Beiträge von Valeria Casca

    Hallo :)


    So leid es mir tut, aber da muss ich Einspruch einlegen. Ich habe Casca immer so gepostet, dass sie nur ein Kind hatte. Und da ihr genau das sehr aufs Gemüt geschlagen hat bis hin zu Depressionen, wäre es mir lieb, wenn ihr ein andere Mutter finden würdet für Caerellia.


    Dankeschön - und dir trotzdem viel Spaß im Spiel, Caerellia!

    Casca schloss die Augen, kurz nur, es war kaum mehr als ein Blinzeln, aber doch um eine Winzigkeit länger, als ein Blinzeln für gewöhnlich anhielt. Marcus klang besorgt und enttäuscht. Die Besorgnis in seiner Stimme war es, die ihren Entschluss für eine Zeit zu gehen nur noch kräftigte. Die Enttäuschung dagegen wollte sie hier halten, in Rom, wo sie sich wenigstens in seiner Nähe wusste. Sie war stets für ihn da gewesen, so wie er für sie. Sie brauchte ihn. Aber genau das war das Problem. Marcus war erwachsen geworden, und auch wenn er immer ihr Sohn bleiben würde, sie konnte sich nicht mehr an ihn hängen. Je mehr Jahre ins Land verstrichen, ohne dass sie etwas änderte, desto größer wurde die Gefahr, dass sie irgendwann tatsächlich eine Last für ihn sein würde. Oh, sie glaubte nicht, dass Marcus selbst das jemals erwähnen würde, dass es ihm auch nur auffallen würde. Aber sie würde es wissen, in jedem Moment, den sie mit ihm verbrachte, und erst recht in jedem, den sie allein war. Es fing ja jetzt schon an. Und so weit wollte sie es nicht kommen lassen.


    "Ich gehe", bestätigte sie seine Zusammenfassung, als ob das erneute Aussprechen ihren Entschluss festigen könnte. Irgendwie diente es auch dazu. Sie wusste, dass es nur weniger Worte Marcus’ bedurfte, um sie davon wieder abzubringen. Auf der anderen Seite waren es unter anderem gerade seine Worte gewesen, die sie schließlich so weit gebracht hatten. Vor Wochen schon, als er noch kein Probatus gewesen war, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er zu den Kohorten gehen würde… Sie lächelte verhalten. "Weil sich etwas ändern muss. Du selbst hast es mir doch gesagt." Ihre Stimme war so verhalten wie ihr Lächeln, konnte kaum hörbar sein für jemand anderen außer ihm, obwohl der andere Soldat sich immer noch in ihrer Nähe aufhielt. "Und es ist schwer, in so vertrauter Umgebung etwas zu ändern, mit jahrelangen Gewohnheiten zu brechen. Ich kann nicht sagen, ob eine längere Abwesenheit etwas bewirkt, aber einen Versuch ist es wert."

    "Danke", erwiderte der Sklave und drehte sich abwartend zu Casca um, die in diesem Moment die wenigen Schritte, die sie von ihrem Sklaven und dem Soldaten noch trennten. Der Mann wirkte nicht sonderlich begeistert von ihrem Anliegen, aber es schien letztlich doch kein Problem zu sein, dass sie ihren Sohn besuchte, und so folgte sie dem Soldaten, während die beiden Sklaven wiederum ihr folgten, allerdings in einigen Schritten Abstand.


    Sie wartete an dem Ort, den ihr der Soldat gewiesen hatte, und es dauerte nicht lange, bis er wieder auftauchte, Marcus im Schlepptau. Casca warf dem anderen einen kurzen Blick zu. Es wäre ihr lieber gewesen, hätte er sie allein gelassen, aber sie verstand auch, dass das nicht so ohne weiteres möglich war. Immerhin wahrte er, wie auch ihre Sklaven, einige Schritt Abstand, so dass er nicht unbedingt verstehen würde, was sie sagte, wenn sie leise sprach. Marcus hingegen wirkte äußerst überrascht. Kombiniert mit den geflüsterten Bemerkungen, die auch sie hören konnte, weckte das Zweifel in ihr, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, ihm lediglich einen Brief zu schicken. Gleichzeitig stieg ein Gefühl des Unwohlseins in ihr auf. Sie hatte sich noch nie unsicher gefühlt in der Gegenwart ihres Sohnes, aber hier, im Lager der Kohorten, umgeben von Soldaten, war das zum ersten Mal der Fall. Dennoch freute sie sich auch, ihn wieder zu sehen. Darauf verzichtend, ihn zu begrüßen wie sie es unter anderen Umständen getan hätte, lächelte sie ihm nur zu und neigte leicht den Kopf. "Marcus", grüßte sie leise, so, dass sie hoffentlich nicht allzu deutlich zu verstehen war. "Nein, sei unbesorgt, passiert ist nichts. Ich wollte nur…" Sie stockte kurz und fuhr dann schnell fort. "Ich wollte dir sagen, dass ich für einige Zeit Rom verlassen werde. Dein Vater hat nach dem Krieg ein Grundstück bekommen, und ich habe beschlossen, dorthin zu reisen." Sie musterte ihren Sohn, versuchte in seinem Gesicht zu lesen, wie er diese Neuigkeiten aufnahm. "Ich weiß noch nicht, wie lange ich fort bleiben werde."

