Beiträge von Iunia Axilla

    Axilla war sich nicht so sicher, was Serrana damit sagen wollte, es sei eine gute Idee, weil sie in ihrem Alter waren. Mit Serranas Freundinnen hatte sich Axilla eher weniger verstanden, da glaubte sie nicht, dass sie es mit Serranas neuer Verwandschaft eher täte. Immerhin waren Serranas Freundinnen ja auch alle in ihrem Alter gewesen. Und zumindest glaubte Axilla, die Cousine habe von weiteren Frauen gesprochen, denn was sie mit gleichaltrigen Jungs anfangen soltle, das wusste Axilla fast noch weniger. Oder sie wüsste so einiges, aber sie glaubte kaum, dass Serrana da mitmachen würde. Sie konnte sich die Cousine weder beim Angeln noch beim Spielen (erst recht nicht von Glücksspielen) vorstellen, von Sport ganz zu schweigen. Und rumsitzen und philosophieren wiederum war eher weniger was für Axilla (und ihrer Vorstellung von echten Kerlen).
    “Naja, vielleicht ergibt sich ja nochmal was“, meinte Axilla nur freundlich und war froh, das Thema damit abgewendet zu haben.


    Und dann wechselte Serrana auch nochmal das Thema und kam auf Levi zu sprechen. Axilla war kurz davor, einmal angestrengt zu schnaufen. Wie kam sie denn jetzt auf den, anstatt sich zu verabschieden? Aber sie nickte nur und stand schonmal auf, um das ganze nicht noch mehr in die Länge zu ziehen. “Ja, natürlich. Ich hoffe nur, dass er nicht so viel Blödsinn hier angestellt hat. Aber er ist ja eigentlich ein lieber Kerl. Und keine Sorge, das geht schon. Adula dürfte sowieso nicht mit in den Palast.“

    Kannte Axilla wichtige Persönlichkeiten? Nunja, sie war einmal unfreiwillig in Quartos Bett gelandet (auch wenn sie das sehr weit verdrängte und hoffte, dass auch Quarto das als Traum abgetan hatte). Aber sonst? Wen kannte sie denn schon? Aurelius Corvinus schuldete sie noch ein Bild der Orchideen des Paneions, wobei das auf sich warten lassen würde, wenn Anthimos Bantotakis grade unauffindbar verschwunden war. Und Sedulus kannte sie nun über Serrana. Sonst? Hm....
    Axilla überlegte, ob sie ihm das so sagen sollte und die Strafe zahlen sollte, oder ob eine kleine Notlüge in diesem Fall noch in Ordnung war. Sie sah Sermo also einen Augenblick lang an und überlegte, ehe sie leicht mit den Schultern zuckte. “Ich weiß nicht, ob dir meine Kontakte helfen. Aber nachdem du mir so mit der Arbeit hilfst, wäre es unehrenhaft von mir, wenn ich dir nicht dasselbe anbieten würde, wenn ich dir mal helfen kann. Ich weiß ja nicht, welche Kontakte du so brauchst...“ Das war nicht gelogen und stellte damit für Axilla keinen Gewissenskonflikt dar. Was wusste sie denn, was einem Magistrat in Ostia etwas brachte?

    Irgendwie konnte Axilla nicht umhin, ein ungutes Gefühl zu bekommen, als er von der 'materiellen Gebühr' sprach. Was für eine Gebühr sollte er sonst entrichten? Nachdem sie beide ja vorhin ziemlich lautstark darüber einig geworden waren, dass er nicht wollte, dass sie mit ihm ins Bett ging, und sie das auch nicht tun würde? Daher war sie etwas zurückhaltend, als er darauf zu sprechen kam, dass sie ihm einen gefallen schuldig wäre.
    “Was für einen Gefallen denn?“ fragte sie etwas naiv nach. Bevor sie da ja oder nein sagte, wollte sie schon ein bisschen mehr wissen. Immerhin gab sie darauf ihr Ehrenwort!

    Bis eben hatte Axilla noch gedacht, sie wäre die unangefochtene Königin der spontanen Themenwechsel, aber Sermo war ihr zumindest ebenbürtig. Ganz unvermittelt kam er plötzlich auf die Einfuhrgebühr zurück, die Axilla vor lauter Arbeit und Vorfreude schon vergessen hatte. Ihr Lächeln verschwand kurz und machte einem 'Ach, da war ja was'-Gesichtsausdruck Platz, ehe es in verführerischer Weise wieder zurückkehrte. Axilla war sich nach dem ganzen Hin und Her zwar alles andere als sicher, ob sie nun sein Typ war oder doch nicht, aber versuchen konnte sie es ja mal mit einem scheuen Blick unter langen, dunklen Wimpern hervor.
    “Können wir das nicht einfach vergessen? Das ist doch wirklich nur eine Kleinigkeit. Du hast es ja selbst gesagt. Ich importiere ja keinen ägyptischen Weihrauch oder Opium, sind doch nur Farben...“

