Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Die Briefe von Valerian hatten mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob ich auch wirklich fleißig genug trainierte. Bisher hatte ich die Übungen etwas schleifen lassen, da ich mich erst noch an die neue Position als Legionarius gewöhnen musste. Aber seine Worte über die Praetorianer hatten meinen Ehrgeiz geweckt. Es wäre doch gelacht, wenn die Legionarii der II. es mit denen nicht aufnehmen könnten. Auch wenn die Schwarzröcke die Elite waren. So hatte ich mich dazu entschlossen, in Zukunft regelmäßig zu trainieren. Am besten jeden Abend, nachdem meine Arbeit zu Ende war und ich das Nötigste schon erledigt hatte.


    So stand ich nun in einer Ecke des Campus. Die Erinnerung an den Kampf mit Lupus ließ es mir ratsam erscheinen, insbesondere den Schwertkampf zu üben. Nachdem ich einige Runden zum Aufwärmen um den Campus gelaufen war, dehnte ich mich leicht und ging zu einem der Holzpfähle, an denen ich schon als Probatus geübt hatte. Sie sahen wie immer arg mitgenommen aus. Ich zog mein Gladius und fing an locker auf den Pfahl einzustechen. Dabei versuchte ich mich in schnellen Positionswechseln. Völlig konzentriert auf die Übung vergaß ich meine Umgebung.


    Sim-Off:

    Mitstreiter willkommen :)

    Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sedulus interessiert nachfragen würde, wie es dem Kaiser denn so ging. Aber er tat es nicht. Ich schlussfolgerte daraus, dass er darüber durch anderweitige Quellen bereits informiert worden sein musste. Mir brannte förmlich eine Frage dazu auf der Zunge. Aber ich stellte sie nicht, da ich nicht unhöflich erscheinen wollte.


    Ich beschloss, bei meinem nächsten Freigang mir diese Messingtafeln anzusehen, von denen Sedulus gesprochen hatte. Das Zwistigkeiten in den besten Familien vorkommen könnten, konnte ich mir gut vorstellen. Hätte ich mich zu Lebzeiten meines Vaters zur Legion gemeldet, wäre ein Streit unvermeidlich gewesen. So konnte ich diesen Punkt nur zu gut nachvollziehen.


    Nachdem Sedulus seine Frage gestellt hatte, wie ich mir meinen weiteren Werdegang vorstellen würde, überlegte ich kurz. Denn ich wollte irgendwann Centurio sein. Was mich etwas verwirrte, war seine Frage, ob es noch höher hinaus gehen sollte. Soweit hatte ich noch gar nicht gedacht. Und war das denn möglich?


    „Welcher Legionarius träumt nicht davon, eines Tages Centurio zu sein? So auch ich. Aber das sind noch Dinge, die in weiter Ferne liegen. Doch eines Tages will ich ein Vitisträger sein.“ Ich machte eine kurze Pause. „Ob es noch höher hinaus gehen soll, fragst du. Ich dachte immer, dass das Höchste, was ich erreichen könnte, der Posten eines Primus Pilus oder so wäre. Deswegen verstehe ich diesen Punkt deiner Frage nicht. Könntest du mit das biite erklären?“

    Das war es also gewesen. Er befürchtete, aufgrund seiner germanischen Abstammung von uns drangsaliert zu werden. Es gab in der Tat nicht wenige, die ihn dafür aufgezogen hätten, da sie in ihm trotz seines Bürgerrechtes keinen echten Römer gesehen hätten. Aber ich war in Mogontiacum groß geworden. Daher war ich es nicht anders gewohnt, dass auch Germanen römische Bürger sein konnten und waren. Aber ich verstand ihn.


    „Also für mich stellt sich da kein Problem. Ich bin hier aufgewachsen und kenne es nicht anders. Was im Rest des Reiches passiert, interessiert mich nicht. Außerdem gehörst du nun zu uns. Sollte sich jemand über dich lustig machen wollen, bekommt er es mit dem ganzen Contubernium zu tun. Denn wir treten jederzeit für einen von uns ein. Also, mach dir keinen Kopf darum. Hier zählt, wer jemand wirklich ist.“ Ich hoffte, dass meine Worte seine Bedenken zerstreuen könnten.

