Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Orestes konnte sich noch gut an den Tag erinnern als er an gleicher Stelle zur gleichen Uhrzeit in das Collegium der Auguren inauguriert worden war. Nun sollte er an diesem Tag einen Flavier - den er vermutlich schon einmal getroffen hatte (zumindest bei der Hochzeit seines Vetters) - zu den Siebenmännern hinzu augurieren.


    Das Ritual war ihm bekannt. Es war für alles gesorgt worden, der Himmel war klar, was in diesen Winterzeiten nicht täglich der Fall war, aber ein zufällig erscheinender Blitz oder ähnliches war somit unwahrscheinlich. Der Winter bedeutete auch eine Abwesenheit vieler Vögel und ähnlicher Begebenheiten, die ein ungeplant böses Omen hervorbringen konnten. Jetzt müssten noch die Septemviren inklusive Flavius Piso erscheinen, dann könnte es auch schon losgehen.


    Auch wenn Orestes es beiweitem noch nicht nötig hatte, während er wartete stützte er sich auf den Lituus, so dass es den Anschein machte, dass ein weiser, alter Augur hier auf den Beginn des Ritus wartete.

    "Du hast ja recht.", sagte Orest als er das Schmunzeln seines Vetters sah. "Sie schreibt auch, dass sie zu alt zum Reisen sei, was eine ihrer Ausreden ist. Aber wahrscheinlich wäre ein Besuch bei Ihr mit den Zwillingen zusammen, wenn die Sommerhitze beginnt, nach Rom zu kriechen, eine gute Idee." Auch er musste nun schmunzeln, denn tatsächlich stand nichts unüberwindliches zwischen ihnen. "Bene, Du hast ja Recht.", sagte er und wusste, dass er sich wiederholte. Aber damit wollte er dieses Thema abschließen.


    "Das wäre ja nicht schlecht, wenn sie sich dem cultus zu wenden würden. Vielleicht - auch wenn es etwa spät wäre - vielleicht will sich ja auch eine der beiden der Vesta widmen. Naja aber das sehen wir wenn sie da sind. Wenn sie ihrer Mutter ähnlich sind, dann ...", aber dann fiel ihm ein, dass er ja das Mutter-Thema abgeschlossen haben wollte, also ließ er diesen Satz unvollendet.


    Was nun die Quästur angeht: Am liebsten ein Consulis, aber das käme natürlich darauf an, wer sich zur Wahl stellt. Glücklicherweise, werden wir dies vor der Vorstellung im Senat wissen. Denn es gab ja in den letzten Jahren solche und solche. Quästor Principis - nun..., als ob es natürlich wäre, wurde seine Stimme beim folgenden leiser: "Man wäre ja mehr Quästor Salinatoris. Und irgendwie... nun... er scheint nicht unbedingt... und man weiß ja nie.. Orestes konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen, zumal er nicht genau wusste, was er zu denken hatte. Nur eines war ihm klar - Salinator hatte zuviel Macht. Hm. Was den Urbanus angeht. Nunja - viel Ruhm kann man sich damit kaum erwerben, aber immerhin hast Du es ja trotzdem zu was gebracht. ;). Die Quästuren außerhalb Roms bieten sich eigentlich weniger an, wegen der Blümchen zum Beispiel, aber was würdest Du mir raten?"


    Ad
    consulem M' Tiberium Durum
    in villa Tiberia Romae
    ITALIA



    Augur M' AUR Orestes consuli M' Tiberio Duro s.p.d.


    Die Tage Deiner glorreichen Amtszeit neigen sich dem Ende zu, dies veranlasst mich Dir zu danken, für Deinen Einsatz für das Imperium. Einem jungen Nachwuchspolitiker wir mir schenkt ein solches Consulat wie das Deine Ansporn auf diesen edlen Wegen weiter zu laufen.


    Darum möchte ich Dich bitten meiner Kandidatur für das Quästorenamt entgegenzunehmen und sie in die entsprechenden Listen eintragen zu lassen.


    Für Dich und Deine Familie (insbesondere natürlich Deiner Gattin) gilt mein Wunsch:
    Valete bene.


    Manius Aurelius Orestes.





    Sim-Off:

    edit: auch copy und paste will gelernt sein...

