Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

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    Original von Faustus Tiberius Dolabella
    Ihr seid Avianus, Sohn des Regulus, habe ich nicht recht? Ich sah euch auf dem Forum, kandidiert ihr nicht zum Vigintivirat?


    Den Blick zwischen beiden hin und her wendend frug ich mich wie sie wohl verwandt waren, tappte ob der großen Sippe der Aurelier aber im Dunkeln. Einer von beiden war der Vetter des Ursus... Aber wer?


    Ein großer Erfolg soll euch gewiss sein wenn es den Göttern gefällt.



    "Sehr wohl.", antwortete Avianus wahrheitsgemäß und versuchte gezielt, nicht an seinen verstorbenen Vater zu denken. Es hing ihm immer wieder nach, die Erinnerung und die Umstände seines Ablebens. Die Bilder von damals hatten sich so fest eingebrannt, dass sie Tiberius immer wieder durch den Kopf schossen. Immer aufs Neue bedrückten die Bilder, als wären sie Messerstiche in das eigene Herz. Je länger die Zeit das Messer spitzte, desto größer die Wunde, desto länger blieb es stecken. Keinen Frieden fand der Aurelier deswegen, ob all der verstrichenen Jahre.


    "Ich danke für deine Unterstützung.", entgegnete er dem Tiberier und wandte sich dem Vettern zu, "So hochnäsig wäre ich nicht, mich von vorne herein als Gewinner abzutun, doch bin ich zuversichtlich. Der Senat hat mir sein Vertrauen entgegen gebracht.".


    Das Essen traf sich nach Avianus´ Ansicht recht gut, machte sein Magen doch schon einen kleinen Aufstand. "Gerne, Manius, nicht dass wir noch verhungern.", sagte er augenzwinkernd und folgte Orestes. Auf dem Weg stellte er eine nicht ganz unwichtige Frage: "Nun, Manius, was macht dein Weg für Fortschritte?".

    Zufälligerweise, oder schicksalhafterweise, war Avianus just in diesem Moment auf dem Weg zum häuslichen Sitz der Salii Palatini. Nachdem er die Treppenbesteigung hinter sich gebracht hatte und erfreut darüber die Eingangspforte erblickte, sah er seinen Verwandten Orestes mit einem Fremden sprechen. Er hatte schon lange nicht mehr mit Orestes geredet, was ihm den Anstoß gab, ihn einfach einmal anzusprechen. Es zahlte sich für Avianus also doch aus, auf der Suche nach Kontakt bei den Palatini hergekommen zu sein.


    "Manius!", rief Avianus und kam mit ausgestreckten Armen näher, "Salve, wie geht es dir? Dass wir uns auch noch zu Gesicht bekommen!".


    Auch an den Tiberier wandte sich Avianus. "Salve.". Da Avianus nicht in dieses Gespräch zwischen Orestes und Dolabella verzwickt war, unterließ er es, seinem Vettern die Worte aus dem Mund zu nehmen. Er würde sie schon selbst aussprechen.

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    Original von Fhionn
    Avianus hatte die Tür aufgerissen und sie folgte ihm hinein. Wie sich herausstellte, war es alles andere als ein großzügiger Raum, in den sie sich gerettet hatten und in dem es nicht minder dunkel war. Es war lediglich nur eine kleine Abstellkammer in der die Platzverhältnisse recht eng bemessen waren. Sie mussten sich irgendwo im Wirtschaftstrakt befinden. Wo genau, konnte Fhionn aber nicht genau sagen. Neben leeren Eimern, Besen, einer Leiter und noch anderen Putz- und Reinigungsutensilien, waren sie dicht aufeinander gedrängt. Der Platz reichte kaum zum atmen. Doch nun waren sie hier und vielleicht hatte dieses Ding, vor dem sie geflohen waren, ihre Spur verloren und würde sie nun in Ruhe lassen.
    Völlig erschöpft, von der Plackerei des Tages und der unheimlichen Ereignisse des Abends, ließ sie sich auf den Boden sinken. Dabei schepperte einer der metallenen Eimer, den sie dabei umgerissen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Glaube du wirklich, das ist Matho? Matho ist doch tot! Was er wollen von mir?" fragte sie den Aurelier. Auch wenn sie nicht für den Mord am Kreuz gelandet war, so Corvinus ihr doch eine Strafe auferlegt. Nur noch wenige Tage würde es dauern, bis sie Rom den Rücken kehren würde und man sie nach Sardinien Bringen würde, wo die Olivenernte in wenigen Tagen beginnen würde und sie dort zu arbeiten hätte.



