Beiträge von Iunia Axilla

    Langsam fiel die Anspannung von ihrem Mann ab, und Axilla fing wieder an, etwas enger ihren Körper an den seinen zu schmiegen und gewisse Körperregionen mit besonderer Aufmerksamkeit zu bedenken. Ihr Mann war süß. Verwirrend, aber unendlich süß. Wie viele Männer würde es wohl geben, die es ablehnen würden, sich mit zwei Frauen das Bett zu teilen, mit bestem Segen der Gattin, und stattdessen nur mit besagter Gattin verkehren wollen? Axilla wusste gar nicht so recht, was sie dazu sagen sollte, also sagte sie nichts und bedachte ihren Mann nur mit einem äußerst langen Kuss, bei dem sie sich schon wieder auf ihn schob und im Reitersitz einfach über ihm blieb, um ihn weiter zu liebkosen. Ein klein wenig schlecht fühlte sie sich ja schon beinahe. Imperiosus liebte sie, Axilla wusste das. Und sie hatte ihn auch wirklich, wirklich sehr gerne. Sie fühlte sich wohl bei ihm und sicher, sie liebte es, das Bett mit ihm zu teilen, sie machte sich sorgen, wenn er weg war und sie vermisste ihn. Sie hatte ihn lieb. Aber es war anders, als es bei Vala gewesen war. Weniger... brennend und aufwühlend. Wenn Imperiosus ihr dasselbe angeboten hätte, hätte sie auch abgelehnt, aber eher, weil sie mit zwei Kerlen nichts anfangen konnte und sie auch keinen Bedarf daran hatte. Bei Imperiosus glaubte sie voll und ganz, dass er das nur ihretwegen tat.


    Axilla fuhr fort, ihn zu küssen und zu streicheln, knabberte seinen Hals entlang tiefer zu seiner Brust, bewegte sich auffordernd auf ihm. “Dann sollte ich vielleicht noch ein wenig mehr... üben“ flüsterte sie verführerisch in sein Ohr. Sie musste ihn noch fragen, ob er Salinator auch einladen wollte, immerhin hatte sie das ihrer Nachbarin versprochen. Aber das wollte sie diesmal erst hinterher machen, ehe ihr Mann wieder Zweifel bekam.

    Latrine putzen? Aber so meinte Axilla das doch gar nicht. “Aber so mein ich das doch gar nicht!“ In ihrem Kopf tanzten die die Gedanken zu einer schnellen, ägyptischen Trommel und dem scharfen Klang von mehreren Syringen und Auloi, die das Denken auch verplutot schwer machten. Dennoch versuchte Axilla, ein wenig Ordnung in das hüpfende und sich drehende Meer zu bringen und wenigstens ein paar Fetzen noch zu greifen. “Das ist ja nur das, was man in dem Moment tut, aber der große Sinn... das, warum man die vielen kleinen Dinge tut, das ist doch... man geht ja nicht zur Legion, um die Latrinen zu putzen, und es ist auch nicht Aufgabe der Legionen, das zu machen. Also, schon, aber, das ist nicht ihr Sinn und Zweck. Oder?“ Irgendwie war sie sich selber grade nicht mehr so ganz sicher, was sie hatte sagen wollen. “Aber bei der Politik versteh ich den Sinn nicht. Wir haben ja schon gute Gesetze, von unseren Vorvätern. Wir wissen ja schon, was richtig und was falsch ist. Glaub ich.“ Jetzt drehten sich die Trommeln und Auloi irgendwie mit den Gedanken mit, so dass in ihrem Kopf eine Kakophonie von Stimmen herrschte. Axilla fühlte sich mit einem Mal elend. “Und da... da weiß ich nicht, was man so als Politiker eigentlich macht, was da spannend wäre.“

    Axilla war noch nicht einmal richtig zuhause angekommen. Sie hatte gerade die Tafeln in ihrem Officium abgeladen, war aber im Moment viel zu aufgekratzt, um wirklich etwas davon zu bearbeiten. Den ganzen Weg über hatte sie über die unverfrorene Decima nachgedacht und sich aufgeregt. Wie konnte diese Person nur annehmen, sie so einfach zu sich bestellen zu können? Was glaubte sie, wie sie mit Axilla umgehen könnte? Aber vermutlich war die Iunia da auch selber dran schuld. Wie viele Jahre hatte sie damit verschwendet, den Fehler mit Archias wieder bei der Deicma gut zu machen? Wie viele vergebliche Versuche zur Aussöhnung hatte sie unternommen? Es waren etliche gewesen, und noch mehr Entschuldigungen und Erniedrigungen. Natürlich musste diese hochnäsige Person da denken, dass sie da mit Axilla umspringen konnte wie mit einer Untergebenen.
    Aber damit war jetzt Schluss! Eigentlich sollte sie der Decima dankbar sein, dass sie sie von dieser Bürde befreit hatte. Axilla war seit langer Zeit endlich frei von jedweden Schuldgefühlen oder Gedanken an Verpflichtungen jemandem anderen außerhalb ihrer Familie gegenüber. Sie war so lange so unglaublich dumm gewesen und hatte so viel Zeit auf eine absolut sinnlose Tätigkeit verschwendet! Aber das würde ihr nie wieder passieren. Sie würde nicht länger irgendwas hinterherrennen, was ohnehin nicht passierte, und sich damit einer halbperegrinen Ehebrecherin unterordnen. Ganz sicher nicht!


