Beiträge von Marcus Decimus Flavus

    "Nein danke! Ich wollte lediglich kurz vorbeikommen um mich vorzustellen. Die Neugierde kann etwas sehr tückisches sein. Und bei mir ist sie leider besonders stark ausgeprägt."


    Von Crassus hatte Marcus zwar gehört, war ihm aber bisher nie persönlich über den Weg gelaufen, was ihm nicht wirklich viel ausmachte. An der Bekanntschaft junger Damen war er ohnehin mehr interessiert. Er nahm die Einladung sich zu setzen mit einem freundlichen Lächeln an und nahm auf einer der Liegen Platz.


    "Ich muss gestehen, dass ich deinen Bruder bisher nicht persönlich kennen gelernt habe. Auch ich bin erst einige Monate hier in Rom und kenne das Gefühl daher noch recht gut, neu in dieser großen Stadt zu sein. Von wo kommt dein Zweig der Gens?"

    Sein heutiger Amtsweg führte den jungen Decimer zur Castra Praetoria, die an der nordöstlichen Stadtgrenze Roms lag. Als Tresvir Capitales lag es in seinem Aufgabenbereich die Aufsicht und Überwachung der städtischen Gefängnisse bzw. der dort inhaftierten Gefangenen zu gewährleisten. Heute standen die Hauptgefängnisse der Cohortes Urbanae und der Cohortes Praetoriae auf dem Programm. Marcus hatte sich mit einer Sänfte zur Castra tragen lassen und entstieg langsam seiner bequemen Liegefläche, nachdem die Sklaven sie direkt vor dem Haupttor abgestellt hatten. Er sah sich kurz um und verschaffte sich dadurch einen kleinen Überblick – schließlich war er das erste Mal hier in diesem Viertel Roms. Dann ging er auf die Wache zu.


    "Salve! Ich bin Vigintivir Decimus Flavus und möchte eine routinemäßige Kontrolle der Gefängnisse durchführen."

    "Es scheint mir so."


    Marcus nickte zuversichtlich und sah dann für einen kurzen Moment gedankenverloren zu einem der Fenster, ehe er sich wieder Quarto zuwandte.


    "Vielleicht ist es schon zu früh für derartige Überlegungen, aber ich wollte mich mit dir auch über den nächsten Schritt in meiner Karriere zu unterhalten. Nach dem abgeleisteten Vigintivirat steht mir ja ein militärisches Tribunat bevor. Ich möchte mich rechtzeitig um einen freien Posten bemühen und wollte dich diesbezüglich um deine Meinung bitten Patron. Welche Schritte müssen von mir unternommen werden, um mir ein solches Tribunat zu sichern?"

    Das war dann wohl fürs Erste Demütigung genug für den Optio. Das Gestammel des Mannes verriet ohnehin schon alles. Mehr musste dazu wohl nicht mehr gesagt werden. Die Disziplinierung des Mannes war nun nicht mehr so Interessant für den jungen Decimer, als die erste Reaktion, auf die barschen Worte des Centurios. Marcus setzte seinen Weg daher unbeirrt fort und trat durch die Türe, die zu den Zellen führte. Wie bereits vom Optio angekündigt, waren bis auf eine alle anderen ohne Insassen. In der einen jedoch lag ein relativ junger Mann mit hinter den Kopf verschränkten Armen auf eine Bündel Stroh und musterte den Decimer interessiert, ohne ein Wort zu sagen. Marcus ging auf die Zellentüre zu, die anders als die meisten ein ziemlich hohes und breites Gitterfenster hatte und musterte zurück.


    "Manius Asellus?"


    Der junge Mann auf der anderen Seite der Gitterstäbe hatte jedoch nur einen verächtlichen Blick für den Magistraten über. Schließlich wurde er anscheinend doch noch neugierig.


    "Wer will das wissen?"


    Marcus zog eine Augenbraue nach oben.


    "Ich bin Vigintivir Decimus Flavus."


    "Ein Vigintivir? Du bist doch nicht etwa hier um dich um meine Hinrichtung zu kümmern? Ich sitze hier wegen Erpressung und Körperverletzung ein. Das sind keine Delikte auf die die Todesstrafe stehen."


    "Dann bist du also Manius Asellus?"


