Beiträge von Lucius Septimius Palaemon

    Einige Tage nach dem Mordfall auf dem Forum stand Palaemon mit ein paar seiner Soldaten vor der Porta des iunischen Anwesens. Da sie bislang bei ihren Nachforschungen nicht wirklich weiter gekommen waren, erhoffte er sich hilfreiche Informationen von der Familie der Toten.
    Einer der Soldaten klopfte laut vernehmlich an die Tür.

    [Blockierte Grafik: http://img686.imageshack.us/img686/206/rmischersoldat.jpg] | Publius Anteius


    Der Legionär Publius Anteius sah nur kurz von seinem Schreibtisch auf: „Diese Informationen gehen einen einfachen Optio gar nichts an.“ Anteius wollte das Gespräch damit eigentlich schon als beendet ansehen, als er es sich doch anders überlegte. Der Dienst des Scriba bei der XXII. würde noch viele Jahre andauern und es schadete vermutlich nicht, sich bei dem ein oder anderen Günstling innerhalb der Truppe lieb Kind zu machen.
    „Also gut. Aber dafür schuldet ihr mir etwas.“ Er stand von seinem Stuhl auf, ging zu einem Regal und nahm die oben liegende Tafel hinaus.
    "Im Bereich der Agora patroullierten am gestrigen Tag die Männer aus der zweiten Zenturie der vierten Kohorte. Ihr Zenturio ist Marcus Ostorius Structus. Und in der Nacht Soldaten des Marcus Flaminius Pilitus, Zenturio der ersten Zenturie."
    Schließlich übertrug er noch einige Namen auf eine Wachstafel, die er dem Eprier nun vor die Nase hielt.



    Cnaeus Lurius
    Lucius Laetorius Paululus
    Servius Cascellius Turbo
    Appius Papius Thermus
    Lucius Salienus Tlepolemus
    Marcus Vinius Alexandrinus
    Publius Tedius Cato
    Marcus Antonius Thyrsus
    [...]


    „Diese Männer haben das Lager gestern mit Genehmigung verlassen. Jetzt wüsste ich aber doch zu gerne, warum dein Optio das wissen will.“




    SCRIBA - LEGIO XXII

    Zitat

    Original von Thimótheos Bantotakis
    "Wohl wahr, wir wollen keinen neuerlichen Aufstand provozieren. Meine Männer haben bereits Anweisung erhalten, keine Informationen nach Außen dringen zu lassen." Die nächsten Worte des Offiziers überraschten Thimótheos nicht. Er bedeutete dem Mann sogar, ihm zu folgen. So antwortete er, während sie das Heiligtum betraten. "Du kannst sie sehen, selbstverständlich. Aber die restlichen Soldaten müssen draußen bleiben." Je mehr Leute den scheußlichen Anblick der Toten zu Gesicht bekamen, desto mehr Leute konnten davon berichten. Und das wollte der Strategos nicht. "Die Priester berichteten mir, dass die Iunia noch zu später Stunde im stillen Gebet verharrte. Das ist durchaus üblich. Viele Beamte suchen nach getaner Arbeit die Tempel auf. Doch die Eutheniarche war offenbar sogar die Letzte, die das Tychaion verließ. Es muss schon zu sehr später Stunde gewesen sein."


    Der Strategos schien an einer guten Zusammenarbeit mit den römischen Truppen interessiert, was dem Optio zumindest eine Sorge abnahm. Streitereien um Kompetenzen und Zuständigkeiten wollte Palaemon vermeiden - wenn auch nicht um jeden Preis.
    Bevor er zusammen mit dem Bantotakis das Tychaion betrat, raunte er dem Legionär Eprius Graeceius, den er als recht zuverlässig einstufte, noch einige Anweisungen ins Ohr: "Ich brauche eine Liste mit den Namen derjenigen Soldaten, die gestern im Einzugsbereich der Agora Patrouillendienst hatten. Und von denen, die sich aus anderen Gründen aus der Garnisonsstadt abgemeldet haben. Ein Schreiber des Lagerpräfekten wird sich sicher überreden lassen, mit den Informationen herauszurücken."
    Als ersten Schritt wollte der Septimier überprüfen, ob aktive Legionäre der XXII., die mit dem Dienst in der Stadt betraut waren, ihre Finger im Spiel hatten. Schwer genug; vor allem, solange die Rolle seines Legionspräfekten in der Angelegenheit nicht geklärt war.
    Schließlich wandte er sich wieder dem Prytanen zu und begleitete ihn in das Heiligtum.