    Casca hielt sich weiterhin im Hintergrund und überließ es dem Sklaven, mit der Wache zu reden. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie mit Marcus würde sprechen können, aber versuchen wollte sie es immerhin. Für den Fall, dass die Regelungen für die Probati so strikt waren, dass sie noch nicht einmal Besuch empfangen durften, hatte sie einen Brief dabei, den sie für ihren Sohn hierlassen würde.


    Der Sklave dagegen antwortete unterdessen: "Marcus Artorius Menas ist Probatus bei der I. Cohorte, IV. Centurie – er dient unter dem Centurio Marcus Flavius Aristides."

    Mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen wandte Casca ihren Blick vom Himmel ab und ihrem Mann zu, als sie seine Schritte nahen hörte. Sie hoffte, dass er Verständnis haben würde für ihren Entschluss, dass er ihr dabei nicht im Weg stand. Sie wusste nicht, ob es richtig war, sich aus Rom zurückzuziehen – und vor allem von Marcus zurückzuziehen. Aber es war etwas, das sie herausfinden musste. "Ja", antwortete sie. Sie machte eine Handbewegung, die ihn zum Setzen einladen sollte, und nur einen Moment später saß Tiberius neben ihr. "Es wird Herbst", murmelte sie leise, während ihr Blick wieder zu den Vögeln schweifte, die Blättern gleich sich vom Wind treiben ließen – oder jedenfalls diesen Anschein erweckten. Was war es am Herbst, dass sie immer so melancholisch, gar wehmütig werden ließ? Die Tatsache, dass, für sie zumindest, im Herbst deutlicher wurde als zu jeder anderen Jahreszeit, wie das Leben verstrich? Andere mochten diesen Eindruck im Winter bekommen, aber für Casca war der Winter eher eine Zeit der Ruhe. Der Herbst dagegen verhieß Abschied.


    Casca seufzte kaum hörbar und zwang sich dann, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie schenkte Tiberius erneut ein leichtes Lächeln. "Entschuldige bitte. Ja, ich wollte dich sprechen. Ich habe…" Sie zögerte kurz, unschlüssig darüber, wie sie beginnen sollte. "Du hast mir doch von diesem Landhaus erzählt, das dir gehört. Ich würde gerne dorthin reisen und für einige Zeit dort bleiben." Der direkte Weg war manchmal einfach der beste – vor allem bei ihrem Mann. Sie hatten wenig miteinander zu tun, aber sie kannte ihn doch gut genug um zu wissen, dass er viel Gerede ohne auf den Punkt zu kommen nicht leiden konnte. Wäre es so gewesen, wäre er Politiker geworden und nicht Soldat. Und auch nachdem sie ausgesprochen hatte, was ihr auf dem Herzen lag, was sie vorhatte, schwieg sie – sie hätte noch viel sagen können, hätte Gründe aufzählen oder Vorteile nennen können, aber sie schwieg und wartete auf seine Reaktion. Unnötiges Reden lag auch ihr nicht.

    Es war einer der wenigen wirklich schönen Herbsttage, als Casca in Begleitung zweier Sklaven zum Tor der Cohortes Urbanae kam. Sie blieb ein paar Schritt davon entfernt stehen, während einer der Sklaven vortrat und den wachhabenden Soldaten ansprach. "Salve. Meine Herrin, Valeria Casca, wünscht Artorius Menas zu treffen. Ist er zu sprechen?"

    Langsam ging Casca von ihrem Cubiculum durch das Atrium hindurch zu dem Säulengang, der den Garten umgab. Sie hatte einen Sklaven zu Tiberius geschickt, mit der Bitte um ein Treffen, und ihr Mann konnte nun jeden Moment eintreffen. Beim Säulengang angekommen, ließ sie sich auf einer der Bänke nieder, die dort standen, und blickte in den Garten hinein. Sie wusste nicht, was Tiberius von ihrem Vorhaben halten würde, ob er es gutheißen würde oder nicht, aber ihr Entschluss stand fest. Sie brauchte etwas Abstand, und das lag nicht nur daran, dass Rom jetzt, nachdem die Sommermonate vorbei waren, wieder überfüllt sein würde. Die Stadt schien zu brummen vor Leben, ständig in Bewegung zu sein, es war ein unterschwelliges Zittern, welches Casca sogar hier, in der Abgeschiedenheit des Garten, zu spüren meinte. Es war eine Art von Leben, an dem sie nicht teilhaben konnte. Zum einen, weil sie es ohnehin ruhiger mochte, zum anderen aber auch, weil sie es verlernt hatte. Oder nie wirklich gelernt? Sie wusste es nicht – aber Marcus’ Aufnahme bei den Stadtkohorten, sein Auszug, hatten einiges verändert für sie. Die letzten zwanzig Jahre hatte sich ein Großteil ihres Lebens um ihren Sohn gedreht, und auch wenn Marcus die letzten Jahre schon immer selbständiger geworden war, war es doch ein Einschnitt, jetzt, wo er ganz weg war. Sie musste etwas ändern, das war ihr klar, und so lange sie hier war, in der vertrauten Umgebung, in der Stadt, in der sie schon so lange lebte, konnte sie es nicht. Sie musste fort, wenigstens für eine Zeitlang, auch fort von Marcus, und das am besten, bevor seine Probezeit ablief und er sie besuchen kam – das würde womöglich ihre Entschlossenheit wieder erschüttern. Das Tiberius nun ein Landhaus besaß, kam ihr da gerade recht. Sie lehnte sich etwas zurück und richtete ihre Augen nun nach oben, wo gerade ein Schwarm Vögel seine Runden zog. Ihr Blick folgte den kleinen, schwarz wirkenden Leibern, die flink unsichtbaren Bahnen folgten, sich auseinander zogen und sich wieder zusammen drängten, dabei jedoch nie zusammen stießen, einem Reigen gleich, einem Tanz zu einer Musik, die sie nicht hören konnte.

