Beiträge von Lucius Eprius Seleucus

    Sim-Off:

    Sorry, dass ich nicht eher gepostet hab. Werde jetzt aber alles in einem Post aufholen.


    Mit einem einheitlichen Gebrüll rückten die Probati unabdinglich vor und sahen sich den anstürmenden Equites gegenüber. Zum ersten Mal während seiner bisherigen Ausbildung fühlte Seleukos sich in einer Einheit. Zum ersten Mal bewies jeder einzelne Mut und schützte sowohl seinen rechten, als auch seinen linken. Natürlich gab es auch heute wieder ein paar schwarze Schafe, die allerdings schnell erkennen mussten wie eisern der Wille der Auszubildenden an diesem Tag war, sodass diese ihnen keine Chance ließen sich aus der Formation zu entfernen. Seleukos befand sich weiter rechts in der ‚menschlichen Mauer‘ und hatte seine Parma erhoben. Oben am Schild war eine Auskerbung eingearbeitet worden, wo man als Krieger seine Waffe, in dem Fall die Spatha, hindurchstecken konnte, was wiederum eine perfekte Kombination von Angriff und Verteidigung bildete. Während die Probati nur wenige Meter vorankamen, bis sie auf die Reiter stießen, hatten die Equites bereits etwa dreißig Meter zurückgelegt. Natürlich genossen die Equites den Probati gegenüber einen klaren Vorteil, dadurch dass sie beritten waren, doch konnte man ihnen sehr wohl anmerken, dass sie wussten, dass es nicht wieder eine so leichte Partie wie beim letzten Mal werden würde. Nun, da die Probati eine Reihe bildeten und gleichzeitig Parma und Spatha erhoben hatten, war ein direkter Ansturm mit den Pferden zwar möglich, allerdings nicht sinnvoll. Die einzige Folge wäre wohl die Niederlage der Reiterei. Selbstverständlich nur unter der Bedingung, dass kein einziger Probati kurz vorher Angst bekommen würde und ein Loch in der Formation hinterlassen würde.


    Mit lautem Gebrüll prasselten die Reiter auf die Probati. Nun wurde der Nahkampf eröffnet. Während die Equites versuchten aus ihrer Position einen Vorteil zu ziehen, versuchten die Auszubildenden die Formation zu halten und sich nicht wieder zerstreuen zu lassen. Diesmal hatte der Grieche sogar das Gefühl, dass jeder Rekrut wusste was er tat und dies nicht nur für seinen Hintern, sondern für die Einheit. Auch Seleukos wurde in einen Nahkampf mit einem Eques verwickelt. Er versuchte sich von den Schlägen des Reiters mit seiner erhobenen Parma zu schützen, was ihm zunächst auch gelang. Er grub sich beinahe hinter seinem Schild ein und wartete wie eine Raubkatze auf den richtigen Moment, um einen schnellen, präzisen Gegenschlag durchzuführen. Weiterhin versuchte der Grieche seinen Gegner mit schnellen Positionswechseln zu verwirren, beziehungsweise dessen Pferd, dem man anmerkte, dass es sich allmählich schwer Tat den Bewegungen des Griechen zu folgen. Dies wirkte sich natürlich auf die Präzision der Hiebe des Reiters aus, woraufhin es beinahe unmöglich war Seleukos den Garaus zu machen, wo er sich doch sowieso schon hinter seinem Schild verkrochen hatte. Schlag für Schlag prasselte auf die Verteidigung des griechischen Probatus nieder. Seleukos merkte, dass der Eques mit der Zeit müde wurde. Er wartete noch etwa zwanzig weitere Sekunden, ehe er das Pferd seines Gegners mit einem schnellen Schwertschlag aus der Deckung hervor erschrak, woraufhin dieses wie wild geworden für den Reiter unkontrollierbar wurde. Für den Reiter war der Kampf zu Ende. Der Eques fiel von seinem hohen Ross und lag nun gekrümmt am Boden. Verletzt hatte er sich nicht, doch weiterkämpfen konnte er auch nicht mehr.


    Kurz wurde der Übungskampf durch die Worte des neuen Decurio Cupidus unterbrochen, der den Kampf allerdings nach wenigen Minuten wieder freigab. Es war abzusehen, was der Ausbilder kritisieren würde. Wie Seleukos bereits ahnte, forderte er erneut alle Kampfkraft der Probati. Keiner der Probati dachte zwar im Entferntesten daran schon aufzugeben, doch sollten die Worte des Decurios wahrscheinlich mehr Adrenalinschub als Moralpredigt sein. Als das Signalhorn ertönte, stürzten sich Probati und Equites erneut ins Getümmel. Wenn es auch den Probati mehr Kraftaufwand abverlangte, wurde deutlich, dass auch die Reiterei bereits angeschlagen war. Anscheinend waren die Reiter doch sehr überrascht über den eisernen Willen der Auzubildenden. Wie sie weiterkämpften und weiterkämpften und kein Ende sahen. Erneut hatte der Grieche seine Parma erhoben und seine Spatha für den nächsten Angriff bereit gemacht.

