Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

    Avianus hörte dem Claudier zu, während er sich der Gruppe vorstellte. Zugebenermaßen wusste er nicht viel über die Gens Claudia, der er kaum mit einem Claudier in Kontakt getreten war. So konnte er nur beurteilen, was er hier hörte und nur bei einer Kleinigkeit lag ihm eine Frage auf der Zunge.


    "Claudius, da du schon von kleinauf mit unserem Götterkult vertraut bist, darf man sicherlich annehmen, dass du dich aktiv in einem Kult engagierst?" Die Frage mochte angesichts der Schilderung wohl selbstbeantwortend sein, aber Nachfragen konnte sich immer lohnen.

    Avianus war in der Tat nicht sonderlich angefressen darüber, dass ihm nicht der Ehrenplatz zuteil kam. Dafür war der junge Senator noch nicht mächtig, noch nicht bedeutend genug. Heute noch nicht, vielleicht jedoch später, so die Götter wollten. Also legte er sich auf den ihm bestimmten Platz hin, kurz darauf erschien Annaeus Modestus, der dritte Gast im Bunde. "Salve", grüßte er Modestus. Noch hatten sie nicht viel miteinander zu tun gehabt, doch sie würden sich im Laufe des Abends gewiss kennenlernen.
    Nachdem die Vorspeisen serviert waren, griff auch Avianus ganz nach dem Beispiel seines Patronen zu und genoss das Mahl, während er aufmerksam, aber zunächst schweigend, das Gespräch mitverfolgte. Auch er war der Ansicht, dass Macer zum Consulen gewählt werden würde. Es war keine Frage und dass er überhaupt Wahlen gab, war wohl in diesem Fall nur eine Floskel. Doch Avianus wusste, dass Hochmut vor dem Fall kam. Zu unterschätzen war nichts und da war auch dieser lästige Praefectus Urbi, der immer die Senatsdiskussionen zerstörte, ihre Tradition zunichte machte, seine Macht gnadenlos für eigene Interessen einsetzte! Gerne hätte Avianus jetzt nicht an ihn gedacht, doch wie es der Zufall so wollte, reden sie nun gerade über diesen Mann.

    "Der Praefectus Urbi mag handeln, doch schadet dieses Handeln langfristig unseren althergebrachten Traditionen. Rom ist durch diese Traditionen groß geworden und dieser Vescularius scheint sich seine eigenen 'Traditionen' etablieren zu wollen. Es ist ohne jeden Zweifel ein Machtkampf und wenn der Senat untätig bleibt, verliert er"
    , schilderte der Aurelier seine Meinung und das nicht ganz, ohne die Abneigung gegen den Praefectus Urbi durch den Tonfall zur Schau zu bringen, "Den gemeinen Plebs auf seiner Seite zu haben, bedeutet Macht. Und wir sollten uns diese Macht sichern. Daher sollten wir, wie du sagtest, nicht tatenlos sein."

    Avianus nickte knapp zur Bestätigung auf die eher rhetorische Frage, ob es ein Selbstmord war.
    "Ein Frevel? Von Corvinus", fragte Avianus nach und seine Mine verdüsterte sich weiter. Er hatte mitbekommen, dass etwas höchst schreckliches, ein grauenvoller Frevel in den letzten Tage passiert war. Auf den Straßen hörte man die Menschen reden. Doch wenn Corvinus daran beteiligt war, ihre Familie vor seinem Selbstmord noch in den Schmutz gezogen hatte - dann war er definitiv nervlich am Ende.

    Etwas zögerlich, nach dem scharfen Hereinrufen des Gastes, trat Cotta zum Vorschein. Avianus sah ihn mit ernster Miene an. Ja, er hätte gerne zur Begrüßung ein Lächeln aufgesetzt, doch in letzter Zeit lief so Einiges schief. Falsch wäre es wohl gewesen, eine heile Welt und gute Laune zu heucheln, wo es doch nicht so war. Und selbst wenn man diese tat, wenn man sich bemühte, es so darzustellen, fiel es letzten Endes doch auch. Also wozu die Mühe, warum nicht gleich ehrlich sein?


    "Salve, Appius", grüßte Avianus sporadisch und bot seinem Verwandten einen Sitzplatz an, "Ja, ich hätte Zeit. Hängt aber ganz davon ab, für was." Wenn es um den Cursus Honorum ging, wollte Avianus jetzt bei bestem Willen nichts hören.

    Avianus saß auch in den Reihen der Senatoren und hörte Lupus zu, begierig darauf zu erfahren, wie sich sein Verwandter schlagen würde. Er hatte nicht viele Sorgen in dieser Sache, denn er wusste, dass Lupus fähig und eifrig war. Er machte eine gute Figur in seiner ersten Rede zu seiner ersten Kandidatur. Es machte Avianus stolz, dass Lupus sich zu etablieren wusste und auch dass er positive Stimmen aus dem Senat erhielt. Auch von ihm würde er Unterstützung erhalten. Gerne hätte er sich als Erster geäußert, doch als Jungsenator stand ihm dies nicht zu, so musste er eben warten, bis die älteren Senatoren fertig waren.


