Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Was für Sauwetter, dachte ich, während ich im Torbogen stand, um vor dem Regen einigermaßen geschützt zu sein, und ungeduldig auf meine Ablösung wartete. Der Himmel sah aus, als würde in Kürze die Welt untergehen. Da ich in Mogontiacum aufgewachsen war, wusste ich, was das zu bedeuten hatte. Auf jeden Fall nichts Gutes.


    Höchstwahrscheinlich ließen sich die Mistkerle der Ablösung Zeit, dachte ich verärgert. Wer ging bei dem Wetter auch schon freiwillig vor die Tür? Zu meiner Verwunderung sah ich, wie sich langsam eine Gestalt aus dem Regen schälte und auf das Tor zukam. Ein Besucher? Man musste der was dringendes zu erledigen haben. Mürrisch wartete ich auf ihn und zog meinen Umhang etwas fester um mich. Auch wenn das bedeutete, dass ich aufgrund dieser unerträglichen Schwüle noch mehr schwitzen musste.


    Dann war der Unbekannte bei mir und hielt mir mit knapp gewählten Worten ein Schreiben unter die Nase. Skeptisch blickte ich ihn an. Ein Schreiben vom Legaten? Aber warum sollte der Mann sowas erfinden? Außerdem fand ich seinen Ton mir gegenüber etwas daneben. Verärgert blickte ich ihn an.


    „Na dann gib her den Wisch!“, sagte ich unfreundlich. Denn das bedeutete, dass ich nun zur Unterkunft des Centurios rennen musste und wieder zurück, um dann, weil die Ablösung in der Zwischenzeit bestimmt angekommen war, zu meinem Contubernium zu laufen. Schöner Mist! Hätte der Mann nicht einige Augenblicke später hier auftauchen können. Missgelaunt ließ ich den Kerl stehen und machte mich auf dem Weg zur Unterkunft des Centurios. Mein Kamerad würde solange auf ihn aufpassen, falls der Fremde nicht sofort wieder verschwinden sollte.


    „Ich bringe dieses Schreiben zum Centurio Artorius!“, meldete ich mich noch schnell in der Wachstube ab.

    Verwundert über die Reaktion des Mannes blickte ich ihn aus großen Augen an. Was war denn in den gefahren? Dann schaute ich instinktiv über meine Schulter. Nein, da war kein Vorgesetzter oder noch jemand anderes zu sehen. Also musste er tatsächlich mich gemeint haben. Ich drehte meinen Kopf zurück und blickte ihn leicht amüsiert an.
    „Freut mich, dich kennen zu lernen, Drusus. Herzlich Will....kommen!“, beendete ich meinen Gruß nach einer kurzen Pause leise. Denn mir kam dieser Mann auf einmal bekannt vor. Nachdenklich blickte ich ihn an. War das nicht der Kerl, den ich heute während meiner Wache an der Porta Praetoria in das Castellum gelassen hatte? Nein oder? Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte ich ihn eingehender.


    „Sag mal, kann es sein, dass wir uns heute am Tor über den Weg gelaufen sind?“, fragte ich ihn in einem etwas ernsteren Tonfall.

    Es war mucksmäuschenstill auf dem Campus, als der Legat anfing zu sprechen. Man hörte nur hier und da ein Räuspern, sogar ein paar Nieser. Aber ansonsten war es so leise, wie es bei einer so großen Ansammlung von Soldaten nur sein konnte. Trotzdem war es für mich nicht einfach, alles zu verstehen. Die Entfernung war einfach zu groß dafür. Doch aus den Wörtern, die ich aufschnappen konnte, hörte ich raus, dass Primus gerade zum Decurio ernannt worden war. Ich verlieh meiner Anerkennung dafür im ersten Moment durch ein leichtes Nicken Ausdruck. Dann musste ich leicht grinsen. Denn ich dachte an Lupus. Mann, der wird vor Stolz auf seinen Verwandten fast platzen.