    Wieder erntete Sermo einen äußerst vorwurfsvollen Blick. Der hielt sie wohl wirklich für blöd! Diesmal aber verkniff sie sich gerade noch so einen bissigen Kommentar und beließ es bei diesem 'Wie kannst du mir nur unterstellen, ich wüsste sowas nicht? Wie kannst du nur?!'-Blick. Sie legte den Löffel wieder unverrichteter Dinge beiseite, Hunger hatte sie immernoch keinen. Denn auch, wenn Sermo sie hier immer wieder aufzog, das hier war spannend. Vielleicht, mit etwas Glück, würde sie tatsächlich wieder richtige, echte Arbeit haben. Etwas wichtiges machen! Für einen Wichtigen Mann! Naja, gut, er hatte kein Amt, hatte Sermo gesagt, aber immerhin war er Senator. Und vielleicht ließ er sich ja bei der nächsten Wahl dann zu Consul oder sonstwas wählen. Und es war Arbeit, verdammtnocheins!
    “Das meinte ich doch, an welchem Tag. Aber gut, dann gibst du einfach eine Nachricht für mich ab. Oder fliegst mit Pegasus an meinem Fenster vorbei.“ Frech grinste sie ihn jetzt doch wieder an. Hach, das würde sicher herrlich werden. Axilla lächelte wie eine Katze, die eben einen unverschlossenen Pott Sahne gefunden hatte. Bei der ganzen Vorfreude hatte sie den eigentlichen Grund dieses Zusammenseins schon wieder ganz vergessen.

    Was sollte man da schon mitnehmen? Kleidung eben. Axilla sah solche Dinge nicht so dramatisch. Wenn etwas fehlte, konnte man es schließlich kaufen. Sie waren ja beide nicht gerade arm, Axilla durch ihre Betriebe und ihre Arbeit und Serrana durch ihren Ehemann. Was machte es da schon, wenn man hier etwas nicht mitgenommen hatte, was in besserer Qualität sowieso am Ankunftsort erhältlich sein würde? Dort oben hatten die Leute sicher mehr Ahnung von warmen Mänteln als hier in Rom. “Naja, dann wird es ja auch vielleicht gar nicht so kalt. Und wenn, kann man das ja immernoch nachkaufen.“ Axilla zuckte nur leicht die Schultern.


    Innerlich machte sie sich schon bereit, sich nun zu erheben und zu verabschieden, als Serrana dann plötzlich mit einer Idee rausrückte, die Axilla kurz aus dem Konzept brachte. “Cena?“ Sie sollte die anderen Germanici kennenlernen? WARUM? Und wen denn überhaupt. Sedulus kannte sie schon, die vertrocknete Mutter von Serranas Mutter hatte sie auf der Hochzeit gesehen, und Avarus war ja in Germania, wie sie gerade mitbekommen hatte. Wen also sollte sie kennenlernen?
    Dennoch setzte sie ihr Allerweltslächeln auf. “Heute ist das ganz schlecht, fürchte ich. Archias hat irgendeinen seiner Freunde eingeladen... ich kann mir den Namen nicht merken. Ist ja auch egal. Aber ein andermal sicher.“ Es war eine dreiste Lüge, Archias hatte ihres Wissens nach gar niemanden eingeladen, aber Axilla konnte sich was schöneres vorstellen, als noch mehr blasierte Germanici kennen zu lernen, die sich allesamt offenbar für was besseres hielten. Sie fragte sich sowieso, was Serrana damit bezweckte. Hatte ihr ihr kleiner Triumph eben nicht gereicht? Sie verstand das einfach nicht.

    Nein, Axilla wusste eben nicht, wie er das meinte. Sie hatte keine Ahnung, warum er ihr vorhielt, dass sie nachts hier schlief. Nicht die geringste. Sie hatte bis eben noch nichtmal annähernd erahnt, dass es ein Problem für ihn war, wenngleich Axilla sich auch nicht vorstellen konnte, warum es ein Problem war. Deshalb hatte man ja eigene Zimmer, ansonsten könnte man ja gleich ein gemeinsames Zimmer bewohnen und musste sich nicht die Mühe mit den beiden Zimmern machen. Axilla verstand wirklich nicht, was Archias ihr mitteilen wollte.
    Aber er offenbar auch nicht, was sie ihm mitteilen wollte. Die meiste Zeit sah er hinüber zur Tür anstatt zu ihr oder zur Rüstung, als wollte er am liebsten fliehen. Axilla wusste nicht wirklich, was sie da tun sollte. Wenn er nur dann mit ihr reden wollte, wenn er etwas hatte, was er bereden wollte, umgekehrt bei ihr aber Reißaus nahm, wie sollte das gehen? Das machte die ganze Sache nur noch viel schlimmer. Außerdem hatte er ja überhaupt erst angefangen! Sie hätte doch keinen Ton gesagt, wenn er nicht schon wieder auf diese ganze Diskussion bestanden hätte!
    Und jetzt sagte er nichts. Gar nichts. Er saß nur da wie ein geprügelter Hund und sagte rein gar nichts. Keinen Ton über das, was Axilla zu ihrem Vater gesagt hatte. Nichts. Axilla wusste nicht, was schlimmer war. Das er erst mit diesem ganzen Blödsinn angefangen hatte, oder nun, da sie das sagte, was ihr wichtig war, gar nichts dazu zu sagen hatte. Er schaute nichtmal richtig zu der Rüstung hin! Axilla fühlte ganz schrecklich unverstanden in diesem Moment. Sah er das denn nicht? Verstand er nicht? Wollte er nicht verstehen? Axilla kapiert einfach nicht, wie er da sitzen und nur zur Tür schauen konnte, als wollte er einfach nur abhauen.


