Der junge Decimer hatte sich nach dem Abnicken Aurelius Corvinus zwar auf weitere Fragen anderer Senatoren eingestellt, doch die Nächste ließ den bisher optimistischen und freundlichen Ausdruck mit einem Schlag aus seinem Gesicht verschwinden. Er bemühte sich so gut er konnte die Haltung zu waren und sich nichts anmerken zu lassen, während er den Worten des fragenden Senators angestrengt folgte. Nicht nur das der erste Satz dieses Senators seine Herkunft in Frage stellte, deutete der Zweite auch noch an, dass er mit seiner Kandidatur nicht im Sinne und zum Wohle seiner Familie handelte. Als schließlich der Name Decima Lucilla fiel wurde Marcus schlagartig klar, wem er hier vor sich hatte. Es war Germanicus Avarus, den er bei seinem Besuch in der Casa Germanica vor wenigen Tagen nicht angetroffen hatte. Nur sein Neffe Sedulus war damals zu sprechen und dieser hatte dem jungen Mann seine Unterstützung zugesichert. Nun erkannte er, leider zu spät, wie wichtig dieses Gespräch mit Avarus gewesen wäre und ärgerte sich sowohl über sich selbst, als auch über die damalige Abwesenheit des Senators. Solche Themen, noch dazu von einem eingeheirateten Verwandten, hätten vor diesem Tag geklärt werden müssen. Sie hatten weder mit der Politik des Senates noch mit der Kandidatur des Decimers zu tun. Das gerade Avarus sie nun hier zur Diskussion brachte, war äußerst bitter für den jungen Mann. Marcus atmete kurz durch und sammelte seine Gedanken ehe er gefasst und ruhig seine Antwort formulierte.
"Zu deiner ersten Frage…. Ja, ich bin der leibliche Sohn des Decimus Livianus und seiner verstorbenen Frau Aemilia. Und ja, ich glaube fest daran, dass mein Vater noch lebt und eines Tages Lebend und Gesund zu uns zurückkehren wird."
Hier machte er eine kurze Pause und sah in die Gesichter der anwesenden Senatoren, um diese beiden wichtigen und grundlegenden Aussagen einen Moment wirken zu lassen. Nun wurden seine Worte eine Spur energischer und vermittelten das Gefühl, dass sie aus seinem tiefsten Inneren kamen. Sogar ein leiser Hauch Verzweiflung klang in seinen Worten mit.
"Nur was Senator, würde deinen Vorstellungen gerecht werden, dass ich tun könnte, um meinen Vater aus der Hand unserer Feinde zurück zu holen? Ich bin kein Soldat und habe keine Armee hinter mir, um ihn zu befreien. Ich bin auch kein König oder gar ein Kaiser, der die Möglichkeit hätte mit den Feinden Roms zu verhandeln. Und ich habe auch nicht das diplomatische Geschick meines Verwandten Decimus Meridius oder das Wissen des obersten Rechtsgelehrten unseres Kaisers, meines Onkels Decimus Mattiacus, die von dieser ehrenwerten Versammlung und vom Kaiser damit beauftragt wurden mit den Parthern Verhandlungen aufzunehmen. Glaube mir – es war schwer genug für mich, mir einzugestehen, dass ich ihnen bei ihrer schweren Aufgabe vermutlich nur ihm Weg wäre.
Was also, Senator Avarus, könnte ich deiner Meinung anders machen, als mich hier in Rom um meine Schwester zu kümmern, zu versuchen meinen Vater bei seiner Rückkehr Stolz zu machen und vor allem…….. nach den langen Monaten des Wartens und des Hoffens endlich wieder zurück ins Leben zu finden. Und glaube mir eines geschätzter Senator – allein die Gedanken an meinen Vater, werden mir mehr Ansporn sein und mich mehr in meiner Arbeit vorantreiben, als jeden Anderen."