    Ich atmete tief ein, um in den Chor der Jubelrufe einzufallen. Doch nichts geschah. Irritiert runzelte ich die Stirn. Was war denn nun los? Warum jubelte denn keiner? Scheinbar hielten es die Equites nicht für notwendig oder angebracht, diese Ehre laut zu bekunden. Daher entließ ich die Luft wieder geräuschvoll aus meinen Lungen, während ich zusah, wie Primus sich zu seinen Leuten zurück begab. Dann hörte ich, wie der Legat den Optio zum Vortreten aufforderte. Was war denn hier los? Erst der Abschied vom PP, dann die Beförderung von Primus zum Decurio. Und jetzt der Optio. Sofort schoss mir durch den Kopf, dass das eigentlich nur eine weitere Beförderung sein konnte. Also würde der Iulier nun zum Centurio befördert werden? Aber was war dann mit dem Schreihals, sponn ich die Gedanken sogleich weiter. Nein, dachte ich und blickte erstaunt. Sollte der Artorier etwa der neue PP werden?

    Auch ich befand mich unter den Milites auf dem Appellplatz. Hatte keiner von uns anfangs gewusst, warum wir hier standen, wurde es uns spätestens dann bewusst, als der Legat das Wort ergriffen hatte. Der PP nahm seinen Abschied. Ich kannte ihn nicht näher. Aber der Respekt vor einem altgedienten Soldaten und dessen unzweifelhaften Fähigkeiten, wie sonst wäre er wohl PP geworden, ließ mich Ehrfurcht vor diesem alten Gladius empfinden. Er war der erfahrenste und der dienstälteste unter den Centurionen. Der Erste unter ihnen. Es musste für unsere Legion ein großer Verlust sein, diesen Mann in den Ruhestand ziehen zu lassen. So wohlverdient dieser auch sein mochte. Ich fragte mich, wer seine Stelle wohl einnehmen würde. Hatte die IIte jemanden in ihren Reihen, der diesen Posten übernehmen konnte? Ich hoffte es, denn jemanden von einer anderen Legion vor die Nase gesetzt zu bekommen, empfand ich irgendwie als falsch.


    So fiel auch ich in die Jubelrufe der anderen ein. „DER PRIMUS PILUS LEBE HOCH! HOCH! HOCH!“


    Was es allerdings zu jubeln gab, war mir etwas schleierhaft. Doch allein der Respekt vor dem PP gebot diese letzte Ehre, die wir ihm auf seinem Weg in das Zivilleben mitgeben konnten. Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Appell nun zu Ende wäre. Doch der Legat rief Primus nach vorne. Ich kannte ihn flüchtig. War er doch mit meinem früheren Stubenkameraden Lupus verwandt. Erstaunt blickte ich nach vorne und sah, wie Primus zum Legaten ging und sich bei diesem vorschriftsmäßig meldete. Was hatte das zu bedeuten, fragte ich mich. Ich hielt den Atem an, um ja kein einziges Wort vom Legaten zu verpassen.

    Einige Zeit später kam ich von meiner Übung auf dem Campus bei unserem Contubernium an. Auf den Wegen und Straßen war wie immer am Abend wenig los gewesen. Wer nicht gerade die Arschkarte gezogen hatte und irgendeinen bescheidenen Dienst schieben musste, war entweder beim Essen oder ließ es sich auf dem Hof vor den Unterkünften gut gehen. Und die ganz Glücklichen befanden sich in der Stadt und machten gerade eine Taberna oder ein Lupanar unsicher.


    Auf dem Hof zu unseren Contubernia sah es auch nicht anders aus. Lachend, dikutierend und sich die gefüllten Bäuche haltend sah ich einige Legionarii unter den Vordächern bei ein oder zwei Becher billigen Wein sitzen. Andere waren mit einem Würfelspiel beschäftigt. Es war die typische Ruhe am Abend nach einem anstrengenden Tag. Ohne Umschweife ging ich zu unserem Contubernium und trat ein. Ich wollte mir neue Kleidung holen und dann in die Thermen gehen.


    Schon als ich die Tür öffnete, stieg mir der Duft nach frischem Puls in die Nase und mein Magen knurrte. Ruhig, sagte ich in Gedanken zu ihm. Du bekommst bald etwas zu essen. Doch erst würde der Besuch der Thermen anstehen. Im nächsten Augenblick fiel mir auf, dass sich zwei Männer miteinander laut und gut gelaunt miteinander unterhielten. An sich nichts ungewöhnliches. Doch während ich an der einen Stimme Brutus erkannte, war mir die andere fremd. Mit gerunzelter Stirn ging ich weiter in den Raum hinein und bog um die Ecke.


