Beiträge von Marcus Achilleos

    Prinzipiell sind die Wahlen in den USA vor allem eins: Ein geostrategisches Problem. Und das bringt mich auch gleich zum Super-GAU: Nehmenwir mal an, McCain wird gewählt und gibt während seiner Amtszeit den Löffel ab (gar nicht so unwahrscheinlich bei dem stressigen Job in dem Alter). Dann hat Sarah Palin die Regierungsgewalt der größten Militärmacht der Welt! Man stelle sich das nur einmal vor!


    Die fünf Farben lassen der Menschen Augen erblinden.
    Die fünf Töne machen der Menschen Ohren taub.
    Die fünf Gewürze machen der Menschen Geschmack schal.
    Rennen und Jagen machen der Menschen Herzen verrückt.
    Seltene Güter behindern der Menschen Entfaltung.


    Darum wirkt der Berufene für die Bedürfnisse und nicht fürs Auge.
    Er lehnt dieses ab und nimmt jenes.


    Kommentar: Es ist der Überfluss, der uns vergessen lässt, was wir wirklich benötigen. Deshalb stumpfen wir durch den Überfluss ab und sind unfähig, Erkenntnis zu erlangen.




    Gunst ist wie ein Schrecken.
    Ehre ist ein großes Übel wie unser Selbst.


    Was heißt: "Gunst ist wie ein Schreck?"
    Gunst ist etwas Erniedrigendes.
    Sie zu erlangen ist wie ein Schreck.
    Sie zu verlieren ist wie ein Schreck.
    Das bedeutet: "Gunst ist wie ein Schreck."


    Was heißt: "Ehre ist ein großes Übel wie unser Selbst?"
    Der Grund dafür, dass ich große Übel erfahre, ist meine Eigennützigkeit.
    Bin ich selbstlos, welche Übel könnte ich dann erfahren?


    Darum: Wer in seinem Selbst die Welt ehrt, dem kann man wohl die Welt anvertrauen.
    Wer in seinem Selbst die Welt liebt, dem kann man wohl die Welt übergeben.


    Kommentar: Man sollte sich nicht hinter Eigennutz verstecken, noch sollte man versuchen, etwas um anderer Gunst Willen zu tun. Beides dient nur der eigenen Eitelkeit. Nur, wer nicht an sich selbst, sondern an die Welt denkt, wird stets gerecht sein und die Welt in Frieden und Wohlstand führen.


    "Ich bin zwar ein Gelehrter, doch weit davon entfernt, brilliant zu sein. Ganz im Gegensatz zum ehrenwerten Gymnasiarchos," sagte ich mit einer leichten Verneigung zu Nikolaos.


    "Was ich von der Welt gesehen habe, ist unbedeutend. Denn es ist nicht wichtig, was man sieht, sondern nur, was man erkennt."


    Ja, Erkenntnis war das wirklich Wichtige.


    "Mit den Übersetzungen bin ich leider noch nicht so weit, wie ich es gerne wäre. Das mag aber zum Teil auch daran liegen, dass ich mich nicht mit einer einfachen Übersetzung zufrieden gebe. Ich kommentiere die Texte auch. Denn so mache ich es dem Leser einfacher, sie zu verstehen."

    Ich füllte unsere Becher mit dem Tee. Eine Weile sagte ich nichts, sondern betrachtete Alba nur. Dabei lächelte ich die ganze Zeit, ohne wirklich zu flirten. Sie hatte eine Eleganz und Schönheit, die mich faszinierte.


    "Hattest du eigentlich etwas Bestimmtes auf dem Markt gesucht?" fragte ich schließlich, um mich selbst aus meiner Faszination für Alba's Schönheit herauszureißen.

    Das Haus schien sehr symmetrisch zu sein. Ganz nach meinem Geschmack. Sobald ich unseren Gastgeber erblickte, verbeugte ich mich. Er war sehr edel gekleidet, aber das wunderte mich nicht. Schließlich repräsentierte er ja und er musste seiner gesellschaftlichen Stellung entsprechend gekleidet sein. Ich stellte mich zunächst neben eine Kline und schwieg. Es war das Privileg des Ranghöheren, zuerst zu sprechen.

    Hier schlug jetzt voll der chinesische Beamte in mir durch. Als Rangniederer war es meine Pflicht, den Ranghöheren anzumelden. Ich deutete mit einer Geste auf Cleonymus.