    Zitat

    Original von Caelyn
    Es dauerte eine Weile. Aber dann spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen, etwas zögerlich zwar, aber immerhin. Oh Mann, das war vielleicht was! So hatt ich mir´s eigentlich nie vorgestellt. Ich dachte, küssen wär irgendwie viel ekliger. -.^ :D Aber gut, wenn man auch ma positiv überrascht wurde. Nur schade, als es wieder vorbei war.
    Ich verharrte noch ´nen Moment so. Schließlich konnte man ja auch noch drauf hoffen, das sich so was schönes gleich noch ma wiederholt. Aber als dergleichen nichts mehr passierte, öffnete ich meine Augen und strahlte ihn an. "Das war sehr schön!" sagte ich leise und sah ihn eine Weile einfach nur so an. Ich sah direkt in seine blauen Augen und hätte darin ertrinken können. Dann machte ich etwas, was ich mich vor ´ner Stunde garantiert noch nich getraut hätte. Ich beugte mich zu ihm hin, umschlang ihn mit meinen Armen und ich küsste ihn dann. Diesma tat ich das mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als hätte es uns schon immer gegeben.


    Ich sah, wie sie ihre Augen öffnete. Diese schienen regelrecht zu leuchten. Blickte ich genauso?


    „Ja, das war es.“, sagte ich zu ihr verlegen. Ich spürte ihre Lippen noch auf den meinen. Und dieses Kribbeln im Bauch wollte kein Ende nehmen. Fühlte man sich so, wenn man verliebt war? Ich hatte doch keine Ahnung davon. Aber es fühlte sich herrlich an. Da beugte sie sich plötzlich zu mir, umschlang mich mit ihren Armen und küsste mich dann. Im ersten Moment war ich überrascht. Doch jegliche ungewollte Gegenwehr erstarb in den unbeschreiblichen Gefühlen, die in mir hochkamen. Dieser Kuss hatte nichts zögerliches, nichts verschämtes mehr an sich. Je länger er dauerte, desto leidenschaftlicher wurde er.


    Nach dem Frühstück war ich schnell auf die Latrinen verschwunden. Dort angekommen war es mir so, als hätte sich die gesamte Centuria versammelt. Es schien den meisten so wie mir zu gehen. Endlich an der Reihe erleichtert ich mich von dem stinkenden Ballast. Als ich rauskam, musste mir man mein Wohlbefinden angesehen haben. Denn der nächste Legionarius grinste mich an und nickte. Ich tat es ihm gleich. Es war wirklich befreiend gewesen. Nun konnte der neue Tag beginnen.


    Bei meinem Contubernium angekommen sah ich, dass die Hälfte fehlte. Auf meine Nachfrage erhielt ich die Antwort, dass sie ebenfalls zu den Latrinen gegangen waren. Na hoffentlich, dachte ich. Dann hätte auch dieses Gestinke endlich ein Ende. Lachend und lautstark unterhielten wir uns über den geruchsintensiven Morgen. Nach und nach kamen die anderen wieder zurück. Hatte ich auch so blöd gegrinst, als ich wieder zum Zelt zurückgekommen war, fragte ich mich belustigt.


    Kaum waren alle wieder beisammen, da erschallte die Stimme des Centurio. Wir beeilten uns und traten schnell an. Buddeln und Palisadenbau waren angesagt. Ich hätte zwar lieber Bäume gefällt. Aber das war auch in Ordnung. Bei der Bemerkung über das Essen konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ein kleiner Seitenblick zu einem meiner Kameraden zeigte mir, dass er ebenfalls vor sich hin ginste. Aber das wir am Abend nicht kochen mussten, dass war herrlich. Da ging man gerne wieder in das Lager zurück.


    Wie befohlen holten wir unser Schanzwerkzeug. Ich holte mir eine Hacke und einen Korb. Damit bewaffnet und natürlich auch mit der sonstigen Kampfausrüstung beladen, machten ich mich auf den Weg zurück. Kurze Zeit später stand der Pioniertrupp vollzählig versammelt in Reih und Glied und wartete auf den Abmarsch.

