Beiträge von Iunia Axilla

    Naja, das ist so eine Sache von Wahrnehmung und Stolz. Natürlich war die römische Übermacht in der Provinz nicht da, um die Beduinen von Überfällen abzuhalten, oder die Grenze zur Wüste hin zu sichern. Natürlich sind die da, um den widerspenstigen Griechen/Ägyptern/Juden/Sonstigen notfalls schnell eins aufs Dach zu geben und ihnen zu zeigen, dass ihre Unabhängigkeit nur auf dem Papier besteht.
    Aber für den stolzen Alexandriner ließ diese Unabhängigkeit die Möglichkeit zu, das einfach ein wenig auszublenden und sich zu sagen "Wir sind frei und keine Römer." Genauso wie ganz Ägypten ja theoretisch Privatbesitz des Kaisers ist.


    Und ein Mittel, die Griechen vom Dauerbeschweren abzuhalten, war halt auch, ihnen irhe Ekklesia zu lassen und ihr Wahlrecht und sie die Stadt verwalten zu lassen. Bei grobem Unfug (oder schlechter Laune des Statthalters) wurde eingeschritten. Oder wenn die Griechen es mal wieder nicht unter Kontrolle gekriegt haben. Aber ich glaube, wenn die Römer mit Soldaten in die Ekklesia marschiert wären, hätten sie noch ein paar mehr Aufstände gehabt als ohnehin schon, weil dann ja selbst der Anschein der Souveränität wegfällt.



    Und ja, ich finds auch schade, dass es in Ägypten nicht mehr Action gibt. Da hat man einiges an freiheiten, die man sonst nicht hat.
    Im Museion wurde auch offen diskutiert, ob der Kaiser ein Gott ist. Etwas, das überall anderes Hochverrat gewesen wäre. ODer ob es Götter überhaupt gibt. Meines Wissens nach wurde nur eine einzige Vorlesung jemals verboten, und die ging darum, dass der einzige Ausweg aus der Absurdität des Lebens der Selbstmord sei.
    Nirgendwo sonst hatten Frauen so viele Rechte und konnten bei so vielen Dingen mitreden. Hachja...

    Boah, Nikolaos, wo bist du, wenn ich dich brauche?


    Ich hab da jetzt ne SimOn-Antwort und eine SimOff-Antwort :D


    SimOn würde das die Eigenständigkeit der Polis Alexandria ad absurdum führen, wenn die Soldaten in Nikopolis, die (da sie römische Bürger sind) die Proxenie beantragen können, in der Volksversammlung der Polis wählen könnten. Weil: Dann gibt der Kommandant seinen wieviel? Legionären Befehl, irgend ein bestimmtes Gesetz einzubringen, und die müssen ihm ja gehorchen und das machen. Im Endeffekt hätte Alexandria dann eine Militärdiktatur, was es ja aber definitiv nicht ist. Alexandria wurde vom Kaiser Eigenständigkeit versprochen und per Gesetz festgehalten. Die Alexandriner haben sich (nach ihrem Verständnis. Dass Rom sie andernfalls einfach auch plattgemacht hätte, ist eine andere Geschichte) dem Kaiser höchstselbst unterworfen und ihn als Gott angenommen. Die anderen Römer sind eigentlich nur mehr oder weniger liebe Gäste.
    Alexandria war zwar die zweitgrößte Stadt der Antike, aber dort konnten auch nur die üblichen 10% der Leute wählen (wenns hoch kommt). Soweit ich weiß, war es in der griechischen Welt ausschlaggebend, ob derjenige Steuern zahlte. Wer Steuern zahlte / zahlen konnte, konnte wählen. Wer zu wenig Einkommen dafür hatte, nicht. Und Alexandria ist da nicht anders wie andere Städte zu der Zeit, 50% der Leute krebsen am Existenzminimum rum. Dazu kommen noch jede Menge Ausländer, die nicht wählen können. Allein die ganze Christengemeinde und Judengemeinde, die in Alexandria stark vertreten war, hatten alle kein Wahlrecht. Dazu Ägypter, die sich das Bürgerrecht erarbeiten mussten. Ein "Recht" auf die Ephebia hatte eigentlich nur die griechische Minderheit.
    Da die Wahlen und Gesetzesvorlagen in Alexandria bislang rein SimOn sind, sind da nach meinem logischen Verständnis dann Soldaten ausgeschlossen, weil die eben nicht für sich selbst sprechen können, solange sie in der Legion sind.



    SimOff könnte man die Ämter zur Wahl sicher auch so einstellen wie in den anderen Städten, dass dann über das Wahltool und nciht per SimOn-Abstimmung gewählt werden könnte, so dass du da auch eine Stimme abgeben könntest. Allerdings fand ich das an Alexandria eigentlich grade das Schöne, dass da alles SimOn war und so wenig wie möglich SimOff. Das ganze Museion und die Ephebia sind ja eigentlich auch SimOn, im Vergleich zur Schola und dem CRV, wo das meiste doch rein SimOff bleibt. Das war so immer ein bisschen das Besondere.
    Allerdings wär es natürlich nur fair, wenn da die alexandrinischen Soldaten nun sagen würden "In Mantua oder Ostia könnten wir wählen, warum also nciht in Alexandria?"
    Wie gesagt, ich fand es einfach nur bislang ein schönes Element. Da Ägypten politisch aber ohnehin nicht mehr so aktiv ist wie zu Spitzenzeiten, kann man das auch überdenken.