    Und dann sagte er doch endlich etwas. Ob sie wieder nach Alexandria wollte. Und ein Teil von Axilla brüllte in ihrem Innersten geradezu ein lautes, unüberhörbares JA hinaus. Sie vermisste Alexandria, furchtbar. Sie vermisste die Leichtigkeit, das Leben dort. Vor allem vermisste sie den Einfluss, den sie dort gehabt hatte. Die mächtigen Männer, die ihre Freunde gewesen waren, die sie mit einem Lächeln und einem unschuldigen Blick um den Finger wickeln konnte, die ihr einfach auch mal gerne einen Wunsch von den Augen abgelesen hatten. Das vermisste sie. Vor allem aber vermisste sie Urgulania. Aber die würde auch eine Rückkehr nach Alexandria nicht von den Toten auferstehen lassen.
    Und der andere Teil von ihr wollte hier bleiben. Sie fasste hier gerade Fuß, fand gerade sowas wie Freunde. Sermo war da. Und Vala. Der Gedanke, ihn dann wirklich nicht mehr zu sehen und auch keine Post von ihm bekommen zu können, weil Archias da wohl ebenso eifersüchtig reagieren würde, fühlte sich schrecklich an. Dazu kam noch, dass sie wohl kaum in der Villa Iunia in Basileia leben könnten, weil ihr Mann sich dann sicher in seinem Stolz gekränkt sah, aber Axilla nirgends anders würde wohnen wollen.
    Axilla atmete einmal tief durch und schaute wieder die Rüstung an. “Nein, möchte ich nicht“, antwortete sie schließlich bedrückt. “Ich hab hier gerade ein paar Freunde gefunden. Und vielleicht ergibt sich hier auch eine Arbeit. Aber ich möchte, dass du aufhörst, mich so einzuzingeln mit diesen Wachen und... überhaupt.“ Die Leibwächter gingen Axilla wirklich auf den Keks, und vor allem wollte sie verdammtnocheins für voll genommen werden, auch von ihrem Mann. Sie war kein Püppchen und auch kein Hündchen, sondern durchaus in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen.

    Axilla nahm anstandshalber noch einen Löffel, aber danach fühlte sie sich schon beinahe so, als müsse sie sich übergeben. Vor Aufregung war ihr ganz schlecht. Also schob sie den Teller ein Stück von sich und legte den Löffel einfach daneben.
    Bei seiner Art der Fragestellung aber fühlte sich Axilla fast ein bisschen angegriffen. Und so richtete sie sich auch gerader auf und verlor diesen verträumten Ausdruck aus ihren Augen. Stattdessen schaute sie ihn fast streitlustig an. “Doch, natürlich!“ Was eine dreiste Lüge war, aber das wusste er ja nicht. “Aber ich kenne deinen Patron ja nicht. Und vielleicht mag er ja keine Überraschungen. Und am Ende sagt er noch nur deshalb nein, weil es ihn ärgert, wenn du mich ohne Termin bei ihm vorbeischleppst.“ So! Es war zwar eine Ausrede gewesen, aber eine, die durchaus plausibel klang.


    Axilla merkte, dass sie vielleicht mit dieser aufbrausenden Art nicht dahin kam, wohin sie eigentlich wollte. Verlegen nahm sie wieder den Löffel und rührte doch nochmal weiter, während sie sich mühte, möglichst unschuldig auszuschauen. “Was meinst du denn, wann würde es deinem Patron und dir am besten passen?“ Jetzt hatte ihre Stimme wieder diese einlullende Melodie angenommen, die wohl nur Frauen zustande brachten, die etwas wollten.

