Beiträge von Iunia Axilla

    Hm, sah lila edel aus? Axilla schaute sich das Schiff unter diesem Gesichtspunkt nochmal an und wollte sich gerade dazu an die Reling lehnen, als Imperiosus sie davon abhielt.
    “Geht die Farbe bei dem vielen Wasser dann nicht gleich wieder ab?“
    Axilla hatte zwar einen Farbmischer, bei soviel Wasser würden ihre Farben wohl auch nicht halten. Neugierig schaute sie aufs Wasser, ob es dort vielleicht lila Schlieren gab, aber sie konnte zumindest keine entdecken. Was allerdings hier direkt am Hafen wohl auch schwieriger war als auf hoher See, wenn das Wasser nicht von lauter Schiffen und Booten aufgewühlt wurde.


    “Tee war doch das heiße Zeug, dass die Inder trinken, nicht?“ Axilla hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen Tee getrunken und fragte daher einfach nach. So einen indischen Zaubertrank zu probieren hatte sicher etwas für sich. Angeblich hatten die Inder Götter mit hundert Armen und Augen, und wenn sie starben, wurden sie wiedergeboren. Oder so ähnlich, so genau wusste Axilla das auch nicht. Einen Trank zu trinken aus diesem Land, das Alexander der Große und Hercules besucht hatten, war sicher ein Abenteuer.
    “Vielleicht kann ich ja später mal probieren, wenn es keine Umstände macht.“ meinte sie also neugierig und schaute zu, wie die Matrosen sich mühten, die Kisten unter Deck zu schaffen.


    Axilla wandte sich wieder Imperiosus ganz zu und lächelte ihn an. Solange sie noch im Hafen waren, ging es noch. Vielleicht würde sie dieses Mal ja auch verschont bleiben, da sie ja nun schon einmal gefahren war? Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
    “Zeigst du mir einmal dein Schiff?“ fragte sie plötzlich forsch und neugierig. Beim letzten Schiff hatte sie sich nicht alles anschauen dürfen, immerhin war sie nur Passagier gewesen. Aber dieses hier gehörte ja dem Pompeianer, da konnte er ihr sicherlich auch mal alles zeigen.

    Bei seinem Abschiedskuss war Axilla mehr als nur ein wenig versucht, ihn kurzerhand wieder aufs Bett zu drücken und die drohende Gefahr eben Gefahr sein zu lassen. Sie wollte sich noch nicht wirklich trennen, es war so schön gewesen. Sie hatte ganz vergessen, wie sehr ihr Körper in der Lage war, das zu genießen.
    Aber er hatte recht, sie sollten das Schicksal nicht herausfordern. Axilla würde sich nie verzeihen – also noch weniger, als wegen der Sache mit Seiana ohnehin schon, die irgendwo tief in ihr an ihr nagte – wenn Archias erwischt würde und am Ende noch von Urgulania oder Merula deswegen unter Druck gesetzt oder gar angeklagt werden würde. Zwar gab es da nichts, immerhin hatte sie ihn ja hier hoch geführt und für Axilla lag die schuld weiterhin ganz klar bei ihr, egal, was Archias auch gesagt hatte. Aber man wusste ja nie, wie die liebe Verwandtschaft so reagierte.
    “Ähm, ja...“Ja, sehr originell, Axilla. Komm, lass ihn nicht so stehen, sag was. “Ähm, du hast glaube ich recht. Wäre nicht gut, wenn er uns so sieht. Ähm, also..."
    Axilla hatte sich nun auch aufgesetzt und sah sich im Zimmer um. Die Kleidung, die sie vorhin angehabt hatten, lag doch recht wild in einer Linie von der Tür bis zum Bett verstreut auf dem Boden. Verlegen lächelte sie zu Archias hinüber. “Ich glaube, ich war nicht der einzige Wilde hier“, scherzte sie etwas verlegen. Abschiede waren nicht so ihr Ding, sie hasste es, jemandem Lebewohl zu sagen, vor allem wenn sie nicht wusste, ob sie denjenigen nochmal sah. Und obendrein noch, wenn sie mit diesem jemand gerade eben Zärtlichkeiten getauscht hatte, wie sie eben feststellte.

    “Ja, ich möchte sehr gerne.“
    Noch immer streichelte Axilla leicht verträumt über die warme Haut, und es schien nicht, als würde sie mit dieser sanften Beschäftigung in naher Zukunft aufhören wollen. Sie kuschelte sich einfach nur leise und sanft an Archias und es schien, als wäre sie zufrieden damit.