    Sim-Off:

    Klar :) Sorry, dass es bei mir immer so lang gedauert hat


    Casca hielt sich zurück, was die Unterhaltung betraf – sie war tatsächlich eher ein schweigsamer Mensch :D Als die Sprache dann aber auf den verschollenen Legaten kam und ihr Mann von Avitus sprach, sah sie auf. "Vielleicht weiß auch Avitus’ Frau etwas. Ich weiß nicht genau, wie sie mit Decimus Livianus verwandt ist, aber sie stammt aus derselben Familie." Das Thema war, was sie betraf, eher dazu angetan sie ernster werden zu lassen. Sie wusste nicht, ob der Decimer eine Familie hatte, aber nur für den Fall, dass es so war, schickte sie in Gedanken eine Bitte an die Götter, über seine Frau und Kinder zu wachen, so er denn welche hatte. Es war nicht leicht, den Mann oder Vater zu verlieren, noch schwieriger musste es sein, nicht zu wissen, wo er war und was passiert war. Das war immerhin der Vorteil an der Tatsache, dass Marcus nun zu den Stadtkohorten gegangen war – sollte ihm etwas zustoßen, was die Götter verhüten mochten, würde sie wenigstens Bescheid wissen. Und nicht sich Sorgen machen, Hoffnungen hegen und irgendwann aufgeben müssen, wenn zu viel Zeit vergangen war.


    Inzwischen war auch der letzte Gang beendet worden und Terentius Cyprianus schien bereit zu sein, sie zu verabschieden. Casca warf Tiberius einen kurzen Blick zu und wartete, erhob sich dann, nachdem auch er aufgestanden war, und wandte sich lächelnd ihren Gastgebern zu.

    Casca schwieg, dieses Mal nicht, weil sie ohnehin eher ruhig war, sondern weil sie in diesem Augenblick nicht wusste, was sie hätte sagen sollen. Sie meinte zu wissen, wie sehr es Tiberius traf, dass Marcus ihn… nun ja, es ließ sich kaum beschönigen. Dass Marcus ihn hasste. Und sie wusste ebenso, dass ihn diese Tatsache bei seinem anderen Sohn auch traf, aber das war etwas, worüber sie sich bevorzugt keine Gedanken machte. Sie wünschte ihrem Stiefsohn beileibe nichts Schlechtes, aber allein der Gedanke an ihn erinnerte sie daran, was gewesen war – ohne dass sie benennen konnte, was sie falsch gemacht hatte. Sie vertrieb die Gedanken und lächelte leicht, erleichtert zu hören, dass auch Tiberius nicht mehr darüber reden wollte, hatte er doch zu etwas anderem gewechselt. Es war schlicht ein empfindliches Thema, für sie beide. Sie sah es mit Unbehagen, wie Marcus seinem Vater gegenüber stand, war es doch ein weiteres Zeichen dafür, wie zerrüttet diese kleine Familie im Grunde war, und es fiel ihr schwer, in diesem Fall seine Partei zu ergreifen. Dennoch würde sie beschönigen und ihn verteidigen, wenn Tiberius weiter darüber sprechen würde, und das konnte ihnen kaum gut tun.


    Sie lehnte sich etwas zurück und streckte ihre Beine aus, die Füße leicht gekreuzt, der Stoff ihrer Tunika vom Knie abwärts sacht ihre Waden umspielend und zu Boden fließend. "Nun, dass der Legat dein Patron ist, ist sicher ein großer Vorteil für dich. Aber ich bin mir sicher, dass er sich für dich nicht nur deswegen einsetzt, sondern weil du es verdient hast." Sonst hätte der Tiberier ihn gar nicht erst als Klienten akzeptiert. Im nächsten Moment sah Casca dann überrascht auf. "Ein Landhaus?" Die Frage war ihr herausgerutscht, bevor sie es hatte verhindern können, und gleich darauf erklärte ihr Mann, was es damit auf sich hatte. "Du besitzt tatsächlich ein Landgut? Wo liegt es?"