    Tatsächlich war der Raum nicht die Beste Wahl, zumal der Aurelier und die Sklavin nun in einer nach seinem Geschmack zu dicht aneinander gedrängten Position in dieser winzigen Abstellkammer fest saßen. Sie war nur unbedeutend größer als die Pritsche, auf der Avianus bei ruhigeren Nächten schlief. Er hatte trotz allen Dingen andere Sorgen, denn draußen treibte ein Etwas sein Unwesen, von dem Avianus weder hören noch es sehen wollte. Ein Etwas, dessen Existenz er nie erahnt hätte. In diesen Zustand wäre er gerne geblieben. Nur zu gerne.


    Fhionn senkte sich gen Boden und ließ dabei die metallenen Eimer laut scheppern. Erschreckt zuckte Avianus zusammen. "Vorsicht... du willst doch nicht, dass wir von diesem Etwas draußen gehört werden!", zischte er besorgt. Auf die anschließende Frage der Sklavin hatte der Aurelier keine Antwort. Er seufzte. "Scheint, als wäre er nicht so tot, wie wir dachten.", entgegnete er sarkastisch. Auch bei ihm wurde der Geist Mathos vorstellig, und diese erste Begegnung war nicht minder gruselig als die jetzigen Ereignisse. Auch nicht minder gruselig, als die Schritte langsam und verhängnisvoll vor der Türe erneut erklangen.


    "Tock... tock... tock...".


    "Pssschtt...", versuchte er, Fhionn ruhig zu halten. Es war nur eine logische Reaktion des Körpers, dass dem jungen Aurelier bei der gemäßigten Temparatur bei Nacht eine Schweißperle die Stirn hinunterlief.

    Avianus bemerkte in der Menge seinen Onkel, welcher aufgrund seiner Kandidatur keine Luftsprünge zu machen pflegte. Er konnte verstehen, dass Corvinus eine voreilige Kandidatur seitens von Avianus verhindern wollte, doch letzterer empfand alles weitere Warten als Zeitverschwendung. Die Miene des Onkels verriet indes absolut nichts, worauf Avianus hätte schließen können. Ausdruckslos und nichtssagend war der Blick für Avianus. Es blieb dem jüngeren Aurelier also nur noch übrig, Corvinus ein selbstsicheres Nicken zuzuwerfen. Avianus hoffte trotz seines Missmutes, sein Vertrauen zu haben. Mehr konnte er selbst nicht tun, außer das Gegenteil aufzuzeigen. Dass er bereit für dieses Amt war...


    Avianus wandte sich dem Senator Purgitius zu, welcher erneut zu Worte kam. "So ist es, Senator! Ich bin ebenfalls gespannt!". Auch ihm nickte Avianus zu, zum Dank für die tat- und wortkräftige Unterstützung.


