Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Leider verstand ich am Anfang kein einziges Wort. Was hatten die dort vorne miteinander zu flüstern? Höchstwahrscheinlich richtete der Legat noch einige persönliche Worte an den Artorier. Dann schallte die Stimme des Befehlshabers unserer Legion über den Campus. Verwundert runzelte ich die Stirn. Hatte ich mich verhört? Oder hatte der Legat den Centurio gerade zum Praefectus Castrorum befördert? Vor Überraschung fiel mir fast die Kinnlade runter. Also so was! Nicht Primus Pilus, sondern gleich eine Stufe höher. Das hätte ich nicht gedacht. Was für eine Auszeichnung!


    Laut fiel ich in den aufbrausenden Jubel ein. Diesmal jubelten nicht nur die Milites unserer Cohorte, sondern fast alle Soldaten der Legio. Denn der Artorier hatte nun eine der höchsten Posten in unserer Legio inne. Von ihm und seinem Geschick hingen die Leben der Legionarii ab. Daher auch der umfassende Beifall. Sicher, es gab unter den Centurionen einen Wettbewerb um diese begehrten Posten. Ein Wettstreit, der von Freundschaft und von Feindschaft begleitet wurde. Aber trotzdem hatte sich unser Schreihals mit seiner Ernennung den Respekt aller verdient.

    Da erzählte Lupus ja interessante Dinge. So, so, dachte ich und wollte ihn schon bitten, eine nette kleine und frivole Geschichte zum besten zu geben, als die Schankmagd mit dem Wein auftauchte. Na dann später. Der Wein ging vor. Ich tastete nach meinem Geldbeutel, da zückte Lupus zwei goldene Münzen und gab sie der Frau. Erstaunt blickte ich ihn. Genau, dachte ich bei den Worten von Frilla, das ist eindeutig zu viel. Dafür hätten wir in Falerner baden können. Aber da klärte Lupus die Sache auf und ich musste grinsen. Mein Kamerad wusste, wie man solch nette Gelegenheiten arrangierte. Und mit seinen Worten sprach er mir aus der Seele.


    "Na die Frau mit dem passenden Namen habe ich dank deiner Fürsorge dafür ja schon.", antwortete ich ihm schmunzelnd. Dann sah ich dabei zu, wie er die Glaspokale mit dem Falerner füllte. Ich tat es meinem Kamerad gleich und hob meinen Pokal nach oben. Grinsend hörte ich seinen Trinkspruch zu. Ich nickte. Aber was sollte ich sagen?


    "Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus!"*, rief ich. Auf die Schnelle war mir nichts besseres eingefallen. Dann nahm ich einen großen Schluck aus dem Pokal. Denn ein Anstoßen mit diesen Gefäßen war mir dann doch zu gefährlich. Nicht wegen der Gläser, sondern um den Falerner machte ich mir Sorgen. Was für ein Unterschied zu dem billigen Landwein. Genüsslich ließ ich den Rebensaft die Kehle hinunter rinnen. Man meinte förmlich die Sonne zu schmecken, so fruchtig und schwer war er zugleich. Dann stellte ich Pokal auf den Tisch und schnalzte mit der Zunge.


    "Das ist schon was Feines.", sagte ich zu Lupus. "Und die nächste Runde geht auf mich. Oder falls du lieber etwas essen willst, sage mir nur Bescheid." Denn ich wollte ihm nichts schuldig bleiben. Dabei fielen mir die beiden Goldmünzen wieder ein. "Vielen Dank wegen vorhin......Na wegen der Bezahlung für die Frauen." Ich blickte ihn etwas verlegen an. "Es ist nur so. Ich muss dir das Geld erstmal schuldig bleiben." Die Sache war mir dann doch etwas unangenehm. Aber ich war noch kein Legionarius. Und der Sold eines Probatus reichte gerade so für das Notwendigste.


    * Freuen wir uns also, solange wir jung sind.

    Die Miene des Capsarius ließ mich schon das Schlimmste befürchten. Mit klopfendem Herzen hörte ich ihm zu. Dann nickte ich. "Dann werde ich wohl besser machen, was du sagst.", antwortete ich ihm ernst. Denn die Worte des Mannes hatten ihre Wirkung bei mir nicht verfehlt. Denn nichts wäre schlimmer, als wegen so einem kleinen Stein ausgemustert zu werden.