    "Bei den Göttern! Ja, verdammt noch mal. Der bin ich." erwiderte der Gefangene sichtlich leicht errecht und genervt. Marcus ließ sich davon jedoch nicht abschrecken oder gar einschüchtern und erwiderte ruhig


    "Dann bin ich nicht wegen deiner Hinrichtung hier Manius Asellus. Ich überprüfe lediglich den Zustand dieser Wachstation, der Zellen und der Gefangenen."


    "Den Zustand dieses Postens? Den siehst du ja. Ein verdammter Schweinestall ist das hier. Sieh dich um! Alles verdreckt und verwanzt. Es würde mich nicht wundern, wenn mich diese verdammten Vigiles schon mit allem Möglichen angesteckt haben. Verdammtes Pack!"


    Asellus setzte sich auf und machte eine abfällige Handbewegung in Richtung der eisenbeschlagenen Eingangstüre, durch die Marcus gerade vorhin gekommen war. Der junge Decimer blieb auch weiterhin gelassen und erwiderte trocken


    "Nun, du sitzt schließlich nicht ohne Grund hier und wenn du so dämlich warst dich erwischen zu lassen, dann bist du selbst schuld an deiner Lage."


    Plötzlich sprang Asellus wutentbrand auf. Seine Hand schnellte durch die Gitterstäbe und versuchte Marcus Magistratentoga zu packen. Es ging sich jedoch um einen Fingerlänge nicht aus und so griff der Gefangene ins Leere. Auch drei weitere Versuche, bei denen er sich noch stärker gegen die Gitterstäbe lehnte um den Abstand zu überwinden, misslangen. Marcus blieb unbeeindruckt und vollkommen ruhig an Ort und Stelle stehen. Die plötzliche Erregung des Gefangenen und sein misslungener Versuch Handgreiflich zu werden erwiderte er mit einem mitleidigen Grinsen. Als hätte er damit gerechnet, hatte er diesen Abstand von der Zelle im vollen Bewusstsein eingenommen.


    "Beruhige dich Asellus. Diese unnötige Aufregung bringt doch nichts."


    "Du verdammter………!"


    Anstatt dem jungen Decimer einen entsprechenden Kraftausdruck entgegen zu schreien, spukte ihm der Gefangene vor die Füße und traf dabei auch dessen Tunika. Das ließ in Marcus nun doch Wut aufsteigen. Wie aus dem nichts schnellten seine Hände hervor und packten Asellus Arm, der immer noch zwischen den Gitterstäben hervorstand. Gekonnt verdrehte er ihm den Arm so, dass Asellus sich mit einem kurzen Schmerzensschrei so winden musste, dass er nun mit dem Rücken zur Zellentüre stand. Marcus drückte den verdrehten Arm des Gefangenen etwas nach oben, was wiederum einen stechenden Schmerz bei Asellus auslöste. Mit einer solch überraschenden Reaktion hatte der Gauner vermutlich bei einem römischen Magistraten nicht gerechnet und musste sich geschlagen geben.


    "Ich hatte dir doch gesagt, dass du dich beruhigen sollst." zischte Marcus hervor.


    "Ist ja schon gut Mann. Verdammt! Ahhrrgg! Lass mich wieder los!"


    Marcus drückte den Arm noch einmal kurz nach oben, um bei Asellus noch einmal diesen stechenden Schmerz hervor zu rufen und ließ dann von ihm ab. Blitzschnell und sichtlich erleichtert zog der kleine Gauner seinen Arm wieder durch die Gitterstäbe und funkelte den Magistraten wütend an.

    Marcus verzog nachdenklich sein Gesicht. War dies nun als generelle Ablehnung auf ein Wiedersehen zu verstehen, oder wollte sie einfach nicht spazieren gehen. Der erste Teil ihrer Aussage deutete ja darauf hin, aber die abschließenden Worte über die anderen jungen Frauen könnte man auch so auslegen, als sollte er sich jemand anderen suchen, um ihm schöne Augen zu machen. Der junge Mann wirkte etwas enttäuscht.


    "Also gut. Dann…… Dann werde ich mich nun wohl wieder zurückziehen und dich nicht weiter stören. Vielleicht sieht man sich ja wieder einmal - so Fortuna es will."

