Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Ragin war mal wieder beeindruckt von Nikolaos' Bildung. Er betete einfach irgendwelche fast unaussprechlichen Namen vor und wusste auch noch, was die früher so getan hatten. und das nicht nur von den eigenen Ahnen, wie das üblich war, sondern sogar von Königen aus fremden Ländern! Unglaublich, was der Gymnasiarchos so alles wusste und wie viele Titel er hatte...

    "Danke. Ich denke aber ich werde alleine kommen. Der Mann meiner Cousine ist noch bei den Parthern und Venusia lässt ihre kleinen Kinder nur sehr ungerne alleine. Aber ich komme sehr gerne vorbei. Ich freue mich schon darauf, bis später."


    Er nickte noch einmal allen Anwesenden zu und so machten sich Nikolaos Sänfte und der Duccier in entgegengesetzte Richtungen auf.

    "Chaire, Nikolaos begrüßte er den Gymnasiarchos in dessen Sprache und kam auch gleich zum Punkt.


    "Das habe ich werter Nikolaos. Aber ich bin zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis bekommen, zumindest was die Verteidigung betrifft. Vielleicht fehlen mir da auch die juristischen Kenntnisse, denn ich bin ja kein Advocatus. Aber wie soll ich denn jemanden verteidigen, der schuldig ist und zwar noch so stark, dass es daran gar keinen Zweifel geben kann? Und dazu gibt es noch eine Vielzahl an Zeugen und Beweisen. Das Einzige was ich machen könnte, wäre an die Ehre des Angeklagten zu appellieren damit er gesteht. Aber ich denke nicht, dass du dir sowas dabei gedacht hast, schließlich würde das wohl auch eher zum Ankläger passen. Vielleicht bin ich bei sowas auch einfach ein wenig zu gradlinig, aber ich als Verteidiger würde ja auch gar nicht wollen, dass so jemand freikommt. Schließlich würde ich mich, wenn es mir denn gelingen würde ihn zu befreien, an seinen weiteren Taten mitschuldig machen oder diese legitimieren. Und dass dieser Täter Unrecht begangen hat, weis in diesem Fall nun wirklich jeder."


    Ragin hatte lange über den fall nachgedacht, aber er war einfach zu keinem anderen Schluss gekommen: Der täter musste bestraft werden, alles andere wäre unrecht, und damit wollte er nicht zu tun haben. Selbst wenn das alles nur fiktiv war.

    Er nickte bei Nikolaos Auführungen zustimmend. nun war endlich alles geregelt und er würde ein Schüler des museions werden. Wenn er das in Mogontiacum erzählte, würden sie alle staunen. Der selbe Ragin, der noch vor nicht allzu langer Zeit noch ein germanischer Bauernlümmel gewesen war.


    "Danke, ich werde mir Mühe geben, alles so zu erledigen wie du es wünschst."


    Sagte er noch und verabschiedete sich dann.

    Ragin war froh, dass Axilla offenbar keine negativen Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen hatte, und noch Ragins Freundin sein wollte. Aber warum sollte sie auch nicht, schließlich wusste sie ja das nichts passiert war und Ragin daran schon gar keine Schuld trug.


    "Na dann gehen wir doch zum Markt. Wir sind ja jetzt zu zweit und Amala ist auch da und wird uns beschützen. Es kann höchgstens sein, dass du ärger bekommst, weil du ich schon wieder mit dem Duccier rumtreibst."


    Langsam glaubte er nämlich, dass Urgulania ihn deswegen so schlecht behandelt hatte, weil er ein Duccier, also eigentlich ein Germane, war. bei Axilla hingegen hatte er das Gefühl ihr bei dieser Sache damals Unrecht getan zu haben.

    "Ich weis nicht genau was es sein soll. Es soll nicht so groß sein, aber auch nicht zerbrechlich. Außerdem soll es halt ägyptisch aussehen. Aber so genau weis ich eigentlich gar nicht, was ich da will. Vielleicht weist du das etwas besser, auch wenn meine Cousine ein paar Jahre älter ist als wir."

