Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

    Es war Avianus, der mit dem griechischstämmigen Àris, einem seiner Sklaven, unterwegs war. Sie waren auf dem Forum unterwegs, weil der Aurelier einen Ausgang benötigte. Wer immer nur kahle Wände, Papyrusrollen und das Schreibtischholz sah, der benötigte ab und wann nunmal Abwechslung. Avianus hatte es satt, immer das Gleiche zu sehen und zu tun, er sehnte sich nach frischer Luft und in der Freiheit des Forums unter freiem Himmel etwas zu entspannen.


    So kam es, dass er mit entspanntem, ruhigen Gang das Forum entlang schlenderte, die frische Luft machte seinen Kopf indes viel klarer. "Vorsicht, Herr", rief Àris aus, doch der Aurelier hielt es für einen Scherz - denn der Grieche scherzte mutigerweise gerne mit ihm. Doch so war es nicht und die Kollision mit der Tiberierin war damit absehbar. Avianus ließ sich kurz zur Seite stoßen, fand sein Gleichgewicht aber schnell wieder und zeigte sich mit empörtem Gesichtsausdruck. "Hey, pass doch..." wollte er ausrufen, doch dann sah er, dass es eine unscheinbare - und noch dazu hübsche - Dame war, die ihn angerempelt hatte. Sie schämte sich offenbar. Avianus wusste es nicht, doch irgendetwas sagte ihm, dass die Frau es nicht verdient hatte, wütend angefahren zu werden. "Öhm... ach, nichts passiert. Also, pass beim nächsten Mal bitte etwas auf", sagte er, noch bevor sie das Wort ergriff.

    Avianus war gezeichnet vom Tode seines Onkels und er hasste es, Todesnachrichten zu überbringen. Heute war es zweitrangig, dass Corvinus nicht lange genug lebte, um Avianus von der Sache zwischen Prisca und Piso zu erzählen. Eigentlich war es ihm momentan, inmitten seiner Gefühlslage, egal.


    Mit hastigen Schritten und nur spärlich erholt wirkendem Gesichtsausdruck stellte er sich vor die Pforte der Casa Purgitia und klopfte an. Drei Mal und in schneller Folge.

    Er war selbst nicht tot. Doch Avianus' Herz wurde umklammert von den eisernen, kalten Klauen des Todes. Er hatte heute nicht die Lust gehabt, sich herauszuputzen, ordentlich auszusehen. Diese Dinge waren ihm egal und er hatte auch nicht die Lust, sich einkleiden zu lassen, ließ sich aber von seinem persönlichen Sklaven Àris noch überzeugen, als Senator Roms ordentlich hinauszutreten. Ja, Àris war noch zur dunkelsten Stunde, ungewöhnlich für Sklaven, ein unverbesserlicher Idealist. Avianus war es heute egal - doch ließ er sich schweren Herzens ordentliche, dunkle Kleidung anlegen.


    Ein starr dreinblickender, von den letzten Nächsten mit rot angelaufenen Augen und versenkten Augenliedern gezeichneter Avianus erschien auf dem Atrium. Selbst die besten Sklaven konnten diese Details nicht vertuschen.
    Er redete nicht, dafür war ihm zu schwer zumute. Also stellte er sich schweigend hin. Er vergaß den Anblick von Corvinus' Leiche in seinem Zimmer nicht. Und diesen Anblick würde er nie im Leben vergessen.

    Er hatte sich seinem Raum eingesperrt. Einsam saß er hier, verlassen, mit abgesperrter Türe. Niemanden wollte er neben sich dulden. Last lag ihm auf dem Herzen, ungeheure Last, die er nicht stützen wollte. Der fahle Schein des Mondes leuchtete sanft in das Zimmer des jungen Aureliers, der mit starrem Blick nach außen sah. Der Monschein ging durch das Fenster, der Vierecke aus Licht auf den Boden malte. Avianus fuhr sich durch die Haare, seufzte tief und fühlte die Kälte nicht, die ihn fest umklammerte. Er war selbst kalt geworden. Zu viele Menschen hatte er sterben sehen, zuerst seinen Vater, dann erschlug er selbst Menschen bei seinem Tribunat, dann sah er die Leiche seines Onkels. Tod war eine seltsame Sache. Er war befreiend. Doch verachtete man ihn, wenn er einem selbst keine Befreiung brachte, sondern nur den anderen, die um einen herum nicht starben. Selbst wenn man selbst sterben wollte, so konnte man es nicht. Ironie des Schicksals nannte er sowas. Immer spinnte das Schicksal seine Fäden. Und immer durchtrennte es den falschen Menschen den Faden.


