Das machte die Sache nun doch etwas verständlicher. Ganz sicher war ich mir aber nicht, ob ich das jetzt verstanden hatte. "Also, nur um das nochmal zusammen zu fassen: Alexandria ist von Rom unabhängig, obwohl der Kaiser als König betrachtet wird? Also ist der Kaiser, sozusagen in Personalunion, Herrscher des römischen Reiches und der Stadt Alexandria? Und du vertrittst ihn damit auch in der Polis Alexandria? Wie ist das dann mit den Gesetzen der Polis? Wer erlässt die? Sollte das nicht die Aufgabe eines Königs sein? Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie man ein solches Konstrukt, das gleichzeitig Demokratie und Königreich ist, juristisch betrachten muss. In einem Königreich herrscht der König, in einer Demokratie die Ekklesia. Oder steht der König zwar Alexandria vor, während die Ekklesia eigentlich herrscht? Hat der König wenigstens ein Veto-Recht? Den Oberbefehl über die Truppen wird er ja haben. Hat er aber auch den Oberbefehl über die Stadtwache?" Hoffentlich ging ich dem Praefectus nicht mit meinen Fragen auf die Nerven, aber als Anhänger von klaren Strukturen war mir dieses Gebilde immer noch rätselhaft.
Beiträge von Marcus Achilleos
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"Nun, was mich vor allem verwirrt ist folgendes: Alexandria ist, wie ganz Ägypten, Eigentum des Kaisers von Rom, richtig? Die Bürger Alexandrias sind in aller Regel keine Bürger Roms. da sie aber auf dem Land des Kaisers leben, sind sie ihm dennoch Loyalität schuldig. Sie sind also Untertanen - was sie selbst anders sehen. Nun hat der Kaiser ihnen aber die Autonomia gewährt. Andererseits haben sie die äußere Sicherheit und die Rechtsprechung an den Kaiser abgegeben, der diese Verantwortung dem Praefectus, im Moment also dir, anvertraut hat. Jedenfalls glaube ich, die Situation so weit verstanden zu haben." Ich machte eine kleine Pause, um meine erste eigentliche Frage so präzise wie möglich zu formulieren. "Wenn Alexandria autonom ist, dann kann allein die Ekklesia die für Alexandria gültigen Gesetze erlassen. Aber als Land des Kaisers kann eigentlich auch nur der Kaiser Gesetze für Alexandria erlassen. Beides geht aber nicht. Kurz gesagt: Wer hat denn nun die Macht, die Gesetze Alexandrias zu erlassen? Die Ekklesia oder der Kaiser? Und, bitte, ich möchte jetzt nicht die "heile Welt - unabhängige Polis"-Antwort der Alexandriner, sondern die Realität. Ich persönlich bin ja sowieso ein Freund kaiserlicher Herrschaft, aber das soll deine Antwort nicht beeinflussen."
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"Nun, Praefecte, ich habe in der Ferne auch gelernt, dass es die Aufgabe der Untertanen - oder Bürger, je nach Status der Personen - ist, die Gesetze zu kennen und zu verstehen. Denn, Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Darüber hinaus erfüllen Gesetze aber auch eine Ordnungsaufgabe. Sie regeln die Hierarchien. Und da bin ich aus den Gesetzen Alexandrias und Ägyptens nicht wirklich schlau geworden. Ich habe also da ein paar Fragen, die ich gerne beantwortet hätte. Wenn du gestattest, würde ich sie dir gerne stellen."
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Zitat
Original von Decius Germanicus Corvus
“Gut. Es scheint, du hättest die richtige Seite gewählt.“
Die römische Sicht auf die Welt, noch mehr aber die der römischen Soldaten, war recht einfach: Da gab es 'Die' und es gab 'Wir'. So wurde alles in Feinde und Freunde eingeteilt und wer nicht zu den Freunden zählte, der musste ein Feind sein. Für Zwischentöne und Nuancen war da nur wenig Platz.“Nein, ich habe auch keinen Grund den Parthern zu trauen. Zum Glück sind sie hier in Aegyptus nicht unsere direkten Nachbarn.