    "Ja, die Arme wäre mir sonst wohl eingegangen. Es ist aber auch heiß geworden in den letzten Tagen! So warm ist es bei uns nur im Sommer und hier ist gerade mal eben so ser der Winter vorbei. Aber ich bin froh, dass du keinen großen Ärger bekommen hast. Bei mir wars auch nicht so schlimm. Man hat sich zwar Sorgen gemacht, aber es ging schon. Trotzdem bin ich heute wieder ohne Leibwächter abgehauen. Ich nehm lieber Amala mit, die kann das viel besser und die kann wenigstens nicht petzen" fügte er noch vergnügt hinzu.


    "Ich will ja nicht neugierig sein, aber wo gehst du hin? Ich hatte vor auf den Markt zu gehen und meiner Cousine ein kleines Geschenk zu kaufen, dass ich ihr nach Mogontiacum schicken kann. Magst du mir vielleicht beim Aussuchen helfen?"


    Er war zwar immernoch wütend, wie er aus der Casa Iunia hinauskomplementiert wurde, allerdings war diese Wut nur auf Iunia Urgulania gerichtet. Axilla hingegen war er noch sehr sehr dankbar, für das was sie für ihn alles getan hatte.

    Ragin war schon wieder auf der Straße unterwegs. Er mochte zwar dagmar und ihre zwei Kinder, aber die waren nunmal alle nicht so umtriebig, wie der junge Stationarius. Rumsitzen war ihm ein Graus und daher hatte er immer etwas zu tun.


    Heute wollte er mal wieder auf den Markt gehen und eine Kleinigkeit für Sontje kaufen um es ihr nach Mogontiacum zu schicken. Sie war die Einzige, die ihm bisher einen Brief geschickt hatte und nun wollte er ihr etwas mitschicken. Natürlich hatte er die geschorene Amala dabei, denn er wollte dieses Mal ungeschoren davonkommen. Aber so ganz würde auch da nicht mehr klappen, denn der Duccier trug jetzt seine Haare auch etwas kürzer. Zum einen war es nochmal deutlich wärmer geworden und der Kopfverband, den er ein paar Tage hatte tragen müssen, hatte das bedingt.


    So schlenderte er noch durch die Basileia und machte ein paar kleine Übungen mit Amala, die ihm mittlerweile noch deutlich besser gehorchte. Natürlich machte er das in der Sprache seiner Väter, was ihm ein paar schiefe Blicke einbrachte, aber das war ihm momentan beinahe egal. Als er dann um eine Ecke bog, sah er Axilla, die ein parr Schritte vor ihm lief. Seitdem er aus der Casa Iunia herausgeschmissen wurde, so ganz stimmte das nicht aber so hatte es sich angefühlt, hatte er sie nicht mehr gesehen.
    Er lief ein wenig schneller und war dann kurz hinter ihr.


    "Hallo Axilla, ganz allein unterwegs? Hast du wegen mir Ärger bekommen?"

    Heute war es also soweit: Ragin hatte seine erste Lehrstunde in der Redekunst am Museion. Dafür hatte er sich extra eine neue Tunika gekauft und war wie immer überpünktlich ans Museion gegangen. Er war als erster da und ging im Kopf noch einmal die Hausaufgabe von Nikolaos durch. Es war ihm schwer gefallen, und er glaubte nicht, dass sein Ergebnis den Gymnasiarchos zufriedenstellen würde...

    Ragin nickte leicht. Es reichte also, wenn er sich so verhielt wie er es sowieso vorgehabt hatte, denn das schien den Göttern der Griechen zu gefallen. Damit hatte er kein Problem. Solange er ihnen keine Opfer darbringen musste oder sie anbeten schien das nicht so schlimm zu sein. Er würde einfach alles so machen wie immer, denn die Lernwilligkeit und die Wissbegierde war nunmal in seinem Naturell, ebenso wie die fast schon sprichwörtliche "germanische Tugendhaftigkeit", welche in seiner Familie so geschätzt wurde.


    "Ich verstehe. Damit habe ich kein Problem, denn es gehört für mich auf jeden fall dazu die regeln des hauses zu achten, zumal ich diese auch für sehr sinnvoll halte. Unter diesen Bedingungen freue ich mich ein Schüler des Museions zu sein."

