Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    "Ups." dachte sich wohl der eine Kamerad, der etwas vorschnell war. Kaum hatte er die Rüge des Centurio vernommen, passte er sich dem Schritt des Rests an.
    Einige der anderen probati, darunter Titus, überprüften vorsichtshalber, ob sie nicht auch zu schnell waren, sahen aber, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Sie alle waren durchaus im Tempo.


    Sogar Licinus schien diesmal zufriedenzusein.

    "Mein Gott, manche keuchen schon." dachte Titus ein wenig überrascht. Es war vergleichsweise warm an diesem Tag und der Stress, eine gute Figur zu machen, inklusive der ungewohnten langen Bewegungen sorgte zusätzlich dafür, dass man ins Schwitzen kam. Vom Keuchen allerdings sollte man noch lange entfernt sein.


    Der junge Decimer fing an, sich zu fragen, ob manche der jungen Männer von ihren Familien gezwungen worden waren, in die Legion einzutreten; weil es in der Tradition lag oder als ehrenhaft galt. In der Auxilia hätte er es verstanden, wenn sich Menschen meldeten, denen die Sportlichkeit nicht unbedingt im Leibe saß, denn die wollten das Bürgerrecht, aber hier .... - "Hey." ging ihm ein Licht auf. "Ich laufe schon fast ein bisschen automatisch."
    Viel Zeit zur Freude blieb ihm allerdings nicht, denn kurz darauf mussten sie halten.


    Als der Centurio befahl, die Geschwindigkeit der Schritte zu erhöhen, zog der Kamerad rechts von ihm hörbar die Luft ein. Titus war sich nicht sicher, ob der Centurio es mitbekommen hatte, doch er selbst hatte es deutlich vernommen. "Er wird sich sicher noch daran gewöhnen." sagte er gedanklich zu sich selbst und beschäftigte sich dann nicht weiter mit den Geräuschen, die in seiner unmittelbaren Nähe abgesondert wurden.


    Viel interessanter war, dass der Centurio sie darüber aufgeklärt hatte, dass der legatus den campus betreten hatte. Er würde sich sein Gesicht merken, so wie er sich jedes Gesicht merkte, das er einmal gesehen hatte.


    Auf den nächsten Befehl hin setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung, schneller, wie erwartet. Einige helle Köpfe taten sich daran, eine besonders gute Figur zu machen und besonders eifrig zu erscheinen, denn sie wussten, dass der erste Eindruck so ziemlich der wichtigste war und wenn man genau hinhörte, dann tanzte auch in der Stimme des Centurio der nicht ausgesprochene Befehl, sich diesmal besonders ins Zeug zu legen.

    Sie liefen, standen, wendeten, liefen erneut.


    Beim zweiten Durchgang wurden die Befehle schneller. Sie schossen durch die Luft, schwungvoll wie Pfeile.
    "Wie schön." dachte Titus. "Schnelles Laufen liegt mir mehr, als langsames Schreiten." - auch wenn er sich nun stärker darauf konzentrieren musste, den Worten des Centurio zu folgen.


    Aus den Augenwinkeln nahm Titus einen fremden Mann wahr, der den campus vor Kurzem betreten haben musste. Er kannte ihn vom Sehen noch nicht, hatte aber den Eindruck, dass er einer der höherrangigen Bewohner der castra sein musste, der sich schon weitaus längere Zeit, als er selbst hier aufhielt.


    Auch wenn sein Interesse nun geweckt war, lernte er doch gern fremde Gesichter kennen, entschied er sich recht schnell dazu, sich nicht lange ablenken zu lassen. Wie hätte er auch, hätte er die Reihe zum Stocken gebracht, dem Centurio erklären sollen, dass seine Gedanken für einen kurzen Moment, von ihm selbst und seinen Kameraden Abstand genommen hatten.
    Nicht hier, auf dem Exzerzierplatz und schon gar nicht am ersten Tag.