    Gemeinsam mit dem Strategen betrat der Römer alexandrinischer Herkunft den Nebenraum, den die Männer der Stadtwache nun sinnvollerweise zum Totenlager umfunktioniert hatten. Palaemon hielt ein wenig Abstand zu dem leblosen Körper des Opfers, doch ein längerer prüfender Blick ließ die Brisanz des Falles noch deutlicher werden.
    "Von einem einfachen Raubmord dürfen wir wohl nicht ausgehen!" teilte er dem Strategos nun in der Sprache seiner Heimat und in dem Wissen mit, damit keine neue Entdeckung gemacht zu haben.
    "Gab es in jüngster Zeit besondere Problemstellungen, denen sie sich im Rahmen ihrer Amtsausübung verschrieben hatte? Oder offene Drohungen aus der Bürgerschaft oder einzelner Interessensgruppen gegen sie, von denen du etwas weißt?"
    Der Optio war sichtlich bemüht, eine mögliche Beteiligung aktiver römischer Legionäre vorerst nicht Thema werden zu lassen.

    "Salve, ich bin Galerius Rupus, Soldat der zweiten Centurie, Cohors II Legio XXII. Auf Anordnung meines Vorgesetzten soll ich in der Regia des Statthalters Mitteilung machen , dass gestern nacht ein Magistrat der Stadt, eine gewisse Iunia Urgulania, auf dem Forum der Stadt ermordet wurde."
    Der Legionär hoffte, dass seine Arbeit damit erledigt war und er zurück zu seinen Kameraden eilen konnte.













    "Wir sollten keine Mutmaßungen über Hintergründe der Tat anstellen, ehe wir zumindes etwas mehr Gewissheit haben. Und kein Wort nach draußen über eine mögliche Beteiligung römische Soldaten. Ich denke, wir haben grundsätzlich dasselbe Hauptinteresse: Die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten." An dieser Stelle hätte Palaemon nun noch hinzufügen können, dass er seine Hand für die Integrität seiner Kameraden ins Feuer legen würde; doch er beließ es dabei, wusste er doch selbst, dass die Legionen nunmal aus Soldaten bestanden, die so ziemlich jeden Befehl ausführen würden. Sich selbst wollte der Septimier dabei ausdrücklich nicht ausnehmen.


    Die Ankunft des Boten unterbrach ihre Unterhaltung. Der Optio überflog die Zeilen seines Praefecten und rekapitulierte dann kurz für sich selbst in Gedanken, welche Aufgaben es nun zu bewältigen galt: Den Mord an einer populären Prytanin und zudem römischen Bürgerin aufzuklären. Dabei kompromisslos vorzugehen, ohne allerdings Stadtwache und alexandrinische Bürgerschaft vor den Kopf zu stoßen. Und seinen Vorgesetzten stets auf dem Laufenden zu halten; einen Mann, der vielleicht mehr von der ganzen Angelegenheit wusste, als er vorgab. Na wunderbar! Tiridates hätte es einfacher haben können und sich nach seiner Zeit bei der Flotte eine zivile Beschäftigung suchen können. Aber daran durfte er jetzt nicht denken. Stattdessen antwortete er dem Strategen, ohne aber auf den Inhalt der Nachricht genauer einzugehen:
    "Ich möchte die Tote sehen. Aber zuerst würde mich noch etwas interessieren. Hast du eine Ahnung, was sie zu dem Zeitpunkt hier zu suchen hatte? Oder werden die Amtsstuben der Prytanen oft bis spät in die Nacht genutzt?" Unter künstlichem Licht von Kerzen und Öllampen war längeres Lesen und Schreiben nun einmal recht beschwerlich.

