Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

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    Lysandros
    Thraex


    Während er sich geduldig einölen und die Beinschienen anlegen ließ, saß Lysandros geduldig auf seiner Bank und atmete fest. Seine Augen starrten leblos hinein in die Leere und fixierten den dreckigen Boden vor ihm. Sein Herz klopfte, wie vor jedem seiner Kämpfe, von welchen er noch nicht viele bestritten hatte. Dies heute konnte sein letzter Kampf sein, jeder Moment sein Letzter sein, dies war er sich als Gladiator immer bewusst. Der Tod saß ihm ständig im Nacken und war ein alter Begleiter gewesen, egal wo er auch war. Es war für ihn nichts Neues, in Lebensgefahr zu sein. Schon zu viele harte Winter hatte er überlebt und er fürchtete weit weniger den Tod selbst als den Moment, an welchem er in diesen hinüberwechselte. Er fürchtete die Unehre und die Schmach der Niederlage, den Hohn des Publikums, welches ihn mit Spott mehr zu bestrafen vermochte als ihm die Gnade zu verweigern, die er sich nicht verdiente. "Du wirst sie alle in den Sand stampfen und lebend zurückkehren, versprich mir das", sagte sein grauhaariger, gealterter Ausbilder Pelagios hoffnungsvoll, "Ich habe dich nicht zum Sterben ausgebildet, sondern zum siegen!" Der Mann war alt, aber er hatte die Erfahrung im Kampf über die Monate seiner Ausbildung an ihn weitergegeben. Selbst wenn er nicht siegen konnte, musste er gut kämpfen, sich die Gunst des Publikums sichern. Die Angst, dabei zu scheitern, saß tief und übte Druck auf ihn aus, was sich in einem starken Herzklopfen äußerte. "Wenn ich scheitere, ist es vorbei", sagte Lyandros pessimistisch und sah Pelagios mit funkelnden Augen an, "Ich sterbe lieber, als mein Leben lang als Witzfigur dieses grässlichen Römervolkes zu agieren." In seinen Augen war es die Erinnerung an die Tage, die funktelte, an denen er noch ein hartes, aber freies, ungebändigtes Leben führte. Diese Tage waren jeher gezählt, als er von verbrecherischen Sklavenhändlern überwältigt wurde und seine Familie getötet wurde. Er wurde verkauft, landete hier im Kolosseum in Rom.
    Pelagios nickte, doch er hatte Hoffnung für seinen Schützling. Es beruhigte Lysandros, als ihm die Armmuskeln massiert wurden. Kurz darauf ließ er sich die Armschützer anlegen, den Helm aufsetzen und die Sica, ein gebogenes Kurzschwert reichen. Er trat als Thraex an. Durch das Metall des Helmes hörte man sein schweres Atmen. "Es ist so weit." Er trat hinaus und das Tor öffnete sich, offenbarte ihm die Arena, das Feld des Todes. Natürlich nahm er vorsorglich Abschied von Pelagios - denn vielleicht sahen sie sich nicht mehr.


    So trat er erhobenen Hauptes hinaus, fühlte die Wärme der Mittagssonne auf seinen Schultern. Die Menschen umjubelten sie, während die Gladiatoren die Arena betraten, feuerten sie gleichermaßen an und riefen ihnen Todeswünsche zu. Die vier Kämpfe, die er bisher ausgefochten hatte, waren kaum zu vergleichen.


    "Hier kommt Lysandros, der Thraex aus Byzantium", riefen die Ansager wiederholt mit übertriebenem Theatralismus hinaus. Er stapfte adrenalingeladen in Richtung Zentrum der Arena, winkte mit erhobenem Schwert in die Menge und hielt. Er wartete.


    Sim-Off:

    Bildquelle: yoyogames.com (zufällig per Google gefunden)

    Die Türe öffnete sich und Avianus wurde jeher aus seinen Gedanken gerissen. Da der Aurelier schon öfter zu Besuch war und er mittlerweile nicht mehr ganz unbekannt war, wurde er unverwunderlicherweise sofort erkannt. "Salve", grüßte er knapp, "Ja, das möchte ich."

    Mit leichter Verwunderung im Blick und einem von Hilflosigkeit getriebenem Handeln war es Avianus, der einmal mehr an der Porta seines Patronen erschien, um diesen um Rat zu fragen - doch es war nicht die Politik, die ihn erneut vor Macer trieb, sondern eher Besorgnis um das eigene Wohl und die Sicherheit, die wohl gewissermaßen von ihm selbst abhing. In seinen Händen hielt er den Brief, den er von Claudius Menecrates erhalten hatte, der letzten Endes der Grund für die Besorgnis war und ging auf die Porta der Casa Purgitia zu.
    Als er drei Mal kräftig anklopfte, fuhren ihm weiterhin die Gedanken wild durch den Kopf - auch der letzte Brief von Menecrates erreichte den Aurelier überraschend, doch war noch längst nicht so verdächtig wie dieser letzte Brief. Warum war der Claudier auf einmal so interessiert an Avianus? Avianus seufzte, während er auf die Öffnung der Porta wartete.