    Der Einzige, der seinem Verwandten etwas auf den Zahn fühlte, war zugleich der unangenehmste Mann, der zurzeit bei ihnen im Senat saß: Der Praefectus Urbi, ein Mann, dem Avianus nicht unbedingt mit Symphatie entgegen sah und umgekehrt. Doch es zauberte Avianus ein Lächeln auf den Lippen, wie gekonnt und gut vorbereitet Lupus den stechenden, penetranten Fragen von Salinator entgegen kam. Ja, spätestens jetzt hatte Lupus seine Fähigkeiten gezeigt.
    "Auch ich kann für die Qualitäten des Kandidaten sprechen", unterstützte Avianus, "Er hat sich mir gegenüber als fähig und klug erwiesen und ich denke, dass er im Cursus Honorum - auch in Zukunft - gut aufgehoben wäre. Aurelius Lupus hat sich seine erste Chance in der Tat verdient."

    Wenigstens hatte der Purgitier Verständnis für die Lage, in der sich Avianus befand. "Ja, das mag wohl sein", sagte er und gab anschließend zur Auskunft: "Er war gesund. Kerngesund." Avianus unterbrach und seufzte. Es waren die Bilder, wie Corvinus tod in seinem Zimmer lag. Das Messer, welcher seinen Körper durchbohrte. Das viele Blut. "Er hat es selbst getan. Mit Absicht." Das mochte nicht sehr ausführlich sein, aber Avianus merkte es nicht, denn er war irritiert.

    Einer von diesen Dreien war Avianus, der von seinem Patronen zum Abendessen geladen wurde. Gemütlichen Schrittes folgte er dem Diener des Purgitiers in das Triclinium des Hauses Purgitia und grüßte Macer mit einem freundlichem Lächeln, als Zeichen, dass er es schön fand, ihn wiederzusehen.
    "Salve, mein Patron! Ich danke dir für die Einladung", rief er.

    Der Tod von Corvinus brachte für Avianus nicht nur Trauer mit sich, sondern viel Arbeit. Wo Corvinus zu Lebzeiten noch der ranghöchste Aurelier in der Villa in Rom war, so war dies jetzt wohl oder übel Avianus. Er hatte sich nie vorstellen können, dass eine so einfache, schlichte Tatsache so viel Verantwortung auf einen Menschen werfen konnte. Doch Verantwortung war etwas, was der Aurelier zu tragen gelernt hatte. Sonst wäre er nicht, wo er momentan war. Allein schon die vielen Einladungen zum Abendessen bedeuteten für Avianus so Einiges, neben der Arbeit zumindest auch neue Möglichkeiten, die Karriere zu beschreiten. All dies Vorteile verblassten jedoch angesichts der Trauer über den plötzlichen Verlust von Corvinus, seinen unbedachten, vielleicht voreiligen Selbstmord. Er musste er schwer gehabt haben, doch es war keine Rechtfertigung, sich das Leben zu nehmen.


    Als Avianus in seiner besten Toga zur Villa Tiberia erschien, um vom ehemaligen Consulen empfangen zu werden, sah er noch gut erholt aus. Er wusste nicht, dass auch Lupus eingeladen war und war deshalb alleine gekommen. Sie hatten die letzten Tage nicht miteinander geredet. Noch hatte er keinen Schimmer, worum es gehen würde, geschweige denn, wer kommen würde. Worum würde es heute Abend wohl gehen?
    Er stellte sich an der Porta kurz dem Torhüter der Tiberier vor und wurde sogleich ins Triclinium geführt. Es war bescheiden, aber hübsch und dezent geschmückt und auch der etwas in die Jahre gekommene Durus war anwesend. "Salve", grüßte der Aurelier freundlich lächelnd, "Es ist mir eine Ehre, heute dein Gast sein zu dürfen, Tiberius."