    Der Morgen kam. Er wollte, nein musste diesen Brief schreiben. Es war nicht einfach, aber die Pflicht es zu tun half ihm dabei sich selbst einen Schubs zu geben.

    M' AUR Orestes matri suae Lucr Lucillae s.p.d.


    Du wirst Dir denken, dass es mir nicht leicht gefallen ist, Deinen Brief zu lesen, noch weniger ihn zu beantworten, doch vielmehr gerade deshalb danke ich Dir. Mir wäre es auch in den nächsten Zeiten kaum gelungen, mich zu überwinden und die Mauer des Schweigens, die sich zwischen uns langsam immer höher auftürmte zu durchbrechen. Deswegen ist es gut (ich schriebe gerne ...deswegen freue ich mich... aber dafür ist das alles noch zu neu), dass Du diesen Brief geschrieben hast.


    Flora und Narcissa sind hier herzlichst willkommen. Wir bereiten alles vor, so dass Du sie losschicken kannst. Beinahe möchte ich sagen ist es schade, dass sie nicht schon bei uns sind. Sie - und auch Du - Ihr habt damit einen wichtigen Tag für mich verpasst, weil wir meine Sponsalia mit einer Tiberia verkündet haben - die ungefähr im Alter der Zwillinge ist, ich wünsche mir, dass das gut klappt.


    Über die Pläne, die Deine Töchter, meine geliebten Schwestern haben, werden die beiden mich sicherlich schnell unterrichten... In der Hoffnung die beiden hier bald begrüßen zu dürfen, verbleibe ich, Dir versprechend, dass wir nun den Kontakt halten können.
    Vale bene.


    Es war ein merkwürdiger Brief, mit wenig Emotionen nur hier und da schauten sie heraus und zeigten sich kurz, nur aber um gleich darauf wieder zu verschwinden. In den letzten Jahren war Orest froh gewesen kein großer Familienmensch zu sein. Er wusste, dass sich dies nun ändern würde.


    Nachdem er den Brief noch einmal gelesen hatte, siegelte er ihn und gab ihm einem Sklaven, der ihn persönlich und umgehend überbringen sollte.

    "Verkniffen, ist ein guter Ausdruck. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, aber eigentlich ist es wahrscheinlich doch eher positiv.", sagte er seinem Vetter erwidernd. "Schließlich, bin ich meiner Familie lange genug aus dem Weg gegangen. Sie sind übrigend 17, was das ganze natürlich nicht einfacher macht. Aber - und das ist ein echter Vorteil - sie sind glaube ich einigermaßen fromm und wohl erzogen., womit er eigentlich schon fast beim Kern des Problems war, nämlich: sie müssten untergebracht werden. Eigentlich sogar relativ schnell. Blumen hatten nämlich die Angewohnheit zu verwelken :D.


    "Bald, sehr bald, sie wollte sie in einigen Tagen losschicken. Aber zum ordentlich einrichten der Zimmer wird es noch reichen, denke ich. Ich werde Brix beauftragen, alles vorzubereiten, wenn Du nichts dagegen hast.


    Wie immer, wenn Orestes zu Corvinus ging, waren es aber mehrere Dinge, die ihn beschäftigte, so dass er einen Moment verstreichen ließ ehe er erneut ansetzte. "Eine andere Sache gibt es noch. Ich bin am Überlegen, ob ich jetzt die Quästur angehe. Sicherlich mit Deiner und Imbrex Kandidatur, zusätzlich meinen beiden Blümchen, der langsam zu planenden Hochzeit gäbe es schon genug zu tun, aber später wird es nicht unbedingt besser, was denkst Du?"

    Orestes öffnete die Tür einen Spaltbreit, als er das Herein seines Verwandten hörte, und das, was er sah, überraschte ihn. Leicht hin und her wippend - es mutete fast tänzerisch an - schaute dieser aus dem Fenster. Da der Rest der Familie eher zu melancholischen Ausfällen neigte, schien dieser manische nicht aufgrund eines psychischen Defektes, sondern aufgrund irgendeines menschlichen Affektes entstanden zu sein. Vor allem, dass das Summen wieder ansetzte als Orestes den Raum zur Gänze betreten hatte, war irgendwie befremdlich. Die linke Augenbraue verzog sich nach oben, während das rechte Auge sich halb schloss und Orestes verwörtlichte diese Geste sogleich mit einem: "Marcus, alles in Ordnung?"