    "Der höchst ehrenwerte Strategos Cleonymus, Garant der Sicherheit der Polis Alexandreia, und sein bescheidener Diener, der Kommandant des Gefängnisses der Polis."


    Meinen Namen zu erwähnen, wäre mir nie eingefallen. Schließlich war ich unbedeutend gegen den Strategos.

    Ich lächelte erfreut.


    "Ja, sehr gerne! Jede Unterstützung ist willkommen. Eventuell... du hattest gesagt, dass du selbst aus Rhakotis stammst. Vielleicht könntest du mir einen Gefallen tun und den Eltern in diesem Viertel sagen, wie wichtig eine gute Ausbildung ihrer Kinder ist? Du stammst selbst aus Rhakotis, deine Worte haben Gewicht. Ich hingegen bin ein Fremder."

    Ich war Cleonymus gefolgt, aufrecht im Sattel, doch die Zügel nur mit der linken Hand haltend. Ganz so, wie ich einst in der Fremde in die Schlacht geritten war. Mein Pferd brachte ich normal, fast schon elegant zum Stehen. Dann sprang ich ebenso leichtfüßig aus dem Sattel. Ich ichtete kurz meinen Mantel und den Gürtel, bevor ich meine linke Hand locker am Griff meines Schwertes ablegte und mit lautlosen, fast eleganten Schritten dem Strategos folgte.


    "Da unterscheiden wir uns wohl. Ich benötige keine Bekanntheit. Mir genügt es, meine Aufgaben zu erfüllen. Die Aufgaben als Gelehrter und jene als Beamter," erwiderte ich leise.

    "Nun, wir befinden uns gerade im äußeren Hof. Den Weg vom Eingang zur Akademie bis hierhin, hast du ja bereits gesehen. Das Gebäude direkt am Eingang beherbergt die Zimmer der Schüler. Ähm... nicht der Kinder, sondern der eigentlichen Akademie-Schüler. Das ist im Moment nur Stratocles. Diese Schüler erhalten von mir die volle Ausbildung, die ich in Han erhalten habe. Philosophie, Verwaltung, Strategie, Kampfkunst."


    Ich zeigte auf die beiden Seitengebäude des äußeren Hofes.


    "Das ist das Badehaus. Es besteht aus einem Latrinenteil und einem Baderaum. Wobei der Baderaum im Moment nur einen Holzzuber hat. Irgendwann baue ich da mal ein Becken herein. Das andere Gebäude hat die Vorratsräume in seinem Innern. Direkt davor befindet sich auch die Kochecke. Unter diesem Hof befindet sich übrigens eine Zisterne. Momentan fülle ich sie zusammen mit Stratocles. Es bringt nicht nur Kondition, Wassereimer aus Broucheion hierher zu schleppen, sondern ist auch eine Lektion in Demut. Beides tut sowohl dem Schüler als auch dem Meister gut."


    Ich grinste kurz, während ich die Stufen zur großen Halle hinaufging.


    "Diese Halle ist der zentrale Versammlungsort der Akademie. Vor allem bietet sie Schatten und Schutz vor Regen beim Unterricht."


    Auf der anderen Seite ging es die Stufen herunter in den inneren Hof.


    "Dieser Hof soll einmal zu einem kleinen Garten werden, in dem man meditieren kann und die Kinder Erholung vom Unterricht finden. Das Gebäude links ist die Gästewohnung und rechts steht meine Bibliothek - im Moment ist sie noch leer, aber ich werde bei Gelegenheit alle auswendig gelernten Schriften niederschreiben und dort hinterlegen. Außerdem will ich ein paar Texte für die Kinder schreiben, an denen sie lesen üben können."


    Danach ging ich voran in die Meditationshalle. An der Wand gegenüber dem Eingang hing eine fast mannshohe Kalligraphie des Begriffs Tianxia. Sonst befanden sich hier nur noch zwei weitere Türen und einige Sitzkissen. Ein leichter Geruch von Weihrauch und Räucherstäbchen lag in der Luft.


    "Das hier ist die Meditationshalle. Hier bespreche und lehre ich Philosophie und meditiere über die Lehren der Meister der Philosophie. Auch meinen Schülern und Gästen steht dieser Raum dafür zur Vefügung. Die Türe rechts führt zu meinen Privatgemächern, die Türe links zu meinem Ahnentempel."