    Ihre Gedanken waren nirgendwo bestimmtes. Sie ließ sich einfach nur treiben und genoss das Gefühl, einmal nicht allein zu sein. Es war egal, ob Archias sie liebte oder nicht, wichtig war nur, dass sie jetzt für einen Moment wenigstens die kleine Illusion hatte, dass die ganze Welt ganz weit weg wäre, und sie in wohliger, warmer Geborgenheit. Selbst wenn das nicht stimmte, so fühlte es sich doch zumindest für einen Moment so an.
    Doch viel zu schnell kam die Wirklichkeit doch wieder. Sie konnte hier nicht liegenbleiben und sich an Archias kuscheln, bis dieser eingeschlafen war. Früher oder später würde Urgulania heimkommen, und auch Merula, und dann sollte sie möglichst nicht mehr mit Archias im Bett liegen. Das würde nur Ärger geben, für sie beide.
    Axilla atmete einmal tief ein und seufzte leise, ehe sie ihren Kopf von seiner Schulter nahm und sich leicht drehte, um sich mit einem Ellbogen halb auf dem Bett aufzustützen und dem Aelier ins Gesicht zu sehen. Sie streichelte einmal mit undeutbarem Gesichtsausdruck seine Wange entlang, und lächelte dann fast ein wenig traurig.
    “Was meinst du, wie spät es wohl ist?“ fragte sie und ließ ihren Blick noch einmal über seinen Körper wandern.

    Auf Deck kam Bewegung, und ein paar Matrosen sahen zu Axilla runter und lächelten ihr zu. Was sie redeten, konnte die Iunierin nicht verstehen, dafür war es hier am Steg schlicht und ergreifend zu laut. So bemerkte sie auch ein wenig verwundert, dass einer der Männer zusammenzuckte und sich dann trollte. Vielleicht war er ja krank? Aber dann sollte er lieber von Bord gehen, bevor er alle anderen noch ansteckte!
    Schließlich aber sah sie ihren Gastgeber, und dem verwirrten Gesichtsausdruck von eben folgte ein breites, ehrliches Lächeln. “Nein, ich... huch... moment...“ Das war aber auch ein Gedränge hier auf den Piers. Einige Matrosen kamen herunter und halfen ihren Sklaven mit den insgesamt 3 Kisten. Axilla wühlte sich fast durch die Menschen und kam schließlich am Steg heraus, der zum Deck führte. “Warte, ich komme hoch.“
    Ohne Scheu betrat sie das Holzbrett zwischen Pier und Schiff und lief darüber. Auch wenn das Schiff ein wenig in den sanften Wellen des Hafens schaukelte, machte ihr das nichts aus, sie hatte ein sehr gutes Gleichgewicht. Lediglich ihr Magen war sich noch nicht ganz schlüssig, wie sehr ihm dieses Geschaukele auf Dauer wohl nicht gefallen würde.


    Oben angekommen strahlte Axilla ihren Gastgeber erst einmal freudig an.
    “Und das ist dein Schiff?“ fragte sie gleichermaßen erstaunt und neugierig, während sie sich mit der Wissbegier der Jugend nach links und rechts umschaute. Natürlich hatte Axilla schon Schiffe gesehen, und sie war ja auch mit einem hergekommen, dennoch wollte sie jede Einzelheit gerne aufnehmen. Das war so aufregend!
    “Wieso ist es lila?“ fragte Axilla ganz unverhohlen, aber ohne Vorwurf in der Stimme. Es interessierte sie einfach, denn sie hatte noch nie ein lila Schiff gesehen.


    Da fiel ihr plötzlich wieder ein, dass ihr ja etwas zu trinken angeboten worden war. Kurz durchzuckten sie lebhafte Erinnerungen an das letzte Mal, als sie Wein getrunken hatte. Nein, den sollte sie lieber nie wieder trinken, das gab nur ein Unglück. Und ihr Magen war sowieso noch nicht überzeugt.
    “Achja, trinken. Nein, lieber nicht. Ich vertrag das Seefahren nicht so gut, da will ich lieber.. erstmal einen leeren Magen haben.“ Auch wenn das Geständnis peinlich war und Axilla sich deshalb – mal wieder – auf der Unterlippe herumkaute, spätestens, wenn sie ablegten, würde Imperiosus es ja sowieso erfahren.

    Ein Bote war bereits vorausgelaufen und hatte dem Kapitän gemeldet, dass seine Herrin, Iunia Axilla, in wenigen Stunden eintreffen würde, so dass man alles dafür vorbereiten konnte, dass das Gepäck schnell verladen würde. Immerhin wollte niemand lange am Pier untätig herumstehen, und außerdem wusste so auch Axillas Gastgeber auf dieser Reise Bescheid, dass sie kommen würde.


    Die Mittagsstunde war bereits überschritten, als sich der kleine Tross aus der Villa Iunia dem Hafen näherte. Hier war es im Gegensatz zu Rom nicht verboten, tagsüber einen Wagen herumzuführen, so dass die Kisten, die zum Mitnehmen gedacht waren, kurzerhand auf einen geladen worden waren, der nun von einem Esel gezogen dahinratterte.
    Axilla selbst lief mit Leander vorneweg. Sie war aufgeregt. Heute würde es endlich losgehen! Sie würde Rom sehen! Natürlich mischten sich auch ein bisschen Trennungsschmerz und schlechtes Gewissen da hinein. Sie hatte die Stadt am Nil doch sehr liebgewonnen in den anderthalb Jahren, die sie nun hier wohnte. Sie hoffte noch immer, Nikolaos nahm ihr ihre Abreise nicht persönlich übel, oder Urgulania. Aber es war ja nur für eine Weile, im Frühjahr nach den schlimmsten Stürmen, wenn das Meer wieder sicher befahrbar war, würde sie zurückkommen. Ganz sicher.
    Und noch ein kleines, schlechtes Gewissen nagte an ihr. Wenn sie in der Casa der Decimer auf Seiana treffen würde – was immerhin nicht unwahrschienlich war – durfte sie sich nicht verraten. Die Sache mit Archias war weder beabsichtigt, noch geplant gewesen, aber sie war dennoch passiert. Und noch immer wusste Axilla nicht, wie das weitergehen sollte, wenn sie ihn in Rom dann traf. Oder ob überhaupt. Verzwickte Situation.
    Und so war sie also reichlich nervös, als sie auf den Pier kamen, wo das doch recht auffällige, lila Schiff vertäut war und auf Gäste wartete.
    “Ah, da vorne ist es!“ meinte Axilla etwas aufgedreht zu Leander und war auch schon schneller vorausgelaufen, als der arme Grieche schauen konnte. Ihm blieb nichts weiter übrig, als seiner quirligen Herrin durch das Gewühl an Menschen nachzuhetzen.


