Es waren mittlerweile einige Tage verstrichen.
Es saß noch tief in Phelans Knochen. Doch waren seine Knochen nicht die einzigen die von der Jagd auf den bestialischen Wolf verschont worden waren .. ebenfalls sein Gemüt, seine Wahrnehmung und seine Seele waren druch den Vorfall im Wald gezeichnet.
Phelan konnte nicht begreifen was mit ihm geschehen war. Auge um Auge mit dem Wolf und plötzlich dieser Lichtblitz. Er wirkte auf ihn ein wie tausende Stiche in seine Seele. Er sah viele Bilder aus seiner Vergangenheit. Er sah seinen toten Vater auf dem Sterbebett liegen, der, obwohl er tot war die Worte "Du bist ein Taugenichts und wirst es immer bleiben!" zu murmeln schien. Neben dem Bett sitzend, sah er seine Mutter Ferun, die ihr Haupt tief in den Schoß gesenkt hatte und ihm keinen Blick schenkte, keine Annerkennung zeigte. Auch ihre Worte erklungen erneut in seinem Kopf "Soweit hast du es gebracht, du bist ein Nichtsnutz! Verschwinde von hier!"
Ebenfalls die Bilder aus seiner achso geliebten Natur durchdrungen ihn.
Diese Stiche verursachten in ihm eine gewisse Leere. Er war wie versteinert gewesen.
Auch am Tag danach war diese Leere immer noch in ihm, er wusste nicht was mit ihm los war. Er blieb den ganzen Tag in seinem Zimmer in der Casa und dachte nach.
Seine Gedanken führten ihn in den Tempelbezirk Mogontiacums.
Er war so durcheinander, er bemerkte nicht einmal, das er bei der Kälte seinen Mantel vergessen hatte.
Er nahm auf einer Bank vor dem Tempel des Mars platz und schaute auf den Boden, den Kopf mit den Armen abgestützt.
Einige Stunden verstriffen, er bewegte sich keinen Meter.
Plötzlich ergriff ihn wieder dieses Licht. Wieder durchdrang es seine Augen, die Stiche waren noch viel schlimmer als einige Tage zuvor bei der Jagd. Er sah Bilder von sich in einem Tempel. Er trug ein weißes gewand und stand vor einem Opferaltar.
Er stand auf, er taumelte, er sackte zu Boden. Was war das ... was ist mit mir los .. dachte er sich. Irgendeine höhere Macht schien es auf ihn abgesehen zu haben, sie rief in ihm ein Bestreben hervor, den Tempel des Mars zu betreten. Ohne groß nachzudenken richtete er sich auf und ging die Stufen hoch zur Porta des Tempels.
Der Tempel war leer. Er ging einige Schritte. Er stand auf einmal vor dem Opferaltar. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund, zog er Trauben aus seiner Tasche, die er immer dabei hatte, sie waren soetwas wie sein Grundnahrungsmittel, und opferte sie. Es sauste durch seinen Kopf Ich bitte um Antwort und sprach es aus. Wieder erschien ihm dieses Licht, er sackte erneut auf seine Knie.
Ich .. ich muss in die Casa .. mir geht es nicht gut.
Als er sich zurück zur Porta schleppte, hörte er eine Stimme. Er wusste nicht woher sie kam, von wem sie kam, wieso sie da war.
"Phelan .. Phelan" rief die Stimme. Phelan griff sich mit beiden Händen an den Kopf und sackte erneut auf seine Knie. "Du musst dienen ... du musst." Diese Schmerzen waren unerträglich. "Akzeptiere deine Bestimmung .. es ist dein Schicksal .. akzeptiere es."
Plötzlich .. toten Stille. Nur das Öl in den Feuerschalen knisterte, und der Wind sauste durch den Tempel und die Leinen an den Wänden wehten.
"Was war das.." flüsterte er "Ich versteh nicht .." Verdutzt schritt er zu Porta und verließ den Tempel, er stand völlig nebensich.
Auf einmal bemerkte er zwei alte Weise Männer die auf den Stufen des Tempels saßen und sich unterhielten.
"Na was glaubst du? Wann werden wir in der Provincia endlich einen Vertreter der Götter haben?" "Ich weiss es nicht .. es ist eine schwere Entscheidung, die Alten sind in anderen Ämtern, die Jungen haben nur Flausen im Kopf und würden die Reise nach Rom nie bewältigen, um ihre Ausbildung zum sacerdos anzutreten und anschließend wieder zurück in die Provincia zu kommen. Außerdem möchte ich den Germanen sehen, der sich neben den germanischen Göttern auch noch mit den römischen Göttern einlässt." entgegnete der andere alte Mann. Er strich sich durch den Bart.
Phelan blieb bei diesen Worten regelos stehen. War es das was die Stimme meinte? War das wirklich der richtige Weg? fragte er sich ..
"Junge was ist mit dir?" fragte der eine alte Mann. Beide schauten zu Phelan auf.
Phelan hörte ihnen gar nicht richtig zu .. er ging langsam die Treppenstufen weiter hinunter und brabbelte irgendwas wie "Ja .. das ist es .. ich muss .. annehmen." Verdutzt schauten die Greise dem jungen Duccier hinterher, wie er in Richtung Stadtzentrum ging.
"Du hast Recht, die Jugend hat wirklich nur Flausen im Kopf." Die Greise lachten.
Sim-Off:EDIT: Im Tempel etwas hinzugefügt.