Was hat dich hierher nach Alexandria verschlagen, Geschäfte?“"Was mich hierher gebracht hat? Die Göttin Athene hat recht oft ihre Hand schützend über mich gehalten. Da hatte ich ihr in Indien geschworen, mein Wissen, das ich auf meinen Reisen gewonnen hatte, der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen. Sozusagen als Dankopfer. Und hier, in Alexandria, wird das Wissen der Welt gesammelt. Könnte es einen besseren Ort geben, um sein Wissen zu hinterlegen? Ich habe Schriften aus Indien mitgebracht. Und aus einem Reich noch hinter Indien. Ich übersetze sie im Moment, manche kommentiere ich auch. Außerdem unterrichte ich Geographie am Museion. Damit erfülle ich meinen Schwur hoffentlich halbwegs vernünftig."
Ich war mir nicht sicher, ob der Praefectus weitere Fragen an mich hatte, deshalb stellte ich meine Fragen noch nicht.
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Ich stellte mich aufrecht hin. Ich dachte kurz nach, dann gab ich meine Antwort. "Ich stehe auf der Seite von Ordnung und Harmonie. An dieses Ideal kommt Rom deutlich näher heran als die Parther, deshalb stehe ich, wenn ich mich entscheiden muss, auf der Seite Roms. Deshalb, und weil mein Vater Römer war. Was allerdings meine Kenntnis des Partherreichs anbetrifft: Ich war zweimal in Parthien, und beide Male auf der Durchreise. Was mich aber jedesmal fast ein Jahr gekostet hat. Die Sprache verstehe ich, spreche sie aber mit einem deutlich erkennbaren Akzent. Da man auf dem Weg nach Indien durch so ziemlich das ganze Partherreich kommt, habe ich zumindest fast alle wichtigen Orte gesehen. Das rechtfertigt meiner Meinung nach aber nicht den Begriff "hervorragend" für meine Kenntnis. Verzeih mir diese Freiheit, aber einen Rat möchte ich dir bezüglich der Parther geben: Traue ihnen nicht! Es sind Händler von Natur aus. Hinterlistig und gerissen und nur auf ihren Vorteil bedacht. Das ist auch die Schwäche der Parther: Sie sind weitaus weniger einig, als es den Anschein erwecken mag."
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Ich erhob meinen Körper etwas, so dass ich nur noch in einer Verbeugung von etwa 45 Grad verharrte, während ich sprach. "Ja, mein Name ist Marcus Achilleos. Marcus heiße ich nach meinem Vater, Achilleos war der Name, den mir meine Mutter gab. Verdient habe ich mir den Namen Zixi De, doch liegt er weder der griechischen noch der römischen Zunge, so dass ich ihn hier nicht benutze." Damit war die Vorstellung so weit komplett.
"Ich hoffe, dass du nur Gutes von mir gehört hast, Praefectus. Es mag sein, dass ich weit gereist bin, doch es mag viele geben, die mehr von der Welt wissen als ich, ohne jemals einen Fuß aus ihrer Heimatstadt bewegt zu haben."
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Bevor ich in das Arbeitszimmer eintrat, richtete ich noch kurz meine Kleidung. Nach der Vorstellung durch Scipio verbeugte ich mich tief, so dass mein Körper fast schon einen rechten Winkel zu den Beinen bildete. "Praefectus, ich danke dir für deine Zeit," sagte ich, während ich in der Verbeugung verharrte.
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Ich verbeugte mich deutlich vor Scipio, nachdem er sich vorstellte, dann folgte ich ihm zum Statthalter.
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Eine Audienz? Beim Statthalter?
"Ähm... was?" fragte ich ungläubig. "Ist das nicht übertrieben? Ich meine, gibt es nicht einen einfachen Beamten, so zwei oder drei Hierarchiestufen unter dem Statthalter, der die Fragen auch beantworten kann? Also... ich meine, sollte die Ehre einer Audienz beim Statthalter nicht deutlich höher stehenden Personen vorbehalten bleiben?"
Entweder hatte der Statthalter zu viel Zeit, was ich nicht glaubte, oder... ja, was eigentlich? Oder war er einfach nur verrückt? So wie ich? Jemand, der alles am liebsten selbst regelte?
