Am nächsten Morgen stand Leonidas ausgeschlafen an der Stelle an der gestern die Vorlesung stattgefunden hatte und wartete auf den Lehrer, wie auch auf die anderen Schüler.
Beiträge von Leonidas Kleomenes
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Leonidas hielt noch einen kurzen Moment inne und begann dann zu sprechen: "Bei den nächsten Neuwahlen möchte ich mich für das Amt des Strategos Alexandrinos aufstellen lassen. Das nächst größere Ziel ist das Amt des Exegetes, da ich ein paar Gesetzesänderungen erdacht habe, die sehr nützlich für unsere Polis, wie auch für die anderen Poleis wären. Genauere Gedanken über meine politische Laufbahn werde ich mir erst machen, wenn ich mein erstes Amt inne habe, auch wenn ich jetzt schon grobe Vorstellungen habe, die für viele utopisch anmuten würden!"
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"Dann bis morgen" sagte Leonidas und ging.
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"Ja, ich will mir das antun und ich bin nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit. Wenn es dir nichts aus macht würde ich nach dem morgigen Unterricht, bei dir in der Akademie vorbei schauen?"
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"Mein Name ist Leonidas Kleomenes und danke für das Kompliment, aber dein Wissen übersteigt meines bei weitem. Deshalb wollte ich fragen, ob ich nach meinem Studium im Museion, nachmittags bei dir in der Akademie, dieses fremde Wissen kennen lernen darf?" antwortete Leonidas
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Nachdem der Unterricht beendet war ging Leonidas zu seinem Lehrer. "Chaire Marcus Achilleos ich habe vernommen das ihr eine Akademie betreibt, die Wissen über ein fernes Land vermittelt, stimmt das?"
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" Nun ist es eindeutig!" rief Leonidas der sich in seiner Annahme bestätigt fühlte.
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Leonidas vernahm ein leises "Herein" durch die Tür und trat ein. In dem Raum saß der Gymnasiarchos an einem großen Schreibtisch, der von Pampyri fast schon überquoll, wie die Regale an den Wänden. "Chaire Gymnasiarchos, du hast mich bei der Vorlesung zu einem Gespräch eingeladen und dieser Einladung, wie du siehst, bin ich gerne gefolgt."
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Leonidas war von einem Sklaven bis vor die Tür des Gymnasiarchos geführt worden und verschwand dann blitzschnell wieder um eine Ecke. Er war etwas aufgeregt vor seinem großen Treffen und hatte starkes Herzpochen als er an die Tür klopfte.
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"Ich werde kommen und dann können wir alles bereden!" flüsterte Leonidas dem Gymnasiarchos zu und widmete sich wieder der Vorlesung.
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Leonidas flüsterte zurück:"Wir kennen uns noch nicht, ich bin Leonidas Kleomenes und strebe eine politische Karriere in Alexandria an. Du, Gymnasiarchos, bist mein großes politisches Vorbild und ich würde dich gerne um ein paar Ratschläge fragen, wie ich bei den Neuwahlen ein Amt erlangen könnte?"
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Leonidas bemerkte plötzlich, dass ein Mann neben ihm stand und drehte sich zu ihm hin. Erst erkannte er ihn garnicht und sah nur die prunkvolle Kleidung die er trug, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, es war der ehrenwerte Gymnasiarchos der neben ihm stand. Er war ein wenig geschockt, war es doch sein größtes Vorbild welches neben ihm stand. Für Leonidas gab es keinen erfolgreicheren Mann in dieser Polis, hatte er doch noch als Schüler dieses Institutes seine ersten Ämter inne gehabt. "Chaire, ehrenhafter Gymnasiarchos!" stotterte Leonidas noch etwas benommen von dem Gedanken, dass einer der mächtigsten Männer der Provinz neben ihm stand. Doch nahm er sich vor diese Chance nicht zu vertun und ihn nach dem Unterricht anzusprechen, falls dieser kein Gespräch mit ihm beginnen würde.
