Beiträge von Bashir

    Bashir hielt unwillkürlich in seiner Arbeit inne, als Cimon ihn nach Valentina fragte. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und er seufzte. "Sie war meine Herrin, Cimon. Sie kaufte mich, als kein anderer mich haben wollte wegen meines Beines. Und sie holte sogar einen Medicus, damit er sich um meine Verletzung kümmerte. Obwohl sie wirklich nicht viel Geld hatte. Ich war der einzige Sklave im Haus. Und ich hätte nie zugelassen, daß ihr irgendetwas passierte. Sie ist wunderschön und unglaublich lieb. Sie mußte mich verkaufen, weil sie einfach zuwenig Geld hatte. Aber sie hat sehr darauf geachtet, daß ich in gute Hände kam. Niemals hätte sie mich an einen schlechten Herrn verkauft. Manchmal.... habe ich vor ihrer Tür geschlafen. Und... ja, ich glaube, ich liebe sie. Aber sie ist eine Römerin. Eine Herrin. Sie ist unerreichbar. Ich weiß das und ich wußte das immer. Niemals... hätte ich es ihr gesagt." Er schüttelte den Kopf und arbeitete nun schnell weiter, als wollte er einem bestimmten Gedanken, den Zugang zu seinem Verstand verwehren.

    Eben noch war er voller Freude gewesen und nun war es plötzlich kalt und dunkel und er war unfähig, zu atmen. Überall war Wasser! Hilflos griff Bashir mit den Händen um sich, unfähig, sich wieder nach oben zu arbeiten. Angst und Panik ergriffen sein Herz und lähmten den sonst so praktisch denkenden und reaktionsschnellen Mann. Seine Sinne drohten schon zu schwinden, als er starke Arme fühlte, die ihn umfaßten und ihn mit sich zogen. Der Helligkeit entgegen. Dem Leben entgegen...

    Nach tagelanger Reise war der Bautrupp in Rom angelangt und hatte sogleich die Arbeitsmaterialien an der Baustelle abgeladen. Bashir hatte sich einen ersten Überblick verschafft und sich dann in der Casa Artoria gemeldet. Er hatte dort Unterkunft und Verpflegung erhalten, hielt sich aber ansonsten ausschließlich in dem neuen Haus des Legaten auf. Es war ein herrliches Haus und würde noch viel herrlicher aussehen, wenn sie hier fertig waren. Die Säulen sollten aus Marmor gefertigt werden. Und Mosaike waren in Auftrag gegeben worden. Einige waren auch schon vorhanden und brauchten nur noch ausgebessert werden. Solche wunderbaren Dinge hatte der Parther überhaupt noch nie gesehen.


    Noch war Bashir auf das angewiesen, das ihm die Handwerker und der Bauleiter erklärten. Doch von Tag zu Tag lernte er dazu und sah sich bald in der Lage, auch die eine oder andere Leistung beurteilen zu können oder zu erkennen, wenn ein Arbeiter sich eine allzu ruhige Zeit machte. So langsam fand er sich in seine Aufgabe ein. Das gesamte Haus war gründlich saubergemacht worden, dann hatten erste grobe Arbeiten begonnen, wo an den Wänden etwas verändert oder Türdurchgänge geschaffen oder geschlossen werden sollten. Erst danach würden die feineren Arbeiten beginnen.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Die Wache war natürlich skeptisch, was ein Sklave hier tat, warum er ein Pferd ritt und vor allem, warum er so aussah, als würde er mit dem Pferd seines Herrn abhauen. Das Pferd war ihm als Infanterist zwar egal, aber der Sklave gehörte offensichtlich zu irgendjemandem!
    "Halt", stoppte er den Parther, nahm das Schreiben mit prüfendem Blick entgegen und brach das Siegel des Tribunus Artorius. Er laß es durch und gab es zurück. "Mmhpf... Glück gehabt, Sklave. Aber pass auf den Gaul auf, sieht nicht aus, als gehört der dir."


    Bashir nickte ernst. "Das werrde ich, Herrr. Und es ist so, daß das Pferrd nicht mirr gehörrt. Mein Herrr leiht es mirr, damit ich seinen Auftrrag errfüllen kann." Sowieso würde alles, was ihm gehörte automatisch seinem Herrn gehören. Der Sklave nickte dem Soldaten noch einmal zu, dann schritt er durch das Tor.


    Nur wenige Meter von der Castra entfernt wurde er bereits erwartet von den Männern, die für den Artorier arbeiteten. Bashir stieg in den Sattel und die Gruppe setzte sich in Bewegung - in Richtung Rom.

