Beiträge von Tiberius Aurelius Avianus

    An das Wort Schlaf wollte der Aurelier nun überhaupt nicht mehr denken, nach diesem Zwischenfall und einer Begnung der irgendwievielten Art. Im Gegenteil, sich nun erneut auf die Pritsche hinzulegen und damit unter Umständen wehrloser zu sein als wachsam im Stehen, löste in Avianus ein leichtes Anzeichen von Todesangst aus. Während sich Avianus mit runden Kopfbewegungen das Genick wieder zurechtrenkte, lief er schweigend zu der Öllampe, welche über Nacht ihr Dasein auf dem Schreibtisch fristete. Das Herzklopfen stellte sich wieder ein und Ruhe kehrte in ihn zurück, als Avianus die Flamme in der Lampe entzündete und das beruhigende Flackern des Flämmchens im Dunkel beobachtete, welche einen milden Lichtschein in das Cubiculum warf.
    Aviauns setzte sich auf seinen Schreibtisch und überlegte scharf. Was er nie, sondern nur jetzt tat war es, die Augen fest zu schließen und sich in Gedanken mit dem Zeigefinger auf seiner Schläfe umherzukreisen. Sollte er nun herausgehen, der Begebenheit auf die Schliche kommen? Oder sich in seinem Zimmer verbarrikadieren, wo er am Ende wohl wieder nicht sicher sein konnte? Nun, es war aus seiner Sicht das Gleiche, egal ob er nun in der Villa umherstreifte oder in seinem Zimmer verblieb. Er fasste also den Entschluss, eine Erkundungstour zu machen, hoffte innerlich jedoch trotzdem, auf einmal aus einem bösen Traum zu erwachen.


    Mit der Öllampe, welche ein nahezu schützendes Licht abgab, schlurfte Avianus zu seiner Türe, welcher nun durch gruselige Umstände geweckt wurde. Am aller-, allerliebsten hätte er sich nun auf die Pritsche geschwungen und hätte friedlich bis zum Morgengrauen geschlafen. Was jetzt eine denkbar schlechte Idee war.


    Mit leisen Sohlen öffnete der junge Aurelier die Tür und biss sich fest die Zähne zusammen, als diese ein leichtes Quietschen abgab. Hatten eigentlich die Anderen solche Ereignisse oder war Avianus der einzige Wahnsinnige in der Villa? War er hier etwa alleine auf Geisterjagd, eine unbekannte Gefahr, gegen die er sich vielleicht nicht mehr wehren konnte?
    Diese und ähnliche Fragen stellte er sich, als er langsam die Tür hinter sich schloss. Anschließend striff Avianus durch die nächtlichen Gänge.


    Mittlerweile war es spät in der Nacht und die Fackeln in den Gängen waren erloschen, spendeten kein Licht des Wohlgefühls und der Sicherheit mehr. Immer wieder stießen kalte, sanfte Winde in Avianus´ Gesicht, als er in langsamen Schritten die sonst so vertrauten, doch auf einmal bedrohlichen und fremdartigen Gänge erkundete. Seine Schritten waren hörbar...


    *Tock... tock... tock...*


    ...und Avianus konnte sich in all dieser Ruhe selbst atmen hören. Sein Herz fing nur in dem einen Moment wieder zu rasen an, als sich die Anzahl der Schritte verdoppelte, ohne dass er schneller lief.


    *TockTock... TockTock... TockTock...*


    Erfüllt von Schrecken, welcher sich in seinem Herzen schmiegte, wandte sich der Aurelier schlagartig um und blieb stehen. Seine Schritten waren nun nicht mehr hörbar. Dafür jedoch andere.


    *Tock... Tock... Tock...*


    Ein besonders kalter, noch stärkerer Windhauch folgte auf die Schritte und ließ Avianus das Blut in den Adern gefrieren. Das Licht aus der Öllampe erlosch nun und offenbarte dem jungen, verängstigten Aurelier nicht mehr, was ihn umgab. Ein nur allzu geplantes Stöhnen durchdrang den stockfinsteren Gang, in welchem sich Avianus in diesem ungünstigen Moment tummelte. Wäre er doch lieber schlafen gegangen!


    "Was willst du von mir, wer bist du?!".

