Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Im Atrium fand sich nun langsam ein großer Teil der Sklavenschaft ein. Viele brachten etwas gegen Matho vor. Sogar Brix, der damit eigentlich nur seine neuerworbene Stellung als Maiordomus in Gefahr bringen konnte. Das ließ in Orestes die alten Gedanken wieder hochkommen. Was wenn Fhionn einen Grund gehabt hätte. Was wenn es ein Tyrannenmord gewesen wäre. Oder war das jetzt nur der verzweifelte Versuch Fhionns Leben zu retten?


    "Corvinus?", in Orestes hatte es lange hin und her gewogt, er hatte Corvinus mit seiner Anwesenheit en Rücken stärken wollen, nun schickte er sich an ihm in den selben zu fallen. Das konnte er nicht, andererseits wollte er dass Gerechtigkeit getan würde. Und das war nicht so einfach wie es schien. Ich will Fhionns Tat nicht entschuldigen. Doch wenn es der Mord an einem Tyrannen war, wenn Matho sich wirklich als Herr über die Sklaven aufgespielt hat, dann...
    Ja was eigentlich dann..., dachte er bei sich, dann wäre die Kreuzigung unverhältnismäßig."


    Sein Blick ging wieder von Corvinus zu Fhionn zu Siv und wieder zurück zu Corvinus. Dann setzte er sich in Bewegung und ging auf Corvinus zu. Gehend sprach er. "Aber, ich meine, ich kann natürlich die Aussagen Deiner Sklaven nur hören, bewerten musst Du sie. Und entscheiden musst Du auch alleine.". Wahrscheinlich waren diese ganzen Aussagen doch nur erstunken, um in Solidarität einer von ihnen das Leben zu retten. "Andererseits, hast Du ja Matho vertraut, hat denn keiner von uns etwas bemerkt? Was ist mit Ursus hat der irgendetwas von irgendwelchen Vorfällen in Germanien berichtet?"

    Auch Orestes schaute etwas verwundert als der Duccier, sein Schüler obendrein, sein praenomen verwendete. Sicherlich bestand er nicht auf 'Ehrwürdiger Lehrer' oder ähnlichem, aber mehr als das Cognomen wollte er dennoch als Anrede von seinem Schüler nicht durchgehen lassen. Anstatt einer direkten Zurechtweisung, die nicht nur automatisch sehr stark wäre und außerdem die Stimmung zerstören würde, entschied er sich den Duccier quasi normal anzureden und einfach die Benutzung des Cognomens als Anrede mit einer leichten Betonung zu unterstreichen. In der Hoffnung, dass Duccius Verus, der ja sonst auch nicht auf den Kopf gefallen zu sein schien, den Wink begriff. "Nun,Verus, erstmal muss die Sklavin ankommen. Wenn sie dann wirklich so musikalisch ist, wird ihre wichtigste Aufgabe sein, meinen Einschlafvorgang mit ihrem Saitenspiel zu unterstützen. Aber das werden wir dann sehen."


    Dann kam der Wein und, nachdem der erste Schluck den Göttern geopfert war - auch wenn Orestes dies manchmal vergaß, jetzt war er ja mit seinem Schüler unterwegs, da war er sehr aufmerksam, was die religiösen Riten anbelangte -, Orestes trank auch den ersten Schluck unverdünnt. Dann nahm er allerdings doch den Krug mit Wasser und verdünnte ihn etwas. "Ja, so ist er gut.", merkte er nach einem zweiten Schluck an.

    Da will ich mich mal anschließen mit dem altbekannten Lied:


    "Ad natalem diem, ad natalem diem, gratulamur, Minervina, ad natalem diem!"


    Oder wie auch immer - jedenfalls: ad multos annos!