    “Chairete!“ stand Axilla winkend und lachend am Pier und schaute, ob jemand auf Deck sie sehen würde. Sie sah nicht unbedingt herrschaftlich im Moment aus, denn sie hatte sich nicht besonders herausgeputzt. Im gegenteil, sie sah sogar eher schlicht aus in ihrer einfachen, hellen Tunika aus ungefärbter Wolle, die langen Haare zu einem einfachen Zopf zusammengeflochten. Kein Schmuck, keine glänzenden Farben, nichtmal besonders edle Sandalen. Axilla wusste noch zu gut von ihrer Herreise nach Alexandria, dass sie die meiste Seite ohnehin über der Leeseite des Schiffes hängen würde, um die Fische zu füttern. Da musste man nicht besonders modisch dabei aussehen, das machte die ganze Sache nicht nur noch peinlicher, sondern auch unpraktisch. Und wenn Axilla eines war, dann war es praktisch.
    Auf die Idee, Imperiosus könnte deshalb einen schlechten Eindruck von ihr haben, kam sie nicht. Und auch, als Leander es ihr vor der Abreise zu erklären versucht hatte, hatte sie nur lachend abgewunken und trotzdem die einfachen Sachen angezogen.

    Auch, wenn es jetzt eigentlich keinen Unterschied mehr machen sollte, Axilla wurde bei seinen Worten rot und sah etwas verlegen beiseite. Wie um abzulenken streichelten ihre Fingerspitzen über Archias' Brust, während sie einfach nur dalag und an ihn kuschelte. Ihr Kopf lag genau an seiner Schulter, und sie ruckte einmal leicht, um ihn mehr auf seine Brust zu legen. Sie wollte einen Moment noch seinem Herzschlag zuhören, das hatte irgendwie etwas beruhigendes an sich. So gleichmäßig und kräftig, nicht so flatterig, wie sie sich fühlte.


    “Darf ich dich in Rom trotzdem noch besuchen kommen?“ meinte sie irgendwann leise an seiner Brust, ohne sich sonst irgendwie zu bewegen. Sie streichelte nur sanft immer weiter.
    Wie genau sie auf die Frage gekommen war, konnte sie nicht mehr rekonstruieren. Sie war ihr einfach durch den Kopf gegangen, und wie so vieles sprach sie diesen Gedanken einfach sofort aus. Aber es war eigentlich eine gute Frage. Jetzt, das hier, das war in Ägypten, und sie würden sich eine Weile nicht sehen, und es bestand daher keine Gefahr, dass es sich bald nochmal wiederholen würde. Aber sie war sich jetzt unsicher, wie das weitergehen würde. Würden sie in Rom wirklich nur Freunde sein, oder würden sie sich da auch mit ihren „Bedürfnissen aushelfen“? Axilla hatte keine Ahnung, wie Archias sich das dachte, oder ob er da überhaupt an irgendwas dachte. Allerdings traute sie sich auch nicht, ihn danach zu fragen. Am Ende dachte er noch, sie wollte unbedingt. Oder genausoschlimm, sie wollte auf keinen Fall. Im Grunde war Axilas Einstellung momentan ein großes „keine Ahnung“, das sich langsam auszubreiten schien.

    Ein bisschen verunsichert schaute Axilla zu, wie Archias sich zurücklehnte und einfach gar nichts machte. Hieß das jetzt ja oder nein? Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie es interpretieren sollte, bis ihre Hand auf ihrer Wanderung nach Süden schließlich auf ein doch recht eindeutiges 'JA!' stieß. Sie zögerte noch einmal kurz, sah zu ihm hinunter, und warf das letzte bisschen Zweifel und schlechtes Gewissen über Bord.
    Es ging hier nicht um Liebe, sondern um Bedürfnisse. Das hatten sie eben miteinander beschlossen. Und Axilla hatte gerade das Bedürfnis, seine Haut mit ihren Lippen zu erkunden, zu erfahren, wie seine Haut roch und schmeckte. Und schließlich hatte sie das neugierige Bedürfnis, auszutesten, ob das, was man gallischen Frauen so nachsagte, wirklich bei Männern so beliebt war.
    Im Eifer des Gefechtes vorhin waren einige Möglichkeiten außer Acht gelassen worden, die nun in der nächsten knappen, halben Stunde nachgeholt wurden. Schließlich lagen sie da, schwer atmend und erschöpft, und Axilla streichelte wieder über Archias Brust. Das schlechte Gewissen war immernoch da, wenn auch viel schweigsamer als vorhin, während sie sich dieses Mal erlaubte, sich an ihn zu kuscheln und seine Wärme noch einen Moment zu genießen.

