Seleukos entfernte sich zusammen mit Ares einige Meter von den anderen Probati, man konnte ja nie sicher sein. Seine Waffen legte er ab, jetzt war nur noch die schwere Rüstung ein Hindernis. Da die Verletzungsgefahr ohne Waffen für das Pferd nicht allzu groß war, packte der junge Grieche ohne Scheu die Zügel und schwang sich auf das Pferd. Ein Probati nach dem anderem tat ihm gleich bis schließlich der Großteil aufgesessen war.
Beiträge von Lucius Eprius Seleucus
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Am nächsten morgen machte sich Seleukos bereits sehr früh fertig für die angesetzte Reitübung mit voller Ausrüstung und echtem Pferd. Gestern hätte man einen Fehler beim Aufsitzen dulden können, das Holzpferd hätte keine bleibenden Schäden von einem Stoß mit der Hasta davongetragen, doch nun wurde es ernst. Nun war der Übungsgegenstand ein echtes Pferd, das wohl bei einem Stoß mit der Hasta nicht unverwundet bleibt.
Nachdem der Grieche aufgestanden war, rüstete er sich zuerst mit allem notwendigen aus, bzw. mit allem was er hatte und suchte daraufhin die Stallungen auf, um sein Pferd, Ares, abzuholen und sich mit diesem dann zum Reitplatz zu begeben. Einige Probati waren bereits anwesend, anscheinend war er nicht der einzige, der zu wissen glaubte, was Pünktlichkeit und Disziplin im Militär bedeutete.
Wie immer postierte er sich in der Reihe der anderen Probati und wartete auf den Decurio. Sein Pferd hielt er rechts, um direkt aufsteigen zu können.
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Seleukos übte noch fünf mal, wie Tubero befohlen hatte, das Auf- und Absitzen. Er hatte das Empfinden, dass der erste Versuch eigentlich der beste wahr. Bei den folgenden Versuchen verfehlte er das Pferd mit der Hasta immer nur knapp, doch das würde sich wahrscheinlich mit ein wenig mehr Übung geben.
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Seleukos übte noch zweimal das Aufsitzen ohne Waffen. Er wollte nicht so dreist sein wie manch anderer und einen unüberlegten Fehler begehen, indem er kein Gefühl für das Aufsteigen auf das hölzerne Pferd hatte. Daraufhin ging er zum Holzkarren, schnappte sich eine Übungshasta und kehrte ausgerüstet wieder zu seinem Holzpferd zurück.
Der junge Grieche zögerte zuerst ein wenig. Er erkannte, dass es leichter aussah, als es in Wirklichkeit war. Einige der Probati scheiterten, sie handelten vorschnell und ohne Technik. So versuchte sich Seleukos den Aufstieg des Decurio's wieder in Gedanken zu rufen und schreitete noch näher an die Holzatrappe heran. Wie Tubero nahm auch der junge Grieche die Hasta zu seiner Schildhand und schwingte sich mit der rechten Hand auf das Pferd. Erleichtert und glücklich, dass er es auf Anhieb geschafft hatte, wartete er ab. Es wäre eine Schmach für ihn gewesen, wenn er am Reiten gescheitert wäre, da er dies gern und auch gut tat.
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Seleukos lauschte aufmerksam den Anweisungen des Decurio. Ein Holzpferd. Naja, schien ja nicht so schwer zu sein. Seleukos konnte reiten. Er reitete viel und gerne in Griechenland. Also war für ihn auf ein Holzpferd aufzusteigen wohl eher kein Problem. Schwieriger würde es später mit einem lebendigen Pferd werden.
Als Tubero den Befehl zum aufsitzen gab, näherte sich der junge Grieche wie auch die anderen Probati einer der Holzatrappen. Eigentlich alle Probati waren schnell auf dem Pferd und warteten dann auf die nächsten Anweisungen. Auch wenn die Rüstung ein wenig behinderte und mehr Kraftaufwand abverlangte, konnte man noch gut und sicher auf das Holzpferd steigen.
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Seleukos hatte für heute alles erledigt, was ihm befohlen wurde und wollte nun den Abend in den Thermae ausklingen lassen, um die Schmerzen des heutigen Tages ein wenig zu lindern. Auch um nachzudenken. Der Grieche dachte über alles mögliche nach. Über seine Heimat, seine Freunde, wie es seiner Familie ging. Wie seine Zukunft in der Ala aussehen würde. Bisher machte die Ala zumindest den Anschein, dass es genau das Richtige für ihn war, um sich das Bürgerrecht für sich und seine Familie zu erkämpfen. Es war mit Kampf verbunden, reiten, Ausdauer und Mut. All die Fähigkeiten und Eigenschaften, die der Grieche zu haben schien oder zumindest zu haben glaubte.