    Beim nächsten Punkt der Tagesordnung hielt sich Marcus dezent zurück und ließ sich keinerlei Reaktion anmerken. Er war eben erst in die Reihen dieses Vereines aufgenommen worden und daher keineswegs berechtigt sich über die Rangaufstiege diverser Mitglieder zu äußern. Den angesprochenen Praefectus Legionis kannte er ohnedies nicht. Germanicus Avarus jedoch war ihm durchaus ein Begriff - der Gemahl seiner Tante Decima Lucilla. Er hatte bisher leider keine Möglichkeit auf ein persönliches Gespräch, hatte ihm jedoch bei seiner Kandidatur im Senat kennen gelernt.

    "Unsere Familie ist dazu wohl zu verzweigt und ich bin ja auch noch nicht all zu lange hier in Rom. Aber wer weiß. Vielleicht kann ich dir beim nächsten Treffen schon von ihm berichten. Ich werde meine Augen offen halten."


    Marcus lächelte die junge Frau noch einmal freundlich an und zeigte seine gepflegten und strahlend weißen Zähne. Dann nahm er plötzlich ihre Hand und hielt sie in seiner.


    "Also gut Prudentia Callista. Es war mir eine Freude dich kennen zu lernen und dich begleiten zu dürfen. Ich hoffe unsere Wege werden sich bald wieder kreuzen. Sobald die Wahlen vorbei sind, habe ich bestimmt wieder etwas Zeit, dir einen Besuch abzustatten und diesen Spaziergang einzulösen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag."


    Nach diesen Worten verneigte er sich vor der jungen Frau und führte ihre Hand zu seinem Mund. Ein zärtlicher Kuss auf den Handrücken folgte, ehe er sich wieder aufrichtete und ihre Hand los ließ.

    Marcus ergriff die Hand des Consuls mit beiden Händen und schüttelte sie beherzt.


    "Vielen Dank Patron! Dieses Lob aus deinem Mund zu hören ist wahrlich eine große Freude und vor allem der größte Erfolg. Ich muss gestehen, dass ich dies ohne deine Hilfe jedoch nicht geschafft hätte. Die von dir vorgeschlagenen Senatoren waren genau die richtigen Ansprechpartner und haben mir bestimmt größtenteils zu diesem Wahlsieg verholfen. Alles Weitere liegt nun an mir selbst. Mein Officium in der Basilica Ulpia habe ich bereits bezogen und als erstes werde ich die Überprüfung der städtischen Gefängnisse in Angriff nehmen. Aus den Unterlagen konnte ich erkennen, dass dies in letzter Zeit etwas vernachlässigt wurde.


    Wenn es irgendetwas gibt, dass ich auch für dich tun kann, um dir meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, dann halte dich bitte nicht zurück."


    Dann ließ er die Hand seines Patrons wieder los und blieb unmittelbar vor diesem stehen.

    Marcus zuckte unmerklich etwas zusammen, als hinter ihm ein lautes Krachen zu hören war. Was war denn jetzt schon wieder los? War einer dieser besoffenen Soldaten vom Stuhl gefallen. Verwunderlich wäre es jedenfalls nicht gewesen, lebten sie hier doch wie die Maden im Speck oder besser gesagt wie die Rebläuse im Weinstock. Doch mit seiner Vermutung lag er falsch. Als er sich umwandte um nachzusehen, betrat ein weiterer Vigil die Wachstube. Anders als der Wachhabende, machte dieser jedoch einen wesentlich schnittigeren und engagierten Eindruck auf den jungen Mann. Da er den Optio, der sofort schwungvoll seine Füße vom Tisch nahm und dabei fast vom Stuhl kippte, sehr barsch ansprach, handelte es sich vermutlich um ein Offizier, der hier unangekündigt auf eine Visite vorbeigekommen war. Marcus blieb stehen und nickte dem Mann ebenso grüßend zu. Das nun folgende Schauspiel wollte er sich bestimmt nicht entgehen lassen.


    Der Optio sprang wie von der Tarantel gebissen von seinem Stuhl auf und eilte hinter seinem Schreibtisch hervor. Auch die Männer, die bisher in der Ecke herumgelümmelt hatten, erhoben sich zackig – zumindest soweit es ihr Zustand erlaubte. Stotternd suchte der Optio nach den passenden Worten.


    "Ohh… Centurio! Wir haben nicht mit dir gerechnet. Ich meine…. Nein…. Ähm…. "


    Er warf kurz einen Blick zu seinen Männern um sich zu vergewissern, dass sie Aufstellung genommen hatten und machte schließlich schnell eine Meldung, um von den Anschuldigungen des Centurios abzulenken.