    "Gute Nacht.", erwiderte ich den Wunsch des Capsarius. "Und noch mal vielen Dank!", rief ich ihm hinterher, als er den Raum verließ. Ich blickte auf meinen dick bandagierten Fuß. Verdammt! Warum musste ausgerechnet mir das passieren? Hätte ich nicht besser aufpassen können? Oder die Kameraden, die ihn hatten liegen lassen? Denen ich dafür eine nette Krankheit an den Hals wünschte. Ich atmete tief ein und entließ die Luft mit einem Seufzer. Passiert, war passiert. Ich musste jetzt das Beste draus machen und hoffen, dass ich wieder gesund werden würde.


    Ich blickte mich im Raum um. Er war sauber. Die Betten waren alle frisch bezogen, jedenfalls sahen sie so aus. Dann testete ich meines und legte mich hin. Der Capsarius hatte recht. Die Dinger hier waren viel bequemer als die im Contubernium. Vielleicht könnte ich mir so ein Teil irgendwie besorgen. Ich wollte es mir schon bequem machen, da fiel mir ein, dass ich mich noch frisch machen wollte. Und zu Essen war ja auch noch da. Daher stand ich wieder auf, zog mich aus und machte mich mit dem Lappen, den ich vorher in die Schüssel mit Wasser getaucht hatte, frisch. Dann zog ich mich wieder an, nahm den Teller mit den Speisen, setzte mich auf das Bett und aß erstmal ganz gemächlich. Es ist schon verwunderlich, um wieviel besser die Welt aussieht, wenn man einen vollen Magen hat, dachte ich. Ab und an trank ich einen Schluck des Wassers aus dem Krug.


    Als ich fertig mit dem Abendmahl war, machte ich es mir auf dem Bett bequem. Es fiel mir nicht leicht einzuschlafen. Immer wieder musste ich an diesen doofen Stein denken. Doch irgendwann dämmerte ich in den Schlaf.

    Zitat

    Original von Faustus Duccius Brutus
    Über diesen Vorschlag musste Brutus erst nachdenken. Bisher hatte er sich wenig um die Seelennöte anderer geschert. Er hatte keine Vorstellung ob und wie Drusus geholfen werden konnte. Unetschlossen zuckte er mit den Schultern.


    "Unfrieden im Contubernium sollten wir vermeiden. Aber ich kann nicht sagen ob und wie wir ihm helfen können. Vielleicht wäre ein Gespräch gerade ein Anlass zum Streit für ihn. Ich glaube ich bin nicht der richtige um das zu beurteilen. Aber wenn du der Meinung bist wir sollten mit ihm darüber reden,..." ein wenig hilflos hob Brutus die Arme "bin ich dabei."



    Ich wartete geduldig auf die Anwort von Brutus. Sie fiel zwar nicht ganz so aus, wie ich sie mir erhofft hatte. Aber er war dabei. Das war das Wichtigste. Ich nickte ihm zu.


    "Gut. Dann lass uns morgen abend mit ihm reden. Ich denke, er wird schon verstehen, worum es geht. Jedenfalls hoffe ich es.", sagte ich mit ernster Miene zu Brutus. Denn sein Einwand, dass Drusus die ganze Sache in den falschen Hals bekommen könnte, war nicht von der Hand zu weisen. Doch sollte es dazu kommen, konnte ich es auch nicht ändern. Lieber so, als ein unterschwellig brodelnder Konflikt, der sich im unpassendstem Moment entladen konnte.

    Irgendwas störte mich in meinem Traum. Ich brummelte unverständlich vor mich hin und wälzte mich ein paar Mal auf meiner Lagerstatt hin und her. Seid doch ruhig, dachte ich im Halbschlaf und öffnete langsam widerwillig die Augen. Ich schloss sie wieder. Da hörte ich das Signal zum Aufstehen. So ein Scheiß. Konnten die einen nicht einmal ausschlafen lassen? Aber es half ja alles nichts. Ehe ich noch Ärger bekam, setzte ich mich auf, reckte und streckte mich, wobei ich herzhaft gähnte. Mit einem leisen Seufzer rieb ich mir die Augen und blickte dann blinzelnd durch das Zelt. Die meisten meiner Kameraden waren schon aufgestanden und mit irgendwelchen Dingen beschäftigt.