    Nun war also einer jener höchst gemeinen Tage gekommen, an denen Avianus sich wirklich alle Mühe gab, sich zuzsammenzureißen. Er musste hier und jetzt tun, was er sich schon so lange Zeit vornahm, oder er tat es gar nicht. Es mochte nur eine simple Anmeldung für die kommenden Wahlen in den Cursus Honorum sein, doch selbst hier, angesichts des gewaltigen Palastes, in dem auch auch der Imperator thronte, verspürte der junge Aurelier eine gewisse Aufregung. Monate hatte er auf die nächsten Wahlen gewartet und umso wichtiger schien dieser Augenblick jetzt zu sein, an dem er im Begriff war, eine Laufbahn zu beschreiten oder dabei zu scheitern. Egal was dabei herauskommen mochte: Sein Leben würde jetzt eine schnelle Wandlung durchlaufen, die ihm nur recht kam. Avianus pendelte nicht gerne an immer dem gleichen Punkt herum.


    Mit stolzer Brust, seiner besten Kleidung und einer selbstsicheren Stimme trat er den Wache haltenden Prätorianern näher und sprach wahllos einen derer an.


    "Salve! Ich ersuche ein Gespräch mit dem Princeps Senatus Aelius Quarto! Es geht um eine Kandidatur für die nächsten Wahlen!".

    Es war mitten in der Nacht, als der junge Avianus auf einmal einen kleinen Lärm hörte, welcher von Fhionn ausging. Am liebsten hätte Avianus nach diesem Aufwecken weiter geschlafen, was er mit einem Umdreher auf der Pritsche in Richtung Wand leider nur erfolglos versuchte. Es war nur Einbildung, wog er sich in eine falsche Sicherheit und ließ den Krach erst außer Acht. Denn er war sich sicher, dass es es jenes überhaupt nicht gab, was man fast zwei Jahrtausende später als paranormale Aktivitäten bezeichnen würde. Nein. So etwas gab es nicht. Seemannsgarn, Kneipengeschichten, erfundene Legenden von Leuten, die Aufmerksamkeit haben wollten und sie auch bekamen... so widerlegte Avianus die Geschichten um Gespenster, Riesenkraken oder menschenfressende Mücken (davon hatte er auch gehört). Was machte ihn so sicher? Nun, es war die Tatsache, dass er noch nie Bekanntschaft mit einem solchen Gespenst machen durfte. Nach dieser Nacht würde er es auch nie wollen.
    In seiner Kindheit wog Avianus sich noch in den kindischen Aberglauben, unter seiner Pritsche würden hungrige Monster lauern und Gespenster würden ihn beobachten. "Ach, Avianus... es gibt keine Gespenster!", hatte sein Vater ihm damals gesagt und gab sich alle Mühe, den verängstigten kleinen Sohn endlich zum Schlafen zu bringen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Zum Glück waren es nicht mehr solche Umstände, denn sonst würde Avianus hinter seinem Vater ein hämisch grinsendes Gespenst beobachten können, welches sich fröhlich in der Sicherheit wog, nur von ihm ausfindig gemacht worden zu sein. Diese Nacht musste sich der junge Aurelier jedoch auf panischem und ungleich gruseligem Wege davon überzeugen, dass sein Vater damals gehörig unrecht hatte. Denn: Ja! Es gibt Gespenster! Und ja! Sie besuchen dich nachts! Ja, sie rauben dir den Schlaf!


    Avianus konnte nun endgültig nicht mehr einschlafen und strich sich auf der Pritsche liegend gelangweilt seinen Dreitagebart. Plötzlich schrack Avianus fürchterlich auf und zuckte zusammen. Ein leises Stöhnen, mitten in seinem Cubiculum! Und das, obwohl die Tür gar nicht geöffnet wurde! Obwohl niemand hätte reinkommen dürfen und können!


    "Hmmm... Fhionn... mich uuuhhhmmmgebraahhhcht... hmmmmm...".


    "Was zum Henker...?!", dachte sich Avianus, denn aussprechen konnte er es dem Schreck sei Dank nicht. Kein Wort brachte er heraus und lag wie betäubt auf seiner Pritsche, traute sich nicht einmal des Nachsehens. Sein Herz raste und versuchte mit größtem Pumpaufwand, die Angst aus Avianus herauszupumpen.