    Casca war bereits fertig gewesen und hatte auf Tiberius gewartet. Sie freute sich, etwas heraus zu kommen, genoss die Gelegenheit, in die Gärten zu kommen. Derartige Feierlichkeiten waren nicht ganz ihre Welt, auch wenn sie ihre Rolle stets spielte, ihre Pflichten als Ehefrau stets erfüllte – aber im Gegensatz zu Calvia war sie selten unglücklich, wenn ihr Mann beschloss, eine solche Einladung nicht anzunehmen. Und selbst wenn sie es gewesen wäre, im Gegensatz zu Calvia wäre es ihr im Traum nicht eingefallen zu versuchen, Tiberius doch dazu zu bewegen. Allerdings, die letzten Tage und Wochen waren einsam geworden, seit Marcus das Haus verlassen hatte – ganz wie ihr Sohn prophezeit hatte. Und auch wenn sie sich tatsächlich bemühte, seinem Ratschlag zu folgen – es brauchte wohl seine Zeit. Vielleicht war es für sie auch einfach schon zu spät, sie wusste es nicht. Aber heute hatte sie beschlossen, den Tag zu genießen, auch wenn sie vermutlich kaum jemanden kennen würde von den anderen Gästen, geschweige denn das Brautpaar. Sie hatte nie von selbst Bestrebungen an den Tag gelegt, die Soldaten, mit denen Tiberius in der Regel Umgang hatte, kennen zu lernen, behagte ihr das Militär doch weniger, und der Rest der geladenen Gäste dürfte hauptsächlich aus Patriziern bestehen.


    Nun bewegte sie sich an der Seite ihres Mannes, ließ sich von Sklaven, die in Rot und Gold gekleidet waren, den Weg weisen, und näherte sich einer Gruppe von Menschen, die ihr gänzlich unbekannt waren. Sie erwiderte das Lächeln des Mannes, der sie begrüßte und damit offenbar Gastgeber war. Sie wartete, bis ihr Mann die Begrüßung erwidert und sie vorgestellt hatte, bevor sie ebenfalls das Wort ergriff. "Salve, Centurio Flavius. Ich freue mich über die Einladung – es ist ein herrlicher Ort, um die Hochzeitszeremonien zu beginnen." Auch wenn es eher ungewöhnlich war, aber Casca gefiel die Idee, und das Wetter hätte besser nicht sein können. Sie war versucht, scherzhaft nachzufragen, als Tiberius von einer gefährlichen Mission sprach, aber sie hatte das Gefühl, das Thema wäre unpassend gewesen – und sie war auch nicht der Typ für scherzhafte Nachfragen à la Wie ich sehe, hast du meinen Mann unversehrt zurückgebracht…. Es war nicht ihre Art, und sie meinte zu wissen, dass Tiberius davon ohnehin nicht begeistert gewesen wäre. Als sie sich anschließend kurz zur Seite wandte, sah sie Avitus und Calvia auf sie zukommen, und lächelnd nickte sie ihnen zu, bevor eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Braut stand dort, am Rand der Terrasse und strahlte ihnen entgegen. Für einen flüchtigen Moment empfand Casca einen Stich. Sie war aufgeregt gewesen am Tag ihrer Hochzeit, aber sie konnte sich nicht erinnern, derartig gestrahlt zu haben. Wie auch, ihre Ehe war arrangiert gewesen, und sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, ihren Gatten vorher kennen zu lernen. Aber sie verdrängte diesen Gedanken schnell wieder, genauso wie jeden daran, was aus ihrer Ehe geworden war, und setzte wieder ein Lächeln auf.

    "In Ordnung." Casca bemühte sich erneut um ein Lächeln. "Wir können gehen, wann immer es dir recht ist." Wirklich viel, was sie daran hindern könnte, gab es ja nicht. Und auf die Gelegenheit, Amatia wieder zu sehen, freute sie sich tatsächlich.


    Also die Sprache wieder auf Marcus kam, sah sie nachdenklich in den Garten hinein. "Nein…" Sie zögerte einen Moment. "Oder besser, ich bin mir nicht sicher. Ich kann es nur vermuten…" Wieder zögerte sie kurz. Sie ahnte, dass ihm nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte. "Ich denke er will es selbst schaffen. Ohne deine Hilfe, oder deine Unterstützung – und sei es nur, weil es dein Stand ist." Sie sagte nicht, dass Marcus die Hilfe seines Vaters deswegen nicht wollte, weil er ihn nicht leiden konnte. Sie beide wussten, dass es so war, sie musste es nicht extra erwähnen. Sie sagte auch nicht, dass es wohl etwas anderes wäre, wenn Avitus sich für ihn einsetzen würde. "Er wird seinen Weg schon gehen. Und du wirst tatsächlich bald Ritter?"