    Also, eins musste ich Alba lassen, sie wusste sich durchaus interessant zu gestalten. Sie hatte sicher schon manchen Mann verführt. Auch ich selbst merkte, wie sich mein Puls etwas beschleunigte. Herzklopfen. Wie lange hatte ich es schon nicht mehr gespürt?


    Allerdings war sie nicht so gut darin, ihr Erstaunen verborgen zu halten. Das hatte ich bemerkt, auch wenn sie es zu verbergen suchte. Ihre Augen hatten sie verraten.


    Ich lehnte mich vor.


    "Noch etas Chá?"


    Dabei gab ich ihr mein charmantestes Lächeln. Früher hatte das meistens recht gut gewirkt.

    "Abgesehen davon, dass ich dankbar bin, wünsche ich zumindest für die Zeit der Probe keinerlei Bezahlung. Das hatte dein Kollege vermutlich auch überhört, weil ich recht leise gesprochen habe. Ich möchte auf jeden Fall dem Museion keine Kosten verursachen. Ein Grammateum oder so etwas benötige ich nicht. Ich habe bereits für die Übersetzung der Schriften eine Ecke in der Bibliothek eingerichtet bekommen. Das genügt mir. Eine Tafel oder so etwas, damit ich im Unterricht etwas aufzeichnen kann, wäre noch ganz nett."


    Ich hoffte, dass jetzt klar war, dass ich kein Betrüger war. Denn welcher Betrüger würde schon seine Dienste kostenlos anbieten?

    Ich nickte. "Eine Sache möchte ich feststellen. Ich wünsche keine Bezahlung für meine Tätigkeit, zumindest so lange ich auf Probe hier bin. Des weiteren erlaube ich mir, meine Probezeit gleichzeitig als Probezeit für das Museion zu nehmen. Sollte ich der Meinung sein, dass das Museion nicht der rechte Ort für mich ist, werde ich gehen. Unabhängig davon, ob meine Lehre für das Museion bedeutsam ist oder nicht."


    Implizit bedeutete meine Antwort natürlich, dass ich prüfen würde, ob das Museion als Institution, aber auch die hier forschenden Menschen, überhaupt meiner würdig waren. In dieser Klarheit würde ich es aber nie sagen, und der freundliche Tonfall meiner Stimme ließ das Ganze auch harmloser klingen als es war.


    "Und eine Sache wäre da noch: Muss ich jeden unterrichten, der das wünscht, oder kann ich mir eventuelle Schüler aussuchen?"

    "Die Landschaften sind schön, aber das Land hat nicht nur Freude gesehen. Dennoch... die bunt glasierten Dachziegel, die hohen Stadtmauern, von denen Fahnen wehen, die Handelsgüter... Seide, Jade und Gewürze... das alles macht das Leben dort lebenswert. Und die Art der Menschen. Höflichkeit ist wichtig. Jeder muss sein Gesicht wahren und man ist verpflichtet, andere ihr Gesicht wahren zu lassen, wenn es möglich ist. Das macht das Leben angenehmer als hier."


    Ich nahm den letzten Schluck Tee aus meiner Tasse. Bevor ich Alba's Tasse nachfüllen konnte, füllte ich meine aber nicht wieder auf.


    "Die Stadt, über die ich dort herrschte, lag am Rande der Tian Shan Berge, in einer Steppengegend. Es war eine kleinere Stadt, nur etwa 5000 oder 6000 Einwohner, dazu 100 Soldaten. Eine kleine Handelsstadt. Die Gebäude waren traditionell aus Holz, aber reich verziert. Die Dächer waren aus bunt glasierten Ziegeln. In meinem Statthalterpalast - naja, eigentlich eine kleine Villa und kein Palast - war ein schöner Innenhof mit einem gut gepflegten Garten. Seidene Vorhänge hingen vor den Fenstern und Kalligraphien auf Seide an den Wänden - einige davon habe ich selbst geschrieben. Es mangelte mir an nichts. Ich war ein junger Jìnshì, ein Gelehrter und Beamter des Kaisers. Ich war durch eine harte Ausbildung gegangen und hatte nach sieben Jahren alle drei Prüfungen, jede für eine höhere Beamtenebene, bis zur höchsten Ebene auf Anhieb geschafft. Mein bester Freund war Astrologe am Kaiserhof und auch ich hätte Hofbeamter werden können. Statt dessen wollte ich eine Herausforderung, eine Grenzstadt. Die hatte ich auch bekommen. Eine Schöne kleine Stadt, wie bereits gesagt. Ich machte gerne Ausritte in die Berge und genoß den Ausblick über die Hügel und die entfernten Ebenen. Die große Mauer von 10000 Li, das sind... ähm... etwa 3500 römische Meilen, glaube ich, reichte noch nicht bis zu meiner Stadt. Die Mauer soll den Norden des Reiches vor den Barbaren schützen. Da meine Stadt aber nicht geschützt war, ließ ich eine Stadtmauer bauen. Jeder Bürger musste zwei Stunden pro Tag beim Bau helfen. Ich selbst packte auch mit an. Ich hatte schließlich niemanden von meiner Verordnung ausgenommen. Viermal habe ich die Barbaren besiegt. Verloren habe ich nicht eine einzige Schlacht. Nichtmal eine Narbe habe ich behalten, obwohl ich selbst immer meine Reiterei persönlich geführt hatte."