    Seleukos war doch etwas überrascht, dass nun heute direkt der nächste Übungskampf folgte. Doch eigentlich war es abzusehen, schließlich kämpften sie vor einigen Tagen noch wie wilde Barbaren und sollten jetzt den geordneten Kampf in einer Formation üben, wie es sich bei einer disziplinierten römischen Einheit gehörte. Seleukos zog seinen Übungsgladius und erhob seine Parma. Langsam rückten die Probati nun vor. Eine wirklich gute Taktik, bemerkte der Grieche. Auch wenn die Equites wahrscheinlich aufgrund ihrer Wendigkeit überlegen sein würden, standen die Chancen für die Auszubildenden nun besser, zumal der Ansturm der Reiter beinahe auf eine Mauer prasselte. Die Probati hielten stand, als ob es ihr letzter Kampf wäre und auch Seleukos ließ sich von den berittenen Soldaten nicht einschüchtern. Ein einheitliches 'Gebrüll', wenn man es so nennen mochte, machte jeden einzelnen in der Reihe nur noch stärker. Der Wille der Rekruten sich besser zu präsentieren als das letzte Mal war groß, das spürte man förmlich...

    Nachdem der Decurio eine Aufstellung anordnete, waren auf einmal wieder alle Probati bei der Sache. Seleukos musste zugeben, dass er bisher noch keinen Probatus in der Ala kennen gelernt hatte, der nicht voll und ganz zu seiner Entscheidung stand, der Einheit beigetreten zu sein. Da die Auszubildenden bereits in einer Reihe standen stellte das Bilden der geforderten Aufstellung kein größeres Problem dar. Auch Seleukos fand seinen Platz recht schnell und stand dann still.

    Als der Decurio ihn aufrief meldete sich Seleukos zu Wort.


    "Meiner Meinung nach ist der Kampf zu Fuß Grundvoraussetzung für den Kampf auf dem Pferd. In dringlichen Situationen kann es bestimmt auch zu Kämpfen zu Fuß kommen. In der Schlacht kann es noch so ungünstige Momente geben und nicht immer werden wir unser Pferd parat haben, zum Beispiel wenn die Pferde von einem feigen Feind geklaut werden."


    Dabei erinnerte sich Seleukos wieder zurück, eine genau solche Lage war auch Ausgangspunkt für einen Übungskampf vor einigen Wochen.

    Als nun auch die letzten Probati eingetroffen waren, stellten sich alle in einer Reihe auf und lauschten aufmerksam, wenn auch etwas schläfrig und kaputt von den Anstrengungen der letzten Tage. Auch Seleukos war müde und ein Tag Auszeit würde ihm sicherlich wieder gut tun. Doch dem Griechen war bewusst, dass die Ala kein Wunschkonzert war.


    Als der Decurio geendet hatte und erwartungsvoll in die Runde blickte, überlegte Seleukos kurz und meldete sich dann. Auch einige andere Probati meldeten sich und der Grieche wartete ab, wen Cupidus hören wollte.

    Seleukos nickte knapp.


    "Richtig, mein Name ist Seleukos."


    Abermals nickte der Probatus auf die Frage des Italikers. Wahrlich, er war Grieche. Es folgte ein Grinsen, als Casilius ihm die offensichtliche Frage stellte, was ihn hier herführte.


    "Ja, ich bin Grieche. Was mich nach Norden treibt? Nun...ich möchte das römische Bürgerrecht erlangen und meine Familie im Imperium etablieren. Sozusagen ein Neuanfang. Außerdem kämpfe ich gerne und Germanien ist ja nicht gerade ein ruhiges Fleckchen."


    Seleukos grinste, natürlich musste er jetzt die Gegenfrage stellen. Schließlich war er mindestens genauso neugierig wie Proculus es war, auch wenn es nicht allzu viele Beweggründe für einen Beitritt in die Ala gab, glaubte zumindest der Grieche.


    "Und was treibt dich hier her?"

    Seleukos nickte froh über das Lob des Decurio's. Schon der dritte, von dem er im Laufe seiner Ausbildung ausgebildet wurde. Er blieb an der Holzattrappe stehen und übte weiterhin das Auf- und Absitzen mit Waffe. Die anderen Probati taten ihm gleich.

