Am nächsten Morgen trudelten wieder pünktlich die Probati ein, darunter auch Seleukos, um das heutige Training zu absolvieren. Es stand noch in den Sternen was heute auf dem Trainingsplan stand, sicherlich würde es aber mit Kondition zu tun haben.
Beiträge von Lucius Eprius Seleucus
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"Oh."
Seleukos war ein wenig verblüfft, dass er falsch lag, beließ es aber dabei.
"Und wie lange bist du schon hier bei der Ala, wenn ich fragen darf?"
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Der Decurio erhöhte den Schwierigkeitsgrad und nun musste sich Seleukos anstrengen wenigstens halbwegs in der Formation zu bleiben. Als die Pferde zum stehen kamen schnaufte der Grieche aus. Der Kampf und das schnelle Reiten waren ihm eindeutig lieber. Doch der Grieche wusste, dass das römische Militär durch solche Formationen Disziplin und Ordnung betonte, weshalb sie um den ganzen Erdkreis gefürchtet waren. Es benötigte wohl noch viel Übung, bis wirklich jeder einzelne Probati das Formationsreiten beherrschen würde.
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Seleukos stützte sich weiterhin am Beckenrand ab, während er Merowech beim Unter- und Auftauchen beobachtete.
"Ich kenne Rätien...gehört das nicht auch zur Provinz Germania?"
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Auf Befehl des Decurio's wurden Zweiergruppen gebildet, die hinter ihrem Vorgesetzten ritten. Seleukos suchte sich einen Griechen, mit dem er sich bereits angefreundet hatte. Auch diesem, der auf den Namen Themistokles hörte, wurde in seiner ehemaligen Heimat Griechenland das Reiten gelehrt. Es schien als ob Seleukos mehr Kraft aufwenden musste als sein Freund, um sein feuriges Pferd, Ares, in der Formation zu halten. Der junge Grieche übte oft auch außerhalb der Trainingseinheiten mit seinem Pferd, um es disziplinierter zu machen, was sich in den letzten Tagen auch als effektiv erwies. Doch manchmal hatte Ares immer noch Momente, wo er eigentlich gehorchen wollte, aber auch seine Freiheiten genießen wollte. So auch jetzt. Ares gefiel das Formationsreiten wohl nicht, dennoch konnte ihn sein Reiter mit ein wenig Kraftaufwand im Zaum halten und dem Ausbilder folgen.
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Seleukos drehte sich zu Merowech und nickte leicht.
"Ja, ich bin der Ala erst vor kurzem beigetreten. Mein Name ist Seleukos, ich bin Grieche..."
Der Probatus überlegte kurz.
"Merowech...hört sich germanisch an oder?"
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Während Seleukos und die anderen Probati dem Gespräch zwischen dem Skyther und dem Decurio lauschten, warteten sie aufmerksam, zumindest die meisten, auf weitere Befehle. Warmgelaufen waren die Pferde nun und der junge Grieche vermutete, dass jetzt noch ein paar Runden folgen würden.
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Ein neuer Ausbilder also. Seleukos mochte schnelle Wechsel oder Veränderungen noch nie. Aber der neue Decurio schien eigentlich auf den ersten Blick ganz sympathisch, zumindest wenn man einen drillenden Offizier noch als sympathisch erachten konnte. Auf die Frage hin, ob noch Anfänger unter den Probati wären, schüttelten natürlich alle den Kopf, obschon die drei Rekruten, mit denen Decurio Tubero bereits Einzeltraining absolviert hatte, wieder einmal schon Probleme mit dem Aufstieg auf ihr Pferd hatten.
Seleukos schwang sich auf sein Pferd und erhöhte dann leicht den Schenkeldruck, um Ares zum Laufen zu bringen. Einige andere Probati wollten sich anscheinend wieder von der Masse abheben und bildeten so eine uneinholbare Spitzengruppe, als ob dies ein Rennen sei. Der junge Grieche konnte nur den Kopf schütteln, zumal der Ausbilder ausdrücklich befohlen hatte, die Tiere voerst warmlaufen zu lassen. Naja, Seleukos' Problem war es ja nicht und so vollendete er gemächlich seine Runden bis er schließlich wieder bei Decius ankam und Stellung bezog.
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Heute stand wieder ein Reittraining an und so fand sich Seleukos wieder früh am Reitplatz ein. Er war überrascht, als bereits ein Vorgesetzter vor Ort war...Sogar ein anderer. Naja, klar, Decurio Tubero wäre wie immer wahrscheinlich auch heute erst nach den Probati eingetroffen. Ein Rekrut nach dem anderen trudelte ein, bis schließlich alle da waren und eine stramme Reihe vor dem Decurio bilden konnten. Der junge Grieche ließ sich seine Verblüffung, was den neuen Decurio betraf nicht anmerken und wartete so wie immer mit militärischer Haltung ab. Sein Pferd, Ares, hielt er rechts an der Leine fest.
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Seleukos war mit dem selbstständigen Lauftraining ganz zufrieden. So stand er nicht unter Druck und konnte in einem gemäßigten Tempo seine Runden drehen. Doch für heute reichte es ihm. Mit den anderen Probati trat er weg und genoss die darauffolgende Freizeit.
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Als der Decurio Seleukos mit einem geschickten Schlag mit der Spatha zu Fall brachte, versuchte er schnell wieder Haltung zu erlangen. Er ging wieder in die Verteidigung über und wartete ab was Tubero nun zeigte. Ohne Zweifel, der Decurio war überlegen, doch wollte sich der Grieche dennoch kampfbereit zeigen.
