Beiträge von Bashir

    Bashir lachte, als Baldemar ihn antrieb. Anscheinend hatte er den richtigen Ort für den Germanen gefunden. Er schloß zu ihm auf, hielt auf die Baumgruppe zu und hielt dann schließlich im Schatten der Bäume an. Baldemar konnte es kaum erwarten und sprang schon vom Pferd, als es noch gar nicht stand. Bashir ließ es langsamer angehen. Er wußte, sein Knie würde ihm solche Kunststückchen nicht danken. Aber er lachte fröhlich, als er Baldemars Sprung sah.


    "Oft? Nein. Ich habe nicht oft genug Zeit. Aberr ich bin gerrn hierr und wenn ich Zeit habe, dann komme ich hierrherr. Es ist so unglaublich grrün hierr. Das fand ich auch in Gerrmanien so schön: Es warr so unglaublich grrün. Noch viel grrünerr als hierr."

    Sie lenkten die Pferde in den Fluß. Ohne das Tempo zu drosseln. Das Wasser spritzte hoch auf. Bashir lachte fröhlich und genoß die Abkühlung. Auch Hektor schien es zu genießen, denn er wieherte hell auf. Erst auf der anderen Seite zügelten sie die Tiere und tauschten einen begeisterten Blick. "Ja, das ist es!" Baldemars Begeisterung und Freude war überaus ansteckend.


    Als Baldemar in die Ferne zeigte, folgte Bashir der Geste mit dem Blick und lächelte. "Eine Baumgrruppe an einem kleinen Teich. Guterr Schatten. Ein paarr Mücken. Aberr sonst ein guterr Platz. Es sind grroße Fische in dem Teich."

    Es war ein schneller Ritt, voll Freude an der Geschwindigkeit und Kraft der Tiere. Wie Bashir es genoß, den Wind zu spüren! Noch mehr als sonst, denn er war ein geselliger Mensch und liebte es, seine Freude mit anderen zu teilen. Er führte Baldemar über die schönsten Wege, die er kannte, zum Fluß, der sich wie ein blaues Band durch die schöne Landschaft Norditalias wand. "Rrechts gibt es ein paarr Fischerrhütten. Links aberr sind wirr ungestörrt." Er nahm einfach an, daß Baldemar die Ungestörtheit ebenfalls bevorzugen würde und lenkte Hektor nach links. Der schweigsame Germane hatte sich als erstaunlich angenehme Gesellschaft entpuppt. Bashir ahnte schon, daß dies nicht ihr letzter gemeinsamer Ausritt sein würde. "Da vorrne ist eine Furrt." Sie galoppierten darauf zu, um den Fluß hier zu überqueren.

    "Danke", strahlte Bashir und schlug dem Germanen ebenfalls auf die Schulter. "Du hattest einen enorrm guten Starrt." Auch Bashir klopfte Hektor ausgiebig den Hals. Er war gut gelaufen und darauf war Bashir nicht wenig stolz. "Dorrt entlang, zum Fluß. Da ist es schattig und es gibt Gelegenheit zu galoppieren, - oder die Pferrde grrasen zu lassen und selbst die Füße in den Fluß zu stecken." Der Parther grinste breit, er hatte hier schon viele schöne Stunden verbracht. Nur leider meist allein.

    Bashir versuchte, bei jedem Galoppsprung mitzugehen, das Pferd praktisch nach vorne zu werfen. Er holte auf. Der gute Hektor, er gab alles, ließ sich von der Freude am schnellen Rennen anstecken. Schon waren sie gleichauf. Daß Baldemar eine Bewegung zur Seite machen würde, kam unerwartet. Bashir versuchte auszuweichen, was aber nicht sehr erfolgreich war. Nun griff der Germane gar nach ihm. Aber nur leicht. Es passierte nichts. Doch es hätte können, das erkannte der Parther. Nur war Baldemar zu fair, um so etwas zu tun. Nun zügelte der Germane gar sein Pferd. Er gab auf, erkannte, daß Bashir schneller gewesen wäre. Doch der Parther wollte nicht vorbeiziehen. Auch er zügelte sein Pferd. Ließ Hektor nach und nach langsamer werden. Mit vor Freude leuchtenden Augen strahlte er Baldemar an. Konnte es etwas Herrlicheres geben, als mit dem Wind um die Wette zu reiten?

    "Ich danke Dirr, Herrr. Das ist sehrr grroßzügig." Bashir verneigte sich, wie es seine Art war, wenn er seine Dankbarkeit oder Ergebenheit gegenüber Reatinus ausdrücken wollte. "Wo trreffe ich Deine Männerr und wann soll ich aufbrrechen?" Er mußte ja wissen, wann er sich auf die Reise vorbereiten sollte. Rom! Er würde nach Rom zurückkehren! Einfach herrlich, nur daran zu denken, diese Stadt voller Wunder wieder besuchen zu können.