    Axilla ging in ihrem Officium ein wenig auf und ab, versuchte die Gedanken zu beruhigen. Es fühlte sich so unendlich gut an, sie zu haben. So kraftvoll und stark. Sie hatte schon einmal diese Wärme in sich gefühlt, als sie den Terentius verflucht hatte, den Seiana geheiratet hatte. Kurz stockte sie in ihrem Schritt. Ob das eine Auswirkung des Fluches war, dass Seiana fremd gegangen war? Sie hatte immerhin einen erheblichen Fluch ausgesprochen. Nehmt seine Arme, denn alles, was er berührt, soll zum scheitern verurteilt sein. Es soll unter seinen Fingern verrinnen wie der Sand der Wüste, soll zerbrechen und zerreißen, soll verrosten und verderben. Keine Erfolge soll er mehr vorzuweisen haben, keine Gunst. Sein Besitz soll ihm entgleiten und von Plagen heimgesucht werden, bis er nichts mehr besitzt... Axilla erinnerte sich noch genau an ihre Worte. Und bestimmt hatte er die Decima berührt, und nun zerrann seine Ehe ihm...
    Sei es drum! Axilla hatte deshalb keine Schuldgefühle. Er hatte es nicht minder verdient als die Decima. Und Axilla würde ihren Teil dazu beitragen, ihre Familie zu retten und die seine – oder besser die der Decima – dabei zu vernichten.


    Axilla hörte unten die Tür gehen und die Stimme des Ianitors, wie der jemanden begrüßte – und Axilla auch gleich daran erinnerte, dass das Abendessen ja gleich soweit war. Aber wer besuchte die Pompeier schon am späten Nachmittag?
    Eine Sekunde später hatte sie ihre Antwort und verdrehte schon die Augen. Sie ging wieder zurück zu ihrem Schreibtisch und fing schon einmal damit an, ihre Tafeln zu ordnen. Wenn der Bursche sie gleich fragen würde, ob sie die Decima empfangen wollte, wollte sie schon alles soweit geordnet haben. Oh, sie würde die Frau empfangen, hinter ihrem wohlgeordneten Schreibtisch sitzend und äußerst kurz. Sollte sie ruhig wissen, dass sie nach ihrer letzten Drohung hier keine Freunde mehr hatte.


    Allerdings kam der Bursche nicht. Und als es Axilla nach einer Minute dann doch unheimlich wurde und sie wieder zur Tür ging, um zu [strike]lauschen[/strike] hören, was da los war. Die Antwort, die sie bekam, ließ allerdings sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht weichen. Wie konnte er nur? WIE KONNTE ER NUR? Er fragte sie noch nicht einmal, ob sie einen Gast empfangen wollte. Noch dazu die Decima, von der er wissen musste, dass Axilla sich nicht gut mit ihr verstand. Er hatte wissen müssen, wie die Decimer ihr gegenüber standen. Und er lud sie zum essen ein und fragte seine Frau noch nicht einmal?!
    Axilla war vor Wut komplett weiß geworden. “Du!“ zischte sie einen Sklaven auf dem Gang nur kurz an und bemühte sich sehr um einen leisen Tonfall. “Geh zu meinem Mann und sag ihm“ Dass er nicht einmal daran denken soll, in den nächsten Jahren sie auch nur mehr anzusprechen, geschweige denn ihr Schlafzimmer zu betreten. Dass er ein ungehobelter Hohlkopf ist. Dass er, wenn er die Decima so gern hat, ja SIE heiraten kann, wenn er zu seiner jetzigen Frau nicht halten will. Dass sie ihn hasste. “Sag ihm, ich fühle mich nicht wohl und werde beim Essen nicht anwesend sein. Los!“ Axilla war eigentlich nie aufbrausend und herrisch, und dass sie es jetzt war, ließ den Sklaven fast über seine Füße stolpern, als er sich aufmachte, seinem Herrn mitzuteilen, dass dessen Frau am Essen nicht teilnehmen würde.

    Tut mir leid, da ich in letzter Zeit mehrere Neulinge in die Gens aufgenommen habe und nicht die Zeit habe, jemanden einzuarbeiten, muss ich ablehnen.
    (Abgesehen davon würde auch ich die Eltern festlegen ;) Wünsche können berücksichtigt werden, aber die Festlegung mache ich grundsätzlich erst nach einem Gespräch per PN und nicht im Anmeldeboard ;))


    bis denne
    Axilla

    Ich hab im Moment gerade nicht so die Zeit, jemanden wirklich ins Spiel einzuarbeiten. Aber ich denke mal, dass dich da die Lieblingscousine meines Chars schon seelisch und moralisch auf das Forum vorbereitet hat :D Von daher versuchen wir es mal miteinander. Verwandtschaften etc. klären wir dann nach der Freischaltung per PN.


    Willkommen in der Gens :D

    Hiho!


    Dann starte ich mal zu meiner üb lichen Fragerunde und drängel mich dafür sogar an der Stadtwache vorbei:


    1. Warum möchtest du gerne zur Gens Iunia?


    2. Hast du schon Erfahrungen im Rollenspiel und weißt, wie das hier funktioniert? Also insbesondere, dass sich da keine computeranimierte Pixelwelt auftut, sondern dass es wirklich nur ums Schreiben geht?


    3. Weißt du, wer die Iunier waren? Wie schaut es generell so mit ein bisschen Geschichte aus?


    4. Wie stellst du dir den Charakter denn so vor? Was für Pläne hast du mit ihm? Vor allem in Alexandria ist bei uns im Moment niemand in der Gens auch anwesend, wir sind eigentlich bis auf eine Ausnahme alle in Rom derzeit.


    Das wars vorerst auch schon.


