Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    "Ich werde mich natürlich dem Entschluss der Familie beugen. Ich sehe es auch so, dass wir nach außen mit einer Stimme sprechen müssen, aber ebenso sollten wir nach innen bei solchen Themen nicht mit unserer Meinung hinter den Berg halten. Schließlich sind wir immernoch Germanen und keine Römer."


    Er hatte zwar mittlerweile einen römischen Namen, allerdings fühlte Ragin sich selbstverständlich noch als Germane.


    "Und das wir Witjon wählen steht ja sowieso außer Frage."

    "Nun es wird ja noch eine Weile dauern, bis ich zur Legion gehe. Bis dahin möchte ich meiner Familie so viel wie möglich zurück geben. Sei mir nicht böse, aber gerade zu Beginn ist bei der Legion nicht viel Geld zu holen. Zumal ich ja nicht davon ausgehen kann, jemals so weit wie du zu kommen. Wenn das jeder erreichen würde, müsste die Legion bald ohne normale Soldaten auskommen."


    Das wäre zu überlegen. Vielleicht war der zivile Weg doch der bessere. Aber eigentlich wollte er es seinem Vater gleichtun, auch wenn er ihn eigentlich gar nicht gekannt hatte. Nun, ragin lies das auf sich zukommen, noch hatte er keine Eile.

    Eine Frau und ein Betrüger, aber Marsus wollte sie trotzdem Petronius Crispus vorziehen? Da war wohl jemand nachtragend.


    "Also ich würde den Petronier wählen. Ich habe mich mit ihm in der Thermae unterhalten und ich muss sagen: Ich mag ihn. Er ist zwar ein wenig bärbeißig, aber er scheint mir ein sehr korrekter Mann zu sein. Sei mir nicht böse Witjon, aber ich denke das euer Geschäft geplatzt ist, lag nicht unbedingt an ihm und es sollte deine Wahl nicht beeinflussen." Ragin hoffte er war Witjon jetzt nicht zu sehr über den Mund gefahren, aber unter Männern und im Kreis der Familie musste man sich sowas sagen können, ohne das es böses Blut gab. Außerhalb dieses Kreises hätte er seinen Vetter natürlich unterstützt, aber hier war das etwas anderes.

    Nun, Ragin hatte sich bisher überhaupt nicht darum gekümmert und dass Wahlen waren war ihm daher neu. Und so kannte er die Kandidaten natürlich auch nicht.


    "Nein, ich kenne die Kandidaten leider nicht. Wer hat sich denn aufstellen lassen? Und am Besten erklärt ihr mir auch gleich noch, wer diese Personen sind, denn kennen werd ich die wohl eh nicht. Welche sind denn unserer Familie positiv gesonnen?"

    Ragin folgte Landos Bitte auch sofort und kam auf den Balkon. Im Gegensatz zu seinen beiden Verwandten sah er ziemlich römisch aus, war er doch gerade aus der Stadt gekommen. "Heilsa ihr beiden. Was gibt es ? Eigentlich wollte ich Pepino gleich bei den Pferden helfen..."

    "Rom muss wunderbar sein. Ich hoffe ich kann es eines Tages auch mit eigenen Augen sehen. Und Alexandria ebenso. Eine verwandte von mir, Duccia Venussia, lebt mit ihrem Mann in Alexandria. Vielleicht werde ich sie dort einmal besuchen. Aber ich weis noch nicht, es ist schon sehr weit und die Reise ist sicher gefährlich. Außerdem muss ich meiner familie vorher etwas zurück geben, bevor ich an meine eigenen Wünsche denken kann."


    Wenig rumgekommen? Für Ragin war Crispus ein weitgereister Mann. Er mochte den Veteran, auch wenn ihr erstes Treffen eher unerfreulicher Natur gewesen war.

    "Dann nehmen wir den auf jeden Fall mit. Das ist ganz sicher ein gutes Omen." Er begrüßte es vom Thema abgelenkt zu werden, denn Ragin wollte sich nicht vorstellen, wenn Albin oder Ratbald starben. "Meinst du wir schaffen den zu viert? Der sieht ja ganz schön schwer aus, meine Güte. Vielleicht sollten wir dein kreuz nicht so belasten, damit du uns noch länger erhalten bleibst." Er zwinkerte dem Alten zu.