    Casca hielt sich zurück, während die beiden Männer über Karrierepläne sprachen. Was sie davon hielt, dass Tiberius vorhatte die Ritterwürde zu erlangen, konnte sie nicht sagen – sie bezweifelte, dass es für ihr Leben eine große Veränderung bringen würde. Aber Marcus konnte durchaus davon profitieren, auch wenn ihm vermutlich kaum gefallen würde, dass der Name oder der Stand seines Vaters ihm in irgendeiner Weise half. Ihr Gesicht blieb regungslos, als ihr Mann von seinen Söhnen sprach, von seinen beiden Söhnen. Dass er eine Affäre mit einer anderen Frau gehabt hatte, störte sie nicht einmal so sehr – sie war keine Närrin, sie wusste, dass es einige Männer gab, die sich dieses Recht herausnahmen. Was sie getroffen hatte, war die Tatsache, dass diese Frau ihm etwas bedeutet haben musste, genug, dass er das Kind, dass aus dieser Affäre – oder war es eine Beziehung gewesen? – entstanden war, adoptiert hatte. Damals hatte sie lange darüber gegrübelt, was sie falsch gemacht hatte, dass zwischen ihr und ihrem Mann nicht diese Art von Beziehung entstanden war, ob es an ihr lag, an ihrem Wesen, oder ob sie den Göttern möglicherweise nicht genug geopfert hatte… Zu einer Antwort war sie nicht gekommen, aber sie hatte gelernt, mit den Tatsachen zu leben – und sie hatte Marcus.


    Als Amatia den Raum betrat, erhob Casca sich lächelnd und erwiderte deren Begrüßung ebenso herzlich. Sie hatten sich lange nicht gesehen, aber sie freute sich aufrichtig, ihre Verwandte wieder zu sehen. "Amatia! Es freut mich, hier sein zu können. Danke, mir geht es sehr gut." Sie setzte sich wieder und verfolgte weiter das Gespräch, musste dann ein Schmunzeln unterdrücken, als sie Amatias Reaktion bezüglich des Themas Boot sah. Begeistert schien sie nicht davon zu sein, was Casca eher weniger verstehen konnte. Der Gedanke, ein Boot zu besitzen und es des öfteren zu nutzen, gefiel ihr – auch wenn sie sich nicht sicher war, ob ihr Magen wirklich seetauglich war. Sie bemerkte Tiberius’ Blick und lächelte kurz, ließ sich dann von einem Sklaven das Hauptmenü auftragen. "Ich weiß nicht. Ich muss gestehen, ich finde die Idee von einem Boot reizvoll. Allein der Gedanke, hinaus auf See zu fahren und einfach ein paar Tage… alleine zu sein, das klingt herrlich." Nur noch ein paar Sklaven, die sich um das Boot kümmerten. Ein versonnenes Lächeln flog kurz über ihr Gesicht, dann blickte sie wieder aufmerksam. Sie musste auch Amatia Recht geben – ein Boot zu kaufen, nur um es zu haben, nur um der Mode zu folgen oder, wie deren Mann es ausgedrückt hatte, weil in Rom Prunk alles war, hielt sie nicht für den richtigen Beweggrund. "Wenn man es tatsächlich nutzen möchte und es auch tut, folgt man dann ja im Grunde nicht der Mode… oder besser, es stört einen nicht, wenn sie dann wieder wechselt."

    Casca lächelte leicht. "Nun, die Sommermonate in Rom zählen wahrlich nicht zu den schönsten. Dennoch bleibe ich gerne hier." Zumal es im Sommer herrlich ruhig war in der Stadt, flüchtete doch jeder, der die Gelegenheit hatte, aufs Land in dieser Zeit. Als der Tribun auf die Gewohnheiten der Frauen zu sprechen kam, konnte sie ihm weder zustimmen noch beipflichten. Aber sie wusste, welche Reaktion er erwartete, und sie war, wie viele römische Frauen, über die Jahre hervorragend darin geworden, höfliche Konversation zu betreiben. "Ich neige dazu, dementsprechend früh mit den Vorbereitungen zu beginnen, um mich nicht zu verspäten. Aber manchmal lässt es sich einfach nicht vermeiden." Das Lächeln wurde etwas breiter, dass sie sowohl dem Tribun als auch ihrem Mann zuwarf. "Die Verwandtschaft zwischen Amatia und mir ist eher entfernt – unsere Großväter waren Cousins."

    In dem dunkler werdenden Zimmer musterte Casca ihren Sohn, fragte sich, was ihn wohl erwarten würde. Sie machte sich nach wie vor Sorgen um ihn. Zum Militär zu gehen, war sein sehnlichster Wunsch, sie wusste das, und das war es nun schon so lange, dass sie auch wusste, dass es weder ein Kinder- oder Jugendtraum gewesen war, der von selbst wieder vergehen würde, noch dass er sich davon abbringen lassen würde. Marcus musste und würde diesen Weg gehen, wenn er das wollte. Trotzdem zweifelte sie – nicht daran, ob ihre oder Tiberius’ Entscheidung als Eltern richtig war, ihn ziehen zu lassen, aber ob es richtig von ihm war, ausgerechnet diesen Weg zu wählen. Er wusste doch besser als jeder andere, was ihn behinderte. Casca dachte dabei weniger daran, was passieren mochte, wenn jemand bei den Kohorten herausfand, wie es um Marcus’ Gesundheit bestellt war, sondern eher, was passieren mochte, wenn er wieder einen Anfall bekam – und es musste noch nicht einmal in einer gefährlichen Situation sein. Es reichte schon, wenn er gerade am Trainieren war mit einem Kameraden, und dieser zu spät merkte, was los war. Und Marcus selbst war dies auch bewusst, sonst würde er sich nicht Gedanken darüber machen, ob er Sacadas würde mitnehmen können. Sie nahm erneut einen Schluck aus ihrem Becher, den Marcus wieder aufgefüllt hatte. Ihr selbst wäre auch wohler, wüsste sie Sacadas an seiner Seite. Der Sklave begleitete ihren Sohn nun schon lange, er kannte ihn, und er wusste, was zu tun war. Aber es führte kein Weg daran vorbei, dass Marcus, zumindest zunächst, sich allein würde durchschlagen müssen. Entgegen ihrer sonstigen Einstellung, wenn sie über ihren Sohn nachdachte, kam ihr flüchtig der Gedanke, dass es ihm vielleicht ganz gut tat, wenn er eine Zeitlang ohne Hilfe zurecht kommen musste, ohne sie, die immer hinter ihm stand, und ohne Sacadas, der bisher stets zur Stelle gewesen war, wenn er ihn brauchte, wie es sich für einen guten Sklaven gehörte.