    Traurig? Sie war so überglücklich, sie hätte wohl jeden einzelnen Menschen auf der Welt gerade umarmt. Und das zeigte sich auch deutlich auf ihrem Gesicht in diesem Moment, auch wenn das Archias wohl ein wenig verwirrte.


    Doch das Gespräch danach wurde etwas ernster, und so verflog auch der erste Rausch wieder etwas. Nachdenken und glücklich sein war nicht unbedingt miteinander kompatibel, und im Moment musste sie denken. Immerhin wollte sie wirklich lieber, dass Archias es nicht erzählte.
    “Naja, aber wenn keiner von uns es ihr sagt, wie soll sie es denn dann herausfinden?“ Außer, wenn sie sich weiter so seltsam benahmen und sich verplapperten, was nicht unbedingt ausgeschlossen war.


    Axilla merkte, wie Archias sich die Decke schnappte, dachte sich aber noch nichts weiter dabei. Vielleicht war es ihm einfach peinlich, so nackt neben ihr zu liegen. Ihr selber war es ja auch irgendwie peinlich, denn je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr merkte sie, dass ihr Körper durchaus noch etwas Sehnsucht übrig hatte, was dann noch etwas peinlicher war.
    Anders als erwartet fand Archias ihren Vorschlag aber gar nicht so doof. Er fand ihn sogar richtig gut, wie ihr schien. Irgendwo zwischen verunsichert und überrascht schaute Axilla zu ihm auf und kaute sich auf der Unterlippe herum, wie sie es häufig tat, wenn sie über etwas schwieriges nachdenken musste. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn jetzt richtig verstanden hatte. Anspielungen waren nicht so ihr Ding, die meisten überhörte sie vollkommen. Aber ihre eigenen, abdriftenden Gedanken ließen sie diese hier durchaus hören, sofern es denn eine war.
    “Hmm, also ich wär auch gern weiterhin deine Freundin.“ Wieder kaute sie sich auf der Lippe. Es war falsch, und wenn sie ihn jetzt falsch verstand, war sie wohl die längste Zeit seine Freundin gewesen. Vorhin das war im Eifer des Gefechts passiert. Aber jetzt... andererseits, es war ja schon passiert, konnte es denn schlimmer werden?
    Unsicher rückte Axilla etwas näher an Archias heran und sah fragend zu ihm auf, ehe sie ganz langsam und vorsichtig ihre Hand auf seine Brust legte und ein wenig streichelte. “Wenn du das denn auch willst...“ Und ganz langsam ging ihre Hand etwas tiefer und riskierte damit, dass er jetzt doch empört nein sagte und sie damit ihre Chance auf Freundschaft verspielt hätte.

    “Lila?“ echote Leucos und schaute den Boten mit einem Blick an, der irgendwo zwischen 'ist nicht dein Ernst?' und 'ich werd alt. In meiner Jugend hätte es keine lila Schiffe gegeben, da war alles aus bloßem Holz! Denn wir hatten ja nix...' schwankte.
    Der alte Grieche nickte also und bemühte sich darum, keine persönliche Wertung in seine Stimmlage einfließen zu lassen. “Gut, ich denke, das wird zu finden sein. Richte deinem Herrn den Dank meiner Herrin aus. Sie wird in zwei Tagen da sein, so dass er mit der Abendflut auslaufen kann.“
    Und DANN hätte Leucos wohl endlich mal Gelegenheit, im Bett mittags einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu halten.

    Archias versuchte, ihr die Schuld abzunehmen, aber irgendwie machte das alles nur schlimmer. Er fing an und betonte, wie gern er sie hatte und dass sie seine Fruendin war. Axilla meinte, sie müsste gleich zerspringen, denn jetzt fühlte sie sich nicht nur wie eine Schlampe, sondern auch noch wie eine Verräterin. Wie sagte sie ihm nur gleich, dass sie ihn nicht liebte?