    Voller Gram und zornig hockte Avianus in seinem Zimmer und dachte über sich selbst nach. Zornig war er, und das vor allem deshalb, weil dieser Konsul seine Kandidatur wegen so kurzer Zeit, einer kleinen Verspätung zum Scheitern gebracht hatte. Und auf den Boten, auf den war der Aurelier besonders sauer. Avianus hatte ihm vertraut, mit etwas von höchster Wichtigkeit und Dringlichkeit! Doch machte er?! Er trieb sich irgendwo rum! Und wer wusste schon, wo der Kerl überhaupt war! Er wurde rechtzeitig losgeschickt und hatte es zu einem solch wichtigen Anlass noch gewagt, sich zu verpäten. Alles wenig erfreuliche Umstände. Für Avianus ging eine potenzielle Amtszeit verloren, wegen dem Boten und er Unerbittlichkeit des amtierenden Konsuls, der solche Dinge offensichtlich sehr genau nahm. Welche Pingeligkeit das doch war, die ihn zur Verzögerung verurteilte! Nun saß er da. Sein Ziel vor Augen, so nah... und doch so fern!
    Plötzlich wurde Avianus aus den Gedanken gerissen und blickte zur Türe, überlegend, ob er "anwesend" war. Er hatte vor Gram keine Lust, groß Gespräche zu führen. Aber gegenüber der Familie hatte er nunmal seine Pflichten, weshalb er sich mit einem knappen, laut schallenden "Ja, herein" nach außen meldete.

    Zur Salutatio war selbstverständlich auch Avianus anwesend, der sich eher still zu den anderen Klienten hinzugesellte. Dementsprechend war es für ihn keine große Herausforderungen, seine kurzzeitige Stummheit beizubewahren, als Macer die Klienten um Aufmerkamkeit bat. Bald schon hatte er diese ungeteilt von allen Anwesenden.
    Ja, dass die Anmeldefrist abgelaufen war, dies musste Avianus schmerzlich feststellen - er wollte teilnehmen, doch wusste er nicht, ob er noch würde, nachdem dieser Bote sich noch verspätet hatte! Was hatte dieser Mann nur getan in der Zwischenzeit? Bei den folgenden Worten Macers stutzte Avianus... sein Patron wollte also die Wahlen als Kandidat zum hochkarätigsten Amt ihrer Laufbahn antreten, zum Consulen! Da jedoch niemand zu Wort oder um eine Meinung gebeten wurde, blieb es bei dieser Stille, die im Raum herrschte. Avianus wollte hier und jetzt nicht ungefragt den Mund aufmachen.

    "Gestern", gab der Aurelier kurz und knapp von sich und striff sich seufzend durch die Haare. Die Beleidsbekundung quittierte er mit einem Nicken.
    Es fiel ihm schwer, angesichts dieses schmerzlichen Verlustes auf das Geschäft zurückzukommen, doch sicherlich interessierte auch Macer, dass er nicht viel in Erfahrung gebracht hatte. "Er ist gestorben, bevor ich Informationen wegen Piso in Erfahrung bringen konnte. Ich hatte ihn besucht, doch es kam etwas dazwischen", sprach er und murmelte anschließend: "Bei den den Göttern... das letzte Mal, dass ich ihn lebend gesehen habe."

    Zitat

    Original von Tiberia Faustina
    Als er seinen Namen nannte, war Faustina klar, das sie es mit einem Adiligen zu tun hatte. Sie verlor etwas ihre Scheu, die im Grund so gar nicht zu ihr passte, zumindesst Leuten gegenüber die sie kannte oder ihrem Stand angehörten. Vielleicht lag es auch nur an der neuen Umgebung, das sie etwas scheu wirkte.


    "Durus ist mein Vetter.", sie rechnete kurz nach, "Wenn nicht alles täuscht, ein Vetter vierten Grades.". Dabei musste sie lachen. "Mein Vater ist Tiberius Dolabella. Wir sind erst vor kurzem von Griechenland hier her gezogen. Deshalb mag man mir das Staunen und Anschubsen nachsehen.".


    Just nachdem die junge Dame erfuhr, dass er einen patrizischen Namen hatte, war ihre Stimmung etwas gelockerter. Sehr zum Wohle Avianus', denn er tat sich im Grunde schwer, wenn seine Gesprächpartner zu zurückhaltend waren. Da fand er selbst nicht mehr die richtigen Worte.
    "Ich habe mit Durus damals als Quaestor Consulum gearbeitet. Er blieb mir von damals als durchaus fähiger Mann in Erinnerung", meinte Avianus. Er pflegte zu den Tiberiern ein gutes Verhältnis, seiner Ansicht nach.
    "Und auch Dolabella ist mir nicht unbekannt." Auf die nachfolgende Äußerung musste er jedoch grinsen. "Ach so... ich wusste nicht, dass Anschubsen in Griechenland üblich ist", scherzte er kurz lachend, bevor er wieder ehrlicher wurde. "Nein, natürlich ist Rom eine große Stadt... unvergleichbar, wenn man andere Orte und Städte sieht."

    Sim-Off:

    Ich hab den Termin um einige Minuten verschnarcht, tut mir leid!
    Meine Anmeldung wird hoffentlich noch angenommen! :(


    Ein abgehetzter und deutlich verspäteter Bote erschien vor dem Haus des amtierenden Konsulen, um ein Schreiben von Tiberius Aurelius Avianus abzugeben. "Ein Schreiben für den Konsulen", rief er und überreichte das Schreiben am Tor.