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"Nein, du störst mich nicht. Wie könnte mich ein Freund stören?" erwiderte ich feundlich. Natürlich waren wir keine Freunde. Vermutlich würden wir auch nie welche werden, aber es war nun einmal höflich so und die Griechen mochten ja solche Floskeln.
So weit kannte ich Memnos inzwischen, dass ich wusste, dass es ihm ganz sicher nicht um meine Akademie ging. Irgend etwas führte er im Schilde. Andererseits konnte ich Hilfe wirklich gebrauchen und so beschloss ich, das "Geschenk" anzunehmen. "Ich danke dir ganz herzlich. Ja, ich kann wirklich Hilfe gebrauchen. Und ich freue mich außerordentlich, dass du an mich gedacht hast und sie nicht einfach verkauft hast. Alsuna, sagst du, ist ihr Name, ja?"
Ich ging auf die Sklavin zu und betrachtete sie. Eine Germanin hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich wusste zwar nicht, wie groß Germaninnen normalerweise waren, aber hier war sie sicher eine der am höchsten gewachsenen Frauen. Nur gut, dass ich für griechische Verhältnisse groß war. Dadurch war ich ein Stückchen höher als die Sklavin. Sklavin? Sie sah gar nicht aus wie eine Sklavin. Hübsch, elegant gekleidet, könnte sie genauso gut eine Tochter aus gutem Hause sein. Die roten Haare waren ungewöhnlich für diese Gegend, aber sonst könnte sie durchaus auch als Griechin durchgehen. Jedenfalls rein äußerlich.
Ich wandte mich wieder an Memnos. "Ich danke dir für dieses Geschenk und nehme es gerne an. Wenn du entschuldigst, aber ich bin gerade mitten im Unterricht. Ich... ähm... würde damit jetzt gerne weitermachen. Du kannst ja gerne noch einmal vorbeikommen, oder am späten Nachmittag bei meiner Vorlesung im Museion vorbei schauen."
Nach diesem Wort des Abschieds, meiner Meinung nach durchaus diplomatisch hervor gebracht, wartete ich, bis er gegangen war. Nicht, dass ich meinen Unterricht nicht auch länger unterbrochen hätte, aber ich hatte Memnos angesehen, dass er sich hier unwohl fühlte. So gab ich ihm die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren und trotzdem zu verschwinden.
Alsuna stand noch immer an dem Platz, wo sie Memnos sie stehen gelassen hatte. Ich lächelte sie freundlich an. "Nun... ähm... erstmal willkommen. Ich bin Marcus Achilleos und du bist also Alsuna. Ich würde dir ja gerne sofort alles zeigen, aber ich war in der Tat mitten im Unterricht. Am besten... komm einfach mit und hilf mir dabei." Das war meine erste Sklavin. In der Fremde hatte ich zwar Diener gehabt, aber die gehörten dem Staat und nicht mir selbst. Außerdem hatte sich meine Frau da um die Sklaven gekümmert. Jetzt musste ich also selber dafür sorgen. Mal sehen, wie das enden würde.
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Der schmale Gang zwischen den Unterkünften der Schüler - die inzwischen leer waren, da Stratocles wieder in Broucheion wohnte und jeden Tag zur Akademie kam - und der Mauer, die den äußeren Hof von den Unterkünften trennte, war leer, so dass der Trupp von Menschen durch das zentrierte Tor der Mauer direkt in den Innenhof kam, wo ich gerade damit beschäftigt war, Kinder zu unterrichten. Natürlich bemerkten die Kinder die Gäste zuerst, während ich erst durch die entstehende Unaufmerksamkeit auf die Gäste aufmerksam wurde.
Meine fremde schwarze Kleidung, dazu noch das schwert an meinem Gürtel, gaben mir sicher ein höchst exotisches Aussehen, was aber inzwischen mein Markenzeichen war. Ich ging auf die Gäste zu und war höchst erstaunt, ausgerechnet Memnos hier begrüßen zu können. Das Gefolge verwunderte mich hingegen deutlich weniger.
Ich ging auf ihn zu und begrüßte ihn freundlich. "Chaire, Memnos. Was treibt dich denn hierher?"