    Axilla nickte wieder bei seinen Worten und stocherte weiter in ihrem Essen herum. Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger, dafür war das hier viel zu aufregend. Aber es sah wohl doof aus, wenn sie so gar nichts aß, also nahm sie einen Löffel. Eigentlich schmeckte es ja gar nicht schlecht, vielleicht wie alles römische Essen im Vergleich zum Alexandrinischen etwas ungewürzt, aber durchaus essbar. Aber den ganzen Teller würde Axilla wohl nicht runterkriegen, dafür war das hier wirklich zu spannend.
    “Oh, du würdest wirklich mit mir da hin gehen? Kannst du mich denn da einfach mitnehmen, oder brauchen wir da einen richtigen Termin?“ Axilla hatte ja keine Ahnung, wie eng das Verhältnis zwischen Patron und Klient war. Überhaupt hatte sie vom ganzen Klientenwesen nicht viel Ahnung, da es in ihrem bisherigen Leben keine Rolle gespielt hatte. Wer würde sie schon zur Klientin haben wollen? Und wozu?
    Hach, das war aufregend! Axilla kam aus dem Grinsen gar nicht mehr hinaus, und am liebsten wäre sie aufgesprungen und gleich mit Sermo losmarschier. Ihr ganzer Körper fühlte sich mit einem Mal wie elektrisiert vor Vorfreude. Wenn das klappen würde... das wäre einfach wundervoll! Auch wenn so ein fieses Stimmchen ihr einreden wollte, sie solle sich nicht zu früh freuen, am Ende würde ja sowieso nichts daraus, Axilla hörte nicht darauf. Das musste einfach funktionieren! Und selbst, wenn nicht, dann war es immernoch besser als das hier jetzt.

    Einen kleinen, skeptischen Blick konnte sich Axilla nicht verkneifen, als Sermo betonte, wie angetan er von ihr war. Eben noch hatte er ihr gesagt, dass sie nicht sein Typ war, und jetzt flirtete er mit ihr. Da sollte doch einer die Männer verstehen!


    Und dann fing er an, dass er eine Idee hätte. Und er überschüttete sie dabei geradezu mit Lob. Ob sie wirklich so hochgebildet war wie er sagte, bezweifelte Axilla ein bisschen. Sie war ja keine Gelehrte und veranstaltete so viel Blödsinn, dass sie das so nicht sehen konnte und bei seinem Lob also auch ein wenig errötete. Aber dann hörte er einfach auf. Und aß. Und aß.


    Und aß.


    Die Iunia schwankte, ob sie einfach warten sollte, oder ihren Gesprächspartner anspringen, um die Information aus ihm herauszukitzeln. Wortwörtlich. Er konnte sie doch nicht einfach so jetzt hier sitzen lassen, ohne es ihr zu verraten! Das ging doch nicht!
    Axilla holte gerade Luft, um zu fragen, ob er ihr seine Idee auch noch mitteilen wollte, als er endlich weiter sprach. “Purgitius Macer“ wiederholte sie den Namen und überlegte, ob sie den schonmal gehört hatte. Da sie sich aber in der Politik kurz zusammengefasst gar nicht auskannte, hatte sie eben jenes nicht. Und sie musste im Moment sowieso aufpassen, dass sie auch alles mitbekam, was Sermo sonst noch sagte.
    “Du meinst wirklich, er würde mich einstellen?“ Die Vorstellung, für einen Senator zu arbeiten, hatte schon etwas. Das war für Axilla in etwa so, wie für Nikolaos, der ja auch sowas ähnliches in Alexandria gewesen war. Und wenn der wirklich einen Scriba brauchen konnte, wär das doch was. Sofern er denn wirklich eine Frau einstellen würde, Axilla hatte da ja noch ein paar Skrupel. Das, was sie bislang von Rom kennengelernt hatte, war Frauen gegenüber nicht so aufgeschlossen gewesen wie Alexandria.
    “Hmhmhmhmhm...“ Sermo konnte Axilla sicher beim denken zuschauen, denn sie rührte ganz abwesend in ihrem Essen herum und hatte noch nicht auch nur einen Bissen davon angerührt. Wie hatte er das wohl mit der Attraktivität gemeint? War das ein Kompliment gewesen, oder ein Tipp an sie, sie solle dem Senator schöne Augen machen? Sie konnte das doch nicht tun, am Ende glaubte der noch, sie wollte ihn verführen. Und was wäre dann? Aber andererseits, Männer ließen sich schon gerne mal um den Finger wickeln...


    Und sie rührte und überlegte und vergaß dabei ihren Gesprächspartner fast vollkommen. Irgendwann blickte sie dann doch mal in seine Richtung und schreckte wie aus einem Traum hoch. “Ähm...“ Kurz blinzelte sie, als wache sie auf, ehe sie ihm das entschuldigendste Lächeln der Welt schenkte, verbunden mit einem so unschuldigen Blick, dass er selbst Steine erweicht hätte. “Das klingt wirklich gut. Aber meinst du, ich kann da einfach vorbeigehen?“ Sie konnte ja schlecht sagen 'Ein Freund von mir meinte, du brauchst vielleicht einen Scriba. Hier bin ich!'

