Eine Erklärung Alriks schien gar nicht nötig, war Verus Frage doch eher rhetorischer Natur. Seine Überraschung war ihm dennoch gerade zu ins Gesicht gemeißelt. Jetzt ging alles sehr schnell. Ein Raunen ging durch die Menge und zwar von den Menschen in vorderste Reihe bis hin zu denen, die weiter hinten standen. Alle tauschten Blicke aus, alle murmelten irgendetwas, was für ein Chaos.
Es dauerte einige Minuten, bis sich der duccische Pontifex vollständig vor Augen geführt hatte, was hier eigentlich passiert war. Der Blick seines Klienten - oh bei den Göttern, sein Klient.. der Bräutigam! Wie nervenaufreibend das alles für das Brautpaar und dabei vor allem für den Bräutigam gewesen sein musste, realisierte Phelan in diesem Moment überhaupt nicht. Dass der Junge tausend Tode starb, vor allem nach der ganzen Vorgeschichte, war ja nur mehr als verständlich. - weckte ihn schließlich aus seinem Zustand, welcher sich durch Überraschung, Verwirrung und Stress definierte. Hinzu kamen noch die Worte seines Vetters,
Zitat
Original von Titus Duccius Vala
"Die Braut hat vollkommen Recht, nun ist es an der Zeit die Feier zu ihrem Höhepunkt zu führen."
welchen ihn dann endlich dazu bewegte, alle Gäste aufzuklären und die Hochzeitszeremonie einzuleiten. Dass derweil auch Runa aufgetaucht war und Druck machte, hatte er gar nicht bemerkt.
"Liebe Gäste und Freunde des Hauses, ich möchte euch nicht länger in Unwissenheit lassen und nun euren fragenden Blicken eine Antwort geben. Es ist mir eine überaus große Freude, euch meinen Vetter, den ehemaligen Consul Titus Duccius Vala und seine reizende Frau Lucia aus dem Hause Tiberia vorzustellen, welche gerade erst aus Rom eingetroffen sind. Mit vollem Stolz im Namen meiner gesamten Familie stelle ich euch nicht nur meinen Vetter, sondern somit auch den neuen Statthalter Mogontiacums und somit den persönlichen Vertreter unseres ehrenwerten Kaisers vor."
Mit einer kurzen Pause ließ er den Leuten die Zeit zu begreifen, wer hier gerade angekommen war - wobei viele von ihnen schon mit halbem Ohr mitbekommen hatten, um wen es sich bei diesem ominösen Gast handelte.
Um der Sache nicht zu viel Raum zu geben, fuhr er relativ schnell fort, da er mindestens zwei Leute kannte, denen das ganze herzlichst egal war - Runa und Curio. "So nun mein Vetter, der Statthalter, eingetroffen ist, können wir mit der Zeremonie beginnen. Auf zum Hain!" Seine Ansprache war derartig konträr zu seinem Ausbruch von vorhin, dass es so wirken musste, als würde sein römischer Zwillingsbruder sprechen.
Als sich alle Gäste, immer noch ein wenig überrumpelt, in Richtung Hain aufmachten, wo die Zeremonie stattfinden würde, suchte der duccische Pontifex erneut Blickkontakt zu Alrik. "Do bisch' wisshaftig deppert." sprach er leise in germanischer Sprache, was so viel heißen sollte wie: Wir sprechen später! Dann wandte er sich der Tiberia zu, welche, völlig am Ende mit den Nerven, irgendwie zwischen allem stand. Mit seinem freundlichsten Blick und Lächeln - das Verus eigentlich ein extrem ruhiger, wohlwollender und freundlicher Mensch war, hatte er hier auf jedenfall nicht bewiesen - ging er auf die Frau seines Vetters zu, entgegnete ihr "Es wäre mir eine Ehre, werte Tiberia, wenn ich dich zur Stätte der Zeremonie führten dürfte." und hielt ihr seinen Arm in römischer Vorzeige-Manier hin. "Ich hoffe, das geht in Ordnung, Vetter?" fragte er Alrik mit gewitztem Ton in lateinischer Sprache. Gewiss würde Lucia unsicher sein und vielleicht sogar noch etwas Angst vor dem hochgewachsenen Pontifex mit den blonden aber langsam ergrauenden langen Haaren haben, doch ihr römischer Anstand, ließ ihr hier wohl keine andere Möglichkeit, als sich darauf einzulassen.
Bevor sich nun auch der innere Kern der Familie und um diese herum in Bewegung setzte, warf er noch kurz seinem Klienten Heveltius Curio einen Blick zu und nickte.