    Und so geschah es, dass die letzten Sekündchen für das Opfertier abgelaufen waren und die Männer auf dem Altar schnell und effizient den Tötungsprozess ausführten. Avianus erstarrte kurz, als der Opferhammer sich mit brachialer Gewalt auf den Schädel des Rindes niederließ und die Schädelknochen bei Kontakt mit lautem Krach zum knacksen brachte. Angesichts des Knackens der Knochen blieb Avianus kurz ein Kloß im Hals stecken, den er zügig wieder verschluckte und gebannt den weiteren Ablauf verfolgte. Im nächsten Moment bohrte sich schon das Opfermesser in den Hals des Tieres, um einen Strom aus knallrotem Blut zu erzeugen, der dem verendenden Tier entwich. Es war ein schneller Prozess, der dem Tier nicht einmal Zeit für Schreie und Widerstand ermöglichte und mit dem versichert war, dass es nicht unnötig leiden musste, kurz und schmerzlos aus ihren in die Hände der Götter übergeben wurde. Unkontrolliert sackte der Körper zusammen, fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden, während sich darunter eine Blutlache bildete.
    Damit war der Prozess der Konsekration vollendet und nunmehr war das Tier der Gottheit übergeben und aus den leblosen Überresten vermochten sie nur noch den Willen des Apollo zu deuten, den dieser schon in den Innereien des Tieres hinterlassen hatte.


    So machten sich die Schlächter an ihr Werk und übergaben dem Haruspex die blutigen Innereien des Rindes zur Deutung des göttlichen Willens. Avianus' Atem stockte, während er die gefühlte Ewigkeit erwartete, bis der Haruspex eine Antwort gab. Und der wiederum ließ sich Zeit, prüfte die Innereien mit genauem Blick. Die Körperteile sahen gesund aus, was anschließend auch signalisierte, dass Apollo das Opfer mit Wohlwollen annahm.


    Anschließend waren es positiv erlösende Worte, die der Haruspex hinaus rief und schon wieder quer durch die Arena wanderten:


    "Litatio!"


    Avianus atmete auf und konnte sich nunmehr sicher sein, dass die Kämpfe steigen konnten. Er nickte den Opferhelfern und dem Priester respektvoll zu und bedankte sich, ehe er laut hinaus rief:


    "BÜRGER ROMS! MÖGEN DIE SPIELE BEGINNEN!"

    Die vereinzelten Gespräche, welche noch der Arena geführt wurden, während das Opfer stattfand, waren unter dem kolossalen Ausmaß dieses Bauwerkes nicht hörbar, in welchem sie sich befanden. Die meisten der Zuschauer verfolgten das Opfer gespannt mit, schwiegen und machten sich vielleicht schon Gedanken um den Willen der Götter. Dies gereichte Avianus ein wenig zur Beruhigung, was wiederum seine Konzentration förderte. Innerlich hoffte er, Apollo würde sein Opfer annehmen und dass er wenigstens nach außen hin sicherer aussah - denn er war sich verunsichert, ob er alles richtig tat.


    Der Opferstecher fragte, wie beim Ritus üblich mit einem "Agone", ob er zustechen sollte. Avianus richtete seinen Blick auf den Ochsen und gab mit kühler, deutlicher Stimme die knappe Antwort:


    "Age!"

    Sim-Off:

    Bitte von der Wertkarte der Gens Aurelia abbuchen! Danke!



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    Ad Herius Claudius Menecrates

    Provincia Germania


    Mogontiacum


    Castellum der Legio II Germanica

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    Salve, werter Claudius,


    mit großem Bedauern muss ich Dir mitteilen, dass ich Deiner Forderung aus dem Schreiben vom ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (24.4.2011/108 n.Chr.) nicht folge leisten kann.


    Der Grund hierfür ist der administrative Aufwand, zumal ich zur Gleichberechtigung aller anderen abwesenden Mitglieder ebenfalls Schreiben aufsetzen müsste. Wie du schon erwähntest, würde dies die Abstimmung in die Länge ziehen und ein für den Kandidaten unverhältnismäßiges Maß annehmen, da Briefe nun einmal eine nicht zu knapp bemessene Zeit für die Zustellung benötigen.* Wenn nun mehrere Salier weit verreist sind, gar noch weiter weg als nach Germanien, welche Maße würde dies dann annehmen?


    Ein weiterer Grund ist, dass die Wahlen um die Aufnahme neuer Mitglieder traditionell immer vor Ort ausgeführt werden. Wenn Du abstimmen möchtest, so steht Dir dies frei, doch Du musst der Richtigkeit wegen vor Ort anwesend sein. Davon abgesehen, Briefe lassen sich zu einfach fälschen.



    Ich hoffe, dass Du Verständnis für meine Ausführungen hast. Mögen die Götter Dich schützen, Claudius.


    Sim-Off:

    * Dies vom SimOn-Standpunkt aus gesehen - die paar SimOff-Tage wären wohl kaum der Rede wert. ;)


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    ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (29.4.2011/108 n.Chr.)