    "Dudumm, dudumm, dudumm, dudumm, dudumm...".


    Das Stöhnen verschallte leise im Cubiculum, während Avianus ängstlich und mit weit aufgesperrten Augen und Ohren auf seiner Pritsche herumzitterte. Nun erschallten Schritte, welche Avianus bedrohlich näher kamen. Langsame Schritte, das sonst so nervtötende Knarren des Holzbodens, welches auf einmal mehr Angst machte, als man sich vorstellen konnte. Zwischendurch wieder ein Stöhnen, welches mittlerweile genau hinter Avianus sein musste. Der Aurelier fühlte sich wie eingefroren. Er merkte, wie sich neben ihm die Pritsche senkte, als würde sich jemand zu ihm setzen.


    "Duuuh... Avianuuuuuhs....", sprach derjenige oder dieses Etwas, was auch immer Avianus in panische Angstzustände versetzte. Schlagartig dieses vereisende, kalte Atmen im Nacken. "Fhioooohhhn... mich umgebraaachhhht... Raaaachee... Raaaachee...".
    Das war genug! Wirklich, es reichte!


    "AAAAHHH!! BEI DEN GÖTTERN, NICHT DOCH!!", schrie Avianus so laut wie er noch nie geschriehen hatte, schwang sich dabei ruckartig (und schmerzhaft) aus der Pritsche und rappelte sich panisch wieder auf. Mit fürchterlichen Nackenschmerzen, wo dieses Etwas ihm hineingeatmet hatte, sah der Aurelier sich um... er fand... nichts! Aber er hörte etwas. Schritte, die sich wieder entfernten, Stöhnen, welches beinahe schon eine Art Abschied gewesen sein konnte.
    "Nur die Ruhe, Avianus. Das bildest du dir nur ein... nur Einbildung...", versuchte er sich wieder zu beruhigen und strich sich am Nacken. So viel zum Thema Schlaf.

    "Das hoffe ich doch!", entgegnete der Aurelier knapp und trat einige Schritte zurück.
    "In dem Falle bedanke ich mich für deine Zeit und verabschiede mich. Vale, Patron! Bis bald!", verabschiedete sich Avianus und wandte sich, um wieder zu gehen. Als er die Tür hinter sich gelassen hatte, atmete Avianus tief ein. Er hatte es geschafft! Der Mann war so überzeugt von ihm, dass er ihn als Klienten akzeptiert hatte!

    Der junge Avianus nahm die Ratschläge und Erklärungen seines neuen Patronen mit ernsthaftem Nicken zur Kenntnis. So wie er es verstand, sollte er effizient arbeiten, ohne einen auf Überflieger zu tun. Das konnte dem Aurelier gerade recht sein, denn er wollte nicht zu sehr durchstarten, um anschließend den Kilometerlangen Rückweg antreten zu müssen. Deshalb nahm er sich bewusst auch mit dem Gedanken vorlieb, allem seine Zeit einzuräumen und auf lange Hinsicht weit zu kommen.


    "Das ist gut zu wissen, Patron. Ich bin dir jetzt schon doppelt zum Dank verpflichtet!", schmunzelte Avianus, "Somit wären meine Anliegen zunächst erledigt. Wenn dir nichts mehr auf dem Herzen liegt, würde ich wieder gehen.".

    "Ich verstehe. So wird es auch sein.", bestätigte Avianus mit einem freudigen Lächeln. Er sollte bei wichtigen Entscheidungen um Rat fragen. Dann konnte er ja sogleich damit anfangen!


    "Nun, wenn ich bei wichtigen Entscheidungen um Rat fragen soll, fange ich am Besten gleich damit an. Ich hatte wie gesagt vor, als Vigintivir in den Cursus Honorum einzusteigen. Hast du hier einen Rat für mich, Patron?", fragte Avianus interessiert. Immer noch musste er wirklich realisieren, dass er nun Klient von Purgitius Macer war. Was sicherlich nicht jeder schaffte.

    Avianus war innerlich erstaunt, dass der Senator plötzlich zusagte. Wenige Worte, die Avianus´ Welt bewegten, dachte er sich und trat näher zu Macer, welcher ihm die Hand reichte. Der Stein der Anspannung fiel Avianus vom Herzen, während er dem Purgitier näher trat und seine Hand ergriff. Dieser schlichte Händedruck machte ihm erst klar, was er erreicht hatte. Er hatte einen namhaften Senator als Patronen gewonnen... den Ausbruch der Freude musste der junge Aurelier jedoch noch im Zaum halten.