    Erneut ertönten Stimmen innerhalb der Senatsreihen. Ein Vorsprechen im Senat war ganz so, wie der Aurelier vermutet hatte. Rege Beteiligung von allen Seiten. Es war nur allzu verständlich, dass man auch denjenigen kennen wollte, der ein Amt im Cursus Honorum bekleiden wollte, war sich Avianus bewusst. In der Menge suchte er nach der Person, von der die Frage ausging, und als er die Richtung erkannte, antwortete er wahrheitsgemäß:


    "Eine gute und berechtigte Frage! Ich würde sowohl unter den Tresviri capitales dienen, als auch unter den Decemvir litibus iucandis! Die Erfahrung für Letzteres habe ich gemacht, und ich möchte mit einer einfachen Gegenfrage antworten: Warum sollte das nicht jemand machen, der schon die nötige Erfahrung mitbringt!?". Wobei selbst diese Gegenfrage rhetorisch gemeint war.

    Avianus machte sich auf kritische Gegenstimmen von allen Seiten gefasst, als er auf Reaktionen seitens der Senatoren wartete. Er war nicht dazu gestimmt, sich einzubilden, so gut gewesen zu sein und jetzt keine Gegenstimmen zu ernten. Noch immer war der Aurelier auf alles gefasst. Dies war für ihn die beste Möglichkeit, anstatt später böse Überraschungen zu erleben.


    Auch sein Patron ließ Avianus nicht im Stich, was ihn erfreut schmunzeln ließ. Damit schuldete er dem Purgitier schon einmal etwas. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass eine solche Frage aufkommen würde, obwohl die Antwort darauf nicht schwierig war und somit auch schnell folgen konnte. Gerne verriet er auch etwas aus seinem noch jungen Leben. Vielleicht würde er damit ja auch gut landen, dachte er, obwohl der Aurelier aus dem Tode seines geliebten Vaters nicht kapital schlagen wollte. Er wurde gefragt, also musste er antworten, keine Schwäche zeigen. Avianus blickte in die Menge, hob die Hände um noch einmal Aufmerksamkeit zu erhalten. Nach wenigen Sekunden kam er zu Wort:


    "Besten Dank, Senator Purgitius! Selbstverständlich behalte ich euch dies nicht vor! Ich bin jetzt 21 Jahre alt, habe also noch ein Leben vor mir und freue mich über jedes weitere Jahr! Meinen Vater verloren habe ich im Alter von 16 Jahren! Ich musste früh lernen, meinen Weg im Leben ohne seine weisen Ratschläge zu finden! Nun, meinen Weg habe ich gefunden, aber beschreiten muss ich ihn noch! 5 Jahre liegen jetzt zwischen dem Tod meines Vaters und dem heutigen Tage, an dem ich die Möglichkeit geboten bekomme, in seine Fußstapfen zu treten!

    Und so rannten sie, in einer Flucht, die mehr panisch als gezielt war, durch die Gänge der Villa Aurelia. Sie sind um einige Ecken abgebogen, in der Hoffnung, die Gestalt würde ihnen nicht mehr folgen. Avianus war keine Sportskanone, doch trotzdem ließ die Geschwindigkeit, in der er geflohen ist, völlig andere Vermutungen offen. Er lief praktisch um sein Leben.


    Auf einmal zerrte die Sklavin den Aurelier am Arm, der schon panisch aufschreien wollte, warum die Sklavin jetzt noch stehen blieb. Doch auch ihm fiel schnell die Tür auf, die sich in der Dunkelheit so schemenhaft abzeichnete. Avianus war sich unsicher, überlegte schnaufend und sah in die Richtung, von der sie gekommen waren. Dieses unheilvolle Dunkel... und erneut tappten die Schritte durch die Hallen, als würde dieses erschreckende Etwas bald schon um die Ecke kommen. Avianus zweifelte, ob der Raum hinter der Türe helfen sollte, aber egal wo sie hingingen - die Gestalt würde sie auch irgendwo anders wiederfinden können. Es machte keinen Unterschied und in dieser Situation war es doch jeder Versuch wert.
    "Dann gehen wir rein.", flüsterte Avianus und riss die Türe auf, "Schnell...".