    “Naja, du musst doch sicher noch viel packen für Germania.“ Um dort ein Pony zu holen für ein Mädchen. Nein, Axilla kam immer noch nicht über die Absurdität dieser Aussage hinweg. Aber sie ließ sich nichts anmerken. “Und ich kann ja mal vorbeischauen. Also, wenn es sich mit eurer Abreise noch ausgeht. Wann fahrt ihr denn?“ Serrana hatte ja nichts genaueres gesagt. Und eigentlich war das von Axilla auch nur ein Lippenbekenntnis, um die Cousine zu beruhigen. Sie hatte eigentlich nicht wirklich vor, so schnell nochmal hierher zu kommen. Dieses ihrer Ansicht nach selbstzufriedene Grinsen von Serrana hatte ihr erstmal wieder gereicht. Axilla wusste um ihre Fehler, die mussten ihr nicht unter die Nase gerieben werden. Sie war schon immer gut darin gewesen, unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, und so würde sie auch diese Situationen nun meiden. Allerdings war sie höflich genug, das nicht so zu sagen. Also versprach sie artig alles, obwohl sie wusste, dass sie sich nicht daran halten würde.

    Wie so häufig kam Axilla auch an diesem Tag in die Casa Iunia. Levi, der sie begleitet hatte, verschwand wie immer gleich in Richtung Küche. Nicht, dass er Hunger hatte. Aber die Tochter der Köchin, die dort ebenfalls als Sklavin arbeitete, war ebenfalls 14 und ein wirklich hübsches Mädel. Axilla konnte es Levi nicht verdenken, dass er sein Glück bei ihr versuchte – auch wenn er immer häufiger mit einer Beule von einem mütterlichen Kochlöffel wieder zurück mit ihr in den Palast marschierte.


    Axilla erkundigte sich gerade bei den Sklaven, ob denn alles in Ordnung sei oder ob von ihr noch bei irgendwas eine Entscheidung ausstand, als ihr Araros ein Päckchen und einen Brief brachte. “Ist gestern für dich abgegeben worden, Domina.“ erklärte der Ianitor.
    Neugierig nahm Axilla beides entgegen und ließ sich erst einmal auf einer der Sitzbänke am Rand des Atriums damit nieder. Schnell war das Siegel gebrochen – und krümelte sein Wachs sehr zum Missgefallen der Sklaven fröhlich auf den Fußboden – und Axilla überflog die Zeilen. Cleonymus hatte ihr zurückgeschrieben. Nikolaos ging es wieder gut. Ein Glück. Aber der Rest... kein Wort mehr von Urgulania. Nichts zu dem Mordfall. Der Terentier ging nach Syrene? Aber kein Wort darüber, dass ihm etwas fehlte. Vielleicht hatte ihr Fluch keine Wirkung erzielt? Vielleicht sollte sie Pluto erneut ein Opfer bringen?


    Eine Weile saß Axilla nur über den Zeilen und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie wusste nicht so recht, was sie mit den Informationen anfangen sollte. Dann schließlich fiel ihr Blick auf das Päckchen. Hmmmm.... Überraschung... was könnte er ihr wohl mitgeschickt haben? Vorsichtig öffnete Axilla das Band um das Paket und machte es dann auf. Ein heller Jauchzer gellte kurz durchs Atrium, als sie den Stoff herauszog, der zum Vorschein kam. Sofort war sie auf den Beinen und hielt die schöne Seidentunika an sich. Von der Länge her war diese herrlich. Und die Seide schimmerte im Licht!
    “Einen Spiegel! Bitte, schnell einen Spiegel!“ jauchzte sie dem nächstbesten Sklaven entgegen, der mit einem breiten Grinsen sich sofort daran machte, der Herrin einen Spiegel zu beschaffen. Zusammen mit einem anderen schob er also einen bestimmt einen passus hohen Bronzespiegel herein, in dessen spiegelnder Oberfläche Axilla sich sicher eine viertel Stunde ausgiebig betrachtete, das neue Kleid an sich haltend.
    “Hübsch, nicht?“ forderte sie die Sklaven zur Abgabe einer Meinung auf. Diese grinsten nur und nickten in stummer Ergebenheit. Aber Axilla machte das nichts. Sie fand das Geschenk wundervoll. Und es war lange her, dass sie neue, ägyptische Seide in den Händen gehalten hatte.


    “Bringt mir noch jemand Feder und Tinte? Ich muss unbedingt zurückschreiben“, verkündete sie noch immer freudestrahlend. Da musste sie zurückschrieben. Und am besten auch an Nikolaos. Und überhaupt.