    "Ich bin dir zum Dank verpflichtet, Senator. Sollte etwas anliegen, wo ich dich unterstützen kann, so lass es mich wissen.", sprach Avianus, den freundlichen Gesichtsausdruck erwidernd. Nun war das Verhältnis besiegelt und Reif dazu, sich zu entwickeln...

    Avianus hingegen hatte im Gegensatz zu seinem Onkel die Einladung freudig zur Kenntnis genommen. Und noch bevor er die Worte der Zusage sprach, annehmend genickt. Leider hatte Avianus keinen Beruf, von dem er sich hätte freistellen müssen, aber auch dies schien ja seine Vorteile zu haben: So brauchte er erst niemanden darum zu bitten, für diesen Tag beurlaubt zu werden.
    Zeitig ist Avianus aufgestanden, hatte seine Schlaftrunkenheit am Morgen überwunden und sich standesgemäß herausgeputzt, um vor der Villa Aurelia zu erscheinen. Hier trafen sich Eingeladene und Sklaven, allem voran Ursus. "Vetter!", rief Avianus eben jenem zu, "Guten Morgen! Du scheinst bereit zu sein, das selbe bin ich auch.". Sklaven und Pferde schienen schon anwesend zu sein. Also mussten sie nur darauf warten, dass es los ging. Avianus war gespannt darauf, wieder die Umgebung Roms zu sehen. Etwas anderes als immer nur das Großstadtgetümmel, welches zu Tag- und Nachtzeiten hier herrschte.

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    Original von Titus Aurelius Ursus



    Ursus wandte den Blick in die angegebene Richtung und man konnte seine Augen kurz freudig aufleuchten sehen beim Anblick der schönen jungen Frau, die da bei Corivnus und Laevina stand. "Das ist Aelia Caenis. Sie hat bis vor kurzem in Aegyptus gelebt", verriet er dem Cousin, der sich vermutlich wunderte, woher Ursus das schon wieder alles wußte. Unwillkürlich faßte er sich an seinen Arm, wo die frische Narbe, die sie ihm mit ihrem Pfeil beigebracht hatte, immer noch ein wenig juckte. Doch die Begegnung war diesen Schmerz wahrhaftig wert gewesen.


    Avianus vernahm die leuchtenden Augen von Ursus und erwiderte neben Orestes stehend mit einem fragenden Blick. War Ursus etwa verliebt oder war die Schönheit dieser Frau wirklich so betörend? Stand da etwa die nächste Hochzeit ins Haus? :D
    Der Aurelier blickte unauffällig zu besagter Aelia Caenis. Nun konnte der junge Mann verstehen, weshalb die Augen seines Vetters so aufleuchteten. "In der Tat... ich kann verstehen, weshalb deine Augen so funkeln.", schmunzelte Avianus seinem Vetter zu. Scheinbar hatte Ursus schon Bekanntschaft mit der Dame gemacht.

    "Du triffst es auf den Kopf, Senator. Danke.", bedankte sich Avianus für das Beileid des Purgitiers, welches er ehrlich gestanden nicht im Geringsten von ihm erwartet hatte. Dieses Thema war nun schon so lange her und der Gedanke daran belastend. So war es nicht unverständlich, dass der Aurelier sofort wieder auf das Geschäftliche zurückschwenkte!
    "Ich könnte natürlich meinen Onkel als Vater und Patron erachten... auch will ich nicht verleumden, dass ich ihn sehr respektiere für seine Taten mir gegenüber. Doch er ist nicht mein Patron und mein Vater war ist mir bis heute unersetzbar. Er hat mir bei vielen Dingen im Leben weitergeholfen. Doch nur, weil ich aus eigener Kraft etwas bezwecken will, stehe ich alleine und ohne Begelitung vor dir, Senator.". Die Antwort fiel so schlicht aus, wie sie auch war. Aufgeregt spielte Avianus mit den Zehen und wartete die Reaktion ab.