    Einige Zeit verging in Schweigen, das erst gebrochen wurde, kurz bevor es zu dunkel wurde. Ein leises Klopfen war zu hören und kurz darauf Phila zu sehen, ihre Leibsklavin, die abwartend in der Tür stehen blieb, in ihren Händen ein langer, brennender Span. "Herrin?" Casca sah auf und winkte die Sklavin herein. "Du kannst die Öllampen anzünden. Und…" Während die Sklavin durch den Raum ging und dieser schon bald vom warmen Licht der Flammen erhellt wurde, wandte Casca sich an Marcus. "Möchtest du etwas essen?" Sie wartete seine Antwort ab und schickte Phila dann wieder hinaus, bevor sie sich erneut ihm zuwandte. "Wann wirst du Bescheid wissen? Ich denke doch, dass du einige Tests über dich wirst ergehen lassen müssen – weißt du wie lange es dauern wird, bis du endgültig aufgenommen bist?" Dass er aufgenommen werden würde, daran bestand für Casca kein Zweifel – wenn er nicht gerade einen Anfall bekam, während er untersucht wurde.

    Offensichtlich hatte sie ihm davon nichts gesagt, dass ihre Verwandte mit seinem Tribun verheiratet war, aber entgegen ihrer Erwartung schien ihn das nicht wirklich zu stören. Ihre Entschuldigung darüber, dass sie es versäumt hatte ihm davon zu erzählen, nahm er hin, ohne etwas dazu zu sagen, und für einen Moment war Casca fast erstaunt, dass nicht einmal ein tadelnder Blick kam, geschweige denn ein Kommentar darüber. Sie war sich durchaus darüber bewusst, dass es Tiberius eine Karrierehilfe hätte sein können, hätte er früher über ihre Verwandtschaftsverhältnisse mit der Frau seines Tribuns Bescheid gewusst. Aber nachdem er nichts weiter dazu sagte, schwieg auch sie dazu.


    Sie spürte, wie sein Daumen sich kurz bewegte, widerstand aber der Versuchung, das als Vorwand zu nehmen auf ihre Hände zu sehen, um seinem Blick erneut auszuweichen. Stattdessen erwiderte sie sein leichtes Lächeln, wenn auch etwas wehmütig, und neigte etwas den Kopf zurück. "Zumindest ich habe nicht wirklich viel Kontakt zu meiner Gens, das ist richtig. Ich kann mir vorstellen, Amatia geht es ähnlich." Sie nickte zustimmend auf seinen Vorschlag hin, erneut innerlich etwas verwundert darüber, dass er sie im Grunde fragte, ob sie das wollte. Es kam auf ihn an, nicht auf sie. "Wenn dir das recht ist, können wir gerne schon morgen hingehen, um die Einladung anzunehmen. Hat der Tribun irgendetwas gesagt, wann es ihm passt?"

    Casca hatte sich ebenfalls hergerichtet, passend für den Anlass – sie wusste nicht sicher, ob dieses Abendessen tatsächlich nur dem Zweck diente, Amatia und ihr die Gelegenheit zu geben sich zu treffen sowie ihren Männern die Möglichkeit, einmal außerhalb des militärischen Alltags zusammen zu kommen. Aber selbst wenn das der einzige Zweck war, war der Terentier doch der Tribun ihres Mannes, was bedeutete, dass das Essen nicht gänzlich zwanglos war, nicht für sie, in jedem Fall. Sie schwieg und überließ es Tiberius, sie dem Sklaven an der Tür anzukündigen, schwieg weiterhin, während sie hinein geleitet wurden ins Triclinium, wo sie zunächst allein waren. Lange mussten sie allerdings nicht warten, bis der Hausherr sich zu ihnen gesellte. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, während die Männer sich begrüßten, dann neigte sie ebenfalls grüßend ihren Kopf. "Salve Terentius Cyprianus. Ich danke dir ebenfalls für die Einladung – und wie mein Mann schon sagte, passt Rom hervorragend." Wäre sie nach Mantua mitgekommen? Sicherlich wäre sie das, es wäre ihre Pflicht gewesen als Ehefrau. Aber lange dort geblieben wäre sie kaum, und so war Rom für sie tatsächlich wesentlich angenehmer, musste sie hierfür doch nicht erst eine Reise planen, nur um eine Einladung zum Abendessen anzunehmen.