    Wie ich es mir dachte, saßen Brutus und ein mir unbekannter Mann an dem Tisch. Beide waren offensichtlich beim Essen. Neugierig blickte ich die beiden an. Aufgrund der Kleidung musste der Unbekannte zur Legio gehören. Ein Neuer?


    „N`Abend die Herren.“, sagte ich zu ihnen. „Lasst euch durch mich nicht stören.“ Aber dann siegte meine Neugier. „Gehörst du zu unserem Haufen?“, fragte ich den Fremden freundlich und blickte ihn ebenso an.

    Erschöpft von meinen Übungen, aber sonst mit der Welt zufrieden, so wie sie war, kam ich in den Thermen an. Nachdem ich mich im Umkleideraum meiner Sachen entledigt hatte, diese zusammen mit den Wechselklamotten in eine der Nischen gestopft hatte, ging ich mit meinen beiden Handtücher bewaffnet und den Holzsandalen an den Füßen in das Innere der Thermen. Mein erstes Ziel war das Warmwasserbecken. Ich konnte es kaum abwarten, dort anzukommen und mich zu entspannen.


    Kurz bevor ich das Becken erreichte, erkannte ich Brutus unter den Anwesenden. Mit einem leichten Grinsen ging ich zu ihm. Da ich darauf achtete, mich in seinem Rücken zu bewegen, konnte er mich nicht sehen. So leise wie möglich versuchte ich mich an ihn ran zu schleichen.


    „Na, Probatus Duccius.“, sagte ich mit lauter Stimme und mein Grinsen wurde breiter. „Wer hat dir denn erlaubt, dich hier so faul zu entspannen?“ In meinen Augen blitzte der Schalk.

    Immer wieder hüpfte und rannte ich um den Holzpfahl, während ich ihn mit Hieben und Stichen malträtierte. Ducken, ein Streich in Höhe der Knie, eine Übung, die ich schmerzhaft von Lupus gelernt hatte, dann aufspringen, seitlich am Pfahl vorbei, um mit einem Hieb in Höhe des Unterleibes den imaginären Feind unter Druck zu setzen. Hinter dem „Feind“ angekommen ein schneller Hieb quer über seinen Rücken, um mich sofort weiter zu bewegen. Immer wieder traf mein Gladius den Pfahl. Kunststück, konnte dieser sich doch nicht wehren, geschweige denn sich bewegen. Aber genau das war wichtig, damit ich erst ein Gefühl für die ganze Sache bekäme.


    Nach einiger Zeit beendete ich die Übung. Die Sonne stand schon tief und ihre mittlerweile schwachen Strahlen ließen die Schatten dunkler und länger werden. Schwer atmend und schwitzend wie ein Schwein steckte ich den Gladius in die Scheide. Kurz überlegte ich, ob ich wirklich noch die Schlussrunde am Ende meines Trainings laufen sollte. So richtig Lust hatte ich dazu nicht. Doch da musste ich durch. Mit einem tiefen Atemzug machte ich mich auf und trabte locker um den fast leeren Campus. Nur noch einige andere Legionarii übten wie ich um diese Tageszeit. Der gleichmäßige Trott des Laufens hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Da ich mein eigenes Tempo lief, wurde mein Atem wieder ruhiger. Am Ende der Runde angekommen hielt ich an und begann mit den Dehnübungen. Diese waren enorm wichtig, wie mich der Waffenmeister der Legio gelehrt hatte. Kraft und Ausdauer waren ja schön und gut, hatte er gesagt. Aber ohne Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit nütze die beste Schwerttechnik nichts. Zumal es den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass die Muskeln am nächsten Tag nicht so schmerzten. Langsam und konzentrierte dehnte ich mich. Erst den Oberkörper und dann die Beine. Nachdem ich damit fertig war, machte ich mich auf den Weg zum Contubernium. Ein Besuch der Thermen wäre bestimmt nicht das verkehrteste, dachte ich und sah mich schon im heißen Wasser sitzen.