    bis denne
    Axilla

    Ganz offensichtlich gefiel Diademata die Nachricht ganz und gar nicht. Auch wenn Axilla da ihre Prioritäten ein klein wenig verschoben hielt. Es würden Römer gegen Römer kämpfen. Schlimmer noch, wenn die erste Legion wirklich auf Seiten der Rebellen stand – und es war anzunehmen, war Aurelius Ursus als deren Kommandant ein Patrizier, verschwägert mit Tiberius Durus und verwandt mit Aurelius Lupus. Da wäre es eher eine Überraschung, wenn er auf Seiten von Salinator stünde – dann würde Iunius Priscus auf der einen Seite stehen, und Iunius Seneca mit den Prätorianern auf der anderen. Und da beide in Italia waren, konnte es gut dazu kommen, dass sie in einer Schlacht gegeneinander stehen würden. Axilla konnte nur hoffen, dass Mars sich ihres Opfers erinnerte und auf die beiden gut acht gab.
    Da war ihr die Heirat oder das Alter ihrer Cousine reichlich egal. Naja, nicht ganz, aber doch so ziemlich. “Ich war auch siebzehn bei meiner ersten Hochzeit, und zwanzig bei meiner zweiten. Und ich hoffe, dass der Krieg nicht so lange dauert. Ägypten hat die Getreidelieferungen nach Italia eingestellt, und so langsam werden die Vorräte in Rom auch knapper. Wenn Vescularius sich nicht bald um die Getreideversorgung kümmert, sollten wir lieber vielleicht nach Ostia gehen, ehe der Aventin anfängt, die streunenden Hunde zu schlachten.“
    Gut, Axilla wollte ihrer Cousine eigentlich keine Angst machen, aber so ein bisschen Angst konnte sie schon um ihr Leben haben und nicht nur um ihre Hochzeit. “Und es gibt ein paar wenige Familien, die relativ neutral positioniert sind. Die Germanici, zum Beispiel, aber in die hat Serrana ja schon eingeheiratet und... die.. also...“ Axilla versuchte, eine möglichst neutrale Wortwahl zu finden. Sie hielt absolut nichts von den Germanicern. Die hatten nicht alle Amphoren am Regal. “...halten nicht viel von den iunischen Traditionen, insbesondere dem Militär. Dann gibt es noch die Quintilier, die Purgitier, ein paar kleinere Gentes. Oh, und die Helvetier. Allerdings haben die sich ihre Neutralität auch zumeist damit erkauft, dass sie auch keine ranghohen Männer in ihren Reihen haben, die Vescularius negativ auffallen könnten. Außer die Purgitier, Purgitius Macer ist Consular. Aber soweit ich weiß hat er keine männlichen, unverheirateten verwandten gerade in Rom.“ So ganz einfach war es wirklich nicht. Axilla wusste das ja noch von ihrer eigenen Suche nach einem passenden Ehemann. “Und die meisten Männer von Rang haben schon eine Frau, oder aber stehen in der Gunst des Vescularius, wie die Iulii, die Decimi, die Terentii... oh, letzte solltest du übrigens meiden, alle beide letztere. Die würden die Iunii am liebsten abstechen, so sich Gelegenheit bietet.
    Wen gibt es noch...? Die Octavier stehen auch in der Gunst des Vescularius. Hmmm... ich glaube, das waren die wichtigsten.“
    Zumindest die für die Iunii erreichbaren Gentes. Auch wenn sie wohl den ältesten Namen Roms anzubieten hatten – immerhin segelte der Gensgründer bereits mit Aeneas von Troja über das Meer! Welche andere Gens konnte sich auf eine derart lange Familiengeschichte berufen? - hatten sie weder Senatoren noch hohe Ritter derzeit in ihren Reihen.
    “Ich weiß nicht, ob du eine Ehe schließen willst, die schnell wieder geschieden werden muss. Wenn du Kinder kriegst...“ Axillas Blick glitt zu ihrem Sohn, der mit wachsender Begeisterung gerade Bauklötze aufeinanderstapelte. “Ich könnte meinen Sohn nie verlassen.“ Und der Junge war rechtlich gesehen Eigentum von Imperiosus.

    Irgendwas in Axilla rebellierte bei dieser Einschätzung des Soldatenlebens auf. “Aber man beschützt das Imperium und hält Barbaren davon ab, herzukommen und alles zu verwüsten. Die Cimbri sind ja auch bis.. bis...“ Axilla versuchte, sich zu erinnern, aber irgendwie verschwamm die Erinnerung für einen Moment. “...Vercellae gekommen, und hätte Lutatius Catulus sie nicht geschlagen, wer weiß, wie weit sie gekommen wären. Und die Gallier waren ja auch in Norditalia und haben die Etrusker besiegt in Padanien.“ War das Padanien gewesen? Axilla wusste es nicht mehr, glaubte aber schon. Irgendwie verschwamm ihr Wissen langsam. “Da weiß man schon, wofür man kämpft“, murmelte sie weiter, ließ den Einwand mit den Befehlshabern so nicht gelten. Erst einen Augenblick später, als ihre Gedanken wieder bei den aktuelleren Ereignissen angekommen waren und nicht bei Dingen, die zweihundert Jahre und mehr zurücklagen, musste sie ihm doch ein klein wenig Recht geben. “Außer, es kämpft Römer gegen Römer. Aber das ist Unrecht und sollte so nicht sein. Mars würde das nicht so wollen...“

    Das konnte Axilla so ganz und gar nicht verstehen. “Findest du? Ich finde Politik furchtbar langweilig“, gestand sie mit schon halb geschlossenen Augen und der Ehrlichkeit, die nur Betrunkene an den Tag legten. “Vor allem im Moment passiert ja auch gar nichts. Und es ist so kompliziert. Soldat sein ist da viel... klarer. Da weiß man wenigstens, was man tut und wofür.“ Es war ein relativ vernichtendes Zeugnis, was Axilla den Politikern ausstellte, aber so war nunmal ihre Meinung. Die Soldaten beschützten das römische Reich und damit jeden Bürger darin davor, als Sklaven verschleppt, gebrandschatzt oder getötet zu werden – außer diejenigen, die vom Abschaum der Gesellschaft verschleppt, gebrandschatzt und getötet wurde, natürlich – und leisteten damit einen unbezahlbaren Beitrag zum römischen Leben als solches. Politiker hingegen... Axilla hatte keine Ahnung, was die eigentlich so wirklich machten. Dasitzen und reden, ja, aber worüber? Gesetze fand Axilla fast noch langweiliger als alles andere. Was man tun sollte und was nicht war ja seit Jahrhunderten schon durch die Sitten der Vorväter geregelt. Sie wusste nicht, was an diesen Gesetzen schlecht war, so dass man neue gebraucht hätte. Folglich saß der Senat nach Axillas Vorstellung eigentlich nur herum und sponn Intrigen, und das war nicht richtig. Eigentlich sollten sie ja auch den Kaiser beraten, aber: “Vescularius lässt sich wohl auch eher weniger beraten. Ich glaub nicht, dass er Senatoren so gerne mag.“