    Ich merkte, wie mich Brutus musterte. Hatte ich etwas Falsches gefragt? Mich interessierte doch nur, aus welcher Familie er kam. Was konnte daran falsch sein? Ich schob mir einen weiteren Löffel des Breis in den Mund und blickte kauend Brutus offen in die Augen und wartete auf seine Antwort. Endlich kam sie. Also die Gens der Duccia. Was war so schwer dabei gewesen, es zu sagen? Ich schluckte den Bissen runter, legte den Löffel auf den Teller und reichte Brutus die rechte Hand.


    „Dann werde ich mich auch mal richtig vorstellen. Tiberius Germanicus Probus mein Name. Freut mich dich als Stubenkameraden zu haben, Brutus.“, sagte ich zu ihm.


    Dann lächelte ich leicht und blickte ihn fragend an. „Und was war jetzt daran so schwer uns zu sagen, dass du Angehöriger der Gens Duccia bist? Sie ist eine der bekanntesten und vielleicht auch einflussreichsten Familien hier in Mogontiacum.“



    Nun war es soweit. Als mir der Tessararius das Schild in die Hand gedrückt hatte, hatte ich ihn nur groß angeschaut. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich für eine Kreuzigung mitverantwortlich sein sollte. Aber die Wirklichkeit zeigte meinen Augen das Gegenteil. Ich blinzelte den Tessararius an, als er mir und einem anderen Legionarius den Befehl gab, ein Loch für den Pfosten zu buddeln. In weiser Voraussicht hatte ein altgedienter Legionarius aus unserem Contubernium eine Hacke mit dabei, die er mir gab. Ich begann das Loch anzufertigen, wobei mir der andere Soldat half. Denn der Boden war hart, so dass wir uns beim Graben ablösten, damit es schneller ging. Kurze Zeit später waren wir fertig.


    „Das Loch ist fertig!“, meldete ich dem Tessararius. Ich blickte auf den Banditen. Er war jung und würde nun dieses junge Leben aushauchen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit.

    Endlich kamen wir zum Lager zurück. Kaum angekommen, befahl der Centurio den Abriss des Lagers. Das hatte ich nicht erwartet. Ich hätte gedacht, dass wir noch einen Tag hier bleiben würden, um uns zu erholen und die Verwundeten besser zu versorgen. Aber nun ging es schon wieder weiter. Nur kein Stillstand, immer in Bewegung bleiben. Also ging ich zusammen mit den anderen zum Zelt. Dort legten wir unser Marschgepäck und holten uns Schanzwerkzeug, um daraufhin die Pila Muralia wieder aus dem Wall zu ziehen. Den Graben und den Wall würden wir so lassen, wie er war. Daher ging der Abriss relativ schnell von statten. Erst lösten wir die Seile, mit denen die Pila miteinander verbunden waren, um sie dann herauszuziehen. Damit das einfacher ging, gruben einige Legionarii die Pila etwas aus. Damit fertig schnappte sich jeder von uns zwei der Holzpfähle und gingen zu unserem Zelt zurück. Dort hatte in der Zwischenzeit der Mulitreiber das Zelt abgebaut. Wir halfen ihm beim Bepacken des Muli. Danach versorgten wir uns mit Frischwasser und neuen Proviant. Damit fertig versammelten wir uns um ein Feuer und warteten darauf, wann es nun los gehen würde.

    Nach der Bestattung ging alles recht schnell. Sachen zusammenpacken und dann nichts wie weg. Ich fragte mich noch, wie der Centurio die Asche der Verstorbenen transportieren wollte, während ich meine sieben Sachen zusammen suchte. Kaum war ich damit fertig, kam auch schon der Befehl zum Antreten. Ich blickte noch einmal auf das Dorf. Ich konnte mich daran erinnern, wie ich es zum ersten Mal gesehen hatte. Wie wir die Hütten durchsucht hatten. Der Ärger mit Victor. Die Befragungen. Der Weg zum Lager zurück. Wieder hieher. Und dann der Kampf. Mir schien es, als hätte ich irgendetwas in diesem Dorf verloren, würde etwas zurücklassen. Ich wusste nicht was. Aber die Welt war nicht mehr dieselbe. Ich war froh, als der Centurio den Befehl zum Abmarsch gab, denn ich wollte dieses Dorf nie wieder in meinem Leben sehen.

