Tiberius nickte, auch wenn 500 Sesterzen einiges an Schotter war, konnte er das Geld derzeit recht gut aufbringen. In einem kleinen Beutel aufbewahrt legte Crassus das Geld auf den Tisch.
"Bittesehr."
Überwiesen.
Tiberius nickte, auch wenn 500 Sesterzen einiges an Schotter war, konnte er das Geld derzeit recht gut aufbringen. In einem kleinen Beutel aufbewahrt legte Crassus das Geld auf den Tisch.
"Bittesehr."
Überwiesen.
"Nein, noch nicht. Derzeit wohne ich noch in der Casa Decima in Rom."
Tiberius nickte.
"Richtig. Aquarius in Roma."
Als Cossius einen Verwandten erwähnte, blickte sich Crassus eilig um, als ob er diesen auf Anblick erkennen würde. Es war wohl mehr eine automatische Reflex als eine wirklich überdachte Reaktion auf Cossius' Bemerkung. Doch bemerkte der Decimus erst im Nachhinein, dass die Suche nach dem Verwandten gar nicht so abwegig war. Nur wenige Teilnehmer waren bereits angetreten und noch weniger standen schon bereit. Genau genommen nur zwei. Die Chance stand also 50 zu 50, dass einer der beiden ein Decimus war. Tiberius lächelte leicht, als der Rennleiter das Gespann des jungen Decimus bestaunte. Ob die Biga allein etwas herausreißen konnte, würde sich noch herausstellen, doch sicherlich kam es mehr auf die Qualitäten des Lenkers selbst, als auf das Gespann bei einem solchen Rennen an. Tiberius nickte abermals, als der Rennleiter die Russata nannte. Wenn er nicht Aquarius bei Purgitius Macer wäre und sein Verwandter Decimus Meridius nicht so beschäftigt wäre, hätte er vermutlich einen Wagen der Aurata gefahren. Doch war er in keinster Weise enttäuscht über diese Fügung, vermutlich war es sowieso der Wille der Götter.
Der Decimus bedankte sich noch bei Cossius für die Glückwünsche, ehe er langsam seinen Wagen gen Start bewegte und sich nach dem Sponsor seines Gespanns umsah, Senator Macer. Die Plätze um die Rennstrecke waren schon beinahe alle besetzt, so war es für Tiberius beinahe unmöglich den Curator zu finden. Mit dem Wissen, dass er ihn spätestens sehen würde, wenn das Rennen zuende war, erreichte er den Start. Er befand sich nun rechts von Decimus Serapio, einem Verwandten, wenn auch wahrscheinlich weit entfernt, so groß wie die Gens Decima war. Natürlich wusste Tiberius nicht, wer nun links neben ihm den Rennstart abwartete, doch erkannte er die Markierungen der Aurata an dessen Wagen, was ihn vermuten ließ, dass das Gespann von Meridius herbeigesteuert wurde und somit die Person links neben ihm höchstwahrscheinlich ein Verwandter war. Er richtete seinen Blick auf Serapio.
"Bist du zufällig ein Decimus?", formulierte Crassus vorsichtig, er wollte ja niemanden kränken - beziehungsweise überbewerten.
Tiberius ging wie so oft in letzter Zeit die Gänge der Basilica Iulia bis zum Officium seines Vorgesetzten, Curator Macer, hinunter. Doch war es allerdings wohl vorerst das letzte Mal, dass er dieses Officium aufsuchte. Crassus klopfte.
Tiberius betrat zum ersten Mal die Academica Militaris. Er ging die Gänge hinunter, bis er schließlich zum Officium des Schreibers kam. Er klopfte und wurde daraufhin hereingebeten.
"Salve! Ich bin Tiberius Decimus Crassus und möchte mich für das Examen Primum melden."
Tiberius betrat das Officium.
"Salve Duumvir! Ich bin Tiberius Decimus Crassus, Sohn des Titus Decimus Verus und ich möchte mich für die Magistratswahlen der Stadt Mantua als Magistratus aufstellen lassen."
Tiberius klopfte am Arbeitszimmer des Duumvirs. Nachdem er den langen Weg von Rom bis nach Mantua zurückgelegt hatte, wollte er sich als Kandidat für einen Magistratusposten Mantua's aufstellen lassen.