    Erst war alles wunderbar, und dann, auf einmal, reagierte Imperiosus ziemlich geschockt auf ihre Frage. Axilla konnte es sehr deutlich fühlen, im nicht-übertragenen Sinne des Wortes, und reagierte darauf sehr verwirrt. Was war denn jetzt auf einmal? Aufgrund der Dinge, die ihr berichtet worden waren über einen gewissen Abend an einer gewissen Feier, wo sie sturzbetrunken eine andere geküsst hatte (und das auch noch ausgerechnet Decima Seiana) und der allgemeinen Reaktion der Herrenschaft hatte Axilla wirklich gedacht, Imperiosus würde dieses Angebot begrüßen. Überhaupt hatte Axilla gedacht, dass die meisten Männer wohl nicht ablehnen würden, wenn sie mit dem Segen der Ehefrau sich gleich mit zwei Frauen vergnügen könnten.
    Irgendwie brachte Imperiosus sie da leicht aus dem Konzept. Und das klärte sich nur ein wenig, als er dann die Frage nachschob, ob sie irgendwas vermisste. Kurz blinzelte Axilla reichlich verwirrt. “Ich? Wieso...?“ Es dauerte einen Augenblick, bis ihr wirklich ein Licht aufging, was Imperiosus hier befürchtete. Aber dann dafür umso heftiger. “Oh, du denkst, das sich mit dir da hinwill, um...? Oh nein! Neinneinnein!“ Gaius, ich...“ Da hatte er etwas in den komplett falschen Hals bekommen. Axilla schmiegte sich an ihren Mann, küsste ihn auf den Mund, hielt ihn einen Moment einfach nur dicht an ihrem warmen Körper und rang nach Worten. “Du... du bist ein wunderbarer Liebhaber, Imperiosus. Ich will mit keinem anderen Mann dort schlafen. Meinst du wirklich, ich würde dich da bitten, mit mir da hinzugehen, wenn ich da einen anderen Kerl wollte?“ Sie sah ihm in die Augen und hoffte, er konnte sehen, dass sie ehrlich zu ihm sein. “Ich verspreche. - nein, ich schwöre dir, dass ich dort mit niemandem schlafen will außer dir. Und dass ich jetzt auch keinen anderen Mann zwischen meinen Schenkeln haben will außer dich.“ Axilla biss sich leicht auf die Unterlippe. Sie hatte keine Ahnung, was man in so einem Fall sagen sollte. Sie hätte nie gedacht, sowas mal erklären zu müssen. “Ich wollte das wirklich nur einmal ansehen, nichts weiter. Und vielleicht ein wenig mit dem Mann angeben, den ich da an meiner Seite habe. Und vielleicht die anderen dort ein wenig eifersüchtig auf dich machen“, hauchte sie verführerisch in sein Ohr und versuchte, ihn wieder ein wenig zu animieren, in Stimmung zu kommen. “Ich will doch nur dich....“

    Ihre Augen wurden immer schwerer, und Axilla fror noch immer. Es war eine schwere Kälte, die sich über sie zu legen schien wie eine Decke. Ja, eine Decke... kam ihr in den Sinn. Eine Decke wäre jetzt wirklich etwas schönes. Sie würde sich gern in eine warme Decke kuscheln und nur einen Moment wohlig die Augen schließen, während die dicke Wolle sie wärmte. Das klang nach einer geradezu ausgezeichneten Idee.


    Aber erst lenkte Macer sie noch davon ab, während er von den Einheiten erzählte. Die erste Legion, als sie noch in Ostia war, und dann das Kommando über die zweite. In Axillas Ohren klang das wunderbar. “Ich wollte immer Legionär werden, die Rüstung meines Vaters anziehen anziehen und sein Gladius, und für den Ruhm meiner Familie kämpfen... Dumme Mädchenträume.“ Sie seufzte schläfrig. Wäre sie als Mann geboren, wären viele Dinge ganz anders gekommen. Sie hätte ihrem Vater sicher sehr viel Ehre gemacht. Er wäre stolz auf sie gewesen, bestimmt. Nicht so wie jetzt.
    “Vermisst du es?“ fragte Axilla plötzlich, ohne genauer zu spezifizieren, dass sie mit 'es' natürlich das Leben als Legionär meinte.

    Dass ihr Mann seinen Patron hier nannte, versetzte Axilla in ihrer überschwänglichen Laune diesmal keinen Knick. Oder nur einen kaum merkbaren. Sie fuhr unbeirrt damit fort, ihren Mann mit Küssen zu bedecken, wobei aus den anfänglichen Schmatzern sehr schnell sanfte Küsse und auch leichte Bisse wurden, während ihre Lippen über seine Brust wanderten und ihre Hände noch ein wenig tiefer, um sehr genau zu untersuchen, zu was ihr Mann gerade alles bereit war und wie sie ihn belohnen könnte für seinen kleinen Gefallen ihr gegenüber.
    “Das würde meine Freundin sehr freuen... und mich auch...“ Wieder ein Kuss, diesmal ein sehr langer auf seinen Mund, bei dem sie sich an ihn anschmiegte und klar machte, dass sie wieder genug Energie für andere Aktivitäten hatte.
    Da fiel ihr noch eine andere Sache ein. “Da fällt mir etwas ein“, schnurrte sie in sein Ohr und intensivierte die Bemühungen ihrer Hand unter der Decke. “Eine Freundin von mir.... keine Sorge, eine andere, meine Nachbarin. Du weißt schon, meine Pronuba... sie hat mich und auch dich eingeladen zu einem kleinen Fest für Bacchus. Nicht bei ihr, in der Villa Laronia.... ich würde sehr gerne mit dir hin gehen...“ Eigentlich traute sich Axilla kaum Imperiosus zu bitten, mit ihr zu einer Orgie zu gehen. Auf der anderen Seite konnte sie als verheiratete Frau kaum allein dort auftauchen und ihrem Mann sagen, sie wäre für einen Abend aus und er brauche nicht auf sie zu warten. Abgesehen davon, dass Imperiosus an ihrer Seite dafür sorgen würde, dass sie von keinem anderen Kerl belästigt wurde. Und Imperiosus konnte sich so vielleicht noch ein paar Phantasien mehr erfüllen, die seine Frau vielleicht nicht erfüllen konnte. Dass er das mit anderen Frauen tun würde, störte Axilla nicht so sehr. Solange er trotzdem ihr Mann blieb und so gut um sie sorgte, durfte er auch ein richtiger Mann sein. So waren Männer eben. Manchmal zumindest.
    “Ich hatte mir gedacht, viielleicht finden wir ja noch eine hübsche Gespielin.... und dann verwöhnen wir dich zu zweit?“ Axilla versuchte, es ihrem Mann noch ein wenig mehr schmackhaft zu machen, mit ihr dort hinzugehen.