    Blaue Flecken, wen störte das schon? Die Wasserbalgerei machte viel zu sehr Spaß und Bashir merkte bald, daß sein Bein ihn hier weit weniger behinderte, als wenn sie an Land herumbalgen würden. Das brachte nur noch mehr Spaß. Machte ihn aber auch unvorsichtig. Er errang die Stock, er wußte gar nicht, wie er das eigentlich zustande gebracht hatte, und hetzte damit davon. Nicht darauf achtend, daß er sich dabei ins tiefe Wasser wagte. Zuerst war es nicht weiter schlimm, doch dann bemerkte er, daß er keinen Grund mehr unter den Füßen hatte, erschrak darüber und vergaß prompt, sich ausreichend zu bewegen, um oben zu bleiben. Mit einem erschrockenen Gluckern ging der Parther unter...

    Das Pferd am langen Zügel führend schritt Bashir auf das Tor der Castra zu. Sein Herr hatte ihn damit betraut, nach Rom zu reisen und dort die Arbeiten am Haus des Legaten zu überwachen und dort mitzuarbeiten. Es machte ihn stolz, daß sein Herr ihm derart vertraute und so kam er durchaus selbstbewußt auf das Haupttor zu. "Salvete Milites", grüßte er respektvoll die Wachen. "Ich bin Bashirr, ein Sklave des Trribun Arrtorrius und soll in seinem Auftrrag nach Rrom rreisen." Sein Herr hatte ihm ein Schreiben mitgegeben, das Bashir auf Reisen ausweisen und seinen Aufenthalt fern von seinem Herrn legitimieren sollte. Dieses zeigte er nun vor.

    Natürlich arbeiteten sie weiter. Wenn auch mit kleineren Unterbrechungen, wenn das Gespräch besondere Aufmerksamkeit forderte. Bashir mochte es, hier zu arbeiten. Und noch mehr, wenn er mit einem Freund reden konnte. Einem Freund wie Cimon. "Jederr Mensch ist anderrs. Fürr mich ist Rreiten die Errfüllung. Trrotzdem tue ich auch anderre Dinge gerrn. Du wirrst auch noch das finden, das fürr Dich die Errfüllung ist. Und werr weiß, vielleicht hast Du es sogarr schon gefunden, es ist Dirr nurr noch nicht bewußt?" Zumindest hatte Bashir das Gefühl, daß Lernen für Cimon ähnliche Glücksgefühle auslöste wie das Reiten bei Bashir. Doch er wollte dem Freund nichts einreden, was am Ende nicht stimmte. Cimon würde es schon selbst herausfinden.


    "Dein Herrz will Dich ärrgerrn? Das glaube ich nicht. Ich glaube, Du hast nurr noch nicht gelerrnt, ihm rrichtig zuzuhörren. Ich glaube, daß das sehrr schwerr ist. Und fürr Menschen wie uns, die wirr überr uns nicht frrei entscheiden dürrfen, noch viel mehrr. Man kann einen anderren Menschen auf so viele verrschiedene Arrten gerrn haben. Aberr ich kann Dirr nicht sagen, wie man es errkennt. Denn... ich habe da keine Errfahrrung. Ich habe Valentina geliebt. Aberr ich weiß nicht, ob es nicht nurr Bewunderrung war. Sie warr unerreichbarr fürr mich und ich wärre fürr sie gestorrben, wenn es nötig gewesen wärre. Mein Herrz tat weh, wenn sie trraurrig warr. Aberr warr das schon Liebe?" Noch nie hatte Bashir mit jemandem über seine Gefühle für seine frühere Herrin gesprochen.

    "Etwas anbieten? Nein, ich wüßte nicht, was. Wirr gehörren ihnen. Alles, was wirr tun, gehörrt ihnen. Und wirr besitzen nichts eigenes. Das einzige, was wirr ihnen anbieten können: Unserren Willen, ihnen aus ganzerr Krraft zu dienen. Mein Herrr wirrd nichts dagegen haben, solange ich meine Arrbeit nicht verrnachlässige. Und Dein Herrr wirrd sicherr frroh sein, wenn Du etwas lerrnen kannst. Mein Herrr wirrd frroh sein, daß Dein Herrr frroh ist, denn sie sind Frreunde und Dein Herrr derr Vorrgesetzte meines Herrrn. Ich glaube, das genügt schon." Bashir mußte selbst grinsen über sein Wortwirrwarr.