    Tatsächlich war Avianus sehr stark nach seinem Vater gekommen, der ihm die Eigenschaft vererbt hatte, Argumente dann zu akzeptieren, wenn sie Halt hatten und begründet werden konnten. Dies war schon immer die richterliche Ader von Regulus, der zu Lebzeit als Iudex tätig war. Und so urteilte auch Avianus insgeheim über Corvinus´ Worte... denn sie waren genauso unergründlich, wie sie einen Zweck zu haben schienen. Mehr als haltlose Kritik vermochte Avianus nicht zu erkennen, und das lag nicht an seinen noch recht jungen 21 Jahren. Er rieb sich frustriert das Gesicht und schenkte sich wortlos einen Becher Wasser ein, bis Avianus schließlich erneut das Wort ergriff.
    "Du scheinst sehr entschlossen zu sein, Marcus, dass mir Macer nichts bieten kann. Du stürmst des Morgens in mein Zimmer, weckst mich erst richtig mit deinen haltlosen Argumenten auf, ohne jene zu begründen. Tue dies, oder ich bin nicht gewillt, weiter zu... streiten.", wurde Avianus nun direkter. Sein Inneres wurde überschwemmt von eine Gefühlsmischung aus Verwirrung und Enttäuschung. Nicht von Corvinus hatte er erwartet, so stur in einen Kritikwahn verfallen zu können. "Begründe, warum er mir nicht helfen kann. Und warum es dich kränkt, dass ich mich in keinen goldenen Käfig einschließen lasse. Wenn du Vater gekannt hast, dann weißt du, dass dies auch bei ihm nicht funktioniert hatte. Und bei mir auch nicht.", hängte Avianus noch an. Natürlich würde sich das Corvinus nicht bieten lassen, und Avianus ging natürlich wieder das Risiko ein, als stur abgestempelt zu werden. Aber wer konnte sich die Eigenschaften schon auswählen, welche der Vater einem vererbte?


    "Mein Leben nehmen wird der Mann wohl nicht, da bin ich mir recht sicher.", winkte Avianus ab und trank schnell einen Schluck Wasser, was seine Stimme durchaus erfrischter klingen ließ, "Es hat damit nichts zu tun, dass ich kein Vertrauen in dir habe, Corvinus. Mir ist unklar, dass du solch etwas gleich in den falschen Hals bekommst. Ich erwarte nicht von Macer, dass er mich zum Consulen macht. Aber aus mir soll eines Tages etwas werden, und warum sollte ich es nicht wenigstens versucht haben? Es ist ein einfaches, simples Wort: Unterstützung. Je mehr ich habe, desto besser. Ich habe immer gedacht, als Senator weiß man so etwas?.

    Ob diese Gabe nun eine Vorteilhafte war, die Avianus hatte, darüber mochte man sich streiten. Für seine Karriere, die der junge Aurelier anstrebte, konnte sie sich eines Tages vielles als nützlich zeigen. Eines Tages würde alles seinen Nutzen erfüllen... auch zog Avianus erstaunt die Augenbrauen hob, als Macer ein vernichtendes Urteil über seine Worte sprach. Hoffentlich wurde es allmählich nicht eng.


    Avianus nickte, sich gerade noch zusammenreißend und antwortete dem Mann höflich auf seine Frage: "Nun, meinen Namen wirst du schon kennen. Ich bin 21 Jahre alt und arbeite als Scriba Personalis meines Onkels, was sich je nach Erfolg bei meinen nächsten Wahlen ändern kann. Meinen Onkel wirst du bestimmt aus dem Senat schon kennen. Marcus Aurelius Corvinus. Auch mein Vetter Titus Aurelius Ursus beschreitet den Cursus Honorum als Quaestor Consulum. Mein Vater, Varus Aurelius Regulus war zu Lebzeiten Iudex, bis er plötzlich und schlagartig von uns gegangen ist... er wurde ermordet, um genau zu sein.", sprach Avianus und konnte in seiner Stimme eine gewisse Bekümmertheit nicht verbergen, als er seinen Vater erwähnte, "Meine Mutter bewohnt zurzeit mit einem Haushalt eine Villa Rustica im nördlichen Hispania. Auch habe ich einen Bruder, Gaius Aurelius Catulus. Meine Abstammung wird demnach nicht unbedingt schlecht sein, wie ich sie selbst einschätze. Außerdem gehöre ich auch schon zum Ordo Senatorius an.".