    Alternativ könntest du natürlich SimOn einen NPC schreiben, der einen Vorschlag einbringt? Ist natürlich nciht ganz dasselbe wie mit der eigenen ID, würd mir aber so spontan als Alternative einfallen.



    Da ich aber kein SL bin und gar nichts zu sagen hab, ist das jetzt nur eine ganz persönliche Einschätzung

    Ich müsst mich jetzt schon stark vertun, aber sind Soldaten nicht immer von politischen Ämtern ausgeschlossen?


    Ich meine, ich hätte da mal sowas gelesen (frag mich jetzt aber nimmer wo, ich müsst das nochmal nachrecherchieren), dass ein Soldat nie ein politisches Amt ausüben kann, weil er ja immer Weisungsempfänger seines Kommandanten ist, für ein politisches Amt aber Selbständigkeit braucht.
    Ist aber wie gesagt grad aus dem Gedächtnis zitiert und hat daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit :D Genaueres müsst ich nochmal recherchieren.

    Eifrig nickend bestätigte Axilla seine Frage nach dem Paneion. Ihr war zwar neu, dass es noch andere Paneion geben könnte, davon hätte sie sicher gelesen. Es war auch der einzige künstlich aufgeschüttete Berg, der ihr bekannt war. Aber vielleicht wusste der Flavier mehr, und Axilla war grade zu froh um die Ablenkung von der Arbeit, als dass sie sich darüber wirklich ernste Gedanken machen würde.
    “Ja, in Alexandria. Das ist auch wunderschön. Wenn hier Winter ist, regnet es dort ja sehr viel. Das ist dann direkt unheimlich, wieviel Regen der Boden dort aufnehmen kann. Und dann, von einem Tag auf den anderen, hört es auf zu regnen, und die Sonne kommt wieder heraus. Noch nicht so heiß wie im Sommer. Im Sommer kann man Mittags kaum auf die Straße. Aber im Frühjahr, wenn die Nilschwemme anfängt, dann ist es wunderbar warm, und die Luft ist dann noch nicht so schwer und süß. Dann muss man ins Paneion, weil dann blühen da die Krokusse in Gelb und Weiß und zartem Violett... die Gärtner dort bauen dann Muster und Bilder aus den Blumen, ein ganzes Meer davon, so weit das Auge reicht. Und der Duft... das ist, als würde man durch einen Traum laufen. Wobei das Paneion immer wie aus einem Traum ist. Als hätten Faune und Nymphen ihre Musik gespielt.“
    Kurz wurde Axillas Blick ein wenig glasig, als sie die Erinnerung vor ihrem geistigen Auge lebendig werden ließ. Sie vermisste Ägypten und die Art, die es einfach an sich hatte. Das ganze Land schien ein wenig wie aus Morpheus Reich. Das mochte natürlich auch an dem Opiumrauch liegen, der dort gerne mal durch die Straßen zog, aber es war mehr als das. Hier in Rom war es zwar auch wunderschön, aber es war einfach... kälter. Und Axilla meinte nun nicht das Wetter. Hier waren alle so beherrscht, so streng, so ruhig. In Ägypten waren die Themen zwar nicht weniger ernsthaft, und doch erschien ihr dort einfach alles bunter. Emotionaler. Wärmer einfach.


    Die Feststellung, dass der Flavier das wohl nie sehen würde, machte sie ein wenig verlegen, und genau so lächelte sie. Sie wollte dem Mann ja nichts schmackhaft machen, was er nie sehen würde. Wobei... “Vielleicht gibt dir der Kaiser ja eine Erlaubnis? Flavius Furianus war ja auch da.“ Mit der hoffnungsvollen Zuversicht der Jugend sah sie den Verwandten eben jenes erwähnten Flaviers an, aber irgendwie schien sich ihr Optimismus nicht ganz auf den Mann zu übertragen. Er schien ihr eher nachdenklich denn hoffnungsfroh.
    Und seine Frage brachte sie sowieso auf andere Gedanken. “Ich?“ fragte sie kurz etwas überrascht nach. Nun, das war ja eigentlich ganz einfach. “Zu der Zeit waren dort meine nächsten, lebenden Verwandten, und nach dem Tod meiner Mutter konnte ich nicht allein in Hispania bleiben. Ich war ja noch nicht ganz sechzehn und unverheiratet.“ Undenkbar, wenn sie da allein geblieben wäre. Selbst wenn die Krankheit ihrer Mutter sie nicht in solche Schulden gestürzt hätte, dass sie das Land und das Haus sowieso nicht hätte halten können. Ein junges Mädchen ohne Mann und ohne Verwandte, die es verheiraten könnten, das war schlicht undenkbar. Sie brauchte ja einen Tutor, wenn es irgendetwas wichtiges gab.
    “Aber das war wirklich ein Glück. Wo du die Bibliothek erwähnt hast... Das Museion ist wirklich atemberaubend. Ich meine... ich hab noch nie so viele Schriften auf einem Platz gesehen. Die flavische Bibliothek ist ja auch schon sehr umfangreich“ - Axilla wusste das ja, Flaccus hatte sie ihr ja gezeigt – “...aber das wäre nicht einmal einer der Räume dort. Sie haben Schriften dort, die so alt sind, dass man sie schon zum dritten Mal abschreiben musste, weil das Papier sonst längst verwittert wäre. Weißt du, ich war ja Scriba des Epistates tou Museion.“ Auch wenn Nikolaos Kerykes diese Stelung nicht lange innerhatte, als Axilla dann abreiste. “Und da durfte ich manchmal zusehen, wenn sie Schriften übertragen haben. Aber einige davon waren in Sprachen, da weiß ich nicht einmal, ob das irgend jemand lesen kann.“
    Und jetzt hatte sie schon wieder von etwas geschwärmt, was der Flavier wohl nie sehen würde. Schlechtes Gewissen machte sich in Axilla breit und hinterließ einen ganz bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Sie wollte ja nicht gemein sein. Also blieb nur eines: Ablenken.
    “Hast du schon einmal eine größere Reise gemacht?“ Wenn er nicht in Ägypten war, war er ja vielleicht irgendwo anders. Hoffentlich, denn so würde er ein wenig reden und Axillas kleiner Fauxpas wäre galant überspielt.

