Beiträge von Decimus Duccius Verus

    Etwas abgehetzt erreichte auch Phelan den Sitzungssaal der Curia, wo die hiesigen Bürger heute die Möglichkeit bekamen sich nach der Vereidigung und der Zahlung des Bürgergeldes als Municipes eintragen zu lassen. Er war hier mit seiner Familie verabredet, wollte aber vorher noch in seinen Betrieben vorbei schauen und nach dem Rechten sehen, weshalb er etwas später als verabredet ankam. Seine germanisch-standartgemäß groß gewachsene Familie konnte er leicht ausmachen, standen sie doch nur weniger als ein Dutzend Köpfe weiter vorne in der Schlange. Mit freundlichen und entschuldigenden Worten gelang es ihm sich "vorzudrängeln" und zu seiner Familie aufzuschließen. Seiner Tochter strich er nur kurz über den Rücken als Begrüßung, um sie nicht bei ihren Gesprächen zu stören. Ihm tat gut daran zu sehen, dass sie versuchte Kontakte zu knüpfen und das vor allem zu Gleichaltrigen. "Heilsam Männer. Habe ich was verpasst?" grüßte er seinen Vetter und dessen Sohn und fragte er eher rhetorisch. Denn was wollte er schon groß verpasst haben.. sie standen in einer Reihe und warteten.

    Es wäre gelogen zu sagen, dass Phelan mit stoischer Ruhe den Sitzungssaal des Ordos betreten hatte. Auch wenn er an der Seite seines Vetters eintrat wusste er, dass sich dieser gleich setzen würde und er somit auf sich allein gestellt war. Auch wenn er über die Jahre einige Routine darin gewonnen hatte Reden zu halten, waren seine Gefühle durchaus gemischter Natur. Nicht vor Nervosität, er war sich auch relativ sicher, dass die Decuriones der erneuten Kandidatur zustimmen würden. Allerdings fühlte er sich etwas unwohl. Er war gerade mal wieder nach ettlichen Jahren ein paar Tage in der Stadt und wollte direkt wieder da einsteigen, wo er damals aufgehört hatte. Für einige Neider und Gegenspieler, die es sicher innerhalb des Ordos gab, war bot dies bestimmt ein gefundenes Fressen. Nichts desto trotz würde seine Rede wie geplant halten und dafür einstehen, was er schon Crispus gesagt hatte.
    Nach dem Austausch von Begrüßungen, die von herzlich über neutral zu abschätzig ausfielen, und etwas Geplänkel von belanglosen Themen des Alltags nahmen alle Platz und Crispus eröffnete die Sitzung. Dieser kündigte sogleich das Anliegen des Ducciers an und gab ihm seinen Einsatz: Nun war er an der Reihe.


    Selbstsicher erhob sich der Redner und richtete sein Wort an das Plenum:


    "Werter Duumvir et Pontifex Petronius, werte Decuriones, geschätzte Bekannte und Freunde.. Zunächst danke ich Petronius Crispus für die Möglichkeit mein Anliegen in der Runde des Ordo Decurionums vorzubringen, dessen Vertrautheit ich nach all den Jahren immer noch sehr schätze.
    Aufgrund der Eheschließung zog es mich auf mein Landgut nahe Clarenna, wodurch es mir nicht mehr möglich war meinen pontifecalen Dienst für die Stadt sowie meine Aufgaben in der Stadtverwaltung zu vollziehen. Auch wenn die Duumviri meine Dienste für Clarenna stets schätzen und ich deren Nachfrage immer sehr gerne entgegen kam, schmerzte mich die Erinnerung an die schönen Tempel unserer Stadt und unsere multikulturelle Civitas.
    Nun.."
    er machte eine kurze rhetorische Pause und trat einen entschlossenen Schritt nach vorn "bin ich zusammen mit meiner Tochter Duccia Silvana nach Mogontiacum in den Schoß meiner Familie zurückgekehrt. Ich brauche euch nicht zu erklären wie erholsam das Leben auf dem Land doch sein kann, aber ich sage euch: Um auf dem Land sesshaft zu werden ist es noch zu früh. Die wirkliche Bereicherung im Leben ist die Arbeit, die Mühe, die Tugend! Welcher erfolgreiche und von anderen geschätzte Mann verbrachte seine besten Jahre auf dem Land?" jetzt folgte die Überleitung zu seinem Anliegen "Decuriones. Ich ersuche eure Zustimmung mich wieder in euren Reihen zu bewegen und mich wieder in den Dienst des Cultus der Stadt zu stellen, um für sie den Schutz aller Götter zu erwirken und im Namen unseres Kaisers die Einhaltung der Aufgaben und Pflichten des Cultus gewissenhaft und verantwortungsgemäß zu gewährleisten." nun sollten ein paar Gründe folgen, die für seine erneute Kandidatur sprachen.
    "Dass das Wohl der Stadt und ihres Cultus schon immer in meinem Interesse lag, sei an dieser Stelle nicht nur betont sondern auch erneut bekräftigt. Ich brauche euch sicher nicht mehr an den PRIDIE NON MAI DCCCLIX A.U.C. (6.5.2009/106 n.Chr.) zu erinnern, nämlich der Beginn des Tempelsanierungsprojekts, welches ich als damaliger Magistrat nicht nur veranlasste sondern für das ich sogar die finanzielle und sachliche Unterstützung des damaligen Senators et Pontifex Marcus Aurelius Corvinus erwirken konnte. Ich brauche euch auch nicht daran zu erinnern wie nötig diese Sanierungsarbeiten vor allem für den Tempel der kapitolinischen Trias waren, denen ihr ebenso zugestimmt habt, dessen enorme Baufälligkeit einigen Bürgern unserer Civitas zum tödlichen Verhängnis hätte werden können.
    Von den zahlreich durchgeführten Opfern.. sei es an Rhenus für den Schutz unserer Bürger oder zur Enthüllung der Kaiserstatue unseres verstorbenen Kaisers Divius Iulianus an den selbigen muss hier nicht die Rede sein, denn dies sind die Pflichten, die ich als Pontifex inne habe und mit Freuden übernehme."
    nun spannte er den Bogen zum Municipium und schloss seine Rede. "Ohne in meinem Interesse dafür zu sprechen verweise ich auf Duumvir et Pontifex Petronius Gedanke. Großartiger Weise darf sich Mogontiacum seit kurzer Zeit als Municipium bezeichnen und gerade deshalb ist es notwendig die Ausübung des Cultus pflichtgemäß zu gewährleisten, da nun deutlich mehr Aufgaben anstehen werden.
    Werte Decuriones, ich danke euch für euer Gehör und hoffe innigst auf eure Zustimmung."
    danach setzte er sich wieder auf seinen Platz neben seinen Vetter und warf zuerst Crispus einen dankenden und dann Witjon einen zufriedenen Blick zu. Nun musste der Ordo entscheiden.

    "Ich hab der Alten nichts getan.." entgegnete er entrüstet, drehte sich dann zu seiner Tochter "Bestimmt hat dein Onkel Gero allen Gunnarsons die Suppe eingebrockt, der war schon immer grob." meinte er halb ernst. "Vielleicht hast du ja als junge Frau unserer Linie mehr Glück." leicht schob er Runa nach vorn, was sie durchaus als Aufforderung verstehen sollte.
    Die Kleine hieß also Ildrun, wie Witjons Mutter beziehungsweise Phelans Tante, ein schöner Name. Ihm wäre im Traum nicht eingefallen seine Tochter nach seiner Mutter zu benennen geschweige denn seinen Sohn, wenn er jemals einen haben würde, nach seinem Vater zu benennen. Ihr Verhältnis war viel zu schlecht gewesen. Würde er seine Kinder nach seinen Eltern benennen, würde er immer an seine Kindheit denken müssen, wenn er ihnen in die Augen schaute.
    Glücklicherweise übernahm Witjon die Sache mit dem essen, so konnte sich Phelan schön im Hintergrund aufhalten, was ihm sehr gelegen kam, man wusste ja nie womit die Alte wieder um sich werfen würde, falls sie ihn sah! Also folgten sie seinem Vetter in Richtung Küche. Er konnte es kaum bis zum Abendessen erwarten, wo er alle anderen wieder sehen würde, allerdings hatte er sich vorgenommen erst einmal einen Mittagsschlaf zu halten, was Runa vor Aufregung bestimmt nicht fertig brachte.

    "Gut. Ich mache mich dann auf den Weg, Vale." verabschiedete er sich, verließ das Officium und machte sich auf den Heimweg. Er war sich sicher, dass Runa ihm den Kopf abreißen würde, wenn er noch länger weg bliebe. Wenn nicht sie das täte, dann auf jedenfall Marga!