    Und dann sagte er es! Axilla war einen Moment wie erstarrt und bekam seinen folgenden Satz nichtmal so richtig mit, weil ihr Geist nur bei diesem einen Satz hing. 'Aber ich liebe dich nicht'. Das war das großartigste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte! So zumindest fühlte es sich im Moment an.
    Axilla jauchzte einmal vor Glück auf und fiel Archias regelrecht um den Hals, küsste ihn, wo sie ihn erwischte und drückte ihn einfach einen Moment lang nur so unglaublich erleichtert. Auch wenn er sie nun wahrscheinlich für vollkommen bescheuert hielt, Axilla war so froh, dass er ihre größte Sorge ausgeräumt hatte, dass sie jetzt nicht ruhig bleiben konnte. All die Last war für einen Moment wie weggeblasen, so dass das wohlige Gefühl in ihrem Körper wieder neuen Auftrieb bekam.
    “Das ist wundervoll. Also, dass du mich nicht liebst. Ich.. also, ich mag dich nämlich auch sehr gerne. Aber als Freund, und nicht anders.“
    Sie ließ den armen Kerl los und sah ihn einen Moment nur erleichtert und erlöst an, ehe in ihrem Hirn die restlichen Informationen angekommen waren. Sie legte den Kopf leicht schief und sah recht verwirrt drein.
    “Wieso sollte sie dich nicht heiraten wollen?“ Die Blödheit der Frage traf Axilla einen Herzschlag später mit voller Wucht, als sie erkannte, wieso sie das wohl ablehnen könnte, wo sie doch nichts wusste. “Du willst es ihr sagen?“ fragte sie etwas ungläubig und schaute Archias etwas erschrocken an. Wenn Seiana das wüsste und sie in Rom treffen würde... oder wenn sie es weitererzählen würde... Axilla wusste ja, dass sie Mist gebaut hatte, aber wenn sie einen solchen Ruf bekommen würde, welcher Mann würde sie denn dann noch heiraten? Und sie musste irgendwannmal heiraten!
    Und außerdem würde es Seiana ganz sicher weh tun. Axilla war nicht eigennützig genug, um das nicht zu sehen und zu fühlen. Seiana hatte ihr nichts getan, und deshalb gefiel der Gedanke, ihr weh zu tun, nicht besonders. “Aber das wird sie verletzen, und... ich meine...
    Können wir nicht einfach Freunde bleiben? Ich möchte wirklich gern mit dir befreundet sein, Archias. Du warst mein erster Freund hier in Ägypten, und ich mag dich und... Ich meine, wir lieben uns ja nicht. Es ist nur...“

    Normalerweise war Axilla im Ausreden finden nicht so untalentiert, aber im Moment verhakte sich irgendwas in ihren Gedanken, weshalb sich irgendwie für sie alles doof anhörte. “.. ein Freundschaftsdienst?“ Weil wir gemerkt haben, dass der andere das gebraucht hat?“
    Bei den Göttern, klang das bescheuert und abstrus! Aber Axilla fiel kein Grund ein, der ihn überzeugen könnte, außer eben, dass es Seiana verletzen würde.

    Ganz kurz musste auch Axilla lächeln. Ja, das war wirklich ziemlich nahe gewesen, und sie konnte nicht ganz ernst bleiben, wenn er sie so anlächelte. Aber dieses Mal hielt es nur kurz und verwandelte sich nicht direkt danach in scheinbare Sorglosigkeit. Axilla hatte das Gefühl, etwas furchtbar, furchtbar schlimmes angestellt zu haben, und je fürsorglicher Archias reagierte, umso schlimmer war dieses Gefühl eigentlich.
    “Nein, du hast mir nicht weh getan. Es war sehr schön.“ So zumindest hatte sie seine Frage interpretiert. Und trotzdem musste sie sich leicht wegdrehen, als sie merkte, dass ihre Augen wässrig waren. Sie wollte aber jetzt nicht anfangen, zu heulen.
    Aber natürlich wusste sie, dass Archias das sehen würde, und wenn sie sich wegdrehte, es sich denken konnte. Das machte das ganze noch viel schlimmer, und ihre Augen nochmal wässriger. Was bei allen Göttern der Unterwelt sollte sie denn jetzt bloß machen? Sie wollte das doch so nicht! Sie wollte ihn als Freund haben, aber nicht als mehr. Aber auch nicht als weniger. Das war... das war... einfach Mist war das!
    Sie drehte sich also ohne Vorwarnung wieder zurück und umarmte ihn einfach instinktiv und beinahe kindlich, barg ihr Gesicht an seiner Schulter, damit er nicht sehen konnte, dass sie ja doch weinte, und versuchte, ihren wirren Gedanken nicht ganz so wirre Worte entsprechen zu lassen.
    “Ich hätte das nicht machen dürfen. Hätte mir das nicht wünschen dürfen. Das ist meine schuld. Ich wollte nur... ich weiß auch nicht, ich hab nicht darüber nachgedacht.
    Ich will nicht, dass du denkst, dass ich... ich mach das so normalerweise nicht. Wirklich nicht. Aber vorhin, das war einfach... aber ich will ja eigentlich gar nicht... Du liebst doch Seiana und heiratest sie ja auch... oder? Du heiratest sie doch noch?“

    Das war Axillas zweitgrößte Sorge, und die war stark genug, dass sie ihn doch direkt ansah, obwohl sie etwas geweint hatte. Wenn sie das auch kaputt gemacht hätte, dann würde sie wirklich vor Scham im Erdboden versinken, auf der Stelle.

    Es ging weder um Liebe, noch um Zärtlichkeit, nur um das Erfüllen von Bedürfnissen. Axilla wusste, dass sie Archias nicht liebte, aber das war nicht weiter wichtig. In den nächsten Minuten zählte für sie nur, wie gut sich das anfühlte, was er mit ihr machte, und wie sehr sie es brauchte. Irgendwann lagen sie dann sehr erschöpft da, er auf ihr, und atmeten nur noch keuchend, während dieser unbändige Hunger langsam verflog.
    Archias rollte sich von ihr und legte sich neben sie, ohne ein Wort zu sagen. Und auch Axilla blieb einfach liegen, schaute zur Decke und war damit beschäftigt, wieder langsam ruhiger zu atmen.