    Dass er ihr Zittern nicht nur bemerkte, sondern auch kommentierte, war doch ein wenig peinlich für Axilla. Sie wich leicht seinem Blick aus, flüchtete in ein leicht verlegenes Lächeln. Ins Tablinum... vielleicht war das wirklich besser. Das würde ihre Gänsehaut wohl etwas beruhigen und die Gefahr vermindern, dass er Kälte mit Erregung verwechselte. Vor allem, wenn sein Blick beständig auf gewissen Körperregionen blieb.
    “Es ist tatsächlich etwas frisch hier. Wenn du also gerne möchtest, wäre es wirklich sehr zuvorkommend von dir.“ Sie sah ihn nicht an und bemerkte daher auch nicht die Geste, die seine Zunge machte. Andernfalls hätte sie vielleicht ein wenig mehr darüber nachgedacht, auf welch schmalem Grat sie sich gerade bewegte. Aber ein Tablinum hatte nichts anrüchiges an sich, und wenn es dort wärmer und bequemer war, dann war das doch gut? Solange er sie nicht in sein Schlafzimmer einlud, sah sich Axilla noch nicht in Erklärungsnot.


    Das allerdings änderte sich, als sie seine Hand fühlte. Er fuhr über den dünnen Stoff ihres Kleides vom Rücken hoch, ganz langsam, dann über ihren Nacken. An dieser Stelle hielt sie kurz den Atem an und sah weiter beiseite, streckte damit noch unbeabsichtigt den Hals und gab seinen Fingern so mehr Weg bis zu ihrer Schulter. Sie nahm noch einen kleinen Schluck Wein, um ihre Nervosität unter Kontrolle zu halten, ehe sie ihren Blick wieder ihm zuwandte. Natürlich war diese Art der körperlichen Nähe beängstigend, aber Axilla sagte sich, dass noch ja nichts dabei war. Seine Hand lag auf ihrer Schulter, mehr nicht. Dass in ihrem Nacken sich sämtliche feinen Härchen bei der Berührung seiner Finger aufgerichtet hatten, sah er ja nicht. Hoffentlich.
    “Ja, in Parthia. Ich hab davon gehört, dass du dort mit Imperator Valerianus gekämpft und Freundschaft geschlossen hast. Mein Vater war auch Soldat. Allerdings in Hispania, und nicht in Parthia dabei. Dort gab es nicht ganz so viel Ehre zu gewinnen.“ Axilla wusste eigentlich gar nicht so genau, warum sie das sagte. Eigentlich redete sie nur, um überhaupt etwas zu sagen und die Ruhe so zu bewahren. Und das Thema Soldaten war für sie ein sehr dankbares Thema, da es so vertraut für sie war und ihr an sich schon Sicherheit gab.
    Aber sie musste ihr Ansinnen voran bringen, das wusste sie auch. Also konnte sie sich jetzt nicht auf einen kleinen Plausch über Mut und Ehre der Soldaten verlagern, so gern sie sich auch dahin geflüchtet hätte. “Aber ich fürchte, ich bin nicht ganz so mutig, wie du denkst. Ich hätte eigentlich schon viel früher kommen sollen, aber ich habe mich nicht getraut. Ich wollte ja schon vor einiger Zeit zu dir kommen, aber dein Scriba ließ mich nicht. Ich meine, ein so großer und wichtiger Mann hat ja auch so viel zu entscheiden und so wenig Zeit. Und ich muss zugeben, ich hatte ganz fürchterliche Angst, dass du mich auch heute abweist. Ich meine, du musst auch das völlig falsche Bild von mir bekommen haben. Und ich hätte nicht gedacht, dass du so großzügig bist, und mir verzeihst.“
    Eigentlich hatte er das noch gar nicht, aber Axilla blickte bei den letzten Worten so mädchenhaft und fragend zu ihm hoch, dass klar war, dass sie ihm damit die Chance gab, jovial großzügig zu verzeihen.