    Sim-Off:

    Ups, wenn ich jetzt so lese, hast du recht. Da war ich wohl etwas voreilig. 8o


    Auf den Befehl "Probati consistite!" hin schienen einige der probati, darunter auch Titus, verwirrt. Doch da sie alle ihrer eigenen Sprache mächtig waren und dies am logischsten erschien, machten sie halt, setzten, wie vorher geübt, ihren rechten hinter den linken Fuß und wendeten. Auf den dritten Befehl hin marschierten sie wieder hoch konzentriert los.


    "Das kommt davon, wenn man nicht richtig zuhört." dachte Titus grummelnd.


    Er musste sich noch ziemlich anstrengen, um mit den anderen Schritt zu halten. Da er eher zur ungestümen, schnellen Sorte gehörte, fiel es ihm manchmal etwas schwer, sich in den vergleichsweise langsamen Takt des Marschierens einzuordnen - rein körperlich zumindest, vom Verstand her wusste er, dass es niemandem etwas bringen würde, wenn er seine Schnelligkeit bewies, indem er sich eilig durch die Reihen drängte und allen voran zuerst wieder beim Centurio eintraf. Nicht hier, auf dem campus und noch weniger in einer der Schlachten, in die er zu späterer Zeit vielleicht einmal geschickt werden würde.


    "Vielleicht wird es schwieriger, wenn wir später noch unser Marschgepäck mitführen und länger, als ein paar Meter marschieren müssen." dachte er.

    "So, da ihr nun in Richtung des campus steht beginnen wir damit euch das laufen beizubringen."
    Welch ein Satz. Nicht verwunderlich, dass einige der probati verstohlen grinsten. Vermutlich hatten, zumindest die letzte Hälfte, schon einige vor langer, langer Zeit von ihrer Mutter oder Amme gehört - und nun versuchte es der Centurio ein zweites Mal.


    Und schon ertönte es "Lae-" - rechter Fuß - "(v)um" - linker Fuß - und wieder rechts, links, rechts, links ....


    Man konnte die Spannung förmlich spüren. Niemand wollte einen Fehler machen, denn jeder der jungen Männern wusste, bliebe er stehen, hätte er sofort einen anderen Mann im Rücken bzw. - im Falle der letzen Reihe - hinkte dem Vordermann auffällig weit hinterher.


    Titus sah nach vorn. Es sah gut aus, wie sich die Reihen vor ihm bewegten. Wie wohl sah es für den Centurio aus? Den, der ganz vorn steht und den Überblick über alles hat?
    In Vestinus Augen war eines ganz sicher: Marschierende Legionen hatten etwas Beruhigendes. Es wirkte so geordnet, diszipliniert und - in einem guten Sinne - vorhersehbar. Alles war im Takt.


    Schade, dass er nicht fliegen und einen Blick von oben auf sich selbst und seine Kameraden werfen konnte.

    An manchen Stellen war ein leichtes Aufatmen zu hören. Anscheinend hatten sie es geschafft, den Decurio zumindest ein bisschen zufriedenzustellen. Immerhin begann er nun mit der nächsten Übung und das deutete allem Anschein nach darauf hin, dass er sie für keine ganz hoffnungsvollen Fälle hielt.


    Titus fragte sich, was wohl als nächstes kommen würde. Am liebsten wollte er schon jetzt zur Waffe greifen und den Kampf mit den unterschiedlichsten dieser Waffen kennenlernen. Doch ihm war klar, dass dem "Vergnügen" die Trockenübungen vorausgingen. "Was bringt auch ein Soldat, der sich nicht einmal richtig bewegen kann?" gestand er sich ein.


    "Movemini!" ertönte es und daraufhin stellten sich die Legionäre in spe in Grundaufstellung, um sich kurz darauf, wie befohlen in die andere Richtung zu bewegen.
    Allzu schwer war es nicht. Im Prinzip waren auch alle notwendigen Schritte deutlich gesagt worden.
    So setzte Titus seinen rechten Fuß hinter den Linken, behielt das Gleichgewicht und drehte sich in einem Ruck um.