    Es war einer dieser positiv oder negativ denkwürdigen Tage, an denen sich der junge Aurelier hier einfand. Zum ersten Mal sollte er das Senatsgebäude, die heiligen Hallen der Curia Iulia von innen erblicken dürfen. Er sollte vor dem Senat sprechen, triftige Gründe dafür liefern, dass er der Richtige war, den Cursus Honorum zu beschreiten. Keine einfache Aufgabe hatte sich der Aurelier hier aus eigenen Stücken gewählt. Doch er war motiviert, zuversichtlich, hier in diesen Räumen eine Rede zu halten, die den Senat von ihm überzeugen sollte. Lange hatte sich Avianus vorbereitet, schon allein aus dem einzigen Grund, weil er sich seine eigene Rede, gut unter Kopfzerbrechen durchdachte Worte, so lange durchlas, bis er sie in- und auswendig konnte. Er hoffte inständig, diese Worte gut in die Menge der Senatoren weitertragen zu können, war es doch als junger, aufstreben wollender Patrizier nicht leicht, die zum Teil erfahrenen, alten Männer von sich zu überzeugen.
    Unvorbereitet war junge Kandidat ganz und gar nicht – für diesen Anlass am heutigen Tage verbrachte er mehrere Stunden, sich seine beste Tunika und Toga anziehen zu lassen. Sorgsam hatten die Sklaven gehandelt, weshalb Avianus nun mit einem makellosen Äußeren vor den Senat erstrahlen konnte. Dieses gut vorbereitete Äußere mochte davon kommen, dass der junge Aurelier die Sklaven schon pingelig auf die geringsten Kleinigkeiten hingewiesen hatte, obwohl er wirklich nie von der pingeligen Sorte war. Nein, es konnte nur an dem Drang liegen, jetzt erfolgreich zu sein. Anders hätte er sich vielleicht selbst nicht erklären können.


    Ruhigen Schrittes trat Avianus vor den Senat, stellte sich an den für Redner vorgesehenen Platz und fühlte zahlreiche Blicke nur auf sich selbst lasten, welche ihn zu erdrücken versuchten. Im Gefühl hatte er auch den ein oder anderen Zweifel an sich selbst. Er atmete tief ein und aus, sammelte seine Gedanken. Er hätte es gerne so schnell hinter sich gebracht, wie er nur konnte und seinen Text einfach nur runter gerattert. Was wäre er auch Schuld gewesen, wenn ihn niemand verstanden hätte?
    Aber nein, er wusste, dass dies nur einen schlechten Eindruck machen konnte. Anschließend kam der Kandidat für das Amt des Vigintivirs zu Wort. Er versuchte dabei, möglichst ausgeglichen zu wirken, als ihm nun das Wort erteilt wurde.


    „Hochverehrte Senatoren Roms!“, schallte es hinaus, sodass Avianus selbst in den hintersten Ecken der Senatshallen hörbar wurde, „Lange habe ich auf den Tag gewartet, hier stehen zu dürfen! Lange habe ich gewartet, um hier und jetzt als Kandidat für das Amt des Vigintivirs zu kandidieren! Lange habe ich gehofft, für unser Imperium im Cursus Honorum dienen zu können, was mein patrizisches Vermächtnis ist!“. Während die Worte im Raume verhallten, legte der Aurelier eine künstlerische Pause ein. In der Hoffnung, seine Worte würden gut ankommen.


