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Lysandros
Thraex
Während er sich geduldig einölen und die Beinschienen anlegen ließ, saß Lysandros geduldig auf seiner Bank und atmete fest. Seine Augen starrten leblos hinein in die Leere und fixierten den dreckigen Boden vor ihm. Sein Herz klopfte, wie vor jedem seiner Kämpfe, von welchen er noch nicht viele bestritten hatte. Dies heute konnte sein letzter Kampf sein, jeder Moment sein Letzter sein, dies war er sich als Gladiator immer bewusst. Der Tod saß ihm ständig im Nacken und war ein alter Begleiter gewesen, egal wo er auch war. Es war für ihn nichts Neues, in Lebensgefahr zu sein. Schon zu viele harte Winter hatte er überlebt und er fürchtete weit weniger den Tod selbst als den Moment, an welchem er in diesen hinüberwechselte. Er fürchtete die Unehre und die Schmach der Niederlage, den Hohn des Publikums, welches ihn mit Spott mehr zu bestrafen vermochte als ihm die Gnade zu verweigern, die er sich nicht verdiente. "Du wirst sie alle in den Sand stampfen und lebend zurückkehren, versprich mir das", sagte sein grauhaariger, gealterter Ausbilder Pelagios hoffnungsvoll, "Ich habe dich nicht zum Sterben ausgebildet, sondern zum siegen!" Der Mann war alt, aber er hatte die Erfahrung im Kampf über die Monate seiner Ausbildung an ihn weitergegeben. Selbst wenn er nicht siegen konnte, musste er gut kämpfen, sich die Gunst des Publikums sichern. Die Angst, dabei zu scheitern, saß tief und übte Druck auf ihn aus, was sich in einem starken Herzklopfen äußerte. "Wenn ich scheitere, ist es vorbei", sagte Lyandros pessimistisch und sah Pelagios mit funkelnden Augen an, "Ich sterbe lieber, als mein Leben lang als Witzfigur dieses grässlichen Römervolkes zu agieren." In seinen Augen war es die Erinnerung an die Tage, die funktelte, an denen er noch ein hartes, aber freies, ungebändigtes Leben führte. Diese Tage waren jeher gezählt, als er von verbrecherischen Sklavenhändlern überwältigt wurde und seine Familie getötet wurde. Er wurde verkauft, landete hier im Kolosseum in Rom.
Pelagios nickte, doch er hatte Hoffnung für seinen Schützling. Es beruhigte Lysandros, als ihm die Armmuskeln massiert wurden. Kurz darauf ließ er sich die Armschützer anlegen, den Helm aufsetzen und die Sica, ein gebogenes Kurzschwert reichen. Er trat als Thraex an. Durch das Metall des Helmes hörte man sein schweres Atmen. "Es ist so weit." Er trat hinaus und das Tor öffnete sich, offenbarte ihm die Arena, das Feld des Todes. Natürlich nahm er vorsorglich Abschied von Pelagios - denn vielleicht sahen sie sich nicht mehr.
So trat er erhobenen Hauptes hinaus, fühlte die Wärme der Mittagssonne auf seinen Schultern. Die Menschen umjubelten sie, während die Gladiatoren die Arena betraten, feuerten sie gleichermaßen an und riefen ihnen Todeswünsche zu. Die vier Kämpfe, die er bisher ausgefochten hatte, waren kaum zu vergleichen.
"Hier kommt Lysandros, der Thraex aus Byzantium", riefen die Ansager wiederholt mit übertriebenem Theatralismus hinaus. Er stapfte adrenalingeladen in Richtung Zentrum der Arena, winkte mit erhobenem Schwert in die Menge und hielt. Er wartete.
Bildquelle: yoyogames.com (zufällig per Google gefunden)