    Hatte sie ihn gerade absichtlich berührt? Orestes hoffte doch nicht, oder hoffte dass doch, aber aus Versehen. Nein er hätte nicht sagen können, was er hoffte, was er sich wünschte. Er wusste nur, dass er es genoss mit dieser jungen, gebildeten, hübschen Frau aus gutem Hause zusammen zu sein. Das Wort 'Tiberia' kam ihm immer mal wieder in den Sinn. Was würde Corvinus sagen? Hatte es nicht irgendwann einmal geheißen - dass dieser Vitamalacus nicht gerade ein Freund der Familie sei? Wenn sie sich das nächste mal trafen würde er unbedingt danach fragen müssen, mit wem sie verwandt war. Aber das war jetzt nicht wichtig. Die Berührung, die der Anfang dieser Gedankenkette gewesen war, hatte er nur mit einer entschudlgenden Geste beantwortet. Da alles andere zu verfänglich gewesen wäre. :D


    Orestes hatte nicht bemerkt, dass eine Biene sich auf seiner Schulter niedergelassen hatte. Als Arvinia ihn darauf ansprach, widerstand er dem ersten Impuls sie wegzujagen, nicht aber ohne kurz die Hand zu heben und sie danach wieder herunter zu bewegen. "Normalerweise stößt das ja bei mir nicht so auf Gegenseitigkeit. Aber solange es nur eine bleibt, wollen wir heute mal nicht so sein." Ihm war nicht entfallen, dass Arvinia sich voller Bewunderung auf die Biene konzentrierte. "Fall es aber doch am Blütenstaub liegen sollte, liegt das wohl daran, dass ich heute eine wunderschöne Rose gesehen habe.", schob er nach.

    Mitten in der Nacht - oder graute da nicht schon der Morgen - erwachte Orestes aus seinem erholsamen Schlaf. Nur sein Nacken war etwas steif. Die Kline war nun doch einfach nicht zum Schlafen gemacht. Mit einem kurzen Blick ins Dunkel seines Zimmers, sah er Nuala in sich zusammengesunken auf dem Korbsessel sitzen, wahrscheinlich schlafend. Er hätte sie gerne genauer betrachtet, doch die Dunkelheit und seine eigene Müdigkeit verhinderten dies.


    Er überlegte sie zu wecken, aber wenn es wirklich schon fast morgens war, würde es ihr eh nicht mehr helfen. Und wenn sie vom 'Weckdienst' im Sessel schlafend gefunden würde, wäre wenigstens nicht ein sich leicht vorzustellendes Gerücht im Umlauf. Auf der anderen Seite, dachte er, sich seinen 'verlegenen' nacken massierend, dass auch Sklaven - erst recht in der ersten Nacht recht auf einen erholsamen Schlaf hatten. Naja Recht war nun auch wieder zuviel gesagt. Aber wie es sich nun auch genau verhielt, sagte er den Satz, den er vor kurzem erst zu Tilla gesagt hatte. Er berührte sie sanft an der Schulter: "Nuala, wach auf, es schläft sich besser im Bett!"

    "Wenn es nach mir geht, gerne. Und was die Einladung angeht - sobald ich zuhause bin werde ich einen Sklaven losschicken herauszufinden, wann etwas interessantes gegeben wird - auf jeden Fall noch vor Abschluss der Ludi Romani.", sagte Orestes. Sie schaute ihn auf eine kecke Weise an, er bemerkte das wohl und überlegte wie er reagieren könnte.


    "Oh wir sind gleich da, wir müssen eigentlich nur noch hier an dieser Exedra vorbei. Ah und jetzt rieche ich auch warum man die Bienen noch nicht hört. Lass uns mal schnell weitergehen," Tatsächlich war hier in den Tagen zuvor etwas neues fertiggestellt worden, was Orestes bisher noch nicht gesehen hatte - eine öffentliche Latrine*. So schwirrten hier nunmehr schmutzige Fliegen herum, die reinlichen Bienen hatten sich andere Flugwege gesucht.


    Schließlich kamen sie aber am Porticus Minuciae an. Hier ist die Säulenhalle und deort hinten ist auch schon der Tempel der Nymphen, hier wird nicht nur das Archiv der Censoren verwahrt. Es werden auch die Nymphen verehrt und was diese mit den Bienen zu tun haben, weisst Du sicherlich. Ab und zu schwirrte auch schon eines dieser kleinen Tiere an ihnen vorbei.