    „Mein Vater hat mir zu Lebzeiten beigebracht, was das Privileg mit sich bringt, von hoher Abstammung zu sein! Der gemeine Bürger denkt: Steuerfreiheit, Reichtum, eine große Villa irgendwo in der Stadt! Viele vergessen die Pflichten, die ein Patrizier hat! Mit dem eigenen Namen für das Imperium und die eigene Familie einzustehen ist nur eine von diesen Pflichten, die ich habe und welche auf ihre Erfüllung warten! All jener Reichtum: Er ist überhaupt nichts, wenn man nichts zurück geben kann, ihn dafür einsetzt, selbst nützlich zu sein! Etwas zurück geben möchte ich euch allen, euch Senatoren, die ihr hier sitzt, dem römischen Volke außerhalb dieser Hallen und dem ehrwürdigen Imperator unseres großen Imperiums! Dies in Form meiner Dienste und nicht weniger, nichts Anderes beabsichtigt meine Kandidatur! Dies ist der Grund, weshalb ich hier stehe, hier rede und euch, verehrte Senatoren, um eure Zustimmung bitte! Noch mag ich auf offizieller Ebene nicht viel geleistet haben! Dies möchte ich ändern! Ich erbitte die Möglichkeit dazu, etwas bezwecken zu können und euer Vertrauen zu ernten! Es ist mir durchaus klar, dass es nicht einfach ist, jemandem ohne Weiteres zu vertrauen! Nicht einmal Worte sprechen besser als Taten, welche ich glücklicherweise jedoch vorzuweisen habe!“.


    Erneut ließ Avianus seine Worte verhallen, sah in die Menge. Die Pause war seiner Meinung nach gut gesetzt. Tief nahm der Aurelier Luft, feuchtete seine Kehle an und setzte fort. Mit seinen Taten, derer er anstrebte als offiziell gewählter Vigintivir noch zahlreiche zu vollbringen.


    „Als Assistent habe ich den Decemviri litibus iucandis geholfen, Erbschaftsfälle zu bearbeiten. Ich habe dem Quaestor Aurelius Ursus bei der Inspektion zum Bau des Ulpianums geholfen, und dem Senator Aurelius Corvinus stand ich als persönlicher Schreiber zur Seite! Ich bringe den nötigen Ordo für dieses Amt mit, ich habe die Erfahrung gesammelt! Mein Vater hat mich noch etwas gelehrt: Beschreite den nächsten Schritt erst dann, wenn du wirklich so weit bist! Der nächste Schritt ist das Amt des Vigintivirs, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich für dieses Amt nicht bereit wäre! Eure Zustimmung, mehr möchte und brauche ich nicht!“.


    Die Worte waren gesprochen und Avianus kam zum Ende seiner Vorstellungsrede. Seine eben gesprochenen Worte schossen ihm durch den Kopf…


    „Väter Roms, ich danke euch für euer Gehör und die große Ehre, hier stehen zu dürfen!“.


    Jetzt lag es an den Senatoren, zu urteilen und ihre Fragen zu stellen.

    Da der Aelier seiner Frage nach selbst kein Anliegen hatte, und Avianus seinerseits mit einem "Nein, nichts derart." erwidern konnte, war es für ihn wohl an der Zeit, zu gehen. Der Aurelier war schon gespannt auf die Wahlen, hatte er an einer solchen doch nie als Kandidat teilgenommen. Es war nun ein ganz anderes Bild...


    Avianus nickte und trat zwei Schritte zurück. "Consul, wir werden uns dann sicherlich wieder sehen. Wenn du mich entschuldigst... vale!". Damit wandte sich Avianus ab und verließ die Wohnstätte von Quarto...

    Natürlich war Avianus unvorbereitet, und das im großen Maß. Jedoch nicht auf das Patronat, denn wäre er dies gewesen, hätte er Macer nicht als seinen Patronen gewinnen können. Nein, er war unvorbereitet auf seinen Onkel, welcher des Morgens in sein Zimmer stürmte und immerhin Beihilfe geleistet hatte, dass Avianus nun schneller wach wurde. Enttäuscht senkte der Neffe den Kopf, strich sich die Wange und seufzte tief. Leider erzielte das Ausschlussverfahren keine Wirkung bei dem jüngeren Aurelier. Und das nicht, weil er es nicht verstehen konnte, sondern weil er der festen Überzeugung war, dass Macer in der Tat ein guter Patron war.