    Keiner der Beiden reagierte auf meine Frage. Der eine von ihnen, ein Hüne von einem Mann, jedenfalls kam er mir so vor, obwohl ich auch nicht gerade der kleinste war, schlug mit einem Hammer auf die Hacke ein, während der andere sie mit einer Zange hielt. Jedesmal wenn der Hammer das Werkstück traf, machte es ein lautes und helles Pling und Funken stoben auf. Interessiert schaute ich einen Moment zu, denn ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen. Dann wollte ich meine Frage schon wiederholen, in der Annahme, sie hätten meine vorherige durch den Lärm nicht gehört, als sich der Hammer schwingende Riese zu mir umdrehte und eingehend das Pilum in meiner Hand betrachtete. Laut sagte er, dass er das machen würde. Ich nickte nur und reichte ihm den Speer. Warum sollte ich durch die Gegend brüllen, wenn es auch so ging?

    Da hatte Sedulus wohl recht, dachte ich. Man sollte sich schon beizeiten Gedanken über die Zukunft machen. Allerdings war ich eher der Typ, der sich über die nahe liegenden Sachen den Kopf zerbrach. Doch die Vorstellung. mit etwas Glück eines Tages Ritter sein zu können, würde mich sicher in meiner Laufbahn erheblich motivieren. Auch wenn es noch in den Sternen stand.


    Zum Militär wollte Sedulus am liebsten. Das hätte ich nicht erwartet. Ich hatte gedacht, dass er den nächsten Schritt im CH machen würde. Oder Verwaltung? Scheinbar war er sich unschlüssig darüber, was er als nächstes tun sollte. Das verwunderte mich angesichts der eben gesprochen Worte ein wenig.


    "Wo liegt das Problem?", fragte ich neugierig. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für einen Mann wie Sedulus, der es schon soweit gebracht hatte, nicht irgendeine verantwortungsvolle Aufgabe geben sollte.

    Bei einer meiner Übungen hatte sich leider eines meiner Pila verbogen. So hatte ich mich auf den Weg zur Frabrica begeben, um es reparieren zu lassen. Ich war gespannt, auf die Werkstätten. Denn ich war noch nie dort gewesen. Schon als ich mich ihnen näherte, hörte ich den Lärm von Schmiedehämmern, wie sie laut klirrend auf die Ambosse schlugen. Die Soldaten, die hier Dienst hatten, konnten sich scheinbar über Arbeit nicht beklagen.


    Bei der Fabrica angekommen, trat ich ein. War der Lärm draußen schon laut gewesen, so kam er mir nun ohrenbetäubend vor. Die Luft war stickig und sehr warm. Kohlefeuer glühten, in denen ich unterschiedlichste Dinge liegen sah. An mehreren Ambossen arbeiteten leicht bekleidete Soldaten. Wie die das auf Dauer in der Fabrica aushielten, war mir ein Rätsel. Ich ging zu zwei von ihnen. Sie schmiedeten gerade an einer Hacke.


    "Salvete!", brüllte ich gegen den Lärm an. "Ich hätte hier ein Pilum, das wieder gerade geschmiedet werden müsste. An wen kann ich mich deswegen wenden?"

    Mit der Zeit wurden die Hiebe geschmeidiger. Ich merkte, dass der Gladius durchaus dafür hergestellt worden war. Jedenfalls wollte ich nicht einer der Gegner sein, die solch ein Hieb mit voller Wucht traf. Vielleicht noch ohne Helm. Da war der Schädel aber hinüber. Nachdem ich die Hiebe nun einigermaßen beherrschte, ging ich dazu über, diese in Verbindung mit schnellen Positionswechseln zu üben. Langsam aber sicher rann mir der Schweiß in Strömen den Körper hinunter und meine Atem ging immer schwerer. Allzulange würde heute die Übung wohl nicht mehr dauern.

    Mein Lächeln verschwand von meinem Gesicht, als ich die Worte von Matrinius hörte. Letztes Mal sehen? Verschwinden? Ich blickte ihn fragend an.


    "Was ist los, Matrinius? Ich verstehe nicht so recht.", sagte ich zu ihm. Mein Blick wurde ernst. Scheinbar hielt das Schicksal wieder einen Abschied von jemandem bereit.

    Ich achtete nicht auf die Schritte, die sich mir näherten. Im Contubernium ging am Abend ständig jemand rein und raus, so dass sie nichts außergewöhnliches waren. Dann hörte ich, wie mich jemand ansprach. Ich hörte mit meiner Beschäftigung auf und sah nach oben. Wer wollte mich denn da sprechen? Da erkannte ich Matrinius. Im ersten Augenblick sah ich ihn überrascht und fragend an. Doch dann lächelte ich und legte mein Gladius auf die Pritsche und stand auf.


