Beiträge von Decimus Duccius Verus

    Nachdem er sich noch mit Witjon besprochen hatte, war Phelan zur Casa Helvetia geeilt, um nach seinem Schwiegersohn und seiner Tochter zu sehen. Einen Leibwächter hatte er in seinem Gefolge nicht dabei, hatte Albin doch ein halbes dutzend Männer mit dem Jungen hierhin geschickt, der seit einiger Zeit bei Runa und Iullus wohnte. Ja, das könnte ein Grund sein.. vielleicht hatte er sich aber auch keine Gedanken darüber oder es war ihm schlichtweg egal, ob ihm ähnliches auf dem Weg widerfahren konnte. Keiner wusste bis jetzt außer Curio, was genau passiert war, und ob sich dieser an irgendwelche Details erinnern konnte oder irgendwelche Motive in dieser brachialen Aktion erkennen konnte, blieb fraglich.


    Energisch klopfte es gegen die Tür, dieser Aufgabe sich der Pontifex höchstpersönlich annahm, anstatt sich nach römischen Gepflogenheiten ankündigen zu lassen.

    Zitat

    Original von Albin


    Ernst blickte Albin das Sippenoberhaupt an. So wie er Witjon kannte, würde jetzt eine bedachte Reaktion folgen. Anders als in Phelans Fall, der vermutlich kopflos herumlaufen würde. Wo er Runas Vater nun finden sollte, wussten vermutlich nur die Nornen.


    Der wegen des Kindergetobes in den Säulengängen, welches ihn bei der Arbeit störte, angesäuert aus Richtung des Arbeitszimmer kommende Phelan, wo er in letzter Zeit öfter anzutreffen war, als er sich es wünschte, wollte gerade losmotzen, als er Witjon beim Lesen eines Schreibens, welches der ungewöhnlich besorgt dreinschauende Albin ihm in die Hand gedrückt hatte, antraf. "Was ist das denn hier für ein Lär.. was hast du da? Was ist das?" er stellte sich schräg an die rechte Seite von Witjon und schielte mit zusammengekniffenden Augen auf die Wachstafel. "WAS?!" fuhr es als erste Reaktion aus ihm heraus und machte einen Schritt nach hinten. "Ein Angriff auf einen Würdenträger und Beamten der Stadt!?" fuhr er entrüstet fort, bevor er kurz darauf einen kühlen Kopf bewahrte aber dennoch zähneknirschend formulierte "Ich werde nach meinem Schwiegersohn und meiner Tochter sehen. Wenn wir mehr darüber wissen, sollten wir in einem ausgewählten Personenkreis darüber sprechen, das darf erstmal nicht weiter in die Öffentlichkeit gelangen, das würde nur für Unruhe sorgen." Der duccische Pontifex wusste ja nicht, wer das alles gesehen hatte und geschweige denn, wie wann und wo es genau passiert ist. Fragend schaute er seinen Vetter an, bevor er sich auf den Weg machen wollte.

    "Du weißt gar nichts, Alrik Leifsson." handelte Phelan seinen Vetter mit diesen geschichtsträchtigen Worten und einer Handbewegung ab - dieser möge ihm das nicht verübeln, ging es doch hierbei nicht um einen vetterlichen Streit, sondern um die Konfrontation mit seinen Zweifeln und Ängsten.


    Der duccische Pontifex lehnte sich nach vorne und bohrte mit seinem Zeigefinger in Alriks Richtung ständig in der Luft herum, während er sprach. "Denkst du wirklich, dass es hierbei noch um meine Frau geht? Frauen sterben nunmal bei Geburten. Das war bei unseren Ahnen so und das ist auch bei uns noch so, egal ob wir außerhalb oder innerhalb des Limes leben." dann drehte er seine Handfläche nach oben so als würde er einen Apfel halten und gestikulierte damit in der Luft auf und ab. "Es geht um den Hohn der Götter mir gegenüber! Und nein, es ist kein Widerspruch. Was habe ich nicht alles für die Götter getan als das sie mich so behandeln? Durch diese Sache zweifle ich an den Göttern was wiederum zur Folge hat, dass ich ihre Existenz in Frage stelle. Das ist eine logische Schlussfolgerung.