    Zitat

    Original von Caelyn
    Holla, der ging aber ran! ´Nen Kuss wollte Probus und seine Gesichtsröte nahm wieder gefährlich zu. ´Nen Kuss auf die Wange oder auf den Mund? Ich hatte ma gesehen, diese Mundküsserei war das reinste rumsabbern. Nich besonders appetitlich! Meinte er so ein Küssen? Naja, notfalls konnte man sowas ja auch rausfinden!
    Ich kam ihm immer näher und schloss dabei meine Augen. Nur ein Lufthauch trennte uns noch. Das sollte doch eigentlich Antwort genug sein. Von dem, wie aufgewühlt ich war, merkte man nich viel. Ich konnt´s kaum erwarten, was er jetzt tun würde. Aber vielleicht traute er sich ja auch gar nicht oder das ganze war nur so was wie´n Spiel für ihn.



    Mit hart in der Brust klopfendem Herzen und einer ungesunden Gesichtsröte wartete ich auf eine Antwort von ihr. Sie schien mich kurz etwas nachdenklich anzusehen. Hatte sie mich wirklich auf den Arm genommmen, durchfuhr es mich mit einem Schrecken. Doch dann beugte sie sich langsam zu mir rüber und schloss die Augen. Etwas irritiert blickte ich sie an. Aber dann dämmerte es mir. Das war die Antwort! Innerlich jubelierte ich. Ich beugte mich das noch winzige fehlende Stück zu ihr und gab ihr einen zögerlichen Kuss auf ihre Lippen. Es war als durchführe mich ein Blitz von Iupiter persönlich. Dann beugte ich mich wieder zurück und sah sie stumm mit vor Glück leuchtenden Augen an.

    Da hatte Sedulus recht. Sicher sollte man die Leute nach einiger Zeit kennen. Aber Befehl war Befehl. Man hatte ihm immer Folge zu leisten. Hatte das Sedulus vergessen? Ich sagte nichts dazu, denn ich kannte das übliche Prozedere in Rom nicht. Vielleicht war es ja da allgemein üblich, Leute, die man kannte, in den Palast zu lassen, obwohl man sie durchsuchen musste. Bei der nächsten Frage von Sedulus musste ich lächeln.


    „Was er so schreibt? Eine ganze Menge. Über sein Leben bei den Prätorianern. Das sie viel trainieren, Wache schieben usw. Es ist scheinbar doch ein anderes Leben dort. Denn letztens hat er mir von der Ankunft des Kaisers berichtet. Mein Kamerad war in der Kohorte, die dem Kaiser in die Stadt geleitet hat. Dort hatte Valerian die Ehre, während der Rede des Kaisers, so nahe bei ihm zu sein, dass er jedes Wort verstehen konnte. Der Rest ist eher Geschreibsel über den Alltag. Was man eben so in der Zwischenzeit gemacht hat.“, antwortete ich Sedulus.


    Meine Herren, da war die Gens Germanica aber wirklich fleißig gewesen. Ich hatte die Bezeichnung der Bauwerke nie in den Zusammenhang mit der Familie gebracht. Ich staunte nicht schlecht und nickte anerkennend.


    „Das ist eine ganze Menge. Ich wusste nicht, dass die Bezeichnung Germanica sich auf unsere Familie bezieht.“, sagte ich knapp. Gespannt wartete ich auf die Antwort auf meine Frage nach dem Geheimnis seines Erfolges. Wieder blickte ich ihn überrascht an. Ich hatte nicht gewusst, dass es zwischen Sedulus und seinem Vater zu dessen Lebzeiten zu Streitigkeiten gekommen war. Woher auch. Und scheinbar führte er seinen Erfolg trotzdem zum Teil auf seinen Vater zurück.


