Die Post die auszutragen war wurde auch von Mal zu Mal mehr und schwerere. Scipio überlegte sich ernsthaft ob er in Zukunft nicht doch lieber einen Scriba mit dieser Arbeit betraute. Aber diesesmal trug er sie doch noch selber aus.....
An
Duccia Venusia
Regia praefecti
Alexandria
Liebe Venusia,
viel zu lange ist es her, seit irgendwer hier von dir gehört hat und ich kann nur hoffen und beten, dass es dir in Alexandria gut geht. Sind dein Mann und deine Kinder wohl auf? Wie ist das Leben in dieser so fernen Region? Hier in Mogontiacum tut sich einiges. Vor kurzem ist Verus Zwillingsschwester bei uns in der Casa eingetroffen, dabei wusste ich nicht einmal, dass er eine hat. Doch auch ich selbst bin erst vor kurzem wieder hierher zurückgekehrt. Ich war für einige Monate in Rom nach Rom gereist. Es gab sehr vieles, was ich zunächst einmal hinter mich bringen musste... Du wirst sicher wissen, dass nachSextus nun auch Aulus nach Magna zurückgekehrt ist und ein jeder von ihnen ein großes Loch in meinem Herzen hinterlassen hat. Die Zeit in Rom, auch wenn sie anders verlief, als ich gehofft hatte, hat immerhin diese Gefühle geschmälert, wenn auhc nicht ausgelöscht. Ich bezweifle jedoch, dass sie je völlig verschwinden werden.
Ich bin gemeinsam mit Verus nach Mogontiacum zurückgekehrt, der im Übrigen seine Prüfung zum Priester erfolgreich abgeschlossen hat, was dich sicher stolz machen wird. Es ist merkwürdig hier so völlig ohne Dich. Es klafft ein Loch in der Familie, dass nur schwer zu schließen sein wird. Doch aus eben diesem Grund bin ich nun wieder zurückgekehrt. Die Männer, einer verrückter als der andere, brauchen eindeutig jemanden, der sie ab und an zur Ordnung ruft und der Familie sicheren Halt gibt. Auch wenn ich bezweifle, dass ich das nur annähernd so gut vermag, wie du es konntest, werde ich es dennoch versuchen. Langsam bin ich alt genug gewisse Pflichten zu übernehmen und da ich ja, wie es scheint, jeden Mann dazuzu treiben scheine, ins wilde Germanien zurückzugehen, ist es vielleicht besser ich beschränke mich auf die Fürsorge für unsere Verwandten, als selbst nach einem Mann zu suchen.
Ja, ich weiß, das klingt jetzt deprimierend, aber so ist es nicht gemeint. Sorge dich nicht um mich. Ich werde schon zurechtkommen und diese Aufgabe wird mich sicher auch zufrieden stellen.
Aber ich schreibe dir nicht nur, um zu berichten, sondern auch, um dich um etwas zu bitten. Auch wenn die Jungs mich sicher schon fordern werden, habe ich doch das Bedürfnis, mehr zu tun, als nur das Haus zu führen. Gerade in Rom konnte ich meiner Leidenschaft für Bücher, die ja schon mein Buchladen recht gut ausfüllt, noch mehr fröhnen als ohnehin und mir kam die Idee, dass ich vielleicht, mit meinem erworbenen Wissen ein neues Projekt in Angriff nehmen könnte. Die Schola liegt seit deiner Abreise schon viel zu lange brach. Könntest du nicht irgendwo ein Wort für mich einlegen, damit ich dort eine Arbeit finde? Ich wäre dir sehr dankbar dafür. Ebenso, wenn du mir das ein oder andere über deine Erfahrungen mit der Arbeit in der Schola mit auf den Weg geben könntest.
Grüße deinen Mann von mir und gib deinen Kindern einen Kuss,
mögen die Götter euch schützen,
deine Eila
An
Duccia Venusia
Regia Praefecti
Alexandria- Alexandria et Aegyptus
Heilsa Dagmar,
sehr habe ich mich über deinen Brief gefreut. Nun möchte ich zuerst deine Fragen beantworten. Ja, ich habe mich gut eingelebt und die Bewohner der Casa sehr lieb gewonnen. Für eine Weile habe ich im Stall gearbeitet, nun aber bin ich scriba consortii bei Freya Mercurioque. Außerdem hat Loki mir eine Töpferei überschrieben, da ich mich bei Phelans Betrieben, die ich kommissarisch übernommen hatte während er in Rom war, offenbar bewährt habe. Außerdem möchte ich beginnen Hunde zu züchten. Du kennst ja die Hunde, die man für gewöhnlich zur Bärenjagd verwendet. Eine Hündin habe ich bereits, den Rüden werde ich mir aber erst kaufen, wenn ich aus Alexandria zurückkomme. Ich bin mir sicher, dass man sie sowohl als Wachhunde, als auch als Kriegshunde gut einsetzen können wird.
Es freut mich, dass du einem Besuch meinerseits so aufgeschlossen gegenüber stehst. Allerdings habe ich nach reiflichen Überlegungen entschieden, dass ich lieber so schnell wie möglich nach Alexandria kommen würde, wenn es dir nichts ausmacht. Als Route habe ich mir überlegt, erst nach Gallien zu reisen, von dort aus mit dem Schiff nach Ostia und dann weiter nach Alexandria. So meide ich die Berge, auch wenn ich vor der Schiffsfahrt ein wenig Angst habe, schließlich war ich bisher noch nie auf einem Schiff. Falls es dir aber nicht passen sollte, dass ich nicht bis zum Frühjahr warte, dann verstehe ich das völlig und werde warten.
Loki hat mir die Reise erlaubt, allerdings hat er mit die Bedingung gestellt, dass ich in Alexandria ein Examen am Museion bestehen soll. Da ich relativ rasch lerne, sehe ich dem Ganzen positiv entgegen, allerdings ist das auch ein Grund warum es mich schnell nach Alexandria zieht: Ich werde nicht zurückkehren, ehe ich einen dieser Kurse bestanden habe.
Zu guterletzt habe ich noch eine gute Nachricht: Eila, Phelan und Silko sind wohlbehalten nach Mogontiacum zurückgekehrt und vor einigen Tagen ist auch Phelans Schwester Sontje zu uns gestoßen. Ich bin der Meinung, dass die beiden Damen der duccischen Junggesellenschaft ganz gut tun werden, auch wenn ich mich ja selbst auch dazuzählen muss.
Nun könnte ich noch so viel schreiben, aber in der Hoffnung dir das alles bald selbst erzählen zu können, schließe ich hier.
Liebe Grüße,
Marcus Duccius Rufus