Casca meinte den unterdrückten Ärger zu sehen in der abgehackten Handbewegung, die Marcus machte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr Sohn voller Unruhe steckte, aber bei der langen Wartezeit, die die letzten Jahre für ihn bedeutet hatten, war das auch kein Wunder. Sie nahm aber ebenfalls die Besorgnis wahr, die in seinen Worten nach wie vor mitschwang. Sie lächelte. "Nun ja, als Mutter muss ich es wenigstens einmal sagen. Aber es freut mich, dass du an mich denkst." Sie sah zu, wie er seinen Becher leerte, und trank ebenfalls einen Schluck. Sie erwiderte seinen Blick ebenso offen, wissend, dass er seine Worte ernst gemeint hatte, aber nicht glauben könnend, dass Männer von derartigem Rang Interesse an ihr haben könnten. Er betrachtete sie mit dem Blick eines Sohnes, der sie liebte, daher musste er seine Überzeugung nehmen. Aber ein Teil von ihr fühlte sich doch mehr geschmeichelt, als sie sich selbst eingestehen wollte.
Marcus’ Blick schien sich etwas zu wandeln, schien eindringlicher zu werden, und für einen Moment grübelte sie, worüber er nun wohl nachdachte, während sie einen weiteren Schluck Wein trank. Erneut blickte sie, kurz diesmal, aus dem Fenster, bevor sie zurücksah zu ihm. "Ich glaube, du kennst mehr dieser Tricks als ich. Aber gut, wer weiß, was mir einfällt. Mitunter kann ich durchaus kreativ sein." Sie lächelte, etwas versonnen, in Erinnerung versunken. Dann sah sie wieder auf. "Und denk dir nichts dabei, wie du mit mir redest. Sei aufrichtig, ja, das ist alles, was ich möchte." Sie ahnte, dass Marcus ihr nicht so recht glaubte, dass sie sich umsehen, offener werden, versuchen würde, mehr aus ihrem Leben zu holen als bisher. Sie selbst war sich nicht so sicher, ob Marcus damit Recht hatte. Sie wusste so gut wie er, dass die Einsamkeit nur noch stärker werden würde, jetzt, wo er ebenfalls ging – auch wenn er in Rom blieb. Sie musste etwas dagegen tun, irgendetwas, wollte sie daran nicht auf Dauer langsam, aber sicher zugrunde gehen. Marcus jetzt aber noch mehr zu sagen, dazu war sie sich nicht bereit, war sie sich doch selbst noch nicht sicher, was dieses Gespräch bei ihr bewirken würde. Und sie wusste auch gar nicht, was sie noch sagen sollte dazu – darüber hinaus hatte sie das Gefühl, auch Marcus hatte genug von diesem Thema, was sich auch kurz darauf bestätigte, als er etwas anderes ansprach. Hätte weiter darüber reden wollen, hätte er es getan.
Casca zuckte leicht mit den Achseln, nippte wieder an ihrem Wein und stellte den Becher dann vorübergehend ab. "Ich weiß es nicht, wie es bei den Kohorten gehandhabt wird." Sie konnte sich allerdings nicht wirklich vorstellen, dass den Rekruten gewährt wurde, ihre Sklaven mitzunehmen. "Bei der Legion ist es für normale Soldaten nicht möglich, soweit ich weiß. Ich denke, dass es bei den Kohorten genauso sein wird… Allerdings habe ich nicht wirklich eine Ahnung."