    Ich tue das, was die Götter mir auftragen, damit sie mir wohlgesonnen sind.
    Meine Frau stirbt bei der Geburt meines Erben.
    Die Götter kann es nicht geben.


    Die Prämissen sind wahr und die Konklusion schlüssig." Dass es sich dabei um ein nicht-deduktives Argument handelte - Phelan also damit keinen Anspruch auf seine Gültigkeit erhob - sollte seinem Vetter durch die Formulierung "kann" klar sein.
    Er machte eine kurze Pause und beruhigte sich halbwegs, bevor er Alriks Floskel etwas verändert wiederholte.Aus Wut wird Leere.

    Am heutigen Tage würde der römische Name seines Enkelsohns verkündet werden - der dies lustricus. Zusammen mit seinen Verwandten war Phelan zur Casa Helvetia gekommen, um mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn diesen Akt zu feiern. Natürlich waren schon einige Gäste anwesend, als die Duccii die Casa erreichten, verpasst hatten sie aber noch nichts. Allen voran eröffnete Witjon mit seiner Gattin und Tochter die Begrüßungsrunde, welcher sich der duccische Pontifex sowie die anderen anschlossen.


    Als Runa den Raum mit Leif betrat, reckten sich die Häupter, um einen Blick auf das Neugeborene zu werfen. Nach einigen Beglückwünschungen wurde allmählich um Ruhe gebeten, man versammelte sich um den Hausaltar, wo nun die Zeremonie vonstatten gehen würde. Dass dies der Hausherr und nicht der Pontifex übernahm, war auf der einen Seite völlig normal und auf der anderen auch dankbar, wenn man dabei an Phelans Zustand dachte, der noch immer vom Tod seiner Frau aber mit der Zeit mehr und mehr durch den Zwist mit bzw. vom Zweifel an die Götter geprägt war.
    Bezeichnend war es, dass er die Zeremonie ohne jegliche Gänsehaut, wie er sie sonst oft bei den sowohl römischen als auch germanischen Opfern hatte, verfolgte und das Opfertier als eben jenes sah, was es eben war, Fleisch, dass unter einem zeremoniellen Vorwand getötet wurde und letztendlich auf dem Teller landete. Bezeichnend war auch, dass ihn diese Tatsache, diese rationale Sichtweise auf die Götter bzw. die Religion überhaupt, völlig kalt ließ, weshalb sich bei ihm auch keine Regung der Verwunderung zeigte. Als Runa die einzelnen Gottheiten anbetete und sie um ihren Schutz für Leif bat, wurde ihm immer deutlicher, wie abstrus der Gedanke an diese höheren Mächte doch eigentlich war. Flüchtete man sich dabei nicht in irgendwelche Wunschvorstellungen, die man in etwas höheres projizierte, da man diese nicht selbst erreichen konnte?


    Letztlich wurde Phelan durch die Verkündigung des römischen Namens seines Enkelsohns aus seinen Gedanken gerissen. Decimus Helvetius Cornutus. Dass sein Enkel den selben Praenomen trug, wie sein Großvater, war sicherlich eine nette Geste, für die er sich sicherlich erkenntlich zeigen würde. Allerdings war der Praenomen in der römischen Welt letzten Endes doch der unwichtigste der drei Bestandteile eines römischen Namens. Dass für Ulf diese Zeremonie noch nicht vollzogen wurde und dieser somit auch noch keinen römischen Namen trug, wurde ihm am heutigen Tage noch einmal in Erinnerung gerufen, was bei ihm allerdings kein schlechtes Gewissen verursachte.