    Ein wenig unerwartet war es schon. Der Start war bei Bashir also etwas verzögert, was ihm einen Nachteil verschaffte. Doch der Parther lachte nur und trieb Hektor an, um den Vorsprung des Germanen möglichst bald einzuholen. Der Wallach war schwerfällig im Antritt, doch wenn er erst in Gang war, dann konnte er ein ordentliches Tempo erreichen. Bashir war oft mit ihm durch die Felder geritten, hatte ihn oft bis an seine Grenzen gefordert. Und so machte er sich keine Sorgen, daß er zunächst nur einen Schweif zu sehen bekam. Er verfluchte die römischen Sättel, die keine Steigbügel kannten, lehnte sich aber weit vor und versuchte, sich so leicht wie möglich zu machen. Hier war es nun vorteilhaft, daß er nicht groß und nicht muskulös, also auch nicht so schwer war. Er fühlte, wie Hektor mit jedem Galoppsprung mehr Raum griff und langsam an Tempo gewann. Das Tier hatte die Ohren nach vorn gerichtet und schien nun auch Ehrgeiz zu entwickeln, da es nun einen Konkurrenten vor sich sah.


    Met war also besser als Bier. Bashir lächelte und nahm sich vor, Bier zuerst zu probieren, damit es ihm nicht noch schlechter schmeckte, nur weil er erst den besser schmeckenden Met als Geschmack im Mund hatte. Als Baldemar erzählte, daß er seine Frau in der Heimat geheiratet hatte, schaute Bashir ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Neid an. "Eine Familie zu haben, wärre wunderrbarr. Aberr als Sklave wärren sie auch nurr Sklaven und das wärre nicht gut. Ich wünsche Dirr und Deinerr Familie auf jeden Fall alles Gute."


    Am Tor ergaben sich keine Probleme, die Wachen ließen sie durch. Bashir nickte gehorsam und versicherte noch, daß sie gewiß pünktlich zurückkehren würden, dann ritt er hinaus aus dem Lager, um für eine kleine Weile frei zu sein.

    Sie ließen die Pferde zunächst eine Weile langsam gehen und steigerten das Tempo erst, nachdem sie nicht nur nachgegurtet hatten, sondern auch sicher waren, daß die Pferde aufgewärmt waren. Bashir kannte sich aus, er wußte, wo man die Pferde laufen lassen konnte. Ohne viel Worte lenkte er auf einen Pfad ein, der durch die Felder führte und für einen scharfen Galopp wie geschaffen war. "Gleich ein Wettrrennen oderr errst einmal einfach die Geschwindigkeit genießen und sie laufen lassen?"

    "Krräftig und herrb? Wie Essig" Bashir konnte sich nichts anderes vorstellen, als weinähnliche Getränke. "Verrmutlich wirrd mirr Met besserr schmecken. Aberr ich will alles gerrne prrobierren. Und ja, ich werrde vorrsichtig sein." Obwohl es auch etwas für sich hatte, sich mal einen kleinen Rausch anzutrinken. Nur würde leider sein Herr nur wenig davon halten, befürchtete er. "Deine Frrau wirrd fürr uns kochen? Du hast eine Frrau? Dein Herrr errlaubt es Dirr, mit einerr Frrau zu leben? Du bist zu beneiden."


    Sie erreichten das Haupttor und Bashir wandte sich respektvoll den Wachen zu. "Salvete. Ich bin Bashirr, derr Sklave von Trribun Serrvius Arrtorrius Rreatinus. Und dies ist Baldemarr, derr Sklave von Legat Aurrelius. Die Pferrde brrauchen ausgiebigen Auslauf. In etwa zwei Stunden werrden wirr zurrück sein." Er war schon häufiger ausgeritten, um Hektor in Form zu halten. Also erwartete er hier auch heute keine Schwierigkeiten.

    "Met oderr Bierr? Ich glaube nicht, daß ich eines davon je gekostet habe. Wie schmeckt es?" Bashir war durchaus neugierig. Er kannte Wasser, er kannte Säfte, er kannte Posca und auch Wein, verdünnt oder unverdünnt. Aber der genießerische Ausdruck auf Baldemars Gesicht erzählte von ungeheuren Genüssen. "Ich werrde es besorrgen. Es macht mirr nichts aus, ich brrauche kein Geld." Baldemar kannte offenbar einige Dinge, die Bashir noch fremd waren. Der Parther nahm sich vor, so viel wie möglich von ihm zu lernen.