    Offenbar hatte die etwas frechere Antwort die anderen Bieter abgeschreckt und Nikolaos hatte den Zuschlag bekommen. 600 Sesterzen schienen mitnichten ein hoher Preis zu sein. Sie in ihrer Familie hielten ja keine Sklaven. Eigentlich hatten sie nur einen, nämlich Silko, und auch der war eigentlich Teil der Familie. Wie es bei Germanan so üblich war, band man die Unfreien per Eid und behandelte sie schon gar nicht als handelbare Ware. So hatte er nicht mit den Gedanken gespielt auch auf die Sklavin zu bieten. Wahrscheinlich wäre sie auch nur schlecht mit dem Klima in seiner germanischen Heimat klar gekommen.


    "Nein nein, ich brauche keine Sklavin, aber ich denke für 600 Sesterzen hast du einen guten Kauf gemacht. Aber ich sehe das wie du: Ein kluger Geist ist wichtiger als ein unterwürfiger. Sollen die anderen ruhig hohe Preise für dumme Sklaven bezahlen."

    Ragin schaute ein wenig verdutzt wie schnell man ihn hier offenbar hinauswarf. Offenbar schien man hier im Haus wirklich nicht besonders gastfreundlich zu sein. Nun überlegte er was zu tun war. Einerseits wollte er nicht schon wieder ohne Schutz raus aus der Basileia und ihm war noch schwindelig, aber andererseits wollte er jetzt auch nicht, dass man ihn hier so hinauskomplimentierte und ihm dann noch ein Kindermädchen mitgab. Natürlich siegte dann der Stolz über die Vernunft.


    "Mir ist zwar noch ein wenig schwindelig, aber es wird schon gehen. Ich möchte eure Gastfreundschaft nicht über Gebühr beanspruchen."


    Dann wandte er sich noch einmal zu Axilla.

    "Danke für deine Hilfe. Ich stehe in deiner Schuld."


    Anschließend drehte er sich nochmal zu der älteren Frau um.

    "Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, werte Iunia Urgulania. Entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten."


    Er nickte ihr noch einmal höflich zu und machte sich auf den Weg ins Museion um seinen Kopf untersuchen zu lassen. Nun teilte er nicht mehr ganz Axillas Begeisterung für ihre Cousine.

    Ragin nickte eifrig, was ihm von seinen Kopfschmerzen allerdings nicht besonders gedankt wurde. Er beschloss sich das zu merken und von nun an das Nicken und das Kopfschütteln zu unterlassen.
    "Das werde ich machen. Die Stadtwache hat mich zwar hergebracht, aber sie wissen ja noch nicht, was passiert ist. Vielleicht schnappen sie ja dann diese zwei Nubier, die für meine Beule verantwortlich sind. Vorher muss ich aber in der Regia Bescheid sagen, dass es mir gut geht. Sicher macht sich Venusia schon Sorgen um mich."


    Urgulania wirkte kühl und Axilla bekam einen ordentlichen Rüffel. Aber das wollte Ragin natürlich nicht und deswegen nahm er sie in Schutz. Sie war ja eine Freundin, und dass sie wegen ihm Ärger bekam wiedersprach seinem Rechtsempfinden.


    "Es muss wohl schon sehr spät gewesen sein, als ich hergebracht wurde. Außerdem musste ich mich wegen des Schlags auf den Kopf sehr lange übergeben. Ich bin sicher, sie wollte dir das nur nicht zumuten."

    Ragin hatte Axillas Cousine erst gar nicht gesehen und sich vor Schreck beinahe an einer Traube verschluckt. Doch er konnte ein Husten gerade noch verhindern. Während Axilla redete musterte er die ältere Frau. Sie sah wirklich gut aus und strahlte etwas erhabenes aus. So hatte er sie sich nach Axilla Erzählungen vorgestellt. Kein Wunder, dass sie ein hohes Amt bekleitete. Auf diese Art waren sich die beiden ähnlich: Sie machten Dinge, die andere Frauen nicht taten.
    Als Axilla ihn dann vorstellte, stand er auf und lächelte Urgulania freundlich zu.