    Bei einem neuen Gesicht und einer fremden Person war es beinahe schon Tradition, dass man den Anwärter ein wenig skeptischer und genauer beäugte. Immerhin wollte man wissen, wer es war, der um eines der Einstiegsämter im Cursus Honorum anhielt - diesen Kandidaten hier kannte Avianus aus dem ein oder anderen Abendessen und konnte demnach burteilen, dass der Tiberier Präsenz zeigte.
    Während Tiberianus redete, fühlte sich der Aurelier an seine eigene Kandidatur zu genau demselben Amt erinnert - er selbst hatte damals auch kaum eine Leistung vorzuweisen gehabt, weshalb er vor dem Senat aufgeregter denn je war, musste er doch allein durch seine Kunst überzeugen, sich als motivierter, aufstrebender, junger Mann zu präsentieren und damit das Gefühl erwecken, dass etwas in ihm steckte. Darauf war auch Tiberianus einigermaßen angewiesen, doch gefiel Avianus die Art, in der sich der Spross aus dem Geschlecht der Tiberier präsentierte. Außerdem war er Mitglied einer Gens, die er als politische Verbündete betrachtete, mehr noch der der Adoptivsohn seines direkten politischen Verbündeten und Mitverschwörers - Tiberius Durus. Dies waren Gründe, die zweifelsohne für den jungen Anwärter sprachen, weshallb er auch seine Befürwortung bekundete:


    "Die Kandidatur des Tiberius Ahala Tiberianus findet meine Befürwortung - ich finde, er soll eine Chance erhalten, sich in der Politik zu beweisen, zumal er einen fleißigen, pflichtbewussten Eindruck auf mich hinterlässt."

    Avianus saß gespannt zwischen den Senatoren und lauschte interessiert der Rede von Lupus, während derer er auch den Zorn der Diana erwähnte. Es war gar kein übler Schachzug, die Tatsache zu erwähnen, dass er engagierterweise bemüht um den Frieden mit den Göttern war. Dass Lupus sich in seinem Vigintivirat und auch als Haruspex hervortun konnte, gereichte diesem nur zum Vorteil. Er hatte aus seiner Redezeit viel rausholen können und machte selbst mit seinem jungen Werdegang im Cursus Honorum eine gute Figur.


    Als Lupus mit seiner Rede fertig war, wartete Avianus kurz auf eine mögliche Stellungnahme der älteren und mächtigeren Senatoren und ergriff das Wort, als er das Gefühl bekam, dass er dies tun konnte:
    "Wir sollten den Eifer dieses jungen Mannes belohnen und fördern - ich unterstütze die Kandidatur des Aurelius Lupus zum Quaestor und empfehle ihn wärmstens für dieses Amt, da ich mich selbst von seiner Verlässlichkeit überzeugen konnte!"

    So wie auf den Rängen der Zuschauer viel los war, hatte auch Avianus als Opferherr alle Hände voll zu tun. Dem Ritus entsprechend wurde sein Haupt verhüllt, während die Opfergegenstände aufgebaut wurden. Der Priester des Apollo stand bereit, ein Schlächter, um den blutigen Teil ihres Opfers zu übernehmen und genauso ein Haruspex, um den Willen der Götter zu deuten. Sie alle gesellten sich zu den Ministri, den Opferhelfern, die verschiedene Aufgaben übernahmen, wie zum Beispiel den Weihrauch zu tragen. Auch die Musikaten standen bereit, um den Umgebungslärm während des Opfers zu verdecken - denn Umgebungslärm galt als schlechtes Omen und würde womöglich ungewollt das vorzeitige Ende dieser Spektakel einläuten, wollte doch niemand entgegen schlechter Vorzeichen diese Spiele sehen oder veranstalten. Zudem sollte Avianus, während er das Gebet sprach, nicht abgelenkt werden, was jedoch auch mit Musik sehr schwierig war. Er musste sich zum einen darauf konzentrieren, eine gute Figur zu machen, die Aufregung und die Last tausender auf ihn gerichteter Blicke zu überspielen, indem er seiner Pflicht nachkam. Dann sollte er das Opfer leiten - so erforderten viele Dinge seine Aufmerksamkeit, doch er zweifelte nicht daran, diesen Dingen gewachsen zu sein und tat eifrig erhobenen Hauptes seine Aufgabe. Selbstverständlich wurde auch der rituellen Reinheit genüge getan, so dass alle hier auf dem Altar weiß gekleidet waren und sogar Avianus kurzfristig seine Caligae auszog.


    Nun begann der eigentliche Opferritus. Von den Helfern wurden die Beteiligten auf dem Altar symbolisch gereinigt, indem sie mit Wasser besprengt wurden. Diese Geste war auch für die Herolde in der Arena ausschlaggebend, die angewiesen wurde, bei Sichtung der Vollziehung dieses Ritus laut "Favete linguis*" hinauszurufen. Mehrfach hörte man daraufhin in allen Rängen diese Worte laut erschallen:


    "Favete linguis! Favete linguis! Favete linguis!"