    Nachdem Seleukos nach dem harten Tag seine Ausrüstung in seiner Barracke abgelegt hatte, wollte er wie so oft in letzter Zeit seinen Tag in den Thermen des Castellums ausklingen lassen. Er hoffte dort vielleicht einige Probati zu treffen, mit denen er schon Bekanntschaft gemacht hatte. Der Grieche ging auf eines der Becken zu und entdeckte direkt Casilius, gegen den er heute gekämpft hatte. Langsam stieg der Probatus ins Becken und begrüßte seinen Kollegen.


    "Gönnt man sich auch eine Auszeit?", sagte der Grieche mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Du bist Proculus, nicht wahr?"

    Seleukos reichte seinem 'besiegten' Gegner mit Respekt eine Hand um ihm beim Aufstehen zu helfen. Für den Griechen war es keineswegs ein deutlicher Sieg, er wusste, dass er noch viel Arbeit und hartes Training vor sich hatte.


    "Ich danke dir, aber auch du hast gut gekämpft Proculus. In ein paar Tagen hast du das was du verpasst hast sicherlich wieder aufgeholt."


    Er wendete sich zum Decurio und wartete weitere Anweisungen ab...

    Seleukos war äußerst überrascht, dass Casilius seiner Klinge, die mit hoher Geschwindigkeit auf dessen Oberschenkel raste, entgehen konnte. Doch der Italiker verlor das Gleichgewicht. 'Sehr gut', dachte der Grieche. Er war bereits daran sein Gladius auf den am Boden liegenden Proculus fallen zu lassen - natürlich würde er kurz bevor abbremsen, es sollte ja keine Verletzte geben - doch der Fall seines Gegners selbst verhinderte dies. Casilius streckte sein linkes Bein in die Höhe und erwischte den Griechen direkt am Handgelenk. "Ahh!", rief Seleukos von Schmerzen erfüllt. Der Gladius flog einige Meter davon, es war nutzlos seine Waffen zurückzuholen. Dies würde ihn zuviel Zeit kosten und solch eine vorteilhafte Lage wie diese, musste er ausnutzen. So rief er sämtliche Möglichkeiten in sein Gedächtnis und entschied sich für die nach seiner Meinung beste.


    Casilius befand sich noch immer wehrlos am Boden und versuchte nun zu entfliehen, indem er seinen Körper langsam von seinem Gegner weg bewegte. Doch Seleukos reagierte schnell und holte ihn auf. Noch immer ohne Gladius, aber mit Scutum ausgerüstet stand er nun über seinem Gegner. Noch war sein Gesicht von Eiseskälte erfüllt, so wie er jeden anderen Feind in richtigen Kämpfen ebenfalls gegenüberstehen würde. Er fasste sein Scutum nun mit beiden Händen und ließ es auf den wehrlosen Feind niederprasseln. Rechtzeitig bremste er ab. Casilius musste wohl erkennen, dass es in einer Schlacht sein Ende gewesen wäre...

    Diesmal war Casilius' Schlag um einiges präziser als der erste, erkannte Seleukos. Nun war es nicht mehr so leicht, mit seinem Scutum zu parieren, nahezu unmöglich. Bis er sein Schild anheben würde, würde das Schwert des Italiker schon seine rechte Schulter berühren. So musste er sich blitzschnell etwas anderes überlegen. Er ging tief in die Hocke, der Gladius seines Gegners verfehlte haarscharf seinen Kopf und so hatte der Grieche Zeit einen Gegenangriff zu starten. Schnell sprang Seleukos auf und ließ seinen Gladius auf Proculus' rechten Oberschenkel schwingen...

    Die ersten Schläge konnte Seleukos problemlos parieren und auch die ersten Vorstöße von seinem Gegner bereiteten ihm dank seiner guten Verteidigung, dem großen Scutum, keinerlei Schwierigkeiten. Doch versuchte Casilius mit einer ausgefuchsten Taktik hinter die Deckung des Griechen zu gelangen, indem Proculus Scutum an Scutum drückte. Seleukos kam leicht ins Wanken und musste zur Seite weichen, was Casilius natürlich nicht ungeachtet ließ und mit einem gezielten Schlag von oben herab kommentierte. Die einzige Möglichkeit die der Grieche nun hatte war seitlich den Gladius seines Gegners mit seinem Scutum abzustoßen, was er auch tat. Seleukos kam wieder in Balance und antwortete nun mit einigen schnell aufeinanderfolgenden, kurzen Schlägen, die der Italiker ebenfalls locker parieren konnte. Der Grieche ließ nicht ab und befand sich jetzt nur noch im Angriff. Nun folgte ein Ictus Recte direkt auf das Scutum seines Gegners, woraufhin dieser ebenfalls leicht ins Wanken geriet. Seleukos sah seinem Moment kommen und ließ seinen Gladius seitlich auf Casilius' rechten Oberschenkel schwingen...