Tiberius lächelte leicht und setzte sich daraufhin. Zwar war der Decimus fast immer recht freundlich und gesittet, doch strahlte er heute nahezu. Kurz nachdem er nun Platz genommen hatte, musste er über den etwas befremdlichen Akzent der jungen Frau grübeln. Aus Griechenland kam sie nicht, wusste der junge Decimus. Er selbst musste es wissen, schließlich war Griechenland seine früherere Heimat. Leider war Achaia schon lange nicht mehr das, was es noch vor Jahrzenten war, erzählten zumindest immer seine bereits verstorbenen Großeltern. Früher unterschied sich Rom und Athen noch unverkennbar, doch mittlerweile hatte die römische Kultur die griechische zum größten Teil übernommen. Allerdings war Crassus selbst noch zu jung, um dies beurteilen zu können.
Insgesamt machte die junge Frau neben ihm nicht den Eindruck aus südlichen Ländern zu stammen. Ihre etwas blassere Haut und ihr dunkles Haar deutete auf nordische Länder hin, vielleicht eine Germanin? Oder eine Britin? Tiberius hatte keine Lust mehr Rätsel zu raten und wollte das Dunkel erleuchten. Er wendete sich Bridhe zu und formulierte seine Frage.
"Du bist keine Römerin oder?", versuchte Crassus möglichst vorsichtig zu formulieren. Der junge Decimus wollte gar nicht erst erahnen, wie Bridhe reagieren würde, wenn sie eine Römerin wäre. Oder sogar noch eine Patrizierin! Bei denen hatte Tiberius der Vergangenheit nach zu urteilen sowieso ein etwas schlechteres Händchen.
Als Bridhe das Wetter ansprach, nickte Tiberius zustimmend. Selbst der dümmste Mensch des gesamten Erdkreises hätte wahrscheinlich bemerkt, dass es sich bei dieser Aussage nicht nur um eine bloße Feststellung, sondern um einen Anreiz für ein Gespräch handelte. Die Bemerkung überspielte Tiberius einfach, er wollte direkt in die Vollen gehen und die Situation nicht mit Schwätzereien verderben.
"Ich heiße übrigens Tiberius Decimus Crassus. Aber nenn mich einfach Tiberius", warf der Decimer mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht ein.
"Wie ist dein Name, wenn ich fragen darf?"
Aufmerksam verfolgte Tiberius die Ausführungen des Centurio's, der anscheinend nichts außer Acht ließ, was bei seinem Range und der damit verbundenen Diensterfahrung wohl auch ein Widerspruch in sich wäre. Dass das Siegel beim Transport beschädigt wurde, schien Crassus ganz plausibel. Wem zum Teufel läge schon etwas daran das Siegel der Stadtverwaltung bei einem Dokument bezüglich des Wasserbaus zu fälschen...Eine Frage, die sich der junge Decimus schon seit geraumer Zeit stellte, beziehungsweise stellen musste. Eins stand jedoch allem Anschein nach jetzt schon fest. Eine Dokumentfälschung konnte ihm jetzt nicht mehr vorgeworfen werden, zumindest wenn sich die Sachlage nicht schlagartig ändern würde. Warum auch, er hätte ja gar keinen anständigen Grund dafür.
Der Aquarius hielt sich zunächst im Hintergrund und überließ dem Curator die Vermittlungen. Gespannt wartete Tiberius die Antwort des Centurios auf Macers' letzte Frage ab, schließlich konnte dies Crassus und bestimmt auch den Weg des Senators auf der Suche nach einer Antwort erleuchten.