    Und je weiter diese Worte durch die Ränge glitten, desto mehr verstummten die Gespräche, desto mehr schwieg die große Masse götterfürchtig, welche zuvor die Arena mit Gelächter und Unterhaltungen füllte. Die Flötenspieler begannen mit ihrem Spiel, natürlich nicht so laut, denn die Worte des Gebets mussten noch von den Herolden in die Ränge getragen werden, welche wiederum hören mussten, was gesprochen wurde. Anschließend wurden die Hände gewaschen und mit dem Mallium Latum abgetrocknet. Nun konnten die Opferhelfer den Ochsen Apollo weihen.
    Danach ließ sich Avianus das Opfermesser reichen, um dem sichtlich nervösen Ochsen über die Stirn zu fahren, weiter den Hals entlang, bis er ihm die Wolldecke vom Rücken striff und am Schwanz angelangt war. Während der ganzen Zeremonie regte sich das Tier nicht, stand wie paralysiert da, wohl in dem Wissen, dass es sich nicht losreißen konnte und vielleicht auch ahnend, dass sein Ende in Sicht war. Avianus gab das Opfermesser wieder ab und wandte sich von dem Stier ab, um nach vorne zu blicken und die Handflächen nach oben zum Gebet zu erheben:


    "Mächtiger Apollo, Gott der Musik, der Gesundheit, des Lichts und der Wahrheit,
    der Du nicht lügen kannst und uns lehrtest, Arzneien anzufertigen, der Du mit Pfeilen töten und Wunden heilen kannst,
    bitte nimm diesen Ochsen als Gabe von uns frommen Sterblichen,
    und verhilft unserem Imperator zur Genesung, auf dass uns seine weise Regentschaft lange Zeit erhalten bleiben möge!"


    Das Flötenspiel wurde lauter und es lag am Schlächter, traditionellerweise die Worte "Agone" zu fragen, bevor er den Ochsen erschlug.


    Sim-Off:

    :* "Hütet eure Zunge!"


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    Ad Helvetia Silana

    Provincia Italia


    Roma


    Casa Helvetia

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    Salve, meine Liebste,



    gerne möchte ich mein Versprechen einlösen und Dich am ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (29.4.2011/108 n.Chr.) zu einem Abendessen einladen.


    Ich warte sehnsüchtig darauf, dass wir uns wiedersehen, Silana, und dass ich dich wieder in meine Arme schließen kann.



    Mögen die Götter über Dich und die Deinen wachen!


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    ANTE DIEM IV KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (28.4.2011/108 n.Chr.)


    Kurz nach dem Eintreffen von Lucianus in ihrem Kreise wurde die Vorspeise serviert. Ironischerweise waren alle eingeladenen Gäste Verschwörer und noch mehr ironisch war, dass sie so gut wie alleine in diesem Raum waren, nachdem die Sklaven hinausgetreten waren und sie in ihrer unheimlichen Stille hinterließen. Spätestens jetzt war klar, mit welchen Intentionen der Tiberier sie hierher gerufen hatte - und es konnte ihm nur recht sein. Je weiter sie voranschritten, desto früher wären sie den grässlichen Praefectus Urbi los, desto früher wurde Rom wieder regiert, wie es regiert werden sollte.


    Kurz wartete der Aurelier, bis die höherrangigen Gäste zugegriffen hatten, bevor er sich selbst ein Stück Fisch nahm und wissbegierig Durus in seinen Ausführungen zuhörte. Das hörte sich gut an, doch hatte er eine Frage - mit welcher er sich wiederum zügeln musste, bis Lucianus ausgesprochen hatte.
    Und als dies geschah, ergriff der Aurelier die Möglichkeit:


    "Dies hört sich nach mächtiger Unterstützung an, die du für unser Unterfangen organisiert hast, Tiberius. Dennoch habe ich betrefflich dieser Sache einige... nun, nennen wir es organisatorische Fragen: Gewiss wird es Männer geben, die es wagen werden, sich gegen uns zu stellen - gewiss werden wir auch jemanden zum schweigen bringen müssen, der droht, unserem Unterfangen auf die Schliche zu kommen. Wie gedenken wir, mit eventuellen Widerständen umzugehen? Davon abgesehen - wie gehen wir nun auf nicht-militärischer Ebene vor?"

    Zitat

    Original von Aedituus
    Die Opferhelfer hatten im Zentrum der Arena Aufstellung genommen. Selbstverständlich verfügte das Amphitheater für derartige Zwecke über einen Altar, der aus dem Boden der Arena hinaufgefahren werden konnte und heute mit Girlanden geschmückt und einer frischen Rasensode versehen worden war. Daneben standen die Ministri mit ihren farbigen Schürzen, während ein Priester des Apoll dem Wagen des Aedils entgegen ging, um ihm bei dem Opfer zu assistieren.


    Der weiße Ochse, der heute dem Apollo für das Wohl des Kaisers geopfert werden sollte, stand mit seinem prächtigen Kopfschmuck ein wenig nervös am Rande...