    Noch ehe sich die Römer auf die Suche hatten machen können, waren sie ihrerseits bereits von den Männern der Stadtwache entdeckt worden. Offenbar hatten die Wächter umsichtig reagiert und sofort Maßnahmen ergriffen, um Ordnung und Sicherheit in der Metropole zu gewährleisten.
    Palaemon und seine Männer folgten dem Hauptmann mit der knarrenden Aussprache zum Kuppelbau des Tychaions und der Optio verbrachte die wenigen Augenblicke, die er auf das Erscheinen des Strategen warten musste, damit, über mögliche Auswirkungen dieses neuerlichen Unheils nachzudenken. In seiner Kindheit, als er noch nicht den Namen Septimius Palaemon geführt hatte, sondern als Tiridates durch die Straßen Alexandreias gezogen war, hatte er sich nur wenig um die sozialen und kulturellen Spannungen gekümmert, die seine Heimatstadt plagten. Und nun als römischer Soldat und sozusagen Mittelsmann zweier Welten konnte er immer noch wenig Verständnis für so manche Ereignisse aufbringen.
    "Unser Praefectus und der Statthalter werden unterrichtet, keine Sorge", antwortete der Optio dem Strategos, als dieser schließlich zu ihm trat. Zugern hätte sich Palaemon seiner Muttersprache bedient, doch wusste er, dass seine Kameraden in der Legion dies nicht gutheißen würden und so benutzte auch er die Sprache seiner zweiten Heimat.
    "Sag, stimmt es, dass die Iunia die Tote ist? Dann wirst du vielleicht verstehen, dass wir uns, was die weitere Vorgehensweise angeht, mehr als nur einmischen müssen." Dabei musterte Palaemon den Strategos und versuchte einzuschätzen, ob mit dem jungen Mann eine gute Zusammenarbeit möglich sein würde.

    Der Bote, den der Optio Septimius zurück in das Legionslager gesandt hatte, wurde aufgrund der Bedeutung seiner Nachricht sofort vorgelassen. Er grüßte vorschriftsgemäß und übergab dann die unter Zeitdruck auf einen Fetzen niedergekritzelte Botschaft des Optio.


    Salve Praefect
    Ungewöhnliche, vielleicht folgenschwere Nachricht empfing uns bei unserer Patrouille. Glaubhaften Berichten zufolge ist die Iunierin, die Prytanin, letzte Nacht ermordet worden. Wir sind dabei, den Fall zu untersuchen und haben vor, von der Stadtwache die Führung bei den weiteren Geschehnissen zu übernehmen. Wenn du sofortige Anweisungen hast, steht der Bote bereit, sie zu überbringen.


    Optio Septimius Palaemon





    Der Optio hatte sich vorgenommen, von der Ports Solis im Osten der Stadt erst einmal die Hauptstraßen entlang Richtung Agora zu marschieren und dort Richtung Hafen abzubiegen, wo das Haupteinsatzgebiet der heutigen Patrouille liegen sollte.
    Weit waren sie jedoch noch nicht gekommen und obwohl seit Sonnenaufgang erst wenige Stunden vergangen sein durften, erreichten auf ihrem Weg den Meson Pedion, den zentralen Platz der Stadt, entlang bereits die ersten Gerüchte über das Ereignis der letzten Nacht ihre Ohren.
    Am südöstlichen Ende der Agora schließlich, dort wo sich Gymnasion und Theater gegenüberliegen, sorgte ein kundiger Hauptmann der Stadtwache dafür, dass aus den unheilvollen Gerüchten für die Römer Gewissheit wurde. Eine tote Römerin! Dazu wohl noch die einzige, die über die Grenzen der römischen Gemeinde hinaus in Alexandria Bekanntheit erlangt hatte. Und auch noch Hinweise, die auf eine Beteiligung römischer Soldaten hindeuteten? Palaemon mochte es kaum glauben.
    Jedenfalls genug Gründe dafür, dass alles Weitere unverzüglich in die Hände der römischen Garnisonstruppen überzugehen hatte. Palaemon überlegte einen Moment - er und seine Männer schienen die ersten Soldaten zu sein, die den Ort des Geschehens betraten - dann gab er seinen Leuten Anweisung: Ein Bote wurde zur Residenz des Statthalters geschickt, ein weiterer verließ die Agora umgehend in Richtung Nikopolis, um den Praefekten von dem Vorfall zu unterrichten.
    "Graeceius und Rufo! Findet heraus, wo man das Opfer hingebracht hat!" Die Stadtwächter würden sie wohl kaum am Fundort herumliegen lassen haben. „Dann sehen wir zu, dass wir einen Verteter der Stadt ausfindig machen.“ Der Septimier blickte sich schon einmal nach einem solchen um.