    Verlegen legte Bashir seinen Kopf schief, als Cimon ihn aufforderte, stolz auf das zu sein, was er konnte. Die Hand auf der Schulter tat gut und Bashir legte seinerseits eine Hand auf den Arm des Nubiers. "Wenn ich rreite, dann... dann bin ich frrei, Cimon. Ich bin eins mit dem Pferrd, es ist, als wärre ich nurr dann vollständig. Ja, ich glaube, ich bin auch stolz darrauf, mit Pferrden umgehen zu können. Sie sind derr zweite Teil meinerr Seele." Daß sein Herr ihm erlaubte, sein Pferd zu versorgen, bedeutete ihm alles.


    Cimons Liebe zu dieser Frau war ein ganz anderes Thema. Bashir hatte den Freund noch nie so niedergeschlagen gesehen, wußte aber auch nicht, wie er ihn aufmuntern konnte. "Sie hat es? Dann sei auch Du so klug. - Was... was meinst Du mit: Du glaubst, auch jemand anderres? Gibt es noch jemanden? Nicht nurr die Frrau?"

    "Ich werrde berreit sein, Herrr. Und danke nochmal fürr Dein Verrtrrauen. Ich werrde Dich ganz gewiß nicht enttäuschen." Der Parther war fest entschlossen, sein Bestes zu geben und seinen Herrn stolz auf ihn zu machen. Auch wenn er sich bewußt war, daß er viel lernen mußte, um seine Arbeit gut erledigen zu können.


    Zu packen hatte er tatsächlich nicht viel. Nur ein wenig Kleidung. Und für die Reise ein paar Dinge. Was brauchte er auch sonst?

    Bashir erwiderte das Lächeln. "Und ich habe mich von Herrzen gefrreut. Cimon... Du bist ein guterr Mensch. Dein Geschenk schenkt mirr jeden Tag viel Frreude. Und gerrne brringe ich Dirr etwas überr meine Heimat bei. Und auch meine Sprrache. Es wärre schön, wiederr einmal meine Sprrache zu sprrechen." Bashirs Augen leuchteten vor Freude über diese Abmachung.


    Doch schon bald wurden sie ernst. Cimon berichtete von seiner Vorbereitung für die Prüfung. "Sehrr schwerr. Ja. Das ist es bestimmt. Ich glaube nicht, daß ich so etwas schaffen würrde. Dein Herrr ist sicherr sehrr stolz auf Dich, oderr? Err scheint viel von Bildung zu halten?" Bashir wußte, auch er würde lernen dürfen, würde er seinen Herrn fragen. Aber irgendwie glaubte er nicht, daß das sein Ding wäre. Aber die Diploma wollte er auf jeden Fall sehen. "Ja, bitte frrag ihn. Nurr werr frragt, kann die Errlaubnis errhalten."


    Gerade schon wollte Bashir weiterreden, als Cimon seine Stimme senkte und etwas sagte, bei dem Bashir glaubte, sich verhört zu haben. "Eine Frreie? Cimon.... wieso... ich meine... Du bist verrrückt. Es kann Dirr nurr Unglück brringen. Und ihrr auch." Fassungslos schaute Bashir seinen Freund an. "Das ist schlimmerr, als zu fliehen. Bitte, bitte, sag mirr, daß Du es beendet hast. Cimon, ich möchte Dich auf keinen Fall verrlierren. Wie... wie denkt sie denn darrüberr?"

    Eine Rangelei, wie Bashir sie seit seiner Kindheit nicht mehr erleben durfte, entbrannte zwischen ihnen. Das Wasser spritzte auf, Arme und Beine wirbelten durcheinander, so mancher blauer Fleck entstand und doch zeichnete sich kein Sieger ab. Lachend tobten sie miteinander durch das Wasser. Doch Bashir merkte nach einiger Zeit, wie es immer schwerer für ihn wurde, gegen den Germanen zu bestehen. Der hatte einfach die längeren Arme, war auch stärker und konnte besser schwimmen. Schließlich errang Baldemar den Stock. Doch noch war Bashir nicht bereit, aufzugeben. Er hechtete hinterher...

    Wie flink der Germane im Wasser war! Bashir konnte nur staunen. In nullkommanix hatte Baldemar einen Stock herangeschafft und erklärte nun die Regeln. Der Parther nickte. Verstanden hatte er es. Aber er merkte, daß seine Chancen nicht allzu gut standen. Trotzdem wollte er Baldemar einen guten Kampf liefern und sich nicht schon vorher geschlagen geben. "Gut, wirr können anfangen." Bashir beobachtete nun jede Bewegung des Germanen. Als der Stock geworfen wurde, sprang er ihm entgegen, um ihn zu erwischen. Die Kollision mit Baldemar war hier schon unvermeidbar. Sie rumsten kraftvoll aneinander, griffen beide nach dem Stock. Nun fragte sich, wer von ihnen schneller war.