    Sim-Off:

    Ich habs auf meiner ToDo-Liste, war nur leider fast eine Woche außer Gefecht und davor hatte ich für so einen Post zu wenig Zeit. Danke für die Erinnerung!

    "Das freut mich!" entgegnete Phelan freudig, nachdem der Petronier nach kurzem Zögern doch das Angebot angenommen hatte. "Über den genauen Tag und den Ablauf werde ich dich noch informieren." dann stand er auf und reichte dem Duumvir die Hand "Ich möchte nicht weiter deine kostbare Zeit stehlen, als Duumvir ist man ein viel beschäftiger Mann. Ich danke dir für deine Bemühungen, Crispus. Sobald ich noch ein paar Dinge erledigt habe, werde ich mich sogleich an meine Rede für den Ordo setzen." erwartungsvoll schaute er in die Augen seines Gegenüber, hatte dieser noch eine Frage? Ansonsten würde er nun gehen.

    Der Petronier schien von Phelans Idee etwas überrumpelt zu sein, was er allerdings nicht als Desinteresse sondern eher als Bescheidenheit auffasste. Er war sich sicher, dass Crispus das hinbekommen würde und auch einwilligen würde.


    "Ich denke dabei in erster Linie an Freya, Jörd, Tyr und Odin." ganz ähnlich wie im römischen Götterkult richtete man seine Bitten und seinen Dank an diejenigen Gottheiten, die nach menschliche Auffassung für die jeweiligen weltlichen Dinge "zuständig" waren, auch wenn man die Götter immer in einem Gesamtkontext sieht.
    "Ich möchte Freya dafür danken, dass sie ihre schützenden Hände über unsere Familien und insbesondere über Octavena und Witjon sowie ihr Neugeborenes gehalten hat. Jörd gilt unser Dank, da sie die Erde unserer Gärten fruchtbar hält und auf deren Erde nun auch unser neues Anwesen steht. Odin meinte es gut mit uns, der Brand der Casa war unser nötiges Schicksal, durch welches er uns sicher geführt hat. Er hielt auch sein wachsames Auge auf mich und meine Tochter, damit wir sicher nach Mogontiacum gelangen konnten. Wie du weißt ist Duccius Ferox Soldat. Ich möchte Tyr um seine Kraft erbitten, sodass diese Hadamar im Kampf erfülle." Durch die kleine Erläuterung, die keinesfalls belehrend wirken sollte, war sich Phelan sicher, dass Crispus Parallelen zu den römische Gottheiten, von denen auch er überzeugt war, knüpfen konnte.
    "Mache dir um den Ablauf keine Sorgen, ich werde die hauptsächlichen Vorgänge durchführen. Ich fände es schön, wenn auch du im Namen deiner Familie dein Wort an die Götter richten würdest." das implizierte natürlich, dass Phelan die Worte des Petroniers in die germanische Sprache übersetzen würde. Fragend schaute er sein Gegenüber an, ob dieser einwilligte, zwingen konnte und wollte er ihn auch nicht.

    Es beruhigte Phelan etwas, dass Audaod und Rodrik seinem Vetter mit der Freya Mercurioque halfen, hatte er doch durchaus ein schlechtes Gewissen, ihn damals mit der Arbeit allein gelassen zu haben, wo Audaod z.B. noch nicht einmal alt genug war, um seinem Vater zu helfen. Das der Umsatz stetig stieg, glaubte er Witjon gern, denn allein mit den bloßen Händen hätte dieses Anwesen sicher nicht aus dem Boden gezogen werden können. Runa würde es hier an nichts fehlen - nicht das er sich ohne das Wissen um die Umsätze der Familienbetriebe sorgen gemacht hatte, aber dies untermauerte die Sicherheit doch schließlich noch weiter.
    In aller Ruhe nahm er Platz und entgegnete auf das Angebot "Wie könnte ich da nein sagen. Es war höchste Zeit wieder herzukommen." denn auf dem Landgut kam er nur äußert selten in den Genuss von Bier, aber das war natürlich nicht der wichtigste Grund für seine Rückkehr - auch wenn es trotzdem wichtig blieb :P.


    "Nun.." fing er das Gespräch an "wie steht es um Alrik und Hadamar im Süden? Ich will alles wissen." und damit meinte er wirklich alles. Was waren ihre Pläne - natürlich waren Alriks Pläne deutlich interessanter, nicht weil Hadamar für ihn uninteressant war, ganz im Gegenteil, aber als Soldat war das Leben halt nicht allzu spannend, vor allem wenn man in Italia stationiert war. Alrik hatte es zum Senator geschafft und Phelan war erpicht darauf zu erfahren, was seine nächsten Pläne waren, würde er vielleicht bald nach Germania zurück kommen?

