Beiträge von Quintilia Flava

    Es war seltsam, das Gefühl sich nicht grade halten zu können, und Flava bisher so ziemlich unbekannt. Deshalb wusste sie auch nicht so recht wie sie jetzt reagieren sollte, was jetzt genau los war. Auch Landos Bemerkung wusste sie nicht so recht einzuordnen. War das jetzt Ironie gewesen, oder ernst? Eigentlich ja egal.


    Sie drehte sich mit etwas zu viel Schwung zu Lando um, so dass ihr Mantel flatterte, und sagte: „Dankeschön.“ Dann kam das Drehmoment in ihrem Kopf an und kurz schwankte sie, konnte sich jedoch noch selbst grade halten. Die Stirn in Falten gelegt sah sie sich nach der Tür um und fragte: „Wollen wir dann?“

    „Witjon und...“, sie brauchte kurz um sich an den anderen Namen zu erinnern. „Phelan hab ich auf dem Markt getroffen.“, gab sie dann jedoch bereitwillig zur Auskunft. Das mit dem bezahlen bekam sie kaum mit. Sie dachte sich nur kurz, dass doch eigentlich sie hatte Lando einladen wollen... Oder war es umgekehrt gewesen?


    Dann bot er ihr ihren Mantel an und sie stand auf, um ihn anzuziehen. Doch irgendwas stimmte nicht so ganz mit der Welt... Flava musste sich kurz an ihrer Stuhllehne festhalten, während der Boden unter ihr zu schwanken schien. Dann löste sie vorsichtig eine Hand um sich die Schläfe zu reiben, und dann noch vorsichtiger die andere, um sich anschließend von Lando in den Mantel helfen zu lassen.

    Tiberius Duccius Lando, den Namen würde sie sich merken! Und wenn sie ihn gleich aufschreiben musste, wenn sie heimkam! Sie wiederholte ihm im Geiste, da registrierte sie etwas.


    „Noch ein Duccier!“, stellte sie verwundert fest, ehe sie lächelte. Doch das seltsame Gefühl, das Flava nicht genau beschreiben konnte, war stärker geworden. Sie spürte es in ihrem Kopf, nur was genau sie da spürte wusste sie nicht so genau.


    „Ich glaube wir sollten jetzt aber langsam los...“

    „War das nicht die Geschichte, wo der Sohn unbedingt zur Sonne fliegen wollte? Es am Ende auch schaffte und verbrannte?“, fragte Flava etwas unsicher, ob es wirklich das war, nach. Sie beobachtete, wie das Theater noch etwas größer wurde, während sie näher kamen.
    „Ich hab einiges gelesen, aber ich hab ja auf dem Land gelebt, da gibt es kein Theater...“

    Flava nickte erleichtert. Das beruhigte sie jetzt ein bisschen, nein nicht nur ein bisschen, ziemlich sogar. Sie war sich nicht ganz sicher gewesen und so hatte sie nun Gewissheit.


    Er leerte seinen Becher zuerst und Flava sah ihm zu, sich fragend, ob sie das wohl auch hinbekam.


    „Nun ja...“, sprach sie dann und sah sich ihren Becher noch einmal kritisch an, ehe auch sie ansetzte den Inhalt auf einen Zug auszutrinken. Es war zu beginn einfacher als gedacht, doch bei den letzten Tropfen musste sie mit sich kämpfen, um sich nicht zu verschlucken. Sie schaffte es, wenn auch nur grade so, und stellte den Becher mit einem nur geringfügig leiseren Knall ab als Lando, hustete dabei jedoch nicht schlecht, weil sie sich zum Schluss doch noch verschluckt hatte.


    Das verging jedoch sehr schnell wieder und sie grinste Lando triumphierend an.
    „Also?“

    „Oh, danke!“, sprach Flava mit einem kleinen geschmeichelten Lächeln, als Lando die Eigenschaften von ihr und Valentina zusammenfasste und dann mit ihrer Gemeinsamkeit schloss.


    Das mit dem Namen war ja mal glatte Erpressung! Doch Flavas Blick durch das Fenster lies sie etwas zusammenschrecken. Es wurde schon dunkel? Oh verdammt! Sie wandte sich wieder Lando zu.


    „Ich trinke einen Becher auf Ex, wenn ich deinen Namen erfahre und du mich nach Hause begleitest. Ich möchte, so unbesonnen ich auch sein mag, nicht allein im dunkeln unterwegs sein!“, besserte sie das Angebot etwas auf.

    „Ja, gerne!“, ging Flava gleich auf Wijons Vorschlag ein, zog gleichzeitig den Mantel etwas fester um sich, weil der Wind ihn aufgebläht hatte, und steuerte auf das Theater zu.
    „Welche Vorstellungen hast du denn schon gesehen? Und welche kannst du mir empfehlen?“, fragte Flava neugierig weiter.