    Am Ende standen alle wie vorhergesagt; die hintere Reihe ganz vorn und die erste nun ganz hinten.
    Bis auf die Tatsache, dass sich nicht alle gleich schnell bewegten, klappte die Sache schon ganz gut - und auch die Spaßvögel, die am Anfang des Tages eine Rauferei hatten beginnen wollen, hielten sich diesmal zusammen. So dumm, ihre Soldatenkarriere gleich am ersten Tage aufs Spiel zu setzen, schienen sie also doch nicht.


    Titus war sich sicher, dass dieser Vorgang, dieser Befehl später vermutlich sehr mechanisch wirken, dafür aber auch gleichförmig und damit ästhetisch aussehen würde.

    Und wieder rasten die Befehle in lautem Ton über den campus in das Ohr eines jeden Soldaten.


    Diesmal ging alles schneller. Selbst die, die eben noch die Schultern hatten hängen lassen, waren durch die Anfuhr so aufgeschreckt, dass sie ihr Bestes taten, um möglichst schnell und genau zu handeln.


    Erst standen sie stramm und dann in einer Linie.
    Es klappte besser, als beim letzten Mal.
    Auch Titus war hoch konzentriert. Er versuchte, die ganze Zeit, geradeaus zu sehen, richtete nur auf "Acies dirigite" hin seinen Blick kurz nach unten, um seine eigenen mit den Fußspitzen der anderen zu vergleichen.


    Dann standen sie wieder genauso stramm und steif wie zuvor.

    Er wusste es. Der Centurio war sauer.
    Da waren die zehn Liegestütze nur die logische Folge.


    Murrend, hier und da, eifrig an anderer Stelle begaben sich die probati zu Boden und begannen mit der Übung. Einige schneller, als andere.


    Titus hörte, wie einer seiner Nachbarn leise vor sich hinfluchte und der Meinung war, dass er perfekt gestanden und es nur der Dummheit der anderen zu verdanken hatte, dass er nun ebenfalls bestraft wurde.
    Er konnte sich denken, dass andere an anderer Stelle das Gleiche taten.


    Zum Glück machten dem jungen Decimer die zehn Liegestütze nichts aus. So viele waren es nicht, seiner Meinung nach. So war er dann auch einer der knappen Hälfte, die nach getaner Übung stramm, statt träge standen.

    "Dieser Spott in der Stimme" dachte Titus mit ausdrucksloser Miene, als der Centurio begann, die Haltungen der probati zu bewerten. "Da stimmt sicher was nicht.


    Am liebsten hätte er noch einmal an sich heruntergesehen oder gar seinen Körper von außen betrachtet, um zu prüfen, ob bei ihm ein offensichtlicher Fehler vorlag. Doch beides scheiterte an der Umsetzbarkeit, denn zum einen wagte er nicht, sich zu bewegen, zum anderen hatte er bisher von niemandem gehört, der seinen Körper verlassen und anschließend erfolgreich wieder hineingeschlüpft war.


    Dann kam die Antwort. Die Füße, die verdammten Füße.
    Ja, es waren nur ein paar Zentimeter und zuerst hob den jungen Decimer dieser winzig kleine Unterschied nicht an, doch als der Iulier in lautem Ton zu verstehen gab, dass dies bei Paraden keinen guten Eindruck machte, dämmerte dem jungen Mann, dass es nicht nur auf Zentimeter, sondern auf Millimeter ankam, wenn es darauf ankam, sein Reich und den Kaiser zu repräsentieren.


    "Aaaaacies diiiiirigite!" sollte nun die Lösung bringen. Kaum ausgesprochen, scharrten achtzig tippelnde Sandalen auf dem Sand, die versuchten, ihre Füße nach denen ihrer Nachbarn auszurichten.
    Die dritte Reihe hatte sich in ihrer Bemühung, auf einer Linie zu stehen, so weit vorbewegt, dass ein Teil der probati ihren Vordermännern in die Hacken stieß. Überrascht tippelten sie wieder nach hinten. In einigen anderen Reihen hingegen sah es kurzzeitig danach aus, als ob die Linie eher schräger, als gerader wurde.