    Phelan befand sich zwar immer noch in diesem besagten Zustand, aber dennoch hatte er dabei nicht aus dem Blick verloren, was seine Pflichten waren, zumindest nicht was seinen Sohn betraf. So begann er als Erster zu klatschen, worauf die restliche Gesellschaft mit einstimmte, und warf erst Curio ein anerkennendes und gratulierendes Nicken zu, bevor er den Blick seiner Tochter suchte und ihr ein für seine momentanen Verhältnisse herzliches aber kurzes Lächeln zuwarf. Weitere persönliche Beglückwünschungen würden nach dem offiziellen Teil folgen.



    Sim-Off:

    Da ich hier viel zu spät poste, übergehe ich einfach mal die persönlichen Begrüßungen und simme diese als bereits vollzogen.

    "Gut." willigte Phelan mit einem zufriedenem Nicken ein. Er hatte keinerlei Bedenken, Lucia diese Bitte zu unterbreiten. Rebellieren? Ja, das würde sie. Erfolgreich? Nein. Die Sache war sozusagen bei seinem Vetter durch und demnach machte der duccische Pontifex sich dahingehend keinerlei Sorgen.


    Als er dachte, das Gespräch würde sich somit dem Ende nähern, nahm er noch einen kräftigen Schluck Posca und blickte kurz über seinen Becherrand während des Trinkens hinweg, als sein Vetter ihn nach seinem Wohlbefinden fragte. Eine Frage, die er selbst noch nicht klar zu beantworten vermochte.


    "Ich.. weiß es nicht." war also das erste, was er äußerte, um dann erneut anzusetzen, denn seinem Vetter würde diese Antwort wohl kaum reichen. "Ich bin erfüllt von Ungewissheit, Zweifel, Enttäuschung und Zerrissenheit." sein Blick wanderte an einen Fleck auf dem Tisch und verharrte dort. "Ich habe alles für die Götter getan.. in all den Jahren. Sogar meine Tochter habe ich auf Wunsch der Götter unter ihrem Stand an meinen Klienten verheiratet. Der Dank? Sie schenkten mir meinen Erben, nahmen mir aber zugleich meine Frau. Was für ein Dank soll das sein? Sie verhöhnen mich.. Ulf, mein Sohn, mein Erbe.. es liegt mir fern, ihn als diesen, als ein Geschenk zu betrachten. Wenn ich ihn ansehe, spiegelt sich der Hohn der Götter in seinen Augen." dann kam er zu einer Schlussfolgerung, die er bei noch keinem seiner Verwandten geäußert hatte. "Die Götter.. pah." rief er schon fast aus. "Die Götter kann es nicht geben."

    Es war nicht Witjon, der zu seinem allabendlichen Tagesbericht ansetzte, sondern dessen Frau. Somit wanderten Phelans Augen während des Kauvorgangs allmählich aber ohne große Regung der Verwunderung zu eben jener. Sie machte kurzen Prozess und spannte die Anwesenden nicht lange auf die Folter. Witjon und seine Frau erwarteten ein Kind, was kurz nach der Verkündigung von Alrik mit klopfender Faust auf dem Tisch kommentiert wurde, was dazu führte, dass alle Becher kurzzeitig wackelten. Phelan biss noch einmal in sein Brot, kaute ein wenig darauf, fing an zu nicken, gratulierte anerkennend mit einem schlichten aber den Umständen entsprechend herzlichem "Mhm." und klopfte seinem Vetter kurz auf die Schulter. Den Nachsatz ".. spar dir die Gebete für die gesunde Schwangerschaft deine Frau, denn die liegt nicht in der Götter Hände." formulierte er nur innerlich. Er wünschte natürlich, dass Octavenas Schwangerschaft gut verlaufen würde, aber nach dem Tod seiner Frau war ihm eines Gewiss: Das Schicksal bestimmt keine höhere Macht sondern ist reine Willkür. Die Willkür der Natur ist dabei die schlimmste.

    Ohne wirkliche Reaktion nahm Phelan die Information über den Verbleib seines Vetters Frau an und erzählte lieber direkt von seinen Plänen, während sich Alrik an Speis und Trank gütlich tat.