Gemächlich spazierte Tiberius an diesem wunderschönen Herbsttag durch den Park. Der Wind blies ihm sanft durch das Gesicht und Sol erfreute ihn mit einer angenehmen Wärme. Der junge Decimus nahm sich immer wieder gerne eine Auszeit, um seine Arbeitswoche Revue passieren zu lassen und über das Kommende nachzudenken. Seit er nach Rom gekommen war hatte er bereits viel von der Weltmetropole erkunden können, doch die wahren Ausmaße der Stadt wurden ihm erst nach Tagen klar. Obwohl es recht windig war, trug Crassus heute nur eine Tunika. Die Toga hatte er in seinem Kleiderschrank gelassen, er wollte sich heute einmal von öffentlichen Arbeiten distanzieren und die Vorzüge des Tages in vollem Ausmaße geniesen. Wenn er so durch den schönen Park schlenderte, wurde dem Decimus erst wirklich bewusst, wie gut es ihm eigentlich ging. Er hatte eine Arbeit, eine Familie und lebte im prächtigen Rom, das sogar seine frühere Heimatstadt Athen noch an Schönheit übertraf. Es hatte sich wirklich ausgezahlt nach Rom zu kommen, er wollte sich gar nicht vorstellen was passiert wäre wenn er in Athen geblieben wäre. Er hätte seinen Vater und seine eigentlich Familie, die Gens Decima, noch immer nicht kennen gelernt. Abgesehen von Freunden, einem stattlichen Haus und ausreichend Verpflegung hätte er dort niemanden gehabt. Einzig und allein die Vergangenheit - auch wenn sie sowohl schöne Dinge barg - hätte ihn gequält und verfolgt.
Zielstrebig ging Tiberius auf eine Bank zu. Unweit der Sitzgelegenheit erkannte er erst, dass dort eine junge Frau entspannt mit ihrem Kind saß und allem Anschein nach ebenfalls das schöne Wetter genoss. Crassus schätzte sie in etwa in seinem Alter, sie war hübsch und schien recht glücklich. Der Anblick erinnerte ihn an die junge, temperamentvolle Patrizierin, die er kürzlich kennen gelernt hatte. Schon einge Zeit hatte er nichts mehr von ihr gehört, was Tiberius auf unbegründliche Weise Leere fühlen ließ. Er wusste nicht was es genau war, doch irgendetwas empfand er für die junge Frau. Der Decimus schüttelte den Kopf, als ob er dadurch seinen Gedanken ein Ende setzen konnte. Er verworf diese schnell wieder und besinnte sich auf die Frau vor ihm. Er stand nun direkt vor Bridhe und musterte sie. Sie hatte die Augen geschlossen und Tiberius anscheinend deshalb noch nicht bemerkt. Sie hielt ein Kind...ein wunderschönes Kind. Crassus lächelte leicht.
"Darf ich mich zu dir setzen, junge Frau?", sagte Tiberius in einem sanften, leisen Ton, um Bridhe nicht aufzuwecken, falls sie schlief.
Tiberius nickte.
"Nein, keine Fragen mehr und vielen Dank."
Langsam drehte sich der Decimus um und wendete sich Richtung Ausgang.
"Wir sehen uns dann höchstwahrscheinlich wieder beim Rennen. Vale!"
Dann verließ Crassus das Officium.
Herzlichen Glückwunsch
Nun lenkte auch Tiberius sein Zweiergespann über die sandige Rennstrecke. Der Wind blies ihm durch das Gesicht und auch Sol schien der Veranstaltung wohlgesonnen. Der Decimus hatte sich bereits einige Tage für das Rennen vorbereiten können. Dabei war ihm sein Vorgesetzter, Senator Purgitius Macer der Russata behilflich. Er stellte ihm Biga und einen geeigneten Trainingsplatz zur Verfügung. Es war vielleicht ungewöhnlich, dass ein Decimus für die Russata fuhr, doch es ergab sich nicht anders. Crassus wusste, dass sein Verwandter Meridius viel zu tun hatte und Vorbereitungen für seine Reise nach Parthien treffen musste, so wollte der junge Aquarius ihn nicht auch noch mit dieser Angelegenheit belasten. Es war ihm eine Ehre einen solch wichtigen Tag voll und ganz dem Mars zu widmen. Allein antreten zu dürfen erfüllte den Decimus mit Stolz, zumal er noch recht jung und eher unerfahren war was Wagenrennen betraf. Er war zwar ein guter Reiter und verfolgte gerne den Rennsport, doch wusste Tiberius, dass normales Reiten und Wagenrennen Welten entfernt waren. Gemächlich über die Steppen Griechenland's zu reiten, war eine Sache, doch an einem öffentlichen Rennen in der Weltmetropole Rom zu Ehren des Mars anzutreten, war eine völlig andere.