    Es dauerte - ein paar Minuten lang. "Viel länger, als es dauern sollte." dachte Vestinus, der eine dumpfe Ahnung davon hatte wie die nächsten Worte des Centurio wohl lauten würden.
    Doch dann endlich standen sie. Besser nun, ihrer Meinung nach.

    Nun, da der Centurio die beiden Fragen des jungen Mannes so ausführlich erläutert hatte, fühlte Vestinus sich etwas klüger und war sich sicher, dass all seine Fragen bis zu diesem Zeitpunkt zunächst geklärt waren.
    Er bedankte sich bei Centurio Licinius.


    Ein Blick in die Reihen der anderen ließ Titus erahnen, dass auch diese vorerst nichts weiter wissen wollten. Zumindest machte niemand in seiner näheren Umgebung den Anschein, momentan von Wissensdurst, zumindest theoretischer Natur, erfüllt zu sein.

    Diesmal musste Titus eine noch höhere Aufmerksamkeit aufbringen als bei den letzten Informationen, die der Centurio über die Köpfe seiner probati hatte rieseln lassen.


    Er nahm sich einige Sekunden Zeit, um das Vernommene zu ordnen und versuchte, es gleich in sein Gedächtnis einzuprägen, schließlich wollte er später nicht dastehen und dann nicht wissen, wer wer ist, welchen Titel er trägt und was das zu bedeuten hatte.


    Zwei Fragen hatte er dennoch und nach kurzem Zögern traute er sich auch , diese zu stellen.
    "Mich würde interessieren, nach welchen Kriterien der pilus prior und primus pilus ausgewählt werden. Ich vermute, die Ränge werden nach Dienstzeit vergeben - oder liegt es an besonderen Leistungen innerhalb der Legion?" Er machte eine kurze Pause. "Ebenso würde mich interessieren, welche Aufgaben die tribuni angusticlavii haben."


    Er hielt inne und hoffte auf eine Antwort.

    Titus schloss die Augen, so wie er es immer tat, wenn es galt, viele neue Informationen auf einmal aufzunehmen. Prompt wurden ihm einiger der Begriffe etwas klarer und er freute sich, die bisher undurchsichtigen Bezeichnungen nun besser zuordnen zu können.


    Sein contubernium war also seine Familie. "Eine recht schweigsame Familie." dachte er. Hatten doch seine Kameraden am Abend zuvor und auch am Morgen dieses Tages nicht viel gesagt. Mit Sicherheit jedoch würden erste Konversationen entstehen, sobald sie etwas längere Zeit miteinander verbracht hatten.


    Als der Centurio geendet hatte, schienen keine Fragen übrig zu sein, denn auf die Frage hin, ob noch etwas unklar sei, kamen keine Reaktionen, mit Ausnahme des üblichen Schweigens, welches hier öfters herrschte, sobald Centurio Licinus vor ihnen stand.
    Titus war sich nicht ganz sicher, ob wirklich alle wirklich alles verstanden hatten oder sich nur nicht trauten, noch einmal nachzufragen, aus Angst, verspottet zu werden. Er jedoch hatte begriffen.

    Nun war es also soweit. Kaum im Lager angekommen, marschierte er auch schon wieder heraus. Das hätte er sich nicht träumen lassen, dachte er doch vor Kurzem noch, dass es eine lange Zeit dauern, bis er seinen Fuß das nächste Mal auf anderen, als den Lagerboden, setzen würde.


    Wie befohlen, hatte der junge Decimer sich in die hinteren Reihen der Kolonne begeben, dahin, wo die mulis waren und verfolgte von dort aus aufgeregt das Geschehen.
    Mit Sicherheit war dies weder der beste, noch der aufregenste Platz, den ein junger Mann mit Hang zum Abenteuerlichen hätte einnehmen können, allerdings gestand sich Titus ohne Zweifel ein, dass er nichts als ein gehöriger Grünschnabel war, der froh sein konnte, nicht weiter vorn zu stehen und am Ende nur damit aufzufallen, dass er seinem Vordermann in die Hacken trat.