    Avianus erhob sich, nahm vor seinem Schreibtisch Platz. Er hatte nichts als seine Erinnerungen an Corvinus. Er stützte sich am kalten Holztisch ab, und seinen Kopf in der Hand versunken. "Nein", murmelte er, "Warum?" Corvinus war tot, der Neffe verstand die Welt nicht mehr. Die einzige Bezugsperson zu seinem Vater... Avianus hatte nie ein rosiges Verhältnis zum Bruder seines Vaters gehabt. Doch manchmal konnte er verstehen, dass er ein harter Mann war, denn sie beide hatte das Leben nunmal gezeichnet. Es war schlimm, wenn das Sterben zur Gewohnheit wurde, wie für Avianus. Er konnte keine Träne vergießen, empfand beim Thema tod diese makabere, groteske Gleichgültigkeit. Dieses Mal war er betroffen, denn jemand starb, der ihm nahe stand. Und das schmerzte mehr als alles andere auf der Welt. Diese verückte Todesspirale, in der er war, sie mochte nicht zu verschwinden, nein, sie war immer da, um von Neuem zuzuschlagen, und sie quälte Avianus, in dem sie ihm die Seinen nahm und ihn in seiner Erbärmlichkeit zurückließ. Er schluchzte kurz in dieser Körperhaltung, während eine Träne ihm die Wange hinunterlief.
    Er war kein schwacher Mann, oder etwas, was andere vielleicht als Weichei bezeichneten. Er wusste nur nicht weiter, hatte Angst, die Ausweglosigkeit der Todesspirale fing ihn ein und befreite ihn nicht, er war wie ein Beutetier, dass in eine Falle geraten war und nur noch auf Erlösung wartete. Er hasste den Tod und doch wusste er, es gehörte zum Leben, zu sterben. Der Aurelier lief rot an, sein Gesicht verschwand hinter der Handfläche, um den Gefühlen freien Lauf zu lassen.


    Es verstrichen die Minuten, die sich zogen wie eine Ewigkeit. Ein Windhauch fuhr durch den Raum, denn das Fenster stand offen. Dieser beruhigte ihn ein wenig.


    Tod ist Erlösung.


    Tod ist unbegreiflich.


    Tod ist sein größter Feind.

    Sim-Off:

    An dieser Stelle vielmals Entschuldigung, dass ich weitermachen muss, es verlangt aber der Zeitplan und ich will den nächsten Kandidaten nicht lange warten lassen, dass es für ihn schon zu spät für das Armilustrium wird. Bitte gebt eure Stimmen noch ab, falls noch nicht getan, ausgewertet wird für alle am Ende! ;)


    Avianus wartete einen Moment lang, überlegte geduldig, ob noch Streiteiren oder Diskussionen folgen mochten und kam zum Schluss, dass es allmählich an der Zeit war, den nächsten Kandidaten vorzustellen. Jeder hatte Zeit, sich eine Meinung über den Tiberier zu bilden. Ob dieser nun aufgenommen wurde oder nicht, blieb der Demokratie überlassen.


    "Ich bitte darum, noch die letzten Stimmen abzugeben, ob Tiberius Dolabella aufgenommen werden soll."


    Er wartete eine Weile... bis er anschließend den nächsten Kandidaten mit einer Geste nach vorne bat. Es war Marcus Claudius Flavus.
    "Der nächste Kandidat ist Marcus Claudius Flavus. Claudius, bitte trete hervor und werde vorstellig!"

    "Vielleicht bin ich ja anmaßend genug, doch Fragen zu stellen. Wer weiß - davon abgesehen, weiß ich nicht, wer dich zu fragen bemächtigt hat. Vielleicht, weil du hier die oberste Lupa bist", ließ sich auch Avianus unter seiner Kaputze ebenfalls nicht aus der Fassung bringen. Eher noch hatte er den Mut, sich mit jemandem anzulegen, wenn er musste. Die Halbdunkelheit machte sein Gesicht nur schwer erkenntlich.
    "Aber bleiben wir doch höflich", raunte er, "Ich brauche weder Wein, Gesang, noch Nutten. Ich bin hier, weil ich Informationen brauche."

    Dass das Stück interessant sein würde, in dieser Meinung waren sich die Beiden einig. Es freute Avianus, ein wenig Ablenkung zu finden, weg zu kommen von den trüben, zermürbenden Gedanken. Es war nicht einfach und er wusste besser wie kein Anderer, so lange er nicht fertig mit dieser Angelegenheit war, würde es immer wieder kommen. "Gut, dann lass uns gehen", sagte er tatenfreudig, während sie an der Rostra vorbeiliefen. Der Ort, wo Avianus schon so manche Rede gehalten hatte. Und es würden bestimmt noch mehr folgen.
    "Beim ersten Mal ist es merkwürdig", besann sich der junge Aurelier nostalgierend auf seine erste Rede dort oben, "Man steht da... alle Augen und Ohren auf einen selbst gerichtet, man achtet auf jede deiner Bewegungen. Du musst alles richtig machen, jedes Wort muss klug gewählt sein. Man darf dir die Aufregung nicht ansehen, sei sie noch so hoch. Minuten verstreichen, als wären es Sekunden. Ja, es ist nicht einfach. Aber es ist der Weg, der mir vorbestimmt ist. Deshalb kann ich ihn beschreiten und das tue ich mit Vergnügen. Einfach, weil es mein Weg ist!"