    Der Wagen kam am Zentrum der Arena an und Avianus stieg von selbigem ab, während ein Priester des Apoll ihm entgegen ging. Der Aurelier lächelte und verneigte vor dem Priester respektvoll sein Haupt. "Salve", grüßte er, "Lasst mich einige Worte an das Volk richten, bevor wir zur Tat schreiten." Mit diesen Worten bestieg der Aurelier den prachtvoll geschmückten, ausgefahrenen Altar und erhob die Hände. Kurz feuchtete er seine Kehle an, sammelte sich innerlich.


    "Bürger Roms", rief er laut hinaus, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Natürlich war seine Stimme einzig und allein nicht genug, um in dieser großen Arena gehört zu werden. Deshalb standen in Hörweite über die Arena verteilt Bedienstete, die seine Worte erneut durchriefen, so dass sie von jedem Einzelnen, selbst hoch oben in den Rängen gehört werden konnten.


    "Heute ist ein bedeutsamer Tag, denn heute beginnen die Spiele, die ich zu Ehren des Genius unseres geliebten Imperators veranstalte! Heute habt ihr euch eingefunden, um einem bedeutenden Feiertag, dem Beginn dieser Spiele, beizuwohnen! Heute ist der Tag, an dem eure Treue und euer Dienst für den Kaiser belohnt werden soll und an dem zugleich der Genius unseres Kaisers geehrt werden soll! Euch erwarten drei Tage der Unterhaltung - esst, so viel euer Herz begehrt, trinkt, bis ihr nicht mehr könnt! NIEMAND muss hungern und dursten, denn für jeden soll vorgesorgt sein! Jeder soll an diesen Tagen belohnt werden, gleich welchen Ranges, vom einfachen Bürger bis zum Senator, vom jung bis alt, von Plebejer bis Patrizier! Egal, welche Probleme und Sorgen euch alle plagen - die Gladiatorenspiele sollen sie vergessen machen, euch belohnen und ablenken von der alltäglichen Plackerei!"


    Avianus legte eine kurze, künstlerische Pause ein.


    "Gewiss dürstet euch schon nach Gelagen und Unterhaltung - doch bevor wir beginnen, lasst uns ein Opfer darbringen an den mächtigen Apollo, auf dass der Imperator wieder genesen möge, auf dass er uns mit seiner grenzenlosen Weisheit und mit starker Hand führen möge!"


    Seine Pflicht war es zunächst, das Opfertier zu überprüfen. Natürlich war dieses sorgsam für ihren Zweck ausgewählt worden, weshalb es höchst unwahrscheinlich war, dass Avianus eine Ungereimtheit finden würde. Er kam dem Ochsen näher und sah ihn sich genau an, blickte in seine dunklen, nervösen Augen. Das Tier schien Angst zu haben vor der Menge, oder ahnte es, was auf ihn zukommen würde?
    Avianus fand nichts und signalisierte den Opferhelfern mit einem Nicken, alle Utensilien vorzubereiten und in Stellung zu gehen.

    Nach und nach strömten die nach Unterhaltung begierigen Menschen in die Zuschauertribünen und nahmen Platz. Immer lauter wurde es in der Arena, nahm doch jeder Einzelne noch ein oder zwei Gespräche mit hinein, so dass man bald tausende Gespräche, tausende Worte auf einmal hörte, die sich zu einer lauten Masse an Gesprächen verbanden und nunmehr nur unverständliche Laute in der Arena bildeten. Nun war es an Avianus, zu erscheinen, eine Eröffnungsrede zu halten und das Opfer einzuläuten. Eine ehrenvolle Aufgabe, die jedoch zugleich vollen Anspruch von seinen angespannten Nerven nahm, präsentierte er sich hier doch als Veranstalter von Spielen, die tausende unterhalten wollten.
    Dementsprechend geschmückt war sein Äußeres, welches sich in seiner edelsten, teuersten Toga präsentierte, die reich verziert und mit seinem Standessymbol, dem Purpurstreifen versehen war. Die Toga war strahlend weiß, würde im Sonnenschein grell aufleuchten und Blicke auf sich ziehen. Sie war dezent verziert mit künstlerischen Stickereien und einem mit Gold aufgestickten Familienwappen.


    Auf der gegenüberliegenden Seite von Avianus öffneten sich die Gittertore, aus welchen die Opferhelfer hinaustraten und welche das Opfertier hinter sich herzogen. Kurz darauf öffnete sich das Gittertor vor Avianus' Pferdewagen. Tief nahm er Luft, machte sich darauf gefasst, dass bald tausend Blicke auf ihm lasten würden, jede seiner Bewegungen und Regungen nicht unbemerkt blieb. Kurz klopfte der Aurelier dem Wagenlenker auf die Schulter, welcher eifrig nickte und die Pferde mit einem behutsamen Schwung mit den Zügeln in Bewegung setzte. Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung und sie traten zum Vorschein. Wurden kurz geblendet vom gleisenden Sonnenschein, der ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen angriff. Als seine Augen sich wieder an die Helligkeit gewohnt hatten, erblickte Avianus diesen prachtvollen Anblick, der seinen Atem stocken ließ: Eine Arena voll mit Menschen, die neugierig auf das Geschehen in der Arena hinab blickte.