    "Ich melde keine besonderen Vorkommnisse!"


    Marcus konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Sein vorlautes Mundwerk, war dem Optio nun wohl vergangen.


    Sim-Off:

    kein Problem. Wusste nicht, dass es aktive Vigiles gibt. Nur mit dem Gefangenen würde ich dann gern alleine reden. Ist wichtig für meine Story. ;)

    Sein Herz schlug merklich schneller, als Casllista ihm so bereitwillig verriet wo sie wohnte. Ein sicheres Zeichen, dass sie es mit dem Wiedersehen ebenso ernst meinte, wie er selbst. Die große Freude des jungen Mannes spiegelte sich wohl auch in seinen Augen wider, die Callista anstrahlten. Schließlich erwähnte sie einen Namen bzw. fragte nach einem Verwandte, der Marcus jedoch nicht wirklich etwas sagte.


    "Hmm… dem Namen nach klingt es so. Das Geschlecht der Decimer ist sehr weit verbreitet im römischen Reich. Es ist also durchaus möglich, dass er ein entfernter Verwandter von mir ist. Allerdings kenne ich ihn nicht persönlich. Warum fragst du?"

    Mit einem freundlichen Lächeln und leicht erhobenen Armen, als wolle er damit jemanden umschlingen, betrat Marcus das Tablinum und ging schnellen Schrittes auf den Consul zu.


    "Patronus! Darf ich dir zu deinem fulminanten Sieg bei den Wahlen gratulieren!"


    Als er schließlich nur noch wenige Schritte von seinem Patron entfernt war, konnte dieser glauben, dass Marcus ihn nun tatsächlich gleich in seine Arme schloss. Doch der junge Mann senkte sie im letzten Moment ab und hielt sie ihm beide entgegen, in dem Hoffen, der Consul würde es ihm gleich tun und seine überschwängliche Gratulation entgegen nehmen.


    "Ein wahrhaftig großartiges Ergebnis. Wüsste ich nicht, dass du dir das alles hart erarbeitet hast, könnte man glauben Fortnua war dir an diesem Tage besonders hold. Ich gratuliere dir herzlich zu deiner Wiederwahl."

    Eine der nicht gerade angenehmsten Aufgaben eines Tresvir Capitales war die Aufsicht und Überwachung der städtischen Gefängnisse bzw. der dort inhaftierten Gefangenen, von denen es in Rom einige gab, die man aufzusuchen hatte. Der heutige Weg führte Marcus an den südlichen Stadtrand Roms, um genauer zu sein in die Nähe der Porta Querquetulana, wo die Vigiles eine Wachstube samt kleinem Gefängnis hatte. Es war also nichts Besonderes und der junge Decimer hoffte, die Sache bald erledigt zu haben. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Casa Decima Mercator, hatte er sich zu Fuß auf den Weg gemacht und traf relativ rasch bei der Wachstube ein, vor deren Eingang ein Vigil postiert war.


    "Salve! Ich bin Vigintivir Decimus Flavus und möchte kurz eine Überprüfung der Gefangenen vornehmen. Habt ihr welche?"


    Der Vigil sah den jungen Mann verwundert an. Auch wenn es zu ihren Aufgaben zählte, und dessen war der Miles sich sicher, hatte er hier schon lange keinen römischer Magistraten gesehen und schon gar nicht, um die Gefangenen zu überprüfen. Er wirkte daher anfangs etwas perplex und trat einen Schritt von der Türe weg.


    "Da sprichst du am besten mit dem Wachhabenden, Magistratus. Er ist in der Wachstube."


    Marcus nickte dankend und trat dann durch die Türe, die ihm der Vigil frei gemacht hatte. Der Geruch, der ihm dabei entgegenschlug, ließ ihm kurz Inne halten, ehe er sich durchringen konnte, die Wachstube zu betreten. Es roch Ekelhaft – irgendwie nach Alkohol, Urin, Schweiß und anderer undefinierbarer Gerüche. Dieser Posten am Stadtrand war nicht gerade die Castra Praetoria oder eine der größeren Stationen der Vigiles, die man in mehreren Stadtteilen Roms fand. Hier her wurde vermutlich auch nicht gerade die Elite der Vigiles abkommandiert und auch die Hoffnung mit einem wachhabenden Offizier zu sprechen schwand, als Marcus einen ersten Blick in die Wachstube warf. Hier ließ sich bestimmt kein Tribun aus dem Ritterstand blicken. An einem einfachen Holztisch in einer Ecke des Raumes saßen oder besser gesagt lungerten mehrere Soldaten und wärmten sich vermutlich gerade etwas an den ringsum stehenden Kohlebecken auf. In einer anderen Ecke war ein Schreibtisch aufgestellt, hinter dem ein Mann durchschnittlichen Alters saß, der nicht gerade einen besonders motivierten oder vertrauensvollen Eindruck auf Marcus machte. Er hatte sich weit in seinen Sessel zurückgelehnt und die Füße auf den Schreibtisch gelegt. Auch als Marcus näher trat, machte er keine Anstallten diese Position irgendwie ändern zu wollen. Stattdessen raunte er dem jungen Mann entgegen.