    Auch wenn das natürlich eine sehr tendenziöse Frage war, schließlich schien es so als ob alles noch besser war, als in Ordnung. "Weswegen ich eigentlich komme: Ich habe einen Brief von meiner", unweigerlich musste er stocken, weil ihm dieses Wort schon lange nicht mehr über die Lippen gekommen war, "von meiner Mutter bekommen. Es geht ihr gut und so weiter. Sie möchte uns Flora und Narcissa schicken, meine Schwestern. Ich habe Ihr noch nicht geantwortet. ... Aber, ich denke, es wäre richtig und wichtig sie bei uns aufzunehmen. In dem Trakt, der schon für die Zeit nach der Hochzeit mit Arvinia vorbereitet wird, gäbe es ja noch ein paar freie Zimmer... was denkst Du?

    Nachdem Orestes durch den Brief seiner Mutter erfahren hatte, dass seine beiden Schwestern anreisen würden und nachdem er sich von diesem Brief erholt hatte und begann sich auf die Ankunft der beiden - sie waren ihm ja nahezu unbekannt - zu freuen, suchte er Corvinus auf, er hoffte ihn in seinem Officium anzufinden, denn auch wenn es schon Dunkel geworden war, war es doch noch vor der Zeit der Cena, so dass es durchaus wahrscheinlich war, das Corvinus hier noch weilte, um Briefe zu diktieren, oder ähnliches, damit beim Ankommen der Klienten morgen wenigstens alles seine Ordnung hatte.


    Die Tür war geschlossen, was aber nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte, also klopfte Orest höflich an.

    Er sich nicht erinnern wie viel Zeit vergangen war. Auf jeden Fall waren einige Sklaven gekommen und hatten die Kerzen und Öllampen entzündet, in diesen kalten Wintertagen ein Zeichen, dass es bald kühl werden würde. Deshalb würden die Sklaven nach einiger Zeit zurückkommen und den Ofen wieder auf eine ordentliche Temperatur bringen.


    Manius Aurelius Orestes saß immer noch in seinem Korbsessel und sinnierte. Als es nun - durch den Kerzenschein - wieder etwas heller geworden war, nahm er den Brief, den ihm ganz überraschend seine Mutter geschrieben hatte, wieder in die Hand und las ihn ein weiteres Mal und kommentierte ihn innerlich: "es wird Dich verwundern" - tatsächlich, Mutter, verwundern ist nett ausgedrückt, für das innere Chaos, das dieser Brief auslöst, Unser Kontakt miteinander ist … eingeschlafen. Dies bedauere ich zutiefst." - kann ich Dir das Glauben? Du bedauerst es? Siehst Du etwa ein...dass? "So vieles ist geschehen, das ich hätte verhindern können. Fehler und Vorwürfe die zwischen uns stehen," - und warum hast Du es nicht verhindert? Warum bist Du aufs Land gegangen und hast Deinen Sohn, der noch nicht einmal die Bulla abgelegt hat, mit seinem Vater, Deinem Mann allein gelassen? Und so haderte er mit seiner Mutter, bis diese Stimmung ihn verließ, als er las, dass sie schrieb "Ich bin stolz auf Dich.", und er verstand, dass sie es ernst meinte, was sie dadurch unterstrich, dass sie Narcissa und Flora nach Roma schickte.


    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Flora, Narcissa - sie müssten ungefähr das gleiche Alter wie Arvinia haben. Das könnte ja lustig werden. Vielleicht würde es das sogar wirklich. "Bene.", sagte er, "dann werden wir wohl mal die Zimmer vorbereiten müssen. Aber zuerst sollte wohl Marcus davon erfahren...


    Dann ging er aus dem Zimmer, um Marcus zu suchen. Eine Antwort würde er morgen verfassen.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus


    Auf die Ankündigung des Bräutigams und Consuls wurde es zwar nicht ganz still, so etwas war auf solchen Feierlichkeiten weder möglich noch üblich. Aber doch soweit, dass die rhetorisch geschulte Stimme des Aureliers, er hatte in der Ausbildung gegen das Rauschen des Meeres anreden müssen, sicherlich gut verständlich wäre.