    Würde diese Szene in einem Film spielen, in dem die Kamera in diesem Moment von draußen durch das Fenster schräg auf Witjon gerichtet gewesen wäre, hätte man nach einem Türschließ-Geräusch sehen können, wie sich ihm sein Vetter langsamen Schrittes näherte, ohne ihn dabei zu erstrecken, und ebenfalls aus dem Fenster schauend neben ihm mit verschränkten Armen hinter dem Rücken stehen blieb. "Das Wetter in Clarenna ist um diese Jahreszeit auch nicht viel besser, wenn dich das tröstet." begann er das Gespräch. "Du siehst müde aus." fügte er hinzu, ohne seinen Vetter angesehen zu haben, da er es rein an seiner Ausstrahlung merken konnte. "Dass du das alles ohne die Hilfe der anderen schaffst. Loki.." kurz pausierte er für einen andächtigen Moment "hat das zwar auch geschafft. Aber er konnte sich immer auf unsere helfenden Hände verlassen." dann wartete er einen Moment "Greifen dir Audaod und Rodrik unter die Arme?" fragte er dann.

    Viele Verwandte waren es nicht, die Witjon aufzählte, aber die anderen, Vala und Hadamar, verweilten in Italien. Gut, dass Phelan und Runa nach Mogontiacum zurückgekehrt waren, es gab bestimmt noch einiges zu tun, wobei die beiden helfen konnten. Witjon hatte es in den letzten Jahren nicht leicht gehabt als Sippenoberhaupt, musste er doch die Familie ganz allein führen und in eigenem Ermessen wichtige Entscheidungen fällen. Kurz erinnerte sich der Pontifex an die früheren Zeiten, wo die beiden noch junge Burschen und - nach Albins Worten - "noch grün hinter den Ohren" waren. Runa war etwa im selben Alter wie ihr Vater, als er nach Mogontiacum kam, er wusste also ganz genau, wie aufregend alles für sie war.


    Sein Vetter würde noch merken, wie sehr einen diese hübschen jungen Töchter um den Finger wickeln konnten, wogegen man den Söhnen auch unter deren Murren Vorschriften machen konnte. Als sich Witjon umdrehte riss Runa ihren Vater kurzerhand aus seinen Gedanken und fragte, wer eigentlich dieser alte Sack war, der sich soeben begrüßt hatte.
    Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass es ihr vielleicht peinlich sein konnte, sprach er laut "Wo bleiben meine Manieren, entschuldige. Das ist mein Vetter.." fast hätte er schon "Fetter" gesagt "Witjon, Numerius Duccius Marsus. Der Vater von Audaod, du weißt schon." zwinkerte er seiner Tochter zu. Es war schön sie ungefähr im selben Alter wie Witjons Sohn zu wissen, es erinnerte ihn wieder an seine Jugend, in der ihm sein Vetter ans Herz gewachsen war.


    "Wirklich beeindruckend." bestätigte er. "Das wäre gut. Wir haben das letzte mal vor Aufbruch etwas gegessen und bis zum Abendessen ist es ja noch etwas hin. Lebt die alte Schachtel eigentlich noch?" natürlich war Marga gemeint selbstverständlich wusste er, dass diese noch lebte, es war mehr eine Frage nach "Ist sie immer noch so grantig und verjagt alle männlichen Duccii aus 'ihrer' Küche mit dem Kochlöffel?"

    "Gut. Es freut mich zu hören, dass dies unkomplizierter zu sein scheint als ich es vermutet hatte." entgegnete er bestätigend.
    "Das würde mir sehr entgegen kommen. Ich danke dir für deine Bemühungen. Ich werde natürlich ein paar Worte vorbereiten, über die Förmlichkeit hinaus natürlich auch aus vielen anderen Gründen sinnvoll." immerhin sollte das ganze nicht wie Vetternwirtschaft aussehen, was den Ducciern damals öfters nachgesagt wurde, da mit wenigen Ausnahmen eigentlich alle männlichen Duccii, die in Mogontiacum verweilten, dem Ordo angehörten.


    Nachdem dies geklärt war, wollte Phelan noch eine weitere - allerdings private - Angelegenheit klären.