    Bashir strahlte Cimon vor Freude an und nickte. "Ohja, es ist wunderrschön! Ich habe es überr meinerr Schlafstelle angebrracht. Die anderren haben mich dafürr ausgelacht. Aberr damit hatte ich sowohl meine Heimat, als auch Dich immerr nahe bei mirr. Leiderr hatte ich garr kein Geschenk fürr Dich. Aberr glaube mirr, ich werrde Dirr irrgendwann auch eine grroße Frreude machen können." Das Geschenk hatte ihn damals fast umgehauen, so unerwartet war es gewesen.


    "Met und Bierr. Ja, das sagte err, will err auch mit mirr trrinken. Es scheint in seinem Volk wichtig zu sein, dieses Met und Bierr. Ich habe verrsprrochen, daß ich verrsuche, es zu kaufen." Ein wenig Geld hatte er ja noch von damals, als er im Auftrag seines Herrn in Rom gewesen war.


    Dann aber wurde Bashir ernster. Cimon berichtete von Fehlern. Und begann dabei, Hektor zu bearbeiten. Er wich dem Blick des Parthers aus. "Viele Fehlerr?" Unwillkürlich senkte Bashir seine Stimme. Brauchte ja keiner der Knechte mitzubekommen, was sie sprachen. "Was ist geschehen?"
    Auch daß Cimon sogleich wieder ablenkte und auf Bashirs nun überflüssige Pläne einging, war sehr merkwürdig nach der Ankündigung. Und gleich darauf wieder ein neues Thema. Was allerdings Bashir in unendliches Erstaunen versetzte. "Du hast was? An einem Kurrs teilgenommen? An einem fürr Rrömerr? Und dann eine Auszeichnung? Ich habe gehörrt, es ist ungeheuerr schwerr, so eine Auszeichnung zu schaffen. Du bist unglaublich! Wie hast Du das geschafft!" Bashir strahlte umso mehr und klopfte Cimon anerkennend auf die Schulter. "Darrf ich die Auszeichnung einmal sehen? Zeigst Du sie mirr?" Die reine Neugierde trieb Bashir zu dieser Frage. Er hatte keine Ahnung, wie so etwas aussah. "Überrheblich? Das bist Du doch garr nicht?"

    Als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte Bashir merklich zusammen. So sehr war er in seine Gedanken versunken gewesen, daß er tatsächlich nicht bemerkt hatte, wie Cimon zu ihm trat. "Cimon!", rief der junge Parther freudig aus und erwiderte die spontane Umarmung des Freundes herzlich. "Ich habe Dich verrmißt. Auch wenn Baldemarr ebenfalls ein guterr Frreund ist. Mirr ist es gut errgangen, danke. Aberr wie ist es Dirr errgangen? Es ist viel geschehen? Dann möchte ich alles hörren." Die strahlende Freude des Sklaven war unübersehbar. "Wie gut, Dich zu sehen! Ich begann schon, wilde Pläne zu entwickeln, um in das Haus Deines Herrrn zu gelangen." Er lachte fröhlich und stupste Cimon leicht mit der Faust am Arm. "Du siehst gut aus. Starrk und gesund." Nur in den Augen vermeinte er einen Hauch von Traurigkeit zu entdecken. Doch da irrte er sich gewiß.

    "Das verrsuche ich berreits", rief Bashir zurück, als Baldemar ihm riet, sich zu bewegen, um warm zu werden. Er schwamm ein wenig im Kreis, nie zu weit weg vom Ufer. "Stockjagd? Nein, das kenne ich nicht. Aberr es hörrt sich nach einerr lustigen Balgerei an. So wie ich das sehe, werrden wirr dabei ohnehin nicht viel schwimmen. Dann wärre ein solcherr Vorrteil ungerrecht." Für ihn klang das nach einem sehr spaßigen Spiel. Und er war gerne bereit, es auszuprobieren.

    Auch Bashir sehnte sich danach, Cimon wiederzusehen. Er war gerade dabei, Hektor gründlich zu striegeln, während er darüber nachdachte, was für einen Grund er haben konnte, bei Tribun Aurelius anzuklopfen. Und dort eben ganz nebenbei Cimon zu treffen. Ja, er mochte auch Baldemar und freute sich, mit dem Germanen ausreiten zu können. Doch Cimon war ihm auch ein ganz besonderer Freund, den er nicht missen wollte, wenn er schon so nahe war. Der Parther war so damit beschäftigt, einen Plan auszudenken, daß er auf seine Umgebung gar nicht mehr achtete. Schritte waren hier auch nichts Ungewöhnliches. Es lief immer wieder ein Knecht über die Stallgasse.