    "Ja, es ist etwas anderres. Einen Herrrn kann man hassen, wenn err etwas verrlangt, das man nicht will. Aberr einen Vaterr kann man nicht hassen, nicht mal, wenn man es möchte. Und ja, ich fühle mich gut. Du anscheinend nicht?" Bashir führte Hektor nach draußen, um dort den Sattelgurt festzuziehen und sich in den Sattel zu schwingen. "Wirr müssen uns am Torr abmelden." Der Parther ritt entschlossen auf die Porta Praetoria zu.

    Bashir lächelte. "Ja, das werrden wirr. Es wirrd sich schon eine Gelegenheit errgeben. Gibt es etwas, das Du besonderrs gerrn trrinkst? Vielleicht kann ich es besorrgen?" Er hatte noch etwas von dem Geld, daß sein Herr ihn für den Auftrag in Rom gegeben hatte. Bisher hatte er nicht gewußt, wofür er es ausgeben sollte, denn er hatte im Haushalt des Artorius alles, was er brauchte.


    "Was hätte Dein Vaterr getan, wenn Du etwas anderres gewollt hättest, als err? Wenn ich immerr schon ein Soldat hätte werrden wollen, dann würrde ich sprrechen wie Du. Aberr so kann ich nurr sagen, daß ich damals genau so unfrrei, vielleicht sogarr noch unfrreierr warr, als ich es jetzt bin." Sein Herr war ein guter Mann. Er hatte ihm bisher keinen Wunsch abgeschlagen, sondern immer versucht, alles so zu regeln, daß es für Bashir angenehm war.


    "Darrfst Du das Lagerr verrlassen? Es gibt gute Wiesen und Wege hierr ganz in derr Nähe." Bashir kannte sich inzwischen gut aus, um Mantua herum. Und freute sich, sein Wissen weitergeben zu können.

    Bashir atmete erleichtert durch. Sein Herr erwartete also auch gar keine Fachkenntnisse von ihm. "Ja, Herrr, danke, Herrr. Ich glaube, ich werrde das hinbekommen, Herrr. Darrf ich frragen, wo ich in derr Zeit, die ich in Rrom bin, wohnen soll?" Er stellte die Frage in bescheidenem Tonfall, denn er wußte tatsächlich nicht, wie das Ganze ablaufen sollte. Das letzte Mal war es einfacher gewesen. Doch er freute sich trotzdem auf diesen Auftrag. Er würde einiges dabei lernen, das ihm später noch nützlich sein konnte, schließlich hatte sein Herr häufiger große Aufträge. Wenn er sich bewährte, durfte er vielleicht öfter auf die Baustellen und sich dort umschauen.

    Jetzt. Das war eine klare Ansage. Und brachte Bashir zum Strahlen. Jetzt war gut. Sehr gut sogar. "Dann jetzt", nickte er und eilte, um den Sattel zu holen. Ein Ausritt, was für ein wunderbarer Tag dies doch war! Während er den Wallach sattelte, hörte er weiter zu. "Ich würrde gerrne etwas mit Dirr trrinken. Vielleicht können wirr das auch einmal tun. Ich wüßte nicht, warrum nicht. Dann entscheidet bei euch Marrserrn auch derr Vaterr? Aberr ist das nicht auch eine Forrm von nicht derr eigene Herrr sein?" Nach Bashirs Erfahrung gehörte man sich nie selbst. Irgendwer bestimmte immer über einen. Was war an der Sklaverei dann soviel schlimmer? Zumindest, wenn man einen guten Herrn hatte, der einen nicht mißhandelte oder einem zuviel abverlangte.

    Bashir strahlte vor Freude. "Wann hast Du Zeit dafürr? Ich könnte jetzt, sobald Hektorr verrsorrgt ist." Ein schneller Ritt über Wiesen und Felder! Was für eine herrliche Aussicht! Anscheinend hatte auch Baldemar große Freude daran, denn das Leuchten seiner Augen sprach für sich.


    "Gelitten? Ja, ich habe gelitten. Sehrr sogarr. Mein Vaterr zwang mich dazu, Soldat zu werrden. Ich wollte nie Soldat sein, ich wollte gute, schnelle, zuverrlässige Pferrde züchten. Aberr ein Sohn muß seinem Vaterr gehorrchen, so wirrd es uns in unserrem Land gelehrrt. Als Soldat hatte ich ein schlechtes, harrtes Leben. Seit derr Sklavenhändlerr mich verrkauft hat, geht es mirr gut. Ich bin in einem guten Haus bei einem guten Herrrn. Und ich darrf mich um Hektorr kümmerrn."