    Er staunte, als sich die Kolonne in Bewegung setzte.
    Vermutlich hatte kein anderer der Männer diese Gefühlsregungen, aber auf jemanden, der diesen Anblick zum ersten Mal sah, wirkte das Ganze doch sehr imposant. Titus war sich ziemlich sicher, dass es nicht allein der Anblick der großen Menge war, die sich vor ihm erhob, es war vielmehr die Disziplin und die Ordnung, mit der alles von Statten ging. Jeder kannte seinen Platz und niemand tanzte aus der Reihe. Wie eine einstudierte Choreographie, bei der jeder wusste, was als nächstes kam und doch wirkte die Sache nicht aufgesetzt.
    Am liebsten hätte er seine Gedanken mit jemandem geteilt, doch dazu war jetzt nicht die Zeit. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen und außerdem war er nicht der Mann, der einfach auf einen Fremden zutrat, um mit dem über seine Gefühle zu reden.


    So marschierte er einfach still vor sich hin und dachte über die Tage nach, die nun folgen würden.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist in Ordnung so, dass ich gleich hinten bei den mulis bin, da ich ja von Licinius als Unerfahrener im Vorfeld in diese Reihen eingeteilt wurde. Wenn ich allerdings erst zu meinen Kameraden und dann nach hinten soll, editiere ich das hier gern auch nochmal.

    Stille kehrte ein, als der Centurio durch die Reihen marschierte, um die Haltungen zu überprüfen, die seine probati eingenommen hatten, nur hier und da hörte man das Knirschen des Sandes, immer dann, wenn der Centurio einen Fuß vor den anderen setzte.
    Er tadelte, viel und oft, doch angesichts der Tatasache, dass die jungen Männer soeben ihren ersten Tag auf dem campus verbrachten, war dieses Verhalten wohl nur allzu notwendig.
    Zugegebenermaßen waren einige der Sprüche sogar recht lustig, zumindest dann, wenn man nicht derjenige war, an den die Worte gerichtet waren.


    Titus war mit seiner Haltung eigentlichen zufrieden. Seiner Meinung nach sah seine state Haltung genauso aus, wie der Centurio sie beschrieben hatte. Als er jedoch erfuhr, dass die Neigung seines Rückens einen guten Platz für eine Schlittenfahrt geboten hätte, errötete er leicht und versuchte, sich etwas gerader hinzustellen. Da war ihm doch glatt ein Fehler unterlaufen, aber immerhin sah er nicht annähernd so unruhig aus, wie der junge Mann vor ihm, der seinen Kopf beständig in alle ihm möglichen Richtungen drehte, vermutlich um herauszufinden, ob sich der Centurio schon in der Nähe seiner Reihe befand.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Centurio sich alle angeschaut und gab ihnen den Befehl, sich wieder in normale Haltung zu begeben.
    Erleichtert entspannte Vestinus sich. Er war sich sicher, dass er es mit der strammen Haltung etwas zu ernst genommen hatte und seinen gesamten Körper beim nächsten Mal nicht so sehr anspannen sollte, wie bei diesem Versuch. Aber irgendwann würde es wohl von allein funktionieren, denn wie der Centurio sagte, so war auch Titus davon überzeugt, dass diese Haltung, vor allem im Umfeld eines Lagers, wohl bald in Fleisch und Blut eingehen würde.

    Laufen, sehr gut. Vestinus liebte diese Disziplin und war sich gewiss, dass er hier auf dem campus endlich richtig testen konnte, wo nun wirklich seine Grenzen lagen. Zu Hause hatte er schon fast keine Gegner mehr, die in einem Wettrennen gegen ihn antreten wollten.
    Er schaute sich um, prägte sich ein, an welchem Fähnchen er stand und wer neben ihm, dann setzte er sich, wie auch der Rest des Trosses, in Bewegung.
    Er atmete ganz gleichförmig und hatte so keine Schwierigkeiten, locker mitzuhalten. Nach wenigen Sekunden war er bereits an der Spitze angelangt, preschte aber nicht weit voraus, da er sich nicht gleich Feinde unter den Kameraden machen und am Ende als Schleimbeutel dastehen wollte.