    „Es tut mir leid, dass es soweit zwischen dir und deinem Vater gekommen ist, als er noch lebte.“, erwiderte ich höflich. „Und ich dachte mir schon fast, dass es kein Rezept für jedermann gibt. Ich dachte nur, es gäbe einige, sagen wir mal, Grundregeln, die man beachten sollte. Und das dazu Fleiß gehört, ist für mich selbstverständlich.“ Dann zuckte ich mit den Schultern und lächelte. „Schade. Aber was soll´s. Es wird schon irgendwie klappen. Jetzt bin ich sowieso erstmal Legionarius und muss mich in dieser Position erstmal bewähren. Alles andere wird sich dann zeigen.“ Dann prostete ich ihm zu und trank das Glas Wein leer.

    Ich schob mir schon den nächsten Löffel voll Brei in den Mund. Daher nickte ich nur, als Brutus meinte, er käme aus Mogontiacum. Dann goss ich mir etwas Wasser aus dem Krug, der auf dem Tisch stand, in meinen Becher und spülte nach. Das Zeug war wie immer recht widerspenstig zwischen den Zähnen hängen geblieben.


    „Schau mal einer an. Ich komme aus Mogontiacum. Wie heißt denn deine Familie? Vielleicht kenne ich sie.“, sagte ich zu ihm überrascht. Dann nahm ich den nächsten Bissen.

    Mein Herz raste förmlich. Ich konnte ihre Antwort kaum abwarten. Bei ihrer Gegenfrage grinste ich verlegen. Mist, ich hatte gehofft, dass sie das sagen würde. Ich blickte kurz auf den Tisch. Einfach weiter essen? Daran hatte ich weniger Interesse. Denn merkwürdigerweise verspürte ich keinen Hunger mehr. Dann blickte ich sie wieder verlegen an.


    „Wie wäre es mit einem Kuss?“, fragte ich sie und wurde sofort knallrot im Gesicht. Auf einem Mal kam mir der Gedanke, dass das Ganze von ihr auch eine riesen Verarsche sein könnte. Doch das würde sich jetzt zeigen.

    Die Nacht war ziemlich unruhig verlaufen. Den meisten der Legionarii hatte das Rauchfleisch von gestern etwas quer im Magen gelegen. Sie hatten sich unter laut hörbaren Blähungen hin und her gewälzt. Mir erging es nicht anders. Wahrscheinlich hatten wir zu gut hingelangt. Am frühen Morgen war ich fast schon froh aufzustehen. Schnell ging ich vor das Zelt und sog gierig die frische Luft ein. Selten war sie mir so lieb gewesen wie in diesem Moment.


    Doch wir hatten noch viel zu tun, so dass dieser kurze Moment der Glückseligkeit nicht lange wärte. Als erstes ging ich mir einen frischen Eimer Wasser holen, zog mich aus und überschüttete mich mit dem kalten Nass. Prustend und mich schüttelnd wurde ich sofort hellwach. Danach trocknete ich mich schnell mit meiner Ersatztunika ab und zog mich wieder an. Eigentlich wollte ich nicht mehr in das Zelt. Aber meine Ausrüstung war noch drin. Also hinein und immer schön flach atmen. Es waren noch einige andere meiner Stubenkameraden dabei, ihre Ausrüstung zu holen. Laut hörbar entfuhr einem von ihnen eine Blähung. Alles stöhnte und regte sich lauthals auf.


    Du Sau.... Geh raus..... Hau ab.....Mensch, musste das sein!“, konnte man es im Zelt lauthals fluchen hören. Nachdem ich meine Ausrüstung in den Händen hatte, stürmte ich so schnell wie möglich aus dem Zelt. Meine Fresse! Was für ein Gestank! Aber ich musste darüber auch irgendwie grinsen und begann die Lorica und den Rest anzuziehen. Danach ging ich meine Feldflasche auffüllen und meinen Proviantbeutel für den heutigen Tag packen. Als mir der gestrige Tag einfiel, nahm ich schnell noch einen Wasserschlauch mit. Dann ging es zurück zum Zelt, wo ich zusammen mit den anderen einige Bissen mit lauter und stinkender Geräuschuntermalung zu mir nahm. Danach würde ich erstmal zu den Latrinen gehen und mich von dem Zeug befreien, beschloss ich.