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    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    "Aurelius, vielen Dank. Ich freue mich, dass du es einrichten konntest. Und natürlich auch über die Anwesenheit deiner beiden Vettern." sagte er und nickte auch den beiden Vettern kurz zu.


    Avianus hielt sich logischerweise auch dicht in der Nähe von Ursus und Orestes auf, bis sie endlich an die Reihe kamen und das Geschenk überreichen konnten. Er trat einen Schritt vor und verbeugte sich leicht zum Gruße, als er von Ursus vorgestellt wurde. "Auch meine herzlichen Glückwünsche, Prudentius, Aelia... auf dass die Götter eure Ehe segnen mögen.", beglückwünschte Avianus mit einem herzlichen Nicken.

    Arbeitsbeflissen leistete Avianus dem Befehl seines Vetters nickend Folge und folgte dem Bauleiter unauffällig bis zur Baracke. Er grüßte den Scriba mit einem kurzen "Salve" und wartete die Befehlsübergabe durch Taurus ab. Dieser schien, so hatte Avianus ein verdächtiges Gefühl, ein wenig in Bedrängnis zu geraten. Und wenn dem so war, hatte es bestimmt einen plausiblen Grund. Er hatte das sorgvolle Brummen des Mannes nicht überhört, aber er überschwieg es recht unbekümmert und dachte sich seinen Teil: "Da gerät wohl jemand unter Druck...".


    Ordentlich Augen machend nahm der junge Aurelier den Haufen an Papyrusschriftrollen und Wachstafeln entgegen, der ihm unter nicht allzu großer Freude ausgehändigt wurde. Unterschlagen wurde nichts, das hatte Avianus sorgfältig kontrolliert. Man konnte in solchen Fällen nie sicher genug sein! Obwohl das Geschriebene nicht gerade wenig war, lief dem Aurelier ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn sich Avianus die Länge der Arbeiten noch einmal zu Gemüte fühte, hatte er mit schieren Bergen an Geschriebenem gerechnet!
    "Ach, es wird irgendwie weitergehen. Und auch der Quaestor wird garantiert zufrieden sein... oder höchst verärgert, wenn er den Anlass deines Missmutes in Erfahrung bringt.", entgegnete Avianus mit einem düsteren Tonfall, nachdem er höchst unfreundlich beäugt wurde, "Bringen wir das Ganze nun zum Quaestor, sein ist das Urteil.". Avianus´ Blick fiel ganz besonders auf die Schriftrolle, in welcher die finanziellen Ausgaben festgehalten wurden. Er marschierte voller Tatendrang aus den Baracken hinaus, zurück zu Ursus. Nickend bestätigte Avianus, dass zumindest bis jetzt alles in Ordnung sei, bis er anschließend vor Ursus zu Wort kam. "Das wäre es, hoffe ich. Ganz besonders interessant ist die erste Schriftrolle, die Ausgaben.".

    Eine Sauftour sollte das ganze selbstredend nicht werden. Aber Spaß sollte der Ausflug in das lebendige Nachtleben Roms zur Genüge bieten. Deshalb waren sie schließlich hier, und hoffentlich war der Abend nicht allzu schnell vorbei. Viel zu entdecken gab es ja schließlich!
    Die Frage von Louan kam gut... sie hatten ja nicht vor, noch mehr zu unternehmen, als sich mit alkoholischen Getränken den Alkoholgehalt im Blut in das absolute Maximum zu schießen. Aber sie mussten woanders hin, also rieb sich Avianus das Kinn und blickte zu Ursus.
    "Eine berechtigte Frage. Titus, hast du einen Vorschlag?", fragte Avianus sichtlich interessiert, während er unbewusst mit dem Weinbecher spielte.

    Avianus hätte sich denken können, dass es alles Andere als einfach sein sollte, den Purgitier zu einem Patronat zu überreden. Auch dass er nicht der Erste und Letzte war, der mit einer solchen Bitte ankam, hätte er sich denken können. Doch er verwarf einen solchen Gedanken recht schnell, um die Ruhe bewahren zu können und erst recht nicht zu scheitern.