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"Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass die Welt nicht so einfach ist." Ich lächelte entschuldigend. "Denn leider ist die Achse der Erde nicht identisch mit der Achse der Himmelssphäre. Die Himmelssphäre ist gegenüber der Erde verkippt. Man spricht von der Ekliptik. Diese Ekliptik wandert in einem Jahr einmal um die Erde. Dadurch gehen an bestimmten Tagen auch Äquator die Sterne mal auf und unter und an manchen nicht. Dadurch ist die Sonne auch nicht an jedem Tag zur Mittagsstunde exakt senkrecht über dem Äquator. In der Tat ist sie das nur an zwei Tagen im Jahr. Nämlich dann, wenn Tag udn Nacht exakt gleich lang sind. Ein solcher Tag wird mit Equinox bezeichnet. Das macht es notwendig, den Verlauf der Gestirne zu kennen und sich damit zu orientieren. Außerdem ist auch unter Verwendung der Sonne der Winkel stets auf Equinox zu korrigieren. Man kann entweder mit viel Mühe alles selbst berechnen, oder Tabellen verwenden, die es beispielsweise im Museion gibt."
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"Danke sehr." Danach nahm ich wieder das Schwert und befestigte es am Gürtel. "Wir sehen uns dann bei der Abholung dann wieder. Falls es länger dauern sollte, lass mir doch bitte eine Nachricht zukommen. Zu meiner Akademie oder ans Museion. Beides kommt bei mir an."
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So, Alsuna, dann mal ab nach Alexandria.
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"Was ist denn daran brutal? Pankration ist brutal, aber Schwertkampf ist deutlich edler. Und sogar ungefährlich, wenn man stumpfe Schwerter verwendet. Also wirklich, brutal... tsts." Ich schüttelte grinsend den Kopf.
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"Salve. Ich würde gerne einen Termin vereinbaren, weil ich ein paar juristische Fragen geklärt haben würde bezüglich dem Status Alexandrias. Ich könnte dazu sicher auch die Griechen fragen, aber dann würde ich nur wieder eine "freie Polis - heile Welt"-Antwort kriegen, und auf solche Traumtänzereien habe ich keine Lust, da weiß man hinterher auch nur, wie die es gerne hätten. Nur, dass deren Sichtweise nicht der Realität entspricht und man für eine Anmerkung zur Realtität gleich mit dem Tode bedroht wird. Aber gut, das war nur zur Begründung. Wann wäre denn ein Termin verfügbar?"
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Ich gab dem Soldaten mein Schwert. Meine Rüstung hatte ich diesmal nicht an, wohl aber einen versteckten Dolch, den ich jetzt ebenfalls abgab.
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Da ich die Traumwelt der Griechen, was den Status der Polis anbetraf, nicht ernst nahm, und für mich selbst und meine Akademie Klarheit wollte, hatte ich mir vorgenommen, einen zuständigen Beamten der Regia zu fragen. Hier musste es ja jemanden geben, der mir meine Fragen beantworten konnte. Dazu benötigte ich natürlich einen Termin und genau da kam die Torwache ins Spiel: Die konnte mir sicher sagen, wie ich den Termin bekam.
Ich hatte zwar mein Schwert gegürtet, hielt aber die Hände klar erkennbar weit von der Waffe entfernt, als ich mich dem Tor näherte. Als mir befohlen wurde, zu halten, tat ich das sofort. "Salve. Ich hätte da ein paar juristische Fragen, die ich gerne mit einem zuständigen Beamten besprechen würde. Kann ich dazu einen Termin vereinbaren?"
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"Werde ich machen. Geht auch Schwertkampf? Mit Übungsschwertern?" fragte ich grinsend.
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Ich lächelte kurz, dann zog ich die Fäden meiner Rüstung straff, um den Panzer wieder zu schließen. Danach nahm ich meinen Zhiju wieder an. "Kannst du mir kurz helfen, den Stoffgürtel richtig anzulegen?" fragte ich, nachdem ich den Zhiju so angelegt hatte, dass er die Rüstung verbarg. "Das Gewand wird nur davon gehalten. Einfach zweimal um den Bauch wickeln, auf Höhe des Nabels. Recht straff, bitte."