    Er selbst war in den wenigen Momenten, nachdem er mit Durus gesprochen hatte, wieder zu Arvinia zurückgekehrt, so dass er neben ihr stand. Ein Sklave hielt ihm einen schlichten Ring auf einem Kissen hin, der eine vereinfachte Kopie des schon angefertigten Ringes für die Hochzeit darstellte.


    Als also die Ankündigung verklungen war, erhob Manius Aurelius Orestes seine Stimme. "Verwandte, Gäste, Freunde. Ich will Euch nicht lange auf die vorzüglichen Speisen warten lassen. Dennoch möchte ich Euch bitten, zusammen mit zweimal den Becher zu erheben. Das erste Mal auf unser Brautpaar. Vivant!", sagte er und hob den Becher in ihre Richtung, verschüttete dann einen Tropfen auf dem Boden und trank einen Schluck. "Ein zweites Mal nun aber für eine weiteres Familienmitglied der Tiberier, die holde und ehrenwerte Tiberia Arvinia, und für mich, die wir heute unsere Sponsalia bekanntgeben."


    Jetzt nahm er den schlichten Ring (den Becher gab er dem Sklaven) und steckte ihn an Arvinias linke Hand. Danach schaute er sie an und gab ihr einen dezenten Kuss. Als er seinen Blick wieder in die Menge schweifen ließ, nahm er seinen Becher wieder und beendete seine Verkündigung: "Mögen die Götter unseren Familien gewogen sein!" Er verschüttete wieder einen Tropfen und trank dann.


    Er schaute seine Sponsa an und sagte leise zu ihr: "Jetzt sind wir also offiziell verlobt, caelum meum"

    Orestes war kein großer Freund von Geschenken, so dass er sich vorgenommen hatte erst nach der Geschenke-Auspackerei ins Triclinium hineinzukommen. Als er selbiges nun betrat und merkte, dass er mitten hinein geraten war, war es ihm schon peinlich, dass er keines hatte.


    Aber so wusste er nun seit einigen Tagen, das würde dieses Jahr das letzte Mal so sein. Nächstes Jahr, wären seine Schwestern hier und er wäre verheiratet, da müsste er dann wohl oder übel sich auch um Geschenke kümmern. "Io Saturnalia!", sagte er und versuchte seine peinliche Berührtheit hinter einem Lächeln zu verstecken.


    Er blickte umher. Es waren nicht allzu viele anwesend, Imbrex, Ursus und Avianus, dazu einige Sklaven. Bene. Zu viele Menschen störten ihn nämlich immer mehr, jedenfalls im privaten Bereich. Schließlich hatte er im Auguraculum schon genug mit Menschenmengen zu tun. Er ging zu der kleinen Gruppe herüber und schaute, worüber das Gespräch ging.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Pfff... :D


    Extra für dich: buon natale! :)


    grazie tante! fa troppo caldo....



    @Quintilius Sermo: Du hast ja recht, ich übrigens auch (auch wenn Stille Nacht auf Italienisch echt gewöhnungsbedürftig ist...)

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Ich wünsche ebenfalls frohe Weihnachten!


    Auch ich habe einen Beitrag, was Weihnachtslieder angeht, hier.


    Oh, ich hatte gerade von Piso etwas nun ja... anderes erwartet. *duck*


    Bene, nichtsdestoweniger: Euch und Euren Lieben ein frohes Weihnachtsfest!

    Arvinia an der Hand betrat Orestes das Triclinium. "Such Dir, äh uns, schon mal einen Platz, nicht zu weit vorne, aber vor allem auch nicht zu weit hinten." ;) , sagte er zu ihr und drängte dann zu Durus, um ihn - wie verabredet - an die Sponsalia zu erinnern.


    Er trat an das Brautpaar, das es sich schon auf der Kline bequem gemacht hatte, heran: "Meine besten und ehrlichen Glückwünsche, Euch beiden.", sagte er und meinte es ernst, von der Abneigung genüber Laevina war überhaupt nichts zu spüren, "Durus, wenn Du daran denken könntest, gleich wenn alle da sind und einen Becher haben, mir das Wort zu erteilen. Dann könnten wir die Sponsalia verkünden und sie gleich mit einem Trunk auf die Ehre unserer Familien verbinden.