    Pegasus? Das Lächeln in Axillas Gesicht wurde noch breiter, und geradezu verschwörerisch blickte sie Sermo an. “Oh, also wenn du das hinbekommst, dann lass ich mich wohl wirklich entführen.“ Sie machte eine kleine Pause, um dann wie beiläufig ein “Natürlich nur, um den Pegasus zu sehen“ anzufügen. Allerdings wurde die beabsichtigte Nebensächlichkeit durch das beständig schmunzelnde Zucken um ihre Mundwinkel zunichte gemacht.
    Das Essen kam, und Axilla betrachtete das dampfende Fleisch und Gemüse etwas skeptisch. Sie war ja sicher nicht zimperlich, aber das ließ sie doch mal abkühlen, ehe sie sich die Finger verbrannte. Sermo schien es ähnlich zu halten und meinte stattdessen, wie geschäftstüchtig sie sei. “Oh, ist er das wirklich?“ meinte sie gespielt unschuldig und schaute ihn auf diese Kleine-Mädchen-Weise kurz an. Doch er fragte sie dann gleich nach ihrer bisherigen Arbeit, und irgendwie war das etwas, wo sich nicht so gut scherzen ließ.
    Sie nahm den Löffel, den die Bedienung mitgebracht hatte, und stocherte damit etwas im Essen herum, woraufhin bei jeder neuen Bewegung ein kleines Dampfwölkchen aufrauchte. Axilla musste nicht lang überlegen, was sie bisher gemacht hatte. Aber es war ein wenig seltsam, da mit Sermo darüber zu reden. Aber wenn es ihn interessierte, konnte sie es ja mal erzählen. “Naja, in Alexandria war ich Scriba personalis des Gymnasiarchos. Das ist der, der für die Einbürgerungen zuständig ist und für die Ausbildung der jungen Leute, damit die dann das Wahlrecht bekommen. Oh, und später wurde er noch Epistates tou Museion. Nikolaos Kerykes ist ja auch Gelehrter. Und hier in Rom hab ich kurz für meinen Mann gearbeitet, seine Betriebe ein wenig auf Vordermann gebracht. Aber das zählt nicht so richtig, das war ja keine richtige Arbeit.“ Für Axilla zumindest nicht. Das bei Nikolaos hatte da deutlich mehr Arbeitscharakter gehabt. Sie zuckte kurz mit den Schultern. “Meine Cousine Urgulania war in Alexandria erst Eutheniarche, also für die Getreidelieferungen nach Rom zuständig, und später Exegete. Also, das ist irgendwas mit den Tempeln der Stadt, dass die in Schuss bleiben.“ Axilla machte eine vage Handbewegung. Was eine Exegete machte, das hatte sie nie so ganz verstanden. “Mein Arbeitgeber wollte ja, dass ich auch Eutheniarche werde und meiner Cousine damit folge, aber ich wollte nach Rom...“ Der letzte Satz klang halb belustigt, halb bedauernd. Es waren einige Dinge anders gelaufen, als sie gedacht hätte. “Und hier bin ich jetzt, spreche alle griechischen Dialekte, kann auf Demothisch ein paar sehr nette Sachen über diverse Mütter und verschiedenste Tiere sagen, und die einzige Arbeit, die ich habe, ist die, meine Farbe von Ostia nach Rom zu bringen.“ So gesehen war es schon fast wieder lustig.

    Ja, aber die Göttin hatte ihr Opfer doch angenommen! Gut, vielleicht hatten sie auch den Priester bestochen, dmait er das verkündete, das wusste Axilla natürlich nicht. Aber trotzdem: Die Göttin hatte es angenommen, von daher war es ihr wohl schnurzpiepegal, ob Serrana nun alle Spielsachen verbrannt hatte oder nicht. Wäre es nicht so gewesen, hätte sie das Opfer nicht angenommen. Warum Serrana sich da jetzt noch Sorgen machte, war für sie schlicht absolut unbegreiflich. Selbst für die Cousine in ihrem Aberglauben musste doch offensichtlich sein, dass alles in Ordnung war, weil die Göttin ihren Unmut schon zum Ausdruck gebracht hätte? Sofern man glauben wollte, Iuno hätte nichts besseres zu tun, als jeder einzelnen Hochzeit ihre vollste göttliche Aufmerksamkeit zu schenken, woran Axilla ja aber eben nicht glaubte.
    Bevor sie sich da aber in irgendwas verstieg und Serrana sich nur wieder in moralischer Entrüstung echauffierte, tat Axilla es einfach mit einem abschließenden Achselzucken ab. Sie war sich sehr sicher, sie konnte sagen, was sie wollte, Serrana würde so oder so irgendwas aus religiösem Eifer unternehmen, auch wenn es total unnötig war.


    “Ich bin mir sicher, Dis Pater hat ihn gütig aufgenommen und ihn zu den elysischen Feldern geleitet.“ Auch wenn Leander nur ein Sklave war, aber das wäre gerecht. Axilla hatte sich nie die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, was mit Sklaven nach ihrem Tod eigentlich war. Oder generell mit den meisten Leuten. Und auch jetzt war dieser Gedanke schwer und dumpf, und sie blinzelte ihn schnell beiseite und trank ihren Weinbecher vollends aus.
    “Ich bin mir sicher, du hast noch viel zu tun. Ich wollte ja eigentlich nur kurz vorbeikommen. Und bevor ich mich noch am Wein betrinke und in den Palast heimtorkele...“ Axilla schwenkte wie zum Beweis ihren leeren Becher einmal, ehe sie ihn abstellte. Sie blieb noch sitzen, um Serrana die Gelegenheit zu geben, einen sauberen Abschied zu finden. Ihrer Cousine war sowas sicher wichtig, wie ihr all die kleinen Rituale so ungemein wichtig waren, die für Axilla eher eine lästige Pflicht darstellten. Meistens jedenfalls.