    "Nachdem wir das besprochen haben, würde ich gerne noch eine Einladung aussprechen, falls es dir über andere Wege noch nicht zu Ohren gekommen ist. Ich möchte in den nächsten Tagen unseren germanischen Göttern ein Opfer darbringen. In der letzten Zeit sind viele Dinge geschehen für jene wir uns bei den Göttern dankbar zeigen müssen. Nicht zuletzt meine ich natürlich die Geburt von Witjons und Octavenas Kind." Er war sich sicher, dass der Petronier dafür Verständnis haben würde, nicht zuletzt aus dem Grund, dass er sich über die Jahre mit der germanischen Civitas und ihrer Lebenswelt anfreunden konnte und einer germanisch-römischen/römisch-germanischen Verbindung beider Familien zugestimmt hatte. Allerdings war die Einladung noch nicht alles.
    "Als Zeichen der Verbindung unserer Familien, die Witjon und Octavena nun auch mit einem gesunden Kind besiegelt haben, wäre es mir eine Ehre, wenn du mit mir zusammen das Opfer vollziehen würdest." In wie fern Crispus am Opfervollzug teilhaben wollte, war dabei natürlich ihm überlassen. Phelan wusste zwar, dass er dem germanischem Volk nun positiv zugetan war, war sich allerdings nicht sicher, in wie fern er sich an den konkreten Opferkult jener herantraute bzw. damit in Verbindung stehen wollte.

    Während er seinem Gegenüber bzw. dessen Ausführungen bestätigend nickend folgte, hielt sein Nicken plötzlich inne. Er hatte da etwas wichtiges vergessen, es gab ja einen Grund, wieso der Petronier über die Ebene der Stadtverwaltung hinaus über die Duccier bzw. ihre aktuelle Situation Bescheid wusste: Seine Nichte!
    "Verzeih Crispus, meine Manieren. Ich gratuliere natürlich auch dir als Onkel von Octavena zu unserem Nachwuchs, der unser beider Familien nun noch enger zusammengeschweißt hat. Eine glückliche Fügung meiner Meinung nach. Ich habe es erst vor zwei Tagen erfahren." gratulierte er dem Duumvir und meinte dies vollkommen ernst und nicht nur so daher gesagt. Es war eine durchaus gewinnbringende Verbindung für beide Familien und natürlich auch für die Stadt, was die ein oder anderen Würdenträger der Civitas wohl anders sahen, da die duccisch-petronischen oder petronisch-duccischen Stimmen z.B. im Ordo Decurionum eigentlich nicht zu überbieten waren, wenn die Familien unter sich einig waren.


    "Ich verstehe." entgegnete Phelan zuerst, immerhin hatte er schon fast damit gerechnet. "Ich würde mich freuen, wenn ich diese Sache dem Ordo vortragen könnte und wenn wir gerade vom Ordo sprechen - ich möchte in diesem Zusammenhang ein weiteres Anliegen äußern. Es wäre mir eine Ehre wieder aktives Mitglied des Ordos zu sein. Ich denke, diese beiden Punkte lassen sich zusammen vorbringen?"

    Mit großen Augen verfolgte er die Worte des Duumvirs, der schon fast stolz berichtete, dass auch die großen Festtage im offiziellen Kalender der Stadt standen. Phelan erinnerte sich noch gut daran, dass die Petronier vor vielen Jahren einige Probleme mit den übrigen Bevölkerungsgruppen der Stadt hatten, aber diese Einstellung hatte sich - zumindest bei Crispus, aber somit auch sicherich bei seinem Sohn - wohl völlig geändert. Es klingt nach keiner großen Sache, aber wenn sich ein Mensch gesetzteren Alters noch auf die fremden Kulturen bzw. auf ihren Platz innerhalb der römischen Bürgerschaft einließ, war das eben doch ein beachtlicher Schritt. Anerkennend nickend hörte er seinen Ausführungen zu.
    Als er aber nun von der Priester-Situation der Stadt sprach, konnte der Duccier mit seinem Anliegen eigentlich nicht mehr hinter dem Berg halten, wobei es auch eigentlich keine große Sache war, daher entgegnete er "Nun, gut das du dies ansprichst. Nachdem ich viele Jahre auf meinem Landgut verbracht habe und nur auf Abruf der Stadtverwaltung in Clarenna im Cultus aktiv war.." er rutschte auf seinem Stuhl nach vorne und nahm eine offene, erklärende Haltung an und gestikulierte dabei mit seinen Händen ".. würde ich mich gerne wieder in den Dienst des Cultus Mogontiacums stellen." führte er zu Ende aus, bevor er nachschob "Ich beabsichtige wieder wohnhaft in Mogontiacum zu werden und nur noch gelgentlich auf mein Landgut zurückzukehren. Ich hoffe, dass ich mit meinem Anliegen bei dir auf offene Ohren stoße." Das er beabsichtigte überwiegend in Mogontiacum, bei Runa und seinen Verwandten, zu bleiben, wusste seine Frau noch nicht. In diesem Punkt war er allerdings ziemlich egoistisch, das Leben auf dem Land musste ein Ende haben. Vermutlich kam seiner nörgelnden Frau das nur Recht und dem Vilicus nicht weniger.