    Ich musste gestern abend irgendwann eingeschlafen sein, während ich den Gesprächen meiner Kameraden über die Verstärkung und über den Fortgang der Mission gelauscht hatte. Und trotzdem war ich hundemüde. Ich war noch nie ein Frühaufsteher gewesen. Und kurz nach dem Aufstehen ließ man mich erstmal am besten in Ruhe. Im ungünstigsten Fall würde der Störenfried einen Anraunzer bekommen. So saß ich noch kurz da, die Hände auf meine Beine gelegt und starrte vor mich. Na dann los, dachte ich und stand auf. Noch leicht vom Schlaf benommen torkelte ich aus dem Zelt. Die helle Sonne blendete mich, so dass ich mit den Augen kneisterte. Da war ja das Objekt meiner Begierde. Ein Waschtrog. Langsam ging ich zu ihm. Angekommen entkleidete ich mich, nahm mir einen Eimer, der neben dem Trog stand, füllte ihn mit Wasser und schüttete es über mich aus. Kalt rann es mir über meinen Kopf den Körper hinab. Ich prustete und schüttelte mich, während ich eine Gänsehaut bekam. Das war immer noch die beste Methode, um wach zu werden. Ich stellte den Eimer ab, zog meine Kleidung wieder an und ging zum Zelt.


    Da saß Brutus und stopfte sich scheinbar genüsslich die Reste des Pulses vom Vorabend zwischen die Kiemen. Angewidert drehte ich mich ab. Wie kann man sowas zum Frühstück essen? Mich schauderte es. Ich ging ins Zelt, nahm mir die Lorica und zog sie an. Nachdem ich noch meinen Gürtel, den Gladius und den Pugio angelegt hatte, kramte ich in meiner Ausrüstung und holte ein Stück Brot und etwas Käse hervor. Das war schon eher nach meinem Geschmack. Mit meinem Frühstück und meiner Feldflasche in den Händen ging ich zu den anderen vor das Zelt, nickte in die Runde und setzte mich. Wer mich kannte, wusste, dass es keine Unhöflichkeit war, wenn ich ihn kurz nach dem Aufstehen nicht lauthals grüßte. Ich biss vom Brot ab und kaute bedächtig. Wortlos hörte ich den Gesprächen meiner Kameraden zu. Wer hatte eigentlich dieses dumme Spruchwort erfunden: Morgenstund hat Gold im Mund. Für mich hatte es eher etwas von, Morgenstund hat Blei im Hintern.


    Kurze Zeit später konnte man das Getrappel vieler genagelter Soldatenstiefel hören. Ich blickte erst erstaunt auf, bis mir einfiel, dass es sich um die versprochene Verstärkung der Stadtwache handeln musste. Ich frühstückte in Ruhe weiter, denn rumscheuchen würde man uns schon noch früh genug. Wir musste nicht lange warten, da tauchten die Soldaten am Eingang unseres kleinen Lagers auf. Ich sah, wie der Optio zu ihnen ging und befahl, sie durchzulassen. Neugierig blickte ich den Soldaten der Stadtwache bei ihrem Einmarsch zu. Ich war zufrieden, dass sie uns unterstützen würden, zumal sie auf mich einen ordentlichen Eindruck machten. Zwar hieß es, dass einige unter ihnen für unsere Gegner arbeiten könnten, aber das konnten doch unmöglich alle sein. Jedenfalls war ich froh, dass sie bei uns waren.


    Nachdem alle Milites der Stadtwache in unserem Lager waren, wurde es ziemlich eng im selbigen. Deshalb beendete ich mein Frühstück, stand auf und ging in das Zelt. Dort machte ich mich bereit für den Aufbruch. Denn ich ahnte, dass dieser nun kurz bevor stehen würde. Zumal die Meldung des Optio nicht zu überhören war.