    „Salve Matrinius! Tüchtig? Na das hoffe ich doch. Aber was machst du denn hier?“, fragte ich ihn.

    Land? Kleingeld? Bis ich das alles hätte, würde es noch eine Weile dauern. Von dem Sold als Legionarius konnte ich zwar ganz gut leben. Aber große Sprünge würde ich damit nicht machen können. Aber wenn ich es irgendwann wirklich zum PP oder zum PC schaffen sollte, dann sähe das schon anders aus. Aber bis dahin würde noch eine Menge Zeit vergehen.


    „Ich verstehe. Dann sollte ich mich mal anstrengen.“, erwiderte ich Sedulus lächelnd. „Aber zuerst stehen die naheliegenden Ziele im Vordergrund. Lass uns darüber nochmal in zehn, fünzehn oder mehr Jahren miteinander reden.“


    „Und wie sehen deine Zukunftspläne aus? Nachdem du in Rom Rechenschaft abgelegt hast?“, fragte ich ihn.

    Immer wieder stach ich auf den Pfahl ein. Es klappte schon wesentlich besser, als in meiner Grundausbildung, die noch nicht allzu lange her war. Aber gegen Lupus würde ich damit wohl keine Sonne sehen. Daher beschloss ich nach einiger Zeit, den Holzpfahl mit Hieben einzudecken. Erst ganz langsam, da es für mich ungewohnt war. Würde der Centurio mich dabei sehen, würde er bestimmt missbilligend mit dem Kopf schütteln, wenn nicht sogar mich anschreien, was ich denn hier für einen Blödsinn machen würde, dachte ich. Doch der vergangene Übungskampf hatte mir gezeigt, dass in manchen Situation die Beherrschung von Schwerthieben dringend notwendig war. So übte ich weiter.

    Ich war in Gedanken versunken dabei, mein Gladius zu schärfen. Immer wieder strich ich die Klinge über den Schleifstein, den ich ab und zu mit Wasser befeuchtete. Das Schleifgeräusch verursachte jedesmal eine kleine Gänsehaut auf meinem Rücken. Ich wusste nicht, warum das so war. Das Geräusch war nicht unangenehm. Aber trotzdem reagierte mein Körper in dieser Weise darauf. Es war eine eintönige Beschäftigung, bei der man abschalten und nachdenken konnte. Ich erinnerte mich gerade an das Gespräch mit Sedulus und was er mir alles gesagt hatte. Wenn das alles stimmte, woran ich keinen Moment zweifelte, und ich mich anstrengen würde, könnte ich es mit der Gunst der Götter weiterbringen, als ich es mir jemals erträumt hatte. In diesen Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie Matrinius das Cubiculum betrat.

    Ja, dachte ich, Centurio zu sein, dass wäre es. Das ich dann einen höheren Rang in der Armee hätte, als ihn Sedulus inne gehabt hatte, daran hatte ich nicht gedacht. Praefectus Castrorum? Daran dachte ich noch nicht einmal im Traum zu denken. Aber das wäre schon eine feine Sache. Doch die letzte Frage von Sedulus überraschte mich vollends. Ich blickte ihn erstaunt an.


    „Als Ritter nach Rom? Könnte ich wirklich soweit kommen?“, fragte ich ihn.

    Nachdem wir die Grasnabe ausgestochen und in kurzer Entferunung die Soden aufeinander gestapelt hatte, konnten wir uns an das Ausheben des Grabens machen. Meinen Helm hatte ich zu den anderen Ausrüstungsgegenständen gelegt. Denn unter ihm würde ich nur noch mehr schwitzen. Es versprach ein anstrengender Tag zu werden. Aber wenigstens spielte das Wetter mit. Ich tauschte den Sodenstecher gegen eine Hacke aus und begann damit, das Erdreich aufzulockern, damit andere mit ihren Schaufeln dieses in die Körbe befördern und anfangen konnten, den Wall aufzuschütten. So wuselten die Legionarii wie die Ameisen durcheinander. Was von außen für den Laien vielleicht ungeordnet aussah, war in Wirklichkeit ein geordnetes Durcheinander, in dem jeder Soldat seine Aufgabe hatte und wusste, was er zu tun hatte. Immer tiefer gruben wir uns in die Erde. Mit der Zeit fing ich an zu schwitzen, denn unter der Lorica wurde es aufgrund der steigenden Sonne und der Anstrengung immer wärmer. Ab und an unterbrach ich meine Arbeit und ging zu meinem Wasserschlauch, um einen Schluck zu trinken. Von dem hohen Besuch bekam ich nichts mit, denn ich war zu beschäftigt mit meiner Arbeit. Hin und wieder fielen einige zotige Witze oder Bemerkungen unter den Soldaten, um die Stimmung ein bisschen aufzulockern, was auch jedesmal mit einem Gelächter quittiert wurde. Ansonsten hörte man die Männer mit der Zeit ordentlich schnaufen und manchmal einige kurze Gespräche.