    "Salve, ich bin Marcus Duccius Rufus, der Cousin von Duccia Venusia, Schüler am Museion und Stationarius des Cursus Publicus" stellte er sich höflich vor. "Entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten die ich bereite. Ich wurde gestern Abend niedergeschlagen, und weil Axilla und der ehrenwerte Nikolaos mich damals in die Regia begleitet haben, haben die Wachen mich dort offenbar zu ihr zugeordnet und mich hierher gebracht als ich bewusstlos war. Und da ich wohl nach dem Schlag auf den kopf etwas verwirrt war, habe ich in eurem Gästezimmer übernachtet. Nun essen wir gerade schnell noch etwas und dann mach ich mich auf ans Museion um meinen Kopf untersuchen zu lassen, denn ich muss gestehen, ich habe noch starke Kopfschmerzen. Wenn ich Pech habe, werde ich sogar den Kurs bei Nikolaos übermorgen absagen müssen, denn mit solchen Schmerzen kann ich mich nicht der Redekunst widmen."


    Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. Im Grunde waren das ja alle Fakten und alles was sonst noch passiert war, war ja gar nicht passiert...also zumindest nicht offiziell.


    "Aber ich freue mich dich kennen zu lernen. Axilla und Nikolaos haben mir schon von dir erzählt und ich finde es wirklich beachtlich, dass du so ein hohes Amt hier bekleidest."

    Den Überfall hatte Ragin gut überstanden, aber ohne Amala verließ er nicht mehr die Basileia. So begletete ihn seine Bärenhündin nun auf Schritt und Tritt, was dieser auch sichtlich gefiel. Dazu hatte natürlich auch beigetragen, dass er ihr das Fell nun ganz kurz geschoren hatte.


    Als er am Sklavenmarkt vorbei kam, sah er dort seinen Lehrer Nikolaos stehen, und sich eine Auktion betrachten. Er wollte sich gerade bemerkbar machen, denn der Gymnasiarchos stand mit dem Rücken zu ihm, als er dessen Frage und die Antwort der Sklavin hörte. Unwillkürlich musste er grinsen, denn die kleine hatte wirklich Schneid. Er hätte sich sowas garantiert nicht getraut. Nicht nur weil Nikolaos mächtig war, sondern weil Ragin einfach zu viel Respekt vor älteren Menschen hatte um sie so auflaufen zu lassen. Vor allem den Witz mit dem Kalk, diese merkwürdige griechische Kriegsbemahlung, fand er fabelhaft und er hatte Schwierigkeiten das Grinsen wieder aus seinem Gesicht zu bekommen.


    Doch er schaffte es und so trat er langsam rechts neben den Gymnasiarchos, denn Amala war wie immer an seiner linken Seite.


    "Chaire, Nikolaos. Sie scheint ganz schön vorlaut zu sein." Dass das bei seiner Familie eher positiv bewertet wurde, denn ihre Sklaven wahren mehr Familienmitglieder als Besitz, sagte er nicht. Das musste ja nicht jeder wissen.

    Dann war der Fall ja noch viel klarer, aber noch schlechter zu verteidigen. Der Angeklagte würde wohl nicht um eine Strafe herumkommen. Wie sollte man sowas verteidigen? Da würde er sich was einfallen lassen müssen. Hätte er nur schon den Cursus Iuris in Rom gemacht, dann wüsste er das jetzt sicher.



    "Selbstverständlich werde ich mich so verhalten, wie es die Hausordnung und die Priesterschaft vorschreibt. Irgendwelchen Ausschweifungen werde ich mich ganz bestimmt nicht hingeben. Das würde auch meine Familie niemals akzeptieren. Allerdings muss ich dir noch sagen, dass ich nicht vor habe ein Priester zu werden. Ich möchte lernen, aber mein Ziel ist kein religiöser Posten. Hoffentlich verwehrt mir das jetzt nicht die Ehre hier als Schüler angenommen zu werden."


    Er wusste, dass die Lehrer hier Priester waren. offenbar hatten die meisten Posten hier in Alexandria etwas mit Religion zu tun. Aber ganz sicher wollte er kein Priester werden und schon gar nicht von griechischen Göttern, an die er nicht einmal glaubte. Seine Miene war ernst und er schaute den Lehrer fragend an. Er mochte den Griechen sehr, denn seine freundliche aber bestimmte Art war irgendwie sympathisch und er hasste es anderen leuten Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wobei er ja von der vielen Schminke, und dem Fingerbreit der da jetzt fehlte, schon ein wenig schockiert war. Diese Griechen waren einfach ein seltsames Volk.