    Die Reaktion Valas war.. nein, eigentlich war sie ganz und gar nicht verwunderlich, war Phelans Wortwohl doch eher unüberlegt. Verwunderlich war die Reaktion also nicht, aber wohl doch etwas übertrieben. Sein Vetter tat ja gerade so, als hätte er ihm erzählt, Witjon habe abgenommen oder Albin sei zu einer Pilgerreise der Selbstfindung nach Rom aufgebrochen. Irritiert zog der duccische Pontifex vor dem duccischen Statthalter nun die rechte Augenbraue hoch und wischte sich gleichzeitig einen Tropfen Posca von der Wange, der zwischen den Fingern seines Vetters hindurch katapultiert worden war. "Nun.. ja." Was sollte man dazu auch sagen? "Mit kümmern meine ich natürlich, dass er unter ihrer Obhut und Aufsicht steht. Dass sich deine Frau wenig begeistert darüber zeigen würde, einen germanischen Spross zu säugen oder zu erziehen, ist mir klar." Der Nachsatz seines Vetters verwunderte ihn nach dessen vorherigen Reaktion. "Und das bedeutet?"

    "Heilsa Alrik." antwortete der duccische Pontifex seinen Vetter familiär aber knapp zurück. Mit einer mithilfe seiner Hände verneinenden Geste versicherte er Alrik, dass man ihn nicht hatte verdursten lassen, auch wenn er es höflich meinte, war Phelan nicht zum Speisen hier.


    "Eigentlich hatte ich auch deine Frau erwartet, aber vielleicht bespreche ich erst einmal mein Anliegen mit dir." .. "bevor wir sie vor vollendete Tatsachen stellen" hätte er am liebsten ergänzt, sparte sich das aber, auch wenn für ihn die Sache klar war und er somit fest mit der Zustimmung seines Vetters rechnete.


    "Es geht um Ulf, meinen.. Sohn." somit kannte Alrik nun auch den Namen seines neuen Verwandten. Bei dem Wort "Sohn" stockte der Pontifex kurz, immer noch uneins mit sich und seiner aktuen Situation. "Es sind einige Monate vergangen, anscheinend wird er am Leben bleiben." sagte er fast schon sarkastisch die Götter verhöhnend. "Octavena hat sich bislang um ihn gekümmert, da sie allerdings nun selber in froher Erwartung ist, kann man ihr das nicht länger zumuten." Er ging einfach davon aus, dass Witjon seinem Vetter die frohe Neuigkeit schon verkündet hatte. "Auch Runa wird sich nicht um ihn kümmern können, hat sie doch mit.. Leif jetzt ebenso genug zu tun." Ob Alrik wusste, dass Runa ihren Sohn Leif genannt hatte, war Phelan unbekannt, weshalb er bei dem Namen stockte, aber das war ein anderes Thema, was sein Vetter vielleicht jetzt gar nicht aufgreifen würde, immerhin war es der Name seines Vaters, der nicht irgendein Mann war, sondern derjenige, der den Kindern Wolfriks das römische Bürgerrecht für alle Zeit verschafft hatte. Nun kam Phelan endlich mit seinem Anliegen um die Ecke "Mir kam der Gedanke, dass sich deine Frau vielleicht die ersten Jahre um.. meinen Sohn kümmern könnte, bis er in die Obhut des Paedagogus gegeben werden kann." Für einen strengen Hauslehrer würde der duccische Pontifex sorgen. Bei Lucia würde der Junge in seinen frühen Jahren die Erziehung erhalten, die er für seinen Weg, als Erbe Ulf Phelanson, brauchte: die römische. Der Pontifex hatte bis auf Weiteres die Sinnhaftigkeit in den Glauben an die germanischen Götter verloren.

    Es war schon einige Zeit her, als Phelan das innere der Regia gesehen hatte. Im Wohnbereich des Legatus Augusti pro Praetore war er allerdings noch nie gewesen, hatte sein Patron ihn doch nie dort sondern immer im Verwaltungstrakt empfangen. Seinen Vetter hatte er zuvor hier noch nicht besucht, so sollte es heute das erste Mal sein.


