Obwohl viele Dinge schwer auf seinem Herz lasteten - sein Leben sollte sich nach einer möglichen Aufnahme im Senat schnell wandeln - und sein Herz schwer war, denn Vieles quälte ihn in letzter Zeit - so vergaß Avianus nie, nach der Gunst der Götter zu streben, so wie es ein wahrer Römer tat. Er erschien zum Tempel, so wie man als Betender nunmal erschien. Nicht in der Kleidung, die der Aurelier sonst immer trug, sondern barfuß in weißen Gewändern, mit bedecktem Kopf, so dass man ihn als Opferherren idntifizieren konnte. Er war still, als er sich dem Tempel näherte, ebenfalls so wie immer, denn er sammelte seine Worte, um den großen Jupiter, mächtigsten aller Götter mit Respekt anzusprechen. Während Avianus sich an dem Waschbecken vor dem Tempel um seine Reinheit kümmerte, in dem er sich die Hände wusch, transportierten zwei Diener den Foculus und die Opfergaben in das Innere, um sie dem Aurelier bereitzustellen, welcher bald mit gesäuberten Händen und voller Reinheit erschien.
Vor dem Foculus ging Avianus auf die Knie und sah die mächtige, massive Statue des Jupiters einige Sekunden lang an. Anschließend entzündete er den Weihrauch, der ihn umschlang, als wäre er etwas Lebendiges, was Besitz von ihm ergreifen wollte. Er atmete ihn ein. Ein mittlerweile alltäglicher Geruch für ihn, wohltuend, denn er tat Gutes. Nun war die Verbindung zum Reich der Götter hergestellt und Avianus fühlte, dass er nicht allein war. Seine ruhigen Hande waren offen, die Handflächen zeigten nach oben. Ein Zustand vollkommener Ruhe ergriff Besitz von dem jungen Aurelier und er konzentrierte sich, vergaß das nähere Umfeld sondern hatte nur noch Augen für die Durchführung seines unblutigen Opfers.
Mit lauter, inbrünstiger Stimme fing er entschlossen an, zu reden:
"Oh Jupiter, mächtiger Göttervater, Gebieter über Donner und Blitz!
Jüngster Sohn des Saturn und der Ops!
Bruder von Neptun, Pluto, Juno und Ceres!
Du mächtigster aller Götter, der Aeneas einst zur Gründung unserer Stadt verhalf, du siegbringender Iupiter Victor, der uns zu unseren Siegen verhalf, Regent über das silberne Zeitalter! Erhöre mein Gebet!
Immer war ich fromm - habe geopfert und gedankt, mich für die Unterstützung der Götter bedankt! Und erneut gebe ich dir diese Opfergaben, um Dich um Deine Unterstützung zu bitten!
Avianus lag die Opfergaben vorsichtig auf den Foculus - eine bunte Mischung aus verschiedenen Obstsorten. Abwechslungsreich, aber von nichts zu viel, in der Summe jedoch stattlich. Äpfel, Trauben, Erdbeeren, Oliven, Kirschen und was der römische Obstgarten sonst noch gab. Dazu eine kleine Gabe aus 100 Sesterzen. Anschließend schob er den Foculus von sich weg, eine Geste, dass er gab und nichts für sich beanspruchen wollte.
Ich bitte um ein günstiges Schicksal für meine Familie und mich! Unterstütze mich für meine Aufnahme in den Rängen des Senates, damit ich meinen Traum verwirklichen kann, unserem großen Imperium zu dienen! Erweise uns deine Gunst! Auch in Zukunft werde ich fromm bleiben, Iupitter! Do ut des!
Anschließend ließ er die Gaben stehen, der Weihrauch löste sich allmählich auf. Mir einer Wende nach rechts erhob er sich und verließ langsam, respektvoll den Tempel.