    Im Grunde war Axilla nicht sonderlich überrascht. Ihre Cousine hatte ja aus Axillas Sicht alles Menschenmögliche getan, um klarzustellen, dass sie möglichst wenig Iunia sein wollte, warum also sollte sie sich jetzt mit besonderem Heimweh hervortun? Im Grunde war sie ja nur dahin zurückgekehrt, wo sie wohl sowieso hingehört hatte. So wie Axilla das verstanden hatte, war sie ja zeitlebens bei den Germanicern gewesen, wenngleich irgendwo auf dem Land. So nahm sie das auch eher gleichgültig zur Kenntnis, dass Serrana nur ein paar Mal noch in dem Haus gewesen war und auch auf den Schutz der familieneigenen Laren verzichtete.
    “Warum sollte das Unglück bringen?“ Axilla schaute ein wenig verständnislos. Sie hatte auch nichts verbrannt - abgesehen davon, dass sie sowieso kein Spielzeug mehr hatte. Sie beide waren ja schon weitaus älter als 11 Jahre. In dem Alter symbolisierte das Verbrennen noch, dass die Kindheit vorbei war. Aber Axilla selber war da ja einfach rausgewachsen. Zumindest, was Spielsachen anging. Aber sie war sowieso nie jemand gewesen, der sich lange mit Puppen und dergleichen aufgehalten hätte. Warum das aber nun so großes Unglück bedeuten sollte, verstand sie nicht. Vermutlich war das wieder irgendeine überspitzte Religionsvorstellung ihrer Cousine, daher ließ Axilla das Thema lieber sein und vertiefte es nicht noch mehr. Da kam die Frage nach dem Leibsklaven geradezu wie gerufen.
    “Nein, hab ich noch nicht. Levi begleitet mich zwar immer im Moment, aber... das ist was anderes. Ich mein, der Junge ist ja jünger als ich, und... naja... ich weiß gar nicht, ob ich so schnell einen Leibsklaven wieder will.“ Leander war nun zwei Monate tot, und trotzdem erschien es Axilla noch zu frisch, als dass sie sich über einen Leibsklaven Gedanken machen sollte. So dringend war es ja auch nicht. Sie war ja nicht hilflos, sie konnte das meiste sehr gut allein bewältigen. Ab und an fehlte jemand, mit dem sie sich richtig aussprechen konnte. Mit einem Ehemann ging das nicht. Und auch nicht mit einem Freund – von denen Axilla sowieso kaum welche hatte. Aber sonst kam sie ja ganz gut zurecht.

    Beinahe hätte Axilla geschnappt, warum er die Rüstung anzog, wenn er wusste, was sie ihm bedeutete. Er konnte es ganz offensichtlich nicht wissen, denn sonst wäre er doch nicht so gefühllos gewesen, eben das zu machen. Während sie also die Rüstung noch zurechtrückte und dann das Schwert vom Bett holte, noch einmal prüfte, ob es gut genug geölt war und es dann in die Scheide am Gürtel steckte, begann Archias auf einmal, dass etwas schief laufen würde. Und er wollte darüber reden. Axilla seufzte. Immer musste er über alles reden. Sie redeten ja nur noch!