    Reisende muss man ziehen lassen... sicherlich kommt diese Entscheidung plötzlich und mich schockiert sie auch ein wenig, aber letzten Endes kommt es darauf an, dass Corvinus für sich selbst die beste Entscheidung trifft. Das weiß ich zu respektieren, auch wenn ich den Abgang als großen Verlust für das IR empfinde.


    Ich wünsche dir, Corvi, alles Gute.

    Ganz so einfach, wie Avianus sich das vorgestellt hatte, war es nicht, Dolabella hier einzuführen. Schwierig war mehr oder weniger die Tatsache, dass Dolabella sich mit orientalischen Kulten beschäftigte und sie hier doch eine sehr römische Vereinigung waren. Man konnte nun infrage stellen, warum Dolabella dies tat und warum er erhofft hatte, hier auf positive Resonanz zu stoßen. Es zwang den Magister, abzuwägen. Dolabella mochte fähig sein, doch sein Verhältnis zu anderen Kulten stellte dies in den Schatten.
    Für Avianus war dies vielleicht etwas, was er lieber verschwiegen hätte. Er wartete für sein letztes Urteil noch ab, was die anderen Sodales zu sagen hatten.


    "Für eine Mitgliedschaft bei den Palatini", meldete sich Avianus kurz, "Mag es vielleicht von Vorteil sein, sich dem römischen Kult ganz zuzuwenden. Zumindest gehören hier keine Praktiken und Rituale hin, die nicht mit den unseren zu tun haben."

    Avianus grübelte kurz, welcher Zeitpunkt am Besten erschien... zur Mittagszeit eine Sitzung einzuberufen war vielleicht nicht sinnvoll, da viele Mitglieder auch andere Verfplichtungen hatten.
    "Ich denke, ich werde die Sitzung konkret morgens ansetzen. In, sagen wir mal, 10 Tagen?*"



    Sim-Off:

    * Müssen keine Sim-Off-Tage sein. Außerdem habe ich noch eine andere Sitzung offen und eine zusätzliche Anfrage, würde also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wäre das so recht, bis sich der andere Anwärter vorgestellt hat?

    Sim-Off:

    Sorry für die langen Wartezeiten, das Leben abseits fordert auch seinen Tribut :D


    Also hatte Avianus richtig geraten. Es war aber auch schlecht vorstellbar, dass jemand außerhalb der Salier ihn wegen eines anderen Grundes als einer Aufnahme aufzusuchen vermochten. Das der Claudier schnell zur Sache kam, gefiel Avianus ebenfalls. Routiniert schilderte Avianus ihm, was zu tun war:


    "Nun, ich kann, obwohl ich Magister bin, nicht alleine entscheiden. Es wird eine Sitzung der Salier und eine Abstimmung geben. Was du tun musst, ist rechtzeitig erscheinen und eine kleine Vorstellungsrede vorbereiten, die optimalerweise deinen Werdegang enthält und was du heute tust, wo du tätig bist und so weiter... wenn du noch gutes Wissen im Bereich des Cultus hast, darfst du das ruhig hervorheben." Avianus pausierte kurz.
    "Ich würde eine Sitzung für nächste Woche ansetzen, wenn es recht ist."

    Avianus nickte, atmete auf und tat so, als wäre es eine neue Information für ihn. "Ich verstehe... ja, das begründet wohl ihre Stimmung." Tiberius legte sein Kinn in seine Faust und grübelte. Sicherlich war Prisca wirklich über diese Sache frustriert und neben seinem Patronen auch ihr zu helfen, ließ ihn noch einen Funken Gutes in seinen Taten erkennen.
    "Es wäre dennoch unvorstellbar, dass sich Prisca jemanden Schlechtes ausgesucht hätte. Oder jemanden niederen Standes", tat er, als würde er laut nachdenken, "Oder hat sie das wirklich?"

    Auch Avianus wohnte der Debatte nur schweigend bei, analysierte die Aussagen anderer Senatoren und lernte daraus. Es ging zumindest mit dem Lernen eine Weile gut, bis sich der Praefectus Urbi wieder zu Wort meldete. Da er sich mit der Classis weniger gut auskannte, konnte er nichts Sinnvolles zu der Sitzung beisteuern und noch weniger konnte er Salinator widerreden, wenn er eh schon keine Ahnung vom Gesprächsthema hatte.
    Dass der Praefectus Urbi schon wieder auf bestem Wege dabei war, sein Ziel, nämlich die Sprengung jeglicher Diskussionsgrundlage, zu erreichen lockte auch aus Avianus nicht viel hervor.