    Bashir legte den Kopf schief. Von diesem Volk hatte er noch niemals gehört, aber er wollte es sich merken, um Baldemar mit dem nötigen Respekt zu begegnen und ihn nicht damit zu beleidigen, daß er ihn dem falschen Volk zuordnete. "Das stimmt, err sprricht nicht schlecht von jemandem. Aberr err lügt auch nicht", erwiderte Bashir auf Baldemars Äußerung. Wenn Cimon also von jemandem nichts hielt, würde er wohl eher gar nichts sagen. Oder etwas Neutrales.


    "Wenn Du ein guterr Rreiterr bist, dann haben wirr vielleicht einmal die Gelegenheit, zusammen einen weiterren Rrrit zu unterrnehmen? Cimon lerrnt das Rreiten errst, mit ihm muß ich hierr auf dem Platz bleiben." Einmal wieder mit jemandem um die Wette galoppieren, das wäre tatsächlich nach Bashirs Geschmack. Er liebte es, sich den Wind bei hoher Geschwindigkeit um die Nase wehen zu lassen und dabei das kraftvolle Ausgreifen eines schnellen Pferdes unter sich zu spüren.


    Als Baldemar nach dem Bein fragte, zuckte Bashir mit den Schultern. "Ich kämpfte gegen die Rrömerr, als sie in mein Land kamen. Doch wirr wurrden besiegt und ich gerriet in Gefangenschaft. Es geht mirr hierr aberr nicht schlecht, ich bin nicht unglücklich. Nurr würrde ich noch lieberr noch mehrr mit Pferrden arrbeiten. Aberr das ist ein Trraum, den mirr schon mein Vaterr austrreiben wollte."

    Bashir hörte seinem Herrn zu und seine Augen wurden immer größer, je mehr er hörte. Er konnte es kaum glauben, daß sein Herr ihm so eine großartige Arbeit anvertrauen wollte! Was für ein Vertrauensbeweis! Welch eine Ehre! Und doch fühlte er in seinem Inneren tiefe Zweifel, ob er der Richtige für diese Aufgabe war. "Herr, sehr gerne werde ich diese Aufgabe übernehmen und all das tun. Aber... aber ich bin unkundig, was Architektur und Bauarbeiten angeht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich gut genug bin, um die Aufgabe so zu erfüllen, wie es notwendig ist." Bang blickte er Reatinus an, denn natürlich wollte er alles gut und richtig machen.

    Er störte doch nicht? Bashir war sichtlich verwirrt. Dieser Sklave war so völlig anders als alle, die er bisher kennengelernt hatte. "Danke fürr das Lob, das Du meinem Volk spendest." Auch wenn es seiner Meinung nach auf ihn selbst nicht so zutraf. Und nicht erst, seit er ein steifes Bein hatte. "Zu welchem Volk gehörrst Du?"


    Die weiteren Worte des Anderen wurden noch verwirrender für Bashir. "Zurr Strrafe? Ist err denn so ein schrrecklicherr Mensch? Cimon sprrach nurr gut von ihm. Und err errlaubte uns damals auch, gemeinsam zu trrainierren und mit den Pferrden zu arrbeiten. - Bist Du ein guterr Rreiterr, Baldemarr?"

    Das klang eilig. Mächtig eilig. Bashir ließ sofort alles stehen und liegen und eilte zu seinem Herrn in das Officium. Irgendetwas mußte geschehen sein, daß sein Herr sich nicht mal die Rüstung und die Stiefel hatte abnehmen lassen, bevor er ins Officium geeilt war. Oder wollte er gleich wieder weg? Irgendsoetwas mußte das sein. "Salve, Herrr. Da bin ich. Was kann ich fürr Dich tun?" Der Parther klang ein wenig außer Atem, vergaß aber nicht, sich leicht zu verneigen.

    Einem so wortkargem Menschen war Bashir wohl noch niemals begegnet. Gut, er kannte mal einen Stummen, aber einem Menschen, der sprechen konnte, aber es nur derat sparsam tat, war er wirklich noch nicht begegnet. Bashir war sehr mitteilsam, er redete gerne, was er aber nur selten ausgiebig tun konnte. Die Wortkargheit des Germanen allerdings schüchterte ihn unwillkürlich ein. Es schien, als hätte Baldemar keine Lust, sich zu unterhalten. "Ich? Ich komme aus Parrthien", antwortete er daher kurz und schon mit deutlich weniger Begeisterung als er eben noch gesprochen hatte. "Bitte verrzeih. Ich wollte mich Dirr nicht aufdrrängen oderr Dirr lästig fallen. Ich dachte nurr, - weil Du Dich um das Pferrd des Legaten kümmerrst..." Er zuckte mit den Schultern.