    Nun das stimmte natürlich. Aber alleine wollte er in diesem Zustand da ganz sicher nicht hinlaufen. Allerdings wollte er das noch weniger einfach so sagen und schon gar nicht, wollte er, dass Axilla Ärger bekam.

    "Da hast du natürlich Recht. Ach weißt du, mir geht es ja schon wieder ganz gut. Ich glaube ich muss gar nicht ins Museion. Das wird sicher so schon gehen. Es blutet ja auch nicht mehr, und bevor die mir meine Haare noch abschneiden..."


    Er fuhr sich vorsichtig mit der Hand über seinen Kopf, bis er zur Beule kam, und dann lieber anhielt. Er hatte da ein ordentliches Ei auf seiner Rübe. Und so dünn wie eine Eierschale, kam ihm momentan auch sein Kopf vor.

    "Die Früchte hier in Alexandria sind wunderbar! Sie schmecken so süß und frisch. Aber am Liebsten mag ich Ananas, Grenadinen und Pfirsiche, aber ich glaube von vielen weis ich die Namen noch gar nicht. So eine vielfalt wie hier gibt es in Mogontiacum gar nicht. Wir haben nur Äpfel, Birnen und verschiedene Beeren. Ich mag ja am liebsten die Erdbeeren. Die geh ich manchmal im Wald sammeln. Aber das Obst würde ich gerne mitnehmen nach Mogontiacum."

    Da würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als ans Museion zu gehen. Hoffentlich sah ihn Nikolaos da nicht. Wenn der in seiner Nähe war, musste sich ragin immer sehr konzentrieren, den ihm zu folgen war nicht immer einfach.

    "Na schön, dann gehe ich halt als Museion. Ich will ja nicht, dass das brandig wird. Aber die Griechen werden es schon richtig machen."


    Dann schaute er Axillas Kampf mit dem Obst und ihren Ausflug unter den Tisch an. Offenbar schien sie wirklich nervös zu sein, oder sie war tollpatschig. Aber so hatte er sie bisher noch nicht erlebt. Offenbar lag es daran, dass sie die Nacht mit einem nackten Mann verbracht hatte. Sicher war das das erste Mal gewesen.

    "Aber meinst du es macht einen guten Eindruck, wenn ich da alleine auftauche? Dann wirft man dir und deiner Familie das noch vor. Ich meine ich war ja ohnmächtig und es ist ja auch gar nichts passiert. Also mit uns."


    Langsam wurde auch er ein wenig nervös, doch als Axilla dann die Milch absetzte, musste er schon wieder grinsen, denn sie hatte einen schmückenden Milchbart.

    "Aber so solltest du nicht gehen, sonst denken die Leute in der Ragia noch, mich hätte ein Milchbart überfallen"
    neckte er sie mit einem zwinkern und nahm dann selbst auch einen großen Schluck Milch mit dem selben Ergebnis.

    "Ich glaub ich muss dich mal mit nach Mogonticum nehmen. Marga würde dir wohl mit der Teigwalze hinterherrennen, wenn du nur so wenig isst. Es ist doch so, dass der Appetit beim Essen kommt, und wenn nicht fühlt sich die Köchin schuld und sieht es als Kritik an ihren Kochkünsten. Und das mag bei uns keiner riskieren. Hochstens Albin unser Villicus, aber der ist auch schon alt und ein wenig lebensmüde."


    Ragin hoffte, dass es dem alten Mann gut ging. Er hatte das letzte Mal betont, dass er schon so alt war, aber wehe er wagte es einfach zu sterben, dann...dann...wäre ragin wirklich böse auf ihn.


    "Gibt es hier keine römischen Ärzte? Das Museion ist so weit weg." Er war sich nicht so ganz sicher, ob er momentan einen so weiten Weg schaffen würde, auch wenn er das nie zugeben würde.


    "Aber wir sollten wirklich in der Regia Bescheid geben. Venusia macht sich sicher schon Sorgen um mich. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich über Nacht wegbleibe, und es ist ja generell nicht so, dass man einfach wegbleibt. Meinst du wir sollen selbst hingehen, oder einen Boten schicken?"