    Kaum hatte ich meine Frage ausgesprochen, winkte der Capsarius einen Gehilfen herbei und wies ihn an, die Sachen zu holen. Kurz blickte ich diesem hinterher. Dann sah ich den Capsarius wieder an. Also doch nicht auspennen. Schade eigentlich. Aber ich hatte es nicht wirklich erwartet. Kurz schweifte mein Blick zu dem Gehilfen, der mit den geforderten Sachen wieder auftauchte. Als ich sah, dass er sogar noch etwas zu essen mitbrachte, lächelte ich leicht. Vielleicht sollte ich öfters herkommen, dachte ich. Doch so gut gefiel mir es dann auch wieder nicht. Durch diese kleine Ablenkung bekam ich die Frage des Capsarius nur halb mit. Mir fiel nur auf, dass er verstummte. Daher drehte ich mich um und blickte ihn an.


    "Was?", fragte ich ihn und zog die Augenbrauen hoch. "Ach so. Nein, nein." Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe keine weiteren Fragen." Da fiel mir doch noch eine ein. "Doch! Eine Frage habe ich noch. Das wird doch wieder oder?" Erwartungsvoll blickte ich ihn an.

    Ich sah Brutus nachdenklich an, während ich ihm zuhörte. Da hatte er vielleicht gar nicht so unrecht. Leicht wiegte ich den Kopf. "Mhm.", brummelt ich. "Das kann schon sein." Mit der Hand fuhr ich über mein Kinn und starrte vor mich hin. Nach einigen Augenblicken sah ich wieder Brutus an.


    "Was hälst du davon, wenn wir beide uns mal mit ihm darüber unterhalten würden? Denn wenn das stimmt, was du sagst, könnte es sein, dass er auch Dinge von uns in den falschen Hals bekommt. Und nachher haben wir dann den Salat und Unfrieden im Contubernium." Dabei fiel mir auf, dass Drusus nichts mehr zu meinen Anmerkungen gesagt hatte.

    Zum Glück schien Lupus meine geräuschvolle Äußerung mit Humor zu nehmen. Jedenfalls nach seinem Grinsen zu urteilen. Dann zog er kurzer Hand eine vorbeieilende Magd auf seinen Schoß. Ich grinste breit und hörte dem Gespräch der beiden zu. Irgendwie hatte ich so etwas von Lupus nicht erwartet. Aber mir sollte es recht sein. Aah, Falerner. Eine augezeichnete Wahl. Jetzt mit dem höheren Sold konnten wir uns so ein edlen Stoff schon mal leisten. Als ich die nächsten Worte von Lupus hörte, wurden meine Augen etwas größer. Bei Iunos ..., dachte ich. Das war jetzt aber wirklich eine Überraschung. Und eine sehr gute. Mir fiel nichts besseres ein, als weiter breit zu grinsen. Bei ihrem Hinweis auf ihre Freundin drehte ich mich interessiert in die angegebene Richtung. Die dunkelhaarige Frau war nicht zu übersehen. Ein leiser anerkennender Pfiff entfuhr meinen Lippen und ich nickte. Ich hörte, wie Lupus mich ansprach und drehte mich zu ihm um.


    "Sonne und Mond. Das klingt gut.", antwortete ich ihm mit einem schelmischen Grinsen. Ich wollte ihn nicht danach fragen, an wen ihn die Schwarzhaarige erinnerte. Das hätte uns sonst vielleicht die Stimmung vermiest. "Also ich bevorzuge dann lieber die Nacht.", sagte ich und lachte laut auf. "Lupus, Lupus, Lupus.", fuhr ich im gespielt tadelnden Tonfall fort und schüttelte dabei den Kopf. "Ich wusste ja nicht, dass du so ein Schwerenöter bist." Ich zwinkerte ihm zu und lachte. "Also wenn das so weiter geht, dann wird das ein Abend werden, an den wir uns noch lange erinnern werden."

    Krachend fuhren die Becher zusammen. Mein breites Grinsen schmälerte sich etwas bei Lupus Trinkspruch. Zwanzig Jahre und überleben! Aber ich war jung und machte mir darüber nicht allzu viele Gedanken. Ich tat es Lupus nach und schüttete etwas von dem Met auf den Boden. Dann setzte ich an und nahm einen tiefen Zug. Ich wollte den Becher schon absetzen, als ich sah, wie Lupus weitertrank. Da war es doch für mich eine Ehrensache, es ihm gleichzutun. Schluck für Schluck rann der Met meine Kehle hinunter.