    "So ist es, Senator. Dem werde ich nicht widersprechen.", entgegnete Avianus, versuchte Selbstsicherheit auszustrahlen und sich nicht von dem berechtigten Zweifel von Macer einschüchtern zu lassen, "Es ist schwierig, es im Voraus zu sagen... aber Unterstützung für die Wahlen ist für mich ohnehin selbstverständlich. Und ich bin mir auch sicher, in diesem Sinne etwas zurückgeben zu können - ich denke, du bist finanziell gesehen ohnehin recht... vermögend, Senator. Aber auch Geld ist nicht alles. Ich bin sicher, dass mein Ein- und Aufstieg im Cursus Honorum auch für dich recht interessant sein sollte. Wahlen wären in meinen Augen auch nur ein Faktor. Wie schon erwähnt, möchte ich den Cursus Honorum beschreiten - sollte ich im Laufe der Zeit an Einfluss gewinnen, so kann ich dir versichern, dass es auch für dich ein Gewinn sein sollte. Ich vermag dich im Moment privat und in der Arbeit nur mit dem zu unterstützen, was ich nun einmal bieten kann. Sei versichert, Purgitius Macer, ich würde es nicht wagen, Schande über meine Familie zu bringen und vor dir zu lügen. Überhaupt fasse ich den Mut, hier zu stehen, um eines Tages mehr bieten zu können.". Hoffentlich hatte Avianus jetzt das Richtige gesagt. Er wartete mit einer Gefühlsmischung aus Aufregung und Selbstsicherheit auf die Antwort des Mannes.




    Sim-Off:

    Dass meine Antworten länger auf sich warten lassen, ist zum Glück nicht normal... sorry. :)

    "Du musst es wissen.", entgegnete Avianus mit einem Schulterzucken das abweisende "Nein", unwissend über den Krach, den der streitsuchende Corvinus bald veranstalten sollte. Dann fiel ihm auch die Stirn auf, an der die Falten wie Pilze aus dem Boden schossen.


    Die anschließende, überhaupt nicht konstruktive, sondern absolut destruktive Kritik, welche Avianus hören musste, suchte zweiellos Ihresgleichen. Die Worte von Corvinus rissen den jüngeren Aurelier aus seiner Schlaftrunkenheit und erschwerten es ihm, die Geduld zu behalten. "Regeln der Höflichkeit ignorieren? Dein Tonfall klingt keineswegs höflich, Marcus! Also wirf nicht MIR vor, diese Regeln zu ignorieren!", schoss Avianus lauter und direkter los, riss sich anschließend doch noch am Riemen. "Macer war der Geeignetste. Und es macht keinen Unterschied, ob ich meinen Patronen früher oder später erwähle.". Nun kehrte Avianus seinem Onkel den Rücken zu und blickte nervös aus dem Fenster. Die Morgensonne warf einen matten Schein auf sein Gesicht, der ihn nicht einmal blendete. Corvinus´ Besuch hatte wenigstens bezweckt, Avianus richtig aufgeweckt zu haben. Er wandte sich wieder zu Corvinus, ging einige unsichere Schritte auf ihn zu. "Du willst einen Vorteil, Marcus? Du kannst ihn haben: Ich mag jung sein, doch ich habe Eines verstanden. Die Wahlen funktionieren nach keinem Prinzip, dass man nur das Nötigste zusammenkratzt. Man nimmt jeden Vorteil, den man kriegen kann. Wirf mir das nicht vor!", meinte Avianus nur halb so energisch, wie seine vorhin gesprochenen Worte. Corvinus wollte Höflichkeit, er bekam sie. Die nächsten Worte ließen auch Avianus´ Stirn runzeln, leider nicht einmal halb so geübt, wie Corvinus es konnte: "Ja, ich scheine... nicht immer stimmt der Schein, und er hat dich just in diesem Moment geblendet. Ich habe mir sorgfältig Gedanken darüber gemacht, bei wem ich vorsprechen will. Dass ich bei Macer war, hatte einen guten Grund, den ich dir genannt habe. Vielleicht hätte ich mit dir sprechen sollen, und dies ziehe ich nächstes Mal in Erwägung. Aber lass dich vom Schein nicht trügen!".
    "Ich denke, DU schätzt MICH falsch ein, dass du mir so etwas zutraust, Marcus. Wenn dein Bruder, mein Vater, das hören würde... er lebt leider nicht mehr. Was bringt dich dazu, mich als undankbar abzutun? Und bei den Göttern, woher auf einmal diese Kritiksucht?", fragte Avianus gestresst nach. Sein Blick zeigte nicht dieselbe Freundlichkeit, wie am Anfang der Konversation.


