Zum Glück war es nach dem Anlegen der Toga für den Mann unkomplizierter, sein Äußeres herzurichten. Beim Anlegen seiner strahlend weißen Toga fehlte Avianus die Geduld, stillzustehen und abzuwarten, er brauchte irgendeine Beschäftigung, um seine Energie zu kompensieren. Er war froh und die Freude fabrizierte Energie, machte ihn auf eine positive, angenehme Weise unruhig. So erwartete Silana ein gepflegter und über das Wiedersehen freudestrahlender Avianus, als diese in das Triclinium geführt wurde. Er sprang ruckartig auf, als er Silanas Stimme hörte. Ein zarter, lieblicher Ton in seinen Ohren, der einzige Laut, den Avianus sogar in den stressigsten Tagen noch ertragen konnte. Er ging auf sie zu, gezwungenermaßen anmutig und ruhig, immer noch mit dem Dauerlächeln. "Salve, liebste Silana! Und mich freut es, dass du hier bist", sagte der Aurelier und ergriff sanft die zierlichen, femininen Schultern, drückte der Helvetierin einen Kuss zur Begrüßung auf die Lippen.
Die Sklaven hatten die Anweisung, mit der Vorbereitung des Essens zu beginnen, wenn Avianus' besonderer Gast eintraf. Er nahm es sich nicht, seiner Geliebten den Ehrenplatz selbst anzubieten und alle Sklaven, die nicht unbedingt gebraucht waren, hinauszuschicken. "Bitte, nimm doch Platz", bot Avianus den Ehrenplatz an. Dies war der locus consularis, der erste Platz der mittleren Cline. Avianus nahm Platz, wo der Gastgeber hingehörte, auf dem summus in imo, welcher dem ersten Platz auf den locus imus entsprach. Doch heute waren die Förmlichkeiten nur zweitranging.
"Es muss eine Ewigkeit her sein, dass wir uns gesehen haben. Zumindest kommt mir das so vor." Gerne hätte Avianus jetzt gelächelt - aber ach, das tat er schon. Die ganze Zeit. "Sag, Silana, wissen die anderen Helvetier schon von uns?"