    Irgend etwas schien Crispus zu bedrücken, allerdings war dieser Eindruck nur sehr kurz und Ragin wusste nicht auf was es sich bezog. Seine Ausführungen über die Legion klangen sehr interessant, und durchweg positiv, aber von einem so altgedienten Soldaten war auch nichts anderes zu erwarten gewesen.


    "Warst du auch in fremden Ländern? Also ich meine außer in Germanien." Rom zum Beispiel schoss es ihm durch den Kopf.

    Ragin zog refelexartig den Kopf ein.


    "Entschuldige. Dann hab ich dich wohl ganz falsch verstanden. Aber es geht nicht nur dir so. Bei mir ist fast die ganze Verwandschaft tot, und ich bin noch jung. Aber ich werde versuchen nicht auch vor dir zu sterben, wenn du mir versprichst steinalt zu werden." Er zwinkerte dem Alten zu. "Aber wenn jemand im Kampf gestorben ist, dann war es ein guter Tod, auch wenn derjenige noch jung war. Trotzdem sollte man um die Gefallenen trauern, damit sie sehen dass man sie vermisst."

    "Nein, daran habe ich leider nicht gedacht. Deswegen tut das Ganze aber auch noch ganz schön weh. Aber das mit dem Schwert muss ich mir merken, das klingt nach einer sehr guten Methode."


    Jetzt hatte ihn aber die Neugierde gepackt.


    "Wie war des Leben denn bei der Legion? Vermisst du es, jetzt wo du dich ins Privatleben zurückgezogen hast?"

    Schade, es wäre auch zu schön gewesen, wenn er ihn gekannt hätte. Ihr Vilicus Albin erzählte ihm zwar ab und an über seinen Vater, aber meistens aus den Kindertagen seines Vaters. Ragin hätte zu gerne gewusst, wie die Römer seinen Vater gesehen hatten.


    "Ja, eigentlich kann ich schon recht gut reiten. Ich arbeite ja auch noch auf unserem Gestüt. Allerdings wurde ich gerade gestern von meinem neuen Pferd abgeworfen. Es ist ein sehr gutes und eigentlich recht sanftes Pferd, aber ich habe es übertrieben und bin wohl nicht mit dem nötigen Ernst an die Sache herangegangen. Mein Gesäß ist ganz schön blau und tut verdammt weh, aber es scheint zum Glück nichts schlimmeres zu sein. Trotzdem wird mir das eine Lehre sein."

    Auch Ragin musste lachen.


    "Danke Albin, jetzt seh ich da auch kein Yggdrasil mehr. Damit ist dieser Stein gestorben! Ich kann doch meinem Onkel keinen Trollschwanz auf sein Grab stellen!", erwiederte er gespielt empört um dann doch wieder lachen zu müssen.
    "Was ist Ratbald, hast du auch schon einen Stein gefunden?", rief er zu seinem Bruder herrüber.

    "Danke!" Zum Glück hatte er seinen Bruder. Wobei er schnell feststellte, dass es auch nicht viel einfacher war, die Pferde mit Futter zu versorgen. Verdammte Plackerei dachte er schmunzelnd, wobei er das alles schon lang nicht mehr so schlimm fand wie vorhin noch.

    Ragin schaute sich die Steine angestrengt an, er wollte keinen falschen Stein aussuchen. Er lief eine Weile rum, bevor er sich für einen entschied: Seine erste Wahl fiel auf einen großen Stein, der ihn ein wenig an einen Baum erinnerte. Er war unten schmaler und wurde dann am oberen Ende, also an der "Baumkrone" auf beiden Seiten breiter. Der Stein wog locker so viel wie Ragin selbst, aber das sollte doch zu schaffen sein.


    "Hier, wie wäre mit dem hier? Irgendwie muss ich an Yggdrasil denken, wenn ich ihn sehe und das wäre doch ein trostspendendes Zeichen für Onkel Sigmars Grab."

    Ragin schaute gespannt zwichen Albin und seinem Bruder hin und her. Er war gespannt, was der Alte wohl auf diese Antwort reagieren würde. Die Frage nach den Göttern war schwer gewesen, Ragin wusste nicht, wie er sie hätte beantworten sollen. Die Götter waren wichtig, und er glaubte an sie. Aber tat das nicht jeder? Sich über so etwas Gedanken zu machen war schon irgendwie komisch.