    Flava trank ebenfalls einen kleinen Schluck zur Beruhigung und sah Lando dann verwirrt an. Wie, man merkte ihnen ihre Verwandtschaft nicht an?
    „Wie meinst du das denn jetzt?“ Sie legte den Kopf leicht schief und wusste nicht so recht was sie jetzt schon wieder davon halten sollte.
    „Jetzt wo du meinen ganzen Namen weißt wäre es doch nur gerecht, wenn du mir auch deinen ganzen Namen verraten würdest, findest du nicht?“ , hoffte sie seinen vollen Namen in Erfahrung zu bringen.

    „Als ich kleiner war, war ich mal in einer Vorstellung, zumindest hat mir das meine Tante erzählt, ich selbst kann mich kaum mehr daran erinnern.“, erwiderte Flava und spähte in die Richtung, in welche Witjon zeigte.
    „Ist es das?“, fragte sie neugierig, das Gebäude war beeindruckend groß. Kein Wunder, wenn es die Stadt hier als Zuschauer haben sollte.
    „Weißt du, ob es momentan Vorstellungen gibt?“ Drusus hatte ja gesagt, dass momentan da recht wenig los war... Sie hoffte, dass er sich irrte, oder zumindest bald wieder etwas los sein würde.

    Nun war es mal an Flava sich zu erschrecken. Sie zuckte ob Landos heftiger Reaktion ziemlich zusammen und sah ihn zunächst nur groß an, während sie eine hand auf ihr wie wild pochendes Herz drückte.


    „Bei allen Göttern, musst du mich so erschrecken?“, fragte sie etwas atemlos. „Sind wir jetzt quitt?“ Sie schaute Lando leicht verwirrt an. „Ja, Quintilia Valentina, wieso? Kennst du sie etwa?“

    „Nein, er ist sogar sehr gut!“, beeilte sich Flava zu sagen und trank rasch einen Schluck. Sie wusste nicht so recht, wie sie das seltsame Gefühl beschreiben sollte, das sie hatte. Dann sprach Lando davon, dass er die beiden Frauen einander lieber nicht vorstellte und Flava musste lachen.


    „Nun ich denke der Zufall wird uns schon irgendwie zusammenführen, und dann bist du schlechter dran, als wenn du es gewesen wärst, der uns vorgestellt hätte.“, meinte sie mit einem leicht schiefen lächeln und trank dann noch einen kleineren Schluck. „Ich wohne hier bei meiner Cousine Valentina. Mein Vetter ist vor kurzen zu den Praetorianern nach Rom – ja, wie sagt man da? – befohlen? – ja, das passt! – befohlen worden.“

    Flava überlegt kurz und deutete dann in eine Richtung.
    „Ich würde einfach mal sagen dort entlang.“
    Sie hatte sich noch einen Umhang gegen die Frühlingskälte umgelegt und stand nun draußen neben Marsus und blickte sich neugierig nach links und nach rechts um. Hier kannte sie sich noch einigermaßen aus, aber die Richtung, in die sie nun gedeutet hatte, hatte sie noch nie eingeschlagen, oder zumindest nicht besonders weit.
    „Dort war ich glaub ich noch nicht!“, meinte sie erklärend und lächelte Witjon an.

    „Ich glaub ich mag deine Schwester, aber es ist nicht meine Absicht irgendwem den Kopf zu verdrehen.“, erwiderte sie leicht verwirrt. Sie legte es wirklich nicht darauf an, es passierte wohl einfach, ohne dass sie es selbst so ganz mitbekam.


    „Ich weiß noch nicht. Ich weiß ja nicht einmal, wie lange meine Tante mich noch hier sein lässt.“ Sie sah mit gerunzelter Stirn auf den nun wieder vollen Becher und meinte vorsichtig: „Vielleicht sollte ich nicht mehr so viel trinken... Aber es schmeckt ziemlich gut!“ Und man schmeckte den Alkohol der da drin war so was von überhaupt nicht.

    „Ich kenn es auch erst seid kurzem“, sprach Flava und sah ihren Becher äußerst interessiert an. „Ich hab bis vor wenige Wochen bei meiner Tante auf ihrem Landgut gewohnt und durfte dort so gut wie gar nichts. Alles war geplant und überall waren Vorschriften. Dann bin ich vor kurzem hierher gekommen und ich finde es hier einfach wunderbar!“ Sie lächelte ihren Becher an, den sie nun zwischen ihren beiden Händen leicht drehte. „Ich kann gehen wohin ich will, sprechen mit wem ich will, ich kann beinahe tun und lassen was ich will! Und einfach über den Markt zu schlendern, mal hierhin mal dorthin. Stell dir vor du bist draußen im Wald, es ist verdammt kalt und da steht ein Badezuber bis obenhin mit angenehm warmen Wasser gefüllt. Du springt einfach hinein und tauchst unter, weil es so wunderschön warm ist.“ Irgendwie war die ganze Rede etwas wirr und Flava selbst hatte auch nicht wirklich darüber nachgedacht, was sie hier sagte. Die Worte kamen einfach hervor, viel einfacher als normalerweise.

