Tullia mußte lächeln,...Livilla war scheinbar ein wohlbehütetes Prinzeßchen. Sie beugte sich ein wenig zu ihr hinüber und entgegnete mit einer sehr dunklen Stimme und einem sehr festen Blick ihrer blauen Augen.
Livilla,...meine Liebe,...das was du Gesindel nennst ist der Bodensatz unserer Gesellschaft,...das Blut in den Adern des Imperiums,...ohne dieses Gesindel hättest du keine Casa, kein Essen, keine Kleidung,...ja eigentlich hättest du nichts und wärst keinen Deut besser als sie. Ernst sah sie ihren Gast an.
Wir können alle nichts für die Zufälle der Geburt Livilla und in Nullkommnichts wird aus einem stolzen Centurio oder gar Tribun durch Kriegsgefangenschaft ein Sklave.
Eine Spur Bitterkeit überkam sie als sie fortfuhr,
Ich bin viel in der Welt herumgekommen reiste zu Lande und zu Wasser, habe Städte mit goldenen Kuppeln und Ebenhölzernen Stadttoren gesehen, ich sah polierten Marmor, silberne Teller, Pomp, Prunk und Dekadenz aber wahre Gastfreundlichkeit erfuhr ich bei Menschen die nichts hatten und doch alles gaben...nicht die Geldtruhe adelt den Menschen,...sondern sein Herz. Sie nahm einen Schluck geharzten Wein und schloß,
...versteh´mich Recht,...ich mache dir keinen Vorwurf für deine Gesinnung,...jedoch bist du noch jung genug um zu lernen, daß alles was dich umgibt von Menschen geschaffen wird die morgens aufstehen und gegen ihren Willen und auf Kosten ihrer Freiheit für deine Annehmlichkeit sorgen...Freiheit Livilla ist neben der noblen Gesinnung das höchste Gut,...das hier...
Sie machte eine umschweifende Geste,
...ist vergänglich,...genauso wie Karthago vergänglich war,...genauso wie alles vergänglich ist,...Carpe diem Livilla das Ding ist mehr als die Summe seiner Teile.