    Im ersten Moment blickte ich sie fragend an, als sie mich so angrinste. Doch nachdem sie mir gesagt hatte, dass es ihr nichts ausmachte, dass ich Römer und Legionär wäre, musste ich auch grinsen. Ich war hin und weg.


    „Wenn du wüsstest, wie glücklich du mich mit deinen Worten gerade gemacht hast.“, sagte ich zu ihr schwärmerisch. Alles war für mich so neu, so ungewohnt, so aufregend. Ich blickte sie mit funkelnden Augen an, in denen sie meine Freude, meine Zuversicht und meine Zuneigung zu ihr erkennen könnte. Ich wusste nicht, was ich noch sinnvolles sagen sollte. Zu überwältigt war ich. Was tat man nun? Keine Ahnung. Sie höchstwahrscheinlich auch nicht. So rückte ich meinerseits näher zu ihr.


    „Und was machen wir beiden Hübschen nun?“, fragte ich sie leicht verlegen grinsend. Wie wäre es mit einem Kuss, dachte ich mir. Aber ich wusste nicht, ob sie es wollte, so dass ich ihr lieber die Entscheidung überlassen wollte.

    Kurze Zeit später erschien Brutus wieder. Ich hatte in der Zwischenzeit den Weizen fertig geschrotet und war dabei, aus diesem einen Puls zu köcheln. Einige Tricks beim Kochen hatte ich mir von Lupus abschauen können, so dass sich meine Kochkunst etwas verbessert hatte.


    „Na dann, ein nochmaliges herzliches Willkommen, Brutus. Und nun unterstehst du den Regeln der Legio. Ein kleiner Ratschlag von mir, lerne sie schnell. Je schneller du sie lernst, desto weniger Ärger wirst du mit dem Centurio haben.“


    Solange bis der Puls fertig war, zeigte ich Brutus, wo und wie er seine Aurüstung verstauen konnte. Er lernte schnell. Normalerweise waren solche Riesen wir er etwas tump, da sie es gelernt hatten, sich lediglich auf ihre Körperkraft zu verlassen. Bei Brutus war das nicht der Fall.


    „Ja, genau. Also ich muss sagen, du lernst verdammt schnell.“


    Danach hieß es erstmal essen fassen. Ich nahm einige Holzteller und klatschte auf diese etwas von dem Puls.


    „Bevor du mir dankst, Brutus, solltest du erstmal probieren. Vielleicht meldest du dich dann lieber freiweilig zu einem Aufklärungskommando.“, sagte ich. Denn die große Kochkunst war das bestimmt nicht, was ich da fabriziert hatte. Man konnte es essen und wurde satt davon. Mehr durfte man nicht von mir verlangen. Ich nahm mir selbst einen Teller und setzte mich an den Tisch.


    „Also dann, Guten!“, sagte ich zu allen und begann zu essen. Ja, es schmeckte so wie ich es mir vorgestellt hatte.


    „Woher kommst du denn Brutus?“, fragte ich neugierig.

    Ich musste über die Worte von Sedulus grinsen. Erinnerten sie mich doch an die Briefe von Valerian. Wie er über den Senator geschrieben hatte, der sich nicht kontrollieren lassen wollte.


    „Nun, ich denke, dass sie diese Fragen doch wohl zu recht stellen? Du musst wissen, ein Kamerad von mir dient bei den Praetorianern. Und er hat mir schon einiges über diese Kontrollen berichtet.“


    Bei der Vorstellung diese Worte zu meinen Kameraden zu sagen, musste ich leicht auflachen. Natürlich würden die meisten von ihnen nicht glauben. Aber einige der etwas einfältigeren bestimmt. „Ja, das wäre einen Spaß wert.“


    Avarus hatte in Mogontiacum Gebäude errichtet? Das war mir neu. „Um welche handelt es sich denn dabei?“, fragte ich neugierig.


    Bei Sedulus Worten musste ich wieder grinsen. Etwas schöneres als Frauen wollte mir wirklich nicht einfallen. Wobei man das aber auch von Fall zu Fall entscheiden sollte.


    „Ja, aber nicht jede Frau ist zur Schönheit geboren. Daher würde ich das nicht so allgemein sehen würde.“, erwiderte ich.