    Was hatte sie da nur gemacht? Warum bei allen Göttern hatte sie das gemacht? Sie schaute zur Decke hoch und wusste nicht, was gerade stärker war: Das Hochgefühl, das noch in sanften Wellen durch ihren Körper zuckte und auf ihrer Haut noch wie tausend kleine Funken tanzte. Oder doch das schlechte Gewissen, was sie angestellt hatte, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Bestimmt hatten die Sklaven das mitbekommen, und wenn die mit Urgulania redeten... wenn davon irgend etwas rauskam.... Axilla wurde irgendwie ein wenig schlecht.
    Sie sah hinüber zu Archias, der neben ihr lag, und in ihr stritten sich das Bedürfnis, sich an ihn zu schmiegen und seine Nähe noch etwas auszukosten, und die langsam aufkeimende Panik vor dem, was sie getan hatte, heftig miteinander. Sie sah zu ihm herüber, holte einmal Luft, um etwas zu sagen, verstummte dann aber wieder und starrte wieder zur Decke.
    Was hatte sie nur angestellt? Warum hatte sie das gemacht? Warum hatte sie ihn verführt? Auch nur auf die Idee, Archias könne eine wie auch immer geartete Mitschuld tragen, kam sie nicht einmal ansatzweise. Was dachte er jetzt nur von ihr? Sie wusste doch, dass er heiraten wollte. Wusste er, dass das hier nur aus Lust geboren war und ihr sonst eigentlich nichts weiteres bedeutete? So langsam schien die Decke auf sie zuzukommen, während sie so hochstarrte.
    “Das war meine Schuld...“ brachte sie schließlich heraus und fasste damit jede Erkenntnis zusammen, die ihr die nähere Betrachtung der Zimmerdecke vermitteln konnte.

    Archias war eindeutig schneller darin, irgendwelche Gürtel zu öffnen, und so hatte er nicht nur sienen, sondern auch ihren geöffnet, noch ehe sie auch nur am Bett waren. Seine Tunika folgte, anschließend ihr Kleid. Axilla ließ sich nur zu gern in Richtung Liegestatt drängen, ihr ganzer Körper schrie bereits nach seinem. Ein kleines Malheur allerdings verzögerte die Erfüllung ihres Zieles.
    Caius trat auf eine der silbernen Spangen, die das Kleid an den Schultern gehalten hatten, hüpfte daraufhin, verlor das Gleichgewicht und riss sie mit sich. Axilla landete auf ihm und nutzt diesen Umstand gleich, um sich wieder ganz eng an ihn zu schmiegen, diesmal ohne störende Kleidung zwischen ihnen. Das Gefühl von Haut auf Haut war berauschend, und mit einem leisen Seufzen schloss sie genießerisch für einen Moment die Augen, während ihr Mund sich wieder auf Wanderschaft über seine Brust begab.
    Doch lange hielt sie diesen Zustand nicht aus. Es drängte sie nach mehr, und auch wenn der Fußboden gerade eine sehr verlockende Alternative darzustellen schien, rappelte sie sich wieder halb hoch, zog Archias mit sich und drängte ihn die letzten paar Schritte zum Bett. Als er daran stieß, drängte sie einfach weiter, bis er sich zurücksinken ließ, und krabbelte ohne auch nur eine Sekunde in der Bewegung innezuhalten wieder rittlings auf ihn. Ihr Mund fand wieder den seinen und machte ihm sehr deutlich, was sie nun wollte. Er brauchte es sich nur zu nehmen.

    Wann genau ihr Mund damit begonnen hatte, auf Wanderschaft zu gehen, konnte Axilla noch nicht einmal sagen. Genausowenig wie bei ihren Händen. Ja, überhaupt, wieviel Zeit hier verging, dafür hatte sie jedes Gefühl verloren. Irgendwann fühlte sie Archias Hand in ihrem Nacken, wie er sie sanft von sich zog und sie mit vor Lust schwarzen Augen ansah und etwas von einem anderen Ort und ihrer Schönheit nuschelte. Jetzt das Gehirn wieder soweit zu aktivieren, den Worten einen Sinn zu verleihen und eine Entscheidung zu treffen, war gar nicht so einfach. Zumal nicht, da sie nur sehr deutlich fühlte, was er denn damit meinte, und das durchaus auch ihrem Empfinden im Moment entsprach.


    Axilla schaute einen Augenblick ins Leere, in dem nur ihr erregter Atem zwischen ihnen beiden hing, und nickte dann schließlich. Sie stand auf, zog ihn aber gleich mit sich und küsste ihn erstmal noch einmal heiß, verlangend und sich an ihn schmiegend. Der Weg in ihr Cubiculum erschien ihr mit einem Mal unerträglich lang.