    Endlich! Der Becher war leer. Kurz nach Lupus setzte ich meinen Becher auf den Tisch und jappste etwas nach Luft, während ich mir den Mund mit einem Ärmel meiner Tunika abwischte. In der Eile war etwas beim Trinken daneben gegangen. So antwortete ich ihm nicht sofort.


    "Was anderes...wäre mir schon lieber.", antwortete ich ihm. Ich merkte, wie mir vom Gesöff etwas warm wurde. Wenn das so weiter geht, liege ich bald unter dem Tisch, dachte ich und grinste. "Auf Dauer ist mir das zu süß. Wie wäre es mit einem guten Wein?" Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, entfuhr mir ein lauter Rülpser, was mich zum Lachen brachte.

    Ich verzog etwas das Gesicht, als ich die Antwort des Capsarius hörte.


    "Es war doch nur eine Frage gewesen.", antwortete ich etwas kleinlaut. Dann machte er mir noch mal mehr als deutlich, das ich die Nacht hierbleiben musste. Ich schnaufte auf und ergab mich in mein Schicksal. Denn mit der Andeutung, dass diese Verletzung zu meiner Entlassung aus der Legio führen könnte, wenn ich sie nicht auskurieren würde, hatte er mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt.


    "Nein." , sagte ich zu ihm. "Ist schon klar." Ich nahm die Tabula entgegen, die er mir vor die Nase hielt, und las sie schnell durch. Na wenigstens stand da wirklich was von leichtem Dienst. Ein schwacher Trost für die Unannehmlichkeiten. Aber es war besser als nichts. Dabei fiel mir ein, dass ich im Contubernium zwar bescheid gesagt hatte, dass ich zum Valetudinarium gehen würde. Aber natürlich wussten sie nichts von meiner Übernachtung. Allerdings würden sie sich das schon denken können, wenn ich nicht bei ihnen aufkreuzte.


    Ich nickte und ließ mir vom Capsarius aufhelfen. Während er mich stützte, humpelte ich in den besagten Raum und ließ mich auf eines der Betten nieder. Der Sanitäter verabschiedete sich von mir, da fiel mir noch etwas ein.


    "Könntest du mir etwas zu trinken holen?", fragte ich ihn. "Und vielleicht noch etwas Wasser zum frischmachen? Ich bin direkt von der Übung hierher und will nicht die ganze Zeit vor mich hin müffeln." Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. "Und dann hätte ich noch eine Frage. Ich weiß nicht, wie das hier abläuft, da ich hier noch nie zu Gast war. Aber werde ich morgen geweckt oder kann man auspennen?"

    Die Reaktion von Drusus auf meine Worte war nicht weniger merkwürdig, als die zum Centurio. Stirnrunzelnd blickte ich ihm hinterher, während er das Contubernium verließ. Da sprach mich Brutus an und ich drehte mich zu ihm um. Er hatte völlig recht mit dem, was er sagte. Drusus war mehr als merkwürdig.


    "Ich weiß auch nicht.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Er ist ein guter Kamerad und macht seine Sachen ordentlich und gewissenhaft. Aber irgendwie scheint er alle Dinge so aufzubauschen. Wie z.B. die Sache mit dem Gladius und der Nachtwache. Und hast du verstanden, was er damit meinte, dass der Centurio ihn auffallen lassen wollte?"

    Tja, aufgestanden Platz vergangen. So hieß die Devise. Und somit hatten Lupus und ich im Nu den unseren an einem Tisch gefunden. Es war einfach herrlich. Kein Centurio oder Optio, der einen zusammen schrie. Zwar war es in der Taberna auch laut. Aber im Vergleich zu den gewaltigen Stimmorganen unserer Ausbilder wehte hier nur ein laues Lüftchen. Kaum saßen wir, stellte eine Magd uns zwei große Becher Met hin. Verwundert blickte ich erst auf den Becher, dann zu Lupus und dann der Magd hinterher. Da hörte ich die Frage von Lupus und drehte mich wieder um.