    Phelan war froh, dass Witjon, mal abgesehen von Albin, der erste war, den Runa kennen lernte, da er ihm am nächsten stand und gleichzeitig auch das Sippenoberhaupt war, nachdem Loki damals aus dem Leben schied.
    Als sein Vetter verkündete, dass er seit kurzem eine Tochter habe, klopfte ihm Phelan drei mal mit seinen Händen auf die seitlichen Schultern "Eine Tochter! Die Götter haben deine Gebete wohl erhört, mh?" Natürlich wünschte sich jeder Vater einen Stammhalter, allerdings hatte Witjon diesen ja schon in Audaod, aber er war sich sicher, dass er die Götter um ein Mädchen gebeten hatte, waren die Duccier doch überwiegend mit männlichen Nachkommen gesegnet. Mädchen waren für gewinnbringende Verbindungen ebenso wichtig wie die Jungen.
    Nachdem sich Runa und Witjon bekannt gemacht hatten, richtete er erneut das Wort an seinen Vetter "Wo sind die anderen? Geht es allen gut?" fragte er zunächst. "Ich hoffe wir sehen uns später beim Abendessen. Ich möchte alle begrüßen und ihnen Runa vorstellen. Vielleicht erinniert sich noch einer von IHNEN an meine Tochter." steichelte er ein wenig, natürlich war es schon über ein Jahrzehnt her, dass die Familie Runa das letzte mal gesehen hatte, aber Witjon tat ja fast so, als hatte er überhaupt nicht geahnt, wär sie war. Kurz ließ er seine Blicke über Witjons Schulter schweifen "Verdammte Axt, was ein Anwesen!"

    Dankend kam er Crispus Bitte nach und setzte sich auf einen der Stühle.
    Phelan hatte um ehrlich zu sein auch nicht erwartet, dass es dem Kultleben in den letzten Jahren schlecht ergangen war. Mogontiacum war doch schon eine ganz andere Nummer als Clarenna und vor allem wusste er ja, wer in der Stadtverwaltung arbeitete und folglich vieles abgesichert war.


    "Das ist schön zu hören, eine gute Idee. Wie steht es um die anderen Kulturkreise Mogontiacums?" bevor der damals noch junge Duccius aufs Land zog wurden, soweit er sich erinnerte, keine Festtage der anderen Völker öffentlich in der Stadt zelebriert, vielleicht hatte sich dies ja jetzt geändert. Vor allem interessierte ihn auch das "Zusammenspiel" der verschiedenen Götterkulte bzw. wie das Kultleben der Stadt dahingehend oragnisiert war.


    Das die Reihen der Pontifices anscheinend gut besetzt waren, verunsicherte ihn bezüglich seines Anliegens nicht wirklich, wollte mit selbigem aber noch ein wenig warten, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.

    Als Phelan das Officium betrat kamen sofort ettliche Erinnerungen in ihm hoch, "gehörte" dieses doch einst seinem Vetter Witjon, als jener noch das Amt des Duumvir bekleidete. Oft hatte er ihn hier auf privatem sowie dienstlichen Wege als Magistrat und Pontifex aufgesucht.


    "Nun." fing er an, doch bevor er sein Anliegen äußerte, wollte er zunächst wissen wie es um gewisse Dinge in der Stadt stand. "Wie ergeht es dem Kultleben der Stadt? Mein Vetter schrieb mir, dass du seit einigen Jahren ebenfalls das Amt des Pontifex übernommen hast." ihm war das Kultleben der Stadt immer sehr wichtig gewesen und das vor allem deswegen, weil er darum bemüht war den verschiedenen Kulturkreise Mogontiacums Teilhabe daran zu ermöglichen.