    Das Kompliment an ihren Vater ließ Axillas trauriges Lächeln breiter werden. Mit diesen wenigen Worten hatte Macer sie für sich eingenommen, auch wenn sie ihn vorher schon wirklich gern gehabt hatte. Und auch, wenn Axilla das gar nicht so wirklich merkte. Aber er hatte recht, ihr Vater war für sie mit niemandem so wirklich zu vergleichen. Und würde es vermutlich auch nie sein, da er für sie einfach alles verkörperte, was „Glück“ bedeuten mochte. Man konnte von Axilla sehr viel sagen, aber dass sie besonders viel Glück kennen gelernt hätte wohl weniger.


    Axilla trank ihren Weinbecher ein weiteres Mal leer und stellte ihn auf dem Tisch ab. Sie nahm wieder die Beine zu sich auf den Stuhl hoch, umarmte sie leicht mit ihrem Armen und legte ihr Kinn bequem auf den Knien ab, während sie Macer zuhörte. Steuerpächter... Germania und Belgica... Das klang alles irgendwie wild für Axilla. Auf wundervolle Weise wild. Wie es wohl sein mochte, wenn man nicht einen so alten Namen hatte, der mit so viel Tradition verbunden war? Und trotzdem hatte Macer es geschafft, Consul zu werden, und das in seinem Alter. Wie alt war er überhaupt? “Dann war es sicher nicht einfach in der Politik“, mutmaßte sie mit schläfriger Zunge. “Aber zuerst warst du bei der Legion, nicht? Bei welchen Einheiten warst du?“ Das interessierte Axilla weit mehr als die Politik, zumindest im Moment. Axilla mochte die Legionen.

    “Wenn er alt genug ist, wird er Tribun“, sagte Axilla. Für sie war das eine feststehende Tatsache, dass ihr Sohn in die Fußstapfen seines Großvaters treten würde. Sobald er alt genug war, würde sie sich auch um einen Lehrer kümmern, der ihm nicht nur lesen und schreiben beibrachte, sondern vor allen Dingen auch Ringen und Raufen und den Schwertkampf. Und natürlich Taktiken und die Heldentaten der römischen Feldherren. Über Alexander wollte Axilla alles ihrem Sohn erzählen, so wie ihr Vater es ihr damals erzählt hatte.
    Dass ihr ältester Sohn Tribun werden würde, hatte sie sogar mit Imperiosus bei den Verlobungsverhandlungen besprochen. Zumindest war sie sich ziemlich sicher, dass das in den Ehevertrag mit aufgenommen worden war. Es war ihr fast so wichtig, wie dass ihre Kinder auch den iunischen Ahnen opfern durften.


    Das andere Thema war allerdings weit weniger erbaulich. Warum hatte Seneca Diademata nicht aufgeklärt? Bei ihr bestand er darauf, dass sie die Stadt verließ, und Diademata wusste noch nicht einmal, was Sache war. Warum nur musste sie derzeit andauernd der Spielverderber in ihrer Gens sein? Axilla fand das ganze nicht fair. Vor allem, da sie nicht wusste, wie sie das Ganze erklären sollte.
    Verlegen nahm sie noch einen Schluck Saft, um die Zeit hinauszuzögern, in der sie etwas sagen musste. Nur konnte sie leider nicht das ganze Glas hier langsam leertrinken, ohne dass es auffallen würde. Also Augen zu und durch.


    “Nunja, so ganz richtig ist das nicht. Es besteht durchaus Grund zur Annahme, dass die Proskribierten nichts mit der Ermordung von Valerianus zu tun haben, sondern vielmehr Salinator selbst sich so auf den Thron gebracht hat. Und er jetzt schlicht seine politischen Gegner und jeden, der Einspruch gegen seine Machtergreifung erheben könnte. Auch wenn er der Patron meines Ehemannes ist, der Mann ist ein gewissenloses Sch...eusal.“ Axilla schüttelte sich, und beherrschte sich auch nur grade noch so eben, ein gewählteres Wort zu verwenden als das, was ihr eigentlich durch den Kopf gegangen war. Auch wenn sie es irgendwie seltsam fand, dass der Kaiser alle möglichen Leute zu sich nach Hause einlud, aber nicht seinen Klienten samt dessen Ehefrau, war sie eigentlich ganz froh darum, nicht noch einmal in die Nähe dieses Mannes zu kommen. Am Ende erinnerte er sich noch an das kleine Intermezzo in seinem Tablinum und wollte mehr. Noch ein Schauder, der über Axillas Rücken lief.
    “Und es ist auch nicht auszuschließen, dass die Rebellen gewinnen könnten. Wenn es Cornelius Palma gelingt, in Italia anzulanden, könnte es sein, dass er die Truppen von Vescularius schlägt.“ Axilla hoffte es sehr. Der rechtmäßige Kaiser sollte auch diesen Titel tragen. Und den Beweis für seine Rechtmäßigkeit hatte sie höchstselbst in ihrem Cubiculum versteckt.
    “Ich kenne zwar einige Leute, aber die Frage ist, ob du jemanden von diesen heiraten möchtest. Es könnte sein, dass all jene, die in der Gunst des jetzigen Kaisers stehen, beim Eintreffen von Cornelius besonders viel zu verlieren haben.“