    "Nein.", antworte ich ihm und zuckte kurz mit den Schultern. "Aber was soll´s. Ich bin mir sicher, dass sie nachher auf der Rechnung stehen werden." Dann grinste ich. "Außerdem, was will man mehr." Ich nahm den Becher und hob ihn hoch, um mit Lupus anzustoßen.. "Prosit, Lupus! Auf unsere Beförderung. Du zum Eques und ich zum Legionarius!"



    Als ich die Antwort von Drusus hörte, viel mir nichts mehr ein. Mit großen Augen blickte ich ihn verwirrt an. Was hatte mein Kamerad mir da eben versucht zu erklären? Für mich klang das alles etwas wirr und ich wusste nicht, ob ich wirklich verstanden hatte, was mir Drusus so eben versucht hatte, zu erklären. Ich schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen. Also so etwas hatte bestimmt noch kein Legionarius in diesem Contubernium erzählt.


    "Also erstens Drusus, ob der Centurio Schwierigkeiten mit der Sprache hat ist zweitrangig. Denn wenn du nicht aufpasst, macht er dir mehr Schwierigkeiten, als dir lieb sein kann. Und die werden garantiert nichts mit irgendwelchen linguistischen Feinheiten zu tun haben." Streng blickte ich ihn an.


    "Und zweitens willst du doch nicht im Ernst behaupten, der Centurio hätte sich den Dreck auf deinem Gladius eingebildet, oder? Entweder ist er dreckig oder er ist es nicht. Ich bin mir sicher, dass ich, wenn ich mir dein Gladius ansehen werde, dort Dreck finden werde. Also ist er wohl kaum als imaginär zu bezeichnen." Zweifelnd sah ich den Probatus an.


    "Und drittens was meinst du damit, dass er dich auffallen lassen wollte?", fragte ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Willst du damit andeuten, er hätte es auf dich abgesehen?......Also falls es dich beruhigt, ich bin auch aufgefallen. Und ehrlich gesagt, deine Reaktion hat hier glaube ich so jeden verwundert." Ich machte ein ausladende Handbewegung. "Alles, was du damit erreichen wirst, ist, dass er dich dann wirklich auf dem Kieker haben wird."


    "Mensch, Drusus. Mache dir doch das Leben nicht selbst so schwer.", sagte ich im kameradschaftlichen Ton zu ihm.

    Konnte der Mann nicht eine klare Antwort geben. Statt meine Bedenken zu zerstreuen brubbelte er irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und ging nach nebenan. Das war nicht gut, dachte ich. Ungeduldig konnte ich es kaum abwarten, dass der Capsarius wieder auftauchte. In der Zeit drückte ich selbst an meinem Knöchel rum, nur um festzustellen, dass er immer mehr anschwoll. Toll, da rackert man sich ab und trainiert wie ein Idiot, damit man besser wurde. Und so ein kleiner Stein setzt einen dann außer Gefecht, schoss es mir durch den Kopf.


    Endlich tauchte der Capsarius wieder auf und fing an, meinen Fuß mit irgendeiner Pampe zu beschmieren. Wenigstens roch sie nicht weiter schlimm. Aufmerksam verfolgte ich, wie der Mann schweigend meinen Fuß dich einwickelte. Ich spürte, dass der Schlamm den Fuß angenehm kühlte.


    Als er dann zu mir sagte, dass ich die Nacht im Valetudinarium bleiben sollte, blickte ich ihn erstaunt an. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich mochte nicht hier bleiben. Und das mit den Krücken, um der Götter willen. Wenn ich mit denen bei meinen Kameraden auftauchen würde, wäre mir ihr Spott und ihre Hänselei sicher. Allerdings hörten sich die Tage mit dem leichten Dienst wieder gut an. Ich atmete tief auf, als der Capsarius mich nach meiner Einheit fragte.


    "Legionarius Germanicus. II. Cohorte IV. Centuria III. Contubernium. Mein Centurio ist Iulius Drusus." beantwortete ich ihm seine Fragen. "Du sag mal. Muss das denn wirklich sein? Also ich meine mit der Nacht hier bleiben und mit den Krücken."