    Flava nickte, es war wirklich eine große Ehre, aber das hatten sie ja schon alles.
    Und auch Witjon schien lieber an etwas anderes denken zu wollen.
    „Ich weiß nicht genau.“, erwiderte Flava offen. „Ich dachte mir, dass wir einfach mal vor die Tür gehen, uns dann eine Richtung aussuchen und dann mal schauen, wohin uns die Füße tragen. Ich kenn mich hier ja noch weniger aus als du, und so entdeckt man häufig die erstaunlichsten Ecken.“
    Sie lächelte unternehmungslustig.

    Irgendwie fühlte sich Flava grad ins Kreuzverhör genommen und dabei äußerst unwohl. „Ich... Was meinst du?“, wich sie der Frage aus und wusste doch zugleich, dass es damit sicher nicht getan war. Sie kam jedoch einfach nicht auf eine gescheite Idee, um die Situation wieder gerade zu biegen. Irgendwie konnte sie ihre Gedanken nicht so klar ordnen wie sonst immer. Verwirrt runzelte sie die Stirn und strich sich abwesend über die Schläfe, ehe sie versuchte Lando möglichst ruhig anzusehen.

    „So wie du es ausdrückst klingt es nicht mehr halb so lustig...“, bemerkte Flava und lächelte ausnahmsweise mal nicht. „Ich find es einfach schön von den Händlern umgarnt zu werden“, versuchte sie zu erklären und das ganze gleichzeitig mit einem Schulterzucken abzutun. Der Blick, mit dem sie hier auf einmal bedacht wurde gefiel ihr überhaupt nicht und sie wich dem aus indem sie sich hinter ihrem Becher versteckte und noch ein bisschen von dem Met trank.

    Flava wusste auch nicht so recht, warum sie sich so verhielt, wie sie es grade tat. Es kam ihr irgendwie nicht so schlimm vor wie sonst, sich leicht daneben zu benehmen. Sie zuckte innerlich mit den Schultern, darüber konnte sie sich auch später Gedanken machen. Nun war sie wohl dran und sie konnte einfach nicht anders, als seinen Spruch zu wiederholen.


    „Schuldige Männer bezirzen!“ Sie grinste breit ehe sie etwas nachdenklich dreinschaute und ehrlicher antwortete: „Ich liebe es über den Markt zu schlendern und die Käufer glauben zu lassen ich könnte eine vielversprechende Kundin sein, nur um am Ende dann doch nichts, oder nur eine Kleinigkeit zu kaufen.“ Sie strich sich wieder die Haare aus dem Gesicht, jedoch war ihre Geste etwas fahriger als noch vor dem Essen, oder besser gesagt vor dem Met?

    „Schade!“, sprach Flava da aufrichtig. „Aber ich wünsch dir viel Erfolg bei deiner weiteren Schlacht! Ich hoffe ich darf das Ergebnis probieren!“ Sie lächelte Valentina fröhlich zu. Dann schnappte diese sich Bashir und verschwand in die Küche.


    Schulterzuckend wand sich Flava nun an Witjon und lächelte entschuldigend. „Sie ist ein bisschen... betrübt, weil ihr Bruder nach Rom zu den Praetorianern berufen wurde und sie hier ist.“, versuchte sie di Absage ihrer Cousine zu erklären. Darauf, dass Valentina das aus Rücksicht auf sie beide tat, kam Flava nicht einmal.

    Na das erklärte es schon eher. Und wieder hatte sie etwas mehr über Lando erfahren. Flava lächelte zufrieden. Sie bekam kaum mit, dass er ihr schon wieder nachschenkte und aß stattdessen genüsslich, solange wie sie konnte. Doch wie sie schon vorher gesagt hatte, mehr als die beiden Schenkel packte sie nicht, nur noch einen Flügel, einfach weil der so gut schmeckte, und dann war auch sie mit dem Huhn fertig.


    „Puh, ich schaff nichts mehr!“, sprach sie, während sie lächelte wie eine Katze, die grade Sahne schlecken durfte. Sie schob den Teller etwas von sich weg und sah Lando fragend an. „Möchtest du den Rest vielleicht?“ Sie selbst griff indes wieder nach ihrem Becher und nahm einen Schluck. Diesmal sogar einen etwas größeren als vorher. Irrte sie sich, oder wurde dieser Becher einfach nicht leer?