    Das wars wohl mit der Stabilität. Seneca lachte und kurz darauf lag er auch schon am Boden. Mit einem undamenhaftem “Ough“ landete Axilla auf ihm und stieß sich dabei leicht die Rippen. Aber es tat nicht wirklich weh, eigentlich was es nur kurzer Schreck. Da Seneca aber so lachte, musste sie auch gleich wieder lachen. Runter von ihm ging sie allerdings nicht.
    “Ich würde sagen, ich habe ganz klar zuletzt die Oberhand behalten. Aber ich bin ein großzügiger Sieger und gewähre dir Gnade.“ Frech grinste sie Seneca an. Als der dann meinte, sie sei zu schwer gewesen, machte sie einen gespielt schockierten Geischtsausdruck und holte deutlich sichtbar Luft. “Zu scher?“ fragte sie, und ließ absichtlich die Stimme nach oben schnappen. Da musste kurz noch strafe sein, und da er sich grade so schön nicht-wehren konnte, giekste sie ihn mit Zeige- und Mittelfinger je links und rechts in die Seite, zielsicher an diese eine stelle, die einen so schreckhaft zusammenzucken ließ. “Ich muss mein Gnadenversprechen wohl nochmal überdenken.“ Allerdings konnte sie jetzt die ernste Miene nicht beibehalten und musste loskichern. Sie gab Seneca noch einen mädchenhaften Kuss auf die Nasenspitze und stand dann auf. Das Albern hatte gut getan.


    Allerdings hatte sie dennoch seine Frage von vorhin nicht vergessen, und während sie an sich runterschaute, ob ihre Tunika auch nichts abgekriegt hatte, wurde sie wieder ein wenig ernster. “Ich kann Imperiosus ja mal zum Essen einladen. Vielleicht kommt er ja mal nach Rom und hat Zeit dafür?“

    Der Anfang war gemacht, jetzt gab es kein Zurück mehr. Auch nicht, als Salinator den Abstand zwischen ihnen beiden radikal verkleinerte und sie mit sich ans Impluvium einlud. Weil es da bequemer war. Und schon hatte er seine Hand in ihrem Rücken, überschritt damit diese kleine Grenze, die zwei Menschen ohne Körperkontakt zueinander pflegten, und führte sie da hin. Und Axilla war nicht nur nervös, sie hatte durchaus Angst. So viel konnte schief gehen, und sie hatte sowas noch nie gemacht. Zumindest nie absichtlich. Sie hatte keine Ahnung, ob sie das überhaupt konnte. Und vielleicht würde Salinator ganz furchtbar böse werden, wenn er verstand, was sie eigentlich herführte. Das musste behutsam vorgetragen werden, mit dem richtigen Timing. Oder kurz: So, wie Axilla eigentlich nicht vorging.
    Ruhig bleiben. Ein Soldat schrickt nicht zurück. Leichter gedacht, als getan, aber Axilla bemühte sich. Auch wenn ihr Gesprächspartner wohl bemerkt hatte, dass sie ganz leicht zitterte. Aber hier drinnen war es kühl und sie war nicht gerade warm angezogen, vielleicht dachte er auch einfach, dass sie etwas fröstelte.
    “Naja, so außergewöhnlich finde ich es gar nicht. Auf der anderen Seite ist es vielleicht schon ein wenig... ungewöhnlich.“ Axilla warf Salinator einen leicht ängstlichen Rehblick zu, den sie nicht einmal spielen musste, als sie sich setzte. Seinen Blick auf ihren Ausschnitt konnte sie kaum nicht bemerken, und etwas schüchtern lächelnd wendete sie ihr Gesicht ganz leicht von ihm ab, sah zum Impluvium und der spiegelnden Wasserfläche. Vielleicht hätte sie sich doch wärmer anziehen sollen? Am Ende interpretierte er in die leichte Gänsehaut an ihren Armen noch etwas falsches? Aber jetzt war es schon zu spät. Und sie redete weiter, irgendwas musste sie ja sagen. Sie konnte ja nicht dasitzen und ihn nur die Aussicht genießen lassen.
    “Ich hatte gehofft, wir beide könnten Freunde werden. Und ich wollte mich noch bei dir persönlich entschuldigen.“ Ein Sklave kam und bot ihr etwas zu trinken an. Axilla nahm den Becher entgegen, es war Wein. Eigentlich wollte sie keinen Wein mehr trinken, denn Bacchus mochte sie ein wenig zu gern, weswegen sie sehr schnell beschwipst war. Und dann küsste sie fremde Leute und landete mit ihnen im Bett. Etwas, was sie hier strikt vermeiden wollte.
    Auf der anderen Seite war sie nervös, und es würde sie beruhigen. Und sie konnte ja schlecht sagen, dass sie seinen Wein nicht mochte, wo sie doch gekommen war, ihn um den Finger zu wickeln. So er sich um den Finger wickeln ließ. Also lächelte sie Salinator leicht zu und nahm einen kleinen Schluck. Etwas Zeit gewinnen, ehe sie weiter sprach.
    “Findest du es sehr außergewöhnlich, wenn eine junge Frau will, dass der mächtigste Mann in Rom sie mag?“ Sie wandte sich wieder mehr ihm zu, sah ihn unter langen Wimpern hervor an. Zu ihm aufzuschauen war nicht besonders schwer, er war bestimmt einen Kopf größer als sie. Über die Massenverhältnisse wollte Axilla lieber gar nicht erst nachdenken.