    "Was kann ich für dich tun Bürger?"


    Auch wenn sich der junge Mann maßlos über diese Behandlung ärgerte, versuchte er Ruhe zu bewahren und antwortete dem Soldaten, der vermutlich den Rang eines Optios oder gar Centurios bekleidete trocken und ernst.


    "Ich bin Vigintivir Marcus Decimus Flavus und bin hier um den Zustand eures Gefängnisses zu überprüfen und einen Einblick in die Liste der Gefangenen zu werfen. Ihr habt doch welche derzeit oder?"


    Der Wachhabende, bei dem es sich tatsächlich um einen Optio handelte, sah Marcus nur gelangweilt an, ehe er das Gespräch scheinbar keineswegs Beeindruckt über das Amt des jungen Decimers wieder aufnahm.


    "Ein Vigintivir. Soso." Dann wandte er sich an den Tisch in der anderen Ecke des Zimmers, an dem die Soldaten saßen. "Habt ihr gehört Männer! Ein Vigintivir beehrt uns! Also zeigt euch von eurer besten Seite. Wenn ihr eine solche überhaupt habt."


    Marcus konnte es im ersten Moment gar nicht glauben. Was bildete sich dieser ungehobelte und nichtsnutzige Vigil eigentlich ein? Natürlich, er war kein Konsul oder Prätor, aber dennoch ein gewählter Magistrat Roms und dementsprechend mit Respekt und Würde zu behandeln. Als er sich kurz zum Tisch wandte, sah er nur in die schamlos grinsenden Gesichter der Soldaten. Wütend sah er wieder zu dem Wachhabenden, der ihm ebenso hämisch angrinste.


    "Du musst uns verzeihen Magistrat. Einen so hohen Beamten sehen wir hier nur sehr sehr selten. Wir sind daher auch nicht besonders geübt darin, dich standesgemäß zu begrüßen. Aber zu deinem Anliegen. Ja, wir haben derzeit einen Gefangenen. Er befindet sich da hinten in einer der Zellen."


    Der Optio deutete auf eine mit Eisen beschlagene Holztüre, die vermutlich zu den Zellen führte. Dann schob er ein Blatt Papyrus über den Tisch. Marcus hatte Mühe sich zu beherrschen. Am liebsten wäre er diesem Mann an die Gurgel gesprungen oder hätte ihn ein Messer in den Bauch gerammt. Doch bei dieser Überzahl an Soldaten, war dies vermutlich keine Besonders gute Idee. Daher ging er auch nicht weiter auf die Frechheiten dieses Mannes ein und überflog das Papyros, das sowohl die Namen der letzten Insassen, als auch den Namen und die Daten des aktuellen Gefangenen aufwies. Ein gewisser Manius Asellus, dem man laut diesem Bericht Erpressung und Körperverletzung vorwarf. Anscheinend hatte man ihn auf frischer Tat erwischt, als er einen Händler hier in der Gegend erpressen wollte. Marcus sah wieder auf.


    "Kann ich den Gefangenen sehen?"


    Das Grinsen des Optios war immer noch nicht aus seinem Gesicht gewichen, als er dem jungen Decimer antwortete und noch einmal mit einer einladenden Geste zur Türe deutete.


    "Aber natürlich. Er wird sich bestimmt über Besuch freuen."


    Marcus wandte sich vom Schreibtisch ab und ging zur Türe.

    Sein Lächeln wurde wieder breiter, als Callista dem jungen Decimer ein Wiedersehen in Aussicht stellte und noch dazu ganz nebenbei anmerkte, dass sie ihn nett fand.