    Wie häufig war Axilla eigentlich nur kurz in die Acta gekommen, um das nötigste zu erledigen und den Rest mit heim zu nehmen. Ob sie Berichte hier las oder daheim, war egal. Genauso wie es egal war, wann und wie sie ihre Arbeit machte, solange sie nur erledigt wurde. Es war hier kein bisschen anders als bei jedem römischen Magistraten oder sonstigem Amtsträger. Wie man die Arbeit erledigte, war egal, solange sie nur erledigt wurde. Außerdem hatte Axilla gleich aus mehreren Gründen keine Veranlassung, hier in diesem Kasten zu sitzen, wenn es nicht nötig war. Die wichtigsten waren ihr Mann und ihr Sohn, aber die Drohungen der Decima und ihre eigenen Pläne diesbezüglich taten das übrige dazu, dass Axilla hier nicht sein wollte.
    Und sie wollte auch nicht der Bitte nachkommen, als der Subauctor an sie herantrat und ihr sagte, die Auctrix wünsche sie zu sehen. Hat ja doch länger gedauert, als ich gedacht habe, dachte Axilla, und ein sarkastisches Lächeln spielte um ihre Züge. Sie hatte ja gedacht, dass die Decima sie viel eher versuchen würde, zu sich zu bestellen. Allein. Um sie hier dann rauszuwerfen. Denn dass die Decima das nach ihrer zweifachen drohung gegen sie tun würde, daran hatte Axilla keinen Zweifel. Sie hatte ja schon überlegt, selbst einfach zurückzutreten von ihrem Posten, um der Decima nicht die Genugtuung zu geben, sie rauszuschmeißen. Aber sie hatte sich dagegen entschieden. Zum einen war sie nicht bereit, einfach so zurückzuweichen. Und zum anderen würde es der perfekte Beweis für Seneca sein, ihm zu zeigen, wie seine Angebetete wirklich war. Auch wenn er Axilla nun sein Einverständnis gegeben hatte, zu handeln, glaubte sie dennoch, dass ihm die Augen noch gänzlich geöffnet werden mussten, was den Charakter Seianas anging. Wenn die Decima sie entließ, dann musste Seneca sehen, dass Seiana gegen die Iunier stand. Und Axilla wollte nicht glauben, dass ihr Vetter sich gegen die Familie entscheiden würde.
    Allerdings hätte Axilla gedacht, dass die Decima schneller zu diesem Schritt übergehen würde. Vielleicht hat sie gewartet, bis der Schlag verheilt ist. Noch so ein gehässiger Gedanke, nicht ohne gewisse Genugtuung. “Sag der Auctrix, dass du mich nicht mehr erwischt hast und ich schon daheim war“, sagte Axilla im Plauderton zu dem Subauctor. Sie hatte nicht vor, der Decima diese Genugtuung zu geben, nur weil diese meinte, sie hier in der Acta als Erweiterung ihres Reiches runterputzen zu können. Früher wäre Axilla vielleicht aus Gewissen wegen Archias noch gegangen, hätte gedacht, dass sie es schon verdient hätte, und hätte gehofft, dass es anders laufen würde. Aber das war vorbei. Diese Art von Gedanken hatte Seiana mit ihren Drohungen gegen Axillas Familie ein für alle Mal ausgelöscht. Axilla würde sich von der Decima nicht mehr herumschubsen lassen, sich nicht mehr ihr unterordnen. Das war ein für alle Mal vorbei. Konversation würde, wenn überhaupt, höchstens auf Augenhöhe stattfinden, aber keinesfalls auf einem solchen Schlachtfeld wie diesem hier.
    Der Subauctor sah etwas verwirrt drein, als wisse er nicht, was er davon halten sollte. Aber Axilla war es egal. Sie packte sich die Wachstafeln auf den Arm, die einer genaueren Aufmerksamkeit bedurften. “Ich bin dann bei meinem Sohn und seinem Vater“, Axilla wählte die Worte mit Absicht so, falls der Subauctor doch etwas wörtlich hier zitieren wollte und nicht einfach sagen, dass er sie verpasst hatte. “Wenn es wichtig war, kann sie ja Nachricht schicken.“ Und damit ging Axilla nach Hause und nicht ins Büro der Auctrix.

    Oh, Axilla war sich ziemlich sicher, dass ihr Mann zumindest eine Idee in seinem Kopf hatte, die zwei Frauen gleichzeitig in seiner Umgebung mit einschloss. Und zwei verwandte Frauen waren in eben jener für Männer wohl besonders reizvoll. Aber Axilla war klug genug, sich jeden Kommentar zu verkneifen. Stattdessen lächelte sie nur und sah zu, wie ihr Sohn Diademata den Zweig feierlich überreichte, ehe er sich von der Amme wieder etwas Abseits auf die schöne Decke bringen ließ, die eigentlich extra für ihn auf den Boden gelegt worden war, damit er nicht so im Dreck rumkrabbelte.
    “Findest du?“ fragte Axilla ehrlich, als Diademata meinte, in dem Alter wären Kinder besonders süß. Für sie war ihr Sohn sowieso perfekt, war er von Anfang an gewesen, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass das anders werden würde. “Ich muss ja gestehen, ich freue mich jetzt schon auf den Tag, wenn er richtig reden und sich mit seinen Freunden raufen kann, oder später seiner Familie Ehre bereiten.“ Auch, weil er dann aus dem Alter heraus war, in dem viele Kinder starben. Die meisten Krankheiten und andere Übel holten sich die Kinder, ehe sie sechs Jahre alt waren, und auch wenn ihr Sohn stark und glücklich und kräftig war, so ein klein wenig Sorge hatte Axilla halt doch immer.


    Eine Sklavin schenkte Diademata auch einen Becher mit dem süßlichen, gelben Saft ein und zog sich dann unsichtbar in den Schatten zurück. Die pompejischen Sklaven waren alle sehr still, wie Axilla hier mittlerweile gelernt hatte. Auch wenn sie versuchte, das zu ändern, aber es waren eben nicht die iunischen Sklaven.
    “Ab und zu werden wir eingeladen, oder laden auch andere ein. Allerdings sind da die meisten verheiratet. Und... hat Seneca mit dir schon über den Bürgerkrieg gesprochen?“ Axilla wusste jetzt nicht, was Diademata wusste. So wie sie ihr erschien, vermutlich nicht viel, aber Axilla wollte nicht alles wiederholen, was Seneca schon gesagt hatte. Und das wäre für die Wahl eines passenden Ehemannes aber ganz entscheidend.