    Axilla schob die Tür zu ihrem Schlafzimmer mit ihrem Hintern auf, denn direkt vor der Tür hatte sie das dringende Bedürfnis übermannt, Archias noch einmal an sich zu ziehen und zu küssen, als würde sie sonst vor Leidenschaft verbrennen. Sie zog ihn mit sich hinein und hoffte nur, dass er die Tür schon zumachen würde, denn ihre Hände waren bereits damit beschäftigt, seinen Gürtel irgendwie zu öffnen.
    Im Moment war Axilla weit entfernt davon, irgendwelche Bedenken noch zu haben. Später würde sie sich wahrscheinlich bis zur Unendlichkeit dafür schämen, all die guten Vorsätze so einfach über Bord geworfen zu haben, aber im Moment war ihr einziges Problem, dass sie viel zu erregt war, um den Gürtel einfach öffnen zu können.

    Axilla ließ sich von Archias nicht nur näher heranziehen. Als sie den sanften Druck in ihrem Rücken fühlte, als er sie umarmte und näher an sich zog, schmiegte sie sich an ihn, verließ ihre sitzende Position und rutschte mehr und mehr zu ihm, bis sie schließlich rittlings auf seinem Schoß saß und sich beim Küssen an ihn kuschelte.
    Das letzte bisschen Verstand hatte schon vor einigen Herzschlägen endgültig aufgegeben und beschlossen, in Ferien zu fahren und erst wiederzukommen, wenn es eine Chance gegen den Rest des Chaos hatte, mit dem er zufällig einen Körper teilte. Im Moment herrschte bei Axilla nur ein tierisches Begehren nach einem Mann. Es war so lange her, seit sie dieses Gefühl gehabt hatte, Haut auf Haut, Atem auf Atem, und sie hatte bis eben vergessen, wie sehr sie es vermisst hatte. Das hier hatte nichts mit Liebe oder Romantik zu tun, und ein Teil von Axilla wusste das auch und schaffte es sogar, sowas wie schlechtes Gewissen deswegen zu empfinden. Aber der weitaus größere Teil zeigte nur zu deutlich, dass sie wirklich nicht ans Aufhören dachte.


    Die armen Sklaven unterdessen schauten einander an und wussten gar nicht so recht, was sie machen sollten. Sollten sie nachschenken? Vielleicht einen Fächer holen und sanft Luft zuwedeln? Oder am besten lautlos und leise den Rückzug antreten? Sie schauten sich beide einen Moment lang, bis der Becher von Axilla auf dem Marmorboden ein leicht klapperndes Geräusch machte, da diese ihre Hände dazu brauchte, sanft über Archias' Brust nun zu fahren. Einer von ihnen bückte sich nur schnell nach dem Becher, und dann traten beide den dezenten Rückzug erst einmal an.

    Ja, wahrscheinlich lief Axilla ihrer Cousine über den Weg. Sie wusste zwar nichts genaues, aber sie nahm einfach mal an, dass diese auch in der Casa Iunia wohnen würde. Von daher war es nicht unwahrscheinlich, dass sie einander etwas näher kennenlernen würden.


    Aber diesen Gedanken konnte Axilla nicht wirklich weiterspinnen. Ihre Gedanken waren auf leichtsinnige Art und Weise gewandert, und nun kam als Konsequenz etwas heraus, dass nicht mehr diese spaßige Leichtigkeit hatte wie gerade eben noch in ihren Gedanken. Zumindest nicht für Axilla.
    Archias drehte leicht ihren Kopf und küsste sie auf den Mund. Im ersten Moment erstarrte Axilla völlig mit weit geöffneten Augen und im Bruchteil einer Sekunde schoss ihr durch den Kopf, was sie nur wieder angerichtet hatte. Aber dann, keine zwei rasend schnelle Herzschläge später, änderte sich das Gefühl. Der Schock verflog, und zurück blieb das Gefühl seiner Lippen auf ihren.
    Auch wenn Axilla keinen Alkohol vertrug und die Wärme auf ihren Wangen gefühlt hatte, sie konnte sich nicht damit herausreden, sie sei betrunken. Genug angeheitert, um mutiger und vorschneller zu sein, aber bestimmt noch zurechnungsfähig, sofern dieses Wort bei ihr überhaupt Verwendung finden konnte. Und so konnte sie auch niemandem die Schuld zuschieben, als sich ihre Augen schlossen, ihr Kopf sich noch etwas weiter neigte und sie den Kuss mit nur schwer unterdrückter Sehnsucht erwiderte.

    Axilla winkte leger ab. “Ach, so stressig finde ich das jetzt gar nicht. Ich brauch ja nicht viel. Ich nehm eigentlich nur 2 Truhen mit. Eine mit Kleidern und... eine andere.“ Nämlich die, in der immernoch Rüstung und Schwert ihres Vaters verwahrt wurden. Von der konnte und wollte sie sich nicht trennen, auch nicht für nur ein paar Wochen. “Möbel und das alles ist ja in Rom, da brauch ich ja nichts. Gut, Leander braucht auch noch ein bisschen war, aber sonst... das ist ja schnell gepackt“ Wieder ein fröhliches Schulterzucken und ein leichtes Nippen am Wein. Auch wenn dieser verdünnt war, Axilla merkte doch, dass sie langsam machen sollte.