    "Er war für mich der beste in Frage kommende Patron.", antwortete Avianus so nüchtern wie auch schlicht und stützte sich etwas verunsichert an seinen Schreibtisch, ehe er wieder zu Wort kam. "Wen, Marcus, wen hättest du mir als Patronen empfehlen können? Den Deinen, der nun in Hispania als Proconsul verweilt? Könnte er DIR von dort aus besser weiterhelfen, als Macer mir? Es spielt keine Rolle, ob er Militär war oder nicht - er ist Senator, beschreitet den Cursus Honorum auf einem angesehenen Posten, hat mein Vertrauen und umgekehrt. Außerdem lebt er in Rom und wir sind uns gegenseitig erreichbar, wenn etwas sein sollte.". Avianus unterbrach sich in seiner Schlussfolgerung jedoch selbst. "Verzeih´, Onkel. Es geht ja nur begrenzt um dich und ich kenne die Karrierepläne meines neuen Patronen ebenfalls nicht. Trotzdem ändert es an der Frage nichts, welche Person besser gewesen wäre, als ein Mann, der sich aktiv für seine Klienten einsetzt. Ein Mann, der einen bei den Wahlen auch mit ausreichend Wahlsprüchen für die Bekanntheit unterstützt. Ein Mann mit einem langen Werdegang und nun Senator... er mag nur eine Stimme haben, doch diese ist umso wertvoller.". Avianus holte tief Luft, überlegte seine nächsten Worte gut. Er wollte nicht anzweifeln, dass Corvinus ihm nicht schon weitergeholfen hätte und dass auch er Ansehen im Senat hatte. Doch er gehörte zur Familie und Avianus wollte sich auch Unterstützung außerhalb sichern.


    "Ich sehe ein, dass ich es dir hätte sagen sollen. Und ja, Marcus, das ist zugegeben eine schlechte Angewohnheit von mir. Ich arbeite zumindest daran.". Er wusste nicht, was Corvinus jetzt sagen würde. Aber er war auf das Schlimmste gefasst!

    Auch Fhionn stand direkt nach Avianus wieder auf und bestätigte aus eigenem Munde die Vermutung des Aureliers. Er hatte sich also nicht getäuscht und wurde von einer Sklavin angerempelt. Nun ja, für Avianus war nichts geschehen, nahm er sich vor. Die Öllampe sei ihm aus Versehen heruntergefallen. "Ach... wenn sie fragen, mir ist die Öllampe selbst heruntergefallen. Warum die ganze Pan...", wollte Avianus fragen und wurde jeher von einem gespenstisch zischendem Flüstern unterbrochen, welches ihn erschreckt zusammenfahren ließ. Sein Herz raste einmal mehr in jener Nacht und seine Augen spiegelten wohlwörtlich seine Angst wieder. Das Flüstern verhallte im Dunkel des Ganges. "Ich wünschte, ich hätte es nicht gehört. Aber doch, ich habe es gehört...", flüsterte Avianus mit ängstlich angehauchter Stimme zurück. Auf seiner Stirn stand die Furcht geschrieben, als das unbekannte Gespenst erneut ertönte und nach Fhionn rief. Dass sich Fhionn an Avianus festklammerte, brachte ihn nur zu sehr in Verlegenheit, doch für solche Gedanken hatte er in diesem Moment nichts übrig - er musste sich nämlich auch an jemanden festklammern, in all der Panik, die er verspührte.


    "Doooooccchhh, miiiccchhh haaaasssttt duuuu getöööötet. Mathooooo!", erschallte es und so machte dieser Matho deutlich, dass Probleme nicht zwangweise für immer zu beseitigen waren... dass verstorben geglaubte Menschen vielleicht doch nicht ganz verschwinden konnten. Ein nur allzu menschlicher, verständlicher Reflex setzte Avianus´ Körper in Bewegung, aktivierte alle Sinne und sogar einen Überlebensinstinkt.
    "Egal! Weg hier, schnell! Na los!", rief er Fhionn hinzu, packte sie am Arm und flüchtete vor der leuchtenden Gestalt, die nun erschien. Es war ihm jetzt sichtlich egal, wem die Gestalt überhaupt ähnlich sah...