    Kurz war Axilla richtig perplex über die Frage. Es hatte sie noch niemand so wirklich nach ihrem Vater gefragt. Alle vermieden das Thema, sobald sie erfuhren, dass er tot war. So genau hatte sie seit Jahren niemand nach ihm gefragt. Axillas Blick wurde weich und traurig, und trotzdem lächelte sie Macer an.
    “Er war zuletzt Tribun bei der Hispania. Und nein, ich war nicht im Lager. Mutter war immer sehr krank, und deshalb hatten wir ein Landgut in der Nähe von Tarraco. Da war es ruhiger. Aber er war oft daheim. Nicht immer, aber wann immer er konnte. Und dann war es einfach wunderbar.“ Axilla blickte auf die spiegelnde Oberfläche des letzten Schluckes Wein, auch wenn sie sie eigentlich gar nicht sah. Sie sah das alte Haus, den immer staubigen Hof, die weiten Wiesen und den nahen Wald von dem Ort, wo sie aufgewachsen war. Und ihren Vater, wie er auf seinem Pferd auf den Hof ritt, direkt unter ihren Baum, wie er so tat, als hätte er sie nicht auf dem Baum gesehen und würde sie suchen, bis sie sich runterließ, zu ihm, in seine Arme, und er sie mit einem “Na, mein Eichhörnchen?“ begrüßte.
    “Er saß dann im Atrium mit mir auf dem Boden und hat erzählt und erklärt. Er hat immer Holzfiguren für mich geschnitzt, und wir haben sie dann aufgestellt, damit ich sehen konnte, wie sich die Schlachtreihen bewegten. Einmal hat er mir ein Pferd geschnitzt, so groß“ Axilla zeigte mit Daumen und Zeigefinger in etwa die Größe von sechs digiti und ihr Lächeln wurde noch wehmütiger. “Das war immer Alexander. Es ist zerbrochen, als mein Lehrer versehentlich darauf getreten ist, weil ich es auf dem Boden vergessen habe. Mutter hat immer geschimpft und gesagt, Vater solle mir nicht solche Flausen in den Kopf setzen. 'Du machst sie noch zum Jungen' hat sie gesagt. Aber Vater hat gelacht. Er hat viel gelacht, und ich hab ihn so geliebt. Er hat gesagt, er schnitzt mir ein neues...“
    Aber das hatte er nicht mehr getan. Er war gegangen, um Aufständische zu befrieden, und war gefallen. Axilla merkte nicht, dass eine Träne über ihre Wange rann. Und wenn, hätte es sie in diesem Moment der Freiheit und Aufrichtigkeit auch nicht gestört. Sie dachte nicht einmal ansatzweise daran, wie sie sich gab oder wie sie hätte sein sollen. Bacchus war ein gnädiger und gleichzeitig grausamer Gott, weil er den Menschen durch den Wein das Vergessen schenkte. Zumindest zeitweise. Am nächsten Morgen würde sich Axilla wohl entsetzlicher fühlen denn je.
    “Er war ein bisschen wie du“, meinte Axilla und wandte sich wieder ihrem Gast zu, während ihre Gedanken fröhlich sprangen. Dass dieser jetzt würde sehen können, dass sie lautlos geweint hatte, war ihr nicht bewusst. “Wer war dein Vater?“ fragte sie, einem Gedankenfetzen folgend. Sie hatte keine Ahnung über die Herkunft ihres Gastes, auch wenn sie das vermutlich eigentlich wissen sollte.

    Imperiosus konnte richtig süß sein, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte. Axilla schmollte ja nicht absichtlich mit ihm, daher bekam sie fast ein schlechtes Gewissen, als er ihr erst kleine, und dann immer größere Zugeständnisse machte und sie an sich zog, sie küsste. Eigentlich wollte sie ihm ja böse sein, weil er erst so abweisend gewesen war, aber als er sie so küsste und streichelte, bröckelte ihr Widerstand doch sehr schnell. Und als er dann auch versprach, den Fabier zu unterstützen, war auch das letzte bisschen Zorn verflogen.
    Axilla jauchzte fröhlich auf, als er das mit dem Gefallen sagte und drückte ihren Mann kurzerhand etwas weiter zurück aufs Bett, beugte sich über ihn und schmiegte ihren Körper an den Seinen. Sie küsste ihn, auf den Mund, den Hals, die Brust, wieder auf den Mund. “Danke“, freute sie sich ehrlich, küsste ihn gleich nochmal. “Danke, danke, danke.“ Vor Freude quietschte sie fast. “Oh, das wird er bestimmt machen. Ich werd es ihm sagen, er ist ja ein Geschäftspartner von mir. Wenn sein Klient dafür Ritter wird, wird er mir einen Gefallen ganz sicher nicht verwehren. Ganz bestimmt nicht.“
    Sie sah ihren Mann vom einen Ohr zum anderen strahlend an und wollte schon die geplanten späternächtlichen Aktivitäten vorziehen versuchen, als er auf einmal auf Seneca zu sprechen kam. Im ersten Moment stockte ihre Hand, ehe Imperiosus ausgesprochen hatte und Axilla verstand. “Ja! Natürlich! Oh bitte, Gaius, wenn das ginge, das wäre... in meiner Familie gab es schon so lange keinen Ritter mehr, wenn du ihn zum Ritter machen könntest, das wäre... oh, du bist wirklich der beste Ehemann, den ich mir wünschen könnte!“ Schon erstaunlich, wie nahe Freude und Wut beieinander leigen konnten. Eben noch war sie ihm so böse gewesen, dass sie fast gegangen wäre, und jetzt im Moment könnte sie ihn glatt auffressen. Sie küsste ihn, lang, leidenschaftlich, schmiegte sich so eng an ihn, wie es ihre Körper zuließen. “Das Land hat meine Familie dafür. Auch wenn Seneca keinen Patron hat, aber wenn du als sein Schwager das machen könntest... oh, Gaius...“ Das gab gleich noch einmal einen Kuss.