    “Ich und Merula? Er ist mein Cousin. Also, so richtig Cousin. Er ist der Sohn vom jüngeren Bruder meines Vaters, also von Iunius Decula. Ich hab auch noch eine Cousine, die auch in Rom wohnt, also eine richtige Cousine. Aber die hab ich noch nie getroffen.“ Und Namen wusste Axilla auch keinen, eben weil sie sie noch nie getroffen oder gesehen hatte. Daher lenkte sie lieber schnell ab, indem sie noch einen Schluck – diesmal einen größeren – trank.


    So direkt neben Archias schaute Axilla ihn sich einmal genauer an. Decima Seiana konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen gutaussehenden und witzigen Verlobten zu haben. Auch wenn Axilla die wirkliche Tiefe dieses Gefühls fehlte, war sie fast ein klein wenig eifersüchtig, aber nur fast. Für wirkliche Eifersucht fehlte ihr das Gefühl des Besitzanspruches, außerdem war sie dafür zu sprunghaft.
    Aber vielleicht war es das, was ihre Gedanken wieder auf den Tribut brachte. Das, oder der Wein, der bei ihr sehr schnell anschlug, hauptsächlich deshalb, da sie heute wie die meisten Tage noch nichts gegessen hatte. Auf jeden Fall grinste sie ihn mehr als nur schelmisch an.
    “So, du Titan. Ich glaub immernoch, ich bin eher eine Nymphe denn eine Muse. Einen goldenen Apfel hast du nicht zufällig?“
    Immerhin bewachte einer der berühmteren Titanen, nämlich Atlas, den Baum mit den goldenen Äpfeln. Axilla grinste frech und legte den Kopf leicht schief.
    “Wenn nicht, dann nehm ich wohl auch einen Kuss.“ Und noch immer grinsend hielt sie ihm die Wange hin. Ganz unverfroren wollte sie schließlich auch nicht wirken, und schon das war verboten genug. Vor allem, das Archias ja verlobt und sie zur Hochzeit eingeladen war. Auch wenn Axilla leichtsinnig war,sie hatte ja doch ein wenigstens rudimentäres Anstandsgefühl.

    Ah, wusste er doch, dass er den Burschen schonmal gesehen hatte. Immerhin wartete man schon auf Nachricht von seinem Herrn, damit man das nötigste packen konnte und sich auf die Abreise vorbereiten.
    “Ah, gut, ich werde es meiner Herrin ausrichten. Sie wird in zwei Tagen dann am Hafen sein mit ihrem Gepäck. Hilfe brauchen wir nicht, so viel wird sie nicht mitnehmen. Und das, was sie benötigt, wird von uns hingebracht werden.
    Wie heißt denn das Schiff und wo ankert es?“
    Immerhin war die Hafenanlage durchaus Vergleichbar mit der in Ostia, wenn nicht sogar noch größer. Da wäre es schon von Vorteil, zu wissen, wo man hinmusste, ehe man noch den ganzen Steg absuchte. Alexandria war schließlich eine Händlerstadt.

    Hah! Er lachte aus vollem Hals! Wusste sie doch, dass Angriff die richtige Entscheidung war. Und er gab auch gleich auf, so dass Axilla ihn nur noch einmal freundschaftlich leicht piekste und sich dann vor Lachen außer Atem direkt neben ihn setzte.
    “Hm, ich hab gewonnen? Dann schuldest du mir einen Siegertribut. Hmm, was könnte ich von einem Titanen denn verlangen?“
    Sie sah ihn gleichermaßen schelmisch wie forsch an. Natürlich würde sie nicht wirklich etwas fordern, aber ein wenig necken wollte sie ihn noch. Axilla mochte Archias wirklcih gerne, daher fühlte sie sich im Moment frei und ungebunden und redete einfach, was ihr in den Sinn kam.


    Sie winkte einem der Sklaven zu und ihre Lippen formten stumm das Wort 'Wein', begleitet von einem bittenden Blick und einem Lächeln, woraufhin der Sklave sofort losging, um gewünschtes zu besorgen.
    “Oh, ich denke, Ende dieser Woche. Pompeius Imperiosus wollte noch seine Untersuchung hier fertig machen und mir dann einen Boten schicken, wenn das Schiff da ist. Dann brauch ich noch etwa 2 Tage, und dann geht’s los.“ Irgendwo zwischen aufgeregt und nervös zuckte Axilla mit den Schultern.


    Der Sklave kam mit einem Krug und zwei Bechern und schenkte ein, ehe Axilla noch abwinken konnte. Sie vertrug Wein ziemlich schlecht, er stieg ihr fast schon zu Kopf, bevor sie ihn richtig geschluckt hatte. Aber wenn sie nur ganz leicht daran nippte würde das heute ausnahmsweise schonmal gehen. Sie reichte also Archias einen Becher und hielt den zweiten selber in der Hand und drehte ihn leicht, ohne daraus zu trinken.
    “Und bis wann erwartest du Antwort von deinem... Vetter?“ Die Verwandtschaft riet Axilla einfach ins Blaue hinein, was an ihrer Stimme auch deutlich zu hören war.