    Dann fiel mir noch eine Frage ein. „Sedulus, du hast dich als einfacher Soldat in diesen hohen Rang, den du heute bekleidest, hochgearbeitet. Was ist dein Geheimnis deines Erfolges? Verstehe mich nicht falsch. Ich will dich nicht aushorchen. Ich dachte nur, du könntest mir den einen oder anderen Ratschlag geben. Habe ich doch sonst niemanden, mit dem ich darüber reden könnte. Bis auf den Kameraden, den ich vorhin erwähnte.“

    Ich führte den Besucher über die Via zur Principia. Dabei achtete ich darauf, dass er immer dicht hinter mir blieb. Ohne Probleme gelangten wir zum Stabsgebäude. Nachdem ich den dortigen Wachen die Angelegenheit kurz erklärt hatte, ließen sie uns beide passieren, nicht ohne den Mann von oben bis unten zu mustern.


    Ich leitete ihn durch die Gänge der Principia zum Officium des Legaten. Das war für mich nicht einfach. Denn ich war noch nicht oft dort gewesen. Doch schließlich gelangten wir dort an. Ich drehte mich zum Besucher um.


    Das ist das Officium des Legatus. Einfach klopfen und warten bis der Scriba dich zum Eintreten auffordert. Aber das wirst du sicherlich kennen. Ich werde noch kurz hier warten, falls der Legat sich woanders aufhalten sollte. Sollte dies der Fall sein, werde ich dich dort hin geleiten.“, sagte ich zu ihm und wartete, wie ich es gesagt hatte.

    Kaum war ich losgelaufen, rief der Mann mir hinterher, dass er keine Waffen hätte. Ich drehte mich um und blickte ihn an. Warum kam er nicht einfach mit zur Wachstube? Also ging ich zu ihm zurück. Mit einem kurzen Kopfnicken gab ich meinem Kameraden das Zeichen, mir meinen Allerwertersten zu decken.


    "Gut. Arme seitwärts vom Körper wegstrecken und Beine schulterbreit auseinander stellen. Dann ganz ruhig bleiben, während ich dich abtaste", sagte ich zu ihm kurz und knapp.


    Dann suchte ich ihn nach Waffen ab. Tatsächlich, der Mann hatte keine dabei. Ich nickte ihm zu.


    "In Ordnung. Dann folge mir jetzt bitte.", sagte ich freundlich und ging voraus. An der Wachstube sagte ich bescheid, dass ich den Besucher zur Principia bringen würde. Dann ging ich weiter und achtete darauf, dass mir der Mann folgte.

    Ich nickte nur. Ja, da hatte Sedulus recht. So war das Leben eines Soldaten.


    „Ja. Da hast du es besser. Kannst gehen und kommen wohin und wann du willst. Natürlich mit den entsprechenden Einschränkungen deines Amtes.“, antwortete ich ihm lächelnd. Ach so, dachte ich. Also hatte er den Scherz doch verstanden.


    „Ich denke, sie werden es mir wohl kaum abnehmen.“, antwortete ich grinsend. Das Bild, wenn ich dies tun würde, welches ich nun geistig vor Augen hatte, war zu komisch, um ernst zu bleiben. Ich nickte zur Auskunft, dass der Vater von Sedulus Statthalter der Provinz Germanica gewesen war, und machte ein anerkennendes Gesicht. Das war mir entfallen. Aber ich hatte mich noch nie so sonderlich für Politik interessiert. Es sei denn, es ging um den Kaiser. Bei der Bemerkung von Sedulus, dass Avarus eine Art Pazifist wäre, musste ich kurz auflachen.


    „Entschuldige bitte. Aber die Vorstellung, dass eines der Familienmitglieder Pazifist ist, während die anderen alle beim Militär sind oder waren, finde ich schon etwas komisch. Ich wollte damit nicht über Avarus lachen.“, sagte ich dann wieder ernster.


    Etwas schöneres als Rom? Insbesondere sein letzter Satz verschaffte mir rotgefärbte Ohren. Ich blickte ihn schmunzelnd an.


    „Sicher, da hast du allerdings recht.“