    Von irgendwelchen Blicken oder Irritationen merkte Axilla wirklich nichts. Aber das hätte sie vermutlich auch nicht, wenn sie Macer in dem Moment direkt in die Augen geschaut hatte. In ihrem Kopf war alles leicht und alles so zwanglos und frei, dass sie bei keinem Blick der Welt auch nur irgendetwas anderes gedacht hätte, als dass es die normalste Sache auf der ganzen Welt wäre. Jetzt noch eine Decke, in die sie sich einkuscheln hätte können, dann wäre die Welt perfekt. Axilla verstand auch gerade gar nicht, warum sie sich vor Bacchus herrlichster Gabe vor wenigen stunden noch so gefürchtet hatte. Im Moment fühlte sie sich so frei wie schon seit Jahren nicht mehr. Und überhaupt nicht wirr, wie man es von Betrunkenen oft sagte. (Und außerdem war sie auch ganz sicher nicht betrunken, sondern nur ganz leicht beschwippst. Minimal, sozusagen. Kaum wahrnehmbar, bestimmt.)


    Und so plapperte sie auch völlig befreit, was ihr in den Sinn kam, ohne daran zu denken, dass neben ihr ein Consular saß und sie als Frau nicht mit ihm diskutieren sollte. “Das hat mein Vater auch immer gesagt. Das richtige Schlachtfeld gewinnt die halbe Schlacht. Will man Reiterei einsetzen, braucht man festen Boden ohne Geröll. Der Feind sollte am besten bergan stürmen müssen, so dass die eigenen Fernwaffen die höhere Reichweite haben. Und wenn man unterlegen ist, muss man es ihm so unbequem wie möglich machen, so dass er seine Stärken nicht einsetzen kann...“
    Axilla erinnerte sich an die grob skizzierten Schlachtfelder, an die geschnitzten Tiere aus Holz, die Kurzerhand als Einheiten hatten herhalten müssen, während ihr Vater mit ihr auf dem Boden saß und ihr geduldig erklärte, welche Schlacht wie stattgefunden hatte und was der Vorteil oder der Nachteil des einen oder des anderen gewesen war. Vor allem die Schlachten von Alexander dem Großen waren ihr im Gedächtnis geblieben. Wenn diese sich auch gerade zu einem großen Sammelsurium an Wissen zu vermengen schienen.
    “Aber ich glaube trotzdem, dass er nicht die Zeit hat, so lange in Asia zu bleiben. Oder in Syria. Wenn sich der Norden jetzt in Bewegung setzen würde – was ich nicht weiß, aber nur mal unterstellt – dann wäre das ja DIE Gelegenheit, vorzurücken, weil ein Teil der Truppen im Norden dann gebunden wird. Also, von Vescularius, mein ich jetzt. Weil der kann ja nicht überall sein, in Syria und in Germania....“ Axilla griff nochmal nach ihrem Weinbecher, stieß ihn dabei mit den Fingerspitzen fast um, weil das doofe Ding irgendwie im letzten Moment beiseite gehüpft war, aber sie bekam ihn doch noch gerade so eben zu fassen. Also nahm sie noch einen Schluck des wirklich guten Weines, ehe sie weiterplapperte. “Und wenn er da zu lang wartet, dann kann er Pech haben und sieht sich dann noch mehr Truppen entgegen, weil Vescularius aufgestockt hat und die in Germania besiegt sind. Gut, er kann auch Glück haben, dass sie siegen, aber trotzdem glaub ich, je länger er wartet und Vescularius in Rom im Palast sein lässt, umso schwerer wird er es haben. Von daher kann Cornelius das Schlachtfeld sich vermutlich nicht so frei aussuchen und vorbereiten.“

    Als Imperiosus meinte, dass ihr entgehen würde, wofür er sonst seine Glieder brauchte, wurde ihr Grinsen noch eine ganze Spur breiter. “Ach, mir reicht auch schon eines...“, meinte sie sehr kokett und wie zufällig streichelte ihre Hand etwas tiefer über seinen Bauch, wenn auch nicht ganz so tief wie das Ziel ihrer Anspielung.


    Dass er dann aber ihre Bitte so rundheraus abzulehnen schien, das gefiel Axilla nicht, und da konnte sie nicht so gut schauspielern, das gänzlich zu verstecken. Ihr Streicheln stockte und auch ihr Gesichtsausdruck wurde ein ganz klein wenig beleidigt. Warum konnte er nicht einfach 'ja' sagen? “Na, du weißt doch, wie das mit Männern ist. Würdest du wollen, dass ich bei Vescularius für dich betteln gehe? Oder irgendeine deiner Tanten? Sie möchte dem Jungen halt eine Freude machen, und ich hab ihr gesagt, ich frag dich. Aber wenn du nicht magst, kann ich dich ja wohl kaum dazu zwingen.“
    Ja, Axilla war beleidigt. Als ob das ein Hinderungsgrund war, weil der Fabier beim ab Epistulis hockte und ihr Mann der a libellis war. Gut, Axilla hatte keine Ahnung, wie die Arbeit in der Kanzlei funktionierte. Sie war zwar jetzt schon zum zweiten Mal mit einem hohen kaiserlichen Beamten verheiratet, aber auch bei Archias hatte sie nie genau nachgefragt, wie das funktionierte. Konnte also sein, dass es da wirklich einen Hinderungsgrund gab. Aber Axilla wollte gerade, dass es da keinen gab.
    Für den Moment jedenfalls hörte sie auf, zu streicheln, und kuschelte sich etwas mehr in ihre Decke. Gut, Imperiosus hatte eigentlich im Grunde nichts schlimmes gemacht oder getan, trotzdem schmollte sie. Sie hätte dem Purgitius gern geholfen, aber ihre kleine Geschichte war da wohl nicht überzeugend genug gewesen. “Ich hätte es einfach nett gefunden, wenn du das für mich tust.“