    Hätte Avianus in diesem Moment das Gedankenwerk seiner Onkels verstanden, wäre es womöglich der Grund gewesen, sich frustgetrieben auf der Stelle zu übergeben. Interne Rebellion... als wollten sie ihm an die Gurgel...
    Auf einmal schien selbst der Tonfall von Corvinus ein wenig gehaltener zu klingen. Grund genug, selbst auch wieder freundlicher zu klingen, als Avianus ihm seine Meinung geigte: "Wenn es gegen ihn nichts einzuwenden gäbe, hättest du dich nicht lautstark darüber beklagt, Onkel. Ich respektiere euch. Ich respektiere dich als mein Familienoberhaupt und ich danke euch für jede Hilfe, die ihr mir gegönnt habt und gönnt. Doch ob mir der Purgitier helfen wird, sollte sich noch herausstellen. Ich weiß doch nicht einmal, ob er mich als Klienten annimmt. Gib dem Ganzen die Zeit, die es braucht, Marcus. ". Mehr wollte Avianus doch überhaupt nicht.

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    Original von Manius Aurelius Orestes
    Die Aurelier standen in einer langen Schlange ganz hinten. Man wurde wohl von den Brautleuten begrüßt. Es war seit langem die erste Hochzeitsfeierlichkeit auf der Orestes zugegen war. Er würde sich alles genau anschauen und merken - nur für den Fall, dass er mal wissen müsste, worauf es bei einer gelungenen Hochzeit so ankam. "Titus haben wir eigentlich auch ein Geschenk dabei?", raunte er dem Vetter zu, als er sah, dass viele der Gäste dem Brautpaar etwas überreichten. Dann schaute er sich um, ob er bekannte Gesichter zu sehen bekam. In der Ferne sah er Corvinus mit Laevina und da und dort noch andere Gesichter. Be manchen fragte er Ursus leise, ob er sie kenne, bei anderen glaubte er, dass sie nicht so wichtig waren. Langsam rückte die Schlange weiter nach vorne und sie kamen näher an die Brautleute heran.


    Avianus hielt sich die ganze Zeit eher im Hintergrund und folgte seinen Vettern unauffällig. Es war viel los in der Hochzeit der Aelier und an Gästen mangelte es nicht. Sicherlich würde man hier reichlich Bekannte treffen, nach welchen der Aurelier auch von der Schlange heraus spähte. Er sah Laevina und... Corvinus. Letzterer sah ihn hoffentlich nicht, denn Asche über sein Haupt: Er hatte vergessen, dem Familienoberhaupt zu erzählen, dass er bei der Feier dabei sein würde. Avianus rückte ein wenig dichter zu seinen Vettern und wurde ein wenig aufgeregt, sagte jedoch nichts, bis Orestes das Wort ergriff.
    Dieser stellte eine gute Frage... hatten sie überhaupt ein Geschenk? "Manius hat recht... was wollen wir dem Paar anbieten?", echote Avianus seinem anderen Vetter die im Grunde gleiche Frage zu. Und der Abstand der Aurelier zu den Heiratenden schmälerte sich langsam...

    Avianus hörte nun auf zu schreiben, bis sich Ursus die benötigten Daten beschafft hatte. Fragend blickte er den Bauleiter an. Was für ein Patron? Wer war das überhaupt? Und er weigerte sich tatsächlich, Ursus die Bücher auszuhändigen, welcher im Auftrag des Consulen unterwegs war? Keine kluge Entscheidung, dachte sich Avianus und hielt schweigend inne. Er war hier noch ein kleiner Fisch, dessen Worte nicht viel zu bewirken vermochten. Es sollte sich früher oder später ändern. Hoffentlich früher...
    Diese Geschichte wurde selbst für den jungen Aurelier immer merkwürdiger. Das Geld für den Bau kam aus der Staatskasse, und die wurde hoffentlich nicht durch finanzhungrige Bauleiter unnütz strapaziert...