    Das kühle Wasser war für Bashir im ersten Moment wie ein Schock. Er brauchte einen Moment, sich an die Temperatur zu gewöhnen. Ganz anders Baldemar, der nach einem freundschaftlichen Schlag auf Bashirs Rücken hineinsprang in den kleinen See. Wasser spritzte auf und Bashir schützte sein Gesicht unwillkürlich mit dem Arm. Eine zwecklose Geste, da er doch eh vorhatte, hineinzugehen und nun schon halb naßgespritzt war. "Warrm schon. Zu heiß? Naja... gleich bestimmt nicht mehrr." Langsam ging er tiefer ins Wasser und ließ sich auch nicht drängen. Er hatte gesunden Respekt vor Wasser. Vorsichtig ließ er sich vollständig hineingleiten und schwamm ein paar Züge. "Puh... kalt."

    Bashir hatte lange nicht mehr so gelacht oder war so gelöst und fröhlich gewesen. Baldemar war ihm in wenigen Stunden ein Freund geworden. Wie Cimon. Natürlich konnte ein Mann wie Baldemar gut schwimmen. Bashir hätte auch nicht daran gezweifelt. Wie sehr der Germane von der glitzernden Wasseroberfläche angezogen wurde, war nicht zu übersehen. Merkwürdig, Bashir war noch nie auf die Idee gekommen, hier schwimmen zu gehen. Doch nun ließ er sich von Baldemars Begeisterung anstecken. "Ist Dirr etwa heiß geworrden?", scherzte Bashir, während er Baldemar folgte. Er zog sich die Tunika über den Kopf, zog die Schuhe aus und entledigte sich auch seines Subligaculums. Nicht ganz so enthusiastisch wie Baldemar näherte er sich dem Ufer, um vorsichtig die Temperatur mit dem Fuß vorzufühlen.

    Die Umarmung kam völlig unerwartet. Entsprechend verdutzt war Bashir und brauchte einen Moment, um sie herzlich zu erwidern. Eben noch hatte Baldemar ganz entrückt und in Gedanken gewirkt. Und nun plötzlich dieser Gefühlsausbruch des durch seine Schweigsamkeit eher unnahbar wirkenden Germanen.


    Der folgende Scherz brachte den Parther so sehr zum Lachen, daß er sich prompt verschluckte und husten mußte. "Mein Rrr?" Er lachte wieder, hustete und strahlte dann Baldemar an. Der Germane war von einer erfrischenden Herzlichkeit, ganz gerade heraus.


    "Schwimmen? Nicht sehrr gut. Du kannst gut schwimmen?" Das nahm er nach dieser Frage einfach mal an.

    Wie Baldemar mit der Hand über die Rinde des Baumes fuhr, wie er die Arme ausbreitete und durchatmete! Bashir hatte plötzlich das Gefühl, ein riesengroßes, langersehntes Geschenk überreicht zu haben. Und das war ein wirklich gutes Gefühl. Er lächelte und freute sich an der Freude des Germanen. "Ja, es ist sehrr schön. Dieserr Orrt gibt Frrieden hierr drrin." Der Parther legte seine Hand auf seine Brust, um anzuzeigen, was er meinte.


    Nun war es an Bashir, überrascht zu gucken. "Ich warr in Gerrmanien, aberr es ist ein paarr Jahrre herr. In Rrom wollte niemand einen Krrüppel kaufen, also nahm ein Händler mich mit nach Gerrmanien. Nach Mogontiacum. Eine sehrr frreundliche Frrau kaufte mich. Sie holte sogarr einen Medicus fürr mein Bein, obwohl sie nurr wenig Geld hatte. Es warr eine schöne Zeit. Ich habe oft gefrrorren, aber ich fand das Land sehrr schön. So rriesige, dunkle Bäume, so viel Grrün, so viel Wasserr. - Leiderr mußte sie mich verrkaufen, weil sie zu arrm warr. Aberr sie hat sehrr darrauf geachtet, daß ich einen guten Herrrn bekam. Sie hätte mich nie an jemanden weiterrgegeben, von dem sie nicht genau gewußt hätte, daß err gut zu mirr ist." Er hatte sie sehr gern gehabt, seine Herrin Quintilia Valentina. Fast zu gern. Natürlich hatte er es ihr nie gezeigt. Aber er war ein bißchen verliebt gewesen in sie.