    Axilla schaffte es grade so eben, bei dem langweiligen Gerede über die Hochzeit nicht völlig die Augen zu verdrehen. Wobei sie sich ohnehin fragte, wie es sein konnte, dass eine Cousine der Braut und die Schwester des Bräutigams sich erst Tage später in den Thermen kennenlernten. Redeten Patrizier nicht mal auf Feiern mehr miteinander? Was hatten die beiden getan, nachdem das Brautpaar ins Schlafzimmer gegangen war? Sich nur die Kante gegeben, bis sie unterm Tisch lagen und sich nicht mehr erinnern konnten, ob man miteinander gesprochen hatte? Patrizier waren schon wirklich ein komisches Volk.
    Und auch die Erklärung der Aurelia passte da ins Bild. Das war ABSICHT gewesen mit den Haaren? Damit war es amtlich bestätigt, dass Patrizier oder zumindest Aurelier plemplem waren. Keine Frau, die etwas auf sich hielt, ließ sich wie einer Sklavin die Haare schneiden. Keine Frau, die etwas auf sich hielt, führte da praktische Gründe an. Wenn man auf dem Feld arbeitete, dann war das ein Argument, aber doch nicht, wenn man reich war und keine andere Aufgabe hatte, als hübsch auszusehen!
    Wenn die Aurelia noch gesagt hätte, dass sie sich darauf verlagert hätte, Perücken zu tragen, hätte sie das ja noch verstanden. Da waren kurze Haare wirklich praktischer, und vor allem die älteren Damen ließen sich ihr schütter werdendes Haar dann häufig ganz abschneiden. Perücken waren ja viel praktischer. Die waren immer gesund aussehend, immer perfekt frisiert und immer in der Farbe der neuesten Mode. Die eigenen Haare konnte man nicht von einer Woche zur nächsten von Rot auf Blau färben. Und eine Perücke hatte man in weniger als einer halben Stunde perfekt angelegt und befestigt, eine Frisur konnte da deutlich länger dauern. Aber sich sich selbst die Haare zu kürzen und das zur Mode erklären wollen... Nein, das war eindeutig ein Zeichen von beginnendem Wahnsinn.


    Das Gespräch wurde seichter, als die beiden von der Schönheit der Feier schwelgten, und Axilla verfluchte sich doch ein wenig, nicht gegangen zu sein. Ein wenig Ballspielen konnte gar nicht so langweilig sein. Ein wenig die Muskeln beanspruchen, den Körper etwas fester machen... Sie war zu dünn, um schlaff zu sein, aber sie könnte ja auch ein paar hübsche Muskeln aufbauen? Gefiel das wohl den Männern?
    “Ja, sie und ich haben uns im Ludus Dacicus kennengelernt. Wir hegen da ein paar gemeinsame Interessen.“ Axilla ließ bewusst offen, was genau. Sie musste nicht rausposaunen, dass ihr und Nigrina dort Gladiatoren gehörten. Sich die starken Männer anzusehen hatte nichts verwerfliches, das machte halb Rom. Einige Gladiatoren hatten so große Fangemeinden, dass diese sich miteinander prügelten, wenn die Gladiatoren aufeinandertrafen. Vor ziemlich genau 50 Jahren wurden deshalb in Pompeji die Duumvirn entlassen und Gladiatorenspiele in der Stadt für 10 Jahre verboten, vom Senat höchstselbst angeordnet! Aber einen Gladiator zu besitzen war etwas anderes und nicht unbedingt für jede Gesellschaft etwas. Auch wenn Malachi ihr Custos Corporis war und nicht für ihr Bett gedacht war, musste sie da nicht irgendwelche Gerüchte in Umlauf bringen. “Sie hat mich auf ihre Sponsalia geladen. Aber dich hab ich dort glaube ich nicht gesehen. Bist du noch nicht so lange hier in Rom?“

    “Ich versuch doch gar nicht, dich zu aaaAAAAH!“ Was mit einem ganz unschuldigen Tonfall begann, wurde zu einem hell lachendem Aufschrei, als Seneca sie einfach so hochnahm und über die Schulter warf. Sie versuchte noch kurz, sich zu wehren, aber sie wollte Seneca ja nicht wirklich weh tun. Von daher war das ganze ein ziemlich zweckloses Unterfangen.
    Kurz schoss ihr eine Erinnerung durch den Kopf an das letzte Mal, wo sie wie ein Getreidesack behandelt worden war. Das war an dem Tag gewesen, an dem sie Vala getroffen hatte. An dem Tag hatte er sie zum Lachen, fast zum Weinen und zum Tanzen gebracht, und dabei war es nur eine ganz kurze Begegnung gewesen. Und er hatte sie wie ein Sack Mehl durch die Straßen getragen, quer über das Forum bis nach Hause. Ihr Geist wurde wehmütig bei der Erinnerung.
    Aber die Gedanken wurden hinfortgewirbelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Seneca begann, sich zu drehen, und Axilla quietschte schrill und hell auf. Sehr schnell war ihr schwindelig, aber aufgeben kam nicht in frage. “Niemals aufgeben! Niemals kapitulieren!“ jauchzte sie zwischen exzessivem Lachen hervor und hielt sich an Seneca so gut es ging fest. Wenn sie sie Augen zumachte, ging es etwas besser mit dem Schwindelgefühl, aber nicht viel.