    Sim-Off:

    * Entschuldigt bitte den Anachronismus, die Latrine wird natürlich erst runde 15 Jahre später gebaut.

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    Das ist eine schwierige Frage. Sicherlich, wenn es ein normaler Fall von Kritik wäre, dann wäre zuerst ein Gespräch mit dem Fabier angemessen, aber wenn - da - die Situation so bodenlos ist, wie Du sagst, hat das wohl keinen Sinn. Er würde sich herausreden. Es besteht doch überhaupt kein Zweifel? Er wartete kurz ab, aber nein, wenn es Zweifel gäbe, würde Corvinus nicht einmal daran denken, etwas zu unternehmen. Also, hm ich würde versuchen es dem Kaiser alleine zu sagen. Der kann dann am ehesten überlegen, wie man vorzugehen hat. Je weniger davon wissen, um so besser. Vielleicht kann der Kaiser den Rex Sacrorum ja 'überzeugen' zurückzutreten. Oder ähnliches. Ich meine zu viel Aufruhr hätte auch wieder nachteile denke ich...Also ja. Ähm ich würde die Sache versuchen, dem Kaiser direkt und unter möglichst wenig Augen zu sagen. Wenn dies aber nicht möglich sein sollte, denke ich geht schnelles Handeln vor sicherem Handeln."


    Die andere Sache hatte ihn nicht weiter beschäftigt. Er war in der Nacht aufgewacht, war aber als es still wurde bald wieder eingeschlafen und als heute morgen Soffchen ihn weckte, zu spät weckte, mit der Entschuldigung, dass sie alle verschlafen hätten, weil Caelyn sie nicht geweckt hatte. Hatte sich alles wieder gefügt. "Nein, ich habe Caelyn heute noch nicht gesehen. Aber Du hast recht. Das Gekreische hätte von ihr sein können, und das würde auch erklären, dass ich jemanden hab schreien hören, dessen Stimme sich nach Ursus angehört hat...." Wenn das andere Thema nicht so erschütternd gewesen wäre, hätte Orestes jetzt sicherlich gegrinst. So versuchte er es sich zu verkneifen.

    Sein Verstand - es war schon erwähnt worden - gewann langsam aber sicher die Überhand. Und zwar mit einem wichtigen Argument, das auch von seiten des Herzens akzeptiert werden konnte. Wenn Dir etwas an ihr liegt - was Du noch gar nicht wissen kannst, da Du sie gerade erst kennengelernt hast -, dann solltest Du nichts tun, was ihren oder Deinen Ruf gefährden könnte. Also halte Abstand und reiss Dich etwas zu sammen. Das Thema der Philosophie ist gut, bleibe dabei nur spreche jetzt nicht über das Symposion. Und damit hatte sein Verstand sein Herz schon wieder erwischt, diesen Kompromiss hätte es als nächstes vorgeschlagen. Stattdessen ging er auf die Perfektion ein: Das kommt darauf an, was Du unter Perfektion verstehen willst. Wenn es darum geht eine bestimmte Frage zu beantworten, wird es einen Moment geben, in dem eine perfekte Antwort gekommen ist. Als Beispiel möchte ich Definition der Freundschaft von Sallustius anführen, er sagte 'Idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est'. Und diese Antwort ist wohl nicht mehr zu perfektionieren. Bei anderen Fragestellungen aber gebe ich Dir recht."
    Jetzt hatte er es auch geschafft seinen Blick von ihr abzuwenden, was ihm durchaus schwergefallen war.

    Orestes war nach den Ereignissen in sein Cubiculum gegangen und hatte stumpfsinnig an die Decke geschaut. Vielleicht hatte er auch sekundenweise geschlafen, aber davon spürte er jetzt nichts, als er sich aus pietas Corvinus gegenüber, dem Orestes - obwohl unerfahren und jung - nun beizustehen gedachte.