Langsam kam er dem Rennleiter, Cossius Calenus, näher und auch den bereits angetretenen Kontrahenten - darunter auch ein Verwandter, den Tiberius allerdings noch nicht kannte. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht und noch immer von der Sonne geblendet stoppte er mit den Zügeln seines prachtvollen Gespanns den Wagen. Macer hatte ihm eindeutig keinen Schrotthaufen zur Verfügung gestellt. Ganz im Gegenteil. Viel Mühe und Arbeit wurde in den letzten Tagen in die Grundüberholung der Biga investiert und viele helfende Hände der Russata unterstützen den Decimus bei diesem Unterfangen. Man hatte den alten Wagen quasi durch einen neuen ersetzt, der Wagen, den Macer Tiberius vor einigen Tagen noch auf dem Gelände der Factio präsentierte, war nicht wiederzuerkennen. Glanz und Farbe zierten nun das Gespann.
"Salve! Ich bin Tiberius Decimus Crassus und melde mich für das Rennen."
Sorry, dass ich so lang gebraucht hab.
Tiberius nickte knapp, war aber doch etwas überrascht, dass ein Verwandter ebenfallls am Rennen teilnahm. Seine Familie wurde anscheinend ihrem Ruf gerecht.
"Sicherlich, ich werde versuchen ihn noch vor dem Rennen zu erreichen."
Tiberius lauschte gerade noch Aristides' Frage, als er selbst auf die Tür aufmerksam wurde, wo gerade ein Mann die Räumlichkeiten betrat. Es war Senator Purgitius Macer. 'Na endlich', dachte sich der Aquarius. Zwar würde seine Schuld sicherlich ohnehin bewiesen werden, doch war man mit einem solch charismatischen Mann wie der Senator es war sicherlich auf der sicheren Seite.
"Salve Curator", grüßte der Decimus seinen Vorgesetzten und wartete ab, sicherlich würde dieser gleich etwas zu sagen haben und wissen wollen was der Grund für diesen Umstand war.
Nachdem sie bereits ein Stückchen gelaufen waren erreichten der Curator und sein Aquarius die Stallungen der Russata. Tiberius war äußerst überrascht, dass um diese Uhrzeit noch solch ein reges Treiben auf dem Gelände herrschte. Wenn man sich im Hof umschaute konnte man eindeutig erkennen, dass es sich bei der Russata keineswegs um Anfänger handelte. Alles schien professionell und so schien auch alles geordnet abzulaufen. Crassus richtete seinen Blick auf den Wagen, der inmitten des Hofes bereits bereitgestellt worden war. Auf Zack waren die Mitarbeiter der Factio wirklich.
"Solange er mich als erster ins Ziel bringt, ist mir jeder Wagen recht", witzelte der Decimus mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Tiberius betrat den Raum und setzte sich.
"Salve Meridius! Mir geht es bestens, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Ich bin jetzt bei Curator Purgitius Macer als Aquarius angestellt und ich kann mich über die Arbeit wirklich nicht beschweren. Ich hoffe dir geht es derzeit in etwa gleichermaßen?"
Der Decimus nickte zustimmend bei Macer's Vorschlag. Zwar zweifelte er etwas, dass der Curator wirklich genug Zeit hatte sich auch noch um solch nebensächliche Dinge zu kümmern, doch wusste es dieser bestimmt am besten, was er zu tun oder zu lassen hatte.
"Wenn du die nötige Zeit aufwenden kannst, mich zu den Stallungen zu führen, gerne Curator."
Selbstverständlich wiedersprach der Decimus dem Aurelier nicht und setzte sich. Er musterte Corvinus, während dieser eine Wachstafel mit Namen hervorholte, anscheinend die Teilnehmer für das Rennen. Auf die Frage, ob Decimus Crassus der richtige Name war, nickte Tiberius. Bei der zweiten Frage jedoch musste Crassus verneinen.
"Nein. Ich starte mit einem Gespann von Purgitius Macer. Meridius ist derzeit sehr beschäftigt und deswegen wollte ich ihn nicht auch noch mit dieser Angelegenheit belasten."