Seine Berührung machte es eher schlimmer als besser. Sie konnte einfach nicht aufhören, zu weinen! Sie wollte ja, unbedingt, aber so, wie er sie hielt, musste sie nur daran denken, wie schön es wäre, wenn er sie auch lieben würde. Wie schön es wäre, wenn er auch bei ihr sein wollte und sie nicht nur hielt, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.
Sie schüttelte sich aus seiner Umarmung frei. Weil sie direkt vor der Wand stand, konnte sie nicht weggehen, wie sie es eigentlich wollte. Sie war wütend. Wütend auf die Situation, wütend auf sich, dass sie nicht aufhören konnte, ihn zu lieben, und vor allem nicht aufhören konnte, zu weinen. Und wütend auf ihn! Warum nur war er immer so nett zu ihr, nachdem er ihr die Dinge sagte, die sie nicht hören wollte?
Da sie nicht fliehen konnte, drehte sie sich zu ihm um und schlug nach ihm. Nicht fest, dazu fehlte ihr die Kraft und sie standen viel zu nahe, aber ihre hilflose Faust traf auf seine Schulter. Ihre andere traf ihn auch, und hilflos und schwach traf sie ihn ein paar Mal. Schließlich überwog die Verzweiflung die Wut, und kraftlos sank sie in seine Arme, ihren Kopf an seiner Schulter. Sie hielt sich an ihm fest und schluchzte. Warum bei den Göttern, warum musste sie von allen Männern auf der ganzen, weiten Welt ausgerechnet ihn lieben, wo er sie nicht liebte?
Vielleicht sollte sie davonlaufen. Einfach weg, und ihn und ihre ganze Familie vergessen. Einfach hinaus in die Wüste, und nie mehr wiederkommen. Vielleicht wäre das das beste. Oder sie ging nach oben in ihr Zimmer und holte Vaters Schwert aus der Truhe. Vielleicht hätte er es selbst gegen seine Tochter gerichtet, wenn er gehört hätte, was sie getan hatte. …Nein, hätte er nicht, egal was sie getan hätte, und sie hatte kein Recht, sich aus dieser dummen Verzweiflung heraus selbst umzubringen. Sie durfte Silanus nicht so schaden.
Langsam beruhigte sich ihr Atem und die Tränen wurden weniger. Ihr Körper zitterte, und sie hielt sich einfach an ihm fest.
„Es… tut mir leid… ich…sollte vielleicht… besser ein… wenig gehen… weg gehen… ich hab eine… Einladung… von Aelius Archias… zu den Pyramiden… er und … seine Zukünftige…“ Ein kurzer Heulanfall unterbrach ihre Worte, ehe sie sich wieder gefangen hatte. „…dann… musst du nicht so… mir aus dem Weg gehen… weil ich dich liebe… dann ist es… vielleicht besser…“