    Sie ließ sich auf einer Kline nieder und nickte dankbar, als Tiberius ihr einige Trauben reichte, pflückte sich ein paar ab und steckte eine in den Mund. Einer der Sklaven ging herum und schenkte ihnen Wein ein, und nachdem Casca die Traube hinunter geschluckt hatte, griff sie nach dem Becher und nippte daran. "Wie geht es deiner Frau, Tribun?"


    Sim-Off:

    Nee, Wisim werd ich lassen, denk ich. Aber danke für das Angebot :)

    Er seinerseits machte ebenso wenig Anstalten, ihre Hand zu umfassen, wie sie es umgekehrt tat – aber seine Hand blieb, wo sie war. Casca war sich nicht ganz sicher, was sie davon halten sollte, von ihren Händen, die übereinander lagen, sich berührten, und doch so aussahen, als wäre es nur zufällig so, als wären sie eigentlich getrennt. Ihre Lippen, ihr Mund schien auf einmal trocken zu sein, aber sie regte sich nicht, widerstand dem Bedürfnis, sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren oder sich sonst wie zu regen. Auch ihr Bein begann zu kribbeln, aber sie wagte es nicht, es zu bewegen, fürchtend, er könne dies als Zeichen auslegen – und seine Hand fortziehen oder die ihre tatsächlich ergreifen. Beide Varianten gefielen ihr nicht, die erste, weil es die Distanz zwischen ihnen nur verdeutlicht hätte, die sie unausgesprochen ließen, die zweite, weil die Nähe zu groß, zu ungewohnt wäre. Hatten sie je derart vertraute Gesten ausgetauscht? Einfach nur im Garten gesessen und die Hände gehalten? Casca konnte sich nicht erinnern. Nur, in der augenblicklichen Situation fühlte sie sich auch unsicher. Aber in Gegenwart Tiberius’ empfand sie selten Sicherheit.


    Eine Weile verging in Schweigen, dann ergriff ihr Mann wieder das Wort, und diesmal sah sie hoch und ihn an. "Du meinst Terentius Cyprianus?" Casca erinnerte sich daran, dass der Tribun verheiratet war mit einer Verwandten von ihr. Bei der Hochzeit war sie allerdings nicht gewesen, und augenblicklich konnte sie sich nicht erinnern, ob sie Tiberius davon erzählt hatte. Sie grübelte einen Moment, aber es erschien ihr unwahrscheinlich. Tiberius und sie hatten sich in den letzten Jahren nicht wirklich häufig gesehen, und wenn, hatten sich ihre Gespräche um Oberflächliches gedreht – und mit ihren Verwandten hatte sie ebenfalls nur sporadischen Kontakt. Sie hatte nicht gedacht, dass Tiberius sich dafür interessieren könnte, welche ihrer Verwandten geheiratet hatte, und dass deren Mann sein Tribun war, wurde ihr erst jetzt bewusst. "Er ist verheiratet mit einer Verwandten von mir, Amatia. Verzeih, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dir davon erzählt habe…" Sie hob leicht die Mundwinkel und musterte ihn dann, etwas erstaunt. Was hatte der letzte Satz zu bedeuten? Dass sie mitkam, wenn er mit seiner Frau eingeladen worden war von seinem Tribun, war selbstverständlich. Warum betonte er extra, dass er nicht ohne sie gehen wolle? "Wieso solltest du ohne mich gehen? Natürlich werde ich mitkommen. Ich freue mich über die Einladung."

    Casca meinte den unterdrückten Ärger zu sehen in der abgehackten Handbewegung, die Marcus machte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr Sohn voller Unruhe steckte, aber bei der langen Wartezeit, die die letzten Jahre für ihn bedeutet hatten, war das auch kein Wunder. Sie nahm aber ebenfalls die Besorgnis wahr, die in seinen Worten nach wie vor mitschwang. Sie lächelte. "Nun ja, als Mutter muss ich es wenigstens einmal sagen. Aber es freut mich, dass du an mich denkst." Sie sah zu, wie er seinen Becher leerte, und trank ebenfalls einen Schluck. Sie erwiderte seinen Blick ebenso offen, wissend, dass er seine Worte ernst gemeint hatte, aber nicht glauben könnend, dass Männer von derartigem Rang Interesse an ihr haben könnten. Er betrachtete sie mit dem Blick eines Sohnes, der sie liebte, daher musste er seine Überzeugung nehmen. Aber ein Teil von ihr fühlte sich doch mehr geschmeichelt, als sie sich selbst eingestehen wollte.