    Wir waren mit dem Lagerabbau beschäftigt, so dass ich nicht mitbekam, dass der Centurio mit einigen Legionarii und den Gefangenen wegging. Erst als er wiederkam, hatte ich davon Wind bekommen. So standen wir um das Feuer und wärmten uns. Da tauchte der Centurio wieder auf und hatte einen kleinen Jungen neben sich. Ich staunte nicht schlecht darüber. Doch die Blicke des Centurio ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, was mit demjenigen passieren würde, der sich darüber lustig machen sollte. So verkniff sich jeder irgendeine dumme Bemerkung und wartete auf den Befehl zum Abmarsch. Vorher hielt der Vitisträger noch eine kleine Ansprache.


    Es war vorbei. Erleichterung machte sich in mir breit. Ich hätte nie gedacht, dass ich so gerne in das Castellum zurückkehren wollte. Aber ich vermisste die warme Stube. Und vor allen Dingen ein warmes Bad, um mit ihm alle Erinnerung abwaschen zu können. Die Dankbarkeit der Bürger stieß mir in diesem Moment irgendwie bitter auf. Es war ein hoher Preis dafür gezahlt worden. Und ja, ich wollte nie wieder zurückkehren. Da hatte der Centurio völlig recht. Bei den nächsten Worten wurden meine Augen etwas größer. Ich hatte nich damit gerechnet, dass die Gefangenen verkauft werden würden. Kannte ich es doch nicht. Und dann noch so schnell. Für diese blutigen Sesterzen würde ich ein Opfer kaufen, beschloss ich. Und falls noch etwas übrig bleiben sollte, würde ich den Rest versaufen, um auf die gefallenen Kameraden anzustoßen.


    Dann kam der Befehl zum Abmarsch und wir machten uns froh und bedrückt zugleich auf die Heimreise.


    Sim-Off:

    Es hat wirklich eine Menge Spaß mit euch gemacht. Auch wenn ich erst später dazu gestoßen bin, möchte ich mich dafür bedanken, dass ich mitmachen durfte. :] :app:

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Nicht lange ließen die Milites auf sich warten, so setzte sich der ganze Zug aus knapp 80 Mann in Bewegung und marschierte zielstrebig an die Stelle, wo die Arbeiten am letzten Tag zuende waren. Wenige Minuten später kamen sie auch schon an.


    "Milites, wie ihr sehen könnt, müssen wir hier weiter machen. Die Contubernia I-VI haben die Ehre, zu buddeln, VII-X werden die Palisaden aufbauen! Abite, ich will schnelle und gründliche Arbeit sehen!".


    Nachdem wir wieder angetreten waren, ging es in Marschkolonne Richtung Limes. Es dauerte nicht lange, bis wir die Baustelle erreichten. Die Männer, die vor uns an dieser Stelle tätig gewesen waren, hatten schon viel Arbeit geleistet. Ein langer Graben schnitt sich vor einem Wall mit einer Palisade durch die Gegend. Nun würden wir an ihrer Stelle weiter machen. Angekommen brüllte der Centurio die nächsten Befehle. Für unser Contubernium stand für den heutigen Tag buddeln auf der Tagesordnung. Nachdem der Centurio das Abtreten befohlen hatte, machte ich mich auf den Weg zum Graben. Dort angekommen stellten wir unsere Pila und Scuta zusammen, um sie jederzeit griffbereit zu haben. Zwar war die Wahrscheinlichkeit für einen Überfall gering. Aber man konnte ja nie wissen. Neben die Ausrüstung legte ich meine Verpflegung.


    Dann ging es an das Grassoden ausstechen. Wir brauchten sie noch für die äußere Befestigung des Walls.