    Auf seinem von Rassepferden gezogenen, ebenso reich verzierten Wagen winkte Avianus theatralisch der Menge zu, während sie sich dem Zentrum der Arena näherten, um sich mit den Opferhelfern zu treffen.

    Früher oder später wäre ihm unweigerlich jemand über den Weg gelaufen und wenn dieser jemand nicht unbedingt ein persönliches Anliegen hatte, würde er zumindest fragen, warum Avianus gut gelaunt war. Der Zufall wollte es so, dass die schwangere Flavia Nigrina mit ihrem runden Bauch seinen Weg kreuzte. Natürlich wollte er die Flavierin nicht konkret auf die Last ansprechen, welche sie in Form ihres gesteigerten Gewichtes und der veränderten Form im Bauchbereich hatte, weshalb Avianus diesen Umstand gekonnt ignorierte und die Gemahlin von Lupus völlig alltäglich begrüßte. Einerseits, um ihr die Pflicht, einen Nachkommen für die Familie zu tragen, nicht unnütig zu erschweren und andererseits, um sich selber nicht den Launen einer Schwangeren auszusetzen. Der Tag war schießlich zu gut, um in ein Fettnäpfchen zu treten!
    "Salve, Nigrina", grüßte er mit einem aufrichtigen Lächeln zurück.


    Für ihn gab es keinen Grund, seine Freude und die Umstände, welche diese verursachten, in irgendeiner Form zu verbergen. Nein, viel mehr noch befand er sich in einem Stadium, wo er sie am liebsten in alle Welt hinausposaunt hätte - dies tat er natürlich nicht, denn seine eigene Disziplin setzte auch kleine Grenzen diesbezüglich. Dennoch, Gefühle waren nichts, was man hinter dem Berg halten sollte!
    "Ja, weißt du... ich habe da ein nettes Mädchen kennengelernt. Nun ja, genauer gesagt: Lieben gelernt", nickte er, "Und für die Gemahlin von Lupus werde ich sicherlich etwas Zeit erübrigen können. Worum geht es denn?" Nun war es Avianus, in dessen Augen die Neugier aufblitzte.

    Im Grunde hatte Avianus schon Erfahrung damit, verschiedenste Feierlichkeiten für verschiedenste Anlässe zu planen und durchzuführen. Er hatte schon manch ein Abendessen veranstaltet, veranstaltete immer wieder Treffen bei den Salii Palatini, opferte regelmäßig den Göttern. Ja, man konnte ihm viel nachsagen, aber dass er noch nie etwas geplant hatte, das wäre wohl falsch gewesen.
    Dennoch stand es mit den Gladiatorenspielen, die am heutigen Tag eröffnet wurden, ein wenig anders, waren sie doch großen Ausmaßes und eine völlig andere Dimension der Herausforderung. Eine große, sehr anspruchsvolle Herausforderung, der Avianus in jedem Fall gewachsen sein wollte, wäre dies noch so schwer. Gladiatorenspiele abzuhalten war so herausfordernd, dass Avianus in den letzten Wochen alles stehen und liegen ließ, was nicht unmittelbar mit der Organisation zu tun hatte. Denn er durfte nicht vergessen, dass die Qualität der Spiele unmittelbar Einfluss nahm auf die Meinung der Bevölkerung gegenüber dem Veranstalter. Er wusste genau, wenn die Spiele nicht zur Zufriedenheit der Zuschauer gereichten, wäre es besser, gar keine Spiele abzuhalten. Und das wiederum war auch ein Übel, war dies doch eine seiner Hauptaufgaben als Ädil. Nein, alles musste perfekt sein, denn immerhin brauchte er auch die Zustimmung im Senat, wenn seine Karriere kein jähes Ende finden sollte. Und das war für einen Karrieremenschen nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, einfach zu scheitern.


    Das Bild, welches er heute und in den nächsten zwei Tagen über die Gladiatorenspiele von sich preisgab, musste ein Positives sein. Zwar mochte der Pöbel keinen direkten Einfluss auf ihn im Senat ausüben, sehr wohl aber indirekten: Davon abgesehen, dass zweifelsohne mehr oder weniger einflussreiche Senatoren zu den Spielen erscheinen würden, so war es doch auch ein Argument für eine Gegenstimme im Senat, wenn man behauptete, die Bevölkerung wurde einen hassen. Ein Argument, welches er auf keinen Fall nähren durfte. Avianus musste sich für diese Pflicht genug Zeit nehmen und natürlich spielte auch politisches Kalkül eine Rolle, dass er so viel Energie in diesen Volkssport zu stecken gedachte. Eigentlich steckte einzig und allein politisches Kalkül dahinter und nichts anderes. Aber dies war sein eigenes, kleines Geheimnis, denn solange die Leute einen liebten, sollten sie ruhig glauben, dass er die Spiele rein ihrer Wohlergehen und der Belustigung wegen abhielt.
    Es war einfach: Sie wollten Blut sehen? Sie sollten es bekommen! Davon würde nun drei Tage lang zur Genüge vergossen werden, sei es nun tierischer oder menschlicher Lebenssaft.