    Endlich - man könnte meinen gerade noch rechtzeitig - gelangte Orestes zwischen Opferung und Einladung zum Essen zu Arvinia. "Salve, caelum meum. Gleich noch vor der Vorspeise, gibt es noch etwas zu verkünden", sagte er ihr leise ins Ohr, nahm sie bei der Hand und war im Begriff mit ihr zusammen ins Triclinium zu schreiten. Er lächelte dabei fast spitzbübig, schließlich freute er sich, dass sie nun - quasi als kleines Zwischenspiel - ihren heutigen Moment haben würden.

    "Ein Brief für Dich, Dominus Orestes.", rief das Soffchen aufgeregt, als ob es etwas besonderes war, dass Orestes einen Brief bekäme, als sie diese Schriftrolle, die viel in Orestes Leben verändern würde zu ihm brachte. Sie musste ein gutes Gespür haben, was Orestes ihr bisher nicht zugetraut hätte, den zu diesem Zeitpunkt konnte ja niemand wissen, was für ein Brief es war, den Orestes nun in die Hand gedrückt bekam.


    "Ist ja gut. Wird schon nichts aufregendes sein.", sagte er und meinte dies auch so. Also setzte er sich und öffnete den Brief. Als er die Absenderadresse las, rief er Soffchen hinterher: "Bring mir etwas Wein - ungemischt!", denn es musste wohl doch etwas aufregendes sein. Zumindest etwas, was ihn aufregen würde. Seit Jahren hatte er nichts mehr von ihr gehört. Das schlechte Gewissen war gewachsen und auf einem aushaltbaren, aber doch recht hohen Niveau stehen geblieben. Der Kontakt war eingeschlafen, oder besser eingefroren. Und nun dies. Aus heiterem - nun ja winterlich trüben - Himmel - ein Brief. Ein Brief seiner Mutter.


    Er wollte das Siegel schon aufbrechen, aber er besann sich und wollte warten bis das Soffchen ihm Wein brachte, damit er sicherheitshalber ein paar Schlucke trinken konnte, bevor er diesen Brief las. Also legte er die Schriftrolle auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel, in den er sich hatte fallen lassen. Die Sklavin kam und brachte den Wein - warm und gewürzt. Das hatte er zwar nicht verlangt, aber es war eine gute Idee. "Du kannst jetzt gehen, Sofia", sagte er und schenkte sich selbst den Wein ein. Er trank. Nun wurde es also wieder einmal Zeit sich der Wahrheit des eigenen Lebens zu stellen und nicht immer nur in Arbeit und Politik zu versinken, um sich vor dem eigenen Leben zu drücken, dachte er und nahm dabei die Rolle in die Hand, drehte sie ein paar Mal hin und her und zerbrach das Siegel.


    Ad Manius Aurelius Orestes
    Casa Aurelia
    Roma


    Salve Manius,


    es wird Dich verwundern, dass ich Dir diesen Brief schreibe. Unser Kontakt miteinander ist in den vergangenen Jahren zunehmend eingeschlafen. Dies bedauere ich zutiefst, denn auch Dein letzter Besuch ist nun einige Jahre her. So vieles ist geschehen, das ich hätte verhindern können. Fehler und Vorwürfe die zwischen uns stehen, mein Sohn. Vieles Bedauere ich, aber ich hätte wohl immer wieder dieselben Entscheidungen getroffen. Manche Dinge hätte ich wohl anders gemacht- Und auch wenn Du es mir nicht glauben willst: Ich bin stolz auf Dich. Trotz aller Widrigkeiten ist ein guter Mensch aus Dir geworden!
    Doch genug von den Fehlern der Vergangenheit. Es wird Zeit, dass die Familie wieder näher zusammen rückt; Dass wir zusammen stehen, wie es sich gehört.
    Aus diesem Grunde schicke ich Dir Deine beiden Schwestern nach Rom. Leider werde ich sie nicht begleiten können, denn für solche Reisen bin ich inzwischen zu alt.
    Schweren Herzens lasse ich sie ziehen, meine kleinen Lämmchen. Aber es wird Zeit, dass sie lernen, dass das Leben nicht nur aus Sorglosigkeit besteht. Sie sind gute Mädchen und Du wirst sicher in vielen Dingen überrascht von ihnen sein. Lass Dir aber nicht von ihnen auf der Nase herum tanzen, denn sie neigen doch hin und wieder zu Übermut.
    In einigen Tagen werde ich sie auf die Reise schicken. Pass gut auf sie auf und heiße sie herzlich Willkommen in Rom, wie es sich gehört. Grüße auch Marcus Aurelius Corvinus von mir, da sie ja in seinem Haus leben werden. Du brauchst dir keine Sorgen machen, sie sind wohlerzogen und werden uns keine Schande machen.


