn mit Wasser und schüttete es über mich aus. Kalt rann es mir über meinen Kopf den Körper hinab. Ich prustete und schüttelte mich, während ich eine Gänsehaut bekam. Das war immer noch die beste Methode, um wach zu werden. Ich stellte den Eimer ab, zog meine Kleidung wieder an und ging zum Zelt.
Da saß Brutus und stopfte sich scheinbar genüsslich die Reste des Pulses vom Vorabend zwischen die Kiemen. Angewidert drehte ich mich ab. Wie kann man sowas zum Frühstück essen? Mich schauderte es. Ich ging ins Zelt, nahm mir die Lorica und zog sie an. Nachdem ich noch meinen Gürtel, den Gladius und den Pugio angelegt hatte, kramte ich in meiner Ausrüstung und holte ein Stück Brot und etwas Käse hervor. Das war schon eher nach meinem Geschmack. Mit meinem Frühstück und meiner Feldflasche in den Händen ging ich zu den anderen vor das Zelt, nickte in die Runde und setzte mich. Wer mich kannte, wusste, dass es keine Unhöflichkeit war, wenn ich ihn kurz nach dem Aufstehen nicht lauthals grüßte. Ich biss vom Brot ab und kaute bedächtig. Wortlos hörte ich den Gesprächen meiner Kameraden zu. Wer hatte eigentlich dieses dumme Spruchwort erfunden: Morgenstund hat Gold im Mund. Für mich hatte es eher etwas von, Morgenstund hat Blei im Hintern.
Kurze Zeit später konnte man das Getrappel vieler genagelter Soldatenstiefel hören. Ich blickte erst erstaunt auf, bis mir einfiel, dass es sich um die versprochene Verstärkung der Stadtwache handeln musste. Ich frühstückte in Ruhe weiter, denn rumscheuchen würde man uns schon noch früh genug. Wir musste nicht lange warten, da tauchten die Soldaten am Eingang unseres kleinen Lagers auf. Ich sah, wie der Optio zu ihnen ging und befahl, sie durchzulassen. Neugierig blickte ich den Soldaten der Stadtwache bei ihrem Einmarsch zu. Ich war zufrieden, dass sie uns unterstützen würden, zumal sie auf mich einen ordentlichen Eindruck machten. Zwar hieß es, dass einige unter ihnen für unsere Gegner arbeiten könnten, aber das konnten doch unmöglich alle sein. Jedenfalls war ich froh, dass sie bei uns waren.
Nachdem alle Milites der Stadtwache in unserem Lager waren, wurde es ziemlich eng im selbigen. Deshalb beendete ich mein Frühstück, stand auf und ging in das Zelt. Dort machte ich mich bereit für den Aufbruch. Denn ich ahnte, dass dieser nun kurz bevor stehen würde. Zumal die Meldung des Optio nicht zu überhören war.