    So wurde den Menschen der Eintritt in das Amphitheatrum Flavium gegönnt und auch Avianus stand am Rande des Eingangs zu den Katakomben, umhüllt von Schatten in Bereitschaft, um als Veranstalter möglichst prunkvoll auf einem Pferdewagen in die Arena hineingefahren zu werden und der Eröffnungsveranstaltung beizuwohnen.
    Während er angespannt darauf wartete, dass sich die Arena mit Menschen füllte, spürte er allmählich dieses unangenehme, dumpfe Klopfen in seiner Brust.

    Heute stand Avianus erneut auf der Liste der Redner, um seine überarbeitete Fassung der Lex Mercatus zu präsentieren, die auf Basis der Anregungen ihrer letzten Diskussion deutlichen Verbesserungen unterzogen wurde. Doch würden die Vorschläge dieses Mal positiv aufgefasst werden? Avianus war gespannt und aufgeregt zugleich, doch auch optimistisch.
    Geduldig wartete er, bis er an der Reihe war und durfte anschließend, nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens, nach vorne treten. Er verschwendete seine Redezeit nicht und kam sofort zur Sache. Im Vorfeld ließ er noch eine Abschrift der geltenden Lex Mercatus an die Senatoren verteilen, so dass diese die Änderungen nachvollziehen konnten, die Avianus zur Diskussion stellen wollte.


    "Patres Conscripti, heute stehe ich vor Euch, um eine überarbeitete Version meines letzten Entwurfes für die Lex Mercatus vorzustellen, basierend auf den Anregungen unserer letzten Diskussion! Der neue Entwurf lautet wie folgt..."


    Es trat ein Helfer zum Vorschein, dem Avianus die Abschrift seines Entwurfes zum Vorlesen reichte:



    §1 Vertragsrechtliche Grundlagen


    §1.1 Der Kaufvertrag
    Der Kaufvertrag ist eine mündliche und/oder schriftliche, beidseitige Vereinbarung zum Kauf einer Ware. Ein Kaufvertrag ist für beide Kaufparteien bindend.


    §1.2 Vertragsverletzung und Schadensersatz
    (1) Wer die Vertragsbedigungen eines abgeschlossenen Vertrages ohne Zustimmung der anderen Partei verändert, verletzt die Vertragsbedingungen. Der vorher abgeschlossene Vertrag hat immer Rechtsgültigkeit, es sei denn, alle Parteien stimmen einer Änderung zu.
    (2) Wer mangelhafte Ware verkauft und den Käufer im Unwissen darüber lässt, begeht Vertragsverletzung. Der Käufer hat Anrecht auf Reparatur, Ersatz der Ware, Erstattung der Kostendifferenz zwischen vollwertiger Ware und der mangelhaften Ware oder Rücktritt vom Kaufvertrag. Ist sich der Käufer eines Mangels bewusst und kauft eine Sache trotzdem, liegt am Verkäufer keine Verantwortung.
    (3) Wer gestohlene Ware verkauft, der ist verpflichtet, dem Eigentümer die Ware wieder auszuhändigen. Ist die Ware schon verkauft oder schon konsumiert/verdorben, so muss der Verkäufer gleichwertigen Ersatz beschaffen oder den Verlust finanziell abgelten.
    (4) Käufer und Verkäufer haften für sonstige Schäden, die der jeweils anderen Vertragspartei durch Vertragsverletzung entstehen.


    §1.3 Mängel
    (1) Ein Mangel ist, wenn eine gehandelte Ware nicht den ihr zugeschriebenen Eigenschaften im Sinne des Kaufvertrages entspricht. Dazu zählen Beschädigungen oder Einschränkungen, die nicht im Wissen der Vertragsparteien sind.
    (2) Mangelhaft ist eine Ware auch, wenn sie den für die Ware üblichen Qualitätsstandards nicht entspricht.



    Ergänzungen / Veränderungen
    §2 Umlaufverbot
    (2) Es ist verboten, mangelhafte Waren wie beispielweise Werkzeug in den Umlauf zu bringen, die aufgrund ihrer Mängel das Leben und die Gesundheit des Käufers oder Dritter gefährden könnten.


    §7 Unlauterer Wettbewerb
    (2) Es ist verboten, bewusst falsch für ein Produkt zu werben oder dem Produkt bewusst Eigenschaften zuzuschreiben, die es in Wahrheit nicht hat.
    (3) Es ist verboten, das Geschäft einer anderen Person durch gezielte Manipulation zu schädigen. Gezielte Manipulation ist die absichtliche Zerstörung des Geschäfts oder Waren, die Beeinflussung von Dritten oder gezielte Einschüchterung oder Bestechung des Geschädigten oder seiner Mitarbeiter, um schädliche Aktionen im Sinne des Schädigenden durchzuführen oder zu tolerieren.
    (4) Es ist verboten, andere Personen oder ihre Geschäfte für selbst im Umlauf gebrachte mangelhafte Ware verantwortlich zu machen.


