Phelan nickte zustimmend bei den Ausführungen seines Vetters sowohl die Jagd bzw. den möglichen Zeitpunkt als auch die Flavier betreffend. Hierbei bemerkte er wieder einmal, dass Witjon viel geübter in derartigen Gesprächen war als er, was natürlich daran lag, dass die Politik in seiner Laufbahn einen viel größeren Schwerpunkt hatte. Der neu eingesetzte Flamen war hauptsächlich nur als Magistrat Mogontiacums politisch in Erscheinung getreten und beteiligte sich seitdem hauptsächlich als Decurio im Ordo an den politischen Belangen der Stadt. Seine Laufbahn war somit fast ausschließlich dem religiösen Bereich des Imperiums geschuldet - was allerdings auch sehr ausfüllend war, wenn man in einem lokalen oder provinzialen Collegium des Cultus Deorum und nicht in der urbs aeterna selbst tätig war.
Dass Gracchus Minor überrascht auf Phelans Frage reagierte, verwunderte ihn nicht wirklich, war sein Vater doch als Flavier weit über die Grenzen der Provincia Italia hinaus bekannt. "Ob mein Vetter ebenfalls persönlich die Ehre hatte, deinem Vater zu begegnen, kann ich nicht sagen." erklärte er zunächst. Witjon war nie in Rom gewesen und er konnte sich nicht daran erinnern, dass Flavius Gracchus jemals in Mogontiacum gewesen war - zumindest war er es nicht, seitdem Witjon und Phelan bei den Duccii lebten. "Mir wurde die Ehre zu Teil, dass dein Vater als Pontifex des Collegium Pontificium persönlich den praktischen Teil meiner Prüfung als Sacerdos Publicus begleitete. Ich absolvierte meine Ausbildung zum Priester in Rom bei Manius Aurelius Orestes." führte er dann weiter aus, um zum Schluss mit einem leichten Lächeln anzufügen "... aber das war in meinen jüngeren Jahren." Es stimmt ihn irgendwie zufrieden, in Erinnerungen zu schwelgen. Damals bewohnter er zunächst alleine und später dann mit seinem Vetter Ragin, Marcus Duccius Rufus, und Silko - dem schwarzen Hünen und Ex-Custos Corporis der Duccii - die kleine und etwas bruchfällige Casa Duccia in Rom. Er hatte dabei die federführende Verantwortung und damals war er noch nicht einmal 20 Winter alt! Nun, er hatte diese Aufgabe gemeistert und saß jetzt hier als Flamen Divi Augusti zusammen mit seiner Familie als geladener Würdenträger der Stadt. Sein Vetter Witjon hatte da natürlich und absolut verdienter Weise mehr geleistet und erreicht als er, aber das war für ihn kein Grund, auf seinen Vetter neidisch zu sein, ebenso wenig wie auf seinen Vetter Alrik, den Statthalter und Legatus Legionis.
"Übermittle deinem Vater doch bitte unsere besten Wünsche zur Genesung. Die ruhige Zeit abseits von Rom hat sich dein Vater nicht nur aus medizinischer Sicht verdient." dabei sprach er nicht nur für sich sondern auch stellvertretend für seine hier anwesenden und abwesenden Familienmitglieder. "Wo wir wieder bei der flavischen Weinauselese wären." merkte er schmunzelnd an und schlug den Bogen zu der Feststellung seines Vetters. Dass Gracchus Minors Vater es zum Consul gebracht hatte, honorierte Phelan verbal nicht weiter, hatte er diesen zuvor doch schon genug und anerkennend gelobt, zudem dieser Nachsatz an Witjon gerichtet war.