    Schon waren einige Trauben und einige Stücke Ananas in Ragins Mund verschwunden und dem Honigbrot gefolgt, welches vorher dasselbe Schicksal ereilt hatte. Ragin liebte die vielen Früchte hier in Alexandria. Alles war so süß und saftig, und bei süßen Sachen konnte er eh kaum widerstehen. Wenn er nur an Margas Honigkuchen dachte...


    "Hast du keinen Hunger? Ich esse eigentlich immer viel. Daheim werde ich immer von unserer Haushälterin gemästet, aber irgendwie nehme ich einfach nicht zu. Sie meint immer aus mir würde nie was werden, wenn ich nichts esse, dabei esse ich ich eigentlich am Meisten von unserer Familie. Und wenn ich nicht gerade von einem Schiff komme, kann ich auch immer was futtern."


    Aber viele Frauen aßen ja kaum etwas. Ragin hatte sich schon immer gewundert, wie sowas überhaupt ging. Hatten die denn gar keinen Hunger?


    "Aber ich sollte das wirklich mal von einem Arzt anschauen lassen." Er tippte sich an seinen Kopf. "Kennst du jemanden zu dem ich da gehen kann? Nicht dass mir nachher noch der Kopf abfällt." Meinte er scherzhaft und grinste, so gut das eben mit einem vollen Mund ging.

    Ein wenig wackelig war er ja schon auf den Beinen, aber es ging. Es war mehr ein komisches Gefühl als ein wirklicher Schwindel. Also lief er langsam und vorsichtig in Richtung Triclinium. Aber wenigstens war ihm nicht megr schlecht, ganz im gegenteil-er hatte Hunger und zwar nicht zu knapp! Außerdem würde er duch Essen sicher auch den nach wie vor schlechten Geschmack im Mund loswerden.


    Als er dann dort ankam, lächelte er seiner Gastgeberin freudig zu und pflanzte sich auch auf die Cline neben ihr. Sie sah ungewohn zugeknöpft aus. nicht einma Waden waren zu sehen. Offenbar hatte sie ihre gemeinsame Nacht doch ganz schön erschreckt, denn bei der Hitze hier konnte es nicht daran liegen, dass ihr plötzlich kalt war.


    "Das sieht ja gut aus! ich hab Hunger wie ein Wolf!" Gleich nahm er sich etwas Brot und Honig und biss ein großes Stück ab. "Entschuldige bitte, aber" er kaute schnell und schluckte ein wenig herunter um bessersprechen zu können "ich bin wirklich kurz vorm verhungern."

    Offenbar hatte er sie nicht abgeschreckt. Aber sie schien schon ganz schön nervös zu sein. Irgendwie gefiel ihm das schon. Es war genau andersherum als bei Sontje, als er am Liebsten im Boden versunken wäre. Ob das daran lag, dass Sontje ein paar Jahre älter war? Aber wahrscheinlich lag es daran, dass Axilla ja ein Freund war und weniger eine Frau.


    "Danke. Dann sehen wir uns ja gleich wieder" schickte er ihr noch hinterher. Als sie aus dem Zimmer war, grinste er erstmal breit. Er hatte mit einer jungen Frau die ganze Nacht in einem Bett geschlafen und keiner wusste was davon. Also hatte er keine Strafe zu fürchten, weil ja niemand was wusste und Axilla das sicher niemandem sagen würde und somit war es etwas Gutes gewesen. Und selbst wenn es herauskommen sollte, war er ja wegen seiner Verletzung aus dem Schneider.


    Als dann aber der Sklave hineinkam, erstarb Ragins Grinsen sofort. Hoffentlich wollte der ihm nicht auch beim Waschen helfen. Schon das Ankleiden konnte er eigentlich sehr gut alleine machen. Also sagte er dem Griechen mit seinem rumpeligen Koiné, dass er sehr dankbar für die Kleidung sei, aber es vorziehen würde sich selbst anzukleiden, und das machte er dann auch. Der Sklave, Leander war wohl sein Name, schaute schon beim Eintreten nicht besonders begeistert, gehorchte aber Ragins Bitte und war auch schnell wieder verschwunden.


    Er blieb dann noch ein paar Minuten in dem zimmer und machte sich auf den Weg ins Triclinium in der Hoffnung Axilla wäre dann schon dort. Er wollte ja nicht dort sitzen, warten und dann auf andere iunier treffen, die dann vielleicht unangenehme Fragen stellen konnten.