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Seleukos wollte bei den Worten Tubero's Grinsen, doch die immense Körperbelastung erlaubte ihm dies nicht. Er drehte eine Runde nach der anderen und sah sich mit einigen anderen Probati nun selbst ganz vorne. Die anfängliche Spitzengruppe war nun hinten im Feld angekommen, wie der Grieche vorausgesehen hatte. Seleukos bog in die 29. Runde ein und die Brüllerei des Decurio's von hinten spornte ihn dazu an, die 30. Runde zu vollenden.
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Seleukos parierte die Angriffe konzentriert mit seiner Parma. Immer wieder schlug er zu und ging daraufhin wieder in die Verteidigung über. Ein einfacher Rhytmus, der mit der Zeit jedoch sehr gefährlich werden konnte. Wenn man sich auf diesen Rhytmus verließ, dann durfte man sich nicht wundern wenn der Gegner mit einem unerwarteten Hieb die Überhand gewann. So versuchte Seleukos zwar im Rhytmus zu bleiben, aber dennoch immer bereit für Überraschungen zu sein. Umgekehrt wartete auch er selbst stets auf einen richtigen Moment, in dem er seinen Gegner kampfunfähig machen konnte.
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Seleukos nahm die Gelegenheit wahr, sich mit Ares noch vertrauter zu machen, schließlich wollte er nicht noch einmal so einen Wutanfall seines Pferdes erleben. In der Schlacht könnte ihm dies zum Verhängnis werden. Er drehte einige Runden und ritt dann langsam wieder Richtung Stallungen, da der Decurio, die Anfänger und die meisten Probati schon weg waren.
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Wieder einmal Laufen...Doch 5 Runden waren noch im Rahmen des locker möglichen. Als alle Probati wieder beim Decurio angekommen waren, wählte Tubero den Griechen als Kampfpartner. Seleukos war sich unschlüssig darüber, ob er dies als gutes Zeichen aufnehmen sollte. Er nahm sich eine Übungswaffe und näherte sich seinem Vorgesetzten. Seleukos würde keine Scheu zeigen, sondern sein bestes geben. So eröffnete er den Kampf mit einem schnell präzisen Hieb in Tubero's Rechte.
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Seleukos begann wie die anderen Probati mit dem Laufen. 30 Runden...Puh...könnte hart werden. Einige seiner Kollegen legten gleich zu Beginn einen kräfteaufreibenden Sprint hin, Seleukos dagegen ging die Sache ruhig an. Keiner von den "Schnellen" würde 10 Runden schaffen, doch das sollten sie selber merken. So drehte der Grieche im Mittelfeld eine Runde nach der anderen.
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Seleukos entschied sich wieder einmal dazu, sich in den Thermen nach dem harten Training eine Auszeit zu gönnen. Dort konnte er sich entspannen und neue Kraft für die bevorstehenden Trainingseinheiten sammeln. Er ging geradeaus auf die Becken zu und ließ sich neben Merowech ins Wasser ein. Der junge Grieche musterte diesen kurz, sprach ihn aber nicht an.
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Seleukos hatte schon einige der anderen Probati kennengelernt, sich mit einigen sogar angefreundet. So tauchte eine kleine Gruppe nach der anderen auf, salutierten dem Decurio und stellten sich wieder stramm in einer Reihe auf.
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Seleukos nickte und schnappte sich einen anderen Probatus. Dann brüllten die beiden fast im Einklang:
"Ja Decurio!"
Daraufhin entfernten sich beide schnellen Schrittes und brachten den Handkarren mit den Waffen zur Gruppe zurück.
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Seleukos musterte Probatus Laribold, der anscheind Probleme mit dem Aufstieg auf sein Pferd hatte. Einige der anderen Probati lachten, der junge Grieche nicht. Der Tod würde die Schadenfreudigen als erstes einholen. Im Militär musste man sich auf seine Kameraden verlassen können, Einzelgänger würden sowieso nicht erfolgreich sein. Kein Soldat des ganzen Imperium Romanum würde ohne die Hilfe seiner Kameraden überleben, wenn er von allen Seiten von wilden Barbaren bedrängt werden würde.
Als Laribold es ebenfalls geschafft hatte, widmete der Grieche wieder seinem Pferd die volle Aufmerksamkeit. Eine Runde reiten sollte keine weiteren Probleme machen. Sollte zumindest nicht. Seleukos brachte Ares mit den Schenkeln zum galopiperen. Mit zunehmendem Schenkeldruck erhöhte sich die Geschwindigkeit, das kannte er alles bereits aus seiner Heimat, wo er viel mit Pferden zu tun hatte.
Einige Probati hatten bereits begonnen um den Platz zu reiten und nun schloss sich auch Seleukos an. Zumindest wollte er sich anschließen als Ares prompt stoppte und den Griechen fast zu Fall brachte. Wie wild war das Pferd nun nicht mehr unter Kontrolle zu bringen.
"Ruhig..Ruhig Ares..", flüsterte der Grieche dem Pferd ins Ohr.
Der Rappen schien sich wieder zu beruhigen, doch dem war nicht so. Erneut war das Feuer in Ares zu spüren. Abermals flüsterte Seleukos ihm ein ruhig zu bleiben und einen Moment später fing sich das Pferd wieder. Langsam erhöhte Seleukos den Schenkeldruck und galoppierte nach vorne. Einige andere Probati hatten ihre Runde bereits gedreht, da war Seleukos noch am Start. Als letzter beendete der Grieche seine Runde und postierte sich wieder in einer Reihe bei den anderen Probati. Als sich sein Blick und der des Decurios trafen, starrte er diesem ohne Scheu ins Gesicht. Wahrlich, er hatte ein Pferd mit Feuer unter den Hufen erwischt...