    Es hatte mir viel zu lange gedauert, bis wir endlich angekommen waren.


    Auf dem Weg durch die Stadt war mir aufgefallen, dass sich irgendetwas verändert hatte. Alles sah noch so aus, wie vor meinem Eintritt in die Legio. Und doch war es irgendwie anders. Ich konnte es nicht näher beschreiben. Bester Stimmung und Laune ging ich zusammen mit Lupus durch die Straßen Mogontiacums. Insgeheim hoffte ich, einen ehemaligen Freund oder Bekannten zu treffen. Aber niemand, den ich kannte, lief mir über den Weg. Schade, dachte ich, war darüber aber nicht allzusehr betrübt. Viel zu glücklich und zu stolz war ich darauf, nun ein Legionarius zu sein.


    Draußen vor der Taberna konnte man schon hören, dass drinnen Hochbetrieb herrschen musste. Laute Stimmen, Gegröhle und Gelächter waren zu vernehmen. Da waren wohl noch mehr ehemalige Probati in Feierlaune. Ich sah Lupus an und nickte Richtung Eingangstür.


    "Na dann mal rein in das Vergnügen.", sagte ich lächelnd zu ihm und ging schon los. Mit Schwung öffnete ich die Tür. Wie ich es mir gedacht hatte, war die Taberna gut zur Hälfte mit Milites gefüllt, die es sich gut gehen ließen. Ich erkannte unter ihnen einige aus meiner Gruppe und rief ihnen lauthals etwas zu. Dann wandte ich mich an Lupus.


    "Sieht so aus, als müssten wir um einen Platz kämpfen.", sagte ich scherzhaft. Dann blickte ich mich um und entdeckte noch ein paar freie Plätze an einigen Tischen. "Wie wäre es mit dem da?", fragte ich Lupus. Mir war es herzlich egal, wo ich sitzen würde. Hauptsache, wir würden ordentlich einen drauf machen.

    Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    Dem Wache schiebenden Legionarius schien es nicht so zu gefallen, dass er uns durchlassen musste. Ich konnte ihn verstehen, denn ich wollte nicht mit ihm tauschen. Mit einem Grinsen nahm ich die Tabula wieder entgegen und wandte mich an Lupus.


    „Dann lass uns mal losgehen. Ich schlage vor, als erstes gehen wir am besten in die Taberna Silva Nigra. Oder hast du einen besseren Vorschlag?“ Es war die einzige Taberna, die ich kannte. Aber vielleicht wusste ja Lupus noch etwas besseres.


    Da Lupus scheinbar nichts gegen meinen Vorschlag einzuwenden hatte, war für mich die Sache abgemacht.


    "Na dann!", sagte ich laut und grinste dabei bis über beide Ohren. "Auf zur Taberna Silva Nigra." Bestens gelaunt machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Der erste Ausgang nach Monaten. "Aufgepasst Mogontiacum! Wir kommen!"http://www.imperium-romanum.in…thread.php?threadid=24330

    Immer wieder dieser langweilige Wachdienst, dachte ich mir. Naja, wenigstens hier am Tor war noch einiges los und somit für ein wenig Abwechslung gesorgt. Der Nachteil war nur, dass man an der Porta nicht vor sich hin dösen konnte. Nicht, dass man woanders auf der Wache schlief. Sollte das einer der Vorgesetzten mitbekommen, dann gab es aber richtig was auf den Helm. Aber man konnte beim Wachdienst auf der Mauer des Castellums ein bisschen abschalten.


    Da kam ein Eques auf das Tor zu. Ich streckte mich durch und wartete auf seine Meldung, als er bei mir war.


    "Salve!", grüßte ich ihn. "Alles in Ordnung." Und ließ ihn passieren.

    Ich konnte es dem Capsarius nicht verübeln, dass er etwas grummelig auf mich und mein Problemchen reagierte. An seiner Stelle hätte ich auch lieber meine Ruhe gehabt. Zumal ich sehen konnte, dass er gerade dabei gewesen war, es sich bei einigen kleinen Speisen gemütlich hatte machen wollen. Aber schließlich siegte sein Pflichtbewusstein und er nahm sich meiner doch an. Ich blickte ihn dankbar an und nahm auf der dargebotenen Pritsche Platz.