    Um effektiv gegen diese "Argumente" dieses Mannes vorzugehen, dafür war er noch nicht groß genug in diesen Hallen, dies musste er sich eingestehen.
    Alles weitere Gespräch mit Salinator war für ihn genauso belanglos wie niveaulos.

    Wie die Frau reagierte, rief bei Avianus nur ein Jucken im Dreitagebart hervor. So tief war er nicht angekommen, sich auf diese Gespräche einzulassen und ignorierte die Frau, nach dem er sie mit einem senkrechten Kopfschwung aufgefordert hatte, zu gehen.
    Dann kam dieser Querulant, eine dunkle Gestalt, noch dunkler als er selbst. Er beeindruckte Avianus nicht wirklich. "Wer will das wissen", fragte er fordernd.

    Avianus hatte es zweifelsohne vergessen, die anderen Sodales einzuweihen und hielt stattdessen immer noch diese eine Schriftrolle in der Hand, die nicht nur ihn interessierte. Es war gut, dass Senator Gracchus sofort darauf hinwies, dass der Magister in seinem Übereifer eine Kleinigkeit vergessen hatte. Zuvor hatte er jedoch auch nicht damit gerechnet, dass sie nun etwas Vollzähliger sein würden. Einige der Sodales kamen noch - leicht verspätet - während andere eher schweigend den Geschehenissen vorne zu lauschen pflegten.


    "Gewiss möchtet ihr auch dieses Dokument sehen", antwortete Avianus souverän (er würde ja nicht zugeben, es vergessen zu haben), "Ich werde es euch selbstverständlich nicht vorenthalten." So gab er die Schriftrolle zum Durchreichen in die Gruppe.

    Obwohl Avianus gerade mit Papierkram beschäftigt war, entschloss er sich, für den ihm fremden Besucher Zeit zu nehmen. Die Störung war zwar unangenehm, da er gerade konzentriert arbeiten wollte, dennoch empfand er sie als eine willkommene Abwechslung und eine gute Gelegenheit, sich die Lunge mit frischem Sauerstoff zu füllen.
    Also suchte ihn einer von den Claudiern... eine patrizische Familie, mit der Avianus noch nie wirklich etwas zu tun hatte.


    Der Aurelier trat also in seiner gewohnten Kleidung mit senatorischen Standesabzeichen hinaus ins Atrium und grüßte den Wartenden. "Salve, Claudius. Welches ist der Anlass deines ehrenvollen Besuchs?"

    Avianus machte Platz für den Tiberier, der mit seiner Rede sogleich begann und seinen Werdegang schilderte. Avianus geriert ins grübeln... Dolabella schilderte für ihn genau genug, woher er kam und was er heute tat. Avianus fragte sich, was würde der Mann auch in Zukunft tun. Würde er ein politisches Amt bestreiten oder den Göttern dienen? Oder etwas ganz Anderes? Es stand in den Sternen. Avianus persönlich reichte es, nachdem er die Schriftrolle durchgesehen hatte, allein schon wegen der Tatsache, dass der Mann ein Tiberier war uns sie Leute aus anderen Familien dringend hier brauchten.


    Avianus wartete kurz ab, ob noch Fragen auftauchten. Er selbst hatte keine. Anschließend trat er erneut vor ergriff wieder das Wort.


    "Danke für deine Vorstellung, Tiberius! Wenn niemand mehr Fragen hat, schreiten wir zur Abstimmung. Ich für meinen Teil befürworte die Kandidatur des Tiberius Dolabella!"



    Sim-Off:

    Da sich bis jetzt noch niemand auch nach PN gemeldet hat und ich Dolabella nicht unnötig warten lassen möchte, werde ich noch eine angemessene Frist von einer Woche ab morgen (Mittwoch, 08. Sept.) ansetzen. Ansonsten kann ich nur die Stimmen auswerten, die abgegeben werden, und das wäre in dem Fall meine eigene. -.^

    Avianus bewunderte die rege Anteilnahme an der heutigen Sitzung und fuhr mit der Tagesordnung fort, als die meisten sich eingefunden hatten. Wer noch fehlte, würde sich gewiss schon sehr bald hier einfinden.


    "Verehrte Sodales,


    heute möchten wir über die Aufnahme eines weiteren Mitglieds aus dem edlen Geschlecht der Tiberier abstimmen. Spurius Tiberius Dolabella, bitte stelle dich vor und erzähle uns etwas über Dich!"