    Anmeldung für die Wahlen zum Cursus Honorum



    Salve Consul,



    ich, Tiberius Aurelius Avianus, Sohn des Varus Aurelius Regulus und der Herminia Melina, möchte mich für die bevorstehenden Wahlen im Cursus Honorum anmelden.


    Das Amt, für das ich mich aufstellen möchte, ist das des Aedilis Curulis.



    Mögen die Götter über Dich wachen, Consul!



    Avianus war höchst interessiert an diesem Abendessen und erachtete es als eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Er war gespannt, was heute Abend auf ihn zukommen würde und wer dieser zusätzliche Gast im Hause der Purgitier sein würde. Offen gestanden, hatte Avianus bis jetzt noch nicht die Gelegenheit, an einem solchen Mahl teilzunehmen, weshalb er nicht wusste, was ihn erwartete.
    Er war jedoch offen zu seinem Patronen und musste nichts fürchten, denn das, was er zu verstecken hatte, war rein persönlicher Natur.
    Der Verlust von Corvinus war noch nicht ganz verarbeitet, doch mittlerweile hatte Avianus eingesehen, dass Menschen nunmal starben. Sein Onkel war nach Elysium gewandert, er lebte weiter. Er musste weiterleben. Dies war der Kreislauf, in dem sich jeder befand. Leben und tod.


    Der Aurelier hatte sich für den Besuch heute Abend ordentlich herausputzen lassen, wandete sich in seine beste Toga und er war verziert mit hochwertigem Schmuck - nicht zu viel, aber genug, um dezentes Aufsehen zu erregen. Er jedoch mochte lieber den Spaziergang und war in Begleitung dreier Sklaven ohne Sänfte erschienen. Entschlossen hielten sie auf die Eingangstür der Casa zu.

    Selbst wenn die Nummer mit dem Geld gezogen hätte, so war für Avianus spätestens jetzt klar: Der Typ wollte ihm nicht helfen und ob er das konnte, war genauso die Frage. Die Vermutung lag offen, dass der Unbekannte offensichtlich nicht einmal die Informationen hatte, nach denen Avianus suchte.
    "Verfluchter Bauerntölpel! Möge Jupiters Blitz dich rösten", schimpfte er, während er das Lupanar eiligst durch die Türe verließ, in der er eingetreten war. Auf dem Weg nach draußen sah er mehrmals nach hinten, hielt Ausschau nach verfolgern und verschwand anschließend in einer leer stehenden Gasse. Er wusste, dass die Suche nach Informationen nicht einfach war. Möglicherweise würde er heute nicht einmal fündig werden. Dennoch war sein Wille ungebrochen, sein Messer noch geschärft. Er würde finden, wonach er suchte. Selbst wenn er sein ganzes Leben lang suchen müsste, so war es besser als sich später einzugestehen, nichts getan zu haben, um die Mörder des eigenen Vaters zu finden.

    Avianus folgte dem Sklaven des Purgitiers unruhig durch die Hallen der Casa Purgitia, ungeduldig, seinen Patronen endlich zu treffen. Der plötzliche Besuch musste auch Macer überrascht und gestört haben, doch er war begründet.
    "Salve, Macer", grüßte Avianus eher gezwungen freundlich, "Corvinus. Er ist tot."

    Avianus musste unwillkürlich grinsen, denn was er sah, war eine junge Frau, der es an Selbstsicherheit mangelte. Dies merkte er daran, dass sie noch fest die Hand ihrer Begleitung im Griff hatte.
    "Ein guter Vorsatz", lächelte Avianus und staunte, als er den Namen der Frau erfuhr... eine Tiberierin. Höchst interessant - obwohl er schon mit den Tiberiern in Kontakt getreten war, musste er sich eingestehen, dass ihm dieser Name und dieses Gesicht unbekannt waren. "Tiberia Faustina", fragte er, "Ich habe ein gutes Verhältnis zu deiner Familie. Darf ich fragen, ob du mit Tiberius Durus verwandt bist?"


    Àris wies er mit einer Geste an, still zu stehen und die Gegend zu beobachten. Doch dann fiel ihm ein, dass die Tiberierin ihn ja nicht kannte! Wie unhöflich, sich nicht vorgestellt zu haben. "Oh, und verzeih'... wo bleiben meine Manieren? Ich bin Tiberius Aurelius Avianus."

    "Salve", grüßte Avianus zuerst geduldig, wurde dann aber wieder hektisch, "Ich muss schnellstens meinen Patronen Macer sprechen. Es ist wirklich dringend!" Es kümmerte ihn herzlich wenig, was sich der Torwächter nun insgeheim fragen würde. Angesichts der Umstände konnte er nicht gelassen sein.