Nach etwa zwei Stunden verließ er die Thermae, seine Schmerzen waren nur noch kaum spürbar. Nun wollte er seine Baracke aufsuchen und die letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag treffen. Für die Reitübungen.
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Am nächsten Tag suchte Seleukos schon früh den Reitplatz auf, wie es ihn befohlen wurde. Sein Pferd sollte er vorerst in den Stallungen lassen, was ihn ein wenig enttäuschte. Er wäre heute gerne das erste mal auf seinem Pferd, Ares, geritten. Doch früher oder später würde auch dies bevorstehen. So übte sich der Grieche in Geduld und stellte sich erst einmal zu den anderen Probati, die sich bereits in Reih und Glied postiert hatten. Dann warteten sie auf Tubero, den man schon aus der Ferne schon herbeischreiten sehen konnte.
Die Schmerzen von gestern waren wieder so gut wie weg. Die Erholung gestern abend in den Thermae hatten gut getan. Doch war sich Seleukos sicher, dass er nicht allzu warten musste, bis die nächsten Schmerzen auftauchten...
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Seleukos betrat mit starren Blick die Stallungen. Als er die vielen wundervollen Pferde sah, erhellte sich sein Gesichtsausdruck. Der Grieche liebte Pferde. Von allen Tieren waren ihm Pferde am liebsten. Sie strahlten Stolz und Mut aus.
Der junge Probatus ging näher und stieß auf einen der Calones, der ihm den Weg zu einem Eques und den freien Pferden deutete. Seleukos musterte ein Pferd nach dem anderem, schöne Pferde. Welches er letzendlich nehmen würde, lag wohl in der Hand der Götter. Sie würden ihm den Weg weisen und einen einzigartigen Moment der Zuneigung zu einem der Pferde schenken. Der Grieche schlenderte der Reihe entlang und musterte jedes Pferd ganz genau, als er vom Eques angesprochen wurde.
"Du suchst ein Pferd?"
Seleukos nickte. "Ja."
"Wir haben hier nur Prachtexemplare, doch ich empfehle dir dieses hier."
Der Eques deutete auf einen Dunkelfuchs, doch der junge Probatus beachtete diesen nicht wirklich. Er hatte bereits ein anderes Pferd im Auge. Einen Rappen, so schwarz wie die tiefe die Nacht. Wenn man in seine Augen schaute, fühlte man förmlich dass es Feuer unter den Hufen hatte.
"Wie heißt das hier?"
"Ares..."
Ares...wie der Kriegsgott. Ein wunderschöner Name für ein Pferd mit so viel Feuer.
"Das nehme ich."
"Wahrlich, eine gute Wahl, es ist schnell wie der Wind und hat einen eisernen Willen, doch es ist manchmal ein wenig...stur. Ich wünsch dir viel Glück."
Seleukos ließ sich von den Worten des Eques nicht beirren. Seine Entscheidung stand fest. Er blickte wieder tief in Ares' Augen, mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht.
"Ich werden das schon schaffen..."
Er merkte sich den Platz seines Pferdes und verließ die Stallungen glücklich, fast schon frei von den Schmerzen, die ihn vorher noch so quälten. Der Eques sagte nichts mehr.[Blockierte Grafik: http://img291.imageshack.us/img291/9370/prappefy1.jpg]
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Seleukos erreichte nach einigen Minuten die Ausbildungsturma. Er brauchte länger als sonst, was wohl wieder mit seiner Kraftlosigkeit verbunden werden konnte. Nach zwei weiteren Minuten erreichte er seine Baracke. Dort warf er sich wie ein nasser Sack auf sein Bett, um einige Minuten wieder Kraft zu sammeln. Natürlich erwartete der junge Grieche nicht, dass es einfach bei der Ala werden würde, doch dass er bereits bei seinem ersten Ausbildungstag so erschöpft sein würde, hatte er nicht geahnt.
Es waren etwa zehn Minuten vergangen, als sich Seleukos mit immer noch schmerzenden Knochen erhob. Er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, nur nicht auf die Schmerzen. Mühsam schleppte er sich zu seiner Ausrüstung. Eigentlich wäre es angenehmer gewesen sich zuerst in den Stallungen ein Pferd zu suchen, doch war ihm bewusst, dass aufgeschoben nicht gleich aufgehoben bedeutet. Deshalb verrichtete er die eher unangenehme Arbeit, die Säuberung seiner Ausrüstung, zuerst, um sich anschließend zu den Stallungen zu begeben.