    Wie fühlte sich wohl ein Kaninchen im Angesicht des Fuchses, wenn es sich dazu entschloss, auf diesen auch noch zuzugehen? Vermutlich nicht viel anders als Axilla, die sich plötzlich ziemlich allein im großen Atrium vorfand, während alle anderen noch übrigen Klienten ziemlich rasch abgearbeitet und hinausgeschickt wurden. Mit einigen hatte Salinator gar nicht so wirklich gesprochen, seit er sie gesehen und ein paar Worte mit dem Sklaven getuschelt hatte. Was nicht unbedingt beruhigend auf Axillas Herz wirkte, das sich dazu entschlossen hatte, wie ein Vogel im Käfig zu flattern. Aber jetzt war es ohnehin zu spät, und man wich einem Feind nicht aus, man stellte sich ihm mutig entgegen. Auch wenn schleunigst wegzulaufen eine geradezu berauschend einfache Alternative darzustellen schien.
    Aber Axilla zwang sich, ruhig zu bleiben, weiterhin leicht zu lächeln und auf den Mann zuzutreten, dessentwegen sie hier war. Sie bemühte sich, seinen Blick gar nicht erst zu bemerken. Es gelang natürlich nicht, und sie hatte sich ja auch nicht ohne Grund so angezogen; aber zumindest konnte sie sich beherrschen. Sie hatte keine Ahnung, wie nahe sie wohl kommen sollte, also fing sie im Reden schon mit der Begrüßung an.
    “Salve, Praefectus Vescularius. Danke, dass du mich empfängst.“ Erst einmal höflich und unverbindlich bleiben. Ungefähr an der Stelle, wo auch seine Klienten in respektvollem Abstand stehen geblieben waren, blieb auch Axilla stehen und überließ es Salinator, mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln das Gespräch zu beginnen. Sie wollte ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

    Die erste Hürde war geschafft, aber diese war auch noch die einfachste gewesen. Dennoch erhielt der Ianitor ein dankbares Lächeln, als Axilla eintrat. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie so spät nicht wäre, immerhin war sie extra aufgestanden für das alles hier. Aber andererseits war sie auch nicht böse, dass nicht mehr allzu viele Klienten hier waren.
    “Warte hier“, raunte sie Malachi am Eingang des Atriums zu. Sie glaubte nicht, dass sie seinen Schutz innerhalb der Casa brauchen würde. Was auch immer man Salinator nachsagen mochte, ganz sicher respektierte er das Gastrecht und würde nicht zulassen, dass in seinem Haus unter seinem Dach einem Gast etwas getan werden würde. Alles andere wäre für Axilla schlicht unvorstellbar, egal was sie sonst über den Mann denken mochte, der hier im Atrium thronte. Der zweite Grund, Malachi zurückzulassen, war da schon sehr viel weniger blauäugig: Sie wollte, dass Salinator sie sah und nicht den Koloss von Gladiator, der sie beschützte. Sie wollte durchaus seine männliche Natur ansprechen und sich als erreichbare Beute präsentieren, und da störte so ein Hindernis wie Malachi.


    Und so schlenderte Axilla zu dem Platz, der ihr gezeigt wurde. Langsam. Und sie warf einen langen Blick zu dem Mann, zu dem sie wollte. Wie gesagt, sie wollte ihm auffallen. Hätte sie etwas anderes gewollt, hätte sie sich definitiv wärmer angezogen. Verdammt, war das kalt! Selbst hier im Haus fröstelte es sie ganz leicht, aber sie ließ sich tapfer nichts anmerken.
    Und dann wartete sie, beobachtete die Klienten und sonstigen Bittsteller, die vor ihr dran waren, wie sie zu Salinator gingen, wie er sich ihnen gegenüber verhielt. Wann immer sie glaubte, dass er zu ihr sah, schlich sich die Andeutung eines Lächelns auf ihr Gesicht. Nicht wirklich, nicht genug, als dass man die Zähne hätte sehen können, aber doch so, dass er es vielleicht bemerken würde.
    Es fühlte sich unglaublich falsch an. Dass war der Mann, der Mitschuld daran trug, dass Urgulania tot war. Und Archias hatte ihn so sehr gehasst, dass er irgendeine Dummheit ihm gegenüber ausgesprochen hatte, so dass er erst seinen Posten am Kaiserhof und später sein Vermögen verloren hatte. Vielleicht sogar sein Leben. Axilla war sich da nicht so ganz sicher, ob der Vescularier nicht doch nachgeholfen hatte. Archias war verrückt gewesen, ganz ohne Zweifel, aber so verrückt, um vom tarpejischen Felsen zu springen? Freiwillig? Andererseits, welcher Mörder ließ sein Opfer vorher schon Testament und Abschiedsbriefe schreiben?
    Und trotzdem rebellierte etwas in Axilla, dass das alles hier als falsch bezeichnete. Sie sollte zu ihm gehen, ein Schwert zücken, es ihm an die Kehle drücken und das verlangen, was ihr zustand! Gut, sie würde dabei sterben. Und ein Schwert hatte sie auch nicht. Und vermutlich ließ sich sogar darüber streiten, ob ihr Archias' Erbe denn zustand, immerhin hatte er ja nicht alles ihr vermacht. Und sie hatte sich eigentlich scheiden lassen wollen, just an dem Tag, an dem er gestorben war. Aber, da ließ ihr ihr Gewissen keine Ruhe, das wäre richtig gewesen. Hier zu stehen und dem Mann zuzulächeln, der eigentlich ihr Feind war, das war nicht richtig. Ganz zu schweigen von dem Spiel, das zu spielen sie geplant hatte. Aber erst einmal musste sie nach vorne treten dürfen, um es überhaupt spielen zu können.