    Nach etwa einstündigem Fußmarsch waren die Stadtmauern Alexandrias erreicht. Palaemon hatte seit seiner Rückkehr aus Italia wenig von seiner Heimatstadt gesehen, war er doch direkt nach seiner Ankunft im Hafen nach Nikopolis gegangen, um den Dienst in der Classis gegen den bei der XXII. Legion einzutauschen.
    "State!" rief er seinen Soldaten zu, so dass sie einige passus vor dem Tor zum Stehen kamen. Der Optio ging zu den Stadtwachen am Tor, um die Patrouille anzukündigen und einige Worte mit ihnen zu wechseln.
    Das war zwar eigentlich nicht nötig, aber Palaemon, der in seinem Herzen immer noch ein halber Alexandriner war, legte Wert auf ein gutes Verständnis zwischen Römern und Einheimischen.

    Als alle Legionäre angetreten waren, begann der Septimier zu sprechen:
    "Glückwunsch, Männer! Ihr seid nun vollwertige Mitglieder der XXII., weswegen ihr heute auch gleich zu eurer ersten Patrouille in Alexandria eingeteilt seid."
    Nach einer kurzen Gedankenpause fuhr der Optio fort."Dazu vorab einige Erklärungen: Wir werden die Stadt durch die Porta Solis betreten und über die Hauptstraßen zum Hafen marschieren, wo unser Hauptaugenmerk liegt. Niemand trennt sich ohne ausdrücklichen Befehl von der Einheit. Für die Sicherheit in der Stadt und alltägliche Kleinigkeiten wie die Aufsicht über ihre Märkte ist in erster Linie die Stadtwache zuständig. Wir unterstützen diese falls nötig, provozieren die Einheimischen nicht, greifen aber durch, wenn die römischen Interessen berührt werden.
    Gibt es hierzu noch Fragen?"

    Am Tag eins nach Beendigung ihrer Grundausbildung hatte Septimius Palaemon die neuen Legionäre erneut auf den Campus rufen lassen. Diesmal allerdings nicht, um weitere Übungen durchzuführen, sondern um vor dem anstehenden Patrouillenmarsch durch Alexandria einige grundlegende Hinweise zu geben und Missverständnisse bezüglich ihrer Aufgaben im Vorraus aufzuklären.
    Der Optio wartete noch ein wenig, bis alle Männer, die ihre Ausbildung erfolgreich überstanden hatten, vollzählig angetreten waren.

    Wie alle anwesenden Soldaten der Legio XXII. lauschte auch Palaemon dem Mann, den er zwar nicht persönlich kannte, der ihnen aber als nun außer Dienst gestellten Praefectus Castrorum vorgestellt worden war. Vibulanus Worte riefen ein kleines, unscheinbare Schmunzeln in des Optios Gesicht hervor, aber er nahm sich vor, sie gelegentlich in Erinnerung zu rufen und während seiner Dienstzeit - aber auch hinterher - danach zu handeln.

    Insgesamt lief es beim zweiten Durchgang schon bedeutend besser, auch wenn das ein oder andere Mitglied der Gruppe sicherlich nicht zu einem Experten in der Handhabung der Geschütze taugte. Palaemon entschied, es für diesen Tag dabei zu belassen.
    "Das wars für heute! Baut die Geräte ab und bringt sie zurück ins Armamentarium. Wie es für euch weitergeht, erfahrt ihr dann von mir oder einem anderen Vorgesetzten. Abite!"


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    Dann wandte er sich wieder an Posca: "Centurio, ich denke, die Männer sind gut gerüstet für den Dienst bei den Adlern."

    In ihren gut gepflegten, matt glänzenden Paradeausrüstungen hatte Palaemon mit seiner Centurie Stellung bezogen. Noch waren sie sich über den genauen Grund des Aufmarsches im Unklaren, doch Gerüchte über den Abschied des Lagerpraefekten machten bereits die Runde.