    Liebste Grüße,
    Deine Mutter Lucretia Lucilla



    Er las den Brief. Einmal. Zweimal. Dreimal. Das Durcheinander der Gefühle war stark, zu stark, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er legte den Brief beiseite und trank den Wein aus. Dabei schaute er auf den kleinen wärmenden Kohleofen und wartete bis sich das Gewusel aus Freude, Wehmut, Stolz, Trauer, Hoffnung, Ohnmacht, Glück und Angst sich beruhigte.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Die Aurata hat schon lange kein Rennen mehr ausgerichtet." Falls überhaupt je, Ursus hatte keinen Überblick darüber, was seine Vorgänger gemacht oder nicht gemacht hatten. Dafür war er zu lange nicht in Rom gewesen. "Im kommenden Jahr werden wir auf jeden Fall eines ausrichten. Nur wann, kann ich noch nicht genau sagen. Das kommt darauf an, wie meine persönliche Zukunft sich gestaltet. Ich muß in Rom sein dafür. Ihr wißt ja wie das ist: Wenn der Princeps nicht da ist, glauben alle, sie könnten sich auf die faule Haut legen."


    Daran hatte Orestes natürlich nicht gedacht, dass er hier unter den Leitern der Factiones saß, die eventuelle Längen im Rennen mit Fachsimpelei und Planungen nutzen würden. Aber nun war es so. Er schaute zu und schwieg und freundete sich langsam mit dem Rennsport an, es war ja doch etwas interessantes. Auch wenn er noch keinen Factio-Favoriten hatte, waren es sicherlich die goldenen die ihm zusagten, gerade weil sie nicht siegten.

    Das Atrium war inzwischen geradezu überfüllt. Orestes stand immer noch einigermaßen am Rand und hatte Opfer und Eingeweideschau von hier aus betrachtet. Jetzt würde es aber langsam Zeit werden, dass er sich durch das Gedränge zu seiner seiner bald Verlobten Arvinia drückte, nicht nur damit es besser aussah, sondern weil er ihr auch nahe sein wollte.


    Das war allerdings nicht so einfach, da er momentan kaum mehr zu sagen wusste, wo sie denn war. Also ging er erst einmal ziellos durch die Menge, nur darauf bedacht möglichst nicht auf die Braut zu treffen, der er durch seine Gegenwart nicht den Tag verderben wollte.

    Orestes war kein allzu großer Fan des Rennsportes, aber man musste sich bei solchen Anlässen immer mal wieder sehen lassen. Und die zwei Rennen, die heute auf dem Programm standen versprachen ein nicht allzu langes Rennvergnügen. Also ging Labeo etwas verspätet los und kam gerade als die erste Rune vorbei war. Er schaute in den Teil des Rundes, in den er kam und in dem die wichtigen Leute saßen und fand Ursus. Er drängelte sich ein wenig durch. Auch der Purgitius Macer und Aelius Quarto saßen in seiner Nähe. Also nicht der schlechteste Platz. Dort angekommen stieß er Ursus ein wenig an und sagte: "Titus, mein Vetter, sind die dort hinten Deine goldenen?"

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Er hatte beinahe schon die Sponsalia verkünden wollen, sich dies dann jedoch doch verkniffen, da er zuerst die Zustimmung von Orestes einholen wollte - immerhin war es dessen Verlobung und möglicherweise wollte er sie selbst verkünden! Also schob er sich zu dem jungen Mann hinüber, während der Haruspex seines Amtes waltete. Mit gedämpfter Stimme sprach er den Aurelier an.


    "Aurelius Orestes, wann und wie wollen wir die Sponsalia verkünden? Zu Beginn? Oder vor dem Essen?"


    Richtig, das hatten sie nicht besprochen. So war es gut gewesen, dass Orest sich nicht sofort in die Mitte gestürzt hatte, sondern hier am Rand stehen geblieben war, wo der Tiberier sich nach der Opferung gut hinziehen konnte. "Hm. Am besten vor dem Essen, denke ich.", raunte er zurück.