    Avianus lächelte nur, war er doch bescheiden und der Meinung, dass die richtige Arbeit für ihn anfangen würde. "Ich habe getan, was ich kann.", antwortete er fast schon verlegen. Anschließend hörte er dem Consulen gespannt zu. Also doch noch die kahlen Räume... ein Reden vor dem Senat. Die Senatoren, zu denen auch Corvinus gehörte. Avianus hatte sich fest vorgenommen, seinem Onkel zu zeigen, dass er doch bereit für diese Kandidatur war!


    "Sehr gut, Consul. Ich freue mich schon, von dir zu hören und bereit werde ich auf jeden Fall sein.". Fragend blickte Avianus Quarto an, ob dieser nicht noch ein Anliegen hatte. ;)
    Insgeheim schätzte Avianus den Mann. Er schien sicherlich einen großen Dienst für Rom zu vollbringen.



    Ein Schock wäre wohl verharmlosend bezeichnend, als irgendein ihm unbekanntes weibliches Geschöpf gegen Avianus donnerte und ihn wie einen Sack Getreide umkippen ließ. Das hatte noch gefehlt... nun polterte Avianus auf den Boden und konnte dank guten Reflexen mit einer Handbewegung das Schlimmste für seinen Hinterkopf verhindern. Leider jedoch kostete das der Öllampe ihr Leben. Sie zerbrach beim Aufprall in winzigkleine Scherben, welche sich sich laut klirrend quer über den Boden verteilten. Der Geist hatte ja gut herumstöhnen, dachte Avianus verärgert und rappelte sich langsam wieder auf. Nein, jetzt glaubte er definitiv an Gespenster...


    "Nein, bitte, tu´ du mir auch nichts... argh, und nächstes Mal nicht bei dieser Dunkelheit durch die Gänge rasen... man sieht ja, was dabei passieren kann...", stöhnte Avianus. Er zog sich eine kleine Glasscherbe aus der Haut, welche zum Glück keine schlimmeren Verletzungen hinterließ. "Autsch!".
    Die Stimme und der Akzent kamen dem Aurelier vertraut vor, doch ein Gesicht sah er bei der Dunkelheit nur bei den Konturen, als wäre selbst dieses schon gespentisch...
    "Fhionn?".

    Genauso schnell, wie die Avianus zur Sache kam, schien auch die Anmeldung gelaufen zu sein. Hiermit war es also getan... er kandidierte bei den nächsten Wahlen als Vigintivir. Er ließ sich für einen ersten Schritt in eine Karriere wählen. Avianus persönlich hatte sich im Gedanken mehrere Szenarios ausgemahlt. Eines davon: Mindestens 20 Fragen, 10 Minuten langes, routinemäßiges und beide Seiten langweilendes Fragenbeantworten in einem öden, kahlen Raum, nur für die Einsicht, dass man passend oder unpassend für einen solchen Weg war. Aber nein. Wenige Worte veranlassten etwas für Avianus schon so Großes... er schmunzelte den Aelier zum Dank freundlich an.


    "Ja, das bin ich.", erwiderte der Aurelier wahrheitsgemäß, "Um genau zu sein, sind wir Vettern. Ich weiß, dass er beim Bau des Ulpianums geholfen hat und ich habe Ursus etwas unter die Arme gegriffen. Nicht viel, aber wenigstens so viel, wie ich imstande war zu tun.".

    Als sie in das Atrium ankamen, hatte der junge Aurelier viel zu bewundern. Nicht, dass er in schlechten Verhältnissen lebte, doch ein solches Consulenhaus sparte wirklich nicht mit teuren Stücken und einem prachtvoll eingerichteten Atrium. Ein Grund mehr für Avianus, hier bloß keine falsche Handbewegung zu tätigen!