    "Solange du hier in Rom wohnst, spricht nichts dagegen. Sag mir einfach wo ich dich finde und ich werde dich bei nächster Gelegenheit besuchen oder dich zu einem Spaziergang abholen.


    Übrigens habe ich dir glaube ich noch gar nicht meinen ganzen Namen verraten. Ich heiße Marcus Decimus Flavus, Sohn des Livianus."


    Erst jetzt war ihm eingefallen, dass Callista bisher nur seinen Cognomen wusste. Vielleicht würde es ihr hoffentlich positives Bild von ihm abrunden, wenn sie sich auch bewusst war, dass er aus einer ehrenwerten Gens stammte und vorallem für den Fall, dass einer ihrer Verwandten nachfragte. Es war schließlich nicht besonders Anständig für eine junge Frau ihres Standes sich mit einem Mann zu treffen, von dem man nicht einmal den Namen oder die Familienzugehörigkeit wusste.

    "Ich bin Marcus Decimus Flavus, Klient des Consuls. Melde mich deinem Herrn."


    Marcus musterte den Skalven. Er war ihm bereits von seinem ersten Besuch in Erinnerung geblieben. Einen wie ihn hatte er davor noch nie gesehen. Wo er wohl herkommen mochte? Er war nur ein Sklave und der junge Decimer hätte sich nie dazu herabgelassen, offensichtlich Interesse an ihn zu bekunden, doch konnte er nicht abstreiten, dass ihm die Neugierde gepackt hatte. Er würde einfach den Consul fragen, woher dieser Sklave mit seinem exotischen Aussehen kam.

    Die Wachen brachten Marcus zum Eingang des Domus Aeliana und überließen ihn dort sich selbst. Für alles weitere waren sie vermutlich nicht mehr zuständig und so wartete der junge Decimer auf einen der Haussklaven, der ihm sicher gleich wie bereits beim letzten Mal in Empfang nehmen würde. Er konnte sich noch gut an seinen ersten Besuch hier erinnern. All zu lange war er noch nicht her. Auch dieses Mal war er vom pompösen und ehrerbietenden Eindruck des Palastes begeistert. Nur die Nervosität hatte er abgelegt, die er beim ersten Besuch hier ganz deutlich verspürt hatte.

    "Gerne!"


    Marcus lächelte die junge Frau an und verneigte sich leicht. Das war es nun also, stellte er für sich resignierend fest. Die Wege der beiden würden sich nun aller Voraussicht nach endgültig trennen und das war wahrlich schade. Hier in Rom hatte er anscheinend kein Glück bei den Frauen, anders als bei so mancher jungen Römerin in Britannia. Aber naja. Auch das war bestimmt nur eine Frage der Zeit. Fortuna konnte einem schließlich nicht immer Hold sein und so versuchte er es erneut.


    "Also trennen sich hier wieder unsere Wege. Oder denkst du wir könnten uns wieder sehen Callista?"

    Da hatte der junge Decimer anscheinend tatsächlich etwas falsch verstanden. Naja. Es war eigentlich auch keine wunder bei einer solchen Geschichte. Wer verlor in einem so jungen Alter bereits einen Ehemann und einen Verlobten auf so tragische Art und Weise? Aber Marcus merkte ziemlich schnell, dass dieses traurige Thema nicht unbedingt vorteilhaft war, was sich auch gleich darauf zeigte, indem die junge Scriba seine Einladung abschlug. Etwas enttäuscht seufzte er leise, ließ aber nicht locker.


    "Vielleicht ein andermal?"

    Damit war also alles beschlossene Sache. Die beiden Kandidaten waren einstimmig gewählt und Marcus konnte seinen beiden bisherigen Gönnern gleich mit einem Schlag seine Loyalität beweisen und einen Teil seiner Schulden begleichen. Zufrieden nickte er den beiden Senatoren zu und wartete dann gespannt, was als nächstes Folgen würde.

    "Ich weiß das der Consul ein viel beschäftigter Mann ist. Ich besuche ihn heute auch als sein Klient und nicht in meiner Funktion als Vigintivir oder gar als Bittsteller. Er wird also Zeit für mich haben. Sei da ganz unbesorgt."


    Der Decimer wunderte sich etwas darüber, was die Palastwachen der Terminplan des Consuls anging, doch er sagte nichts. Stattdessen hob er seine Arme seitlich an und ließ sich von dem Prätorianer ohne großes Aufsehen durchsuchen.