    Während er genüsslich Schritt vor Schritt setzte, fiel ihm erst richtig auf, dass der Centurio sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. "Schau an." dachte er. "Der Centurio läuft ebenfalls. Das hätte ich nicht gedacht."
    Bisher beschränkten sich die Erfahrungen des jungen Decimer, die er mit Anweisung gebenden Personen gesammelt hatte, darauf, dass sie befahlen und andere ausführen ließen. Dieser Mann schien das anders zu halten. So anders, dass Titus nicht umhin kam, ihm eine stilles Lob auszusprechen.


    Ein paar Minuten später kehrten die probati an ihren Platz zurück. Völlig verschwitzt und hier und da keuchend und nach Luft schnappend. Einigen wenigen jedoch schien der Lauf nicht sehr viel ausgemacht zu haben. Mit Stolz, zu ebenjenen zu gehören, stellte sich Titus wieder stramm hin und wandte seinen Blick nach vorn.

    Die Stimme des Centurio schallte über den Platz und hatte die gleiche Wirkung wie ein Eimer Wasser, der gerade über eine Flamme gegossen wurde. Mit einem Mal verstummte alles Gemurmel und auch die wenigen Balgerein hörten auf.


    Als dann auch die letzten ihren Platz gefunden hatten, quetschten die Männer auf Befehl des Centurio ein zerknischtes "Verstanden." durch ihre Zähne.


    Ein definitiv minimal reuiges Gemurmel, das den Centurio dazu veranlasste, sich erneut und etwas lautstärker zu versichern, ob seine probati diesmal wirklich verstanden hatten.
    "Verstanden!" brüllten sie diesmal aus einem Mund.


    Danach kehrte wieder Stille ein und wie auch seine Kameraden, schaute Titus erwartend dem Befehl entgegen, der als nächstes kommen würde.

    Noch etwas erschöpft von den Strapazen des ungewohnten Übungsmarsches marschierte Vestinus am Morgen mit einigen anderen probati dem Centurio nach auf den Exzerzierplatz.


    Ein Blick in die Gesichter der anderen verriet ihm, dass er nicht der Einzige war, der sich wünschte, noch im Bett zu liegen.
    Es war zwar nicht so, dass sich die Betten besonders gemütlich anfühlten, doch war es deutlich weniger anstrengend, sich darauf aufzuhalten, als sich an einem brennend heißen Tag schon frühmorgens auf den campus zu begeben.
    Viel Zeit für derlei Gedanken blieb den jungen Männern allerdings nicht, denn kaum auf dem campus angekommen, bekamen sie schon den ersten Befehl.


    Auf den ersten Blick klang es nicht schwierig, was der Centurio da von ihnen verlangte, doch schon wenige Sekunden später sollten sie eines besseren belehrt werden, denn mit plötzlich erwachendem Feuereifer stürzten 80 Mann auf die Fähnchen zu.


    Niemand, so schien es, wollte besonders langsam oder unwillig erscheinen und sich am Ende vorzeitig den Zorn des Centurios zuziehen. Was eben noch Kameraden waren, schienen nunmehr wildgewordene Tiere, die sowohl links, als auch rechts an Vestinus vorbeistürmten, nur noch erpicht darauf, als erster einen der Plätze zu ergattern.
    Titus beeilte sich ebenfalls und fand schließlich einen freien Platz an einem der gelben Fähnchen in der vierten Reihe. Er stellte sich stramm hin und beobachtete das übrige Geschehen.


    Lächerlich sah es wohl aus für jemanden, der schon länger als ein paar Tage in der Legion weilte. Wie eine Ameisenkolonie, die panisch umherwuselte.
    Noch immer suchten einige probati nach einem freien Platz und zwar mit mehr oder weniger fairen Mitteln, wie Titus sich eingestehen musste, als er beobachtete, wie ein probatus in einer der hinteren Reihen einen anderen von dessen Platz zu schubsen versuchte, um diesen für sich zu beanspruchen.