    Marcus’ Blick schien sich etwas zu wandeln, schien eindringlicher zu werden, und für einen Moment grübelte sie, worüber er nun wohl nachdachte, während sie einen weiteren Schluck Wein trank. Erneut blickte sie, kurz diesmal, aus dem Fenster, bevor sie zurücksah zu ihm. "Ich glaube, du kennst mehr dieser Tricks als ich. Aber gut, wer weiß, was mir einfällt. Mitunter kann ich durchaus kreativ sein." Sie lächelte, etwas versonnen, in Erinnerung versunken. Dann sah sie wieder auf. "Und denk dir nichts dabei, wie du mit mir redest. Sei aufrichtig, ja, das ist alles, was ich möchte." Sie ahnte, dass Marcus ihr nicht so recht glaubte, dass sie sich umsehen, offener werden, versuchen würde, mehr aus ihrem Leben zu holen als bisher. Sie selbst war sich nicht so sicher, ob Marcus damit Recht hatte. Sie wusste so gut wie er, dass die Einsamkeit nur noch stärker werden würde, jetzt, wo er ebenfalls ging – auch wenn er in Rom blieb. Sie musste etwas dagegen tun, irgendetwas, wollte sie daran nicht auf Dauer langsam, aber sicher zugrunde gehen. Marcus jetzt aber noch mehr zu sagen, dazu war sie sich nicht bereit, war sie sich doch selbst noch nicht sicher, was dieses Gespräch bei ihr bewirken würde. Und sie wusste auch gar nicht, was sie noch sagen sollte dazu – darüber hinaus hatte sie das Gefühl, auch Marcus hatte genug von diesem Thema, was sich auch kurz darauf bestätigte, als er etwas anderes ansprach. Hätte weiter darüber reden wollen, hätte er es getan.


    Casca zuckte leicht mit den Achseln, nippte wieder an ihrem Wein und stellte den Becher dann vorübergehend ab. "Ich weiß es nicht, wie es bei den Kohorten gehandhabt wird." Sie konnte sich allerdings nicht wirklich vorstellen, dass den Rekruten gewährt wurde, ihre Sklaven mitzunehmen. "Bei der Legion ist es für normale Soldaten nicht möglich, soweit ich weiß. Ich denke, dass es bei den Kohorten genauso sein wird… Allerdings habe ich nicht wirklich eine Ahnung."

    Casca nickte, als ihr Mann meinte, er würde die nächsten Tage mit der Prüfungsvorbereitung beschäftigt sein. "Ich wünsche dir viel Erfolg." Sie nickte erneut, als er von seiner Karriere sprach. Sie wusste, dass der Krieg ihm geholfen hatte bei seiner militärischen Karriere. "Auf Avitus ist Verlass. So wie es sein soll, in einer Familie. Aber weder er noch der Legat hätten dich unterstützt, wenn du es nicht verdient hättest, davon bin ich überzeugt." Im nächsten Moment konnte sie ein Zusammenzucken nicht unterdrücken, winzig nur, kaum spürbar, aber es war da – und sie wusste es. Sie wusste nur nicht, ob Tiberius es bemerkt hatte. Dennoch stellte sich so etwas wie ein schlechtes Gewissen ein. Nein, schlechtes Gewissen war es nicht – aber es war dennoch ein ungutes Gefühl, dass sich in ihrer Magengrube breit machte. Sie sollte nicht überrascht zusammenzucken, wenn ihr Mann nach ihrer Hand griff. Das hatten weder er verdient noch sie von ihrer Ehe gewollt. Sie unterdrückte zumindest das Seufzen, das über ihre Lippen kommen wollte, und nach einem Moment, der sich ihr zu einer Ewigkeit zu dehnen schien, drehte sie ihre Hand unter seiner, dass die Innenflächen sich nun berührten. Sie machte aber keine Anstalten, seine Hand mit ihren Fingern zu umfassen, sondern ließ die ihre bewegungslos ruhen.


    Eine Weile blieb sie so, ohne sich zu rühren, ohne etwas zu sagen. Als sie schließlich das Wort ergriff, war ihre Stimme leise, und sie sah auf den Garten hinaus, nicht ihren Mann an. "Nein. Wirklich glücklich bin ich nicht darüber", gab sie zu. "Aber es war richtig, es ihm zu erlauben. Er ist alt genug, schon längst. Er…" Sie holte Luft. Sie beide wussten, warum gerade für Marcus der Militärdienst eigentlich nicht der richtige Weg war. Und doch – Marcus war alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen, trotz der Patria Potestas. "Er muss tun, was er für richtig hält. Er hätte dir keine Ruhe gelassen, bis du früher oder später nachgegeben hättest. Ob seine… Verfassung dabei hinderlich ist, muss er für sich entscheiden." Sie schwieg wieder einen Moment, bevor sie fortfuhr. "Ich denke die Zeit ist vorbei, in der einer von uns wirklich auf ihn aufpassen kann. Ich habe langsam sogar eher das Gefühl, dass es bereits umgekehrt ist…" Wieder dachte sie an das Gespräch mit ihrem Sohn, daran, wie besorgt er sich kurzzeitig gezeigt hatte um sie. "Es war richtig", versicherte sie Tiberius erneut, wobei sie ihn diesmal ansah. Marcus hatte seinem Vater ja schon nicht verzeihen können, dass er ihn vor dem Krieg zu Hause gelassen hatte, aber er hatte sich noch gefügt. Hätte Tiberius ihm nun immer noch seinen Wunsch verweigert, Casca war sich nicht sicher, ob ihr Sohn sich das dieses Mal immer noch stillschweigend hätte gefallen lassen.