    Damit war der Inhalt vorgelesen und Avianus gab den Senatoren ein wenig Zeit, die Inhalte der Gesetze abzugleichen und darüber nachzudenken. Anschließend ergriff er noch kurz das Wort.


    "Darüber hinaus schlug Senator Flavius Piso in unserer letzten Diskussion noch vor, ein Strafmaß für unlauteren Wettbewerb festzulegen. Dies habe ich bewusst noch nicht festgelegt: Ein gerechtes Strafmaß möchte ich in der heutigen Diskussion finden."

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Salve, Aurelius! Wie geht es Dir? Wie laufen Deine Amtsgeschäfte?"


    begrüßte Durus seinen ersten Gast und wies ihm mit einer Geste sofort den für ihn bestimmten Platz zu. Kaum hatte er dann Platz genommen, erschienen Sklaven, die parfümiertes Wasser und ein Handtuch darboten, sowie ein weiterer Diener mit einem Glasbecher voll Wein.


    Der Aurelier nickte zufrieden, war er doch von seiner eigenen Leistung überzeugt, die aber noch bei weitem nicht vollendet war. "Sie laufen recht überzeugend, würde ich sagen", eröffnete Avianus, während er seinen Platz einnahm, "Ich sties vor dem Senat auf Widerstand, was meine Entwürfe für die Lex Mercatus anging, aber immerhin auf offene Ohren. Ich werde bald eine überarbeitete Fassung präsentieren."
    Kaum dass seine Worte ausgeprochen waren, erschien Flavius Gracchus auf der Bildfläche. "Salve, Flavius", grüßte der Aurelier freundlich zurück und sah sich in seiner Vermutung über das Thema des Abends verfestigt, war Gracchus doch ein Mitverschwörer.
    Kurz danach erschien Lupus. "Salve, Lupus", grüßte er diesen persönlicher, ohne dass ihm die Zweideutigkeit in der nachfolgenden Bemerkung auffiel.

    Das Gefühl, welches Avianus verspürte, war unglaublich. Zwar hatte er selbst schon viele Mädchen gehabt, manche davon länger, manche kürzer, doch sie alle vermochten ihm nicht die Gefühle zu vermitteln, wie es diese Eine Tat. Ein unbeschreiblich herrliches Gefühl war es, wirklich verliebt zu sein, welches jeden Moment, jeden Tag wunderschön werden ließ. Hach, am liebsten würde er wieder in ihrer Nähe sein - sie in den Armen schließen und leidenschaftlich küssen, so wie er noch nie Eine zuvor geküsst hatte. Wann war er letztes Mal schon wieder so glücklich gewesen? Froh darüber, jemandem seine Liebe schenken zu können, wohl in dem Wissen, dass die Andere ebenso fühlte und erleichtert über die Erkenntnis, dass man selbst über die rohe Hülle hinausgewachsen war und dass Schmerzen von gestern mit einem Schlag hinfort sein konnten, wenn man am richtigen Ort die richtige Frau traf. Es war schön und wie das göttliche Werk der liebenden Venus, dass sie sich ausgerechnet in ihrem Tempel verliebt hatten. Zweifel, dass es zu schnell ging? Nein, die hatte Avianus nicht. Er war sich sicher, Helvetia Silana war die Richtige!


    Frohen Mutes und eine glückliche Melodie vor sich her summend lief er aufgeregt, beinahe ekstatisch das Atrium hin und her, war gar untypisch hibbelig. Er wusste nicht mehr, wohin mit seinen Gefühlen, so sehr quillten sie schon aus ihm heraus! Noch wusste niemand von ihnen - wie würde aber die eigene Familie reagieren und die Gens Helvetia?



    Sim-Off:

    Wer will, der ist herzlich eingeladen! :)

    Der Einladung folgend und der eigenen Zusage des Kommens treu bleibend erschien auch Avianus zur Cena des Tiberius Durus, gewandet in eine seiner besten Toga, um selbst als Senator ehrenvoll und angemessen vor den Tiberier treten zu können. Von Anfang an, als ihn die Einladung erreichte, ahnte Avianus von dem Sinn und Zweck des Abendessens. Dies würde kein einfaches, freundschaftliches Essen sein. Nein, viel mehr noch ging es um ihre Verschwörung, die sie im Dunkeln geschmiedet hatten und bis Dato noch im Schutze der Schatten hielten. Doch bis jetzt blieb die Intention des Gastgebers nur reine Spekulation.


    Der Aurelier wurde sofort durch die ihm mittlerweile vertrauten Gänge der Villa Tiberia geführt, direkt in das Triclinium, wo der Gastgeber schon wartete. "Salve, Tiberius Durus", grüßte Avianus freundlich und hielt in gebührendem Abstand zu den Clinen, um sich den ihm zugedachten Platz zeigen zu lassen, "Es ist mir eine Ehre, heute Dein Gast zu sein!"