    Als er das Atrium betrat lag Corvinus auf der Liege und Siv redete auf ihn ein flehend um Gnade. Vor vielen Stunden nach der Tat, hatte er ja auch Zweifel an der Notwendigkeit der Kreuzigungn gehabt, jetzt aber schien sie ihm unausweichlich. Dennoch wollte er nicht in Corvinus' Haut stecken. Sprachlos blickte Orestes zuerst zu Corvinus, dann zu Fhionn, dann wieder zu Corvinus. Doch er entschied sich an genau dieser Stelle neben dem Eingang zum Atrium stehen zu bleiben. Was hätte er auch tun oder sagen sollen?

    Ja, das ist der Tempel des großen Mars Ultor, des Rächers. Orestes besprach noch ein paar Details mit den flötenspielern, dann schaute er nochmal nach den Vorbereitungen seines Schülers. Bene., kommentierte er sie.


    Die Gaben für das Voropfer lagen bereit, so gingen die beiden nun zu den Waschbecken am Anfang. "Diese Waschung gehört noch nicht zum eigentlichen Opfer. Und sie ist auch nicht die letzte Waschung, und auch nicht unbedingt vorgeschrieben. Aber die Alten haben sie gemacht, also machen wir sie auch.", sagte er und wusch sich ordentlich die Hände. "Weißt Du noch die Reihenfolge der Opfergaben, die Du mir reichen sollst? Es wäre mehr als wichtig, dass das richtig klappt.", fragte er, schon zurück auf dem Weg zum foculus.

    Sie fand sein Kompliment gut, da fiel ihm schon ein kleiner Stein vom Herzen, auch wenn ihn ihr Satz, "ich nehme Komplimente nur von Leuten an, die ich kenne", ihn schon irritierte - schließlich hatten sie sich ja gerade erst getroffen und noch nicht einmal richtig kennengelernt. Aber wahrscheinlich war es von ihr ja einfach nur wiederum als Zeichen der Anerkennung gemeint.


    Dann setzte sie noch einen oder zwei drauf, sie schaute ihn auf eine Weise an, die Orestes klaren Verstand vernebelte. Sie sprach Worte, die er liebend gern hörte und nur die Öffentlichkeit hielt ihn davon ab den eingeschlagenen Pfad der unschicklichen Komplimente weiterzugehen. Und dann hatte sie auch noch sein Sich-Kneifen bemerkt. Hier sind..., nein eine es-war-eine-Mücke--Ausrede würde sie nicht glauben. ich habe, nein die-es-hat-gejuckt-Ausrede würde sie noch weniger überzeugen, also entschied er sich für eine entschärfte Form der Wahrheit, "weißt Du. Manchmal bin ich ein Träumer - wie Du ja schon zu Beginn unseres Spazierganges festgestellt haben magst - und um festzustellen, ob ich diese ganze Episode mit Dir hier träume, oder nicht, hab ich mich kurz gekniffen. Mit der Feststellung, dass ich nicht träume; was mich durchaus freut - denn, wenn ich geträumt hätte, hätte ich kaum aufzuwachen gewünscht." So war er einigermaßen galant aus dieser peinlichen Situation gekommen. Er würde aufpassen müssen, was er sagte und was er tat. Überhaupt sollte er den Kopf man wieder einschalten, dachte er; Nein das lass jetzt mal sein, das hat noch Zeit, fühlte er.