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Da keiner begann zu argumentieren, ergriff Leonidas die Initiative und legte seine Überzeugung dar: "Nach meiner Überzeugung ist die Erde eine Kugel beziehungsweise eine Halbkugel, hat doch der große Thales bereits den Erdumfang ausgerechnet, anhand der ungefähren Wölbung unserer Erde. Diese bestimmte er an den zwei Schatten, welche er in unserem Alexandria und in Assuan zur selben Tageszeit vermas. Wäre die Erde eine Scheibe hätten die beiden Schatten den selben Winkel haben müssen, doch die beiden weichten um ein einige Grade von einander ab, was erklärt, dass die Erde eine Kugel oder wenigstens eine Halbkugel sein muss."
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Leonidas nickte und wartete auf weitere Instruktionen seines Lehrers.
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Leonidas nahm sich so gleich eine Winkelscheibe und einen kleinen Ast, mit dem er in den staubigen Untergrund eine Schauskizze zur Gedankenstütze einzeichnete. Er wusste aus Gesprächen mit Architekten des Museions, dass der Leuchtturm 0.2 Stadien hoch war. Der Boden und der Leuchtturm bildeten den rechten Winkel, die Hypotinuse führte von der Spitze des Pharos zu seinem Standort. Als er alles berechnet hatte ging er zu dem Geographielehrer und sagte: "Ich bin auf 11,45 Stadien gekommen, ist mein Ergebnis richtig?"
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Leonidas meldete sich. Er stand schon einige Zeit bei der Vorlesung und glaubte sich nun an einem wirklichen Hort des Wissens angelangt zu sein. Als schließlich dran kam sagte er: "Ein Dreieck hat drei Seiten Alpha, Beta, Gamma, die jeweils gegenüber ihres gleichnamigen Punktes und Winkels liegen,dass heißt es gibt drei Winkel, welche zusammen in einem Dreieck immer 180° haben. Bei einem rechtwinkligen Dreieck, wie dieses an der Tafel, haben die Seiten sogar Namen: Am rechten Winkel liegen Kathete und Ankathete, denen gegenüber die Hypotinuse liegt. Also bräuchte ich bei einem Dreieck, also auch bei diesem, mindestens eine Seite und zwei Winkel, um daraus das Dreieck zu errechnen und vollständig beschreiben zu können. Denn wenn ich Winkel 1 mit Winkel 2 addiere, erlange ich durch die Differenz zu 180° die dritte Winkelsumme und kann so das Dreieck an der Tafel konstruieren."
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"Chaire ehrenvoller Sosimos, ich Leonidas Kleomenes, Sohn des Kleomenes Kleisthenes, geboren in Antiochia am Orontes, möchte mich bei dir als ein neuer Schüler dieser weltbekannten Lehranstalt vorstellen." sagte Leonidas nervös, während ihm die Schweißperlen von der Stirn herunterrinten. Zu verübel war es ihm nicht, dass er nervös war,denn es würde ja eine einmalige Chance sein Wissen zu sammeln. Plötzlich bemerkt er, dass er das Gespräch des Sosimos und eines unbekannten Mannes unterbrochen hatte und begann so gleich sich mit schmeichelden Worten und Entschuldigungen aus dieser tollpatschigen Misere zu entziehen.
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Leonidas nickte mit einem Lächeln auf den Lippen, als Zeichen der Dankbarkeit und entschwand durch die Tür ins Zimmer des stellvertretenden Epistates tou museiou.
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"Kündige mich bei deinem Herren Sosimos von Korinth an und führe mich zu ihm!" sagte Leonidas mit erhobener Stimme, während er ruhig und elegant gestikulierte.
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Leonidas betrat den Vorraum des Epistates tou mouseiou und ging ohne zu zögern auf den Schreiber am Pult zu. "Chaire, mein Name ist Leonidas Kleomenes und ich würde hier gerne studieren, könnte ich deshalb den Epistates tou museiou sprechen?"