    “Ich schlafe nachts hier, weil das mein Zimmer ist“, begann sie gequält. Was wollte er denn jetzt damit sagen? Nur, weil sie nicht jede Nacht zu ihm kam, gab es ein Problem? Was hinderte ihn denn daran, auch ab und an zu ihr zu kommen? Abgesehen davon, dass auch jemand wie Axilla nicht immer Lust hatte. Vor allem nicht nach solchen Gesprächen.
    Sie sah zu ihm herüber und sah, wie bedröppelt er dreinschaute. Sie seufzte nochmal und nahm hilflos die Hände hoch. Was sollte sie ihm denn sagen? Wenn sie ihm alles erzählte, fühlte er sich nur wieder so seltsam und würde noch mehr reden wollen.
    “Es liegt nicht an dir...“ fing sie schließlich an. Er würde sie ja doch nicht in Ruhe lassen, ehe sie ihm eine Erklärung geliefert hatte. “Aber... weißt du eigentlich, wie das ist? Hier? Für mich? Ich... ich bin eingesperrt!“ So, jetzt war es raus! “Überall diese Wachen und die Blicke und das alles. Das ist alles so groß und ordentlich und... kaiserlich eben! Ich kann mich ja nirgends hinbewegen, ohne dass mir ein ganzer Rattenschwanz an Blicken folgt! Vom rausgehen mal ganz zu schweigen.“ Damit spielte sie mehr oder weniger auf seine Leibwächter an, die sie jedesmal aufs neue wieder abwimmeln musste.
    “In Alexandria konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Da hat man mich ernst genommen. Ich war die Scriba vom Gymnasiarchos! Vom Epistates tou Museion! Ich hätte nur ja sagen müssen, und wäre für die Getreideversorgung der beiden größten Städte der Welt verantwortlich gewesen! Und hier? Bin ich nur deine Frau, sonst nichts. Nur eben die Frau von einem Aelier. Es interessiert niemanden, wie viele Sprachen ich spreche und was ich alles kann. Die einzige Aufgabe, die ich vielleicht habe, ist die, ein Kind zu kriegen.“
    Mit einem Seufzen ließ sie sich auf ihr Bett nieder und blickte rüber zu der Rüstung. “Schau dir die Rüstung meines Vaters an. Was siehst du?“ Sie ließ ihren Blick über die verschiedenen Metallspangen gleiten, über die Lederriemen, die Schulterstücke... “Mein Vater hat in dieser Rüstung Ruhm und Ehre für die Gens Iunia erlangt. Er ist in dieser Rüstung für das Imperium gestorben. Er hat Zeit seines Lebens das verkörpert, was von uns allen angestrebt werden sollte. Virtus, Fortitudo...
    Und jetzt? Er ist tot, alles was mir von ihm geblieben ist, ist diese Rüstung. Und ich kann nichts tun, um seine Ehre zu mehren. Ich kann nichts tun um seinen Ruhm zu erhalten. Alles ist vergangen wie Regen im Wald. Nachdem Silanus nun auch von heute auf morgen alles hingeschmissen hat und nichtmal mehr sein Amt übergeben hat, ist es noch schwieriger.“

    Jetzt blickte sie wieder zu Archias. “Natürlich frage ich nach deiner Arbeit. Ich will nicht noch mehr Gerede.“ So, jetzt war das meiste raus. Es gab zwar durchaus noch mehr, aber das hätte unweigerlich zu Streit geführt. Und sie war sich nichtmal sicher, ob er denn das bisher gesagte alles verstehen konnte.

    [Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]


    Die Tür öffnete sich und Araros blickte auf den Boten des Cursus Publicus. Er hatte ja schon laut genug verkündet, was er hier wollte, also erübrigte sich die Frage.
    “Dies ist die Casa Iunia. Iunia Axilla ist im Moment nicht da, aber du kannst das Paket bei mir abgeben.“ War ja nichts ungewöhnliches, Pakete und Briefe beim Ianitor abzugeben. Immerhin war es seine Aufgabe, die an seine Herren weiterzuleiten. Und am Nachmittag oder spätestens am nächsten Tag würde die junge Iunia ohnehin die Casa aufsuchen. Sie kam ja beinahe täglich vorbei.

    Die Bedienung ging und Axilla schaute ihr einen kurzen Moment nach. Als Sermo dann aber meinte, er wolle sie entführen, drehte sie sich fast lachend zu ihm herum. “Mich entführen? Aus dem Palast? Oh, da wär ich aber wirklich gespannt, wie du das anstellst.“ Frech grinste sie ihn an und vergaß dabei vollkommen, dass sie ja eigentlich nicht hier war, um mit ihm zu flirten – wo sie ja verheiratet war und er ja schon klargestellt hatte, dass er nichts von ihr wollte, weil sie nicht sein Typ war (so zumindest hatte Axilla das verstanden). Nein, eigentlich war sie ja hier, um ihn zu bestechen, damit sie endlich ihre Waren nach Rom bringen konnte, und das auch in Zukunft würde tun können. “Vielleicht ruf ich dann ja die Prätorianer um Hilfe?“ Sie grinste ihn frech an. Sie war sich zwar nichtmal sicher, ob sie das durfte, aber andererseits, die würden sie schon nicht entführen lassen vor ihren Augen, wenn sie dann wirklich um Hilfe schreien würde.
    “Wobei das schon ein Abenteuer wäre.“ Ein ganz klein wenig wurde Axilla traurig bei den Worten, und einen Moment hatte sie diesen sehnsüchtigen, glasigen Blick, der ins Nichts ging, ehe sie ihr Lächeln wieder fand. Kurz versuchte sie das Gefühl, ertappt worden zu sein, mit einem noch viel breiteren Lächeln und dem leichten Spielen mit ihrem Becher, den sie zwischenzeitlich von der Schankwirtin bekommen hatte, zu überspielen, aber sie errötete doch zunehmend. Vielleicht sollte sie einfach eine kleine Erklärung für ihren Blick abliefern?“Ich hab einfach viel zu viel Freizeit. Ich sollte mir dringend wieder eine Arbeit suchen, dann muss ich auch nicht arme Magistrate von ihrer abhalten.“ Sie schenkte ihm den unschuldigsten Kleinmädchenblick, dessen sie fähig war und war dann ganz froh, von der Kellnerin auch schon wieder erlöst zu werden, als diese auch schon zwei dampfende Holzteller vor ihnen beiden abstellte.