    [Blockierte Grafik: http://img823.imageshack.us/img823/1926/malachi2.jpg]


    Da Malachi für sie geklopft hatte, war er es auch, der Axilla anmeldete.


    “Meine Herrin Iunia Axilla wünscht den ehrenwerten Purgitius Salinator zu sprechen. Wenn du sie in die Reihen der Wartenden aufnehmen würdest, wäre das sehr freundlich.“ Malachi war kein Redner, aber er bemühte sich.



    Axilla selbst wiederum bestätigte das ganze mit einem freundlichen nicken und einem charmanten Lächeln. Das hier war die Salutatio, und wenn sie bis mittags warten musste, würde sie eben warten. Aber empfangen musste er sie, wenn er ihr nicht öffentlich und klar sagen wollte, dass er etwas gegen sie persönlich hatte. Da sie ihm aber noch nie etwas getan hatte, hoffte sie einfach mal darauf, dass das nicht der Fall war.

    Es hatte zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder, bis auf weiteres zu warten, Tiberius Durus machen zu lassen und einfach zu beten, dass sie irgendwas von Archias' Vermögen jemals wiedersehen würde – oder zu handeln. Und Axilla war noch nie mit überragender Geduld gesegnet gewesen. Oder vorausschauender Planung. Oder gesunder Furchtsamkeit. Stattdessen hatte sie eine unabänderliche Unruhe in sich, und einen fürchterlichen Dickkopf.


    Und deshalb stand sie heute hier und ließ sich von Malachi beim Ianitor anmelden, damit sie in die Liste der Wartenden aufgenommen werden würde. Und warten würde sie wohl müssen, egal, wie sie aussah.
    Und heute hatte sie sich in Schale geworfen. Dem Präfectus Urbi sagte man nach, dass er eine Schwäche für hübsche Frauen hatte. Und wenn Axilla daraus einen kleinen Vorteil schlagen konnte, so wollte sie diesen taktischen Vorteil nutzen. Sie wollte ihn nicht verführen, ganz sicher nicht. Allein die Vorstellung fand sie abstoßend, und dass sie hier zu Kreuze kriechen musste kratzte mehr als nur ein wenig an ihrem Stolz. Aber wenn die Götter in ihrer Weisheit ihr ein paar Waffen mit auf den Weg gegeben hatten, dann, bei Venus, musste sie sie auch mal benutzen.
    Sie hatte ein hellgrünes Seidenkleid aus Ägypten an, das mit einem großzügigen Ausschnitt versehen war und viel Haut zeigte. Es war definitiv viel zu kalt für diese Jahreszeit, und Axilla hoffte, dass Salinator sie nicht allzu genau untersuchte. Das wäre ihr peinlich. Aber wenn sie aufreizend auffallen wollte, musste sie zumindest mit seinen sonstigen Konkubinen mithalten können. Ihr Körper war mit einem leichten Jasminwasser eingerieben worden, dessen Geruch aber nicht zu aufdringlich war. Leider hatte sie nicht in Erfahrung bringen können, was die bereits erwähnten Konkubinen benutzten, und zu auffällig wollte sie nicht nachforschen lassen. Wegen ihrer Haare, die ein filigranes Meisterwerk aus hochgesteckten Locken bildeten, war sie mitten in der Nacht aufgestanden. Es hatte Stunden gebraucht, sie so zu frisieren, so dass nun ein Teil ihrer Haarpracht sanft über eine Schulter fiel, während der andere von unsichtbaren Haarnadeln gehalten hochgesteckt war. Es war die neueste Mode, und es ziepte ungemein. Die Lippen leicht gerötet, nur einen Hauch grünen Lidschatten; immerhin wollte sie nicht aussehen wie einer dieser indischen Vögel. Und sie konnte nur hoffen, dass es ausreichte, um sich den momentan mächtigsten Mann Roms gewogen zu machen, so dass er ihr wenigstens ein einziges Mal kurz zuhörte.