    Als sich das Gespräch der Philosophie zuwandte, sah sein Kopf eine Möglichkeit zu obsiegen. "Ich stimme mit Dir überein, dass unter den alten Philosophen diese drei die größten sind. Und viele ihrer Lehren sind den Wirren der Zeit enthoben, wie auch der große Tullius - Cicero - feststellte, als er die Staatslehren des Aristoteles in unsere Sprache und Zeit brachte. Dennoch muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich die neuen Philosophen, wie zum Beispiel den guten Seneca mehr schätze. Aber auch diejenigen die des Platons Erbe weiterdenken, sind durchaus faszinierend - auch wenn beide Arten der Philosophie ihre Vor- und Nachteile haben" Auch wenn in seinem Geist der Kopf gesiegt hatte, gehorchte sein Körper nur unvollkommen seinem Geist, denn anstatt in eine andere Richtung zu schauen - vielleicht mit einer Denkerpose, schaute er Arvinia weiter an. Nicht so, dass es irgendwie unverschämt war, aber doch mehr als sein Verstand wollte.


    Sie gingen derweil weiter, verließen das Gebiet um das Theater des Pompeius und kamen am Theater und der Crypta* Balbi an.


    Sim-Off:

    * Mit "crypta" ist nicht etwa eine Krypta gemeint, sondern ein durch Außenmauern versteckter Porticus. Die crypta Balbi war so etwas wie der Wartesaal zum Theater.

    Sie spielte etwas ruhiges, das war gut so. Die Musik brachte den zuvor in tiefe und trübsinnige Gedanken gefangenen Aurelier wieder auf eine ruhigere Bahn. Er hatte viel gearbeitet in den letzten Tagen und sich viele Sorgen gemacht. Was ihm fehlte war Entspannung, er sollte in den nächsten Tagen einmal einfach so durch Rom gehen, das würde ihm gut tun.


    Was ihm aber jetzt in diesem Moment gut tat, war Nualas Saitenspiel. Wie um die alten Gedanken loszuwerden reckte er sich und veränderte sein Lage auf der Kline. Und langsam, ganz langsam entspannten sich auch seine Gesichtszüge, so dass sich schon fast ein Lächeln andeutete. Und selbst wenn sich mal ein falscher Ton in Nualas Spiel verirren sollte, störte ihn das jetzt nicht, nur ein kleines Heben der Augenbraue konnte er nicht vermeiden. Aber er sagte nichts und es nahm ihm auch nicht das Vergnügen. Immer mal wieder fiel ihm ein Auge zu, mal auch das andere. Und er schlief auf der Kline, die nicht weit von seinem Bett entfernt war ein.

    Spätestens jetzt stellte es sich ein. Dieses Kribbeln, dieses nicht mehr vom Gesicht weichen wollende Lächeln, dieses Gefühl, dass die Welt ein Stück anders, ein Stück heller, lichter, freundlicher geworden ist, nur weil man jemandem begegnet ist. Manius Aurelius Orestes kannte dieses Gefühl und doch war es jedes mal ein neues, einzigartiges Erlebnis. Es spürte schon jetzt die Freude auf ein eventuell, hoffentlich, stattfindendes nächstes Treffen. An ihm würde es nicht liegen. Aber, das wusste er, er würde mit Corvinus sprechen müssen. Aber das zählte jetzt nicht.


    Arvinia hatte auf den leicht ironischen Tonfall ebenso reagiert, aber dieser Tonfall verschwand bei ihrem nächsten Satz, so dass der Aurelier nicht umhin kam, ihr Worte und ihr Kompliment ernst zu nehmen. Sie fand ihn also sympathisch, äußerst sympathisch sogar, und hübsch. Auch wenn es an den Rande der Unschicklichkeit ging einer jungen Dame beim ersten Aufeinandertreffen zu viele Komplimente zu machen, und es sicherlich nicht sinnvoll war, die Grenze des Schicklichen zu übertreten, wenn man sich ernste Anliegen zumindest offenhalten wollte, trotzdem suchte er einen Punkt, wo er ihr schmeicheln konnte. Und ihre Erwiderung auf das Vorurteil des "Einkaufens" bot ihm gleich die Gelegenheit. Da sie es offensichtlich auf dieses Kompliment angelegt hatte, das merkte sogar Orestes, verschwanden auch seine Bedenken wieder. Dennoch war dies leichter gedacht, als gesagt. Es sollte ja nicht zu steif und nicht zu gestelzt sein, natürlich musste das Kompliment jetzt sein. "Das gelingt Dir natürlich auch. Aber wahrscheinlich fällt Dir das einfach leichter - ich meine auf natürliche Weise gut auszusehen - einfach, weil Du von Natur aus schön bist." Er konnte es nicht lassen ganz ohne eine leichte Wortspielerei ein Kompliment zu machen. Aber so war er nun mal.