    Ich war durchaus stolz auf das, was ich geleistet hatte. Das merkte man mir auch an.


    "Ich würde dir das Land ja gerne zeigen, aber ich denke nicht, dass du für mindestens zwei Jahre außerhalb des Imperiums umherreisen willst. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gerade erst hier angekommen bin und eigentlich nicht vorhatte, so schnell wieder zurück zu reisen."


    Ich zwinkerte Alba zu.

    "Das sehe ich etwas anders. Die Gesetze sind das Maß aller Dinge. Wenn sie einem Spielräume erlauben, kann man sie nutzen. Ansonsten halt nicht. Nun gut, vielleicht hätte ich nicht gerade die Höchststrafen verhängen müssen, aber wenn man schnelle Erfolge will, dann muss man eben hart durchgreifen. Zumindest habe ich niemanden bevorzugt."


    Ich zuckte mit den Schultern.


    "Ich hatte auch immer den Ruf, gerecht zu sein. Das ist ja auch schon etwas."

    "Versprochen," erwiderte Nefirtiri auf Ägyptisch.


    Ich verstand kaum etwas von dem Ägyptischen, also wusste ich nicht, was sie gesagt hatten. Nun ergriff ich aber die Gelegenheit, Cleonymus die Akademie zu zeigen. Zumindest, wenn er das wollte.


    "Nefirtiri, geh mal wieder zu Stratocles und über weiter das kleine Einmaleins," sagte ich mit einer leichten Strenge.


    "Aber das kann ich doch schon..."


    "Das kann man nie oft genug üben. Also los, hopp."


    Diesmal hatte ich einen sehr strengen Ton in meiner Stimme und die Kleine ging ohne Widerworte zu Stratocles.


    Dann wendete ich mich an Cleonymus.


    "Wie wäre es mit einer Akademie-Führung?"

    "Ehrlich gesagt denke ich, dass die Akademie nicht mehr so von den Anwohnern genutzt würde, wenn hier ein Stadtwächter stehen würde. Die Menschen haben wenig Vertrauen in die Obrigkeit. Ein paar Schüsseld für die Kinder zum Mittagessen wären aber nicht schlecht."


    Ich hoffte, dass meine Direktheit bezüglich der Obrigkeit Cleonymus nicht verärgern würde.


    Dann kam die kleine Nefirtiri, ein achtjähriges Mädchen, auf uns zu und zupfte an meinem Ärmel.


    "Schau mal, Marcus, ich habe meinen Namen geschrieben."


    "Sooo. Na, dann zeig mir das doch mal," sagte ich mit sanfter Stimme und einem ebenso sanften Lächeln.


    Wir gingen ein paar Schritte, und da stand ihr Name in den Staub geschrieben. Fehlerfrei. Ich lächelte sie freudig an.


    "Das hast du sehr gut gemacht, Nefirtiri. Und, wa ist 6 mal 7?"


    "42. Weiß man doch." Sie sah mich schon fast beleidigt an.


    Ich lachte. "Ja, das sollte man wissen. Kennst du schon meinen Freund Cleonymus? Kannst du auch seinen Namen schreiben?"


    Sie sah mich kurz an, dann Cleonymus, und nahm sich den Schreibstock und schrieb damit die Buchstaben in den Boden. Da stand recht schnell "Kleonymus".