    Ein Verwaltungsdiener führte den duccischen Pontifex in eines der vielen Triclinia der Regia, versorgte ihn mit Speis und Trank und instruierte ihn darüber, dass der Legat, sein Vetter, bald kommen würde. So setzte er sich auf eine der Clinen, es war ihm gerade nicht danach, sich hinzulegen, und wartete.

    "Danke Optio, ich kenne den Weg." entgegnete der duccische Pontifex dem Optio mit abwinkender Hand, schritt an den Wachen vorbei ins Innere der Regia und machte sich auf den Weg in Richtung Domus Legati Augusti.

    Am frühen Abend, zu einer Zeit, an dem selbst Alrik allmählich Feierabend haben sollte, hatte sich der duccische Pontifex auf zur Regia gemacht. In der Tasche hatte er ein Anliegen, was mehr Lucia als Alrik forderte, aber dennoch galt es dieses mit beiden zu besprechen.


    Auch wenn Phelan sowohl als Decurio als auch Pontifex für die Soldaten klar erkennbar war, stellte er sich pro forma vor und äußerte sein Begehr.


    "Salvete Milites. Pontifex Duccius Verus wünscht seinen Vetter, den Statthalter, zu sprechen."

    Runa schien sich über die Namensgebung ihres Bruders sowie auch über den ausgewählten Namen zu freuen. Wahrscheinlich ging ihre Freude einher mit einem gewissen Grad an Beruhigtheit, denn die Namensgebung implizierte ja sozusagen, dass ihr Vater ihren Bruder mittlerweile anerkannte, akzeptierte und sich ihm etwas näherte.
    Er nickte seiner Tochter auf die Glückwünsche hin zu und entgegnete ebenfalls seinem Schwiegersohn "Diese Gelegenheit wird sich sicherlich ergeben."


    "Selbstverständlich werden alle Duccier anwesend sein." schob er dann noch etwas irritiert auf Curios Frage nach. Welchen Grund sollten die Familienmitglieder mütterlicherseits haben, den neuen Spross aus dem halben Geschlecht Wolfriks zu feiern? Viele würden ihn in neun Tagen vermutlich auch das erste Mal überhaupt sehen, was schon ein weiterer Grund war, an dieser Feierlichkeit teilzunehmen.


    Dann erhob sich der duccische Pontifex vom Bett "Ich lasse euch jetzt allein. Ruht euch aus." Es war ein anstrengender Tag für alle Beteiligten gewesen.


    "Lasst es mich wissen, wenn ihr etwas braucht." schob er noch nach, verabschiedete sich von allen und strich seinem Enkelsohn noch einmal andächtig über den Kopf, bevor er das Zimmer verließ und nach Hause ging.

    "Leif.." wiederholte Phelan den Namen kurz. "Ein passender, starker Name. Alriks Vater hieß ebenfalls Leif." merkte er noch an. "Damit tritt dein Sohn in große Fußstapfen." Natürlich wusste Runa, dass Alriks Vater, Duccius Germanicus, dafür verantwortlich war, dass die Kinder Wolfriks das römische Bürgerrecht erhalten hatten, der Grundstein auf dem all ihre Existenz gebaut war.


    "Du solltest dich einige Zeit ausruhen." eine Information, die für alle in diesem Raum auf der Hand lag, vor allem für Alpina, die sich um Runa kümmern würde, aber der Vater musste das seiner Tochter einfach sagen.


    Der duccische Pontifex hatte gar nicht daran gedacht, seiner Tochter davon zu erzählen, dass ihr Bruder nun einen Namen hatte, weshalb er relativ neutral und ohne große Bedeutung antwortete "Ulf geht es gut. Octavena und Witjon erwarten übrigens ihr zweites Kind." und noch die Information von seinem Vetter und seiner Frau nachschob.