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Das Training war vorüber. Dies sollte den erschöpften Griechen eigentlich glücklich machen, doch dem war nicht so. Vor lauter Schmerzen spürte Seleukos seine Schmerzen förmlich nicht mehr. Unglaublich, aber wahr. Wenn er sich auf eine schmerzende Stelle konzentrierte, wurde sein Augenmerk auf die nächste gerichtet. Seine Schmerzen nach einem harten Training nicht mehr zu spüren war vielleicht ein schlechtes Zeichen. Doch wollte sich der Grieche vorerst nicht mehr weiter damit beschäftigen. Er wollte die Unterkünfte der Probati aufsuchen, sich kurz neu sammeln und sich dann für die morgigen Reitübungen rüsten, wie Tubero befohlen hatte. So trat er stramm militärisch weg, auch wenn dies ihm aufgrund seiner Kraftlosigkeit schwer fiel.
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Seleukos nickte nur und trainierte weiter. Er hätte sowieso nicht erwartet, dass der Decurio ihn wegen Müdigkeit oder dergleichen eine Pause gönnen würde. Mehr trainieren als die anderen? Naja, Seleukos sollte bzw. musste es Recht sein. Stark war er, ja, doch seine Stärke lag eher darin, dass er nicht wahllos zuschlug, sondern versuchte, auch hinter jedem Schlag Präzision zu setzen. Die Worte Tubero's verliehen dem Griechen neue Kraft, sie spornten ihn förmlich an sich noch mehr anzustrengen. Er war froh derartiges zu hören. Er war schon glücklich darüber, dass der Decurio teilweise mit positiven Worten auf ihn zu sprechen kam. Immernoch musste der junge Grieche gegen zwei Probati sein Können unter Beweis stellen. Während Seleukos einen Schlag nach dem anderen ausführte, kühlten unzählige Schweißtropfen sein Gesicht.
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Wahrlich, es war nun schon so weit gekommen, dass seine Arme leicht, aber unangenehm schmerzten. Doch dies bestätigte ihn nur. Dies zeigte, dass er richtig und effektiv trainierte. Als der Decurio durch die Reihen schlenderte, die Probati beim Kämpfen beobachtete und schließlich auf Seleukos zu sprechen kam, ging der Grieche einen großen Schritt nach hinten um Zeit zu haben Luft für eine einigermaßen verständliche Antwort zu schnappen.
"Ja, Decurio! Ich kämpfe weiter!", schrie der junge Probatus der Ala II überzeugt und die Zähne zusammenbeißend. Er wollte nicht schon am Anfang kläglich scheitern und Schwächen zeigen. Schwächen im Schwertkampf, obwohl der Schwertkampf das war, was er am besten konnte und womit er sich bisher am meisten beschäftigt hatte.
Er kämpfte nun mit zwei Probati abwechselnd, was Seleukos noch mehr Konzentration, Kraft und die für diesen Moment extrem wichtige Willenskraft abverlangte. Er würde kämpfen bis er vor Kraftlosigkeit später nicht mehr selbstständig ins Bett gehen könnte. Ja, so stark war sein Wille und sein Wunsch nach einem neuen Lebensabschnitt.
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Nachdem Kleomenes seinen Schlag ausgeführt hatte, konterte Seleukos mit einem schnellen Hieb, der aber eher unpräzise war, sodass es wirklich nicht zu Verletzungen führen würde. Schließlich wollte der junge Grieche sich nicht schon zu Beginn seiner Laufbahn die Mißgunst des Decurio einheimsen.
Schnell ging der Grieche wieder in die Verteidigung über, um seinen Partner nun den Angriff zu überlassen. So ging es noch eine Zeit lang weiter. Blocken, Schlagen, Blocken, Schlagen... Seleukos' Angriffe wurden kräftiger und präziser, als er langsam aber sicher bemerkte, dass sein Gegenüber keineswegs ein blutiger Anfänger war.
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Selekos machte halt und ließ seine Spatha nun ruhen, die er locker Richtung Boden hielt. Er machte sich auf die Suche nach einen Partner und entdeckte Leonidas Kleomenes, der ihm recht sympathisch und als ein würdiger Gegner erschien. Wahrscheinlich nur, weil Seleukos vermutete, dass dieser aufgrund seiner Kleidung und seinem Aussehen, ebenfalls von griechischer Herkunft war.
"Du scheinst ein Grieche zu sein, wie ich. Willst du gegen mich antreten?"
Der junge Grieche hob langsam seine Spatha und seine Parma, ein Zeichen dafür, dass er bereit war mit der Übung zu beginnen.