    Aufmerksam lauschte Seleukos dem Decurio, der den Probati Anweisungen für diese Trainingseinheit gab. Daraufhin schnappte sich der Grieche wie befohlen Übungsgladius und Übungsscutum und beobachtete wie seine Kollegen sich nach Partnern umschauten. Seleukos blieb wie verwurzelt stehen und wartete ab, ihm war es relativ egal mit wem er üben sollte, zumal man sowohl bei einem erfahreneren als auch bei einem unerfahrenen Gegner in gewisser Weise profitieren konnte.


    So kam es gelegen, dass Casilius Proculus sich ihm näherte. "Ja.", antwortete Seleukos auf dessen Frage mit einem Nicken. Zwar hatte der Grieche bisher, auch beim Übungskampf, noch nicht genügend Zeit gehabt um sich eine Meinung über den anscheinend etwa gleichaltrigen Italiker bilden zu können, doch das würde den Kampf umso interessanter machen.


    Seleukos hatte bereits vor wenigen Tagen seine Fertigkeiten im Schwertkampf optimieren dürfen, als das Kampftraining anstand und der Grieche auch noch gegen Decurio Tubero persönlich antreten sollte. Auch wenn er deshalb vermutete, einen gewissen Vorteil gegenüber den Probati zu haben, die erst einige Wochen nach ihm in die Einheit kamen, wollte sich der junge Grieche nicht überschätzen. Selbstüberschätzung führte nur zu hoher Risikobereitschaft, die widerum meistens zu Niederlagen oder Verluste führte, diese Erfahrung hatte er bereits machen müssen.


    Doch wollte sich der Grieche nun auf den bevorstehenden Kampf konzentrieren und positionierte sich so gegenüber von Proculus, woraufhin Seleukos in die Verteidigung überging. Er hob sein Scutum leicht an und hielt seinen Gladius hinter dem Schild kampfbereit. Seine Taktik hieß vorerst abwarten, was der Gegner tun würde um daraufhin entsprechend schnell und effektiv zu reagieren. Eines stand fest, er würde Casilius den ersten Schritt lassen...

    Wie von Decurio Decius angekündigt fand am Nachmittag - nach dem kräfteaufreibenden Trainingskampf auf dem Übungsplatz - ein Waffentraining statt. Erstaunlicherweise konnte sich Seleukos im Laufe des Mittags fast vollständig auskurieren und er fühlte sich wie neu geboren. Er war bereit seine Fertigkeiten im Schwertkampf zu optimieren und postierte sich so voll ausgerüstet bei den anderen Probati, die bereits zahlreich aufmarschiert waren. Der Decurio war ebenfalls bereits anwesend.

    Seleukos konnte den Worten des Decurio's nur zustimmen. Sie hatten noch viel zu lernen, um reif für richtige Kämpfe zu werden. Auch wenn mancher schon ein guter Kämpfer sein mochte und mit dem Schwert umgehen konnte, fehlte es den Probati noch an Teamfähigkeit. Sie mussten lernen als eine Einheit zu kämpfen und aufzutreten, wusste Seleukos.


    Als die Probati langsam abmarschierten, wendete sich der Grieche zu Lucius Secundus, der ein Mann zu sein schien, der der gleichen Meinung wie Seleukos war.


    "Du hast gut gekämpft", sagte der Grieche um vielleicht ein kleines Gespräch aufzubauen. Schließlich sollte man ja wissen, mit wem man früher oder später auf dem Schlachtfeld stehen würde und wem man in der Ernstlage vertrauen konnte.

    Auch wenn Seleukos oft und gerne an seine Grenzen ging, war er zu angeschlagen um heute noch weitere Übungen durchzuführen. Über Chamiz Bemerkung konnte er nur schmunzeln. Irgendwas sagte ihm, dass der Skythe vielleicht etwas zu übermutig war. Wenn er noch die Kraft gehabt hätte, hätte er das Angebot des Scytholatronius sicher ohne zu überlegen angenommen. Doch war der Grieche kein schlechter Verlierer und ergötzte sich nicht gerne an ungleichen Kämpfen, sicherlich eine Frage der Ehre. So hatte er schon früh gelernt auch einmal klein bei geben zu müssen.


    Mit einem leichten Lächeln nickte er dem Decurio zu, woraufhin der Grieche den Platz verließ - in Richtung Ausbildungsturma.