    Wie zu erwarten, reagierte man überrascht auf den spontanen Besuch des frisch gebackenen Großvaters, was Phelan allerdings überging. Er nickte seinem Klienten auf die Begrüßung hin zu und griff als Schwiegervater Curios Unterarm "Ich gratuliere dir zu deinem Sohn und Erben." Dann ging er in direkter Richtung zu Alpina, die seinen Enkelsohn immer noch auf dem Arm hielt. Dass Runa noch abwarten musste, bis er seinen Enkel begutachtet hatte, würde sie wohl verstehen, eins nach dem anderen.


    In Alpinas Armen lag der Junge, eingewickelt in Leinentüchern, der völlig gesund zu sein schien. Der duccische Pontifex kontrollierte kurz, ob an den kleinen Händen und Füßen alle Finger und Zehen vorhanden waren, strich dem Säugling kurz über den Kopf und fragte die Hebamme "Er ist gesund?", um wirklich sicher zu sein, dass alles gut war. Als diese seine Frage bejahte, äußerte er ein kurzes "Gut." Innerlich dachte er nur, dass die Hochzeit zwischen Runa und Curio anscheinend doch rechtmäßig und somit seine Zustimmung zu dieser richtig war, ansonsten hätte dieses Kind vermutlich nicht gesund das Licht der Welt erblickt. Somit blieb aber weiterhin die Frage offen, wieso die Götter ihm seine Frau genommen hatten. Immer mehr verwandelte sich seine fragende Haltung nach seinen vermutlich begangenen Fehlern zu purem Hass und Trotz.


    Nachdem er diese Gedanken verdrängt hatte, ging er hinüber zum Bett, in dem Runa sichtlich erschöpft von der Geburt ihres Kindes lag. Der Großvater setzte sich auf die Bettkante und ergriff die Hand seiner Tochter. "Ich gratuliere dir. Geht es dir gut?" seine Stimme war ruhig und neutral, ein leichtes aber sehr kurzes Lächeln konnte er sich abringen, denn das Wohlergehen seiner Tochter und die Geburt seines Enkelsohnes waren wieder ein kurzer Lichtblick in seiner momentanen verbitterten Situation.

    Die im Inneren des Cubiculum Wartenden würden die da kommenden Schritte auf dem Flur wohl gar nicht großartig beachten, da sie bestimmt mit einem Diener des Hauses rechneten, da die Schritte nicht gerade eilig klangen - Phelan ließ sich zwar keine Zeit, hetzte aber auch nicht. Einige Momente stand er im Türrahmen und beobachtete die Szenerie. Curio und Alpina standen um das Bett herum, in dem Silvana lag und welches sichtlich nach überstandener Geburt aussah. Er verfolgte kurz die kleine Debatte zwischen den Dreien um seinen Enkelsohn, der zur Zeit in Alpinas Armen lag.
    Drei Mal klopfte der duccische Pontifex mit den Fingerknöcheln gegen den Türrahmen und machte so auf sie aufmerksam.


    "Heilsam." grüßte er in die Runde.

    Nach der allabendlichen Cena machte sich der duccische Pontifex mit vollem Bauch auf in die Stadt, um seinen vor knapp zwei Stunden geborenen Enkelsohn zu begutachten und nach seiner Tochter einschließlich ihres Mannes, seinem Klienten, zu sehen. Begutachten traf es ganz gut, für ihn zählten nach dem Tod seiner Frau nur eines: War er gesund? War alles dran? War alles so, wie es sein sollte? Große Emotionen waren also nicht zu erwarten. Was ihn schon eher interessierte, war das Wohlergehen seiner Tochter, die einzige, die ihm noch vom Familientrieb des Gunnar als Wolfrikskyn geblieben war. Das er einen Sohn hatte, der diese Linie weiterführen würde, hatte er immer noch nicht richtig begriffen, obwohl er sich nichts sehnlicher von den Göttern gewünscht hatte.


    Als er in aller Ruhe - er wusste ja schon, dass alles soweit in Ordnung war - an der Casa Helvetia ankam, klopfte er gegen die Türe.