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Auf Befehl des Decurio schnappte sich der junge Grieche sofort eine Parma und eine Spatha und positionierte sich vor einem der zahlreichen Holzpfähle. An diesen konnte man gut erkennen, dass sich schon mehrere Probati beim Waffentraining die Zähne ausgebissen hatten.
Beim Holzpfahl angekommen hob er seine Spatha und machte sich bereit zum ersten Schlag. Es stand ganz außer Frage, dass Seleukos kämpfen konnte. Seine Familie hatte den Umgang mit dem Schwert, mit der Waffe, im Blut. Doch ob sein Kampfstil dem Decurio gefallen würde, war eine andere Sache. So versuchte der Peregrinus sich so gut wie möglich anzupassen, wobei die ersten Schläge, die Tubero vorführte, noch keine große Technik abverlangten.
Seleukos führte einen Schlag nach dem anderen aus, in der Reihenfolge Ictus Recte, Ictus Latus, Ictus Scaevus, so wie es der Decurio vorgeführt hatte. Nach einigen Hieben kam er langsam in den richtigen Rhytmus und die drei verschiedenen Typen stellten nun keine Schwierigkeit mehr da. Er würde weiterüben, bis Tubero den Befehl geben würde, zu stoppen. Schließlich erachtete der Grieche dies als Training für sich selbst, nicht für den Decurio, da er später auf dem Schlachtfeld dem Feinde gegenüber stehen würde, nicht der Decurio.
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Seleukos musste, trotz der Tatsache, dass er gut in Form war, kurz ausschnaufen und wieder Luft holen. Doch er war sich sicher, dass ihn auch das mit viel Training bald nicht mehr schaffen würde.
Als der Decurio zwei Gegenstände hervornahm, erkannte Seleukos sofort die Parma und die Holzspatha und meldete sich daraufhin.
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Seleukos ging auf Befehl des Decurio in Liegestütze-Position und zählte in Gedanken mit.
XI
XII
XIII
XIV...
Der Grieche war körperlich fit, also sollten einfache Liegestütze für ihn wohl kein Problem darstellen. -
Auch Seleukos war bereits anwesend. Seine Ausrüstung hatte er in der Zwischenzeit im Quartier verstaut, wie der Decurio befohlen hatte. Er nahm sich einen Moment und musterte die anderen Probati. Allesamt kräftig, sie schienen auch nicht gerade unerfahren zu sein. Das gefiel dem Griechen. So konnte er sich sicher sein, dass in der Schlacht seine Seiten gedeckt werden würden, wenn die Barbaren von vorne anstürmten. Zudem fiel ihm auf, dass es sich beinahe ausschließlich um ausländische Probati handelte, zumindest beurteilte er dies nach dem Aussehen. Er wusste Römer von Griechen, Makedonen, Punier, Ägypter, Numidier und dergleichen zu unterscheiden. Immerhin trifft man auf einer Reise von Rom nach Misenum, wie Seleukos sie erst kürzlich zurückgelegt hatte, einen wahren Kulturmischmasch.
Als Seleukos Decurio Tubero samt Begleitschutz antreten sah, nahm er wieder militärische Haltung an. Auf Befehl positionierte er sich in der Linie vor Tubero und stand stramm. Disziplin und Gehorsam waren wohl die wichtigsten Eigenschaften eines jeden römischen Soldaten. So versuchte sich auch der junge Grieche dem anzupassen, obwohl er diese Eigenschaften auch in Griechenland bereits erlernen beziehungsweise mitbringen musste.
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Seleukos erreichte den Übungsplatz und war nun bereit für die Ausbildung. Mit erhobenen Hauptes, wie fast immer, marschierte er auf einige Probati zu, mitunter auch ein Decurio.
"Decurio Tubero? Salve! Seleukos meldet sich zum Dienst. Man sagte mir sie seien für meine Ausbildung zuständig."
Der Grieche war zwar noch jung, 22 um genauer zu sein, doch er wusste von seinem Vater, aus seiner Heimat, Griechenland, wie man sich beim Militär zu verhalten hatte. So stand er stramm und aufrecht vor dem Decurio.
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Nachdem er den Eid geschworen hatte und seine Ausrüstung entgegengenommen hatte suchte er die Unterkünfte auf, um seine Baracke zu beziehen. Nach etwa zwanzig Minuten hatte er alles verstaut. Der Grieche entspannte sich noch einige Minuten auf seinem Bett, bevor er die Ausbildungsturma verließ um den Decurio Tubero aufzusuchen, der angeblich für seine Ausbildung zuständig sei.