    Als sie dann auch noch erwähnte, dass sie die Philosophie interessieren würde und dass sie genre lesen würde, war es dann soweit. Er kniff sich - um sich zu vergewissern, dass er nicht beim durch die Stadt träumen, wie sie es nannte, eingeschlafen war und dies alles nur ein Traum war. Als er den Schmerz spürte, sagte er:"Das ist ja wundervoll. Welcher der Philosophen hat Dich denn am meiten beeindruckt?" Seine Freude war spürbar.

    Pantomimen würden ihr gefallen. Gut, dann würden sie sich einen guten Pantomimen anschauen. Sie - also er und sie. Er konnte es noch kaum glauben. Aber das wollte er sich nun wirklich nicht anmerken lassen. Und auch, dass es sie zu freuen schien, dass er sich den Göttern widmete. Und.. und...


    "Dann lass ich Dir, wenn es Dir beliebt, eine Einladung zu kommen.", sagte er in betont höflichem Ton und nur ein ;) verriet, dass er diesen Ton scherzhaft meinte. "Ich werde herausfinden, was so in den nächsten Tagen gegeben wird und schreibe es Dir dann, bene?.


    Sie hatten inzwischen das Theater des Pompeius erreicht, auf dessen Stufen 150 Jahre zuvor Gaius Iulius Caesar ermordet worden war. Sie schlenderten daran aber mehr vorbei, da das eigentliche Ziel ja der Tempel der Nymphen neben dem Theater des Balbus geworden war. Als Arvinia ihm auf seine Zukunftspläne antwortete, bemerkte er ihren ungewöhnlichen Satzbau, so kompliziert, sprach doch sonst nur er :D. Die Gedanken und auch einige Gefühle schwirrten durch seinen Kopf, da entschied er sich für eine seiner rationalen Antworten. "Nun, es sollte im Senat immer eine gute Mischung aus alt und jung geben. Deswegen hat man ja auch den cursus honorum beibehalten, um immer wieder den Nachschub zu gewährleisten. Aber auch wenn ich es versuchen werde in den Senat zu kommen, es ist kein leichter Weg." Aber wenn nun Corvinus im Senat saß, auf kurz oder lang auch Ursus und wenn ihn die anderen patrizischen Familien auch unterstützen würden, wäre es gewiss zu schaffen.


    Und Du, beinahe wäre ihm ein schmeichelndes Adjektiv herausgerutscht, aber er sollte sich jetzt besser nicht weiter aus dem Fenster lehnen, auch wenn er es gerne täte, Arvinia, was ist - außer Einkaufen und den anderen üblichen Beschäftigungen junger Damen - Dein Zeitvertreib?

    "Dii consenti!", brach es aus Orestes hervor. Und wenn er nicht schon gesessen wäre, hätte er sich jetzt gewiss setzen müssen. "Niemand erfährt von mir auch nur ein Wort.", und er meinte es ernst damit. Der Vorwurf, den Corvinus erhob, war schwerst. Und doch konnte er auch für die Dinge, die Orestes verspürte, eine Erklärung sein. "Bist Du Dir sicher?", fragte er noch, aber da erklärte ihm sein Onkel auch schon wie er das ganze heraus gefunden hatte.


    "Bei den Göttern der Unterwelt, wenn Du recht hast, dann bedeutet das ja.... Wenn Du recht hast muss es das Collegium Pontificium oder besser noch der Pontifex Maximus selbst muss es erfahren! Er konnte die Wut des Corvinus gut verstehen, auch die Traurigkeit, die er in den letzten Worten zu hören glaubte.