    Oh, sie hatte ganz vergessen, sich der anderen Vestalin vorzustellen! Na, egal, jetzt war es schon zu spät, der Fehler passiert, und Axilla tat einfach so, als hätte sie es gar nicht bemerkt. “Salve, Lartia“ grüßte sie einfach noch aus der Halbdeckung heraus, ohne sich selbst ausgiebigst vorzustellen – das wär jetzt doch albern gewesen, und ihren Cognomen kannte die Vestalin ja dank Romana – und schaute noch kurz nach dem jungen Burschen, der sie zu einem Stelldichein überreden hatte wollen. Was sie eigentlich nicht ganz so schlimm gefunden hätte, wie Romana es nun kommentierte, aber das konnte sie ja schlecht sagen.
    Überhaupt war das Thema nicht so ganz angebracht, immerhin war Romana Vestalin. Da wär es gemein gewesen, ihr vorzuschwärmen, wie schön das ja eigentlich wäre und dass sie ja eigentlich auch Lust hätte, es aber eher Angst war, die sie gerade hatte flüchten lassen. Sie konnte ja nicht mit einem Wildfremden... wer weiß, am Ende schnitt der ihr noch in einer dunklen Seitengasse die Kehle durch oder sowas. Und irgendwo wusste Axilla ja auch, dass sich das nicht gehörte. Nicht auszudenken, sie würde schwanger werden, ohne verheiratet zu sein! Und nochmal konnte sie nicht den Weg gehen, den sie in einer ähnlichen Situation schon gegangen war. Aber darüber konnte sie mit Romana alles nicht reden, weil die Vestalin ja sowieso da nicht auf eigene Erfahrung bauen konnte. Außerdem wäre es gemein, fand Axilla, und sie mochte Romana ja und wollte nicht gemein sein. Also erwiderte sie den 'Lustmolch' nur mit einem schiefen Grinsen und hörte sich die weitere Erklärung von Romanas Hiersein an.
    Urrömisch und nicht verseucht von fremdländischen Kulten.... uff. “Also, ich bin hier wegen der Feier. Jetzt war es so lange kalt und ungastlich, da kann man das Erste der Feste, die den Frühling einleiten, schon feiern.“ Axilla war es eigentlich egal, ob etwas nun besonders römisch war oder nicht. Sie hatte auch Alexandria toll gefunden, die Kulte und Bräuche geheimnisvoll. Und die waren ganz und gar nicht römisch gewesen. Allein schon der Kult um Serapis und Isis, der in Alexandria ja besonders ausgeprägt war, war absolut unrömisch. Axilla hatte gehört, in Memphis gäbe es sogar noch den alten Apis-Kult, die einen lebenden Stier anbeteten. Mehr noch, dieser Stier war sogar immer mit Zwillings-Mädchen verheiratet, die dann bei dem Tier in einem Tempel lebten, bis der Stier starb. Ägypter waren da schon sehr komische Leute. Aber Axilla, die sowieso sehr unreligiös im eigentlichen Sinne war, hatte das eher fasziniert als echauffiert.
    “Und ich hab es noch nie gesehen. Aber... verstanden hab ich's nicht, muss ich zugeben.“ Axilla zuckte leicht die Schultern. Von dem Gefühlsumschwung bei Romana bemerkte sie nichts, sie war zu sehr gefangen von dem Treiben einige Schritte weiter, wo die ersten Kärtchen von Jünglingen gezogen wurden und sich so die ersten Lupercalienpaare bildeten. Was die jungen Mädchen, die wie die Hühner zusammensaßen, mit kicherndem Glucksen kommentiert wurde, und wann immer eine aus ihren Reihen nun ausgelost wurde, mit einem fröhlichen Aufschrei quittiert wurde.

    Der Vorstoß der Hauptstreitmacht war erfolgreich verlaufen, allerdings entblößte der langgestreckte Zug gar sträflich die Flanken und wurde auch gleich mit einem Überraschungsangriff an die vergessene Deckung erinnert.
    Axilla jauchzte so hell und lachend auf, dass es wohl durch das ganze Haus zu hören war. Ruckartig versuchte sie, mit ihren Armen ihre Seiten zu schützen und machte dabei den Fehler, den fast alle machten: sie verlagerte sich zu sehr auf die Defensive. Und so bewies sie erstmal lauthals, wie kitzelig sie war, fiel dabei beinahe von Seneca herunter, weil sie sich so wand, ehe sie endlich seine Hände zu fassen bekam und schwer atmend einmal Luft holte. Ihre Lachmuskeln waren dabei so gespannt, dass es beinahe weh tat, während sie ihn kaum Luft kriegend angrinste, auf jedes kleine Zucken von ihm warten. Er war stärker als sie, keine Frage, also musste sie schnell sein, wenn sie irgendeine Chance haben wollte. Aber im Moment hatte sie seine beiden Handgelenke in ihren Händen. Nicht, dass ihr das unbedingt was nützte, aber kurz bekam sie Luft.
    Und sie nutzt die Chance, um Seneca mit der gemeinsten Waffe ihres Arsenals zu bedenken: Dem Hundeblick. “Du würdest deine liebe Cousine doch nicht gnadenlos durchkitzeln, oder?“ Natürlich war der Blick nicht ganz so durchschlagend, das sie noch viel zu sehr grinsen musste und ihr der Schalk noch viel zu sehr anzusehen war. Aber was besseres fiel Axilla grade nicht ein, um zu gewinnen.

    Huch, das seh ich ja jetzt erst.


    War das ein Antrag? Cyprianus, hast du keine Angst, dass dein holdes Weib dich in der Hochzeitsnacht ersticht, erwürgt und vergiftet (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge :D)? Du bist mutig :D


    Und ich werd gewünscht? Wow. Das ist... wow.