    Nachdem ich mich gesetzt hatte, begann der Capsarius mit seinem Werk. Er drückte an unterschiedlichen Stellen und fragte mich, wo es denn genau wehtat. An einer Stelle kurz oberhalb des Knöchels zuckte ich kurz vor Schmerz zusammen.


    "Ja, genau da.", sagte ich zu ihm. "Bei der letzten Stelle, an der du gedrückt hast. Da tut es weh." Ich blickt erst ihn, dann meinen mittlerweile angeschwollenen Knöchel und dann wieder ihn fragend und zugleich besorgt an. "Ist doch hoffentlich nichts schlimmes?"

    Was war denn dem über die Leber gelaufen, war mein erster Gedanke, als ich die Worte des Centurio hörte. Mehr als die Tunika flicken, konnte ich auch nicht. Dachte der etwa, ich hätte aus Spaß noch schnell Nadel und Faden rausgeholt und ein paar Stiche gemacht, nur damit es so aussah, als würde ich sie wieder in Ordnung bringen? Mit stoischem Blick ließ ich mir die Worte gefallen und war heilfroh, als er weiter ging.


    Zu meinem Erstaunen fand er bei Brutus nichts. Nicht schlecht! Trotzdem der Centurio suchte und suchte, fand er nichts. Wirklich beachtlich! Innerlich war es mir ein kleiner Vorbeimarsch und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Dann kam Drusus dran. Ungläubig hörte ich, wie der Vitisträger ihn für ein völlig verdrecktes Gladius schalt. Das konnte doch nicht sein. Bei allen anderen wäre es vielleicht noch im Bereich des Möglichen gewesen, wenn auch höchst unwahrscheinlich. Aber doch nicht bei Drusus. Allerdings hatte ich nicht mit Drusus gerechnet. Denn die Antwort auf die Frage des Iuliers zog mir fast meine Caligae aus. Hatte ich mich etwas verhört oder hatte Drusus gerade um die Einteilung zur Nachtwache gebeten? Ja hatte der noch alle beisammen? Wer war denn so blöd? Mir fiel fast die Kinnlade runter. Natürlich ließ sich der Vitisträger das nicht zweimal sagen und prompt hatte sich Drusus Wunsch erfüllt. Ich schüttelte leicht den Kopf. Also so ein Blödmann!


    Nachdem der Centurio die Ausrüstung der restlichen Kameraden überprüft hatte und zwei von ihnen zum Latrinendienst verdonnert hatte, verließ er unser Contubernium wieder. "Vale Centurio Iulius!", verabschiedete ich mich brav von ihm. Kaum war er draußen, wandte ich mich Drusus zu und blickte ihn verwundert an.


    "Sag mal, ist bei dir alles in Ordnung?", fragte ich ihn. "Warum um alles in der Welt hast du dich für die Nachtwache gemeldet?"

    Nachdem ich meine Pila im Contubernium gelassen hatte, humpelte ich Richtung Valetudinarium. Da mein Tempo verständlicherweise nicht allzu hoch war, dauerte das seine Zeit. Wenigstens hatte ich mir wegen meines Missgeschicks keine dummen Sprüche anhören müssen. Die angebotene Hilfe von meinen Kameraden mich zum Lazarett zu begleiten, um mich beim Laufen zu stützen, hatte ich dankend ausgeschlagen. So schlimm war es nun auch wieder nicht. Und sie hatten noch genug andere Dinge zu erledigen.


    Nur noch die halbe Sonne lukte hinter dem Horizont hervor, als ich endlich am Lazarett ankam. Es würde nicht mehr lange dauern und die Sonne würde ganz verschwunden sein. Ich trat in das Valetudinarium ein. Natürlich waren um die Tageszeit nur noch der wachhabende Capsarius da. Für Notfälle, wie ich es einer war. Ich humpelte zu ihm.


    "Salve!", grüßte ich ihn. "Ich bin beim Laufen mit dem Fuß umgeknickt und bräuchte da mal deinen fachmännischen Rat.", erklärte ich knapp mein Anliegen.