    Jetzt wo er eingeweiht war und die Tragweite des ganzen verstand, verstummte er und die freudigen Dinge, die er Corvinus berichten wollte, von seinen Tagen als Sacerdos, von der Ausbildung und von allem anderen, schwieg er jetzt besser. Eine andere bessere Gelegenheit würde kommen.

    Als Orestes sah, dass sie errötete, wusste er wenigstens, dass auch für Arvinia dieses Gespräch ein Wechselbad zwischen Freude und Peinlichkeit war. Jetzt würde sie ihn wahrscheinlich freundlich aber bestimmt darauf hinweisen, dass sie nicht gedenke mit ihm ins Theater zu gehen. "Oh ja, ich würde mich sehr darüber freuen". Damit hatte er kaum gerechnet. Ich weiß gar nicht auswendig, was momentan gegeben wird. Aber es sind ja gerade die Ludi Romani. Da spielen sie sicherlich verschiedenes. Mimen* werden auftreten und Pantomimen**. Vielleicht geben sie sogar eine Tragödie. Und wenn wir noch die beiden anderen Theater in Betracht ziehen, wird für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ich könnte mir eine Pantomime sehr gut vorstellen, mit einem klassischen Stoff, was würde Dir denn gefallen? Er setzte seine Beine wieder in Bewegung. Sie könnten das auch noch auf dem Weg zum Theater des Balbus besprechen. Außerdem konnte er beim Gehen besser verbergen, dass er aufgeregt war.


    Dann schaute sie ihn unvermittelt und direkt an und das Gespräch nahm eine andere Bahn. Sie fragte nach seinen Tätigkeiten, auch wenn sich Orestes durchaus fragte warum, antwortete er gerne. Nein, nein. Ich träume meistens nicht durch Rom, sondern bin zur Zeit Sacerdos der Iuppiter auf dem Kapitol. Das ist ... Er stockte etwas, sollte er seine Zukunftspläne jetzt hier einer fast wildfremden Frau erzählen, nur weil sie hübsch, sympathisch war und so nett lächelte. Auch wenn sein Verstand nein sagte, kam etwas wie eine Intuition es doch zu tun. gut und richtig so, aber auch als Einstieg gedacht. Die nächste oder übernächste Wahlperiode will ich mich um das Vigintivirat bewerben, die erste Stufe in den Senat. Dabei lächelte zuversichtlich. Große Pläne, aber das würde er schon hinbekommen.


    Sim-Off:

    * Der Mime ist der z.T. sehr vulgäre Possenreißer
    ** Von einem Pantomimus wurden in der Kaiserzeit die Vorläufer von Ballett oder Oper auf die Bühne gebracht.

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    Es ging jetzt alles wie am Schnürchen. Der Schnitt war gesetzt das Blut floss und ein Camillus fing etwas davon auf. Der Stier kippte um, so er dass noch konnte, denn er war tot. Der Manlier nickte dem Artorier zu. Jetzt würden sie warten müssen, bis die Victimarii ihm die Vitalia brachten. Er hatte ein gutes Gefühl aber das hieß nichts.


    Es dauerte die Zeit, die es dafür immer brauchte, die Vitalia wurden gebracht und der erfahrene Sacerdos prüfte sie.


    Ein Gallier, ein Germane und zwei Römer waren sie nun - und glücklicherweise bestellte Corvinus gleich für alle. Denn sonst wäre wahrscheinlich wieder der Met-Cervisia-Streit von vorhin ausgebrochen. So konnte sich jeder an der großen Amphore Wein erfreuen. War doch der Wein eines jener Kulturgüter Roms, die schon zu diesem Zeitpunkt, aber weit mehr noch in der fernen Zukunft, alle Völker des Reiches zusammenbringen würde, in Abhebung von denen, die eben keinen Wein kannten, bringen würde. Wein, das war Zivilisation. Aber anstatt eine große Rede zu schwingen, die den Wein lobte, sagte er nur. "Also für mich ist Wein gerade richtig."