    Als der Sklave anschließend verschwand und seines Weges ging, nickte Avianus und wartete geduldig. Auch hier ging alles schnell vonstatten und der Consul empfing den Aurelier herzlicher, als dieser es sich gedacht hätte. Dies stellte sich als beruhigend heraus und linderte die Aufregung von Avianus, ließ sie jedoch nicht ganz verschwinden. Der Aurelier lächelte nun doch freundlich und näherte sich dem Consulen... jenem Mann, der es schon so weit gebracht hatte. Dem Verwandten von niemand weniger als dem Kaiser!


    "Salve, Consul! Es ist mir eine Ehre, dich persönlich kennenzulernen!", grüßte Avianus und reichte seine Hand zum Gruß, bevor er zum Geschäftlichen Teil seines Besuches kam, "Mein Name ist Tiberius Aurelius Avianus. Ich komme, um eine Teilnahme für die nächsten Wahlen um das Einstiegsamt der Vigintivirs zu ersuchen.". Natürlich kam er ein wenig schnell zur Sache, dessen war sich Avianus bewusst. Aber ein Consul hatte sicherlich viel zu tun!

    Der Aurelier musste nicht lange alleine vor der Eingangspforte stehen, was er mit einem Nicken zu dem Sklaven auch zur Kenntnis nahm. Lange aufhalten wollte er Nakhti genauso wenig wie sich selbst, weshalb er also gleich zur Sache kam:


    "Salve... ich möchte gerne mit dem Princeps Senatus Aelius Quarto sprechen und eine Teilnahme an den nächsten Wahlen ersuchen. Könnte der Princeps mir einen Moment seiner kostbaren Zeit entbehren?", gab Avianus sein Anliegen preis und erwartete die Reaktion.

    Schweigsam, was wohl nur an der Aufregung liegen konnte, folgte Avianus dem unbekannten Prätorianer durch den Palast. Er schätzte sich hierbei glücklich, dass er sich nicht alleine in dieser Anlage aus Gängen und Türen zurechtfinden musste. Avianus hätte sich vermutlich ausnahmslos hier verlaufen.
    Als der Gardist und Avianus selbst nun vor der Porta zum Domus Aeliana standen, nahm Avianus tief Luft und beruhigte sich mit Worten im Gedanken. Anschließend klopfte er an.

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Der Praetorianer nickte. "Gut, Aurelius, ich führe Dich dann zur Wohnung des Consuls. Allerdings bin ich verpflichtet, Dich zuerst auf Waffen hin zu untersuchen." Und er wartete nur kurz auf das Einverständnis des Aureliers, um dann zur Tat zu schreiten. Natürlich überlegte er, ob dieser Aurelier wohl mit dem Quästor Consulum verwandt war, der hier fast täglich ein und aus ging. Vermutlich, irgendwie jedenfalls.


    "Nun dann folge mir bitte." Der Praetorianer schritt voran, um Avianus durch das Labyrinth des Palastkomplexes zu führen.



    "Dann erfülle deine Pflicht!", antwortete Avianus kurz und knapp. Mit einer langsamen Handbewegung hob er schließlich beide Hände und ermöglichte eine reibungslose eigene Untersuchung. Waffen hatte Avianus keine bei sich, und die hatte er hier wohl auch nicht unbedingt nötig.
    Als die Untersuchung abgeschlossen war, wurde der aufgeregte Aurelier endlich in den Palast geführt.

    "Tiberius Aurelius Avianus.", stellte sich Avianus nickend vor, was er dummerweise vorhin vergessen hatte. Er sah derweilen noch einmal zu sich selbst herab und erkannte, dass sein Äußeres noch immer gepflegt war. Nicht, dass er notorisch versessen war, sich das kleinste Staubkrümelchen von der Kleidung zu zupfen. Aber der Anlass erforderte er irgendwie.